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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-10
- Tag 1893-10-17
-
Monat
1893-10
-
Jahr
1893
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i.HkilW WLtizziMÄgM Illi WM dil.M, Aeist-z, l7.MlaM. (MW-Wlilie.) (Fortsetzung »Li de» Hauptblatt.) * Netffe, 1«. Octoder. wie nach einer Meldung der „M Z" in ultramoutauen Kreisen verlautet, bat der Krieg «minister dem Commiffar de« Fürstbischof«, Er». Priester Hein inGrottkaa. dir Militairserlsorgerstell« wegen drssea Agitation gegen Herrn von Schalscha bei der Reich«tag«wabl genommen. — Her, v. Schalscha war bekanntlich für die Militairvorlagr. * Bünde, 15. Oktober. Eine von 3000 Interessenten der Tabakdranche besuchte Versammlung richtete, nachdem uamentlich auch der Reichstagsabgeordnete v.Hammerstein ruergisch gegen die Fabrikatsteurr gesprochen halte, ein Telegramm an den Kai ser» in welchem die Bitte ausgesprochen wird, da« Steuerproject zurückzuweisen. (F. Z.) ne. Gera, IS. Oktober. Heut« Vormittag wurde der Landtag vorn Staat-minister vr. Bollert rrüssnet. Der Minister de- tonte tu seiner Eri>fsnung«rede, daß in den Kreisen der Landwirth- schast «tu Nothstand infolge der schlechten Futterernl« nicht herrsch« und Laß infolge besten Unterstützungen nicht nSlhig seien. Nur di« von Wasserschaden hart mitgenommenen Einwohner von Langermetzeadors und Löttengrü» seien einer staatlichen Unter- siützung bedürftig. Dem Landtage wird eine entsprechende Vorlage tugehen. * Eisenach, IS. Oktober. Der hiesig» national liberale Reich-Verein, der stürkste poltttsch« Verein im Eisenacher Kreise, der sich neuesten« wieder um 70 Mitglieder verstärkt hat, nahm mit dem gestrige» Abend seine Winterversammlnngen wieder aus. Der um die oationailiberalea Bestrebungen verdiente Vorsitzende Medicinairalh l)r. Wedemann erirente die Versainnl- lung mit einem ialeressanteu Bortrage, der in seinem ersten Theile der Schlacht bet Leipzig ein, patriotische Würdigung zu Theil werden ließ, in seinem zweiten Theil einen Ueberdiick über die politisch« Bewegung im verwicheneu Sommerhatdjahr bot. Die Versammlung folgte dem fast zweistündigen Vorträge mit gespannter Ausmerkjamteit und sprach unter lebhaslem Beifall de», Redner ihren Dank au«; auch wurde dt« Drucklegung der Rede beschlossen. * Maunhrtm, iS. Oktober. (Telegramm.) Anläßlich der Einweihung des Kriegerdenkmals hielt der Großhcrzog von Baden eine Rede, worin er hervorhob, die Dankbarkeit für die erkämpfte Freiheit, für die Größe de« deutschen Reiche» zu pflegen und mehr und mehr zur Erkcnnlniß der Heranwachsenden Jugend zu bringen, sei eine Pflicht für uuS Alle, da schon vielfach vergessen werde, welche Errungen- schäften der deutschen Nation auS den Erfolgen de« Jahres l870/7l zu Theil geworden seien. ES gelte, di« vater ländische Gesinnung sowohl für da« Reich, als für die Heimath mit ganzer Liebt zu bekunden und für die Ord uung in Staat und Heer muthig einzutreten. Er rufe aus treuem deutschen Herzen ein freudige» Hoch dem tapferen deutschen Heer zu. r München» IS. Oktober. In den kebhaste» Debatten beS Abgeordnetenhauses über dt» Einführung de- allgemeinen, directen und geheimen Wahlrecht» für die Landtag-wehlei: spielte, wie erinnerlich, die Frage, ob unter der Regentschaft eine Ver saslungSLnderung möglich sei, di« Hanpuolle, da ohne VerfassnngSLnderung eine Wahlrecht-Änderung nndentbar ist. Dabei wurde namentlich von ultramontaner Seit« behauptet, der berühmte bayerisch« StaatsrechtSlchrer Max Seydel, bekanntlich eine Autorität ersten Range-, erachte ein« derartige Aenderung als mit dem Geist und der Absicht der