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kentrommel und schert sie darauf. Nach einem leichten Dämpfen gibt man eine Passage über die Schermaschine, wobei die Haare das richtige Aussehen bekommen. Plüsche aus Tussah-Seide werden nicht vor dem Scheren gedämpft, weil das Dämpfen den Glanz zer stören und den Plüschen das Aussehen von Wollplüsch geben würde. Darauf folgt das Grundieren der Velour für die Ätzung unter Druck. Für den Druck mit gravierten Walzen werden die Plüsche vorher gekämmt und kalt und warm kalandert. Soll ein Hoch relief gedruckt werden, so läßt man Dämp fen vorausgehen. Als Druckfarbe benutzt man gewöhnlich Doppelchlorzink, verdickt mit Roggenmehl und Dextrin. Liegt die Ge fahr vor, daß die Blasen der Verdickung das Aussehen des Dextrins im Hochrelief beeinträchtigen, so muß man die Verdickung mit einem Liter Holzgeist für 20 Liter ver dünnen. Um einen schöneren Druckeffekt hervorzubringen, wird die kalt aufgebrachte Ätze leicht gedämpft, wobei die Äzte teilweise bis auf den Grund eindringt. Enthält die Ätze eine zu große Säuremenge, so ist ihre Ein wirkung zu stark, im gegenteiligen Falle wird sie durch das Trocknen vor dem Dämpfen ab geschwächt. Wird die Säure durch zersetz- liche Salze ersetzt, wie Chlorzink, so wird ebenfalls die Einwirkung derselben vermin dert. Handelt es sich um Ätzen, die die Dauerhaftigkeit des Baumwollgrundes in Frage stellen, so muß man die Paste vor her mit x / 10 ihres Volumes an Glyzerin von 20° Be versetzen. Bei mit Bister gefärbtem Plüsch bedruckt man immer die Enden des Velours. Das folgende Rezept gibt eine gute Weißätze auf Plüsch für Hochrelief: Zinnsalz 3 Kilo, Salzsäure 2° Bö. 4 Liter, Roggenmehlverdickung 15:100 20 Liter. Hier wird nicht gedämpft. Für gewöhn liche gravierte Walzen wird die Zinnsalz- menge auf 5 Kilo, ebenso die der Säure auf 5 Kilo erhöht. Die verwendete Ver dickung ist 10:100. Um mit Anilinfarben zu färben, ver wendet man die folgenden Rezepte: Zinnsalz 1000 g, Salzsäure 20° Bö 300 ccm, Glyzerin 20° Bö 1000 ccm, Roggenmehlverdickung 15 : 100 10 Liter unter Zusatz des nötigen Farbstoffes. Zum Druck mit gravierten Walzen verwendet man: Zinnsalz 1500 g, Salzsäure 400 ccm, Glyzerin 1000 ccm, Roggenmehlverdickung 10 : 100 10 Liter, zusammen mit dem Farbstoff. Nachdem man in der Kälte getrocknet hat, dämpft man die Gewebe x / 2 Stunde unter atmosphärischem Druck. Wenn man nicht dämpft, muß man der Ätzpaste mehr Säure zusetzen. Für das Dämpfen muß man die Salzsäure mit dem gleichen Gewicht Zinnsalz 50° Be oder ebenso starker Chlor zinklösung zersetzen. Im letzteren Falle fixiert man durch 5—10 Minuten langes Dämpfen. Zuweilen bedient man sich des Zink staubes und Bisulfits, wobei Mohair und Wolle sehr empfindlich sind gegen diese Ätze. Ein Zusatz von Ammoniak erhöht die Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit der Ätze; ein Zusatz von Chlorzink vermindert ihre Wirksamkeit. Man kann sich z. B. der folgenden Ätze bedienen: Zinkstaub 60 g, Chlorzink 50° Bö 30 ccm, Bisulfit 38° Bö 30 ccm, Ammoniak 10 °/ 0 75 ccm oder eine genügende Menge eines anderen Alkalis, um die Masse alkalisch zu machen, Roggenmehlverdickung 10 : 100 400 ccm. Man trägt diese Mischung mit einer Bürste auf und dämpft die Gewebe im Chassis, der über kochendes Wasser gesetzt ist, während 10—30 Minuten. Die alkalische Reaktion und das Chlorzink verhindern das Auslaufen der Ätze in die Tiefe. Nach dem Dämpfen spült man, indem man zwischendurch ein schwachsaures Bad gibt. Wird Seidenplüsch in entsprechender Weise behandelt, so gibt es ein gelbliches Weiß, wenn das Material sauber ist; ein nachträgliches Trocknen macht jedoch das Weiß klar. Sollen die Spitzen schwarz gefärbt wer den, so wird das Gewebe vor dem Dämpfen ( x / 2 Stunde unter einem Druck von 1 Atm.) schwach getrocknet. Rezept: Eisenvitriol Kupfervitriol Ammoniak Oxalsäure Blauholzextrakt 20° Bö 50 g, io g, 100 ccm, 50 g, 100 ccm, Glyzererin 20° Bö 100 ccm. Salmiak 100 g, Dextrinverdickung 650 