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VezregS-PreiS W Er Hav-teMeditto» oder de» im Stadt. Dskk red de« Vororte» errichtete» Aut- 2eft»llen ab geholt: vierteljährliche« «.SO. kt Mximaliger täglicher Zustellung in« e» 5^0. Durch dt» Post bezogen für jnUschlond und Oesterreich: vierieliädelich F «.—. Direct« tägliche Sreuzbandjrndnag i»t Uutltmd. monatlich et 9.—. PteViorgr».«a«gabe erscheint täglich '/,7 Uhrz di, Lbrnb-Ansgab« Wochentag» 5 Uhr. Lrdartis» »> Lriedilio»: JotzoveSgaffe 8. UeErpeditio» ist Wochentag« unuaterbroche» ^lffvet früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: ttt» «le«»'t Cortt«. («lfre» Hahn), Uuiversitättstrohe 1. Louis Lösche. tetharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. NWger.MMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Rrizetgerr-PreiS Die 6 gespaltene Petilzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich c4go» spalten) ÜO^, vor den Familiennachrichlen (ü gespalten) 40-E- Größere Schristen laut unserem Pres», verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höderem Tarif. Ertra-Beilagen (ges.ilzti, nur mit der Morgen-?lusgab,. olliie Poslbesordernng -,t 60.—. mit Posibesörberung 70.—. Ännalsmelchluk für Ärnkiyrn: Adend-AuSgabe: Bonnittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uh«. Sonn- und Festtags früd ' ,9 Udr. Bei den Filialen »nd Amiabmeslellen >e eia» halbe stunde srüher. Anzeigen sind stets an di« Er-tdttto« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. .i? 55. Dienstag den 31. Januar 1893. 87. ZavMiig. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaimtmachu«-. ES wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß vom 1. Februar d. I. ab dt, städtische Schulcasse einschließlich der Gchnlsrltzeretmtgtzm« — Alte Waage, «athariitknstrahc L —nur „och während der Stunden von 9—12 und von 2—4 Uhr für den Verkehr mit dem Publicum geöffnet sein wird. Leipzig, »m LK. Januar 1893. Der Rath her Stahl Leipzig. I)r. Georgt. Or. Donndors. Gesucht ivird der am 21. Juli 1858 in Connewitz geborene Handarbeiter Carl Friedrich Hermann «rügrr, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 19. Januar 1893. Der Rath her Stadt Leipzig. Armenamt. «bth. 11. X. L. NI, S24. Hentschel. Heimchen. Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) Eine silberne Ctzlinder-Remontoiruhr mit Goldrand. Lecund«, defecteni Zifferblatt, geriefter Rückseite mit wappeuähnlichem Schildchen, am 22. d. M.; L) etne goldene Damen-Remontoiruhr, säst neu, ohne Se- ciind«. mit Schildchen aus der Rückseite und anhängender Rtitelkette mit Kugel und Quaste, am 21. d. M.; S) eine filperne Rcmontoiruhr mit Goldrand und Secunde, glaNrr Rückseite und anhänaender Talmtkrtte, voin 15. bl» 16. d. M.; 4) eine silberne Chltnderuhr mit geriester Rückseite. Schildchen daraus und mit auhängender kurzer Riikrlkette mir buater Emaille, am 27. d. M.: b> eine filperne Ihliader-Remantotrnhr mit Goldraud, Sekunde und geriefter Rückseite mit Schildchen, Rtckkltette mit langen breiten Gliedern und blauen Steinen, Anfang v. M.: K) eine filderne Chiinder-Remantoiruhr mit Goldrand, Secunde, geriester