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IV. Da ihre Stühle schon 15 Jahre alt und daher schon mehr oder weniger ausgelaufen sind, ist die gefragte Änderung schon aus diesem Grunde nicht ratsam, aber es würde Ihnen auch eine Einrichtung auf bewegliches Blatt nicht den gesuchten Vorteil bieten, denn mittels der beweglichen Blätter läßt sich die, wie Sie selbst sagen, praktische Tourenzahl nicht erhöhen; ein solcher Versuch würde Ihnen nur Nachteile bringen. Die Einklemmung des Schiff chens erfolgt nicht durch die Lade, sondern es er hält erst Klemmung, sobald es in den Schützen kasten einläuft, während es während des Hingleitens an dem Blatte ganz frei ohne jede Hinderung durchs Fach laufen soll, ob dieses Blatt nun ein festes oder bewegliches ist, bleibt sich gleich. Eine Ersparnis von Pickers, Schlagriemen und Kraft wird daher nicht eintreten, sondern bei Erhöhung der Tourenzahl wird der Verbrauch an Pickers, Schlagriemen etc. prozentual mit der Erhöhung steigen, aber auch weiter muß bei einer auf das höchste Maß von 210 bis 220 erhöhten Tourenzahl die Einstellung des Geschirres eine äußerst präzise sein, andernfalls wird Ihnen das Schiffchen unverhältnismäßig mehr heraus springen und dadurch Zeitverlust verursachen, wo durch Ihnen die infolge der höheren Tourenzahl er reichte Mehrproduktion wieder verloren geht und Sie noch fehlerhafte Ware riskieren. Wollen Sie einen Versuch mit 210—220 Touren machen, so ist das feste Blatt nach meiner Über zeugung eher dazu geeignet als das bewegliche. St. V. Zur Abänderung der Webstühle vom festen auf bewegliches Blatt möchte ich Ihnen nicht raten, namentlich wenn es sich um schnelleres Laufenlassen handelt. Die Tourenzahl eines 3 / 4 -Webstuhls können Sie ohne weiteres auf 210—220 Touren steigern — d. h. wenn der Webstuhl in einem ordentlichen Zu stand ist —, ohne daß Sie entsprechend mehr Material brauchen. Gerade bei einem Webstuhl mit beweglichem Blatt ist der Verbrauch an Pickers ein ganz enormer; weil das Schiffchen nicht so fest in die Lade ein geklemmt wird, ist der Picker einem viel größeren Anprall ausgesetzt als bei solchen mit festem Blatt. Ebenso ist bei einer so hohen Tourenzahl das so genannte , Schiffchen -Hineinschlagen“ bei einem Webstuhl mit beweglichem Blatt viel häufiger als bei einem solchen mit festem Blatt. Wir haben Stühle mit festem Blatt, welche bis zu 240 Touren tadellos laufen. D. K. VI. Sind dieCroisögewebe, um welche es sich handelt, leichterer Einstellung, so ist das Weben auf Stühlen mit'^beweglichem Blatt dem auf Stecherstühlen vor zuziehen. Ein gut gebauter Stuhl in 3 / 4 -Breite mit beweglichem Blatt verträgt sogar noch mehr Touren als 220. Der Verbrauch an Pickers, Schlag riemen und Kraft ist bei beweglichem Blatt auch kleiner als bei festem Blatt. Ein Herausspringen des Schützens und Zerschlagen der Fäden kommt bei gut gehaltenen Blattwerferstühlen absolut nicht öfter vor als bei Stecherstühlen. Ob sich aber Ihre 15 Jahre alten Stühle nach Umänderung auf bewegliches Blatt noch für so hohe Tourenzahl eignen werden, ist zu bezweifeln, denn ein auf so hohe Tourenzahl laufender Web stuhl bedingt vollkommene Intaktheit in allen seinen Teilen, und es muß die ganze Konstruktion des Stuhles auf so hohe Tourenzahl angepaßt sein, was