Verfassung-Urkunde unvereinbar, eine Be hauptuug, der sonderbarer Weise von keiner Seite widersprochen wurde. Dem gegenüber muß doch daraus hingewicseu werden. Last gerade Seydel eS ist, der in seinem „Kleinen bayerischen Staat recht" eine Verfassungsänderung unter der Regentschaft für seh wohl möglich und rechtlich unanfechtbar erklärt. Oesterreich »Ungar«. * Wie«, >6. Oktober. Sammtliche offir lösen MoatagSblätter bestätigen, daß für de» Fall der Ab lehnung der AuSnahmeverordnungen der ReichSrath aufgelöst wird; die Regierung sei schon im Besitz der kaiserlichen Ermächtigung hierzu. Prinz Liechtenstein er klärte gestern in einer Versammlung der Christlich Socialen, er werde für da» allgemeine gleiche direkte Wahlrecht stimmen: doch habe diese» ebensowenig wie der RegierungSentwurs Aussicht auf Annahme. * Prag, t 6 October. (Telegramm) Die letzten Bor sänge haben innerhalb der jungczechischen Partei jed DiSciplin gelockert und starke Differenzen gezeitigt. Wie e« scheint, wird die radikale Richtung jedenfalls die Ober haud gewinnen. * Pest, lk.Oktober. (Telegramm.) DrrUnterrichtS- au« schuß nahm heute in der Specialdebatte den Gesetz entwurf, betreffend die Reception der Israeliten, an und beschloß, in dem dem Hause vorzulegenden Berichte die Regierung darauf aufmerksam zu machen, es wäre mit Rück- sicht ans die massenhafte Einwanderung an» dem AuSlande auch im Interesse der Israeliten wüaschenSwerth, wenn da» Heimathgesetz strenge durch geführt, eventuell entsprechende leglSlative Verfügungen getroffen würden. — Der Minister de« königl. Hoflager« Graf Ludwig Ti «za ielt grstiru al« Abgeordneter vor seinen Szegediner Väbleru eine Rede, dir bei der Opposition große Auf regung Hervorrufen dürfte, da Ti«;a scharf -»«sprach. d,r Opposition Hab« es dahin gebracht, daß da« Äu«land an der KSnig«trrnr der Ungarn zweifle. TiSza er klärte, er halte dir Lag» für sehr ernst. Ungarn müsse beitragen, die Eroßmachtstellung der Monarchie zu bewahren, sonst könnt« e« einst da« Schicksal Polen« erlebe». Frankreich. * Part», IS. Oktober. Der in dem Panama-Be« iechungS-Processe mit Charles Lrssep« und Balhaut verurtheilte frühere Ober-Beamte de« CrSdit Lhonnai«, Blondin, ist provisorisch in Freiheit gesetzt worden. Blondin ist schwer krank und seit seiner Berurtheilung un unterbrochen im Hospital Saint-Loui». Boa den damals Verurtheilleu befindet sich nur noch der ehemalige Mioister Baihaut in Haft, der seine Strafe im Gefängnisse von EtampeS abbüßt. ' Part», lS. Oktober. (Telegramm.) Präsident Carnot empfing heute die Minister. Der Minister- rath beschloß beute Nachmittag, daß der Empfang der russischen Officirre in Paris morgen Nachmittag durch die Mioister Develle und Rieunier erfolgen und daß auck der Präsident Carnot dem Empfang« beiwohnen solle. Osficielle Illumina tionen werden am 17. und 22. Oktober stattsinden. — Der Erzherzog Ferdinand trifft beute, au» New-Aork kommend, hier ein. Nach zuverlässigen Quellen kann die Meldung des .Figaro", der Erzherzog Franz Ferdinand von Este werde 8 Tage in Paris weilen, sowie sammtliche daran geknüpfte Commcntare al» falsch be zeichnet werden. Der österreichische Thronfolger bleibt nur einen Tag in Pari», damit allen Combinationen über seine übrigens ganz zufällige Anwesenheit während der Touloner Festlichkeiten die Spitze abgebrochen werde. * Marsrile, tk. Lclober. (Telegramm.) Der seiten« de» russischen Geschwader« geplante Besuch de« hiesigen Hasen« unterbleibt, da Admiral Bvellan aus Petersburg strikte Befehle erhalten hat, keinen Handelshafen anzulaufen. Avellan versprach jedoch, sich dafür zu verwenden, dag ihm diese Bewilligung für