Rückseite mit Schildchen. Lergißmeinuichtmalerei ans dem Zifferblatt, eingckritzelter Rrparaiuraummer 3898 im Innern und auhängender Rüteltette von laugen breite» Gliedern ritt braune» Steinen, au, 20. d. M.; 7) ein Trauring, grsvirt: „0. k. 15/3 91", am 21. d. M.; 8) 2 Damcn-Vhotographirn. etagerahmt, 3 Damen im Kui»-- stück, bezw. »t»e Dame mit Laich« auf der Haud darstellend, am LS. d. M.; 5) et« Visendkin-Villardpal, mit kleinem Einsatz, am 23. d. M.; lO) 2 ledeude Wachteln, am 16. d. M.; N) ein WinterRöerztetzer. braun, mit Sammetkragea, schwarzem Futter, Krttchenhenkel und übersponnenen Knüpfen, rin Vsar Haldstteskl, riudledern, fast neu, doppelsohlig, mit Leder» strippen und Zwecken und et» Paar lange Schaftstiefel, riud- ledern, doppelsohlig, am >8. d. M.; 12) 5 Stück tunteHerren-Varchenthemdcn. 2 rathe Franen- i»d 6 Hunt« «inder-varchenthc»den, 1 Ttzd. weiße Hand tücher, „bä L." gez. S Stück Plan- «nd weißgeftrrifte Krauen- ichürzen, theilt mit Falbeln. 2« »erschiedensardtge Ktntzer- ichiirze«, »tue Anzahl Taschentücher, eine braune gestrickt« Unter hose und eia Wäichtkor», voa einem Trockenboden, vom 26. 27. d. M-: 13) etne Hase und Weste von graumeltrtem bräunlich gestreiften Stoff, am 27. d. M.: 14) et« Winterüderzteher von dunkelblauem Stoff, mit hell, aranem, gestretstem Futter, schwarzem Sammetkragen, 2 Rethen über» spannen «»Spsrn und Kettchenheakel, am 2l. d. M.; 15) ea. fünf Stücke Silendnrger Kattune, verschiedenfarbsg, 4 Stück 50—SK Meter lang, am 14. d. M.; lS) »»et Stück« gra«earrtrte» Farster Tuch, 28—30 Meter haltend, am 4. d. M.; 17) 28 Pfd. Rosthaare — sog. Schntttbaar« — am 16. d M. 18) et« e«gl. Kummetgeschtrr mit Zügel, mit zwei rothen Lederrosetteu am Zaum, am 20. d. M. Llwata« Dahrnehniungen über den verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Lhäter find uugesüumt bei unserer irimtnaiabthellung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am SO. Januar l8S?. F«a Polizei.«»« »er Stadt Leipzig. Bretschneider. N. Der hinter dem Agenten Frteprtch Wilhelm Pahlmann aus Wittenberg unter dem 27. Januar 1893 «klaffen» Steckbrief hat sich erledigt. Leipzig, de« SO. Januar 1893. Der Unters«ch«ng»richter bet de« Köntgl. Laadgertcht daseldst. vurkhardt. Die Äutisemiten-Debatte im preußischen Äbgeordnetenhause. K Wenn zwei dasselbe thun, so ist e« nicht dasselbe. Al» Traf Limburg am Sonnabend im preußischen Abgeordneten Hanse „im speciellen Auftrag seiner politischen Freunde da- Signal zu einer Debatte über den Antisemitismus gab, da mochten eben diese Freunde eine Wiederholung der so biiustgen Katzbalgereien zwischen den bekannten Specia- listea für PhilosemitiSmuS resp. für Antisemititmut er warten, Zänkereien, bei denen dir Gegner der Eon iterativen in der Regel den Kürzeren zieben. Diese Er Wartung bat sich nicht erfüllt, wenn die übliche Unterbaltung der Rickert, Stöcker und Eremer auch den Schluß bildete Die Herren waren vielmrbr sehr betreten, alt der Ab geordnete H o b r r ch t *) da» Wesen de» Antisemitismus kenn lkichnetr und die ungeheuere Verantwortung betonte, welche die Eonservativeo auf sich luden, indem