bei den alten Stühlen mit festem Blatt schwerlich der Fall sein wird. Der Herr Fragesteller möge mit wenigen Stühlen einen Versuch machen und erst daun zu einer Umänderung sämtlicher Stühle schreiten, wenn der Versuch ein befriedigendes Resultat ergeben sollte. Besser wäre es, die alten Stühle auszurangieren und sie durch solche mit beweglichem Blatt neuer Konstruktion zu ersetzen. Fr. S. B., Webereileiter. VII. Ich neige auch der zweiten Ansicht zu, daß sich die Umänderung nicht lohnen würde. Wenn aber Ihr Direktor behauptet, er könnte mit beweglichem Blatt auf 210—220 Touren laufen lassen, so würde es das Beste sein, um den Streit entgiltig zu ent scheiden, wenn Sie zunächst nur ein oder zwei Stühle mit beweglichem Blatt einrichten ließen, um zu sehen,-wie sich die Sache macht. Mit sehr viel Kosten würde ja auf diese Weise zunächst die Umänderung nicht verbunden sein, und Ihr Direktor könnte dann beweisen, ob oder inwieweit seine Behauptung zutrifft, wonach Sie sich dann entscheiden könnten, ob sich die Umänderung noch weiterer Stühle lohnen würde. — Ich fürchte aber, er ladet dann im Fall des Nichtgelingens die Verantwort lichkeit dafür auf die Stuhlmeister ab. H. Antrieb für Schuß-Ringspinnmaschinen und für Zettelthrostles. (Antworten auf a) Frage Nr. 1170: „Sind für Schuß-Ring spinnmaschinen von 400 Spindeln mit 57 mm Teilung Halbkreuz- Trieb oder Decken-Riemenleiter vorzuziehen? Die Transmission macht 250 Touren pro Minute und liegt genau über der Antriebs welle der projektierten Schußthrostle mit 3400 mm Achsenentfer nung. Folglich müßte für Riemenleiter-Antrieb die Transmission um mindestens 4 m zurückgesetzt werden.“ b) Frage Nr. 1171: „Der in Frage Nr. 1170 erwähnte Trans missionsstrang soll 12 Zettelthrostles von 300 Spindeln antreiben. Mit ITalbkreuz-Antrieb kommen die Maschinen in die nämliche Richtung der in Frage Nr. 1170 erwähnten Schußthrostle mit einer Riemenlänge von 8,20 m; bei Riemenleiter-Antrieb sind die Maschinen zu wenden und verlangen eine Riemenlänge von 30,50 m pro Maschine. Welcher Antrieb wäre da zu empfehlen?“) I. Die Fragen über den besten Antrieb von Schuß- ringspinnmaschinen einerseits und Zettelthrostles andererseits gestatten eine gemeinschaftliche Be handlung. Durch den Umstand, daß im vorliegenden Falle der Kraftbedarf beider Maschinen nicht viel von einander abweicht, lassen sich beide Fragen überhaupt zu einer verschmelzen, und es wird das zweckmäßigste sein, für Zettel- und Schuß-Throstles einen identischen Antrieb vorzusehen. Zur exakten Beantwortung der speziellen Frage wäre natürlich eine nähere Kenntnis der örtlichen Verhältnisse not wendig, denn es wird nicht ohne weiteres verstanden, weshalb bei Decken-Riemenleitern die Transmission gerade um 4 in zurückgesetzt werden muß. Be dingt dies etwa die Säuleneinteilung oder Decken konstruktion? Im allgemeinen läßt sich über die angeschnittene Frage etwa folgendes ausführen: Der halbgeschränkte Riemen ist überall da noch mit Erfolg zu verwenden, wo keine wesentlichen Widerstände zu überwinden und reichliche Achsen abstände vorhanden sind und wo schließlich das Übersetzungsverhältnis nicht größer ist als 1 : 2,5. Es ist damit nicht gesagt, daß in ungünstigeren Fällen der Halbkreuz-Trieb unmöglich ist, aber man wird dann eben die