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liegenden Ruthsspeicher. Er besteht aus einem zylindrischen Be hälter, dessen Enden kugelförmig ausgebildet sind. Dieser Be hälter ist zu etwa 85—95 % mit Wasser gefüllt. Beim Laden steigt in folge der Kondensierung des Dampfes der Wasserstand bis auf 95%, beim Entladen fällt er infolge der Verdampfung bis auf etwa 85—90%. Die Hauptdampfleitung ist mit dem Speicher durch ein Rohr verbunden, das sich oberhalb des Behälters verzweigt. Der eine Teil des Rohres, das En 11 a d e r o h r, mündet in den Neben der Produktionssteigerung hat die Qualitätsver- b e s s e r u ng bei der Erzeugung von Waren außerordentlich große Bedeutung für die gesamte Wirtschaft. Bei Betrieben, die ohne Ruthsspeicher arbeiten und mit erheblichen Belastungsschwankun gen rechnen müssen, ist ein Druckabfall um mehrere Atmosphären innerhalb kurzer Zeit oft nicht zu vermeiden. Hochwertige Waren, die bei ihrer Herstellung einen oder mehrere Wärmeprozesse durchmachen müssen, verlangen aber meist eine genaue Einhai- Dampfdom, das andere, das L a d e r o h r, führt in das Innere des Behälters und ist mit einem Verteilerrohr verbunden, an das zahl reiche Lademundstücke angeschlossen sind. Liefert die Kesselanlage mehr Dampf, als augenblicklich im Betrieb gebraucht wird, so steigt der Druck in der Hauptleitung ein wenig, ein Rückschlagventil der Ladeleitung öffnet sich, der Dampf strömt durch das Verteilerrohr den einzelnen Lademund stücken zu und tritt nahe dem Boden des Speichers in das Was ser, wo er kondensiert. Die freiwerdende Verdampfungswärme be wirkt eine Temperaturzunahme des Wassers und damit eine Drucksteigerung im Behälter. Reicht dagegen bei hohem Dampfbedarf die in der Kessel anlage erzeugte Dampfmenge nicht aus, so fällt der Druck in der Hauptleitung um ein geringes, ein Rückschlagventil der Entlade leitung öffnet sich und ein Teil des Wassers verdampft, wobei der Druck im Speicher allmählich sinkt. tung von Dampfdruck, Dampftemperatur, Dampfmenge und Abb. 3. Photographie eines Ruthsspeichers von 20 cbin Rauminhalt für 10 bis 1,5 atü Druck in einer mitteldeutschen Textilfabrik. Abb. 3 gibt eine Ansicht eines in einer Textilfabrik aufgestell ten Ruthsspeichers wieder, Abb. 4 die Schaltung eines Ruths speichers zwischen Appretur und Färberei einer Textilfabrik. Während man früher bestrebt sein mußte, durch orga nisatorische Maßnahmen die Schwankungen wenigstens etwas zu beseitigen und vor allem zu vermeiden, daß mehrere große Dampfverbraucher zu gleicher Zeit in Betrieb genommen werden, kann man bei Betrieben mit Ruthsspeichern sogar die Schwankungen ohne Bedenken noch bedeutend erhöhen, was in vielen Fällen produktionstechnisch von großer Bedeutung ist. Wenn man z. B. bei Betrieben ohne Speicher zum Anheizen gro ßer Heiz- oder Kochapparate, wie Färbereikufen u. dgl., mit Rück sicht auf die Leistungsfähigkeit der Kesselanlage eine Stunde be nötigt, so kann man die Anheizzeit bei Betrieben mit Ruthsspei chern beliebig, z. B. auf 10 Minuten herabsetzen und dadurch den gesamten Heizprozeß gleichfalls wesentlich abkürzen, d. h. also mit der gleichen Anzahl Produktionsmittel in der gleichen Be triebszeit bedeutend mehr produzieren. Tatsächlich sind auch durch Ruthsspeicher in sehr vielen industriellen Betrieben bereits erhebliche Produktionssteigerungen erzielt worden. Daß aber eine selbst geringe Produktionssteigerung in den meisten Fällen den Gewinn eines industriellen Unternehmens ganz erheblich steigert, ist von Dr. Ruths selbst — dem Erfinder der Ruthsspeicher —■ auf Grund eingehender betriebswirtschaftlicher Versuche nachge wiesen worden. Abb. 5. Dampfdruck in einer Textilfabrik vor und nach Einbau eines Ruthsspeichers. Dampfbeschaffenheit. Bei Belastungsschwankungen kann keine dieser vier Größen völlig konstant gehalten werden. Der Druck sinkt, sobald der Kessel den Anforderungen nicht mehr nach kommen kann und gleichzeitig mit dem Druck auch die Tempera tur, die Dampfmenge geht ebenfalls zurück, da die durch einen bestimmten Querschnitt durchströmenden Dampfmengen vom Druck abhängig sind und um so geringer werden, je niedriger der Druck ist. Außerdem aber bewirken starke und plötzliche Schwankungen bei der Dampferzeugung in den meisten Fällen, daß Wasser vom Dampf mitgerissen wird, sodaß also der Dampf am Verbrauchsorte in ziemlich feuchtem Zustand ankommt. Dem nach schwankt der Wassergehalt des Dampfes fast im gleichen Maße wie der Dampfverbrauch. Bei allen Betrieben, bei denen der Kesseldampf zuerst in einer Gegendruck- oder Anzapfmaschine entspannt und dann erst zum Heizen verwendet wird, überhitzt man meist den Dampf. Starke Belastungsschwankungen verursachen auch hier Mitreißen von Wasser in die Überhitzer, in denen dann eine Nachverdamp fung stattfindet. Die Folge hiervon ist, daß der Überhitzer bei hohem Dampfverbrauch seine eigentliche Aufgabe, den Dampf zu überhitzen, nur unvollkommen ausfüllen kann, sodaß die Dampf temperaturen erheblich sinken. Dies verursacht wiederum gerin gere Maschinenwirkungsgrade, sehr oft sogar höheren Verschleiß und geringere Lebensdauer der Maschinenbaustoffe.