nächstes Frühjahr erlheilt werde. * Toulon, 16. Oktober. (Telegramm.) Bei dem Banket an Bord des „Richelieu" toastete der Admiral Delayelle auf den Kaiser von Rußland und gab seiucm Bedauern darüber Ausdruck, daß der Admiral Avellan fehle, dagegen freue er sich, die anderen Ossieiere zu empfangen. Delayellr hob sodann die gegen seitige herzliche Werthschätzung und die Hinneigung hervor, welche zwnchcn den französischen und den russischen Seeleuten bestehe. Ein russischer Osficier dankte und trank auf die Gesundheit deS Präsidenten Carnot. — Biele Fremde verlassen die Stadt bereit« wieder. Die Zahl der zugereisten Fremden wird auf 165 000 geschätzt. Italien. * Genna, 15. Oktober. Heute fand unter großer Be thciligung der Bevölkerung die Enthüllung de« Gari baldi-DenkmalS statt, der Cris pi beiwobn'c. Hierauf folgte bei Quarto al Marc eine Gedächtnißfeier an die Abfahrt der Tausend unter Garibaldi nach Cieilieu, wo bei CriSpi eine Red« hielt, in der er auSsührte: .Heute haben wir denselben Glauben wie damals. Ich glaube an da» Vaterland, welche- seine Geschicke selbst lenkt und von anderen Nationen geliebt und geachtet wird." Es folgte leb Hafter Beifall. Ruse: „ES lebe Italien!" wurden laut. CriSpi kuhr fort: „Dieser Beifall und der Schmerzen» schrei. Welcher jüngst au» Anlaß eiue» unseligen Er eignisse« durch ganz Italien ballte und bei welcher Gelegenheit mein Name ausgesprochen wurde enthalten für mich die Verpflichtung, da» Werk zu vollenden, das aus diesem Felsen begonnen wurde. Diejenigen täuschen sich, welche glauben, ich wolle den Krieg. Ich bin ein Apostel de« Frieden-, nicht de» Kriege«. Ich kann einen Krieg nur gegen dir Unterdrücker der Völker wollen, nicht gegen die Völker selbst. Garibaldi und Mazzini wollten die Freiheit und Unabhängigkeit aller Na tionen. Indem ich mich an ihrem Vorbilde begeistere, werde ich in demselben Stnue zu wirken suchen. Diejenigen falschen meine Handlungen, welche mir vorwrrsen, daß ich da» Recht anderer Nationen hätte ver letzen wollen, als ich da- Recht Italien» ver theidigen mußte. Den Krieg können nur unver nünslige und gewaltthätige Leute wollen, nicht diejenigen di« sich für Italien geschlagen haben. Ich wünsche, daß Vor bereitungen für einen möglichen Angriff getroffen werden, um da« Vaterland zu vertheidigen. Der Plan Mazzini'« und Garibaldi'«, der auch der unserige ist", schloß er, .war dir Fvrderatiou aller Völker. Bereiten wir un« aus dieses für die Menschheit so nothwendige Werk vor." Leb- »aster Beifall folgte. * Tarent, 18. Oktober. Au« der Provinz treffen zahlreiche ' lersonrnrin.um der Ankunft de- englischen Geschwader« beizuwohnea: in den Straßen der Stadt herrscht eine lebhafte Bewegung. Heute Morgen verließ ein Torpedoboot mit acht Mariueosfirieren den hiesigen Hafen. Die Officirre wurden vom Admiral Turi. Commandanten de» SredepartementS, und vom Admiral Corsi, Commandanten de» Panzerschiffe» „Italic»", beauftragt, den Admiral Seqmour und dir SchisfScommandanteo de« englischen Geschwader« zu be trüben, sowie Willkommen zu heißen. Das englische Geschwader lief heute Bormittag unter der Führung de» Admiral-Seymour im hiesigen Hafen ein. DaS Admiral- 'chiss gab Salutschüsse ab, welche von den Fort» er widert wurden. Die Durchfahrt durch den Canal nach dem Marc Ciculo, wo Anker geworfen wurde, gelang vor züglich. An der Spitze befand sich da« italienische Panzerschiff „Iialia", commandirt vom Admiral Corsi, dem d»e 6 Schiffe de« Geschwader« folgten. Auf dem Onai hatten sich Artillerie, Infanterie, sowie sammtliche Arbeiter vereine ausgestellt, welche da» Geschwader entbu- iastisch begrüßten. Während der