sie auf ihrem Parteitag den Antisemitismus ausdrücklich billigten und die Bekämpfung seiner Ausschreitungen ausdrücklich von sich wiesen. Ob freilich andererseits Herr Rickert so voll v« inerigt von den Ausführungen des nationallibrralrn Redners war, wie er zu sein vergab, darf bezweifelt werden. Schon die von der seinigrn so verschiedene Metbodr der Behänd * Wr habe» dt« Red« de« Abg. Hobrecht t» der gestrige» avssührltch ivtedergegebeu. lung mußte dem deutschfreisinnigen Führer Gewissensbisse erregen. Herr Hobrecht siebt dem Antisemitismus un- eigennützig gegenüber. Co wenig er ihn aus parteipolitischen Gesichtspunkten verurtheilt, so sehr verschmäht er öS auch, aus seiner Bekämpfung parteipolitischen Vortheil zu ziehen. Für ihn ist die Frage eine solche der nationalen Sittlich ei t, keine politische. Und eine Bewegung, die „kein denkbar mögliches Ziel hat", welche die „Depravation der Verfolger owohl wie der Verfolgten bewirkt", kann keine politische ein, denn der politische Kamps bat vielmehr die Läuterung de« Anschauungen und die Veredelung der Streitenden zum höchsten Endzweck. Das Recht, so wie der Abg. Hobrecht getban, über den Antisemitismus zu urtbeilen, haben aber owohl Diejenigen verwirkt, die ihn als Dünger für ihre Saat weithin auSgestreut sehen wollen und wobl selbst aus- treuen, al» auch Jene, die in ibm vor allen Dingen einen unbequemen politischen Concurrcnlen erblicke» Diese Parteien müssen auch den Antisemitismus als eine gleichberechtigte Partei gelten lasten und nach den edlen Worten echter sitt> sicher Entrüstung, die den Abg. Hobrecht sein reines Gewissen und sein lauterer Patriotismus finden ließen, klang da« moralische PatboS de- Herrn Rickert bobl und nnwabrbaftig, wie die gewundene halbe Verleugnung der antisemitischen Txcefse durch den Frhrn. v. Minnigerode. Hobrecht verlangt, die Parteien sollten der „Aufreizung roher VolkSleiden schäften nicht nur durch da« Wort, sondern auch durch das Beispiel entgegenwirkcn", die weitere Debatte zeigte, welch entsetzlich schlechte» Beispiel von den Eonservativen und Deutschfreisinnizen Ahlwardt und seinen Genossen ge geben wird. Mit Recht bemerkt der nationalliberale Redner, Ablwardt sei aufrichtiger als di« Eonservativen, die ihm Borschub leisten und dann — gleich den chinesischen Man darinen bei Christeuverfolgungen — ibre Hände in Ilnsckn'.. waschen, wenn die unausbleiblichen Trceffe eintrelen. Mil jedem Satze stieg die Verlegenheit der Eonservativen und erreichte ihren Höhepunck, al- Herr Hobrecht ihnen vor hielt, daß der von ihnen begünstigte Antisemitismus zwischen gelausten und ungetansten Juden, in Wirklich keit zwischen Ungetansten und Enkeln von Getauften, keinen Unterschied macht. Die Vorhaltung war für die Herren um so peinlicher, als unter ihnen mehr als ein Enkel eines jüdischen Großvater» sitzt, und ihr Führer und erster Redner des Tage«, Graf Limburg, den weiteren Beinamen Ebers nach einem jüdischen Vorfahren mütterlicherseits führt Diese Wirkung war vo» Herrn Hobrecht nicht vorgesehen, sie blieb aber nicht aus. WaS im Lande den Eindruck der Rede noch verstärken wird, ist