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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930304023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893030402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-04
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
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Die sympathische Art, mit welcher der Kaiser in seiner letzten Rede einen Ausspruch des Fürsten Bismarck übernahm, hat überall dort einen sehr günstigen Eindruck gemacht, wo man nicht eine Berschärsung und Verbitterung, sondern eine Verbesserung der persönlichen Beziehungen zwischen dem Kaiser und tem Fürsten Bismarck als erstrebcnSwertbcs Ziel be- »achtct. Um so ergrimmter sink die Uitramontanen bei dem tz'ctankeii, daß eine solche Berbesserung eintrclen könnte; der .Germania" preßt schon die Möglichkeit, die Rede des Kaisers also zu deuten, folgenden rohen Ausfall gegen den Be gründer des deutschen Reichs aus: „Ten Mann, der durch den Clliturkainvf unsägliches Unheil über Land und Volk gebracht, der die politische Heuchelei und die tkichenktheorie in Uebung gebracht, der die Verbitterung der Partei- «Mtnisse und de« gesammlen öffentlichen Leben«, sowie die Le» tochngnug des Polin,che» Gegner« in einer Weife gefördert hat, irie kein Anderer vor ihm: diesen Mann der heutigen Generation als „Ahn", als Muster und Vorbild hinstellen wollen — fürwahr, das ist kein übler Witz!" Wie der Kaiser 'eine Worte aufgcfaßt sehen möchte, lönnen wir natürlich nicht mit Bestimmtheit behaupten; ganz zweifellos aber hat er, als er seine Rebe, um ihr besonderen Rachtruck zu geben, mit einem Worte deS Altreichskanzler« Meß, nicht geglaubt, daß ihm von dem führenden Blatte einer Partei, die sich als besonders feste Stütze des Throne- an- prrist, zu verstehen gegeben werden würde, das Centrum habe tie Hüte, die Wahl jenes Citat« als eine rein zufällige und bedtMungSlose anzusehen, uni nicht zu einem sehr abfälligen Unyrile gezwungen zu sein. Man kann nur wünschen, daß au leitender Stelle der rechte Schluß aus jener Aeußerung des LenIrumSorganeS gezogen werde. Für den Jesuitenantrag bereitet das Centrum im Reichstage eine Debatte in großem Stile vor. Cs sollen Angehörige der Fraktionen ans den verschiedenen Bundcö- staaieii über die in diesen Staaten vorhandenen Wünsche bezüglich der Wietcrzulassung der Jesuiten sprechen. Die Begründung des Antrages soll Abg. Graf Ballcstrem übernehmen, der bekanntlich in Rom gewesen ist und sich dort zweifellos bei der vaticanischcn Diplomatie Instructionen geholt hat. Inzwischen scheinen die „Freisinnigen" cin- zeseden zu haben, daß cS doch vielleicht unbedacht sein würde, tem iscnlrum auch in diesem Falle Heeresdienste zu leisten; wenigsten« schreibt die „Freis. Ztg.: „Eine Fractionsberathung über den Antrag hat in der frei »»lügen Partei noch nicht ftaltgefunden. Bei dem Antrag ionimen nicht blos eine, sondern mehrere Fragen von ver- schiedener Art und Bedeutung in Betracht." Im österreichischen Abgeordnetcnhause hat vorgestern der Handelsminister in durchaus correctcr Weise die Grenzen der für Deutschland aus den neuen Handelsver trägen erwachsenen Berpflichtungen festgestellt, indem er ausführte, daß Oesterreich keineswegs ein vertragsmäßiges Recht ans das Fortbestehen der deutschen Differenzialzölle, wie sie namentlich dem russischen Getreide gegenüber eine Rolle spielen, besitze. Er bedauere und mißbillige sebr entschieden, daß ii» Abacordnelcnbause der deutschen Regierung der Lorwurf einer illoyalen Handelspolitik gemacht worden. Die Handels verträge hätten ein praginaüiches System differcnzieller Be handlung nicht staluiren wollen. Die