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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930601021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-01
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Monat
1893-06
-
Jahr
1893
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iGloeisoa-sbesehl, wo»ach r, rinne» 24 Stunde» de» fran zösischen Boden zu verlassen hat. Velgie». * Bräffrl, 3l. Mai. Köuig Leopold richtete an den Präsidenten Car not eine Einladung zum Besuche von Brüssel anläßlich Carnot'« geplanter Reise nach Nordfrankreich. Der Besuch Carnvt's wird im Juli staltfinden. — In Folge von Meinung-verfchiedeliveilen unter Mitgliedern der Regierung tezüglich der pivportivnellen Vertretung rursirt das Gcrüchi, laß eine Ministe rkrisi» bevorstehr. JtckNe». * Ao«. 3l. Mai. (Telegramm.) Wie verlautet, be- schäsligl sich der frühere Gesandte Preußens beim Batican, Herr von Sckloezer, mit einer betrutungSvollen Arbeit über Deutschlands Beziebungen zum Vattcan. (?) Herr ron Schloezer wird demnächst nach Deutschland übersicteln. — In der Kammer rief der gestrige Zwischenfall eine längere Debatte bervor, in deren Verlauf Fortis erklärte, die lLahIprüsiiligS-Cominissioa bestehe aus ihrem Rücktritt. Die Kammer »ahm schließlich mit großer Majorität eine TagcS- orkininz an, welche der Wahlprilsungs-Commissiou LaS Ver traue» teS Hauses «»«drückt. Tenat. Saal und Tribünen sind dicht beseht. Tie Lenaloren Toracco und Rosst svrachen gegen das Pension-gesetz, der Leiiaior Brioschi trat für dasselbe rin. Schatzminister Srlmaldi verchtldigie autsuhrlich die Finanzpolitik der Negierung und bestritt, da» da» Peiisionlgtjed deu wesentlichen Theil in dem Frnanz- rrogramin dcS LabinetS bilde. Die Antfädrungen dcS Schatz» imiiislerr saudeu tebhajlru Beifall. Ti» nächste Sitzung findet morgen statt. Portugal. * Lissabon, l. Juni. (Telegramm.) Die Drpu- tirtenkamiuer hat den HandelSvertrag mit Spanien anzenomuien. Groftbritauuie«. - London, l. Juni. (Telegramm.) Amtlich wird be kannt gemacht, Laß die Hochzeit des Herzogs von Aork mir der Gräfin Mary von Teck am 6. Juli in der Eavelle der Königin im St. JamcS-Palast staltfinden werte. — Daö Unterbau« hat in seiner gestrigen Sitzung mit 240 gegen 188 Stimmen ein weitere« Amendement WolmerS mm Paragraphen 3 der Homcrule»Bill verworfen. Dasselbe bezweckte das Verbot von Geldbewilligungen durch die irische Legislatur für Gegenstände, über welche die irische Legislatur Gesetze nicht erlassen kann. Aus genommen sollten nur diejenigen Fälle sein, in welchen die» auf Antrag des britischen Ministeriums geschähe. Gladstonc betämpste den Antrag und erklärte, er sei bereit, dem Paragraphen 10 Worte einzuschaltcu, weiche klarmachen würden, daß die irische Legislatur nur Crebtte bewilligen könne, wenn sich dieselben aus Gegenstände de- ziebeu, welche nicht durch die Bill von der Kompetenz der irischen Gesetzgebung ausgeschlossen sind. Im Fortgänge der Sitzung wurde ein von Golbsworth beantragtes Amendement zum Paragraphen 3, welches die Aushebung des Postens re« Bicelönizs von Irland bezweckte, mit 265 gegen 219 Stimmen abgelehnt. Gladstvne hatte auch dies Amendement bekämpft. Orient. * Tosia, 31. Mai. (Telegramm.) Eine heute er schienene Procla mation enthält deu neuen Text der ab- geänderten BersastungSartikel. * Wie mau der »Polit. Corresp." aus Kaustantinoprl »ein 31. Mai meldet, sind die HandelSvcrtragSver- dandlungen, welche zwischen der Türkei und Len Regie- »iiigcn anderer Staaten schweben, vollständig ins Stocken gerathen. * Belgrad, 31. Mai. Bei dem bereits kurz gemeldeten gestrigen feierlichen Empfange dcS deutschen Gesandten, welcher sein Beglaubigungsschreiben