der Umstand, daß Abg. Hobrecht nicht mit der bei der Bekämpfung de- Antisemitismus üblichen Einseitigkeit vorging. Er stelllefest, daß eine gewisse Artvon Anti> srmilismu» und eine gewisse Abneigung gegen einzelne, besonders bei den Juden wiederkehrende Eigenschaften weit verbreitet seien. Mit dieser Eonstatirung sind die deutschen Juden au dir Pflicht verwiesen, noch auf andere Weise al- durch die äußerliche Bekämpfung de- Antisemitismus die volle sociale Gleichstellung zu erringen. E» wäre insbesondere nicht räthlich, wenn, wie AebnlicheS mißbräuchlich nur zu oft ge schieht, dir jüdischen Wortführer Raubbau mit dem Satze de- Abg. Hobrecht treiben wollten, daß kein Volk seine Ge brechen bereitwilliger anerkenne und thätiger sei, an ihrer Besserung zu wirken, als dir Juden. Ein auf den Höben der nationalen Bildung heimischer Mann wie Hobrecht wird selten mit anderen al» den geistig und sittlich hochstehenden Individuen in nähere Berührung kommen. Die Existenz solcher Juden, »edler und ausgezeichneter", hat selbst der Abg. Stöcker am Sonnabend eingeräumt. Daß eine strengere Selbstzucht für eine große Mindcrbeit der Juden übcr> flüssig sei, wollte Herr Hobrecht jedenfalls nicht sagen. Es ist überaus bedauerlich, daß Herr Rickert den Herren Eremer. Stöcker und Anderen Gelegenheit gab, in einen Ton z» verfallest, den sie dem Abg. Hobrecht gegenüber sicher nicht anzuschlagen gewagt hätten. Der Eindruck der Debatte, wenn auch gewiß nicht der Hobrecht'schcn Rede, wurde dadurch erheblich abgeschwächt. Wenn die persönliche Ehrenhaftigkeit des Herrn Rickert nicht über jeden Zweifel erhaben wäre, man müßte aus den Verdacht verfallen, er sei ein »gvnt pro rocMour der Antisemiten. Für die deutschen Juden wie für den inneren Frieden ist der Effect übrigen- der gleiche Rickert compromittirt ihre Sache bei jeder Gelegenheit, und wo sich keine Gelegenheit darbietrt, schasst er sie; der durch schnittliche politische Scharfsinn der deutschen Juden müßte mit dem des Herrn Rickert gleichwerthig sein, wenn sie noch lange fortfahren sollten, ihre Interessen durch ihn gewahrt zu sehen. 2r provocirte Sonnabend dir Vorlesung eine» nieder schmetternden deutschsreisinnigrn Sündenregister», und bei der Natur de» Anlasses und der geschichtlichen Entwickelung des Antisemitismus überhaupt kann e» nicht ausbltiben, daß die ganze schwere Sündenlast von den Agitatoren au die jüdischen Schultern gewälzt wird. Mitschuldig — und diese Feststellung wurde natürlich auch von Rickert prvvocirt — sind allerdings Juden in bohcm Maße, aber nicht .die Juden" E« ist richtig, daß da« .Rricdsblatt", die..Berliner Morgenzritung" und da« ,Berliner Tageblatt', denen die aufreizendsten Reden -egen politische Gegner (die Eon servativen wurden .Zuhälter" genannt), gegen den Grundbesitz, den Kaiser, nachgewiesen wurden, gemeinschaftlich mit der Zeitung de» JudenthumS" von Herrn Rudolf Messe hcrauS- gcgcbei, werden. ES ist aber auch richtig, daß Herr Rickertvon diesen Organen wenigstens dem .Reichsblatt", wie auch ai.dere hervorragende Mitglieder der dcutschfreisinnigcn Partei, ehr nabe steht und Einfluß auf dasselbe