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Heft 3. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. 31 Abfallweg des ausgeworfenen Schützens eine Wächtervorrichtung vor gesehen ist, die bei nicht richtigem Auswerfen des alten Schützens das Einbringen des neuen Schützens verhindert und gegebenenfalls bei Vor handensein einer selbsttätigen Anlaßvorrichtung den angelassenen Stuhl wieder zur Abstellung bringt. 2. Webstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wächtervorrichtung aus einer Auffallplatte für den ausgeworfenen Schützen besteht, die sich unter dem Gewicht des auffallenden Schützens senkt und dadurch einen Sperrhebel aus dem Weg des Zubringerhebels der Wechsel Vorrichtung Ibewegt. 2. Webstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die die Auffangplatte über einer schräg angeordneten Ableitrinne seitlich derselben angelenkt ist und die Verstellung des Sperrhebels mittels eines unter ihr befestigten Stiftes vornimmt, indem sich dieser beim Niederdrücken der Auffangplatte gegen das anliegende Ende des Sperr hebels hin bewegt. 4. Webstuhl nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Auffangplatte in gesenktem Zustande durch den mit einem nicht sperrend wirkenden Nocken in der Bahn des Zubringerhebels verblei- j benden Sperrhebel festgehalten und erst beim Anschlägen des Zu bringerhebels an die Nocke und dadurch erfolgendem weiteren Zurück bewegen des Sperrendes des Sperrhebels wieder freigegeben wird. Fadenlieferungsvorrichtung für Spulen von Flechtmaschinen, Web stühlen oder anderen Textilmaschinen, Von Dipl.-Ing. Carl Schürmann in Düsseldorf. (D. R.-P. Nr. 316235.) Patent-Anspruch: Klinkenlose, selbsttätig sich regelnde Fadenlieferungsvorrichtung für Spulen von Flechtmaschinen, Webstühlen oder anderen Textilmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß eine mit dem einen Teil in der Spule liegende und dort sich gegen deren Bohrungs wandung legende Schraubenfeder mit ihrem anderen Teil in dem festen Gestellteil gelagert und mit dem Federende in die Spulenwelle ein- greift, die von einem unter Belastung stehenden, eine Fadenführungs- rolle tragenden Hebel bei zunehmender Fadenspannung durch einen auf der Welle sitzenden Hebel derart gedreht wird, daß die Feder sich zu sammenzieht und die Sperrung aufgehoben wird. □ Bleicherei, färberei, Druckerei und Appretur n ii zugleich chemischer Teil. ■■ [Nachdruck veiboten. Das Färben von Baumwoll-Kleiderstoffen. Von Dr. Arthur Kramer. Im folgenden soll einiges über die Appretur, Färberei und Druckerei derjenigen Baumwollwaren gesagt werden, die zur Herstel lung von Kleiderstoffen Verwendung finden. Diese hauptsächlich von der Landbevölkerung getragenen Stoffe wurden früher nur in bestimmter Ausführung auf den Markt gebracht, aber auch hier machte die Mode Fortschritte, und so sehen wir in den letzten Jahren vor dem Krieg auch bei diesen Waren eine außerordentlich große Mannigfaltigkeit in den Mustern. Die Fabrikation mußte sich darnach richten und die Roh waren den Ansprüchen der herrschenden Mode entsprechend appre tieren, färben und event. drucken lassen. Außer den buntgewebten Baumwollwaren kommen glattfarbige und durch Druck gemusterte Kleiderstoffe auf den Markt. Die Waren wer den in verschiedenster Ausführung aus groben ordinären Abfallgarnen bis zü den feinsten Nummern bester Baumwollgarne hergestellt, ent sprechend dem Zweck, dem sie dienen sollen. Die farbigen Waren sind häufig schon durch gewisse Webeffekte ausgezeichnet, während die für Druck bestimmten Waren in glatten Bindungen bevorzugt wer den, wie sie beispielsweise im Atlas, Köper, ;Rips vorliegen. Von an deren Bindungen, die für Kleiderstoffe Verwendung finden, seien Bar chent, Satin, Krepp und verschiedene Jacquardgewebe angeführt. Die Breite, in der die verschiedenen Waren hergestellt werden, ist verschieden. Während Hosenstoffe meist nur 60—80 cm breit sind, werden Anzugstoffe gewöhnlich breiter, 120—150 cm, gewebt. Nachdem die Rohwaren durch Stempeln oder Einnähen einer Nummer gezeichnet sind, kommen sie in die Appretur. Die erste Be handlung, der die Rohware unterworfen wird, ist das ■ Sengen, wodurch die von einzelnen Gewebefäden abstehenden kleinen Fäserchen entfernt werden. Dieser Operation werden Waren, mit Ausnahme der jenigen, die beiderseitig gerauht werden, unterzogen. Im allgemeinen wird nur die rechte Seite gesengt. Das Sengen wird auf Gassengma schinen oder Plattensengmaschinen vorgenommen. Im ersteren Fall wird mit Hilfe kleiner Gasflämmchen gearbeitet, an denen die Ware vor übergeführt wird, im zweiten Fall läuft die Ware über glühende Platten. Die erstere Arbeitsweise muß für alle