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in Betracht, von wo aus die Ware nach Makedonien und Albanien weiterverkauft wird. In geringem Maßstabe beteiligten sich am Importe noch Prevesa, Janina und Skutari für Albanien, Uesküb für Albanien und Make donien, Kavalla und Monastir für Makedonien allein. Der Geschäftsverkehr war im abgelaufenen Jahre trotz der teilweise noch prekären poli tischen Lage im Inlande und der infolge der Baumwollhausse in die Höhe geschnellten Preise ein lebhafter. Es wurden auch be deutend höhere Einfuhrziffern, und zwar nicht nur in der Textilbranche, sondern auch in anderen Zweigen, z. B. in dem Kurzwaren- und Konfektionsgeschäfte, erzielt. Der Um stand, daß die hiesigen Grossisten noch vom Vorjahr her über bedeutende Vorräte ver fügten, gestattete es ihnen, anfänglich den er höhten Preisforderungen der Fabrikanten gegenüber eine gewisse Zurückhaltung zu be obachten. Es kostete die Fabrikanten daher eine nicht unerhebliche Mühe, ihre Preise durchzusetzen; dies gelang ihnen erst, als die Preissteigerung immer fühlbarer wurde und selbst der Einkauf von Vorratsware (Stocks) sich immer schwieriger gestaltete. Nunmehr gaben die hiesigen Kunden nach und setzten nun ihrerseits alles daran, um auch die Pro vinzkundschaft von der höheren Preislage zu überzeugen und den erhöhten Einkaufspreis auf die Abnehmer zu überwälzen. Bei den regelmäßigen Reisen, welche die hiesigen Grossisten nach den Produktionsländern unter nehmen, ferner angesichts des Umstandes, daß einige bedeutende Platzfirmen in Manchester und Bradford Einkaufsstellen (eigene Nieder lassungen) besitzen, hatten die Importeure immer noch den Vorteil, verhältnismäßig billiger einkaufen zu können, als dies durch Handelsagenten der Fall gewesen wäre. Hat doch die Erfahrung gelehrt, daß der Fabri kant bei direktem Verkehr mit dem Händler immer zu größeren Konzessionen bereit ist als im Korrespondenzwege. Eine Reihe von Firmen dieser Branche hat sich auf dem Platze etabliert und betreibt hier teils das Engros-, teils das Detailgeschäft. Die Lagerbestände sind im allgemeinen recht bedeutend, sodaß mit einem lebhaften Frühjahrsgeschäft gerechnet wird. Die Zahlungsbedingungen und Handels usancen im Textilwarengeschäfte sind diesel ben geblieben; es wird auf sechs Monate Ziel oder mit 6 Proz. gegen Kasse gehandelt. Im letzteren Falle zieht sich aber die Zahlung auf vier, sechs, auch acht Wochen hinaus, nach welcher Frist die Händler immer noch den Kassaskonto abzuziehen pflegen. Im all gemeinen sind die Händler solid und nur in einzelnen Fällen etwas schwer zu behandeln. Seiden war en. In Seidenstoffen (Damast, Seidensatins, Fantasie - Seidenstoffen für Da men etc.) ist Italien (besonders Como) mit 80 Proz. der Gesamteinfuhr vorherrschend. Geringere Quantitäten kommen aus Frankreich und der Schweiz. Jedenfalls steht Frankreich in diesem Artikel weit hinter Italien zurück. Rohseidengewebe finden hier wenig Absatz. In Bändern (für Wäsche-, Kleider-, Hut- und Schuhwerkgarnituren) in Breiten von 2 mm bis 30 cm und von 0,60—15 m Länge werden billige Qualitäten zum größten Teil in Öster reich gekauft. Feinere Ware kommt aus schließlich aus Frankreich, und zwar beträgt die Einfuhr aus der österr.-ungar. Monarchie za. 24000 Irs., aus Frankreich 35 000 Frs. Deutschland liefert Ware im Gesamtwerte von za. 23 000 Frs. Der Preis beträgt 4 bis 60 Frs. pro 100 m (Satinbänder). In Baumwollhalsbinden können die europäischen Fabrikanten gegen die hiesige Konkurrenz nicht mehr auf kommen. Salonich erzeugt za. 20 000—25 000 Dtzd. ä —60 Piaster pro Dtzd. in verschiedenen Breiten und Längen. Die österr.-ungar. Monarchie und Deutschland liefern za. 2000 Dtzd. in den Längen 80—200 cm a 1,50—4 Frs. pro Dtzd. Italien liefert za. 15 000 Dtzd. in Längen von 180—250 cm ä 1,40—2,50 Frs. Jagdwesten in Wolle und Baumwolle werden speziell aus Deutschland ä 10—70 Mk. gebracht. Baumwollene Bettdecken kommen aus Deutschland, Frankreich und Holland. Ein geführt wurden gegen 12 000—15 000 Stück ä 0,90—3 Frs. Wolldecken liefern Deutschland und Österreich-Ungarn ä 6—30 Frs. Die Einfuhr betrug zu. 2000 Stück. Billige Sorten kom men auch aus Frankreich. Trikotunterhosen, wollene und baum wollene, ä 8 — 70 Frs., werden aus Italien, Deutschland, Österreich-Ungarn und England ■ in der Gesamtzahl von za. 4000 Dtzd. ein führt. In Wolltrikotagen, wie Häubchen, Kopftüchern, Kinderkleidchen, Kindermützen, Gaiters, Damenröcken, Umhängtüchern, klei nen Kinderschuhen aus Wolle, war der Kon sum bedeutend und betrug za. 400 000 Frs. Diese Artikel werden ausschließlich aus Sachsen importiert. An wollenen Halsbinden und Schals (bunt) wurden za. 3000 — 4000 Dtzd. aus Deutschland und wenig aus