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licht wird, gehört zu jeder Schraube auch ein besonderes Kettenglied. Es bezeichnet Fig. 1 eine Seitenansicht und Fig. 2 den Grundriss eines Theiles der Kette mit 2 Deckeln, und zwar stellt darin 1 die Glie der der Kette, 2 die Nieten, um welche sich dieselben bewegen, 3 die Deckel vor. An den Deckelschrauben 4a und 4b be finden sich 2 angefräste Flächen, welche es ermöglichen, dass sie bei richtiger Stellung durch einen Schlitz 5 im Kettenglied 1 ge schoben werden können, und zwar sind die Flächen so angeordnet, dass bei fest ange zogener Schraube die Flächen in Richtung der Kette liegen (siehe 4 a), dagegen bei einer Drehung um 90° (siehe 4b) durch den Schlitz 5 geschoben werden können. Dadurch ist es ermöglicht, den Deckel leicht aus der Kette zu nehmen. Nach unserer Ansicht lag für die Erfindung durchaus kein Bedürfniss vor. Wenn bei einer soliden Kette die Schrauben nicht direct die Ver bindung der einzelnen Kettenglieder bilden, son dern in kleinen Röhrchen laufen, die ihrerseits in den Laschen der Krempelkette etwas umgebördelt sind, so ist ein Deckel durch einfaches Entfernen der beiden Deckelschrauben ebenso leicht heraus zunehmen, ohne dass die Kette auseinander fällt. Da diese Arbeit für alle Deckel sich in ungefähr 8—10 Jahren einmal nothwendig macht, so glau ben wir nicht, dass sich Spinner bereit zeigen, die Erfindung zu acceptiren, denn jedenfalls ist eine derartige Kette wegen der vielen Fräsarbeiten an den Kettengliedern und Schrauben sehr theuer und durchaus nicht sehr fest, denn die Schlitze 5 schwächen die Glieder ungemein. R. E. Eine Neuheit am Drehtopf der Krempel veranschaulicht beistehende, dem „Textil Record of America“ entnommene Figur, die ohne weitere Erklärung sofort verständlich ist. Wie allgemein bekannt, sind die Räder und Lager des Drehtopfes bisher ganz ver deckt, und um dieselben controlliren und ölen zu können, muss man die einzelnen Theile des Topfes umklappen. Dabei reisst aber nothgedrungen das Band auseinander, und man kann daher diese Arbeit nur vor nehmen, wenn das Triebwerk des Drehtopfes ausgerückt ist. Wie man sieht, ist bei der neuen Erfin dung der Trichter b, durch den das Krempel band e über einen Block c läuft, als Charnir für einen Deckel a ausgebildet, der für gewöhnlich die Oeffnung xx yy ver schliesst, aber auch, da das Band etwas er höht über c läuft, während des Ganges nach links oder rechts gedreht werden kann. Da durch wird die betr. Oeffnung freigelegt, die gross genug ist, dass alle nothwendigen Ar beiten, wie Oelen der Lager, während des Betriebes vorgenommen werden können. Da die Neuheit ohne wesentliche Kosten an neuen Krempeltöpfen anzubringen ist, dürfte sie sich wohl Eingang verschaffen, doch darf man sich nicht verhehlen, dass der meiste Aufenthalt an diesen Krempeltheilen nicht durch das noth- wendige Oelen der Lager und Controlliren der Räder, sondern vielmehr durch die Unachtsamkeit der Bedienung der Krempeln entsteht, welche es die gefüllten Kannen rechtzeitig zu R. E. gleichzeitig j unterlässt, entfernen. Die Fabrikation von Militärtuchen aus Kammgarn. Ein neuer Zweig der Kammgarnindustrie. (Für die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ geschrieben von B. P.) [Nachdruck verboten.] Der grosse Mangel an feinen Wollen, die sich für die Streichgarnfabrikation eignen, ist in den letzten Jahren fast zu einer Cala- mität geworden, so dass es zeitweise unmög lich war, genügend Deckung in feinem Ma terial, selbst zu höchsten Preisen, zu erhalten. Von Tag zu Tag tritt nun diese Seltenheit feiner Wollen immer mehr in Erscheinung. Die raffinirteste Sortirung der Wollen kann diesem Mangel nicht abhelfen, da die kleinen Ergebnisse feinstapeligen Materials zu einer regulären und regelmässigen Fabrikation bei weitem nicht ausreichen. Feine Satins und Doeskins, wie solche zu den Officiers-Uni- forinen benöthigt werden, lassen sich deshalb kaum mehr herstellen; es sind dieserhalb die früher im Aussehen fast mit Seidengeweben concurrirenden Satins allmählich in Qualität zurückgegangen, obwohl die heute in allen Stadien so hochstehende Tuchindustrie sich die erdenklichste Mühe gegeben