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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930711012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-11
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
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Bezugs.PreiS der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^l4.50. «ei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vierteljährlich 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr^ die Abend-Ausgabe Wochentags b Uhr. Ne-action und Expedition: JohannrSgasfe 8. DieErvedition ist Wochentag« ununterbrochr, geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: ktt« >l»«m« Sorttm. (Alfred Hahn). Universitätlsrratze I, La»«» Lösche. Katharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclomen unter demRedactionsstrich (4gt« spalten) 50 vor den Familienaacheicht«» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut nnserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Zissernfatz nach höherem Tarif. Svtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe. ohne Postbeförderuag ^l 60.—, mit Postbesörderung 70.—>. Iinnahmefchluß für Anzeige«: Abend-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,S Uhr. vei den Filialen und Annahmestelle» je et« halb« Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Expediti»» za richte». Druck nnd Verlag von E. Polt t» Leipzig. 3O. Dienötag den 11. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeklilllltmlichung. die Wasserversorgung von Lcipjig-Löftnig betr. Bei der bevorstebciidei, Ausdehnung der Wa„erverjorgu»g aus den oben genannten Borort haben wir mit Zustimmung der Herren Stadtverordnelen beschlossen, für die Herstellung der Grundslücks- anjchlüsse daselbst Ermäßigung der Pauschjütze für die Strecke vom Ctraßenrohr bis zur Grundflücksgrenze auf 100 bez. 128 bei 24 bez. 35 mm Lichlweitc zu gewahren «iler der Bedingung, Last Meldungen zuin Anschlüsse und Hinterlegung des BelragcS seitens des Grundslncksbcsltzer« rechtzeitig erfolgen, damit die Anbohrung vor Füllung des belresscnden Straße» rohres vorgcnommen werden kann. Außer und zugleich mit diesen Pauschsapen sind für Vcr- längerung der Leitung in das Grundstück 15 bez. 20 ./l zur besonderen Verrechnung zu hinterlegen; Durchbruch und Wieder herstellung der Grundmauer, die hierbei etwa vorzunehmen sein sollten, können vom Grundstücksbesitzer selbst besorgt werden und bleiben dann außer Verrechnung. Wir fordern nun, nachdem die Verlegung der Rohrleitungen in Angriff genommen worden ist, diejenigen Grundstücksbesitzer des genannten Vororte-, die sich an die Wasserleitung anzuichließe» beabsichtigen, hierdurch aus, die Meldung bei der Geschäftsstelle unseres Wasserwerk» zu Leipzig, Tbomaskirchhos 18, I., bei der die erforderlichen Meldungsbogen unentgclllich zu entnehmen und sonstige Auskünfte zu erholen find, thunlichsi bald und sodann die Hinter legung der Geldbeträge bei der Lasse des Wasserwerks, Leipzig, Thomaskirchhof 18, I., innerhalb der Frist rechtzeitig zu bewirte», die auf der zur Bestälianng der Anmeldung dem Grundstücksbesitzer zuzustellcnden ZahlungS-Anwcisung zu nennen fein wird. Bei Versäumung dieser Frist können Anbohrungc» nur zu den höheren Panjchsatzen von 125 bez. IVO ^ll hergeslellt werden. Die Herstellung der Leitungen innerhalb der Grundstücke ist nach K. 9 der Wasserwerksordnung solche» Gewerbetreibende» zu über tragen, die von uns daru ermächtigt sind und ihre Anmeldung und Genehmigung bei der Geschäftsstelle zu Leipzig rechtzeitig bewirken. Leipzig, am 7. Juli 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. CichoriuS. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Wächterstraße zwischen Beethoven- und Ferdinand Rhodestraßc mit bossirte» Steinen 1. Classe soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen und Angcbotssormulare für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 23, aus und können dort cingcsehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken cingcjendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Wäckterstraftc" versehen in dein oben bezcichnetc» Geichästsziinmer bis zum 24. d. M. Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich Las Recht vor, sämmtliche Angebote abzu- lehnen. Leipzig, Len 10. Juli 1893. TcS Raths der Stadt Leipzig Io. 2990. Ltratzcubaiideputation. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf frühere Bekanntmachungen und unter Hinweis auf die großen Bortheile und Annehmlichkeiten, die namentlich in der heißen Jahreszeit die Gasfeuerung gewährt, machen wir wiederholt daraus aufmerksam, daß wir Gaskochherde neuester und bester Lonstruction beschafft haben und solche in unserer in den Erd- geschoßräumen des Grundstück« Kurprinzftrafte Rr. 14 (Gckc der Kurprinz- und Brüderftrafte »eben der Markthalle) be- kindlichen Ausüelluiig kauilich und miethweise überlassen. Der Kaufpreis eines Gaskochherdes beträgt je nach Grüße und Art, ausschließlich der Kosten für Verbindung mit der Gasanlage »nd für einen etwa erforderlichen Gasmesser, 70 bis 350 für Miethe werden monatlich 75 bis 4 »i berechnet. Bei späterem käuflichen Erwerbe eines ursprünglich nur gemielheten Herdes wird die Hälfte der gezahlten Miethe auf den Kaufpreis angerechnet. Wegen weiterer Auskünfte wolle man sich in unsere oben- bezeichneten Ausstellungsräume wenden. Auch können dort an de» Wochentagen während der Geschästs- stunden unentgeltlich Besichtigungen vorgenommen werden; ferner finden dort an allen Mitlwochnachmittagen öffentliche Vorführungen der verschiedenen Gasseuer-Apparate im Betriebe statt. Leipzig, 26. Juni 1893. TcS RathS dcr Stadt Leipzig Tepntatton z» den Gasanstalten. Die unterm 5. d. M. erlassene Aufforderung, Aufenthaltsanzeige deS Ziegeleiarbeiters Hermann Lindecher aus Rötha betr., hat sich erledigt. Leipzig, am 10. Juli 1893. Ter Untersuchungsrichter beim Königl. Landgerichte. Ass. Horn. Bekanntmachung. Zu Gunsten der Schwestern-Lafic des Albert-ZweigvereinS Leipzig erhielt ich von dem Herrn Friedensrichter Schwarz mann folgende vom 1. April bis 30. Juni 1893 vereinnahmte Sühnegclder. Sühne in Sachen: H. M. '/. L. L. .« 2.- - P. H. /. F. M. 10.- » - P. G. '/. S. B. 10.— - - P- M. '/. v. L. 25,- - - A. B. /. T. P. 5,— - - tz. '/. P- Z. 5.— - - A. Q. '/. A. N. 15.— - W. S. L. K. 4,— - R. H. R. O. 25,- Geschenk d. Herrn H. - I,— - M. B '/. M. H. b.— - F. S. V. L. S. 2.- - E. B. /. Ni. K. 10.— - - L. I. V. N. S. 3- P. I. '/. A. Z. 5.— R. L. /. L. de L. i - - R. L. /. H. de L. / ' 20.— - M. » -/. H H- 10.- » - F. K. M. H. 10.- - - M. L T. ll. V. I. P. - 10,- * xe-FL : 5. — 6. — B - F R. '/. N W. 5.— Hierzu au» der Sammelbüchse - 69,50 Summa 261,50 Worüber hierdurch dankend guittire. Leipzig, den 10. Juli 1893. Dari 8trude, Siechnung-sührer des Albert-Vereins. Bekanntmachung. Verloren gegangen sind die Arbeitsbücher des Handarbeiters Georg Mar Schulze, gcb. 24 9. 72 in Neuichönefeld Leipzig 21622 1892); des Zimmergescllen Albert Richard Wagner. geb. 6.5. 74 in Volkmarsdorf iLmdcnau 183 1888); des Zwickers Gustav Adaph Max Feiler, geb. 29/6. 73 in Leipzig (Pegau 1887); des Gelbgießergehilfen G0»i»»t> Richard Mohr, geb. 8. 