Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980315026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898031502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898031502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-03
- Tag 1898-03-15
-
Monat
1898-03
-
Jahr
1898
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lv»v terristlo in des Worte« verwegenster Bedeutung; doch sie sonnte das Kindliche wobl noch mehr hervorheben. Der Wangel des Herrn Soltau, ein echter Durchschnittsmensch, der fremde Mann deS Herrn Schindler, ein Abenteurer, ein dunkler Ehrenmann, der Ariiholm des Hrrrn Kalk- schmivt, welcher seine Schülerin Bolette von seiner Liebe und den Bortheilcn, die sie ihr bringt, zu überzeugen weiß, der schwindsüchtige Lyngstrand deS Herrn Albu mit seinen sanguinischen Naivetäten, der Ballested des Herrn Alex an» der Ettenburg, der Mann für Alles, waren farbcnhaltige Jbsen'scke Figuren. Der Beifall folgte aus jeden Act mit gleichmäßiger Stärke. Fräulein Riechers wurde oft hervor- gerufcn. Rudolf von Gottschall. Alldeutscher Verband. Vortrag vr. Ncubaner's über Kiaotschau. -8- Leipzig, 15. März. Die gestern Abend im Theatersaale des Krßslall-Pnlasies vom Alldeutschen Verbände einberusene, von etwa 500 bis 600 Herren und Damen besuchte Versammlung wurde bald nach '/.,9 Uhr von Herrn Rcichstagsabgeordneten Professor vr. Hasse 'eröffnet, der zunächst die Erschienenen begrüßte und zu zahl« reichem Eintritt in Len Verband aussorderte. Man habe behauptet, jo fuhr der Redner fort, die Welt sei vertheilt. Das sei jedoch ein Jrrthum: die Eolonialgeschichte lehrte, daß im Laufe der Zeiten fast ununterbrochen eine Auflheilung der Gebiete minderwerthiger Völker durch solche Völker stattgesunden habe, die auf höherer Culturstufe stehe». In früherer Zeit hat Deutschland nicht den Muth gehabt, sich bei der Auflheilung das Seinige zu nehmen; erst als eS neuer dings wieder zu einer Vertheilung Afrikas kam, meldete sich das deutsche Volk, und auch in der Südsee fing es an. Colonien zu erwerben. Heute ist Deutschland vor die Frage gestellt, welche Ansprüche cs an Asien erhebt, um an der Erschließung des Innern dieses Erdtheils zu participircn. England und Rußland haben sich bereits gemeldet, jetzt findet die Restlheilung statt. Das deutsche Volk hat bereits Stellung dazu genommen und der Alldeutsche Verband hat das Seinige gethan, auch bei dieser Angelegenheit mit« zuwirken und die Forderung zuzujpitzen. Heute sei vom Verband ein Redner gewonnen worden, der in dieser Frage besonders kundig ist, und Len der Vorsitzende deshalb mit um so größerer Freude begrüßte. Hierauf hielt Herr vr. Neubauer einen hochinteressanten Vortrag über die wirthschastliche Bedeutung des von Deutschland neuerworbcnen Hafens und Hinterlandes von Kiaotschau. Um die Notwendigkeit der Besitzergreifung eines solchen Hafens a» der chinesischen Küste zu verstehen, müsse etwas weit ausgeholt werden und so behandelte der Redner zunächst die hierbei in Frage kommenden europäischen Interessen, sodann die deutschen Interessen und schließlich die wirthschastliche Bedeutung von Kiaotschau selbst. Im Jahre 1570 traten von Europäern die Portugiesen zuerst in Oitasien ans; allein erst seit 1680, dem Beginne des Theehandels mit China, beginnt die engere Verbindung Europas mit diesem gewaltigen Reiche. Die englisch»ostindische Compagnie hatte Las Handelsmonopol, und zwar bis 1834, in welchem Jahre das Monopol aushörte und von dem an die allgemeine Erschließung Les Landes datirte. — Ter Redner berührte den Opiumkneg, die