Zurechtweisung dcS österreichischen Ministers bezog sich auf die Aeußerung galizischer Abgeordneten, sic hatten seinerzeit bei ihrem Votum für Len deutsch-österreichischen Handelsvertrag unbedingt auf die Loyalität der deutschen Regierung gerechnet und erwarteten, baß die letztere während der ganzen Dauer der Uebereinkuusl keinen Vertrag mit Rußland schließen werde, durch welchen die Oesterreich-Ungarn gewährten voll» wirlbschaftlichc» Bvrtbeile berührt würden. Cs ist in der Thal unbegreiflich, wie die Berpslicktungc» eines Handels vertrags in so ungeheuerlicher Weise mißdeutet werden konnten. Die von den streitbaren ungarischen Bischöfen begonnene Action hat sich, wie wir gestern mittbeilten, aus der bischöf lichen Conferenz in so scharfer Form gezeigt, daß die national- gesinnten Bischöfe dagegen Widerspruch erhoben. Jetzt stellt der Fürst-Primaö in Abrede, daß bei der bischöflichen Con- feren; polemische Aeußerungen gefallen seien. Da« ist jedoch bloS ein Spiel mit Worten: tbatsäcklich hat ein ansehnlicher Tkeil der Bischöfe entschieden erklärt, sich von jedem Unternebmen sernzubalten, das den inneren Frieden des Landes zu stören geeignet sei. Infolge dessen wird die an die Regierung und den Monarchen gerichtete Adresse mit einer gewissen Mäßigung gekalten sein und nur betonen, baß der Episkopat die Cioilcbe als gegen das katholische Dogma verstoßend betrachte. Gegen die Rcceplion der Juden erhebt die BischosSconsercnz keine Cinwentnng, verlangt jedoch, daß die Frage des UcbcrtritteS besonbers geregelt werde. Selbst der Glaubensfreiheit tritt die Bischossconserenz nicht ganz schroff gegenüber: die Bischöfe erklären, sie wünschten nicht, daß Jemand um seines Glaubens willen irgend Unbill erfahre; jeder möge vollständige Freiheit de« Bekenntnisse« genießen; nicht zu billigen sei jedoch, daß die Bildung »euer Seelen gestattet werde. Im Ganzen zieht also da« Memorandum mildere Sailen auf und dürste in Folge dessen auch der Regierung keine größeren Schwierigkeiten bereiten. Es ist in dieser Wendung entschieden das Erwachen deS patriotischen und nationalen Geistes einer starken Minderheit unter den Bischöfen zu erblicken, welche Thalsachc selbstverständlich auch auf die weitere Haltung der weltlichen Uitramontanen nicht ohne Einfluß bleiben kann. Einen vielversprechenden Erfolg seiner Bemühungen bat der UltramontaniSinu« in Luxemburg zu verzeichnen, wo der Erbaroßberzog Wilhelm sich mit der Prinzessin Anna von Braganza verlobt hat. Erbgroßberzog Wilhelm ist refor- mirl wie sein ganzes HauS, aber seine Verlobte eine Tochter des frühere» portugiesischen Prätendenten Tom Miguel und einer Prinzessin zu Löwenstein Heubach aus demselben Hause, daö den nomiiieUen Präsidenten der deutsche» Katholikentage stellt und auch sonst durch ultramontanen Eifer bekannt ist. Von einer an deren als einer katholischcuKiiidererziehuugwird dortgewißnicht die Rede sein können, »nb zwar um so weniger, als die Be völkerung des Großherzogtbuinö ganz überwiegend katholisch ist. Der dortige Katkolieisilius ist sogar im Verbältniß zu dem der Rhcinprovin; noch besonders intensiv gefärbt; man kennt ja die „Springproccssion" von Echternach u. s. w. Obgleich wie das HanS Löwenstein in Unterfranken angesessen, baden die Nachkommen des früheren portu giesischc» Königshauses zunieist in Wien Aufenthalt gesucht; der Sobn dcS Dom Miguel spielt dort in der Gesell schaft eine hervorragende Rolle. Tie künftige Generation des jetzt aus sechs Augen siebenden GesaninttbauseS Nassau wird also wohl als katholisch anzuschen sein. Ein merk würdiges Ente jenes Fürstenstamincs, der den evangelischen Heldenmärtyrcr Wilhelm von Oranien und andere siegreiche Vorkämpfer des westeuropäischen Protestantismus wie den Lu.se Henriette d.e Stammmutter d « preutz-f-Y und deutschen Kaiserhauses geworben ist. «» « M«; i- P.''» 7' lung in den, ^"nama-B'st chung P j,„ Gange, das Vorspiel dazu ist schon jy-aaro" mit der Veröffent- Einzelcitel wurde eS durch den» 6 g Hlsiiicnccau'S, Frey- l.»ung der B-rbö.