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kommt, wird von den einschlägigen Maschi nenfabriken in tadelloser und vollendeter Aus führung geliefert, abgesehen davon, dass sieh jeder tüchtige Spinnmeister diese auch selbst herstellen kann. Man kann aber nicht behaup ten, dass diesem Gegenstände im Allgemeinen diejenige Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, welche das so nützliche Handwerkzeug eigentlich verdient. Es giebt heute noch Spinnereien, welche überhaupt keine Schleif walze haben und der Meinung sind, auch ohne eine solche auszukommen. Das ist ein grosser Irrthum, denn eine brauchbare Schleifwalze bildet gewissermaa- ssen die Basis für die Herstellung eines tadel losen Vorgespinnstes in jedem Betriebe. Es giebt aber auch Spinnereien, welche aller dings in dem Besitze einer Schleifwalze sind, aber nur dem Namen nach; nur hin und wieder findet man einige Schmirgelkörner an der Oberfläche und zwischen denselben in der Regel nur Schmutz und Kleister. Von dem Zustande und dem Aussehen einer sol chen Walze macht sich niemand einen Be griff, der sie nicht an Ort und Stelle in Augen schein genommen hat. In vielen Spinnereien herrscht auch die Unsitte, an Stelle der Schmirgelwalze sich eines gewöhnlichen kur zen Schmirgelholzes zu bedienen, um die Kratzen zu schleifen bezw. scharf zu machen. Diese Manipulation hat aber nur einen sehr zweifelhaften Werth und nur bis zu einer be stimmten Grenze Erfolg. Wenn man z. B. beim Schleifen der Kratzen sich mit dem Schmirgelholze zu lange auf ein und dersel ben Stelle aufhält, so treten dort erfahrungs gemäss niedrige Stellen, sogenannte Aushöh lungen ein, und umgekehrt, wo mit dem Schmirgelholze zu schnell über die Kratzen spitzen hinweggefahren wird, bleiben hohe Stellen im Beschlage zurück. Derselbe Uebel- stand tritt auch in die Erscheinung beim Ge brauch des bekannten Schmirgelleders, dessen sich die die Krempel bedienenden Arbeiter zum Abziehen der Kratzen bedienen. Von einem gleichmässigen Schleifen der Beschläge kann unter diesen Umständen keine Rede sein. Alle diese genannten Uebelstände werden, wie gesagt, durch den Gebrauch einer ordent lichen, wohlverstanden, brauchbaren Schleif walze für immer beseitigt. Die Herstellung einer Schmirgelwalze an und für sich ist heute nicht mehr so umständlich und zeit raubend wie früher, und es dürfte manchem Leser dieser Zeilen willkommen sein, etwas über ihre Herstellung zu erfahren. Vor allen Dingen ist darauf zu achten, dass diejenige Walze, welche dazu in Aussicht genommen, sei sie aus Eisen, Gyps oder einer anderen Masse, gerade und rund ist. Auch nicht die geringsten Unebenheiten dürfen sich an der Oberfläche der Walze befinden, be vor sie geschmirgelt wird. Danach wird sie auf Lager gebracht und nicht wie früher mit Leim getränkt und mit Schmirgel überzogen, sondern man bedient sieh eigens zu diesem Zwecke präparirten Schmirgelbandes. Das selbe wird in verschiedenen Längen und Brei ten, je nach Bestellung, geliefert und zwar mit grob-, mittel- und feinkörnigem Schmir gel. Das Aufziehen des Schmirgelbandes wird in der Weise gehandhabt, dass man eine der zu beziehenden Schleifwalze entsprechende lange Spitze mit der Scheere schneidet. Diese Spitze wird dann mit Drahtstiften, deren An zahl sich nach dem Durchmesser bezw. Um fange der Walze richtet, an der linken Seite derselben angeheftet. Alsdann lässt man das Schmirgelband, frei über eine eiserne Welle laufend, von einem gewissenhaften Artbeiter stramm anhalten und zieht es, indem die Walze langsam gedreht wird, spiralförmig von links nach rechts neben einander anlaufend auf, ganz so, wie das Beschlagen der Arbeiter oder Wender mit Bandkratzen gehandhabt wird. Beim Aufziehen des Schmirgelbandes ist weiter darauf zu achten, dass dasselbe durchaus gleichmässig dicht neben einander zu liegen kommt, damit an den Seiten, wo es sich anlegt an die Schmirgelwalze, keine nackte oder offene Stellen (Lücken) entstehen. Auch muss das Band so geführt und mit sicherer Hand geleitet werden, dass dasselbe an den Seiten nicht über einander zu liegen kommt, ein Umstand, wodurch wieder Un ebenheiten, Erhöhungen in die Erscheinung treten. Ferner mache ich noch darauf auf merksam, das Schmirgelband, wenn auch fest, so doch nicht übermässig stramm zu halten. Der betreffende Arbeiter muss dabei schon das Gefühl und den Eindruck in den Händen haben, welchen Grad von Spannung dasselbe während der Manipulation des Aufziehens verträgt. Wird das Gesagte nicht beachtet und das Band in vielleicht unverständiger Weise behandelt in dem Sinne, dass es mög licher Weise schon beim Aufziehen zu stramm angehalten wird, dann ist ein Zerreissen des selben die unausbleibliche Folge. Nachdem das Band in der angegebenen Weise gleichmässig und regelrecht aufgezogen ist, wird es schliesslich am anderen Ende der Walze wieder mit einigen Drahtstiften befestigt und die überstehende Spitze abgeschnitten. Diese Manipulation ist eben