bat. Und wenn die, in Bezug aus Verhetzung gegen alle nickt handeltreibenden ErwerbSclaffcn bis zur Stunde unerreichte Leistung deS illustrirten WablsiugblatieS von 1890 gleichfalls von Herrn Moste hcrauSgcgcben wurde, so habe» es doch drutschfreisiniiige (und socialdcmokraliscbt) Parteiführer verbreiten lassen. Der Wind, den der Deutschsreisinn in Verbindung mit einer jü dischen Minderheit säet, weht eben dem gesammten deutschen Judenlhum al» Sturm i»S Gesicht. Deutsches Reich. 6. !I. Berlin, 3». Januar. Die Anarchisten sind aus ihrer Reserve wieder berauSgetreten und habe» wieder eine Versammlung abgcbaltcn, der bald mehrere andere folgen ollen. Von der Herausgabe einer neuen eigenen Zcikung st Abstand genommen; man besürck'Iet, daß sic dasselbe Schicksal erleiden werde wie ihr erstes Blatt i»> November vorigen Jahres. Wie ans de» Reden einzelner Anarchisten hervorging. ist die Kluft zwischen Unabhängige» unk Anarchisten wieder überbrückt und der .Socialist" dürste datier die „etwa- entartete» Brüder" wieder unter seine Fittiche nehmen. Ob dies möglich sein wird, so lange Wiltbcrger und seine speciellen Freunde, die von de» Anarchisten »ichlS wissen wollen, »ock eine führende Rolle bei den U»ab- jängigcn haben, möchten wir zwar stark bezweifeln. Aber cs inacht sich bereits eine Strömung gellend, Wilk- bergec vollkommen berauSzudrängen. In der gestrigen Berj, mmlung im Restaurant Boltz (früher Feuerstein) wäre etwa 300 Genossen und Genossinnen anwesend, z»m > >!,en Theil junge unreif« Mensche» Die .internationale Anarchistenbetze" war das Thema, über da- verhandelt wurde. Ein Anarchist Witzle wie- daraus bin. daß in Berlin eine Anzahl Anarchisten verhaftet wäre, in Allona wurden l4 Genossen hinter Schloß und Riegel gebracht, in Mainz habe ebenfalls die A»arcl»iskenhetzc begonnen; und wa« in in Frankreich, Holland, Belgien, Italien, Spanien geschehen, sei bekannt. In den wüthendsten Reden ergingen sich alle Anarchisten gegen die fractionelle Socialdemokratie und deren Führer. Diese Herren hätten eS durckgesetzt, daß aus den internationalen Arbeilercongressen die einzigen »nd wahre» Vcrlreler des Proletariats eine Behandlung erduldet hätte», wie sie scanbawser nicht gedacht werde» köuiie. Ma» hätte die Anarchisten nicht zugclassen, weil man sich fürchte. Ravacbol wurde gefeiert und den Hingerichtete» Anarchisten in Ebicago warme Worte der Verehrung gewidmet. In diesem und ähnlichem Tone bewegten sich fast alle Redner, von denen, wie u»S bekannt, die Mehrzahl in Anarchisten Vcrsainmlunge» noch nicht hervorgctrricn war. Die Vcr sammlung wurde schließlich ansgelost, al» ein Redner, a» grdlich ei» Zimmerman» Schinkc, gegen den Richterstand in heftigen Worten loSkonnerlc und hrrvorzuhrdcn stichle, welchen Unterschied derselbe bei der Beurlheilniig von EigenthumS- vergehen mache. Die Gesellschaft ging, als der Polizeilieulenaiit Vir Auslösung auSsvrach, ziemlich rubig auseinander. Nur einzelne jüngere Burschen riesen: .Ist da» Gerechtigkeit!" Bol also insofern die Versammlung wenig BemerkenSwertbcS, als au» den Aeußerungen der meisten Redner über die Pläne und Ziele