Be- setzung Hongkongs im Jahre 1839 durch die Engländer, die im Jahre l84l dauernd Besitz davon ergriffen. China mußte im ferneren Verlaufe der Jahre das Land öffnen, es entstanden durch den Vertrag von Tientsin im Jahre 1861 die Vertragshäfen, deren 25 eröffnet sind, Vie sich an der ganzen südöstlichen Küste hinziehen. Aber zwei Orte beherrschen das Gebiet: Hongkong im Süden, Shanghai an der Nordgrcnze; von diesen beiden Häsen sind die anderen Vertragsbäfcn abhängig. In jedem dieser Häfen ist ein englisches, amerikanisches und französisches, aber kein deutsches Settlement zu finden. Nur in Tientsin und Hankau hat Dentsch. land erst seit dem Jahre 1895 ein Settlement. — Irrig ist die Behauptung, daß die Deutschen in Factoreien wohnen; Shanghai ist eine Großstadt, wie jede andere, es wohnen etwa 6000 bls 7000 Europäer darin. Der geschäftliche Verkehr mit China ist nicht so einfach, wie man vielleicht annimmt. Bei dem fremden Großkausmann kaufen .die chinesischen Gcoßkausleute in den Vcrtragshäfen, um die Waaren nach dem Innern von China zu verschissen, nach den großen HandelScentrcn, von denen sie weiter in das Innere des Landes transportirt werden. Da bei den außerordentlichen Entfernungen in China die Waaren sehr viel Zeit brauchen, um in die Hände der Besteller zu gelangen, ist der ganze Handel kolossale Vertrauens» sache, und wenn unser deutscher Handel dort festen Fuß fassen will, müssen die Aufträge genau nach der Bestellung ausgcjührt werden. Unter der Eigenart dec Verhältnisse hat sich das Bank wesen wie nirgends in der Welt entwickelt, in Shanghai allein giebt es 50 Banken. Den Verkehr zwischen den europäischen und chinesischen Großkausleuten wird durch besonders gewandte Leute vermittelt. Wie bedeutender Steigerung dieser Verkehr sähig ist, geht daraus hervor, daß die europäische Einfuhr von 374 Millionen Mark im Jahre 1886 aus 700 Millionen, im Jahre l896, die Ausfuhr aus China aber nur von 330 Millionen, aus 462 Millionen Mark im Jahre 1896 gestiegen ist. Vergleichsweise betonte der Redner, daß trotz der so gefürchteten industriellen Entwickelung Japans die Einfuhr europäischer Waaren dort von 218 Millionen Mark im Jahre 1886 auf 567 Millionen im Jahre 1896 gestiegen ist. Die Einfuhr deutscher Wollwaaren betrug allein 12'/, Millionen, obwohl zahlreiche Jute-Spinnereien und Webereien in Japan angelegt wurden. Bei Berücksichtigung der deutschen Interessen kommen drei Factoren in Betracht: die deutschen Firmen, die deutsche Schifffahrt und der deutsche Waarenverkehr dorthin. An der Spitze des chinesischen Handels finden wir deutsche Namen, Bremer und Ham burger Firmen sind es, die de» Handel in den Händen haben. Gegen früher hat sich die Sache insofern geändert, als die Hanse- atijchen Firmen heute einen mehr nationalen Handel treiben. Die Zahl der deutschen Firmen ist von 56 im Jahre 1886 aus 92 im Jahre 1896 gestiegen. Drei Factoren haben den deutschen Handel gefördert: die seit 1886 eingerichteten deutschen Reichspostlinien, die Privat-Schissfahrtslinien und die Küstenschifffahrt. Der Redner erläuterte dies näher, er trat mit warmen Worten für die Ver doppelung der Reichspostdampfer ein, schilderte die Privatbesörde- rung, dte ihr Hauptgewicht aus das Schwergut lege, und die Küsten schifffahrt, die sich in den Händen kleiner Rheder befinde. Stetig ongewachsen ist der deutsche Waarenverkehr, nämlich von 32,7 Mill, im Jahre 1889 aus 65,3 Mill. Mark im Jahre 1896. Mit anderen concurrirenden Ländern verglichen, sehen wir an den Zahlen, daß Deutschland einen gewissen Vorsprung hat; dabet