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die Stickereien, Schnüre, Borden, Quasten, Ketten und Fransen etc., womit dieselben über laden sind.“ (Schluss folgt.) Die Feuersgefahr, ihre Verhütung und Bekämpfung in der Textil - Industrie. Von Otto Dinter. (Fortsetzung). Nachdruck untersagt. Untersuchungen der Gasleitungen dürfen bloss, wenn unbedingt nöthig, des Abends, sonst aber, wie auch Reparaturen, entschieden nur tagsüber, indess auch dann nur mit grösster Vorsicht und einzig und allein unter Leitung einer Person vorgenommen werden, welche volle Kenntniss aller einsehlagenden Verhält nisse besitzt, da bei Undichtheit der Gasleitungen oft Eventualitäten zu berücksichtigen sind, welche sich leicht aller Berechnung entziehen. Bei normalem Verlauf wird nichts passiren. Wie aber, wenn plötzlich die Untersuchungs lampe einen den aufgerissenen Rohrschweiss stellen entströmenden langen Gasstrahl ent zündet, ungeahnt eine Flamme erzeugt, welche weiter entfernt befindlichen Flugstaub — Nie mand konnte dessen vorheriges Entfernen für erforderlich halten — in,Brand setzt? — Dieses Vorkommniss wurde einst eines Sonntags, wo allerdings infolge Stillstandes ausreichende Hülfe nicht sofort zur Stelle war, die Ursache eines Totalbrandes. Von allen Beleuchtungsarten dürfte die mit Solaröl die billigste, die Gasbeleuchtung die weitest verbreitete, die electrische Beleuchtung aber diejenige sein, welche am meisten Sicher heit gegen Feuersgefahr bietet, vorzüglich die Glühlichtbeleuchtungen. Sollte doch mal aus Versehen eine Lampe zerbrochen werden, so ist dabei trotzdem nicht die allennindeste Ge fahr vorhanden. Allerdings empfiehlt sich mehr die Anschaffung eines Dynamos, dessen Magnete Compoundwickelung haben, denn solche in Verbindung mit entsprechender Neben schliessung, in welche der äussere Widerstand mit den Lampen Aufnahme findet, verbürgt eine ziemlich unverändert bleibende Constante der Electricitätsspannung, demzufolge eine Ge fährdung der Isolation und etwa Glühen und Schmelzen der Leitungsdrähte ausgeschlossen ist, natürlich sachgemässe Installation voraus gesetzt. Hoffentlich erobert sich die electrische Beleuchtung recht bald immer mehr Terrain; die Textil-Industrie wird sich dabei nur wohler fühlen. ■— Wir gelangen nun an die sogenannten Selbstentzündungen. Denselben wird von den Assecuranzen, und nicht mit Unrecht, sehr grosse Bedeutung beigelegt, welche meist als conditio sine qua non besonders zum Ausdruck gelangt. Laut solchen soll aller Abgang, Aus putz und Kehricht stets regelmässig nach der Arbeit an einen feuersichern Ort gebracht oder verbrannt werden. Da dies unter allen Um ständen stets ohne alle Ausnahme zu geschehen hat, ein sofortiges Verbrennen indess doch ein oder mehrere Mal im Jahre nicht möglich sein könnte, z. B. beim Ausputzen des Dampfkessels, ausserdem auch der resp. Abgang jedenfalls bessere Verwendung finden wird, so wäre es besser, das Verbrennen fiele gänzlich fort und es würde dafür ausdrücklich bedungen das Vor handensein oder die Herstellung einer Grube, event. eines massiven Raumes mit feuersicherem Deckel, bez. Thür, und zwar dort, wo auch etwa stattfindende Selbstentzündung nie andere Objecte bedrohen kann. — Kennt man den fraglichen Charakter der jeweils vorkommenden bezüglichen Materialien genügend und ist die Gattung solcher entzündlicher Objecte festge stellt, wird ferner die