Wahrnehmung machen, daß der Riemen größere Gleitverluste hat und infolge der notwendig werdenden starken Anspannung früh zeitig unbrauchbar wird. Für den Antrieb von Ringspinnmaschinen eignet sich die Riemenführung über Decken- Leitrollen am besten. Ein solcher Antrieb weist bei sachgemäßer Anordnung keine größere Schlüpfung als l*/ 2 bis 2 Proz. auf; dabei braucht der Riemen durchaus nicht stramm gehalten zu werden, und — was das wichtigste ist — eine so angetriebene Maschine zeichnet sich durch einen ruhigen und gleichmäßigen Gang aus. Es wäre völlig verfehlt, würde man beim Projektieren einer Transmission allzusehr auf die Kosten der längeren Riemen sehen und aus solchen Gründen etwa die horizontale Länge auf ein kleines Maß reduzieren. Hierbei ist durch aus nichts gespart. Der längere Riemen hat eine viel längere Lebensdauer, weil entsprechend der größeren Länge eine bestimmte Stelle des Riemens weniger häufig mit den Riemenscheiben und Leit rollen in Berührung kommt. Dazu kommt dann noch der Vorteil, daß der längere Riemen schlaff gehalten werden darf, ohne daß man zu fürchten hat, daß die Übertragungsfähigkeit leidet, denn in diesem Falle bewirkt das Gewicht der horizontal laufenden Riemenbahn die nötige Anspannung, die alle Be lastungsschwankungen ausgleicht, woraus dann der erwähnte gleichmäßige Gang der Maschine resultiert. Die zweckmäßigste Länge des horizontalen Teiles, also der Abstand der Transmission von den Riemen leitern, liegt zwischen 4 und 6 Metern. Die in der Anfrage erwähnte Tourenzahl von n = 250 muß entschieden als zu klein angesehen werden; man scheut sich heute in modern geleiteten Spinnereien durchaus nicht, die Transmission im Ring-Spinnsaal 450 bis 500 Touren pro Minute machen zu lassen. Das hat den Vorteil, daß mau keine so große Übersetzung von der Transmission zur Tambourwelle bekommt. Man kann ferner mit wesentlich kleineren Scheiben auf der Transmission auskommen und die ganze Anlage wird leichter und billiger. Schließlich braucht man auch mit dem Durchmesser der Antriebsscheiben auf den Ring spinnmaschinen selbst nicht zu weit herunter zu gehen — etwa auf 10 oder 11 Zoll, wie man es häufig sieht —, sondern wird Scheiben von 14 oder 15 Zoll Durchmesser verwenden. Es darf natürlich nicht übersehen werden, daß zu einer Transmission, an die man große Anforderungen stellt, eine vor zügliche Ausführung mit Ringschmierlagern mit langen Lagerschalen aus Gußeisen, erstklassigen Fabrikates, notwendig ist. Dasselbe gilt auch von den Riemenleitern. Hier verdient die Konstruktion, bei der jede Rolle (Durchmesser 350 : 400 mm) ge trennt von der anderen durch eine zweiarmige, im Kugelgelenk verstellbare und auch mit Ringschmie rung versehene Tragkonstruktion an der Decke be festigt wird, entschieden den Vorzug. Dieses wären die allgemeinen Gesichtspunkte, die bei der Ausführung eines Ringthrostles-Antriebes zu beachten wären. Wie weit es nun im vorliegenden Falle rentabel erscheint, Transmissionsänderungen auszuführen, kann nur der entscheiden, der mit allen Verhältnissen des Betriebes gut vertraut ist. Albrecht Otto. II. Für den Antrieb von Schuß-Ringspinn maschinen ä 400 Spindeln ist die Anordnung mit Decken-Riemenleitern dem Halbkreuz-Trieb vorzu ziehen, denn das immer wiederkehrende und zeit