überreichte, erwiderte der König aus die Ansprache des Gesandten in überau« herzlicher Weise. Im KönigShose wurde der Gesandte mit militairischen Ehren empjangcu. Bei der Ankunft und der Adjahrl spielte die Militaircapelle die deutsche Hymne. Amerika. * Washington, 1. Juni. (Telegramm.) Wie tele graphisch auS Managua berichtet wird, haben die Rrvo- luIionStruppen vollständig die Oberhand gewonnen. Der Präsident von Nicaragua, Sa ca za, bat sich den Auf ständischen ergeben und deren FriedenSbedingungen ange- noinme» und, wie auch osficicll dem Staatsdepartement der Bereinigten Staaten ani Nicaragua gemeldet wird, sein Amt gestern Abend niedergelegt. * hshirago, l. Juni. (Telegramm.) Der Präsident des amerikanischen Prei ScomitsS, Thacher, schrieb a» di« ausländisch» Commissare, daß ihr«» Ansuchen gemäß zwei ober mehrere Preisrichter zur Prüfung der ausgestellten Gegenstände trnaiini werden könnten. — Am 25. Juni wird unter zahlreicher Beldeilizung Delegirler d»e Enthüllung des Denkmals zum Andenken au L>e vor einiger Zeit Hin gerichteten fünf Anarchisten staltfinden. Preußischer Landtag. Ad,«»rd»etr»tza»«. 2t Berit«, 31. Mai. Ta« Abgeordnetenhaus berieth heut« da« vom Herrenhaus» in veränderter Fällung herübergekoinmrn« Wahl- rrchtsgeseh. Abg. v. Heereman deu ntragte Namen« de« Tentrum« Wiederherstellung der Beschlüße Le« Abgeordnetenhauses. Adg. Bachem (Tente.) führt« an«, daß da» Wahlreivk nach de» jetzt vor liegenden Vorschlägen einen verschärften vtnlokrnnschen Lharaklrr erhalte. Bbg. Gras Limburg erklärt« die Zustimmung der Ton- servativen zu den Herrenhaurbeschläsje», ebenso v. Eynrru für dir nationalliberale Fraktion. Abg. Sperlich (Tratr.) trat für Wieder. Herstellung der Zwülstelung ein und kündigte kür den Fall der Ad- lehnung de« Antrags v. Heereman den Widerspruch seiner ganzen Fraktion gegen da« Ueberwrisungtigesetz an. Ministerpräsident Gras Eutenburg vertheldigte gegen Angriffe au« dem Lentrum di« Haltung der Regierung und gab zu, daß möglicherweise nach Anstellung einer vraktiichea Probe weitere Ak»d«rungen vorgeschlage» werd«» kSnnten. Abg Nicker» (freist) trat für di« Zwülstelung ein; ebenso Abg. v. Huen«, der dringend er- suchte, man möge da« llentrum nicht zwingen, gegen d>e ganze Steuerreform zu stimmen. Ministerpräsident Gros Eulenburg »ertdeidigi« nochmal« die Regierung gegen den Borwurs, ihr« eigen» Vorlage in wesentliche» Stücken preiSgegebeu zu haben. Ter Anrrag v. Heereman aus Wiedereinführung der Zweitauiendinark-Grenze wurde alsdann gegen da« Lrnlrum, di« Polen und einzelne Frei- sinnige abgelrhnt. Uebtr den Antrag aus Wiederherstellung der Zwölftel»»» wurde namentlich abgestimmt. Der Ankrag wurde mit 238 gegen 125 Stimmen abgelehnt. In der Minderheit befanden sich llentrum, Polen, Freisinnig» und die vier Nationnlliberaien vr. Krause, Bötiinger, Avenariu« und I)r. Friedderg. Da» Gesetz wurde alsdann nach den Beschlüssen de« Herrendaujc« angenommen. Ter Gesttzeniwurst belresiend die U«berweisvng directer Staatssteuern, wurde i» bestick, tiver Schlutzabjlimmuug gegen llentrum, Polen und Freisinnig» angenommen. In dritter Beratdung wurde ferner der Gesetz, cntwurs, belresiend die Berbrjierung des Bo Ikrichulwesen» und de» Dirnfteinkvmmen« der Lehrer sowie ein kleine« rheiaische« Iustizgeletz angcnominea. Tamil war dre Tagesordnung erlrdigr. Ter Präsibcul empfing die Ermächckgung, die nächste Sitzung au« eigener Machlvolikvmmeudeck anzuordne», was zeden- falls nicht vor linde Juni der Fall sein wird. Militair und Marine. * Bei dem zur Zeit aus dem Schießplatz bei Zeithaiu bcbusS Abhaltung der diesjährigen Schieß, uud Tpercirübunae» weiicuLca 2. Feld-Artillerie. Regiment lrase» am 23. Mai