der Anarchisten Nickis hervorging, so ist eS doch aus der andere» Seite ein nicht zu unterschätzender Vorgang, dag die Anarchisten sich wieder so dreist hervorwagen. Wie weil eS richtig ist, daß den Anarchisten namhafte Snmmcn zur Unterstützung ihrer inbaflirten Genossen vom Ausland zugegangcn sind, entzieht sich unserer Kennlniß. Die nächste anarchistische Volks-Versammlung ist für Mittwoch, l. Februar AbcnLS 8 Uhr bei Buggenhagen einberusen: der Saal ist ziemlich groß, die Anarchisten scheinen also aus eine sehr starke Belheiligung zu rechnen. „Die Todfeinde des AnarctiiSmuS sind z» Vieser Versammlung besonders geladen", so heißt eS in der verbreiteten Ankündigung; e« kann also recht interessant werden. Berlin, 3«>. Januar. (Telegramm.) Ter „Reick- anzeiger" veröffentlicht einen Erlaß des Kaiser-, worin er AUcii, die ihm zu seinem Geburtstage beglückwünschten, seinen Dank au-spricht. Bor Allem habe eS dem Herzen de- Kaisers woblgcthan, so oft dem Ausdruck« opferbereiter Vaterlandsliebe und der Vertbeidigung seiner Bestrebungen für die Sicherheit des Vaterlandes zu begegne», wodurch seine Zuversicht bestärkt werbe, daß diesen Bemühungen unter Gottes gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen werde. Berlin, 3o. Januar. (Telegramm.) Die „Kreuz zritung" meldet: Bei dem Galatiiicr am Sonnabend brachte der Kaiser daS Wohl tc- russischen Kaisrrpaares, deS Thron solgcr- und der kaiserlichen Familie auS, worauf der Thron svlger in deutscher Sprache »iit einem Trinkspruch aus die Gesundheit der Majestäten und der Angehörigen tc- kaiscr lichen Hause» erwiderte. V. Berlin, 30. Januar. (Telegramm.) Wie bereit» berichtet, ist General von Los vom Kaiscr dazu bestimmt Worten, dem Papst zu seinem Jubiläum die allerhöchsten Glückwünsche zu überbringen. Wie jetzt verlautet, wird General LoS zugleich dem Papst ein kaiserliche- Hand schreiben und kostbare Geschenke überbringen. - Dem BundeSrath ist der Enlwurf zu einer kaiser lichen Verordnung zugcgangen, durch welche die über gesund beit-polizeiliche Angelegenheiten ergangenen Reich-geseye au Helgoland vom 1 April dS. Ir», ab in Kraft gesetzt werden sollen — Da- im Neichsarnt des Innern bearbeitete „Hand buch sür da» deutsche Reich auf da« Jahr 1893 ist. wie herkömmlich, zum Geburtstage des Kaiser« fertig- gestellt worden. Dir Veränderungen, welche in den oberen und leiteneen Stellungen im Reich» vorgegangrn, sind nickt unbedeutend. Beim Tttel de« Reichskanzlers findet sich gegenwärtig der Vermerk: Königlich preußischer Staat«- minister und Minister der auswärtigen Angclcgeiikcile», an Stelle de« siühcrcn, Präsident des königlichen preußische» StaalSniinisicrinmS. Der neue Präsident des picnßnck'cn Staaismiiiislcrinmü, Graf z>: Ente nb» rg, wird im Reiws- bandbiich nickt crwäknl. Im Gegensätze zu seinen Ver längern im Ministerin», de- Innern, v. Pultkamcr und Hcrrslirtb, ist er nickt zm» BcveUinäcktigtc» de« Bundes- ratbS ernannt worden. Im BiiiikcSralh ist Preuße» jetzt mit 16 (statt der vcrsassiiiigSniäßigen 17) Bevellmäckliglen vertreten. AnSgeschietc» sind Gras Zedlitz - Trützscklcr und Herrfurlh, neu bcriiscu