so einfach wie prak tisch, nimmt nur wenig Zeit in Anspruch und ver ursacht in der Hauptsache nur wenig Unkosten. Eine Schmirgelwalze mit Band überzogen, wie im Vorstehenden geschildert, macht den Eindruck der grössten Vollkommenheit, und wenn gut ausgeführt, ist man nicht im Stande, diejenigen Stellen mit unbewaffnetem Auge zu erkennen, an denen das Schmirgelband sich seitlich aneinander anlehnt. In grösseren Betrieben, wo fast jeden Tag beschlagen und geschliffen wird, em pfiehlt es sich, mehrere Schleifwalzen zu ver wenden. Während man zum Anschleifen der starken Kratzennummern eine Schleifwalze benutzt, die mit grobem Schmirgel versehen ist, bedient man sich in der Regel zum Schlei fen der feinen Beschläge (Kratzen) auch einer besseren, bezw. feineren Schleifwalze, mit fei nerem Schmirgel garnirt. Das Schleifen der Kratzen mit dem Schleifcylinder soll immer trocken geschehen und nicht mit Oel, wie das leider in vielen Spinnereien gebräuchlich ist. Ausserdem ist es zweckmässig, die Schmirgelwalze beim Schleifen hin- und her gehen (changiren) zu lassen, eine Maassregel, welche viel dazu beiträgt, die Kratzen besser und schneller auszuschleifen. Die seitliche Bewegung fördert nicht nur die Spitzenbildung der Kratzen, sondern trägt auch wesentlich dazu bei, diese in kurzer Zeit vollkommen auszuschleifen. (Schluss folgt.) lieber das Spinnen feiner Nummern auf Schussdrosseln. Nach einem von Arthur H. Gulliver in der „New England Cotton Manufacturers' Association“ gehaltenen Vortrage für die „Leipziger Monatschrift für Textil industrie“ berichtet von Richard Esch. Es ist keine Frage, dass das Spinnen von Schussgarn auf Drosseln mit weit mehr Sorg falt und Aufmerksamkeit geschehen muss als das von Kettengarn. So ist ersteres viel empfindlicher für den Einfluss von Tempe ratur und Feuchtigkeit und vor allem für Unterschiede im Stapel. Dann ist das Spinnen auch die letzte Arbeit, die in der Spinnerei vorgenommen wird, und kein Spulen und Scheeren folgt, wobei möglicher Weise noch schlechte Fäden entfernt werden können, bevor das Garn verwebt wird. Es kann um so weniger unter ungünstigen Bedingungen behandelt werden, als man auch nicht Ge legenheit hat, den von dem Läufer auf den Faden ausgeübten Zug in dem Maasse zu reguliren, als man es beim Selfactor mit Hülfe des Auf- und Gegenwinders thun kann. Diese Schwierigkeiten sind durch das Be streben anerkannt, sich die besten verfüg baren Ringspinnerinnen durch Zahlen eines höheren Lohnsatzes für das Spinnen von Schuss- als für das von Kettengarnen zur rationellen Bedienung der Schussdrosseln heranzuziehen. In der That lässt es das fortgesetzte Wachsen der Nachfrage nach Drosselspinne rinnen rathsam erscheinen, für Schuss einen erhöhten Lohnsatz einzuführen, um sich ein ständiges Arbeiterpersonal zu sichern, welches einen persönlichen Antheil an seiner Arbeit nimmt und so zur Erzielung einer guten Qualität und vermehrten Production beiträgt. Wenn man solche Hülfsmittel ergreift, kann man ein besseres Resultat erwarten als wenn man auf den Arbeiter, wie er so durchschnitt lich in Spinnereien, bald hier, bald da, ar beitet, angewiesen ist. Dieselbe Sorgfalt in der Leitung muss sich vom Obermeister bis herab zum Spulen abzieher und Andreher erstrecken. Man könnte beinahe glauben, dass die Arbeit des Abziehers schwerlich irgend welchen Einfluss auf den Gang der Schussdrossel haben könnte, und doch ist sie äusserst wichtig, damit das auf die Hülsen gewundene Garn auch wieder glatt abläuft. Je feiner das Garn, desto peinlicher muss er sein, weil der ohnehin geringe Halt des Garnes keine überflüssige Beanspruchung mehr zulässt. Nächstdem erfordern die Hülsen seine volle Aufmerksamkeit. Sie müssen ganz genau auf die Spindeln passend gehalten werden, und wenn sich ein Ausreiben an der Spitze oder am Fusse nothwendig macht, so sollte das sofort geschehen, damit sie alle in Ge brauch sein können. Da die kleinen Schuss spulen ein häufiges Abziehen bedingen, sam melt sich am Grund des Spulensitzes, an der Spindel sowohl als in den Hülsen, bald mehr oder weniger Abfall, und dieser muss häufig entfernt werden, so dass jede Spule an ihrem richtigen Platz, alle in einer Höhe sitzen. Die Hülsen soll man so stark wählen, als das Daraufspinnen eben noch rationell er scheinen lässt, und zwar gebe man lieber den Spulen von s / 4 " Durchmesser den Vor zug als solchen von s / 8 ", und auch beim Spinnen von starken Nummern ist es nicht ökonomisch, halbzöllige Hülsen zu gebrauchen, und man gehe auch hier besser zu einer stärkeren Sorte über. Macht es sich noth wendig, zu feineren Nummern überzugehen, als sie auf der betreffenden Art Maschine gerade üblich sind, so gebrauche man gleich zeitig dickere Hülsen und die entsprechenden Läufer, und es wird ebenso gut gehen, als wenn man die Spinnringe auswechselt. Es ist die Stärke der Hülsen beim erfolgreichen Spinnen von Schuss auf Drosseln ein sehr wichtiger Punkt, da der meiste Zug auf den