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36 LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL INDUSTRIE. Heft 3. rung des lebhaften Beschäftigungsgrades infolge zeitweiser Stillegung wegen Kohlen- bezw. Kraftstrommangels gemeldet. Die Kunstwoll fabriken hatten gut zu tun. Für Strumpfwaren ist die Lage gleichfalls unverändert. Für die Herstellung wollener Strickgarne macht sich eine Veränderung nicht bemerkbar. Die Wirkereien und Stricker eien haben nach wie vor starke Nachfrage, doch wach sende Schwierigkeiten für den Rohstoffeinkauf wie der Betriebsführung infolge der Herabsetzung des Kontingents der Kohlenbelieferung. Die Tuchfabrik ation hat sehr starke Nachfrage und wesentliche Ver änderung in den Beschäftigungsverhältnissen nicht aufzuweisen. Die Lage war im allgemeinen günstiger als im Vorjahr. Auf Kohlen- und Garnmangel wird verschiedentlich hingewiesen. Für halbwollene Futter- und Kleiderstoffe beträgt die Beschäftigung etwa ein Fünftel der Erzeugung in Friedenszeit. Es macht sich eine geringe Ver besserung gegen den Dezember, z. T. infolge besserer Auslieferung von Garn, geltend. Die Betriebe sind auch in der Mehrzahl besser als im Vorjahr beschäftigt, doch hätten einzelne Betriebe im Januar 1919 durch die Papiergewebeherstellung einen größeren Gesamtumsatz. Die Bau m- wollweiß- und -Buntweberei kann der starken Nachfrage nicht annähernd entsprechen. Aus Mitteldeutschland wird über die Unmög lichkeit der Weiteraufrechterhaltung des vollen Betriebes infolge des Garnmangels bezw. der außerordentlich hohen Preise hingewiesen. Eine Verschlechterung gegen den Vormonat wird von schlesischen Bunt webereibetrieben, insbesondere auf Mangel an Schußgarnmaterial zu rückgeführt. Aus Sachsen .wird daneben auch noch auf die immer schlechter werdende Belieferung mit Kohlen hingewiesen. Die Fl ach s- s pinne re ien haben eine Veränderung gegen den Vormonat nicht er fahren. Ein Teil der Berichte bezeichnet den Geschäftsgang als schwach. Wegen Mangels an Flachs mußte eine große Zahl von Spindeln außer Betrieb gesetzt werden. Es wird Stillstand von Betrieben wegen Köhlen- mangels gemeldet. Die Leinen- und Ha 1 b 1 e i n e n Webereien wie die Seiden- und Sämtindustrie kennzeichnen ihren Geschäfts gang als ebenso zufriedenstellend wie im Vormonat. Die Lage ist gün stiger als im Vorjahr, da auch die damals stilliegenden Betriebe wieder Beschäftigung haben. Diese Tätigkeit umfaßt allerdings nur etwa 10 bis 25% der Friedensbeschäftigung. Die Seiden- und Samtindustrie hat nach wie vor lebhafte Nachfrage sowohl für Samt wie Samtband und und Seidenstoffe. Gegenüber der Friedenszeit wird etwa die halbe Beschäftigung, z. T. aber nur ein Viertel der Friedensarbeit erreicht. Eine westdeutsche Seidenbandfabrik arbeitet z. B. mit 24 von 46 Stüh len. Aus Baden und aus Rheinland-Westfalen wird über zeitweise Be triebseinstellung wegen Dampfmangels infolge schlechten Brennstoffes und wegen völligen Kohlenmängels berichtet. Von den Baumwollgarn- f är b er e ie ri und Bleichereien wird über Kohlenmangel geklagt. Ein Betrieb liegt seit 16 Wochen still, trotzdem Arbeitsmöglichkeit für längere Zeit vorhanden war und dringende Aufträge für die Baumwoll abrechnungsstelle Vorlagen. Nach Berichten von Färbereien und Appre turanstalten für das vierte Vierteljahr 1919 wird der Beschäftigungsgrad als gut bezeichnet. Die Leistung erreichte allerdings z. T. nur ein Drittel des Friedensbetriebes. Im Verlaufe des vierten Vierteljahres hat die Beschäftigung im allgemeinen deswegen eine Besserung erfahren, weil mehr Baumwolle eingeführt worden ist. Die R o ß h a a r Spinne reien sind infolge Rohstoffmangels sehr schwach und schwächer als im Vormonat beschäftigt. Die Einstellung von Betrieben nahm weiter zu. Es war auch Herabsetzung der Arbeitszeit erforderlich. Die Band- und Litzenfabriken hatten wie im Vormonat unter Strommangel zu