nur Rcicksjusliz-Sccrclair Hanauer, Iw. Bosse blieb auch i» seiner neuen Stellung als StaatSministcr Bevollmächtigter dcö BundeSratbS. Bel de» Kaiser!. Wirklicke» Geh. Rätbcn ist der Frbr. v. Still» ui, zuletzt Botschafter in Madrid, hinziigctoiiinie». Drei Botsckaslcr und zwei Gksandtsckaslcn habe» neue Leiter erhalte», nämlich in Koiislantinopel, Madrid und Petersburg, vwie in Bezug aus die letzteren zu Bern und Steckkc-lm. Der Wechsel, mit Ausnahme vo» Petersburg, wurde dcrbci- gesübrt durch de» fast gleichzeitigen Rücktritt des BetsckastcrS Frhr. v. Stunii» »»d des preußischen Gesandten beim Vatikan Scklözer. Z» de» bisherigen nenn Minister Residen- turcn, einschließlich derjenige», deren EliesS persönlich mit dem Gesa,,dien ENaraller bekleidet sind, ist eine zehnte bei der Republik Haiti und der toininikaiiiscken Republik er richtet worden. Die durch den Tod Luders' erledigte Minister- Rcsidenlilr in Bogota ist »och offen >1» de» Eonsulatcii sind neuerdings auck wieder einige Personal Veräiiterlillgeii erfolgt. Der mit der Leitung des EonsulalS Marseille jm vorigen Jabre betraute Vicceonsul v. Haxthausen ist als Eonjul a. o. zur Leitung des EonsulalS Varna bcruscn worde», ür den »ach Kairo versetzten Eonsnl v Lsehr I. Bei der ZiisammtiisleUung der Personalien in den Schlitz ge dielen lmd manche Ne»cr»»gcn vorhanden. Die Stelle eines Stellvertreters de« GouverncmenlS von Ostasrika wird als unbesetzt bezeichnet, obwohl die Ernennung des Oberstliciite- nanls Kreiberrn v. Schcle sür diesen Posten schon vor mehr als zwei Monaten in dem aintlichen „Eolonialblattc" ver kündigt worden ist; neu. aufgesndrt werden in Ostairika die Eommisiare zur Verfügung des Gouverneurs Iw PeterS und v. Wissmau». Z»m erste» Malt erscheint bei Kamerun auch das neue Bezirksamt zu Kribi an . der Batanga- küsie mit dem Amtmann v. Ocrtzcn »nd dem Zolldircctor Böder. Der RegierungSarzt in Kamerun, Stabsarzt Iw. Schröder, ist abberufcn und seine Stellung unbesetzl. Der gcgenwäriig im Auswärtigen Amt beschäftigte Ban inspector Sckran wird noch als erster Secretair beim Gouvernement aufgefitt'rt. DaS Reichs-Pate »tarnt und die Reickssckn lden-E omm ission habe» im verflossene» Jabre neue EbcsS erhallen, i» den Herren r Koenen und v. Hoffman», dem Präsidenten der preußischen SlaatS- schiilkeii'Verwattung. Beim Nordostsee-Eanal ist ein fülisie« Bauautt zu Holtenau errichtet. Beim Reichs- marine-Ainl komiiit eine »ciic MekiciilaI Abtlicilung zum Vorschein mit 4 Mitgliedern, ebenso ein Abschnitt: BildungS- weseii der Marine nnt Marine Akademie und -Schute, sowie die Deckossieicr-Sckiile. — Die deutsche LandeSvcrsaniniluiig der inter nationale» criminali frischen Vereinigung, welche im herbste wegen der Ebolcragesahr vertagt werde» mußte, indet zu Berlin am 7. und 8. April d. I. statt. Ans der lageSordniing der Bcrathunge» stehen l) die Behandlung der verwahrlosten und verbrecherischen Jugend cBericki- crstatter StacuSanwalt Iw. AppcliuS-Elberfeld, AmtS- gerichtSrath Schmölder-Köln und Anstalistircctor Keßler- Waber»), 2) die Nesormbedürftigkeit der Bestimmungen des NcichsstrafgcsetzcS über