Bordrifahrt der „Jtalia" pielte die Capelle die italienische, während der Vorbeisahrt er übrigen Schiffe erst die englische, dann die italienische ?ymne. Die ungemein zahlreich herbeigeeilte Bevölkerung bereitete dem Geschwader einen überaus herzlichen Empfang Die Stadt ist festlich geschmückt. Um l Ubr tauschten die Admirale Turi und Corsi mit Admiral Seymour Besuche au», die einen sehr herzlichen Charakter trugen. * -io«, 15. Oktober. „Fanfulla" behauptet, Brin widersetze sich jedem neuen Steuerproject, wenn nicht die HeercSkosten ermäßigt würden. — Dem- clben Blatt zufolge soll in der Angelegenheit Pinto, in der wegen unberechtigter Erstattung von AuSsuhrvergütung im Betrage von einer halben Million zwei Hobe Beamte de- Finanzministeriums au» dem Dienst eiitlassen wurden, gegen drei Personen Borladung zur verantwortlichen Vernehmung ergangen sein. Als Vermittler ver Angelegenheit habe der Direktor de» ,Popolo Romano", Chauvet, suogirt. Großbritannien« * London, IS. Oktober. (Telegramm.) Die englische Presse und dir hiesigen politischen Kreise erkennen die besonnene und taktvolle Haltung der deutschen Blätter anläßlich der Touloner Ereignisse an. Der „Standard" schreibt, selbst der eifrigste französische Fürsprecher de» Bündnisse« mit Rußland glaube nicht, daß der Zar da- Schwert ziehen werde, um Frankreich zur Wiedereroberung Elsaß-Lothrin gens zu verhelfen. Wenn diese Thatsache nach Schluß der Festlichkeiten klarer hervortrete, werde vielleicht gefolgert werden, daß da», waS grthan ward, ohne hinlänglichen Grund nicht wiederholt werden sollte. Rußland. * Petersburg, II. Oktober. Der „Russky Invalid da» Organ de» KriegSministeriumS, theilt mit, daß in jedem Cavalieri«-Regiment ein Regiment--Sappeur- Commando, bestehend au« 2 Osficiere» und l>'< Unter militair«, gebildet wird. Die Osficiere werden au« dcr Zabl derjenigen Osficiere auSgewählt, welche in der Eappeurbrigade in einem dreimonatigen CursuS das Miuir- und Telegraphen- wesen erlernt haben. Zur Ausbildung der UntermilitairS werden Sappeur-Sckulen mit einjährigem CursuS gegründet, in welchen vom Regiment je 20 Soldaten commandirt werden, die de» Lesens und Schreiben« kundig sind und womöglich bereits auf Eisenbahnen und Telegraphen stationrn gedient haben. Diese neu zu schaffenden Sappeur Commando» bei der Cavalieri« zollen im Kriege dir Brücken, Eisenbahnen und Telegraphcnleitungen de» Feinde« zerstören, Telegramme abfangen und dergleichen mehr * Petersburg, l6. Oktober. Gleich einem Mahnruf er klingt in dem ZeitungSjubelj über die Toulonei Feste ein sachlich gehaltener Artikel der vornehmsten russischen Monatsschrift: „Westnik Dewropy", der die Ansicht auSspricht, die Sympathien Frankreich würden Rußland nicht dir freundschaftlich nachbar lichen Beziehungen zu Deutschland ersetze könuen. Ueberbanpt gicbt sich in den meisten Artikeln eine entschiedene FriedcnSsrhnsucht knnd, die kaum allein auf die für Toulon au-gegebene russische Parole zurück zusühren seiu dürfte, laut welcher da» Touloner Fe' einzig al« Frieden-fest zu betrachten sei. Oriemt. r. v. vekgvgb, IS. Oktober. Der hiesige Etzsstzti»»«. »os hat anläßlich der von mebreren Personen erhobene» klage wegen Verkürzung de« Wahlrechte« in einer Plenar- ttzung die principirlle Entscheidung gefaßt, daß bei der eststrllung de» Wahlrechte« blo» dir direct« »teuer und nicht auch dir Steuerzuschläar zu derselben in Betracht zu kommen haben. Diese Entscheidung stebt in» Widerspruche zu der von der radikalen Regierung eingr- übrten Praxi», wonach bei der Zusammenstellung der Wahl- listen dir Zuschläge der direkten Steuer zugerechnrt werden und allen Jenen da« Wahlrecht zuerkanot w,rd, die an direkter Steuer sammt Zuschlägen mindesten» 15 Dinar jährlich be zahlen, auf welker Basis auch die gegenwärtige Skupschtina gewählt ist. Be, der Durchführung de« vom CaffatiooShoke ausgestellten Princip« würde in-besondere die radikale Kartei eine bedeutend« Einbuße an Wählern erleiden. Afrika. ? 