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Einfluss der Farben auf die Muster bildung. (Für die „Leipziger Monatsehrift für Textil-Industrie“ geschrieben von Bob. Wenzel, Vilsen.) [Nachdruck verboten.] Durch Anwendung verschiedener Farben werden bei Stoffen von einfacher Bindung, wie Leinwand oder Köper, Effecte erreicht, welche eine Art Muster bilden. Ein schillerndes Aussehen (Changeant) er hält die Waare, wenn man bei Leinwand bindung eine Kette von blauer oder - grüner Farbe, den Schuss hingegen von rother Farbe anwendet. Weitere Effecte werden in Leinwand bindung erreicht. Scheert man z. B. 2 Fäden dunkel, 2 „ hell und schiesst ebenso ab, so entstehen senkrechte und wage rechte helle Striche. Auch kann man schies sen 2 dunkel, 2 hell. S> hiesst man bei derselben Kette 2 Schuss dunkel 1 „ hell 1 „ dunkel 1 „ hell, so erhält die Waare ein gegittertes Aussehen. Bei Würfelbund 1 dunkel 1 hell gescheert und eben so geschossen, wird ein sonderbares Aussehen erzielt. Ferner lassen sich noch lang- und quer streifige, carrirte, punktirte und flammirte Muster bilden, wobei der Schuss auch eine Rolle mitspielt. Effecte in Köperbindung. Ein originelles Aussehen giebt folgendes Muster: Gescheert 1 Schwarz Geschossen 1 Weiss wie gescheert. Bindung: 9 Fäden 3bind. Kettenköper (Grad von rechts nach links laufend), 12 Fäden 3 bind. Schussköper (Grad von links nach rechts laufend). Werden bei dem Muster die Fäden in Kette und Schuss doppelt genommen, so er zielt man einen Hosenstoff. 4bind. Doppelköper. Gescheert 1 Schwarz Geschossen 1 Weiss wie gescheert, oder dieselbe Kette glatt abgeschossen. Die Effecte lassen sich nicht nur in Schwarz und Weiss, sondern auch in verschiedenen Farben anwenden, z. B.: Leinwandbindung (Damenkleiderstoff). Gescheert Geschossen 1 Faden Hellblau wie gescheert. 1 „ weisse Seide 1 „ Hellbraun 1 „ weisse Seide 1 „ dunkelbraun 5 Fäden. 4bind. Doppelköper (Damenkleider stoff). Gescheert 1 Faden Schwarz 1 „ Weiss 1 „ Schwarz 1 „ Mattgelb Auch lassen sich in einzelne Streifen mit anbringen. Geschossen 1 Schuss Weiss 1 „ Roth 1 „ Weiss 1 „ Schwarz verschiedenen Mustern Farbeneffect vortheilhaft Ueber die Fabrikationsweise von Baum wollsammet auf Doppelstühlen in Spanien. (Originalbeitrag für die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ geschrieben von H. K). [Nachdruck verboten.] In fachmännischen Kreisen wird es viel fach überraschen, dass man in Spanien, was rationelle Herstellung von Baumwollsamme ten auf Doppelsammetstühlen anlangt, nicht allein weit vorgeschritten, sondern der deutschen Fabrikation in diesem Specialarti kel nahezu überlegen ist. Es klingt dies fast wie ein Märchen, da wir Deutschen gerade in der heutigen Zeit doch allen Grund haben, auf die Entwicke lung unserer Industrie stolz zu sein, was ja der steigende Absatz unserer Erzeugnisse hin länglich beweist. Doch keiner ist so gross, dass er nicht mehr zu lernen brauchte, und suchen wir zu lernen, wo wir dies können. Hier in Deutschland bezw. am Nieder rhein geschieht die Herstellung von Doppel sammeten auf mechanischen Stühlen vorwie gend mit einem Webschützen, und zwar werden abwechselnd hintereinander je 2 oder 4 Schuss im Ober- und Untergewebe einge tragen, je nachdem die Art der Bindung es zulässt. Die viel natürlichere Webart ist in- dess, mit 2 Schützen zu gleicher Zeit zu we ben, so dass jedes Gewebe ein besonderes Fach bildet. Es liegt auf der Hand, dass hierdurch die Reibung der Kett- mit den Pol fäden um 100°/ 0 vermindert wird, weil bei jedem Schützenschlag 2 Schuss zugleich ein getragen werden. Einige Specialartikel, wie „Lister-Plüsch“, werden in geringen Quanti täten schon auf diese Art und Weise herge stellt. Es hält jedoch überaus schwer, die Weber auf solchen 2schützigen Webstühlen heranzuziehen, und der Grund mag wohl da rin zu suchen sein, dass die Weber auf be quemere Art und Weise zu dem gleichen Verdienste kommen. So oft nun auch Ver suche unternommen sind, Doppelsammete in leichteren Qualitäten auf genannte Art her zustellen, so oft auch sind die Versuche, das System der Zweischützenstühle einzuführen, gescheitert und zwar theils an dem Eigen willen unserer Arbeiter, theils aber auch, weil bisher solche Stühle anscheinend noch nicht technisch vollkommen ausgerüstet