ist hier nur der directe Import herangezogen und nicht die indirecte Einfuhr deutscher Waaren über Belgien und England in China. Und dieser Handel ist noch einer mächtigen Steigerung fähig; denn China ist ein unerschöpfliches Absatzgebiet für deutsche Jndustrie- producte. Alle civilisirten Völker wissen dies: Frankreich hat seit 1860 drei bewaffnete Flottendemonstrationen veranstalt, um China zu erschließen, der Krieg zwischen Japan und China hatte ersichtlich einen wirthschaftlichen Grund. Deutschland will auch an der Erschließung Antheil nehmen, als Stützpunct seiner handels- wirthschastlichen Interessen ist LaS im 36. Grad nördlicher Breite belegene Kiaotschau in Besitz genommen worden. Der Hasen von Kiaotschau biete viele Bortheile, von denen vor Allem zu erwähnen ist, daß er im Winter nicht zusriert. Falsch sei die Anschauung, daß der deutsche Landerwerb zu klein sei. An eine Theilung Chinas sei nicht zu denken, wir brauchen nur einen Stütz punct für unsere Flotte, einen Anknüpfnngspunct für unsere Handels- beziehungen. Die Schiffe gehen in Kiaotschau bis ziemlich ans Land heran, es bedarf also nur geringer Quaianlagen. Zur Zeit der arabisch-chinesischen Handelrblüihe hat Kiaotschau bereits eine wichtige Rolle gespielt. Es ist der Hafen der chinesischen Provinz Schantung, gute Straßen gehen von ihm aus in das Innere des Landes. Reiche Bergwerksschätze, vor Allem Kohlen, sind im Hinterland von Kiaotschau zu finden. Freiherr von Richt hosen schätzt den Kohlenreichthum Schantungs und der angrenzenden Provinzen auf 630000 Millionen Tons. Am besten wird sich Kiaotschau zu einem Kohlenausfuhrhasen entwickeln. Dazu bedürfe es aber besserer Verkehrsmittel als des jetzt gebräuchlichen Tartarenschubkarrens, nämlich der Eisenbahnen. Es würde jedoch nur das Hinterland von Kiaotschau hierbei in Frage kommen, da Mittel-China ein außerordentlich entwickeltes Canalnetz hat, das vom Aangtsekiang gespeist wird; der Norven Chinas, zu dem Kiaotschau der Schlüssel ist, hat keine Canäle, seine Bewohner beerdigen ihre Todten nicht auf ihren eigenen Aeckern und treiben keinen Ahnen- cultus, es kann, also ohne aus Schwierigkeiten zu stoßen, bis zu den Kohlengebieten eine Eisenbahn gebaut werdcn. Wir müssen aus Kiaotschau für den Norden das entwickeln, was Hongkong als Stapel- platz für den Süden ist, umso mehr, als Kiaotschau nicht die Nachtheile hat, wie Hongkong. Dieses ist heimgesucht von Taifunen, jenes nicht; dieses hat nur eine Rhede, jenes einen guten Hasen; dieses bildet eine Insel, jenes ist mit dem Festlande verbunden u. s. s. Die Aussichten sind also sehr verlockend, zumal da Kiaotschau nicht jo verwaltet werden soll, wie die Vertragshäsen. Vor 6—700 Jahren, so schloß der Redner, haben uns die mongolischen Völkerjchaaren überschwemmt, heute kommen wir Arier zu den Mongolen, aber mit einer andern Macht: wir bringen ihnen die Segnungen einer vorgeschrittenen Cultur. Daß wir unseren Kaufleuten jene Gebiete erschließen können, verdanken wir unserer Flotte, zu deren Verstärkung und immer voll- kommnerer Ausgestaltung Se. Majestät der Kaiser Wilhelm II. die Initiative gegeben hat. — Der lebhafteste Beifall folgte den klaren, überzeugenden, die Aufmerksamkeit der Zu hörer von Anfang bis zum Schluffe fesselnden Ausführungen. Die sich anschließende Besprechung leitete Herr Neichstagsabge- ordneter Professor Ör. Hasse ein, der zugleich interessante Milthei- lungen über den Hergang bei Erwerbung von Kiaotschau machte. Die erste Anregung, durch Erwerbung eines Stützpunktes für den deutschen Handel auch in Ostasien