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oder geschlichteter Faden bis zum Zerreissen gespannt. Das Zerreissen erfolgt, indem an der Bruchstelle entweder die Fasern, welche in ihrer Gesammtheit den Faden bilden, ab- reissen, oder indem sie von einander gleiten. Das erfolgt bei Garnen aus langem Material, welche stark gedreht sind, das letz tere tritt in dem Maasse mehr in die Er scheinung, wie die Fasern des Rohmaterials kürzer sind, und der Faden weniger Drehung besitzt. In beiden Beziehungen muss die Zugabe eines Klebstoffes günstig wirken. Es liegt auf der Hand, dass in den Fällen, wo die Stärke des Fadens wesentlich auf dem Reibungswiderstand beruht, den die umeinan der geschlungenen Fasern eines Fadens dem Abgleiten entgegensetzen, dieser Widerstand bedeutend erhöht wird, wenn die Fasern nicht nur sich mit einem gewissen Druck berühren, sondern auch mit einander verklebt sind. Aber auch die absolute Festigkeit einer Faser wird durch Zugabe von Klebstoff erhöht. In dem geleimten Faden ist jede Faser mit einer Hülle von getrocknetem Klebstoff um geben. Diese Klebstoffhülle besitzt offenbar auch eine gewisse Festigkeit, welche sich zu derjenigen der eingeschlossenen Faser hinzu addirt. Die Erhöhung der absoluten Festigkeit eines zusammenhängenden Fasermaterials durch Tränken mit einer Klebstofflösung ist eine so offenkundige, dass man sie in neuerer Zeit benutzt hat, um die Klebkraft und da mit die Güte von Klebstoffen zu untersuchen und zahlenmässig zu bestimmen. Eine neuere und sehr praktische Methode, die Klebkraft der verschiedenen Leimsorten zu bestimmen, besteht darin, dass man gleiche Streifen von dickem Löschpapier mit gleichen Mengen ver schiedener Leimlösungen tränkt und nach dem Trocknen auf einer Zerreissmaschine bis zum Abreissen spannt. Das Mehr von Festig keit, welches hierbei der mit Leim getränkte Streifen gegenüber dem ungeleimten auf weist, ist offenbar nur auf die Klebkraft des Leimes zurückzuführen. Selbstredend kann das Verfahren auch auf andere Klebstoffe als Leim angewandt werden. Das Glätten des Fadens beim Leimen und Schlichten erfolgt in der Weise, dass in dem mit Klebstoff getränkten Garn die seitlich aus dem Faden heraustretenden Fasern glatt gestrichen und von dem Klebstoff an dem Fadenkörper in dessen Längsrichtung be festigt werden. Ferner sind die durch Kleb stoff vereinigten Fasern des zum Faden ver einigten Faserbündels offenbar weniger der Gefahr des Abscheuerns ausgesetzt, als wenn sie unverbunden neben- und umeinander liegen. Aus dem Gesagten ergiebt sich, dass an die Klebkraft eines Schlichtmaterials um so höhere Anforderungen gestellt werden müssen, je kürzer das Rohmaterial und je loser der Faden ist. Damit steht im Einklänge, dass in der Seidenweberei das Schlichten am we nigsten, in der Wollenweberei am meisten Bedeutung hat, und dass bei letzterer wieder Streichgarnketten besseres Klebmaterial erfor dern als Ketten aus Kammgarn. Dass in der Praxis diese Folgerungen allgemein ge zogen und beachtet werden, kann allerdings nicht behauptet werden. Die in der heutigen Praxis zum Ketten schlichten benutzten Klebstoffe sind wesent lich Leimlösung und Stärkekleister, letzterer allgemein aus Kartoffelstärke hergestellt. Der Leim findet ausschliesslich in der Wollen weberei Anwendung, und es ist bis jetzt nicht möglich gewesen, ihn durch ein anderes Klebmittel, etwa durch die sonst gebräuch liche Kartoffelstärke, zu ersetzen, so wün schenswert}) dies auch wäre. Der Grund liegt darin, dass für wollene Ketten, insbe sondere solche auslosem, kurzfaserigemStreich- garn die Klebkraft des Stärkekleisters nicht ausreicht, um einen hinreichend festen und glatten Faden zu schaffen. Die vorliegenden Ausführungen bezwecken nun wesentlich, auf einige Fehler in der Be handlung und Anwendung des Klebmaterials aufmerksam zu machen, welche in der Praxis viel verbreitet sind, und welche die Wirksam keit desselben erheblich beeinträchtigen. Auch beim Leimen der Ketten ist die Klebkraft die ausschlaggebende Eigenschaft des Leimes. Es ist deshalb nützlich, bei der Bereitung und Behandlung einer Leimlösung von denjenigen Gewerben zu lernen, welche die Klebkraft des Leimes in ganz besonderer Weise nutzbar zu machen gezwungen sind. Dies sind die Schreiner. Beim Zusammenleimen von Holz benutzt der betreffende Handwerker niemals eine Leimlösung, welche übelriechend geworden, also in Fäulniss übergegangen ist. Er weiss sehr gut, dass ein solcher Leim keine oder nur sehr geringe Klebkraft besitzt. Wie sieht es aber in dieser Beziehung mit .den zum Kettenleimen dienenden Leimlösungen in den Tuchfabriken aus? Eine Leimlösung ist eine ausserordentlich fäulnissfähige Substanz und schon bei geringen Wärmegraden gelingt es kaum, sie einige Tage unter besonderen Schutzmaassregeln unversehrt zu erhalten; bei höherer