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Änderungen der Beschaffenheit treten ein, wenn man die angeführte Behandlung entweder auf Kollodiumwolle oder auf nicht denitrierte Seide oder auf beide anwendet. Das vorliegende Verfahren muß vor der Denitrierung ausgeführt werden. Die benutzten Säuren werden in solchen Stärken angewendet, daß keine denitrierende Wirkung ein tritt. Auf die Behandlung nach dem vorliegenden Verfahren muß daher eine gesonderte Denitrierung folgen. Die praktische Ausführung der Erfindung besteht darin, daß man die nicht denitrierte Seide bei einer passenden Temperatur und während einer gewissen Zeit der Wirkung eines sauren Bades aussetzt. Die saure Reaktion kann durch Zusatz einer Mineralsäure, wie Schwefel säure und Salzsäure, oder durch Zusatz einer organischen Säure, wie Ameisensäure, Essigsäure, Oxalsäure, aromatische Sulfosäure usw., oder durch ein saures Salz, wie Kaliumbisulfat, Natriumbisulfat, Aluminium chlorid, oder durch Gemische der angeführten Stoffe erzeugt werden. Wenn man der Flüssigkeit bestimmte Salze oder Körper, die leicht Sauerstoff abgeben, wie beispielsweise Kaliumchlorat, Wasserstoffsuper oxyd o. dgl., zugibt, so tritt die Einwirkung nicht nur schneller ein, sondern man erhält auch noch weitere wichtige Resultate: die Seide bleicht sich nach der Denitrierung besser und leichter. Man kann beispielsweise in folgender Weise verfahren: Die nicht denitrierte, für die Denitrierung fertige Seide wird in passender Weise in die Behandlungsflüssigkeit gebracht. Die Flüssigkeit enthält auf 1 Liter Wasser 5 bis 100 g Schwefelsäure. Die Temperatur der Flüssigkeit wird während ungefähr 6 Stunden auf 70° C. durch ein beliebiges Heizsystem, wie beispielsweise eine Dampfheizung, gehalten. Nach dem Dekantieren wird die Seide gründ lich gewaschen und hierauf der Denitrierung unterworfen, worauf die Fertigstellung in der üblichen Weise erfolgt. Der angegebenen Be handlungsflüssigkeit kann auch eine geringe Menge von Kaliumchlorat, beispielsweise 1 / 10 der verwendeten Schwefelsäuremenge, zugesetzt werden. Die Konzentration der Flüssigkeit, die Dauer der Behandlung und die Temperatur können in weiten Grenzen verändert werden. Wenn man länger behandeln will, kann man eine niedrigere Temperatur wählen oder eine geringere Konzentration, und umgekehrt. Man hat bereits künstliche, undenitrierte Seide mit Salpeter säure von 1,32 spez. Gew. behandelt (Patentschrift 46125, Kl. 12). Der Zweck dieser Behandlung war eine Denitrierung. Trotz der sauren Natur der Salpetersäure gelingt es mit ihr nicht, die Wirkung der nach dem vorliegenden Verfahren benutzten, nicht denitrierenden Säuren zu erzielen. Mit den nach dem vorliegenden Verfahren verwendeten nicht denitrierenden sauren Stoffen gelingt es, wenn schließlich eine Denitrierung vorgenommen wird, Seiden zu erhalten, welche einen der natürlichen Seide mehr ähnlichen Glanz haben. Die künstlichen Seiden, welche dem vorliegenden Verfahren unterworfen .sind, haben einen zarteren Griff als die bekannten Kollodiumseiden, auch wenn sie nach der Patentschrift 46125 mit Salpetersäure behandelt sind. Die Ver schiedenheit des Griffes zeigt sich, wenn man die vollen Strähne von unten nach oben mit der Hand streicht. Die nach dem vorliegenden Verfahren behandelte, schließlich denitrierte Seide ist wesentlich halt barer als die ohne diese Behandlung, auch nach der Patentschrift 46125 denitrierte Seide. Dies zeigt sich bereits durch die Wärmeprobe, nach welcher man die künstliche Seide während einer Stunde auf 140 bis 150° C. erhitzt. Die nach den bekannten Verfahren erhaltene künstliche Seide entwickelt hierbei Säure, was ein Zeichen der Zer setzung ist und verkohlt schließlich. Die nach dem vorliegenden Ver fahren behandelte, schließlich denitrierte Seide bleibt dagegen bei der Wärmeprobe unverändert, entwickelt keine Säure und behält ihren Glanz und ihre Struktur. Die Folge der Wärmebeständigkeit ist, daß die nach dem vorliegenden Verfahren behandelte künstliche Seide auch bei der Verarbeitung der Wärme ausgesetzt werden kann. Die Affinität der neuen künstlichen Seide zu Farbstoffen ist wesentlich gemäßigter, so daß die Färbung leichter und gleichmäßiger stattfindet.