die cvrrcctionelle Nachhast (Bericht erstatter Professor kW. von Heipel-Straßburg). — Ter VerbandstagdkiitscherBerussgkiivssenschastcn beschloß, einen Antrag an den BundeSratl, zu rickie». daß dle;eniakii Beamten der Bernsegenosleiischaslen von der Verpflichtung zur ()n- valldltatS. und Altcreversickerung befreit werden, die wie die Reiche-, Staats- und Loinmunalbeainte» lebenslänglich und mit Pension»- berechtignng angeslellt sind. Vorder hatte sich der Vrrbandstag mit der Beraihung eines gicichmäßigcn wesahrentaris- beichastigt. * Hambur», 30. Januar. Ei» Berliner -Katt suchte die Kundgebung de« rheinischen ProviiizialauSschusscS sür die Militairvorlage mit dem Emwande zu recht fertigen, daß es sich nicht um einen Beschluß dieser Körper schaft, sondern nur ihrer „Mitglieder" gehandelt habe. Dem gegenüber halten eS die „Hamb. Nachr." für unslaltbast, daß die Mitglieder eines ProvinztalausschnsseS sich außerhalb ihrer ordentlichen Sitzungen versammeln und Beschlüsse fasse», die unter Berufung aus die amtliche Eigenschast ihrer Urheber öffentlich vcrwcrthct werden. ' Hannover, 27. Januar. Tle Tbatlache, daß seitens der StaalSanwallichast gegen da» llrlbeil im Welsenproceß Be rufung eingelegt worde» ist, hat hier überall einiges Erstaunen her- vorgernsen. Bo» welsischer Seite wird erzählt, der AmlSanwalt habe den Bertheidiger» wiederholt erkiart, daß er keine Berufung Anlegen werde; nun Ist die« doch seitens der SlaatSanwaltlchaN geschehen. Es ist hier offenbar wieder irgend eine böhere Weisung mit tm Spiele. Nach der geringen Ausbeute, die der Proerß im Sinne der Anklage ergeben bat, war man allerseits der Meinung, daß die Antlagebehörde froh sein wurde, wenn die Acte» in der Angciegenbeit geschloffen wären. Ruck Blätter, denen man selbst die schwächste welfische Neigung nicht nach» sagen kann, wie der „Hannov. Courier", haben mit ihrer Ber- unheilung des Vorgehen» in diesem Falle auck voin politischen Standpuncle au» nickt zuriickgehalten. Es ist übrigen» »och nicht bekannt, ob sich die Berufung gegen die Gesaminl-Enticheidung de» Gerichts wendet oder nur gegen die zahlreichen Freisprechungen. Wa» würde es nutzen, wenn wirtlich noch einige oder »och ein Dutzend welsischer Lind» aiifqelösl würden? Der welffschen Agitation würde man damit nur Vorschub leisten. Schon warnt das hiesige Weliendlatt, daß neu« Haussuchungen bevorscanden, da die Staats anwaltschaft entschlossen scheine, den Proceß dis in die letzle Instanz durchzusechien. In der Urlhcilsbegründung wird übrigen« auch aus die ähnliche Art der Verbindung bingewielen, wrlche zwischen politischen Vereinen anderer Parteien bestehe Die welfische „Teuilche Volkszta." meint nun, daß inan diese Beschuldigung oder Feststellung au« der Urlhkilsbegrüiidung beseitigen wolle Es ist das wohl nur eine etwas kühne Lombinalion. die vielleicht lediglich zeigt, welchen Punkt man wrlsischerietts in der Berusunqsinstauz besonder» zu nrgiren gedenkt. Wenn das Verholten der anderen Parteien gegenüber dem Beretnsgeletz dann ln eingehenderer Weile erörtert wird, so würde der Behörde kaum etwas Anderes übrsg bleiben, als diese» SS