Sommertemperatur tritt schon nach einigen Stunden Zersetzung ein. Wird nun das Gefäss, in dem die zum Kettenleimen dienende Leimlösung angesetzt wird, nicht peinlich sauber erhalten, so gelingt es über haupt nicht, eine Leimlösung zu bereiten, welche nicht schon in Fäulniss übergegangen ist. Die zahllosen Fäulnisskeime, welche sich in dem Behälter angesiedelt haben, finden in jeder neuen Leimportion reiche Nahrung und ein ergiebiges Arbeitsfeld. So kommt es, dass lange Zeit hindurch die^Ketten mit einer stinkenden Brühe geschlichtet werden, die zwar aus Leim hergestellt wurde, aber sonst mit einer Leimlösung nichts gemein hat, ins besondere keine Klebkraft besitzt. Den zu Tage tretenden Mangel sucht man dadurch zu heben, dass die Lösung dicker gemacht, also mehr Leim zugesetzt wird. Dadurch ent stehen alsdann die zu stark geleimten Ketten. Allein es werden nicht bloss dadurch Fehler gemacht, dass man die Leimlösungen durch Fäulniss verderben lässt, vielfach wird auch zum Kettenleimen eine minderwerthige Quali tät Leim verwandt, welche aus einer an und für sich schon mehr oder weniger gefaulten Leimmasse hergestellt wurde und die Fäulniss sofort beim Zusammenbringen mit Wasser durch den Geruch anzeigt. Ja es genügt schon, das bekannte Experiment anzustellen und mit dem Munde auf die dicht vorgehal tene trockene Leimtafel zu hauchen, um den fauligen Geruch wahrzunehmen. Die Ver wendung eines solchen Leimes kann nicht als zweckmässig und empfehlenswerth be zeichnet werden, auch wenn man den billige ren Preis in Rücksicht zieht. Es ist zwar richtig, dass zum Leimen von Ketten nicht entfernt soviel Klebkraft erforderlich ist, wie zum Zusammenleimen von Holz, aber daraus sollte man nicht den Schluss ziehen, dass man schlechteren, oder besser gesagt, schlech ten Leim verwenden, sondern dass man von gutem Leim weniger nehmen kann. Nimmt man die beste Qualität Leim, macht aber die Lösung weniger stark, so kommt man that- sächlich billiger ab, als bei Verwendung von billigem Leim und erntet überdies den Vor- theil, dass die Kettenfäden an Schmiegsam keit nicht einbüssen. Ein weiterer Fehler, welcher beim Ketten leimen gemacht wird, betrifft die Behandlung der Klebstofflösung bei der Bereitung und Verwendung. Auch hier kann der Wollen weber von dem Tischler lernen. Die Leim lösung wird richtig bereitet, indem man die trockenen Leimtafeln einige Stunden in kaltem Wasser aufquellen und aufweichen lässt, die aufgequellten Schnitte darauf mit reinem Wasser langsam und nur soweit erhitzt, bis dieselben zergehen und eine gleichmässige Lösung liefern. (Schluss folgt.) Vorrichtung zum Einziehen der Schussfäden in Webschützen, mit von einem Zahnstangen trieb bethätigter gekrümmter Nadel von Hugo Schubert, Uhrmacher, Guteborn b. Meerane, und Max Seidel, Weber, Meerane, Albanstrasse 40. (D. R.-G.-M. No. 126528.) Die neue Vorrichtung besteht aus einem an der Vorderwand mit kappenartigen Vorsprüngen v ver sehenen Gehäuse a, in welchem ein von Feder f nach aussen gedrängter, mit Knopf k und Zähnen ver sehener Riegel r verschiebbar untergebracht ist, dessen Zähne mit einem auf drehbarer, die kreisförmig ge bogene Nadel n tragender Welle w befestigten Zahn rad z in Eingriff stehen, so dass bei erfolgendem Druck auf Knopf k die bei Ruhelage ganz oder theilweise im Gehäuse a befindliche Nadel n herausbewegt und so der Schussfaden des von Hand in das Bereich der Nadel gebrachten Schützens b, welche durch Oeffnung o in denselben eindringt, erfasst und nun bei Freigabe des Knopfes k, d. h. beim Rückgang der Nadel n von dieser mitgenommen und durchgezogen wird. Diese Construction ist gewiss nicht schlecht, wenn auch kein eigentlich neuer Gedanke darin zum Aus druck kommt. Für die Erfinder wird ein solches Zu- geständniss indess nicht viel werth sein, für sie ist immer die Hauptsache, dass der Apparat gekauft wird. Hiermit dürfte es aber seine Schwierigkeit haben, da der gewöhnliche Einziehhaken dasselbe leistet, dabei jedenfalls bedeutend billiger ist und auch keine Beschränkung auf eine bestimmte Stelle des Stuhles bedingt. —h. Webeblattzahnanordnung, wobei die einzelnen Zähne hochkantig angeordnet, durch Spiralen und Schienchen gehalten und zu 100 Zähnen abgetheilt sind von Heiner & Co., Hohenlimburg. (D. R.-G.-M. No. 125896.) Bisher kamen die einzelnen Rietstäbe in ab gezählten Packen zu je 1000 Stück zum Versandt, und es war dann nothwendig, die einzelnen Stäbe mit der Hand in gewünschter Anzahl je nach Grösse des herzustellenden Webeblattes hochkantig nebeneinander zu legen, um sie dann später durch aufzulegende Schienen zu verbinden. Dieses Verfahren brachte viele Nachtheile mit sieh. Der Lieferant der Rietstäbe konnte nicht feststellen, ob auch alle Stäbe gebrauchs fertig waren, weiter hatten die fertigen Webeblätter durch ein ungleichmässiges Zusammenlegen ein un-