etwa 300 Lsficicre, Unlerofsicierc und Mannschaften ein. Tiefe Mannschaften üben in 3 Landwehr-Batterie» sorinirt aus die Däner von 13 Tagen. Am 10. Juni findet die Entlassung der Landwehr- leutc stau. * Berlin, 31. Mai. C M. Fahrzeug „Loreley", Comman- d.iitt: Capiiain-Lietttenant Grolp, ist am 3l. Mai in Smyrna eingetrosseu und beabsichtigt am 6. Juni nach Konstantinopel in See zu gehen. Königreich Sachse». d) Leipzig, 4. Juni. Der Busfelier, der vor einiger Zeit in eineni Hause der UlrichSgasse eine Prostituirte durch Hammerschläge und dann sich selbst durch Pistolenschüsse lebenSgesährlich verletzte, ist nun soweit wieder bergestclll, daß gestern im Krankenhause seine gerichtliche Vernehmung ftallfiiiden konnte. Die Prostituirte ist seit längerer Zeit als vollständig geheilt wieder aus dem Iacobshodpitale entlassen. H Lripzig, l. Juni. In der Person eines 13jährigen Schnlknabcn auS VolkmarSdorf wurde gestern ein Lad cncas send ieb von der Polizei zur Verantwortung ge- zogen. Derselbe hatte sich zu 6 verschiedenen Malen nn Lause der letzten Wochen in einen Fleischerladen in der Natalievstraße rinzeschlichen uud auS der Ladencassc Geld beträge in Höbe von 1 bis 10 gestohlen, die er kann mit euiem glcichalterigcn Jungen vernaschte. — Ein 18 jäh- rigeö Dienstmädchen auS Hinternab wurde gestern wegen Betrugs in Haft genommen. Dasselbe hatte sich bei zwei hiesigen Herrschaften vermietbet, hatte in beiden Fällen den üblichen Mietblhalcr in Empfang genommen, war aber nicht angetreten. Außerdem bat sich aber auch die Schwindlerin eines Diebstahls schuldig gemacht, bezüglich dessen die Er örterungen noch schweben. — Ein 23 jähriger Marktb elfer aus Eilenburg ließ sich einen Auslandspaß beim Polizei- amte auSstcllcn und verkaufte denselben für 50 an einen europamüden, in Gohlis wobnhaslen Familienvater. Letzterer ist mit einer ansehnlichen Summe durchgebraunt und bat seine Familie im Stiche gelassen. Der spekulative Markl- helfrr wurd« gestern »o» d«r Polizei ,», Verantwortung ««zogen. —* In Verlust gerathen ist vor einigen Tagen von ein«« hiesigen Bahnhöfe «in Faß, S. S Ist gezeichnet, enthaltend 110 ßg Borsten im Werth« von 2400 ^4 —* In der Gerberstraßr erkrankt« gestern Nachmittag plötzlich «in aus der Durchreise befindlicher 37jäbrigrr Oekonom auS Kalldrunnru. Er wurde, da eine Besserung nicht einlrat, mittelst Wagen« nach dem Krankendause gebracht. —* Infolge eine« Schlaganfall« verschied in ver gangener Nacht aus der Promenade eia hier wohnhafter Kaufmann au- Cassel. —* Ein in einer hiesigen Chocoladensabrik beschäftigter Markthelfer batte daselbst in der letzten Zeit nach und nach für ungefähr 300 ^4 Cacao gestohlen und an einen 3Sjährizen Rauchwaarensckeerer für einen billigen Prei« verkauft Erster« wurde wegen Diebstabl«, der letztere aber wegen Hehlerei in Untersuchung genommen. —* Gestern Nachmittag kam rin Handarbeiter aus Güldengossa beim Ascheaufziehen durch eigene Unvorsichtigkeit mit der reckten Hand in den Kloben, wobei ibm die Spitze deS reckte» Mittelfinger« abgequetsckr wurde. Dem Verletzten wurde sofort ein Nokhverband angelegt. Löset», ^l. Mai. Der Verband sächsischer Bäcker- Inauiigea „Saponia" hielt gestern und heut« in unserer Stadt seinen diesjährigen VerbandSlag ab. Im Lause de« gestrigen Tage« trafen >ckon Delezirte der säcksischen Bäcker- Innungen b»er ein. Nachmittags wurde im Hotel zur Sonne die Vordrralhung zu Len heutigen Hauptverhandlungen ab- gehalten. Heute Vormittag N Uhr begannen i>» Schützen- hanSsaale dir Hauptverhandlungen. Die Verhandlungen, denen »um Theil Bürgermeister Tbiele beiwohnte, wurde» vom Präsidenten Obermeister HauSwald - Dresden eleitet. Znnächst kam der Iabre«bericht