-pro'°r°U- Iwquet s. Elsmene c»iel S und Eharlcs Lcsteps Preisgabe dieser Be- l888. Man ist in Pari« Poneigt. Panamaleiter kundnngcn alö den Beginn te- rA-'cbew rkS te P ^ Goulois" nicht ab, beute IN gleicher Leise roiZ g liegt darüber folgende Meldung vor: Paris, 3- Marz. Heute veröffentlicht der ,j -.-ÜS-D' K«LZ Urr: Z'reund"st7na.LUch ^'nach- I» D^men-!aÜ' ^7h'eg?ieve7gS'n. L ulfo von den Enthüllen, nicht mehr aufrecht erhalten. Auf weitere pikante Enthüllungen kann inan sich gesaß. machen, wenn sich die von mehreren Pariser Blattern unter Vorbehalt gebrachte Meldung bestätigen sollte, Art on sei in Wien verhaftet worben Vielleicht wird sich auch der von seinen Cabinctsgcnoffen so schnöbe fallen gelassene Rouvicr, der dem Vernebme» nach demnächst die Leitung de« „pani National" übernehmen wird, den Enthüllern anschließen Zu verlieren hat er nichl« mehr. Zn Serbien sieht man mit der größten Spannung den unmittelbar bcoorslebenden Wahlen entgegen, und allem An- scheine nach ma»l sich die Regierung aiff einen sehr stur- mischen, mit Ruhestörungen verbundenen Wahlkampf gefaßt. Schon jetzt wird davon gesprochen, daß den radicalcn Wähler» unter dem Vorwände von Slcuerrücksländcn die Wähler- karten verweigert werde» sollen, um einen Wahlsieg der- selben mit alle» Mitteln zu hintertreiben. An den meiste» Orten, an denen Gcwaltacte seitens der Radikalen be- sürchlet werde», hat die Regierung Truppen concenlrire» lassen; doch ist eö ininierbiii möglich, daß in einzelnen Bezirken den Präseclen die Wählerkarten gewaltsam ab- gerunzen werten. Nur in Belgrad dürsten die Wahlen ohne ernste Ruhestörungen ablaufen. Vollständig sicher scheint die Regierung ihres Sieges jedoch nicht zu sein, und hierin liegt wohl auch der Grund der gegen über der Fortschrittspartei an den Tag gelegte» Schonung. Offenbar werden dieser die Wählerkarten schon darum nicht verweigert, weil die Liberalen für den Fall unerwarteter Erfolge seitens der Radiealen bei de» Progressisten die erforderliche Unterstützung zur Bildung einer RegicrungSmajorilät zu sinken hoffen. Der Ernst der Lage in Serbien scheint übrigens auch die Attsiiierksaiiitcst und Wachsamkeit des Ex-Königs Milan wachgeruse» zu haben, den im Augenblicke der Gefahr die Sorge uni seinen Sohn in das Land führen könnle. Ter Ex-König Milan besitzt noch immer einen sehr starken Anhang in, Lfficicr-Corps und bei der Armee, so daß im gegebenen Augenblicke seine Inter vention für die Geschicke Serbiens entscheidend werden könnte. Bvrläusig weilt derselbe noch in Paris, doch scheint er darauf gefaßt zu sein, aus die erste Nachricht von ernsten Ruhe störung-" h>" nach Belgrad zurückzukehrcn. Deutsches Reich. e- Dresden, 3. März. Bezüglich der internationalen SanitätS-Confercn; ergaben sich, wie die „Köln. Ztg." hört bei der türkischen Regierung Schwierigkeiten, die noch nickt gehoben sind. Auch ernannte die Türkei bisher keine Vertreter für die Conferenz. ^ Berlin, 3. März. Morgen erwartet man endlich ein mal einen entscheidende» Beschluß in der Mililaircommis- sio» deS Reichstag«, der die stagnircndc Angelegenheit wieder etwas in Fluß bringen wirk. Es wird sich um die Abstimmung über die vierten Bataillone bandeln. Aus der heutigen Beralbung war von besonderem Interesse, daß Herr .i^i uze von der sreisninigenParlei ebenso entschieden jiirtic vierten Bataillone eilitral wie sein Parteigenosse Richter dagegen.