festen Fuß zu fassen, falle zu sammen mit der Schwenkung, die Deutschland im japanisch-chinesi schen Kriege machte; im Anfang war Deutschland auf Japans, später aus Chinas Seite. Der Staatssecretair des Auswärtigen Amtes begründete seiner Zeit im Reichstage diese Schwenkung mit theils örtlichen, the-ls politischen Beweggründen. Vor 2'/, Jahren erhielt die deutsche Flotte bereits den Auftrag, die chinesische Küste genau zu recognosciren, worüber dem Redner Andeutungen zu Theil wurden, denen zufolge eine Be- sprechung im Reichstage unterblieb. Die Marine löste ihre Ausgabe in emsigster Weise und es wird kaum eine Marine geben, die über die chinesischen Küstenverhältnisse so gut unterrichtet ist, wie^die deutsche, an ihrer Spitze die Admirale Hofmann, Tirpitz und v. Diederichs. Die Diplomatie war hinter dieser Ent- Wickelung der Dinge zurückgeblieben, die Verhandlungen mit Li-Hung-Tschang waren gescheitert, schon weil der Bicekönig sich nicht als Träger der Vollmachten erwies, als welcher er in Europa gefeiert wurde. Im Juni vorigen Jahre» kümmerte sich Se. Majestät der Kaiser um die Sache und förderte sie selbst in der energischsten und, namentlich soweit hierbei Rußland in Betracht kam, vor sichtigsten Weise. Den äußeren Anlaß zum Vorgehen bot die Ermordung der deutschen katholischen Missionare in Schantung, die unter dem Schutze des deutschen Reiches stehen. Die Nachricht kam mit der Namens unterschrift des Bischofs Anzer, des Vorstehers jener Mission, zu uns, der zu dieser Zeit merkwürdiger Weise in Berlin weilte. Es war selbstverständlich, daß er beim Kaiser persönlich um den Schutz seiner Amtsbrübrr bat. Hierauf wurden die Verhandlungen geführt, die nöthigen An ordnungen an die deutschen Vertreter des Auslandes namentlich auch in Rußland erlassen und Admiral v. Diederichs ergriff von dem Lande Besitz, eine Position, die später der Staatssecretair des Aus- wärtigen v. Bülow auch diplomatisch und im Reichstage aus gezeichnet zu vertheidigen wußte. Wie sorgfältig die Sache vor- bereitet war, geht aus dem Umstande hervor, daß Admiral v. Diederichs ein ganzes Barackenlager für die Besitzergreisungszwecke bei sich führte. Diese schönen Erfolge haben vor Allem dazu geführt, daß die Nothwendigkeit, unsere Flotte zu verstärken, immer dringender geworden ist, und daß die Stimmung des deutschen Volkes der Flottenfrage gegenüber sich sehr günstig gestaltet hat. Der Redner betonte noch besonders die Nothwendigkeit, die Flotte in dem ge forderten Umfange zu verstärken, und widerlegte die Gründe der Gegner in der Deckungssrage. Schließlich schlug Professor vr. Hasse die Absendung deS von uns bereits mitgetheilten Tele- gramms an den Reichskanzler und den Admiral Tirpitz mit folgendem Wortlaute vor: „Dir heute mit ihren Gästen zahlreich versammelten Leipziger Mitglieder des Alldeutschen Verbandes beschließen nach einem Vortrage des vr. Neubaueer über Deutsch lands Interessen in China: Er. Majestät dem Kaiser zu danken für die zur Er- Werbung von Kiaotschau führenden starken Initiativen, und der kaiserlichen Marine und dem Auswärtigen Amte zu danken für deren umsichtige Durchführung, aber auch die Hoffnung auszusprechen, Laß an der zur Lösung der über nommenen Aufgaben nöthigen Flottenforderung als an einer Mindestforderung unverkürzt sestgehalten werde; die erträg lichen Aufwendungen werden dem deutschen Volke in allen seinen Gliedern zu Gute kommen. Im Auftrage Reichstagsabgeordneter vr. Hasse." Dieses Telegramm sand einstimmig Annahme, woraus der Vor- sitzende, nachdem Herr Ze iß noch über verschiedene der angeregten Fragen gesprochen hatte, die Versammlung gegen '/»II Uhr schloß. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer III. (I. Leipzig, 15. März. Als ausgeseimte Taschendiebin muß trotz ihrer Jugend die am 4. Juni 1883 in Merseburg geboren' Amanda Schmidt angesehen werden. Vor ihrer Strafmündigkeit wurden bereits 26 Diebstähle, darunter zehn Taschendiebstähle von ihr begangen. Im Jahre 1895 wurde sie dann wegen dreier im Laden des Fieischermeisters W. verübter Taschendiebstäble mit drei Monaten Gefängniß bestraft. Für zwei in dec Markthalle aus geführte Taschcndiebstähle erhielt sie im Jahre 1896 zwei Monate Gefängniß zuerkannt. In demselben Jahre wurde sie wegen Rückfalls- diebstahls in einer Mehrzahl von Fällen zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt. Unter Andern, hatte sie am Neuen Johanntsfriedhof und aus dem Schützenfestplatze fünf Taschendiebstäble begangen. Nach Ver büßung dieser Strafe k. hrtc die Schmidt aus der Strafanstalt Grünhain in die elterliche Wohnung zurück. Am 15. Januar Nachmittags wurde sie in dem Moment festgenommen, als sie auf dem AugustuSplatze Nähe des Mendebrunnens der dort stehenden Schmiedsehefrau L. ein Portemonnaie mit 21 ./L 11 aus der Tasche gezogen hatte. Sie befand sich in Begleitung ihres zehnjährigen Bruders Alex, den der Criminalschutzinann A. an demselben Tage nach Wahren brachte und gleichzeitig in der Schmidt'jchen Wohnung eine Haussuchung vornehmen sollte. Er begab sich zu diesem Zwecke nach neun Uhr Abends mit dem Wahrcner Schutzmann in die Schmidt'sche Wohnung, übergab den Knaben und kündigte der Frau an, daß er eine Aussuchung vornehmen müsse. Anfangs sträubte sie sich und schimpfte, daß der Schutzmann in der Nacht käme, dann aber öffnete sie den einen Commodenkasten. Als in diesem vom Schutzmann vier Portemonnaies gefunden wurden, während sie behauptet hatte, es wäre keins da, wurde die Schmidt sehr erregt. Sie sagte, das eine gehöre ihr, daS andere ihrem Mann und zwei seien diesem zur Reparatur übergeben worden. Wenn ihr Mann da wäre, der würde ihm schon zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hätte. Sie fügte dann hinzu: „Machen Sie, Laß Sie hinauskommen, ich werde es Ihnen schon weiß machen, mich als Wöchnerin zu erregen. Augenblicklich unter lassen Sie Ihre weiteren Handlungen!" Ter Beamte ließ sich durch diese Reden auch bewegen, von weiteren Schritten Abstand zu nehmen. Die 43 Jahre alte Controlleursehesrau Anna Clara Schmidt aus Zeitz wurde in der Folge wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt unter Anklage gestellt. Mit ihr nahm ihre Tochter auf der Anklagebank Platz. Der Tochter wurde noch ein zweiter Taschcndiebstahl zur Last gelegt. Sie sollte am Abend des 24. December einer vor dem Sch.'jchen Laden, Ecke Reichsstraße und Grimmaischen Straß», stehend»» Damr da» Portrmonnai« au» der Klridtasche gestohlen haben. Obwohl die Schmidt diesen Dieb- stahl leugnete und ihre Mutter behauptete, die Amanda sei an jenem Tage krank gewesen und nicht aus der Stube gekommen, wurde Amanda Schmidt durch eine Zeugin, welche sie beobachtet hatte, überführt. Die Zeugin hatte das junge Mädchen, das in Beglei- tung eines zehnjährigen Knabens sich befand, den sie Alex rief, ver folgt und sie beobachtet, wie sie in einem Bäckerladen Geld zählte. Als sie fragte: „Wieviel habt Ihr denn Portemonnais", wurde das Mädchen frech und erklärte, zum Schutzmann zu gehen, riß aber dann aus und konnte nicht wieder erlangt werden. Von Seiten der Vcrtheidtgung war die geistige Zurechnungsfähigkeit der