Ordnung, mit welcher deren regelmässige Entfernung zu erfolgen hat, unter hin und wieder stattfindender Controle, ausnahmslos stricte aufrecht erhalten, gleichsam zur zweiten Natur der damit betrauten Per sonen, so, glaube ich, möchte in dieser Hinsicht nicht das Mindeste zu befürchten sein. Anders jedoch liegt es, wenn jemals Stoffe in der Fabrik Eingang finden sollten, deren Natur die bezügliche Gefahr mit sich bringt, vielleicht in dieser Hinsicht unbekannt ist, oder welche solche nach stattgefundener Be handlung erlangen, trotzdem aber nicht mit der hierdurch bedingten Aufmerksamkeit be dacht werden. Es sind dies hier die zum Füttern der Lederkratzen verwendeten Scheerflocken, welche, wenn mit Oel und Fett oder gar Firniss ge mengt, hierdurch ganz enorme Entzündungs fähigkeit erlangen. Firniss überhaupt, in kleinste Theilchen, beim Vermengen mit andern, gewöhnlich auch brennbaren Stoffen, getrennt, hierdurch aber der intensivsten Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffs ausgesetzt, besitzt die Eigenschaft langsamer Oxydation, wie kaum ein anderer Stoff, und damit die Fähigkeit, jene gleichzeitig bald mit zum Erwärmen, ja zum Entflammen zu bringen. Man vergewissere sich also vor Einbringen von Stoffen, deren Natur man aus der Praxis selbst nicht schon genügend kennt, hierüber und bewahre sie nur an gänzlich gefahrlosen Orten auf. Zu beachten ist nun noch ein Moment. Allbekanntsind die unbrauchbar gewordenen, verbrannten Pressspähne in den Pressereien der Stoff-Appreturen; dieselben verbrennen gleich sam und zwar infolge des beim Pressen er zeugten starken Druckes. Ganz dasselbe tritt ein und kann bis zum Entflammen sich steigern im Laufe gewisser Zeit, wenn man Wolle oder Baumwolle, bez. Garne fest einpresst oder in Kisten, Säcke etc. fest einstopft. Was, gegen dort beim Pressen, in geringerem Maasse hier erfolgt, wird ersetzt oder kann ersetzt werden durch die Dauer, und manche Quantität bei Seite gestellter Wolle, der Raumersparniss halber fest gestopft, ist schon dabei zerstört oder mindestens unbrauchbar geworden. Be kanntlich geniessen festgepackte und gefettete Shoddy- und Mungo-Sendungen beim Transport die gleiche Sorgfalt, wie andere in der |Luft leicht sich verflüchtigende Stoffe (Petroleum, Benzin etc.). Nie soll man feuchte oder ölige Textilstoffe fest stopfen und wenn nicht zu umgehen, nur für kurze Zeit; man beachte, dass, wenn auch in losem Zustande solche Materialien immerhin an Werth verlieren, ranzig und schimmelig werden, die immer wieder hinzutretende Luft doch abkühlend wirkt und eine grosse Erwär mung nicht eintreten kann. Die Selbstentzündungen hier erwähnter oder ähnlicher Art bleiben wohl ziemlich bedeutungs los, wenn während der Arbeitszeit vorkommend, da etwas Besonnenheit, schnelle Entfernung des brennenden Objectes alle Gefahr bald beseitigen wird; leider aber tritt das völlige Endzünden, sich langsamst entwickelnd, meist erst nach Tagen ein, vielleicht des Nachts oder an Feier tagen, wo dann, da sofortige menschliche Hülfe fern, ein Totalbrand gewöhnlich die Folge ist, und dieserhalb begründet sich mit Recht die dieser Gefahr von Seiten der Versicherer ge widmete Aufmerksamkeit und Vorsicht. Weit weniger bedrohlich, als die Selbstent zündungen eben erwähnter Art, dagegen aber auch wieder öfter vorkommend, sind diejenigen, welche ihr Entstehen den bekannten Naturge setzen der Reibung, des