— In der zweiten Beralbung des R eichsbauoballs sind »ach Erledigung deS Postelals neben einigen kleinere» Etat« nur noch Militair- und Marine-Etat übrig; der letztere nanient- lich stellt noch längere Beralliiliigen in Aussicht. Man wird aber doch in der nächste» Woche die Beendigung der zweiten Lesung erwarten dürfe», so daß der vollständige!, rechtzeitigen Fertig stellung dcsRcichshausballöctalS vor Ostern nichts im Wege stehe» wird. — Ter soeben eingebrachle Gesetzentwurf zur Ab änderung de« Uiilerstiipungswobnsitzgcsetzcs findet in Abgeortnetenkreisen im Allgemeinen eme günstige Auf nahme und die Gruntzüge werden alö geeignet erachtet, ge rechte» Beschwerden des platte» Landes abzubelsen. -ES besteht überwiegend der Wunsch, das Gesetz noch in der gegenwärtige» Session zu erledige». js Berlin, 4. März. Tie Vorstände der Versicherungs anstalten werden in ihrer demnächst in Berlin ahzubaltenden Conferenz wahrscheinlich auch eine Frage heratbcn, mit deren Lösung die Berussgenossenschafle» gegenwärtig gleichfalls beschäftigt sind. Es handelt sich um die Uebernahme der Heilung von erkrankten Versicherten ans die In validität«- und AltersvcrsicherungSanstaltc». Den BcrusSgenosscnschaflcn ist die Möglichkeit dieser Uebernahme erst in der am l. Januar b. I. in Kraft getretenen Äranken- casseniiovclle gewährt worden. Tic Vernchcrungsanstallen haben sie im z. 12 des Jnvaliditätö-und Alle»sveistcheru»gs- geseyes erhallen. Es handelt sich in beite» Fälle» um dieselbe Sache, nur daß im erstcrcn lediglich Unfallverletzte, im letzteren dagegen alle möglichen Kranken in Betracht kommen. Bei der Gewährung des HeilnngübernabinerechtS an die Berufsgenossenschaften und Versicherungsanstalten ist man von der ganz richtigen Voraussetzung auS- gcgangc», daß beide Organe ein Inte»esse daran haben, soviel als möglich der Invalidität vorzubeugen Wenn damit auch einmalige größere Koste» verlnüpft sind, so ermäßigen sich dock durch die bessere Heilung die dauernden Rentenausgaben. Für die Versicherten ist das Verfahren gleichfalls von Vortheil, weil ihre Enverbsjähigleit soweit nur möglich wieder hergcstellt wird. Bei den Versicherungs anstalten ist jedoch eine u»isaise»de Lösung der Frage noch schwieriger alö bei Len Berussgenoisenschasle», weil die letzteren, abgesehen von den lanrivirlhschasllichcn Arbeitern, nur mit Versicherten zu Ikun haben, welche gleichzeitig bei Kranken eassen sind, während den Ve»sicheru»gsaiistallen auch daran liege» muß, eventuell die Heilung solcher gegen In validität und Aller versicherten Personen zu überuebiiien. ^ welche nicht gegen Krankheit versichert sind. Es wird sich eine Beaufsichtigung der Kranken »ach dieser Richtung viel schwerer erziele» lassen. Jedenfalls könne» Bcrnssgcnvssen- schaflen sowohl wie Versicherungsanstalten mir dann daraus rechnen, von dein ihnen geictzlich eingcräiiinlc» Rechte Vor- Ibcile zu haben, die, wie gesagt, gleichzeitig dem Ver sicherten zu Gute komiiie», wen» die Aerzle in ihrer Ge Feuilleton. Ums Geld. 8j Novelle von A. Heyl. Nachdruck »erboten. (Fortsetzung.) Es währte geraume Zeit bis der Doctor Falt die Augen ausschlug, erstaunt um sict> blickte, und verlegen aufsprang, als kr seine Schwägerin entdeckte, die ihn mit schelmischem Lachen »»redete: „Genire Dich nicht, Hermann, unter Verwandten »lilbt man keine Umstände. Ich kam vor einer halben Stunde tcmnter, um mich nach Deinen! Befinden zu erkundigen und Dir über baS meinigc allerlei Klagen vorzubringen. Dock, von mir zuletzt. Berubige mich darüber, daß Du beute Nacht bei Deinem Samaritergang keinen Schaden genommen hast." ..Wie