ccm Der Zusatz von Salmiak bezweckt ein lang sameres Zersetzen der Metallsalze während des Dämpfens. Um braune Spitzen (Fellimitation) zu erhalten, bedient man sich folgender Druck farbe . Anthrazenbraun 40 °/ 0 Paste 50 kg, Oxalsäure 4 kg, Glyzerin 20° Bö 12 kg, Chromazetat 20 °/ 0 20 kg, Kupfervitriol 4 kg, Gelbholzextrakt 4 kg, Wasser 32 kg, Verdickung mit Dextrin. Die gedruckten Gewebe werden kalt ge trocknet und 1 / 2 Stunde unter einem Druck von 1 Atm. gedämpft. Man erhält eine größere Weichheit, indem man mit einem Appret aus Kartoffel-Stärke und Chlormag nesium behandelt. Die schwarzgefärbten Ge webe, soweit Blauholz in Betracht kommt, werden mit einer Abkochung von Myrabo- lanen und Quillaia gefinisht. Die mit dieser Flüssigkeit gespülten Gewebe Werden auf der Maschine gewaschen, bis der Schaum ver schwindet und dann getrocknet. Diese Be handlung gibt dem Schwarz mehr Glanz. Auch Dextrin findet weite Verbrei tung als Appret nach und vor dem Färben. Es erhöht die Weichheit und den Glanz. Dasselbe gilt von Petroleum, jedoch geben derartig behandelte Stücke auf Papier leicht fette Flecken. Rohpetroleum gibt einen bes seren Glanz als rektifiziertes. —ts. Über chemische Untersuchungen von Appretur- und Schlichtemitteln.*) [Nachdruck verboten.] Die qualitative Bestimmung der organi schen Appretur- und Schlichtemittel in käuflichen Gemischen etc. Wässerige Lösungen oder nicht völlig klare, keinen Bodensatz abscheidende schleimige Flüssigkeiten. Bei der häufig einfachen Zusammensetzung solcher, den Zwecken der Appretur und der Schlichte dienenden Flüssigkeiten und Lö sungen liegt es auf der Hand, daß die Fälle nicht allzu selten sein werden, welche es ge statten, schon mit Hilfe einiger einfacher Prü fungen auf chemischem Wege die wissens werten Bestandteile zu erkennen. Da, wo es sich um flüssige, oft trübe Stärkepräparate, um Dextrinlösungen, leimhaltige Flüssigkeiten und dergleichen handelt, wird die Arbeit rasch erledigt sein. Zur Beantwortung dieser *) Vergl. auch die Abhandlung unter der gleichen I berschrift in den Heften 8, 9 und 10 des Jahr gangs 1906 dieser Monatschrift. (Originalbeitrag von Prof. Dr. Wilhelm Masset.) zunächstliegenden Fragen, nicht minder aber auch um festzustellen, ob eine eingehendere Prüfung bei kompliziert zusammengesetzten Gemischen sich als notwendig erweist, er scheint es sehr angebracht, einen Teil der zur Verfügung stehenden Probe zur Vor nahme einiger systematisch durchzuführenden Reaktionen heranzuziehen. Eine voraus gehende Filtration ist auch bei trübe aus sehenden Flüssigkeiten, falls nicht starke Ab scheidungen vorliegen, welche die Beurteilung von Reaktionen beeinträchtigen können, tun lichst zu vermeiden; stärke- oder pflanzen schleimhaltige Lösungen und Aufkochungen sind fast immer getrübt. Filtrationen ver laufen zunächst sehr langsam und können ferner unter Umständen zum Übersehen von schleimhaltigen Anteilen, wie Tragantauf quellungen etc. führen, welche infolge ihrer Beschaffenheit das Filter nicht oder nur un vollständig zu passieren pflegen. Bei vielen, sehr stark verdünnten Lösungen ist eine vor ausgehende vorsichtige Konzentration auf dem Wasserbade unerläßlich. Die wichtigsten Vorprüfungen bestehen in folgenden Operationen: 1. Man stellt zunächst mit Hilfe von Lackmuspapier die Reaktion der Flüssigkeit fest und damit die etwaige Gegenwart freier Säuren, von welchen sich Essigsäure schon durch den Geruch leicht erkennen läßt, oder die Anwesenheit von Ammoniak, besonders von freiem Alkali, wie es namentlich in Flüssigkeiten, welche Seifen enthalten oder auch in Fällen, in welchen mit Natronlauge aufgeschlossene Stärkepräparate bei nicht ge nügender Abstumpfung des Alkalis vorliegen, anzutreffen ist. 2. In einem Reagensgläschen versetzt inan einen nicht zu kleinen Anteil der I lüssigkeit mit dem za. 10 fachen Volumen starken, za. 90 volumprozentigen Alkohols, schüttelt tüchtig durch und beobachtet das etwaige Eintreten einer Fällung und deren Aussehen nach Ver-