0. Nach den letzten au« Koto«» eingelanate» Meldungen werdeu die Vorbereitungen für den Feldzug in Da- bomry mit großer Umsicht und gao» im Geheimen getroffen. Demnächst werden mehrere Compagnien da« nördlich von Adomry gelegene Gebiet durchstreif«!, und ihnen soll später eine größere Truppenmacht folgen. Lrhanzin unterhält im ganzen Lande, bi« Whydah, eine lebhafte Agitation» und es besteht sogar die Befürchtung, daß seine Anhänger diese Stadt, nach Abgang der Besatzungtruppen, verbrenne«. Amerika. ' Im „Forum" für Oktober finde» wir zwei Aufsätze über die Rassrnfrage im Süden von Narban-erika, dir viel zu denken geben. Dir Verfasser, Bischof Haygood und der unter dem Namen „Bill-Arp" bekannte Schriftsteller ChaS. H. Smith, entrollen ein düstere« Bild von der Entwickelung der Farbigen. Beide erkläre» sich gegen die Lynchjustiz, entschuldigen sie aber. Dieser Standpunkt ist nicht neu und schon oft genug besprochen worden. Wir wollen heute nicht darauf zurückkommen, sonderu lediglich die Schilderungen über den Zustand der farbigen Bevölkerung de» Südens berühren. In beiden Artikeln wird behauptet, daß die seit de» Krieg« aufgewachseae Generation der Reger von de»Eltern t» fever Beziehung unvortheilhast adsticht. Der beutta» Reger ist »nebrltch, arbeitsscheu, unsittlich und, wenn er eine» Schwächeren vor sich hat, brutal. Ein eifriger Kirchengänger, hat er nicht bat geringste Verständntß für christliche Lehren. Alle Farbige» sind ent weder Methodisten oder Baptisten und Alle glaube», daß ihnen die ewige Seligkeit sicher fei. Nicht Einer fürchtet sich vor einer Straf« »ach dem Lode, nicht der gemeinste Mörder, wenn er unter dem Galgen sieht: er ist sicher, zu der au«»rlefea»a Schaar »a gehören, von der ibm fein Prediger 'erzählt hat. Reue oder GewlsseaSbtss« sind itu» ganz sremv Die farbige Bevölkerung stellt einen ver« bailmßmäßig große» Procenisatz der Sträflinge, und Mangel an gute» Schulen ist nicht »»iner die Ursache dieser Erscheinung. Von den Insassen der Zuchthäuser in Georgia sind 2200 Neger, von diesen können 40 Prvc. lesen und schreiben, ebenso viel« sind Mit glieder von Kirchengemeinden, 60 Proc. sind weniger al» dreißig Jahr« alt. Und da- gegenüber der Thatsache, daß dt« farbige Bevölkerung ihren vollen Aniheil am Schulsvnd- erhält, daß eS in demselben Siaat mehr al» 2000 farbig« Lehrer giebt, ohne die EollegeS und Universitäten zu zählen. Di« Be ziehungen zwischen den beiden Rassen werden von Jahr zu Jahr zespannter. Wo die Farbigen sich in der Mehrzahl befinden, »id sie unverschämt und anmaßend. In den Landdtstricle«, ln denen die Weißen in geringer stahl und zerstreut wohne», können sie sich gegen die Farbigen nicht schützen. Die Erhaltung von Schule« für weitze Kinder ist dort unnwgUch; wer daher in der Stadt et« Fortkommen sinder» kann, will dorthin und überläßt den Reger» da- Land. Das ist in großen Zügen das Bild, da» die beide» Artikel vor un- entrollen. Pride Verfasser sind darin einig, daß Abhilfe geschaffen werden muß, wenn nicht die Zahl der Blulilratcn zunehnien und in einem Raffenkrieg enden soll, lieber die Art der Abhilfe gehen die Ansichten der Verfasser auseinander. „Bill Arp" spricht eS nicht offen auS, deutet aber in nicht mißzuverstehender Weise an, es werde zu viel für den Farbigen ge- than, die vielen