Du siebst, befinde ick, mich wohl, Lili." „Da« freut mich, Hermann, ick, las über die Katastrophe die ersten Notizen in den Blättern, inan spricht von einem Verbrechen, Du warst an Ort und Stelle, was sagst Du dazu?" „So lange die Ursachen der Katastrophe nicht gerichtlich erwiesen sind, kann der Laie nur vage Bermulhungcn auS- sprecken", antwortete er kiikl. „Martin erzäbltc aber, Du hättest rin kleine« Mädchen mit zerschmetterten Gliedern auf dem Anger gefunden und zu ihrer Familie in den Nonnenhof gebracht. Ist da« wahr?" forschte sie. „Starke Uebertreibungcn abgerechnet, ja " „Ei, ei, wirklich! Ein interessante« Abenteuer, da« Dir jedenfalls die Bekanntschaft der Oelprinzessin eingetragen bat. Wie findest Du sic?" Sie sah ibn Narr an, er wich diesem kecken Blicke au«, verließ seinen Platz ans dem Sopba und verharrte stehend, auf die Lehne eines Sessel« gestützt, wie Jemand, der erwartet, daß sich der anwesende Besuch bald entfernt. Sie schien da« nicht zu bemerken und wieder holte dir letzte Frage noch eindringlicher at« zuvor. „Wie ich da« kleine Mädchen finde", antwortete er zer streut. „o, bezaubernd!" Lili ärgerte sich über die geringe Aufmerksamkeit, die der Schwager ihren Worten schenkte, und mehr noch über sein kühl zurückhaltendes Wesen, daß ausfallend abstach, gegen den liebenswürdigen Berkebr, den die Beiden bis vor Kurzem mit einander untrrbaltcn batten. Sie sixirte ibn abermals, als wolle sie auf den, Grund seiner Seele lesen, begegnete aber dabei einem strengen, abweisenden Blicke, der sic zwang, die Wimpern zu senken. Die turze Verlegenheits pause. welche darauf folgte, wurde durch die ironische Frage de« Toclors nnterbrochcii: „Verdanke ick, eigentlich den »n erwarteten Besuch Deiner Wißbegier, ober kommst Tu wirk lich, den Arzt zu Ratlie zu ziehen?" „Ich komme zum Arzt", antwortete sie rasch gefaßt. „Warum bast Du mich nicht rufen lassen, e« wäre für Dick' begnemer, es wäre, meine ich, auch passender gewesen." Sie fühlte den Stich »nd biß sich aus die Lippen. „Du kennst Deinen Bruder, Hermann, Du weißt, daß nach seiner Ansicht die Leiden, welche mich quälen, nur in der Ein bildung bestebcn. Er halt eine Strafpredigt sür da« beste Heilmittel, ach, und wie langweilig sind diese Strafpredigten — ich wollte mich einer solchen nicht auSsetzen und zog e« daher vor, Dich ganz ini Geheimen auszusuchen, um Dir mein Herz auszuschülten — denn — Der Toelor ließ sic nicht auSredru. „Wo fehlt'«", fragte er kurz. „Ich hielt Dich für gesund." „TaS bi» ich leider nichl", seufzte sie. „Meine Nerven sind in einem säst unerträglichen Zustand. Mein Herz schlägt so unregelmäßig, mein Puls setzt au«, ich schlafe sehr unruhig und habe keinen Appetit Man hat mir gcrathen, ich solle täglich reite», aber mein Mann init seinen allväterischen Au- siastcn lebnt sich dagegen auf — da meinte ich denn" — „Da niciust Tu, ich solle Dir al« Necext ein Reitpferd verschreiben", »abin er ihr da« Wort vom Munde. „Ach ja, guter Hermann, bitte, thue eS", bat sie schuieichclnd. Ick' bade ja gar nicht« auf der Welt, wa« mich freut, meine Kinder habe ich verloren, mein griesgrämiger Mann bosnicistert mich den ganzen Tag, soll ich auch gries grämig werden?" „Keineswegs, Lili." „Ach, Tu bist mein bester Freund, der Einzige, zu dem ich Zutrauen bade", fuhr sie fort ,u schmeicheln „Wenn dem wirklich so ist, Lili, dann wirst Tu mir ein offenes Wort nicht übel nehmen." „Wie könnte ich Dir etwa« übel nehmen, lieber Hermann, wenn Du wüßtest! —" „Ich weiß", unterbrach er sie rasch, „ich weiß, wa« Dir fehlt. Schwägerin, Dir fehlt Arbeit." Tie Zornesrötbe stieg ihr ins Gesicht. „Ich gehöre nicht zun, Arbeiterstante", versetzte sic