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auf 1 cm bei 50/2 fach Garnen. Die geeig netste Bindungsweise ist 7scbäftiger Doeskin 5 oben, 2 unten. Dio Waare wird bis auf 144 cm in Breite und 8—10 Procent auf Länge eingewalkt, gut ausgerauht und genügend verstrichen. Die weitere Appretur ist dann analog der be kannten Drapeausrüstung. Nachstehend möchten wir noch kurz auf einige Hauptvortheile dieser neuen Militär- waare gegenüber der alten Streichgarnwaare verweisen. Der gefärbte Kammzug kommt im Gegen satz zu der gefärbten Streichgarnwolle nicht mehr mit einer Krempel oder ähnlichen Ma schine in Berührung, durch welchen Process doch stets die Fasern und somit auch die sie umhüllende und mehr oder weniger durch dringende Farbe verletzt werden. Da nun bekanntlich der Indigofärbeprocess im grossen Ganzen auf einer mechanischen Ablagerung der einzelnen Indigomoleküle in, resp. auf der Faser beruht, so wird durch die Ver wendung von nach Kammgarnart gesponne nem Materiale und der dadurch bedingten milderen Fabrikationsweise eine ganz be deutende Schonung der Faser und des auf ihr befindlichen Farbstoffes erzielt. Einen weiteren Vortheil erblicken wir dar in, dass die einzelnen Fasern des Kamm garnfadens jedenfalls bedeutend länger, wie die des Streichgarnfadens sind, und somit die Fäden bezw. das fertige Gewebe an und für sich auch eine bedeutendere Festigkeit auf weisen, woraus sich als Folgerung ergiebt, dass der Kammgarnstoff elastischer, wie der Streich garnstoff ist und bei einem plötzlichen Zuge der Zerreissung besser widersteht wie letzterer. Obwohl die Militärkammgarnstoffe unbe dingt eine höhere Eleganz und eine grössere Dauerhaftigkeit aufweisen wie Militärstreich garnstoffe, stellen dieselben sich in der Fabri kation billiger wie letztere. Nebenbei steht die Herstellung solcher Stoffe heute auch jedem Weber offen, der selbst nicht über eigene Wollfärberei verfügt. Neuer Grundgedanke für ein mecha nisch-elektrisches Verfahren zur Her stellung von Jacquardkarten. (Für die „Leipziger Mouatschrift für Textil-Industrie“ geschrieben von H. Kinzer in Jägerndorf.) (Alle Rechte Vorbehalten.] [Nachdruck untersagt.] Neues auf dem Gebiete der Weberei wird wohl oft genug gebracht. Wunderbares wird angekündigt und wirkt allenthalben auch über raschend. Durchführbar ist jedoch Weniges, und dieses beschränkt sich hauptsächlich auf productive Mehrleistung, speciell der Web stühle. Aber noch ist das Princip des Webens als solches trotz der Fortschritte der Technik ein und dasselbe, wie vor vielen, vielen Jahren. Ja man kann behaupten, dass im Gegensätze zu den ausserordentlichen Fortschritten und Verbesserungen in vielerlei anderen Industrien, welche thatsächlich mit Zugrundelegung neuer Gedanken neu erstanden, die Weberei eigent lich die alte geblieben ist; es sind wesentlich nur Vereinfachungen des Betriebes gefunden worden. Und so wird man wohl eine geraume Zeit warten müssen, bis die Weberei in neue Bah nen und neue Formen gebracht werden dürfte. Aber innerhalb der Arbeitszweige der Weberei ist denn doch schon Erfreuliches zu melden, welches, falls sich die Voraussetzungen bestätigen werden, thatsächlich einen Fort schritt in moderner Richtung bedeutet. Die handschriftliche Herstellung der Jacquard patronen soll durch die, von dem gegenwärtig oft genannten und auf verschiedenen Gebie ten sich hervorragend bethätigenden Jan Szczepanik