Schulen seien verderblich für ihn, strenge Gesetze und Unterdrückung würden ihm Helsen; er hat nur harte Worte für die Bürger der Nord staaten, welche durch reichliche Geldspenden die Erziehung der Neger zu fördern suchen. — Bischof Haygood dagegen sucht die Hilfe in besserer Erziebung, besonder- in der Hrran- bildunz tüchtiger Lebrcr und Prediger aus der farbigen Be völkerung. Er wünscht und sucht Hilfe aus dem Norden, scheut sich aber nicht, darauf hinrudeuten, daß eS fehlerhaft ist, immer nur gegen die von Negern begangenen Grwalt- »hätigkeiten zu eisern; seiner Ansicht nach sollten die Farbigen, vor Allem ihre Lehrer, auch in energischer Weise darauf aus- mcrksani gemacht werten, daß sie keine Verbreche» seiten» ihrer Rassegcnoffen Vulven und beschönigen dürfen. FruiUetsir. Zum achtzigsten Gedenktage -er Leipziger Völkerschlacht. Skizze von W. D. Nachdruck »rrd^e». (Schluß). Napoleon, der die Wichtigkeit diese» Schlüsselpunktes der französischen Ausstellung längst erkannt batte, eilte selbst bcrbei, um Ordnung unter den durch Rauch, Geschrei und Kanonendonner betäubten Truppen zu schaffen und Ver stärkung unter General Curial beranzuholen. Dock ent schlüpfte ihm hier eiue leise Mahnung, die Arlillerieniunilion zu schonen. Divisionär Bial, der die Truppen so tapfer geführt hatteempfing eben vom Marschall Victor die schmeichelbastesten Lobsprüche, da schlug eine feindliche Kugel in der Näbe de» Ersteren »in die Erde, ging beim Abprall dicht vor Vial'S Gesicht vorbei und flog über de» Marschall» Kopf weg. Der General stieß eine» Schrei au», fuhr mit der rechte» Hand an die Stirn und stürzte todt rom Pferde. Generalarzt Baron Larrey, den Napoleon sogleich schickte, konnte nirgends ein» Verletzung entdecken: der Luftdruck hatte vial grtödtet, gerade wie am 16. Lclober den jungen öster reichischen Grasen Albrrti am Kolmberge. Bei der dritten Colonne fiel endlich Dölitz in die Hände der Oesterreicher und wurde auch behauptet, ebenso wie später Lößnig Angriffe auf den Eonnewitzer Kirchhof wurden von den Polen abgeschlagen. Da» zweite österreichische ArmeccorpS unter Lederer hals bei der Eroberung von Dölitz und Lößnig und schoß da» Herrenhaus de» letzteren Dorfes in Brand. Dir vierte Colonne erhielt vom Fürsten Schwarzen berg den Befehl, den Rückzug der Franzosen zu beobachten. Gegen 3 Uhr meldete Generalmajor Scheilber an Gyulai: „Der Feind retirirt über Schönau in großer Unordnung argen Weißenfels und gegen Merseburg. WaS von ihm bis her die Elster passirt bat, mögen etwa zwei Armeekorps sein". Abthrilungen dieser Colonne wurden nach Pegau und Naum burg abaesandt. Frldmarschalllieutcnant Murray verließ Werßrnfel». nachdem er die dortige Brücke abgebrochen hatte, und marschirte mit seinen schwache» Truppen nach Zeitz Bei der fünften Colonne nabm endlich gegen 6 Uhr Abend» da» Corp» St. Priest Schönrsrld in bleibenden Besitz. Bon Paunsdorf au« verfolgten die Preußen den Feind s» hitzig, daß sie zugleich mit ihm in Sellerhausen eindrangen, und da keine Unterstützung kam, bis Paunsdorf mrückgeworfen wurden. Hier aber gebot heftiges Kartätschen- seuer den Franzosen Halt. Zwischen 5 und 8 Uhr befahl der Kronprinz von Schweden dem General Bülow, Stünz und Sellerhausen zu nehmen. Dieser Befehl wurde pünktlich auSgrführt. An der Erstürmung von Stünz nahm da» l. Bataillon de» 3. ostpreußischen Landwehrregiments unter Major FricciuS rühmlichen Anlheil. Gleichzeitig wurde Molkau genommen. Auch Sellerhausen ward zum zweiten Male erobert, die Franzosen zogen sich bis Crotten dorf zurück, behaupteten aber noch den Höhcnzug von Schöne feld nach BolkmarSdors, den sic mit lebhaft