mit verächtlicher Miene. „Jeder Mensch gekört dazu in des Wortes weitester Be deutung, ein Müßiggänger sollte gar nicht cxistiren. Jeder ist dar» berufen, den Play, ans de» ibn das Schicksal stellte nützlich ausrufiille». Wer da« nicht timt, gcrätb in Zwiespalt mit sich selbst und aus diesem inneren Zwiespalt entspringen alle die eingebildeten Ucbel, mit welchen der Mensch sich »nd Andere qnalt. denn nichts bringt so aus dem Gleise, als mlilüge Träumereien, nichts fördert da« körperliche »nd geistige Wohlbefinden in so Koben, Grade, als nützliche Beschäftigung strengste Pflichterfüllung." > S S „Tu scheinst anziincbmen. baß ich pflichtvergessen bin", fiel sie mit zuckenden Lippen ein. ^ "0" gewisser Hinsicht, ja", gestand er offen zu. „Ich wiiide mich einer Unwahrbeil schuldig machen, wollte ich Lcich eine sorgsame Hausfrau nennen, oder eine ninsterbafle Ga,im welche „ch befirebl, ihren Mann glücklich zu machen." „Mem -kanD ist der langweiligste Pedant, mit dem je eme Frau r» Ichen verdammt war", rief sie mit bo-baste.» Lachen, wahrend e« vor innerer Mull, sranipfdast um ihre Lippen zuckle „In den seck'S Jabrc» unserer Ehe Kater noch Wort mit mir gesprochen. Wir passen nicht zu,-Minen, und wenn ich viel in seiner Nähe sein mutzte, so wäre d,cS zu». Davonlause». Glücklicherweise geht er feinen Weg und ich mache es ebenso." ^ ^ E« lag etwa«-von Verachtung in dem Blick, mit dem "-»wagcrin maß, auch Verwunderung über ttt.dunkeln Ecken, d.e er plötzlich ,h„„, Ebarak.e? cnt- .Er gehl seinen Geschäften, Tu gehst Deinem Vergnügen nach", enigcgncte er. „Er verdient Geld und Du verbrauchst Dein redlich Tkeil davon, obnc dadurch eine behagliche Häus lichkeit zu schaffen. Mache Dir letzteres zur Aufgabe und glaubt mir, Lili, alle die lrankbaste» Phantasien weiden da durch vertrieben und die innere Zelfabrenbeit macht innerer Zufriedenheit Platz. Gott hat die Arbeit zur Wächtern, der Tugend bestellt." „Ist dieser weise Sillenspruch von Tir?" siel sie ihm hohnlachcnd in die Rede. „Nein, von Hcsiod", antwortete er mit unerschütterlicher Ruhr. „Habe nicht die Ehre, den gelehrten Herrn zu kennen." „Das Kat nichts zu sagen, Schwägerin, wenn D» nur seine Worte beherzige» willst." Sic sprang zornig ans und trat ibm mit blitzenden Augen gegenüber. „Nein, Schwager, ich will sie nicht beherzigen. Wenn die Söhne aus dem Hause Falt Frau und Magd i» einer Person wünschen, bann müsse» sic »in Mägde freien und nicht uni Patrizicrlöchtci, die ihnen außer einem an- gesclieiic» Namen noch Huiiderttanstnte als Milgift bringen. Ich bin zur Dame erzogen, nicht zur Taglöbiicrin, merke Dir baS. Wa« D» mir i» diese» Stunde an inipertiiienten Dingen gesagt hast, vergesse ick' Tir nie. Du hättest a» mir eine e»ltopfcr»dc Freundin gcbabt, wenn Tu cs gewollt Hättest, Lu hast eS vvrgczogc», ein warme« Her; von Dir zu stoßen und z» erbittern." „Wenn Dick» die Wabrbeit erbittert, Lili, so ist da« kein rühmliche« Zcugniß, wa« D» Dir selbst auSstcllst. Du hättest diese Scene nicht berbeizufilbien brauchen, kenn sic ist für uns Beide gleich peinlich. Deine Erbitterung muß ich eben hinnelinic» und geduldig erwarten, daß Du eines Tage« zur Einsicht kommst." „Schon recht, schon recht", schrie sie Wütbend. „Be halte Deine Moralpredigten und Deine Weisheit sür Dich, Heuchler. Ich werbe Dich nie mehr mir meinem Ver trauen belästigen." Ohne ihn »och eine- Blickes zu wür digen, stürzte sie zum Zimmer hinaus, schlug tic Tbüre b-stig zu und raste die Treppe hinaus, um im verschlossenen Raume dem Schmerz über verschmähte Liebe »nk gekränkte Eitelkeit in einer Fluib von ZorncSthränen Luft zu machen.
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