waren. Es dürfte daher, wie schon Eingangs er wähnt, weite Kreise intereSsiren, dass das, was bei unseren geschulten Arbeitskräften nicht möglich ist, anderwärts ausgeführt wird, und zwar in Spanien, wie Schreiber dieser Zeilen Gelegenheit hatte, sich zu überzeugen. Die Firma Ciiell, Baleada y Ca. in der Nähe von Barcelona hat 900 Webstühle in Betrieb, auf denen mit 2 Webschützen zu gleicher Zeit Baumwollsammete in ganz ratio neller Weise hergestellt werden, und zwar wird für Kette sowohl wie für Pol einfache Baumwolle verwebt, die indess vor dem Weben präparirt ist. Auf diese Weise ist es voll kommen erklärlich, warum genannte Firma ihre Waare so preiswerth verkaufen kann und ihre Erzeugnisse schon nach Deutsch land auszuführen beginnt. Es soll hierbei nicht unerwähnt bleiben, dass der Weblohn nur um ein Geringes niedriger ist als bei uns am Niederrhein. Dass genannte Firma prosperirt, geht daraus hervor, dass dort ein jeder Arbeiter, der das 65. Lebensjahr zurück gelegt hat, mit dem letztjährigen Durchschnitts verdienst für den Rest seiner Jahre pensio- nirt wird. Ferner sei noch darauf hinge wiesen, dass bei der Waare, die auf solchen Stühlen hergestellt wird, der Pol unter, resp. über 2 Schuss abbindet und zwar dann, wenn die Zweischussfäden zusammenfallen. Da durch bekommt der Polfaden eine aufrecht stehende Haltung, was der Waare ein schönes Ansehen und guten, kräftigen Griff verleiht. Hierbei muss indess hervorgehoben werden, dass etwas Pol mehr verbraucht wird, als bei der bei uns üblichen Polaufbindung, was aber gar nicht in die Wagschale fällt, weil eben das Polmaterial sozusagen nichts kostet. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass der spanische Weber sehr anstellig ist und schnell begreift und besonders sei hervorgehoben, dass er keine sogenannten blauen Montage kennt und fast niemals betrunken ist. Es ist ein Glück für Deutschland, dass die staatlichen Verhältnisse in Spanien so manches zu wünschen übrig lassen, und die Rückwirkung auch in industrieller Hinsicht zu spüren ist; und weiter ist es ein Segen für uns, dass unsere Industrie an unserem kräf tigen Staat einen starken Rückhalt hat, denn im entgegengesetzten Falle müssten wir der ausländischen Concurrenz mehr Beachtung schenken und darnach trachten, dieser bei Zeiten vorzubeugen. Das Leimen und Schlichten der Ketten. (Für die „Leipziger Monatsehrift für Textil-Industrie“ geschrieben von Director J. Spennrath in Aachen). [Nachdruck verboten.] Zu den Vorbereitungsarbeiten der Weberei gehört in nahezu sämmtlichen Zweigen der Textil-Industrie das Imprägniren der Ketten garne mit einem Klebstoff, ein Verfahren, welches allgemein Leimen bezw. Schlichten genannt wird. Das Verfahren hat den Zweck, den Kettenfaden gegenüber den verschiede nen Beanspruchungen, denen er auf dem Webstuhl während des Webens ausgesetzt ist, widerstandsfähig zu machen. Zunächst wird der Faden auf der Strecke zwischen Garnbaum und Waarenrand erheblich auf seine absolute Festigkeit, also auf seinen Widerstand gegen das Zerreissen beansprucht. Der Faden besitzt ohnehin eine gewisse Span nung und muss dieselbe bei der Fachbildung und beim Beischlagen der Lade vergrössern. Dazu kommt, dass die Fäden einer Kette immer mehr oder weniger rauh sind und sich einander so nahe stehen, dass sie sich berühren. Die Bewegung beim Oeffnen und Schliessen des Faches erzeugt somit Reibung, die in dem Maasse stärker wird, wie die Fäden rauher sind und dichter stehen. Die Reibung verursacht einen unnützen Kraft aufwand und bewirkt ausserdem ein gegen seitiges Abscheuern der Kettenfäden, somit eine Schwächung derselben und einen Ma terialverlust. Das Tränken der Kettenfäden mit einem Klebstoff soll in beiden Beziehungen den Faden schützen, es soll ihn stärker, d. h. widerstandsfähiger gegen das Zerreissen, ferner ihn glatter und fester machen. Der glatte Faden erzeugt weniger Reibung, und bei dem unvermeidlichen Rest von Reibung wird der durch Klebstoff gefestigte Fadeh weniger abgescheuert. Dass der mit Klebstoff getränkte Faden nach dem Trocknen eine grössere absolute Festigkeit besitzt als vorher, lässt sich durch eine Zerreissprobe leicht feststellen, ergiebt sich überdies durch eine einfache Ueberlegung. Es werde ein roher, d. h. nicht geleimter 3*