Taschen- diebin angezwrifelt worden, Herr Gerichtsarzt vr. Thümmler erklärte aber, daß bei ihr absolut keine geistige Störung vorliege, daß auch keinerlei Anzeichen dafür da seien, daß die Schmidt zur Zeit der Begehung der That sich in unzurechnungsfähigem Zustande befunden habe. Die Schmidt sei ein sehr oberflächliche» Mädchen, ohne jede tiesere Empfindung und komme ihr die Reue nur schwer an. Bei den Vorstrafen der Amanda Schmidt hatte der Gerichtshof keinerlei Veranlasfung, ihr mildernde Umstände zuzubilligen; au Stelle der an sich verwirkten Zuchthausstrafe erkannte der Gerichts- Hof gemäß 8 57 des Reichsstrafgesetzbuchs auf ein Jahr sechs Monate Gefängniß. Bezüglich der Mutter wurde nach Loge der Sache nur der Thatbestaud der Beleidigung als vorliegend an- genommen, da aber seitens des Schutzmanns A. Strafantrag nicht gestellt worden war, wurde das Verfahren gegen die verehr- lichte Schmidt eingestellt. Vermischtes. ----- Berlin, 14. März. Die 16 Jahre alte Emma B., die Tochter einfacher Bürgersleute auS der Wrangelstraßc, zeigte eine besondere Neigung für die Musik. Nachdem sie die stöbere Töchterschule durchgemacht statte, besuchte sie eine Handelsschule, um sich in der Buchfübrung auszubilden, und arbeitete sehr fleißig, um bald selbstständig zu werden. Auf diesem Weg hoffte sie eine Künstlerin werden zu können. Ihre Eltern verhielten sich gegen ihre Neigung ablehnend, und auS Kummer darüber sckoß sie sich eine Kugel in die Brust. In Bethanien liegt sie schwer darnieder. ----- Tarkehmen, 10. März. Mit dem kürzlich im Alter von 30 Jahren im Kreise Darkehmen zu Kowarren ver storbenen Lehrer Bitthin ist ein altes Lehrergeschlecht ausgestorben, welches über 200 Jahre in Groß-Peisten daS Schulamt verwaltet hat, indem immer der Sohn auf den Vater in der Stellung folgte. (Pos. Tagebl.) --- Kiel, 14. März. Auf der Untereider bei Tielen, unweit Friedrichstadt, sind der „Kieler Zeitung" zufolge in der Dunkelheit vier Personen ertrunken. — Bonn, 14. März. In Poppelsdorf fand ein Haus bewohner auf einem Zimmer, das er an zwei junge Leute vermietbet hatte, die Leiche eines Frauenzimmers. Als er der Polizei seines Wohnortes Meldung machte, batten sich schon die beiden jungen Leute auf dem hiesigen Polizeiamt eingefunden und dort die Erklärung abgegeben, daß daS Frauenzimmer in der Nacht auf ihrem Zimmer an Ver blutung gestorben sei. Da der Verdacht vorlag, daß die beiden jungen Leute den Tod der Frauensperson mit ver schuldet hätten, wurden sie verhaftet. ^V. Stuttgart, 14. März. Heute früh starb hier nam längerem Leiden im Alter von 59 Jabren der hervorragende Brückenbau-Ingenieur Präsident v. Leib brand, Vorstand der Ministerialabtbeilung für den Straßen- und Wasserbau. Bon 1876 bis 1894 gehörte er als Abgeordneter für Obern dorf der Abgeordnetenkammer an und war ein hervorragendes Mitglied der deutschpartcilichcn Fraction; namentlich als Referent über den Eisenbabnetat und über Eisenbabnpetitioncn wirkte er im Landtag verdienstlich. AIS Fachmann genoß er großes Ansehen. Seine Hauptschöpfungen sind die prachtvolle neue Neckarbrücke zwischen hier und Cannstatt („König Karls- brücke") und die Donaubrücke bei Munderkingen. Fernspr. 1998. OonDl'UlllLlllo. Repertoire der Leipziger Stadttheater. Mittwoch, den 16. März 1898: Neues Theater: Ter Templer und die Jüdin. Anfang 7 Uhr. Altes Theater: Tas Opferlamm. Vorher: Ter Friedens stifter. Lustspiel in 1 Act von Baron G. Locclla. Anfang '/.8 Uhr. ksnMkil MIirMeii. Verlobt: Herr Regierungs-Assessor Carl Tost in Annaberg mit Frl. Elisabeth Schmaler Mtr. 45 - 50 - 5» - 45 - 5» p«pt«r« 1 Fernsprecher 1, Nr. 195. 