und Cassen- ericht für 1892 durch den Secretair Schmcrler- Dresden zum Vortrag. Der dritte Punct der Tagesordnung war der Bericht des Ausschusses jür Gesellen und HerbergS- wesen. Tic Innung zu Burgstädt batte beantragt, die Ausländer mit geordneten Papieren in Bezug auf InnungS- geschcnk uud ArbcitSgclcgcnbcit den mit Germaniapapierrn versehenen Innungen glcichzustcllcn. Dieser Antrag wurde abgclehnl. Der Antrag der Innung zu Nicderbaßlau: Solche InnungSmitglieder, welche in einen anderen InnungSbezirk verziehen, zu veranlassen, aus der Innung auS- und in die jenige einzutreten, in deren Bezirk sie verziehen, wurde an genommen. Eingehende Erörterung wurde dem Lehrlings» wesen zu Theil. Die Meißner Innung beantragt, daß nur zwei Lcbrlinge von jedem Meister gehalten werden dürfen. Es wird beschlossen, daß jeder Meister höchstens drei Lehrlinge ballen und höchstens einen jährlich oinstcUcn soll; die Lehr- zeit soll sich auf drei Iabro erstrecken Der Antrag der Zwickauer Innung, daß in Zukunft Lehrlinge, welche obne gesetzlichen Grund aus der Innung sorllauscn, von einem anderen VerbandScollcgcn nichl angenommen werden dürfen, wurde angenommen. Es wurde ferner beschlossen, eine Petition an das königliche Finanzministerium zu richten, dabingebend, daß die Coiisuiiivercine jeder Art zur Be- sleueruiig berangczogen werden. r. Lschatz, 1. Juni. In der am Montag abgchaltenen RathSsitzung ist taS bereits mitgelheilte negative Ergebniß der am 26. Mar über den Kranken Hausbau mit de» Stadtverordneten gepflogenen Verhandlung besprochen worden. Nach längerer Debatte hat der Ralb beschlossen, an die königl. Kreisbauptmannschast Leipzig Bericht zu erstatten uud zwar nicht sowohl, wie es in dem Sitzungsberichte heißt, um eine Entscheidung deS Krei-auSschusseS herbeizusüdren, sondern eineStbeilS, um vom RalhScollegium den Verdarbt der ge flissentlichen Verschleppung — die Stadlverordncten tragen auch keine Schuld an der Verschleppung — der Sache fern zu halten und anbernthcils, um die Vorgesetzte Behörde in die Lage zu versetzen, ihrerseits, sowie eS vielfach in anderen Gemeinden gesckiebt, auck hier in der vorliegenden Frage zwischen beiden CoUegicn als Vermittlerin auszutreteu. Ehemiiitz, 3l. Mai. Am Montag Abend trafen, von Dresden kommend, Staatsminister v. Metzsck, Ministerial direktor Geb. Rath Bodel und Geh. RegieruugSrath I)r. Roscher hier rin und nahmen im Hotel ,Lum römische« Kaiser" Wohnung. Gestern früh 8 Ubr besuchten die genannten Herren in Begleitung de« AmlShauptmauuö Merz die hiesigen technischen Staatslebranstalten, wurden hier vom Dircclor RegieruugSrath Prof. Brrndt empfangen, hörten bei mehrereu Lehrern Vorträge an und besichtigten die ver schiedenen Sammlungen und Laboratorien, da- Kesselhaus, die BerwaltungSräume, die Aula, die FestigkeilSprüfunaSanstalt und die Anlage für die elektrische Beleuchtung. Nach dem Besuche der technischen StaatSlehranstalten, der die Zeit bis Mittag in Anspruch genommen hatte, fand eine Besichti gung der Geschäfts- und sonstigen Räume der königlichen >«tshaupt«an»schaft, sowie de» Besuch de« Geschäftshauses und der hiesige» Fabrik de« Eommerzieuraths Vogel statt. Unter Führung de« Besitzers besichtigten di« Herr« da« ganze Etablissement und nahmen eingehend Kmwtuiß von dem FabrikationSgaog«. vor Alle« inlrresstrte» sie sich sür dir Entstehung der Muster und Gewebe. Der Munster »nd eine Begleiter hielten sich bi« gegen S Uhr Nachmittag« in dem Etablissement auf. Um 4 Uhr Nachmittag« fand im >o«el .Zum Römisches Kaiser" ein Diner statt, zu welchem auch medrerr Herreu au« der Stadl zugezoaen worben waren. Um S Uhr 11 Miaute» erfolgte dir Rückfahrt »ach Dresden. Glauchau, Sl. Mai. Der Gutsbesitzer. Rittmeister d. L. a. D., Ernst Ludwig Gelbke ist in vergangener Nacht rstorbro. Der Verstorbene hat den deutsch-sranzöstschen krieg beim «bemal,gen 2. Reiterregimeat «itgemacht und war jetzt Rittmeister d. L Vor einigen zwanzig Jahren kaufte er von dem Kammerherra von Erdmannsdorff da- Gut in Gesau; in diesem Orte war er Gemeindeältester, Vor- itzender im Gemeinberath und Mitglied de« Kirchenvorstanbes. Kitimeister Gelbke war auch viele Jahre lang Abgeordneter der säckstscken zweiten Ständekammer. Zwickau. 