Österreich ä 2 bis 8 Frs. in der Länge von 135—200 cm eingeführt. Die hiesige Fabrikation ist im Steigen begriffen und erzeugt zu billigen Preisen stärkere, glatte Sorten. Es werden hier verschiedene Genres zum Preise von 27—84 Piastern erzeugt. An Handtüchern wird der Bedarf haupt sächlich von England gedeckt; von dort kamen za. 50 000 Dtzd. ä 8 d bis 22 sh. pro Dtzd. Mit kleineren Mengen waren ferner Österreich (za. 8000—10 000 Dtzd., Preis 5—25 Kr. pro Dtzd.), Deutschland (za. 2000 — 3000 Dtzd., Preis 4,50—30 Mk. pro Dtzd.) und Italien an der Einfuhr beteiligt. Tischtücher und Servietten werden wenig abgesetzt, weil man hier zulande viel fach die Tische mit Wachsleinwand zu be decken pflegt. Der Gesamtkonsum beziffert sich auf 60 000 Frs. Hiervon lieferte Italien za. 60 Proz., die österr.-ungar. Monarchie za. 19 Proz., Deutschland za. 19 Proz. und Eng land geringere Quantitäten. Die Preise stellen sich für Tischtücher 2 —16 Frs. pro Dtzd., Servietten 2,50—20 Frs. pro Dtzd. Schirmstoffe wurden früher vorwiegend in Österreich-Ungarn gekauft; gegenwärtig werden sie aus Deutschland bezogen. Baumwollgarne liefern vor allem Italien und England, zum geringeren Teile die öster reichische Monarchie. 1 )ie Einfuhr wird durch die bedeutende inländische Produktion von Baumwollgarnen etwas beeinträchtigt. Aus Italien werden vor allem die ordinären Sorten, und zwar billige gefärbte Baumwoll garne Nr. 6, 8, 10, weiße Baumwollgarne Nr. 3—12 und geringere Quantitäten besserer Ware der Nr. 12—24 importiert. Es handelt sich also ausschließlich um Ware, die in der gleichen Qualität auch im Inlande erzeugt wird. Feinere Genres, insbesondere Nr. 14 mer zerisiert, sowie Perlgarne, kommen aus Deutsch land und vorwiegend aus Österreich-Ungarn. Retors, ungebleicht, extrahard, kommen aus England; Retors zu Webzwecken aus Italien (Nr. 16—24). Baumwollene und Wollbänder sowie Wollschnüre kommen aus Italien und Deutsch land. In Stick- und Strickwolle in allen Nuancen kommen als Hauptlieferanten in Be tracht: Deutschland mit za. 34 500 Frs., Öster reich mit za. 34 500 Frs., Frankreich mit za. 115 000 Frs., England mit za. 115 000 Frs. Die Wolle kommt in Paketen zu 80—120 g, auch zu 5 kg in Schnellern von 500 g und kostet 4—8 Frs. pro kg. Seidene und baumwollene Gummi bänder und Schnüre liefert größtenteils Österreich. Nur mit geringen Quantitäten ist auch England an der Einfuhr beteiligt. Bekleidungsindustrie. Obwohl das heimische Schneiderhandwerk sich ständig ent wickelt, nimmt der Import trotzdem zu, weil ein immer größerer Prozentsatz der Bevölke rung sich a la Franca, d. h. europäisch kleidet. Der Import kommt, was Herrenkleidung betrifft, fast ausschließlich aus der österr.-ungar. Monarchie. Es werden auch fertige Kleider für Kinder, von den billigsten Sorten ange fangen, von dorther eingeführt. Überdies ar beiten einige hiesige Konfektionsfirmen sowie große Kundenschneider in Budapest in der Weise, daß sie hier oft durch Reisende vom besser situierten Publikum Bestellungen nach Maß aufnehmen, die in Wien oder Budapest effektuiert werden. Außerdem gibt es bereits einige größere Konfektionäre, welche en gros aus europäischem Tuche konfektionieren und fertige Kleider ver kaufen. Eine Gewerbeordnung, beziehungs weise ein Verbot des Maßnehmens oder Re parierens besteht hier nicht. Für Damenjacken, Mäntel und Kragen ist Berlin maßgebend, von wo viel importiert wird. Außerdem aber besteht bereits eine große Konfektionswerkstätte für Damenjacken in Salonich und wird auch viel von zwei Konfektionsetablissements, die in Konstanti nopel ihren Hauptsitz haben, durch deren hiesige Filialen eingeführt. Mädchenkleider aus Baumwollstoffen kommen en gros aus Berlin. Für Bekleidungsartikel im allgemeinen, insbesondere für den Absatz von Fabrikanten aus Österreich war das abgelaufene Jahr ein außerordentlich günstiges. Der Konsum weist die höchsten Ziffern auf, die seit Jahrzehnten überhaupt erreicht worden sind. Außer der bereits erwähnten Gepflogen heit, sich europäisch zu kleiden, mag der größere Fremdenverkehr, die gebesserte poli tische Lage und die relativ günstige Ernte zu diesem erfreulichen Ergebnisse beigetragen haben. Für Männer- und Knabenkonfektion ist nach wie vor die Wiener Industrie sowohl für den Engros- als auch für den Detailver kauf maßgebend. Es wird zwar von Deutsch land, speziell von Hamburg, der Versuch ge macht, mit der Monarchie zu konkurrieren, doch blieb dieses Bestreben bisher erfolglos und wurde nur ein ganz geringes Quantum aus Deutschland importiert. Hingegen bildet sich seit einigen Jahren hier am Platze eine kleine Konfektionsindustrie heraus. Es werden insonderheit einheimische „Jerli“-Stoffe verwendet, welche zumeist von