1 halte stets frisch am Lager. > kellx 8cblutlua, Hamsir >7. daselbst. Herr Georg Brückner, Lehrer in Niederlungwitz, mit Frl. Adele Schubert in Glauchau Herr Alfred Jedzig i» Glauchau mit Frl. Helene Weber daselbst. Herr Emil Bergert in Chemnitz mit Frl. Martha Bergner daselbst. Herr Martin Birnstengel in Elster- werda mit Frl. Frieda Müller in Dresden. Herr Wilhelm Kimpcl, Kaufmann aus Cassel, mit Frl. Margarethe Hofmann in Dresden. Vermählt: Herr Max Ehnert, Docent an der König!. Techn. tzochictmle in Dresden, mit Frl. Ella Ueberall daselbst. Geboren: Herrn Alfred Lory in Dresden ein Sobn. Herrn Major a D. Lößnitzer in Gotha ein Sohn. Hrrrn Bruno Schmiedel in Dresden eine Tochter. Herrn Diakonns Piltz in Marienberg (So.> ein Sohn. Hrrrn Oscar Schaarschmidt in Chemnitz ein Sohn. Herrn Lehrer Brnß in Naundorf »in Sohn. Hrrrn Bürgermristrr vr. Ebkling in Merrane rin» Tochtrr. Gestorben: Herr August Robert Weidhaos in Reichenbach i. V. Fräul. Selma Ahnert «««r. L8S8. lilt ulrs dilliz mplslil« Schwere Helle Diagonal . Reinwoll. Cdevimdiagonol Reinwoll. schwarze Stoffe. Schwarzweiße Caros . . Farbige Ballcrvpes . . . Kki'kei' Me-HmMivi u. Mbervi VittVKf dereu geschmackvolle Anlage und t lirtt!" Pflege, sowie zur saubrrea Aus- snhrung aller vorkomm. Garten ritt! !"!! arbeiten empfiehlt sich Onlce, Lindenan, Lützener Sir. 27. Die diesjährige ordentliche Generalversammlung der Actionaire der Geraer Jutc-Spftmcrci und Weberei zu Triebes soll Montag, den 4. April d. I., Vormittags 1t Uhr im Saale deS HOt«! Lr«uiin»t«r zu Gera abgchalten werden. 1) Geschäftsbericht und Rcchnungsabjchlnß auf das Jahr 1897, sowie Beschlußfassung über die Gewinnvertheilung und Ertheilung der Dechargc. 2) Ergäuzungswahl deS Aufsichtsraths. 3) Wahl von zwei Revisoren. Unter Bezugnahme aus die einschlagendeu Bestimmungen der Statuten werden die Herren Actionaire zu dieser Versammlung hierdurch mit dem Bemerken eingeladen, daß die Ausgabe der Eintrittskarten unter Vermerk der Anzahl der zu vertretenden Stimmen von Vormittags 10—11 Uhr im Versammlungslocale erfolgt und daß die Ausweisung des Actienbesitzes entweder durch Vorzeigen der Actien oder durch amtliches Zeugniß oder durch Zeugniß eines der nachbenannten Bankhäuser und Bankinstitute, und zwar: .stlZemeiiie steulselie kw«Iit-.1»8t»It, lcipiig, < r«tttt-4n«talt kiir luttnstrlv nntt Unnttvl, Trespen, V«ll»r. VI>»«rILntt«r, Gera, zu erfolgen hat. Der gedruckte Geschäftsbericht wird vom 22. März ab in dem Geschästslocale der Gesellschaft zu Triebes und in den Bureau; der vorgenannten Bankhäuser zur Abgabe an tzie Herren Actionaire bereit liegen. Gera, den 14. März 1898. vsr Luksioktsratk äer Keim Me-8piMtti M Mmi rn ftiedes. ^11>«tt 4V«lt»«r, Vorsitzender. L. jr. Speeialttät: PortraitS bi« Leben-aröhe sprechend ähnlich nach Photographie gemalt. Sachverständige Renovation alter Gemälde. karümvll empfehle in nur guten bis hochfeinsten Qualitäten und schönsten Mustern ä, 2,50 bis 10 per Fenster als GelrgcnhritSknuf unter Wer thpreifen. 4. L Livdlvr, jetzt Nr. 27 Grimm. Str. 27, 1 Tr. über Dörinq's Ubren-Geichäft. KLKNt von Stickereien u. vorgez. Leinenarbeiteu: Teppiche, Kissen, Teckc», Läufer, Sessel, LtuhlborSen, Fcnstcrmäntcl und viele andere Gegenstände in großer Auswahl zu billigsten Preise» k. staiilr Xselik. k. KMmIck, 28 PeterSstraszc 28, 1. Gtagc, nur bis 26. März. Welch edeldenkender He rr od.Dame leiht einem GeichäftSmann 200—300 qeg. gute Eicher- beit u. Zinsen aus I oder 1'/, Jahre, um sein Geschäft zu vergrößern 1 Ges. Offerten u. „Itltto 100" in die Zoologische Handlung v. E. Richter, L.