30. Mai. Nachdem die Erneurrimg hiesiger St. Marienkirche mit einem Kostenaufwand von nahezu 600 000 --4 beendet ist, haben, wie dem ,Dr. Jour»." berichtet wird, die vereinigten Kirchenvorstände durch Bewilligung der etwa 300 000 .E betragenden Bausumme auch die Her- telluug der St. Katharinenkirche einstimmig beschlossen. Die Leitung de« Baue« ist abermals Herr» Baurath Vr. MothcS übertragen worden. — Am 10., ll. und 12. Juni d. I. findet vier unter dem Vorsitz de« Professor« Ist-. Kellner der 10. Verbandstag der dramatischen Vereine Sacksen« statt. Annaderg» 30. Mai. Der neue Seelsorger der Gemeinde Erotlcndorf, k. Merz, hielt dort aestera seiuen Einzug. Mittag» Uhr wurde derselbe mit Gesang empfangen und dierauf vom Gemcindevorstand Z i mmrrmau» und Gemeinde- ältesten Fritzsch Namens der politischen Kirchen« und Schul- feineinde begrüßt. I'. Merz dankte in herzlichster Weise. Inter den Klängen der Musik, wie »ater Glockengeläute beweate sich sodann der Zug nach der geschmückten Pfarre, woscwst die Schulkinder freudigen Gruß darvrachteu. Großschönau. 30. Mai. Der in einer hiesigen Färberei beschäftigt gewesene Arbeiter Ernst Heinrich Aprlt hatte das Unglück, in rin mit heißem Wasser gefüllte» Faß zu sallen, wobei er sich beide Beine stark verbrühte. Obwohl sofort in ärztliche Behandlung gegeben, ist derselbe doch ao den erhaltenen Verletzungen verstorben. Tre«Pe«, 3 t. Mai. Wie verlautet, wird Prinz Friedrich August bei der am 2. Juni in Berlin vor dem Kaiser statifindenden Frühjahrs-Parade bei dem Vorbeimarsch de« Gardeschützen-BataillonS in dieses Bataillon eintrrten. Bekanntlich ist Se. königl. Hoheit Oberst ä lo enit« der Gardeschützen. Bei brr gestrigen Rückkehr des Prinzen aus Marienderg, woselbst die Besichtigung des Exercerplatzr» stattgesunden hatte, erlitt der Prinz vor der Haltestelle Plauen einigen Aufenthalt, weil bei eine« vorausgesahrruen Gülerzug nach Dresden ein Wagen entgleist war. Der Prinz legte deshalb den Weg nach der Pferdebahn- Haltestelle in Plauen zu Fuß zurück «ad fuhr sedan» mittelst der Pserdebahn bi» nach dem Plauensche« - Platz, wohin vom Böhmische» Bahnhof aus dia Equipage geschickt worden war. — Der Prinz uod di« Prinzessin Friedrich August folgten am Montag einer Einladung des Kreishauptmanns von Hausen, AdminiftratorO de« Stisrsgutrs Lungkwitz, zu einer in Kreisch» vom dortigen Frauenvrrriu zum Beste« einer Kinderdewahranstalt veran stalteten Theater-Vorstellung. Die hohen Herrschaften trafen Abends 6 Uhr in Kreischa rin, woselbst durch AmIShaupt- mann v. Einsiedel-Dippoldiswalde, Pastor Wo oft und die Gcmcindevorstänte Seijert-Kreischa und Graf-Lungkwitz ehrfurchtsvolle Begrüßung erfolgte, worauf zunächst da-Stifts- gut Lungkwitz besichtigt wurde. Gegen 7 Uhr begaben sich dia kgl. Hodcitcu alsdann wieder nach Kreischa in das Etablisse ment Blasche zur Tbeater-Borstelluna, wobei vor drmsEtablisse- ment die Kinder der Kreischaer Schule mit ihren Lehrern, sowie die Militairvrrcine vonKrcischa, Reinhardtsgrimma, Possendorf und -Hänichen mit den Fahnen Aufstellung genommen hatte». Nack, Begrüßung des Prinzenpaares durch Bezirk-Vorsteher Nen« iiierkcl aus