diejenigen Gewebe angewendet werden, bei denen durch die Bindung Muster in die Ware gewebt sind. Sehr wichtig ist, daß die Flamme vollkommen gleichmäßig brennt, um eine gleichmäßige Ware zu erhalten. Ob die Flamme größer oder kleiner oder mehr oder weniger heiß sein muß, richtet sich nach der zu sen genden Ware und läßt sich regulieren. Ist die Ware gut gesengt, so wird ein nachträgliches Scheren entbehrlich sein, es wird nur bei einigen bestimmten Warengattungen noch notwendig. Die meisten gesengten Waren werden nun erst entschlichtet, was zweckmäßig auf Breitwaschmaschinen oder dem Jigger ausgeführt wird. Werden nur geringere Ansprüche gestellt, so genügt ein einfaches Ab kochen in breitem Zustand mit etwas Soda oder Natronlauge. Bei besseren Waren genügt diese Arbeitsweise nicht, da bei ungenügender Entschlichtung in Färberei oder Druckerei manche nicht wieder gut zu machende Fehler entstehen würden. Am einfachsten erfolgt ein gutes Entschlich ten mit Hilfe von Diastafor. Auch hier kann man auf verschie dene Weisen arbeiten. Am besten arbeitet man auf dem Jigger, da neben Billigkeit des Verfahrens die Gewähr geboten ist, daß keine .Knittern“ in die Ware kommen. Man bestellt den Jigger mit 70° C warmem Wasser und löst darin 1 / 2 —1 °/ 0 Diastafor, berechnet auf das Gewicht der Ware. In dieser Lösung behandelt man die Ware bei 65° C, höchstens 70° C während 1 / 2 —1 Stunden. Nach dieser Behand lung kann direkt gespült werden, oder man läßt die Ware nach dem Auflaufen auf die Walze noch 1 / 2 Stunde stehen. Das Spülen wird zunächst in lauwarmem und dann in kaltem Wasser vorgenommen. Die Entschlichtungsflotten können nach Aufstärken derselben weiter ver wendet werden. Zu bemerken wäre noch, daß Alkalien, sowie höhere Temperaturen als 70° C die Wirkung des Diastafors zerstören. Enthält die Ware alkalische Schlichte, so muß vor der Diastaforbehandlung mit Essig- oder Ameisensäure neutralisiert werden. Vor Beendigung der Entschlichtung überzeugt man sich durch die Jodprobe, daß alle Stärke entfernt ist. Nach erfolgtem Waschen, Schleudern oder gutem Abpressen kann merzerisiert werden. In manchen Betrieben wird zwar Merzerisationsware nicht entschlichtet, da die starke Natronlauge ebenfalls auf schließend und lösend auf die Stärke wirkt. Ein vorheriges Entschlichten ist aber besonders für bessere Waren unbedingt vorzuziehen, denn nur auf diese Weise bleibt die Merzerisationslauge vollkommen rein und wird nicht mit organischen aus der Schlichte stammenden Stoffen ver unreinigt, der Glanzeffekt ist sehr lebhaft und gleichmäßig, die Fär bungen werden egal. Überdies wird eine Wiederverwendung der Spritz laugen durch Konzentration zu Arbeitslaugen leicht ermöglicht, wäh rend die Laugenrückgewinnung aus mit Schlichte angereicherter Ab fallauge häufig zu Schwierigkeiten in den Eindampfungsanlagen Ver anlassung gibt. Oxydationsmittel, wie Chlorkalklauge, lösen gleichfalls die Stärke. Zum Entschlichten ist in neuerer Zeit besonders Perborat „Obor“ von Sjtolle & Kopke in Rumburg in Vorschlag gebracht worden. Die Ge webe sollen in eine Lösung von 0,1 bis 0,2 °/ 0 Perborat eingelegt wer den; die Flüssigkeit ist langsam zum Kochen zu bringen und !/ 2 bis 1 Stunde im Sieden zu erhalten. Mit dem Entschlichten findet schon ein Bleichen statt. Welche Entschlichtungsmethode in jedem Fall den Vorzug verdient, ist nicht allgemein zu entscheiden, wird doch vielfach die ökonomische Frage in erster Linie maßgebend sein. Rauh waren, die wie schon bemerkt eines Sengens nicht be dürfen, werden im rohen Zustand dem Rauhprozeß unterworfen. Die unentschlichtete Ware rauht sich leichter und gleichmäßiger an, was wohl auf den festeren Zusammenhang der geschlichteten Kettfäden einer seits und auf die physikalische Beschaffenheit der rohen Schußgarne . anderseits zurückgeführt werden kann. Durch das Rauhen werden die auf dem Gewebe befindlichen Fäserchen beim Strichrauhen lang und gleichmäßig nach einer Richtung gezogen, oder beim Filzrauhen wird eine dichte, filzartige, kurzfaserige Decke hergestellt. Dem Zweck muß natürlich die Rauhmaschine angepaßt sein, aber selbst verständlich ist immer die Bindung und die Beschaffenheit der zu rauhenden Rohware für einen wirklich guten Rauheffekt ausschlag gebend. Ebenso spielt das verwendete Baumwollmaterial eine Rolle, z. B. lassen sich langstapelige Baumwollen schwerer anrauhen als Ab fallwollen. Die Waren können einseitig oder beiderseitig gerauht wer den. Im letzteren Fall wird, wenn tuchartige Waren hergestellt werden sollen, die rechte Seite filzgerauht, die linke Seite strichgerauht, wäh rend hei den merinoartigen Waren auf beiden Seiten filzgerauht wird.