hat, durch hochvollendete Ausführung und fachgemässe Apprets die Feinheit der Waaren aufzubessern, um so die geringere Qualität scheinbar zu verdecken. Zu diesem fühlbaren Mangel an feinen Wollen ist nun als directe Folge noch im Laufe des vorigen Jahres die enorme Preissteigerung der Wollen gekommen, die gerade bei den feinsten Wollen am markan testen zu Tage tritt. Diese beiden Ursachen zusammen haben nun bewirkt, dass es fast zur Unmöglichkeit geworden ist, Militär-Satins und Doeskins aus feinen Streichgarnwollen zu einem annehmbaren, zu anderen Stoffen wenigstens einigermaassen im Verhältniss ste henden Preisen herstellen zu können. Man war deshalb längst genöthigt, einen Ausweg zu suchen. Derselbe fand sich denn auch in der Heranziehung des Kammgarns zur Fabrikation solcher Stoffe, die bisher aus schliesslich aus Streichgarn gefertigt wurden. So hat man denn seit einiger Zeit auch Mili tärtuche, wie sie zu Waffen- und Interims röcken , sowie Officiersmänteln verwendet werden, aus wollfarbigen Kammgarnen her gestellt, welche Genres allerseits bei den dies bezüglichen Consumenten in hohem Maasse gefallen haben. Als einen Vorläufer dieser Stoffe kann man die stück- und wollfarbigen Kammgarndrapes bezeichnen, welche heute in der Tuchindustrie einen bedeutenden Fac tor ausmachen. Bei der Eigenartigkeit des Kammgarnfadens, wo jede Wollfaser dem Fadenlaufe nach gestreckt und glatt ver sponnen ist, musste sich dieses Material ge rade zur Anfertigung solcher Stoffe vortheil- haft eignen, wo es auf eine glatte und dabei glänzende Oberfläche des Gewebes am meisten ankommt, dies sind nun aber in erster Reihe alle satinartigen Stoffe und hiermit auch alle Officierstuche. — Man sollte sich nun wun dern, dass man so lange gewartet hat, Offl- ciersstoffe aus Kammgarn herzustellen, aber jedenfalls wären schon früher Versuche nach dieser Richtung gemacht worden, wenn nicht staatliche Vorschriften bestanden hätten, die in Bezug auf Rohstoffe und Verarbeitungs weise solcher Stoffe Grenzen bestimmten. Jedenfalls haben nun aber die ersten Ver suche, welche von einer grossen rheinischen Tuchfabrik unternommen wurden, über raschend günstige Erfolge gezeitigt. Der überaus gute Ausfall, den die neuen woll farbigen Kammgarnsatins zeigen und die schon genügend erprobte Stabilität dieser Stoffe hat das Vorurtheil, womit bekanntlich alle Kammgarnqualitäten bei ihrem Entstehen zu kämpfen hatten, auch bei den neuen Mili tärsachen überwunden, so dass man heute an die Fabrikation solcher Stoffe ohne jed wedes Risico mit Ruhe herangehen kann. Wir werden später noch auf einige Vortheile zurückkommen, welche die neuen Kammgarn- Militärtuchstoffe gegenüber den alten Streich garn-Militärsatins aufweisen und jetzt uns der speciellen Fabrikation derselben zuwenden. Als Material kann man nur feine SA-Garn- Qualitäten nehmen, natürlich in wollfarbig, und zwar sind die Garnnummern von 50er bis 56er zweifach für Kette und Schuss die vortheilhaftesten. Die Garne müssen, wie schon gesagt, wollfarbig — im Zug — ge färbt sein, und zwar darf als Farbstoff nur reiner Indigo angewandt werden. Ein ganz geringer Procentsatz von Alizarin zum Nüan- ciren ist heute staatlicherseits gestattet, da einzelne dieser Farbstoffe fast eben so licht echt und jedenfalls bedeutend reibechter sind wie der Indigo selbst. Für die grauen Män tel wird Vigoureuxgespinnst genommen, wo durch die Mehrung der Garne bezw. des Stoffes die denkbar vollkommenste wird, wie eine solche bei Streichgarnen nicht zu er zielen ist. Da die Zwirnkammgarnfäden ja eine grössere Stärke aufweisen, wie einfache Streichgarnfäden, so ist es nicht nöthig, eine grosse Verfilzung — Walke — -bei den Stoffen vorzunehmen. Es bleiben demnach bei dem geringen Walkprocess, den die Stoffe durchzumachen haben, die Farben äusserst geschont, so dass die feuerige Indigoblume der blauen Stoffe sich beim Walken nicht verliert, ebenso bleibt auch der natürliche Glanz der Kammgarnfaser intact, der sonst durch zu starkes Walken verloren bezw. ver mindert werden würde. Als eine gute, aus- probirte Einstellung für eine leichte Interims rock-Qualität haben wir folgende gefunden: 180 cm Rohbreite, 7900 Fäden, 32 Schuss