Altenberg erfolgte unter den Klangen der Sachsen- Hymne der Eintritt in den Saal, worauf vr. Platzmaun den Prolog sprach. Gespielt wurden zwei Einakter: „Hänschen von Buchenau" und „In Eivil". Der Gesangverein trug außerdem einige wirksame Lieder vor. Nachdem die hohen Herrschaften noch mehrere Anwesende mit kurzen An sprachen ausgezeichnet hatten, begab sich das prinzliche Paar mittelst Wagen wieder nach Dresden zurück. Im Gefolge befand sich außer den Personen der näheren Umgebung auch Iber österreichisch-ungarische Gesandte Graf Ehotek. nützliche Einrichtungen in Bezug aus Schlackenverwerthung u. s. w. kennen zu lernen. Dag ich Dir in Thoope meine Gesellschaft ausdränge, hast Du nicht zu besorgen, baß ich Tich zu mir zurückrusc, auch nicht. Ich warte in Geduld, bi« Tein Herz Dir sagt, daß Du mich zu Deinem Glücke so »öthig hast, wie ich Dich zu dem meinigen." Seine Stimme war weicher geworden gegen das Ende dieser Rede zu, aber in Sibylle « GesichtSauSdruck hatte sich nichts verändert. Stumm neigte sie nun baS Haupt, stumm schritt sic an ibm vorüber, zur Thür hinaus. Am Nachmittag ward die Reise angetreteu. Die Wolken dingen schwer am Himmel und auch nicht leicht über den Gembthern — jedenfalls über Mary'« nicht. Da« Zöschen batte gleich nach seiner Ankunst im Frühling die Nolle der Heldin in einem Neinen Roman übernommen und diese Rolle recht niedlich und mit sehr viel Aussicht auf Erfolg gespielt. Allein die schöne Aussicht war ihr am gestrigen Tage benommen worden. Schnöde Vernachlässigung war an Stelle der etwa» schwerfälligen Galanterie de« guten LührS Sanders getreten und «den beim Lebewohl hatte er mehr Auge für seine Herr schaft gehabt, als für sie. Bi« in die iimestke Seele betrübt, laß sie nun und weinte eine Thräne nach der anderen in ihr Taschentüchelchen. Der Anblick hatte für Sibylle etwa« Nervenaufregende«. E- war ibr gerade, als habe daS Mädchen eS darauf abgesehen, auch ihre Thränrn fließen zu machen. Sie hatte ja nicht die geringste Ursache zu weinen, sie freute sich ja uoendlich, von tem Hause fortzukommen, in dem sie so Schlimmes durchlebt halte, aber etwa- Unbegreifliche« in ibr zwang sie am Ende doch noch, dem thörichten Ding Gesellschast zu leisten. Sie zitierte vor der demüthigenden Möglichkeit, sie bereute, das Märchen mit in den Wagen genommen zu baden, sie atbmete erleichtert auf, als mau «Glich auf der Bahnstation angelangt war. Nun trennte eine Coupswand sie von der Schluchzenden aber nun befand sie sich allein mit ihrem Gatten. Er saß ihr gerade gegenüber, uod einem Menschen grgrnllbrrsitzru, dem man grollt, mit dem man nickt« zu tbun haben will — elwa» Peinlichere« girbt es nicht. Man weiß ja nicht, wohin mit seinen Augen Sibylle senkte die ihren io ein Buch, aber sie konnte nicht lesen, sie konnte nur unter Herzklopfen denken : „Wird er reden? Wird er eine Scene machen? Wenn er eS lbut, so bin ,ck verloren!" Sie fühlte sich, ans irgend einem Grund«, einer Scene heute nicht gewachsen. ES ward ihr übrigen- auch kein« zngemothet. Waldstedt schien bi« über die Ohren in seine Zeitung vertieft. Nein, er schien es nicht nur, er war es wirklich — Sibylle mußte sich mit einiger Bitterkeit überzeugen, daß die Menschen doch sehr verschiede» geartet seien. Wahrend sie »icht de» Sin» ri»«s Wortes fassen konnte, absorbirte er in Gemüthlichkeit den Inhalt von vier Druckbogen. Als er bei den Annoncen angelangt war, brach eine Reisegesellschaft in daS Coups — ein greise« Ehepaar mit wei überreifen Töchtern. Ritterlich wie er war, half Wald redl den Damen beim Eiusteigen und Unlcrbringcu ihre« Handgepäcks. Zum Dank dafür ward er sofort in die Unterhaltung gezogen. Wenn die« ihm unangenehm war, so