feuernder In fanterie besetzt batten. Russische Infanterie nahm iliu. Damit endete bier mit einbrechender Dämmerung der furcht bare Kampf. Der preußische General von Borstell, ,n»ner noch bereit zur Fortsetzung der Schlacht, mußte vom Kron prinzen von Schweden diese Worte hören: „General, Sie werden meinem Befehle pünktlich gehorchen. Ich weiß, daß Sie und dir Herren Preußen in einem Puncle nicht gern folgen, nämlich beim verbot vorwärts zu gehen." Noch vor Sonnenuntergang berief Fürst von Schwarzen berg die in der Nähe befindlichen CorpScommandanten auf den Hügel, wo die Monarchen dem Schlachtgctümmel zuae- seben hatten (Monarchrnhüael), und gab ihnen die Beseme für den nächsten Tag. Benningsen sollte über Stötteritz zwischen Thonberg, Crottendorf,und Anger gegen Leipzig Vordringen und da» HoSpitalthor nehmen. Barclay de Tolly sollte zwischen dem Thonberge und Probstbeida Vorgehen und da« Windmühleathor stürmen, Colloredo da« PrterStbor. Die schlesische Armee, setzte man voraus, würde durch da« Gerber- und die Nordarmee durch da- Grimmaische und Hinterthor rindringen. Aork sollte noch in der Nacht nach Halle und Merseburg marschirrn, um dem Feinde zu folgen. Napoleon hattr schon gegen II Uhr Mittag« den Be fehl zum allgemrineu Rückzüge gegeben. Er befand sich, obgleich so müde, daß er einschlief, immer noch bei der Tabakmühle. Erst gegen halb sieben Ubr Abend« rill er in die Stadt. Wegen de» fürchtrrlichenUGedrangeS führte ihn Postillon Gabler durch die stillere IohanniSgasie nach dem Hotel de Prüfst. Um 8 Uhr Abend» schickte der Herzog von Baffano zum König von Sachsen und ließ ibm nach dem Tagebuche de« Generaladjutantea von Bose mittheilen, der Gewinn der Schlacht sei außer Zweifel, die Verbündeten würden unfehlbar in der Nacht den Rückzug antretrn! —l— Und währenddem stürzte fast da» ganze französische Heer in ungeordneter Flucht durch die Stadt. „Alle» lief in wildem Drange durcheinander. Gewehre und Patroutaschrn bedeckten die Straßen; ver wundete, welche noch gehen konnten, zwängten sich zwischen Bagagewagrn, Pferden und Riiidviehbccrden hindurch. Infanterie und Nciterei schritt bunt durcheinander in dichten, summenden Haufen durch die engen Gaffen und wartete stundenlang unter Lebensgefahr, um den AuSgang der Vorstadt zu erreichen. Das schrecklichste LooS dabei war den armen verstümmelten und Sterbenden beschievcn, die nicht untrrgebracht werden konnten und in den Gassen läng» der HauSränder oder unter den Wetterdächern der Gewölbe lagen und unaufhörlich nach Wasser riesen, um ihren Durst zu stillen. Der wilde Zug rauschte über sie hin, wobei viele mit ihren Wunden von jenen jämmerlich zertreten wurden." Unbegreiflicherweise batte Napoleon nicht daran gedacht, den Rückzug seiner Truppen vurch Erbauung von Notbbrücken zu erleichtern. Vor dem Richter'schcn Garten (am Eingänge mr Lessingstraßr) hatte man allerdings »eben der eigentlichen Brücke noch eine andere über die Pleiße errichtet, aber keine über den hinter dem Garten vorbeisührenden Elstermühl- araben; der leichte Bau brach unter den Tritten der Fliehenden und die Ersten mußten sich durch Schwimmen retten, wobei Viele ertranken. In der Nacht znm l!