“ Zur Verbesserung des Reinigungsprozesses von Fasermaterialien. [Nachdruck verboten.] (Originalbeitrag von F. Meyer.) In der Neuzeit macht sich immer mehr das Streben be merkbar, den Reinigungsprozeß von Fasermaterialien durch kräf tigere Bearbeitung derselben zu verkürzen, um dadurch die ver schiedensten Vorteile zu erreichen. So findet man unter den Patentschriften, die Öffner betreffen, solche, die durch Änderung des Rostes oder der Messer den angestrebten Zweck erreichen wollen. Jedoch hat sich die Mehrzahl dieser Neuerungen nicht genügend bewährt, und es soll deshalb dieser Aufsatz dazu dienen, darzulegen, unter welchen Bedingungen eine Verbesserung der letztgenannten Art möglich ist. Hierbei ist zunächst notwendig, zu wissen, wie der jetzige Öffnerprozeß verläuft. Die Reinigung und Auflösung von Faser material in Öffnern geht nämlich so vor sich, daß das Material auf seinem Wege von schlagenden Organen getroffen wird, die es am Rost entlang streichen. Dadurch erhalten die spezifisch schwereren Staubteile zentrifugal gerichtete Kräfte, die den saugen den Luftstrom, der als Beförderungsmittel dient, überwinden und die Unreinigkeiten aus dem Arbeitsbereiche entfernen. Hiermit ist auch die Auflösung des Fasermaterials verbunden. Auf die Fasern wirken ebenfalls derartige Kräfte, jedoch sind diese dem Luftstrom nicht gewachsen, so daß letzterer sie in dem Arbeits feld weiterträgt. Dieses ist nun z. B. beim Öffner nach Crighton ein Raum, zusammengesetzt aus abgestumpften Kegeln, an deren Mänteln das Fasermaterial gereinigt, gelöst und auf einer Schrau benlinie weiterbefördert wird. Daß die Art dieser Schrauben linie und die Geschwindigkeit, mit der das Fasergut sich auf ihr bewegt, außer dem Abfall und dem ausgegebenen Produkt, ein sehr gutes Mittel zur Beurteilung der Bearbeitung des Faserstoffes und damit der Konstruktion des Öffners bietet, wird sich in folgen dem zeigen. Man kann die Bearbeitung von Fasergut auf die Wirkung von Kräften zurückführen, und zwar sind beim Crighton-Öffner deren 3 anzunehmen, nämlich: 1. Das Eigengewicht eines eingeführten Faserklumpens, das vertikal nach abwärts wirkt. 2. Eine vom saugenden Ventilator auf diesen Faserklumpen ausgeübte Kraft, die der Einfachheit halber als vertikal nach auf wärts gerichtet angenommen werden soll, was jedoch mit der Wirklichkeit nicht ganz übereinstimmt. 3. Eine von den rotierenden Messern ausgeübte Schlagkraft, horizontal wirkend. Unter dem Einfluß dieser Kräfte bewegt sich nun das Mate rial durch den Öffner, wie jetzt in seinen einzelnen Stadien ver folgt werden soll. Beim Eintritt eines Faserklumpens in den Öffner gelangt dieser sofort in die Schlagzone der Messer der untersten Scheibe. Es kommen hier also alle 3 Kräfte zur Wirkung. Da jedoch das Eigengewicht im allgemeinen zunächst der vom saugenden Venti lator erzeugten Kraft das Gleichgewicht hält, so gelangt nur die Schlagkraft zur Geltung und zwar so lange, bis durch Entfernung von Unreinigkeiten das Eigengewicht des Klumpens sich derartig verringert hat, daß die aufwärtsströmende Luft das Eigengewicht des Klumpens überwindet. Hierdurch ändert sich der Zustand. Die horizontal wirkende Schlagkraft und die vertikal wirkende Differenz von Luftzug und Eigengewicht bilden eine Resultierende, die dem Faserklumpen unter einem Winkel- zur Horizontalen eine gewisse Geschwindigkeit erteilt, unter deren Einfluß er sich aus der Schlagzone der 1. Scheibe entfernt (siehe Fig. 1). Jetzt tritt das Material in eine andere Zone ein, in der die Schlagkraft der Messer nicht mehr vorhanden ist. Auf das Faser-