Schlages etc. verdanken, eben deshalb, weil sie meist während stattfin dender Thätigkeit eintreten und natürlich auch sofortige Abwehr erfolgt. Entzündungen durch Reibung sind zweierlei Art. Entweder kommen bei Reibung gleichartige Theile, Zapfen und Lager, zum Glühen, und darauf liegende Mate rialien werden zum Brennen gebracht; event. abspringende glühende Eisentheilchen (Funken) entzünden entfernter befindliche Theile oder diese letzteren selbst werden zwischen reibenden Theilen zum Entzünden gebracht, wie z. B. an Reinigungs- (Schlagmaschine), Mischungs- (Me- lirwolf) oder Cardirmaschinen (Krempeln) etc. In letzteren Fällen liegt gewöhnlich ein Mangel in der Maschine zu Grunde und nach dessen Beseitigung wird das Vorkommniss sich nicht wiederholen, während in ersterem Fall das Schmieren unterlassen worden oder nur mangel haft erfolgt war. Dieserhalb aber pflegt man das Schmieren, schon aus ökonomischen Rücksichten, so weit es ausführbar, dem Arbeiter abzunehmen und möglichst automatisch wirkenden Apparaten zu überlassen, welche, einfachst construirt, unzwei felhaft sicher functioniren und deren Bedienung schon durch den Augenschein controlirbar ist. Als solche kenne ich die gläsernen Nadelöler; zwar verursacht es etwas Mühe, bevor Nadel und Rohr genau dem jeweiligen Bedürfniss an gepasst sind, wenn aber, so erfüllen sie alle Ansprüche, die man an sie stellt, vorausgesetzt, dass man auch das geeignete Schmiermaterial wählt. Das beste von letzterem ist, wo sonst nichts Anderes dagegen spricht, entschieden ein mit telflüssiges Mineral-Oel, das ich bereits vor 20 Jahren als Vulcanöl kennen lernte und einführte, seitdem aber in immer besseren Mar ken an den Markt kommt. Wie mancher Brand schon ist entstan den durch Nichtfunctioniren von Selbstölern, welche man gefüllt wähnte, durch vorüber gehendes Versagen solcher von complicirter Art. Ist mit Reparaturen, welche nur im Arbeits raum vorgenommen werden können, eine Arbeit, wie Meiseln, Behauen etc. verbunden, wobei kleinste Eisentheilchen zum Glühen gebracht werden und abspringen können, so ist alles leicht Feuer fangende Material vorher daselbst zu entfernen. Eine weitere Selbstentzündungsgefahr zeigt sich zuweilen beim Putzen der Krempelcarden. Aus der Praxis ist mir bekannt, wie oft beim Abziehen (Poliren) der resp. Walzen, na mentlich Tambour und Peigneur — je schneller deren Lauf, um so auffallender deren Erschei nung — Funken entstanden, d. h. brennende Baumwollklümpchen, erzeugt durch die dabei sich entwickelnde Reibung. Es liegt nahe, dass dies vorwiegend dort vorkommt, wo, wie in der Vigogne-Spinnerei, vorhandene Feuchtigkeit (Schmelze) die Bildung dieser Klümpchen oder Knoten begünstigt. Eine Veränderung der Geschwindigkeiten zwischen Tambour und Peigneur schaffte hier Abhülfe. Es kommen oft bei manchen Manipulationen, vorzüglich denen der Vorbearbeitung, durch Zufall harte Körper, wie Sand, Eisentheilchen etc. in die Materialien; man treffe Sorge, dass solches unter allen Umständen vermieden wird, denn viele sogenannte Selbstentzündungen in den Vorbearbeitungsmaschinen dürften sich hierauf zurückführen lassen. Sollte es nun noch einen Punkt zu berühren geben, der beim „Verhüten des Feuers“ Be achtung verdient, so könnte es höchstens das Rauchen sein „im Hofe und in allen Arbeits- sowie Lagerräumen“, wie man in jedem Rauch verbote regelmässig lesen kann; das Verbot ist