ließ er r« doch an Liebenswürdigkeit nicht fehlen — er war »gar übertrieben liebenswürdig, fand Sibylle. WaS brauchte er den wildfremden Leuten da« Gespräch mit so viel Humor zu würzen, wa« brauchte er vor allen Dingen so viel sprübendcS seuer in seiue Blicke zu legen? Die einfältigen Mädchen verbrannten sich ja förmlich daran — die Semmelblonde da link- z. B-, wie sie ihn von der Seite auschmachtete! Zum Todtlackeu war es und — zum Tvdtärgcrn! Nach einer Weile kam wieder Unterbrechung. Waldstedt »attc, an irgend einem Haltepunct über den Perron schlendernd, einen Jugendfreund entdeckt, einen Ulancnhaupttnann. Er beeilte sich, ihn Sibylle vorrustellen, und erbat sich von ihr ein balbe« Stündchen Urlaub, um mit ihm im Rauchcvupü alte Erinnerungen auslauschen zu können. „Ich habe ja die Beruhigung, Dich in io angenehmer Gesellschaft zu wissen", sagte er mit einer verbindlichen Der Neigung gegen die gesprächig« Familie. Ein spöttische» Läch-la umzuckte Sibylle'« Lippen. Sie batte bis jetzt mit der angenehmen Gesellschaft noch kein Wort gewechselt und hegte auch nicht die Absicht, es zu tbun, aber sie merkte «s wohl, ihre stumme Näh« war ihm peinlich, er sebnle sich, von ihr fortzukommen. „Geh nur", sagte sie haftig, „uud bleib«, so lange Du willst. Ich bin müde und werde zu schlafen versuchen." Mit geschlossenen Augen lehnt« sie nun in ihrer Wagen ecke, aber sie schlief nicht. Sie hörte, wie ihre Reisegefährten im Flüsterton zu dem Schluß kamen, daß „der liebenswürdige Mann um das Schicksal, eine so kalt und bochmütbig dreinschauende Frau zu besitzen, herzlich zu beklagen sei." Sie hört« auch, so oft der Zug hielt, daß man im Nevencoups sehr guter Dinge war. Man sprach laut durcheinander und lachte — Waldstedt so lustig wie nur irgend einer. Unbeschreiblich, wie dieses Lachen ihren armen Nerven zu- setzte, mit wa« für melancholischen Gedanken es sie erfüllte. Sic kam sich so einsam, so verlassen vor wie keine andere Frau aus dem Erdboden Sie begriff gar nickt, warum sie tige»t> lich in die Welt hiaeinreise. Ruhe und Frieden bei ibrrn ver wandten zu sacht« ? Ach Gott, die tbörichte Irrfahrt? Ruhe und Frieden waren ihr ja so viel sicherer gewesen aus dem Boden de« dunklen Hepntteiches unter dem Feuster ihres SchlasgemachS in Neuland! Hätte sie sich nur dort hinabgestürztl « de« Hchtzll« wnnte — m de« d»»kleu Winkel, i> es zum Glück Niemand sah. Gestern waren ihre Thränen auch geflossen, aber au- einem anderen Oucll In London, auf dem Babnhof von Euston Square nabmen die Beiden von einander Abschied. Sibylle hatte die ganze Nacht vor diesem Moment gezittert. AuS irgend einem Grunde, den sie sich selbst nicht eingestchcu wollte, fürchtete sie, eS werde Unerhörtes geschehen. Waldstedt batte für sie und dir'Iungfer ein Coups reservireu lassen und diese letztere, um sich eine ungestörte Minute zu sickern, mit einem Auftrag au« dem Wege geschickt. Aus dem Trittbrett in der offenen Wagentbür stehend, fragte er jetzt: „Wir ballen wir eS mit Briefen?" „Mit Briefen?" wiederholte sie, obne auszublickeu. „Werde ick Dich von etwaigen Aenderungru in meinen Plänen nicht in Krnntniß setzen müssen?" „Müssen" war ein schlecht gewäblleS Wort. Ihr Stolz land sofort in Waffen. „Ich sehe nicht ein, weshalb?" entfuhr es ihr in ge reiztem Ton. „Nun, damit Du den Weg zu mir zurückfinden kannst, im Fall —" „Diesen Fall brauchst Du nicht vorzusehen", stieß sie heftig hervor. „Ich komme nicht." „Sibylle!" „AuS eigenem Antriebe nicht. Daß man mich drmütbigt, kann ich nicht hindera, aber ich drmüthige mich selber nicht — niemals. Wenn Du mich brauchst, so ruse mich!" „Zu solchen Scenen zurück, wie wir gestern eine erlebt baden? Nein, Sibylle» da