raubende Nachspannen der Riemen bei Halbkreuz- Trieb gehört nicht zu den Annehmlichkeiten. Wird dasselbe aber infolgedessen unterlassen, so leidet die Produktion der Maschine darunter. Das Verlegen der Transmission auf eine Distanz von wenigstens 4 m ist, wenn gut durchführbar, das richtigste, man erhält so eine schöne Riemenlänge. Schreiber dieses hat zwar auch schon Ringspinn- maschinen-Antriebe mittels Decken-Riemenleitern gesehen, bei denen der Antrieb-Riemen za. 27—28 m lang war. Die Maschinen hatten mehr als 300 Spindeln (Zettel) und der Antrieb funktionierte gut. Bei Anwendung von Decken - Riemenleitern können die Riemenscheibendurchmesser so groß ge nommen werden, als es die jeweiligen Verhältnisse erlauben; bei Halbkreuz-Riementrieb dagegen sind dieselben teilweise von der Achsenentfernung ab hängig. A. M. III. Wenn Sie darauf Anspruch erheben, Ihre neuen Ringspinnmaschinen in tadellosem Betriebe zu er halten und somit das denkbar beste Gespinst zu erzeugen, müssen Sie dieselben unbedingt mit Rie menleiter-Antrieb laufen lassen und von An trieb mittels halbgeschränktem Riemen (sog. Halb kreuzriemen) ganz absehen. Die Erfahrung zeigt, daß mit Halbkreuzriemen auch bei größerer Äehsen- distanz als 3,400 m niemals der gleichmäßige ruhige Gang der Ringthrostle erzielt werden kann, wie es wünschenswert ist. Die Gründe hierfür sind ein leuchtend. Da der Riemen in letzterem Falle nur kurz ist, muß er stets sehr straff gehalten werden, sonst zieht er schlecht; zudem ist der umspannte Bogen auf der Antriebscheibe der Maschine (na mentlich bei kurzer Achsendistanz) wesentlich kleiner, weil sich der Riemen beim Einlenken in die Rie ¬ menebene der Transmissionsscheibe schon früh zeitig von der Maschinenscheibe wegwendet, d. h. abdreht. Diese beiden Eigentümlichkeiten des Halb kreuztriebes bedingen zudem eine viel kürzere Lebensdauer der Treibriemen und damit eine be deutende Erhöhung der Betriebsspesen. Anders verhält es sich bei Riemenleiter-Antrieb. Der lange Riemen wird stets gut ziehen, auch wenn er ganz schlapp gehalten und damit sehr geschont wird. An der Antriebscheibe der Maschine wird der volle halbe Bogen umspannt. Dadurch zieht der Riemen gleichmäßig durch, die Maschine ar beitet mit absolut konstanter Tourenzahl und das Garn wird gleichmäßiger und schöner. Es wird sich also reichlich lohnen, die Trans mission zurückzusetzen und die Mehrkosten für längere Riemen und Deekenriemenleiter in Kauf zu nehmen. Unter Berücksichtigung Ihrer An gaben belaufen sich die Mehrkosten für Riemen leiter und längere Riemen ziemlich genau auf 180 Mk. pro Maschine (Montage der Riemenleiter nicht inbegriffen). Dadurch erhalten Sie einen in jeder Beziehung tadellosen Betrieb, der eich in der Folge denn auch bewährt. Natürlich sollen nur erstklassige Riemenleiter mit absolut sicher wirken der Schmierung, wie solche z. B. die Berlin-An hai tische-Maschinenbau-Aktien-Ges eil sc ha ft (Bamag) in Dessau und andere renommierte Firmen herstellen, verwendet werden. Zum Schlüsse sei noch bemerkt, daß man in neuen Spinnereien mit Vorliebe auch die Bane ä broches mit Riemenleiterantrieb laufen läßt, weil man eben eingesehen hat, daß diese Art des An triebes, trotz höherer Anschaffungskosten, allen andern Systemen weit überlegen ist. Sch.