-Plagwitz, Ziegelstr. 7, ndzl. ZU dkdklltklld iMbgtskhtkll Preisen verkaufen wir noch eine Anzahl AM" ««litt k«r»rll»«it«t«r, v«rtNv»l!«r -Mg 2! Krasdokfek Karloffrlu! „Reichskanzler" ü Centner ./L 3 - „A»«rnum donum" - - -3- „Fürft Lippe" - - -3.- „vlatzrothe" - - -3.- „Mäuschcn" - - - 4- lieiert frei Haus I*. Httvininna Rittergut GraSdorf bei Taucha. Fernivr. I, 4091. in Gospersgrün bei Schönfels. Herrn Max Schindler's in Meißen Sohn Johannes. Herr Richard Claus, Former in Meißen. Herr Magnus Gebhardt in Crimmitschau. Herr Karl August Prost, Polizei-Wachtmeister in Bautzen. Frau Anna Charlotte verw. Jacob geb. Kaden in Bautzen. Frau Christiane verw. Steudten geb. Naumann in Glauchau. Herrn Gustav Müller's in Glauchau Tochter Marie. Herr Johann Karl Heinrich Kunze, Gutsauszügler in Ebersbach. Fräul. Olga Thekla Töpfer in Rudelsdorf. Frau Amalie Auguste Baßtisch geb. Förster in Großsedlitz. Frau Christ. Juliane Berger geb. Scblagehau in Hörnitz. Fräul. Anna Rosine Becker in Zittau. Herr Th. Hermann Mammitzsch in Sörnewitz. Herr Karl Gottlieb Böhrisch in Winkwitz. Frau Ernestine Pauline Siedel in Brand. Frau Charlotte verw. Götzel geb. Meitzner in Ebersbach. Herr Karl Friedrich Nebe, Rentier in .Hausdorf. Herrn Max Hofmann's in Frankcnberg Tochter Melitta. Herrn Emil Drescher's in Limbach Sohn Herbert. Frau Johanna Rosina Wutzig geb. Maurnff in Wurzen. Herrn Wauer's in Plauen i. V. Sohn Curt. Herr Otto Reh in Plauen i. V. Herr Carl Ehregott Ham- berger, Webermeister in Plauen i. B. Herr Franz Anton Weichselbaum, Restaurateur in Trieb bei Rentzjchmühle. Frau verw. Artz in Plauen i. V. Herrn Otto Färber's in Reusa Tochter Ella. Herr Max Eugen Georgi, Hilssscbreiber beim königl. Bezirkscommando in Glauchau. Herr» Franz Bugge's in Pirna Sohn Fritz. Herrn Max Beyer'S in Chemnitz Tochter Lotte. Frau Christiane Henriette verw. Händler geb. Krondors in Dresden. Frau Franziska Clara Peter geb. Heyn in Dresden. Herr Matthias Wokal, Kürschner in Dresden.Räcknitz. Herr Mar Ullman» in Frohnau. Herr Curt Emil Pöhlmann, Baugewerke in Dresden. Frau Wilhelmine Pauline verw. Beyrich geb. Müller in Plauen- Dresden. Herr Heinrich Reinhold Herrmann, Kgl. Förster in Forsthaus a. d. Mulde bei Schönheiderdammer. Frau Wilhelmine Pohla» verw. gew. Barthel geb. Roch in Dresden. Frau Marie Wilhelmine Käs,berg in Bautzen. Fran Frieda Bernhardt gcborne Lange in Weißenberg. hauptsächlich: Lichts, äliloMriillke, ZchrcidMe, LWMiickr, Z-risc- tW, äslonWc, Nähtisch, Llcidcrschänke n. s. w. ferner »in« 8»Inn«1nrt«I»tnnk in lOnipir««»!!. 1>«N Xu««!», init Vlvltt, «in« 8«ttl»r^innnvr«tnri< tttnnft, LUvtt«, «in« 8i»«i««Uiinnr«r«inrt«I>»nn8, Hick« intt H»«N«, vvr«vlii«tt«n« tt««I»1«i»« !»«« «<« Rl«ti»«I. Gleichzeitig empfehlen wir unser WM" nvn«iusx«i t«I»tet«« I-r»zz«r -MW zur gefälligen Brücksichtigung. Halbieidene Streifen ... - 00 - Außerdem cincn Poste» Mttfterftücke n»r Renheitc» dieser Saison zu er staunlich billigen Preisen. kstorKStr. 7, I. FFs«F«e/A Mkoo/>. »I iLsvksv! tür «naben ullck Mäaodoll k. A. VmIvrSivM» W« M BiwdNi»««», »»ntt n. »üoiL«oti-»8«n con „ lo.ao.6 fAbfik iüi' lioffep, Ia8eken unä feine l.ökjer'wask'en. Xur «itZ«n«, »a«rtt»un» v<»rrnp;li«N« Knttrttcat« LU«»«»»E, 1 gutsprech. u.l zu sprech.aniang. Papaget billig zy verk. Plagwitz, Ziegelstr. 7, Richter. Lahnhochch 8 fllirtcm als Familienwodnung oder Contor 1. Octbr. zu vermiethrn. Nähere- 2. Etage. Hierzu eine Beilage.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)