leiden. Die Beschäftigung erreichte nach den vorliegenden Angaben nur die Hälfte der Friedensleistung. Für die Teppich - und Läuf er industrie ist flotter Geschäftsgang festzustellen. Für die Möbel stoffabrikation macht sich eine Veränderung nicht geltend. Für Scheuertücher und billige Baumwolldecken wird die Tätigkeit als gut bezeichnet. Es wird angegeben, daß etwas über ein Drittel der Friedensleistung erreicht worden ist. Wegen mangelhafter Stromliefe rung konnte nur unregelmäßig gearbeitet werden; der Mangel an Kohle, die im Betriebe zu Heizzwecken und Dampferzeugung verwandt wird, machte Betriebseinschränkungen notwendig. Die Hanfgarnspinne reien und Bindfadenfabriken bezeichnen den Geschäftsgang als mittelmäßig. Kohlen- und Materialmangel lassen eine Erhöhung der Leistung und Annahme aller eingehenden Aufträge nicht zu. Gegenüber dem Vorjahr ließ sich eine Steigerung der Erzeugung für Schuh-, Web- und Sattlergarne, Schnüre, Bindfäden aus Hanf, Flachs oder Werg er möglichen. Für die Netzfabrikation, die unverändert starke Nachfrage .aufweist, machte sich der Mangel an Baumwollgarn beson ders hindernd geltend. Von Sackfabriken wird etwas stärkere Be schäftigung als im Vormonat berichtet. *Ein geheimnisvoller neuer Farbstoff. Die Entdeckung eines Farbstoffes, aus dem nicht weniger als hundert Farben gewonnen werden können und der zu einer vollständigen neuen Industrie in Groß britannien führen soll, durch einen englischen Chemiker, wird aus England ge meldet. Bisher sind zwei Farben daraus erzeugt worden, die von ganz be sonderer Schönheit sein sollen. Der Erfinder des Farbstoffes arbeitet gegen wärtig in einem Laboratorium der Regierung. Etwas näheres über seine Entdeckung hat er bisher nicht mitgeteilt und will alles darauf Bezügliche geheimhalten, bis er seine Experimente vollständig zum Abschluß gebracht hat. Der Farbstoff wird aus organischen Substanzen gewonnen, und einer seiner Bestandteile unterliegt der Kontrolle der Regierung. Es heißt, daß bereits demnächst über die hundert verschiedenen Farben, die aus dem Farbstoff zu erzielen sind, weitere Einzelheiten gegeben werden. Warten wir die ab! Die Gewinnung von Seide aus Spinngewebe hat jetzt nach einem Bericht der „Umschau“ zu guten Ergebnissen geführt. Der Unter direktor der französischen Gewerbeschule von Tananarivo, Negue, hat eine Vorrichtung erdacht, um die Fäden von 12 Spinnen zu vereinigen. Dieser neue Faden wird nochmals gedoppelt, sodaß der endgültige Faden 24 Spinnenfäden enthält. Verwendet wird für diese Produktion die in den Waldgegenden Madagaskars massenweise vorkommende Spinne Ne- phila. madasgascariensis, von der 100 Stück 40 Centimes kosten. Diese Spinnen werden in einen Park gebracht, in dem in Abständen von 50 Zen timeter 3 Meter lange Bambusstangen angebracht sind. Jede Spinne liefert 300—400 Meter Faden, und zwar 4—5 mal, ehe sie stirbt. Der Faden, der an Feinheit und Festigkeit dem der Seidenraupe überlegen ist, zeigt ein schillerndes Gelb, das in den Tönen wechselt. Da die Spinnen selbst für ihre Nahrung sorgen, macht die Aufzucht der Tiere keine Schwierigkeiten. Beilage. Der Gesamtauflage unserer heutigen Nummer ist beigefügt: Ein Prospekt der Firma Richard Gustav Matthes, Magdeburg, über „Trans missionsteile.“ Unsere geehrten Leser werden auf die vorstehend angeführte Beilage hiermit noch besonders aufmerksam gemacht.. oberhausen202 _________________________ [10709 Ulrich Kohlläf f el 5 Ma f «“ n ‘ Reutlingen-B. Spezialität; Sämtliche Wlaschircen zur Kunstwoll- und Kunstbaumwoll-Fabrikation insbesondere ICff®^ e ' S! * er " für alle Arten Lumpen, Stoffe und Enden. [toeoo s ß«SB"shak e r, automatische, zur Entstaubung der Lumpen. Patentierte und ges. gesch. Konstruktionen. — Gediegene Ausführung. — Größte Leistungsfähigkeit. Byfür alle Systeme von Reißmaschinentambours. 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