in Wien radical zum Verschwin den gebracht werden und durch seine Er findung mit Hülfe der Optik und ihrer ver wandten Zweige mechanisch mittelst Photo graphie ersetzt werden. Zum Theil scheint es ja zu gelingen. Welcher Fachmann kennt nicht die überaus mühselige Arbeit des so genannten Patronirens? Keine andere In dustrie hat oder braucht so überaus exacte und mühevolle Werkzeichnungen als gerade die Weberei. Pünktchen an falscher Stelle machen das Endproduct unansehnlich, wenn nicht überhaupt unverwendbar bezw. unver käuflich. Die Käufer der Waaren sind eben verzweifelnd heikel. tisch ohne Fehler arbeiten, aber — und hier ist die Lücke — ein automatisch positiv sicher arbeitender Apparat zur Erzeugung der nothwendigen Jacquardkarten ist noch immer nicht da. Die Schwierigkeiten sind begreiflicher Weise nicht zu verkennen, handelt es sich doch darum, die so peinlich genaue Werkzeichnung für die Praxis ver wendbar und ebenso genau herzustellen. Jan Szczepanik hat das photographische Verfahren hier nutzbar gemacht. Seine Ver suche erstrecken sich darauf, auf eine lei tende Metallplatte eine isolirende photo graphische Patrone zu fixiren, welche un mittelbar die elektrischen Metalltaster einer Schusslinie bethätigen. Jeder Fühltaster steht mit einem zur betreffenden Platine zugehörigen Elektromagneten in Verbindung, welch’ letzterer nach Erforderniss die Platine einrückt. Falls auch hier die Voraussetzungen sich erfüllen, die man erhofft, so wäre ein Schritt vorwärts Es sollte sich daher gerade ein geometrisch genau arbeitendes Verfahren besonders be währen und einführen, wenn nicht wieder ein auf den alten Traditionen der Weberei fassen des „Aber“ dabei wäre; es ist dies gerade die gesetzmässig gewordene Unregelmässig keit der regelmässigen Punktstellungen. Aber hierfür giebt es nur einen Apparat, welcher den Anforderungen allein gerecht wird und das ist der menschliche Gedanken apparat, welcher frei von allen Regeln der Kunst sicher und genau arbeitet. Nichts destoweniger ist der Grund gelegt für einen neuen Weg zur Herstellung oder doch zur Erzielung von Webpatronen, wie sie sonst nur auf langwierigem Wege erzeugt werden können. Man kann diesen Fortschritt nicht genug begrüssen. , Dies ist ein Feld, wo mo derner Fortschritt noth thut. Auch das Nachbarfeld „Jacquardkarten- Erzeugung“ ist reparaturbedürftig, und ob wohl viele sinnreiche Köpfe hierfür immense Geistesarbeit geleistet haben, eigentlich sehr vernachlässigt. Automatische Spinnmaschinen mit hunderten von Spindeln, Webstühle, welche Tausende von Fäden tadellos bewegen, sind erfunden worden und welche durchaus prak gethan. Ob die Fühltaster thatsächlich sicher elektrischen Schluss geben, und um absolut genaue Leistung handelt es sich hier, wird sich durch die Versuche erweisen. Immer hin wäre dieses Verfahren wenigstens für die einfachsten Jacquardgewebe anwendbar, so ¬ fern die Photographie der Patrone, unmittel bar oder mittelbar auf die Metallplatte her gestellt, selbst tadellos ist. Im Nachfolgenden soll nun ein Weg er läutert werden, welcher, wenn derselbe ver folgt würde, zufriedenstellende Resultate und rationellere Arbeitsweise als bisher ergeben könnte. Die Versuche, welche diesbezüglich gemacht wurden, weisen ein mechanisch elektrisches Verfahren auf, mit Zugrunde legung einer neuen, billigeren elektrischen J acquardmaschine. Vor allem anderen handelte es sich dem