sage auch ich: Niemals! Die alte Liebe muß Dich zu mir zwingen, oder — aber sie wird eS thun — mir ist gar nicht bange! Ich kenne Dich besser, wie Du selber!" Gegen den weichen Herzrnston, den er heut« anschlug, batte ihr Stolz einen harten Stand, aber er sollte — er sollte Sieger bleiben! Sie setzte die Zähne fest entschlossen auseinander. „Leb wohl — und laß mich nicht zu lange warten!" Er hielt ihr dir Hanv bin, aber sie rührte keinen Finger ibm entgegen. Sir wußte es ja, wenn sie die leiseste Bewegung machte, so geschah da« Unerhörte, so stürzte sie ibm in die Arme und beschwor ihn, sie nickt zu verlassen, sie wieder beimzufübrrn nach Neuland. „Auch daö nicht einmal", murmelte Waldstedt und seine Brauen zuckten schmerzlich zusammen. „Sibvllr, Sibvlle! Solltest Du wirklich nur Deinen Stolz geliebt haben?! Aber nein, nein — ich glaube an Dich und ich warte!" Nun war der schwere Sieg errungen. Waldstedt war vom Trittbrett verschwunden. Er ging und — Gott sei Dank, daß er nicht zurücksah, dran ihr stürzten di« Hellen Thränrn au« den Auge». « 14. Capitel. Lady Mildred war zu Sibylle'« Empfang auf dem Bahnhof« in einem mit vier feurigen Rappen bespannten, höchst elegante» turu »ut. Kutscher und Bediente trugen Flor an ihrer Livrse, ie selbst war vom Kopse bis zu den Füßen in Rabenschwarz iekleidet — correctcr konnte nicht« sein, aber wenn der verstorbene Lord Chotwood im Himmel, oder wo sonst er verweilte, sich aus die Trauergefühle, die sein Ableben verursachte, etwa« Mgitte tsial, so befand er sich im Irrthum. Lady Mildrrd's Antlitz strafte sckon ibr Kleid Lügen. Zufriedener halte Sibylle sie seit Iabrcn nickt in die Welt blicken sehen. „Willkommen — willkommen!" lautete ihre Begrüßung. »Herz, wie blaß Du auösicbsti Kein Wunder übrigen« — eine so fatal lange Reiset D rcißig Stunden von der Locomotive geschüttelt! Arme — arme Seele! Hier setz' Tich in die Ecke — leg' den Kopf an das Polster! Nur »och ein kleines Halbe-Stündchen und wir sind daheim! Sieb, Alles, soweit Du blickst, ist schon unser Eigcitthumt Die Felder, die Wiesen, die Farmhäuser recht- und lwks, dal große Dors drüben — Alle« gehört zu Thoopel" So plauderie sie weiter, ganz voll von der glücklichen Wendung in ihrem Geschick, und Sibylle wußte »yr Dank, daß sie von ibr nicht» verlangte, als bin und wieder rin Wort der Sympathie oder eine» bewundernden Ausruf. Auf ebener Straße ging eS dahin, durch üppiges, becken- durchtbeitte« Korn- und Weideland, dann in einen Park mit wetten Rasenflächen, prächtigen Baumgruppeu, Teichen, Wasser fällen, küm'ttlchen Ruinen, bis vor eia Herrenhaus, im vor» nebmen, elisabetbischen Style erbaut. Breit«, weiße Stufen zwischen Blumentcrrassen dmansteigead, gelangte man in die mit ausländischen Pflanzen in riesigen Fayrncetöpsen, mit japanischen Wandschirmen, Thierfellen, Divans, verschieden artigsten Sesseln und Ruhebetten geschmackvoll ouögrstattet« Halle. Hier stand der neue Lord Chatword in ganz demselbe» schäbigen grauen Iagdanzug, in dem er als Robert Main- warma in Oakbaye« den Hasen nachzustellen pflegte. Titel und Würden hatten an ihm nicht« verändert. Das alte, warme Licht war in seinem Auge, der alte herzliche To» in seiner Stimme. »Hundert Percent schöner geworden", bemerkte er, nachdem die erste Begrüßung vorüber, mit einem bewundernden Blich auf Sibvlle, „nur die Augen ein bischen trüb« — was «ei»D Du, Mildred?" „Ich meine, es kommt von der schlaflosen Nacht au Bord des Dampfer-." „Und ich sage — von den vielen vergossenen Abschirds- i thränrn. Warum hast Du Richard nicht mitgebracht, Dibtzlle?" I Da» war das gefürchtete Thema. I (Fortsetzung folgt.)
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