>. ließ der Oberst Montfort, tllies ck'StLt wajor vom GeniecorpS, unter die Brücke am Ranstädtcr Thor ein mit Pulver beladene- Floß fahren. Ferner be stimmte Napoleon die CorpS, die Leipzig wenigsten» noch 24 Stunden lang halten sollten. Gegen Morgen, ungcsäbr um 5 Uhr, befahl er dem Magistrat, eine Deputation an die Verbündeten abzusenden, welche um Schutz der Stadl bitte» sollte. Wir können von diesem «rcignißvollen 18. October nicht Abschied nehmen, ohne die edle Thal eines Leipziger Bürgers zu erwäbncn. In der Gerberstraße, wo jeden Augenblick Kugeln einschlugen, standen verlassen eine Menge Munition-Wagen. Jeden Augenblick konnte der ganze Stadt- tbril in die Luft fliegen, wie c» am 1. September 18l0 in Eisenach geschehen war. Da warf Schneidermeister Kleber im Bereia mit Anderen, diese drohende Gefahr erkennend, mitten im Kugelregen die Unglück drohende» Pulverkästen in» Wasser. Während der Nacht verließen die Franzosen in aller Stille Probstheida und Stötteritz. Erstere» wurde, soweit da- noch nicht geschehen war, in Brand gesteckt, und die Preußen unter Kleist retteten viele Verwundete, dir ,n Gefahr gerietheu, zu verbrennen. Ebenso gab der Feind Connewitz auf. Dir Truppen, die das innere Leipzig vertheidigen sollten, waren so verthrilt. Da» 8. Armrecorp« unter PoniatowSky stand vor dem äußeren PeterSthor an der Pleiße; an sernea linkru Flügel schloß sich Macdouald mit dem l l. CorpS bi» an die Grimmaische Straße; da» 3. Corp« unter Eoubam stand von da bis znm Halleschen Tbor; ba ll. CorpS (Marino»l) hielt die HaUesche (Gerber-) Vorstadt, die Gerbcrbrückc, Pfaffcndorf und Löhr'S Garten. Die Division Durutte vcrtkeidigte da- Rosenthal von der Halteschen Vorstadt bi- über Psasiendoes. Am Morgen de» lll. October zogen die Verbündeten von alle» Seiten auf Leipzig zu. Schwache Truppenmafsen, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden über den Hausen geworfen und erst au den äußersten Mauern der Stadt machte man Halt. In die Wand des (alten) IohanniSfriedbose» und die Gartenmauern am äußeren Grimmaisäicn Tbore hatte der Feind Schießscharten geschlagen und begann ein heftige« Feuer. Die russische Artillerie antwortete, aber r» gelang ihr nicht, Bresche zu schießen, weil die Mauern zwar durch löchert wurden, aber nicht rinstürzten. Da befahl der Krön- Prinz von Schweden dem Prinzen von Hessen Homburg, init einen Bataillonen vorzugeben und da- äußere Grimmaische Thor zu stürmen, ohne Nückncht daraus zu nehmen, daß gar keine Leitern, keine Aertc, nicht- vorhanden war, um die Mauern zu übersteigen oder die Thore zu öffnen. DaS Ba taillon des Major« FricciuS war taS erste an der Mauer, entdeckte glücklich eine schwache Stelle und schlug mit dem Flintenkolben Bresche. Bald war dieselbe groß genug, daß ein Mann hindurchkriechen tonnte. Der erste, der gegen ll Uhr in Leipzig eindrang, war rin Landwebrmann, Namen« Maluaa, er erhielt jedoch sofort einen Bajonneltstick in- Gesicht. Ihm folgten Major FricciuS, die Hauplleutr Ziethen und Motberby und dir Lieutenants Kleb» I. und Stumpf. Motherby wurde durch den Kops geschossen und liegt auf dem Johannis» sriethose begraben. Rachedurstig drangen die KönigSbergrr Landwebrleute nach. Vor ibrem Anpralle wich der Feind zurück. Dem erkalten«» Befehle gemäß wandten sie sich links in das Todtenqäßchen (Anfana der Nürnberger Straße) und dann in die IohanniSgasie. Doch aus dem AugustuS- platze stießen sie auf den überlegenen Feind, zogen sich wieder zurück und geiietben in Kamps mit Franzosen und badenscher Insantcrie. Unterdessen wurden die Hindernisse, die den Ein tritt durch da- äußere Grimmaische Tbor versperrten, bei Scite geschafft, Bataillon Müllenheim und russische Trnpvrn kamen der KönigSberger Landwehr zu Hilfe, zwei schwedische Geschütze schmetterten die Feinde nieder, und so drang man allmätig vor Inzwischen waren da- Hinterthor (beim Kugeldenkmal) und die Milch,nsrl von vrri preußischen Bataillonen genommen worden. Unterdcß ließ Blücher Pfaffendors angrrife« und nehmen. Dana erfolgte der Slurm auf da« Gerber«
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