4. 75 in Tbonberg (Thonberg 1889); deS Laufburschen Albert Pani Las;, geb. 18. 9. 79 in Tbonberg (Leipzig 9449 1892); de- Barbiergehilfen Gotthelf Fell» Lcrligrr. geb. 6/8. 73 in Danzig (Danzig 1892); des Handarbeiters Gruft Ginil Rögner, gcb. 16.2. 72 in Großzschocher (Kleinzschocher 43 1887); des Laufburschen Paul Alfred Ziinnierman», geb. 27. I. 76 in Reudnitz «Leipzig 6062/1892) und der Näherin Amalie Anna Grube, geb. 4., 2. 76 in Kleinzschocher (daselbst 31I8M. Wir bitten, diese Arbeitsbücher im Aufsindungrsalle Naschmarkt 2, Erdgeschoß, abzulieiern. Leipzig, am 7. Juli 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. — I)r. Georgi. Prtzoldt. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wnrdeu laut hier erstatteter Anzeige: 1) 31 in einer Krone, Thalcr- und 2-Markstücken, vom 25. bis 29. Juni d. I.; 2) eine Reniontoiruür von weißem Metall mit der Nummer 252936, in einer Horncapsel, am 6. d. M.; 3) eine silberne Reniontotrnhr mit dem Monogramm „R. L." auf der Rückseiie, am 5. d. M.; 4) eine silberne hsylinder-Rrinontotruhr mit Secunde und Goldrand, descclem Zeiger und einem Deiect an dcr Seite des Ge häuses, mit anhängender kleingliedriger silberner Kette, vom 16. bis 24. v. M.; 5) eine silberne Vhlindrr-Rcmontoirnhr mit Goldrand und Secunde und den Nummern 14 549 und 43 389, am 8. d. M.; 6) eine silberne Rrniontoirnyr mit gerieftem Goldrand und Schildchen aus dcr Rückseite und eine goldene tle'.ngliedcrige Kette mit viereckigem goldenem Medaillon, am 8. d. M.; 7) eine silberne ssylindcrnhr mit Schildchen auf dcr Rückseite und anhängender Stahltrttc mit Münze, am 6. d. M.; 8) eine silberne Chliuder-Ncinontoiruhr mit Goldrand, Secunde, geriefter Rückseite mit Schildchen und de» Buchstabe» H." im Innern, am 7. d. M.: 9) eine silberne Taiucn-Ghlinder-Rcinontoirnhr mit silberner Cuvelte, reichgravirtcr Rückseite und Nr. 34 434, am 2. d. M.; 10) ein Hrrren-Rrgenschiri» mit schwarzseidcncm Bezug, braunem Krückstock mit silberner Platte und Ring, vor ca. 3 Wochen; 11) 2 Unterbetten mit roth» und weißgestreiflen Jnlcts, am 9. d. M.; 12) ein grauer Wäschesack, enthaltend 2 weifte Bettüber züge mit geklöppelter Spitze und dem Monogramin „1!. L.", 4 ebensolche Kopskisscnbe.ugc. ein wciftletnenrr Bettüberzug nnd 2 weitzlrinrnc Kopfkisfenberüge „ll. R." ge;., 3 Herrcn- Lberhenidcn „U. A." ge;., ä Mädchrnhrindril nnd 2 Paar Barchenthöschrn „L. Zl." gez., am 27. vor M.; 13) rin Herren-Jacket von schwarzem Stoff mit schwarzem Futter und einer Reihe schwarzer Hornknöpse, vom 2. bis 3. d. M.; 14) 2 Tanicn-Stanbinantel, graubraun, mit langer und bezw. kurzer Pelerine, ain 30. vor. M.; 15) ein MannSrock von schwarzem Cheviot mit iibersponn. Knöpfen und Stosihenkel, eine schwarze Ttoffwrstr, weit aus- geschnitten, mit 2 Reihen Knüpfen, ei» Mannsjackct von grauem Cheviot mit schwarzem Futter, Hornknöpscn und Stoffhenkel mit der Firma: „Taylor Russell IVellingston", vom 2. bis 4. d. M.; 16) ein Handwagen, 4rädrig, blaugesrrichen, mit Kastenaussatz, Sitzbrett und eisernem Bügel an der linken Seile, auf demselben 17 Stück Brodc, am 27. v. M.; 17) rin kleiner weifter Seidrnspitz, am 5. d M.; 18) ein ausgeschlachtetcs Kalb, ohne Kopf, mit dem Zeichen „Bücke", am 29. v. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminalabtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. Juli 1893. TaS Polizci-Anit der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmid. vr. Fincke, Crim -Comm. Zur Besetzung des Lehrstuhls für Pädagogik an unserer Universität. i. vr. Nr. Da die Frage, wie nach dem Ableben des Gebeini- ratbs Masius der Lehrstuhl der Pädagogik an der Universität Leipzig neu besetzt werde» soll, noch nicht endgiltig entschieden zu sein scheint, so sei eö einem ganz unparteiischen, selbstlosen Beobachter gestattet, die Angelegenheit einer kurzen, sachlichen Besprechung zu unterziehen. Ten meinen der ordentlichen Professoren an der Uni versität ist der Natur der Lache nach eine doppelte Aufgabe gestellt: 1) Die Wissenschaft ihre- Faches zu lehren und fortzu bilden; 2) Junge Leute auch einigermaßen in die Praxis ikrcS Faches einzuführen, also neben der Lehre auch Gelegenheit zur Uebuiig zu bieten. DaS trifft auch beim Professor der Pädagogik zu. Nun wird zwar häufig noch bestritte», das; die Pädagogik überhaupt eine Wissenschaft sei, und wer lediglich nach dem Durchschnitt Dessen urtheilen wollte, waS inan heutzutage pädagogische Literatur nennt, der hätte allerdings ein Recht, der Pädagogik die Qualität einer Wissenschaft abzusprechen: vielleicht »i keinem Fache wird soviel ininderwerthigc Waare aus den Markt geworfen als im Fache d-S Erziebung-wesenS. Die mildernden Umstände, die dieser Tbatsache ja allerdings zur Leite stehe», sollen hier nickt »aber erörtert werden: genug, daß die Pädagogik durch viele ihrer sckriststellerndcn Vertreter gründlich diScreditirl ist. Aber eS könnte doch auch anders lein, und wenn eS trotzdem so ist, so kann man die Natur der pädagogischen Probleme nicht dafür verantwortlich machen. Diese vertragen eine wisscnschaftlicne Behandlung sehr wohl, wofür ebenfalls die pädagogische Literatur Zengniß ablegt. Die Pädagogik stützt sich auf zwei längst anerkannte Wissen schaften: die Ethik und die Psychologie, und cS kommt nur darauf an, daß auS den in Betracht kommenden Sätzen dieser Wissen schaften in logisch unanfechtbaren Schlüssen die pädagogischen Folgerungen gezogen werden. Wer freilich daraus, daß die Pädagogik ihre Sätze andern Wissenschaften entlehnt, also keine eigenen Principien hat, folgern wollte, daß sie eben deshalb keine Wissenschaft sei, dem würde man entgegnen müssen, daß dann auch z. B. die Medicin, die Astronomie und verschiedene andere Wissenschaften, namentlich alle tech nischen, a»S dcr Liste der Wissenschaften gestrichen werden müßten. Es dürfte dann abgeleitete Wissenschaften gar nicht geben — und doch sind das gerade für die menschliche Wohl fahrt, nickt blos die materielle, die allerwichtigsten. Auch daraus, daß die heutige Pädagogik Manches als falsch verwirft, waS ehedem als richtig gelehrt wurde, darf nicht gefolgert werden, daß sie keine Wissenschaft sei; in keiner Wissenschaft ist Alles, WaS gelehrt wird, auch für alle Zeilen wahr, in allen Wissenschaften ist viel mehr vieles bloö provisorisch wahr, nur so lange, bis Einer kommt, der mit überlegenem Geiste die Jrrthümer und Unvollkommenheiten in Dem, WaS bisher als wahr anerkannt wurde, »achgewiesen und den Götzen von seinem Tkronc ge stürzt bat. Aber das muß allerdings von jeder Wissenschaft gefordert werden, daß die Methode ihrer Forschung wissen schaftlich sei: Alles, WaS sie lehrt, muß wenigstens mit den besten augenblicklich erreichbaren Gründen gestützt werden, und sie muß unablässig bestrebt sein, die Jrrtbümer, denen der menschliche Geist bei Erforschung der Wahrheit nun einmal unterworfen ist, »ach und nack immer mehr auS- zusckcidcn; ferner muß jedes einzelne Element deS Wisse»-, das sie vertritt, begrifflich durchgebildct und daS Ganze sysreinatisch angeordnet sei». Wenn nun aber die Pädagogik eine Wissenschaft ist, so gekört sie auch dahin, wo die Universitas litterarum ihre er- babenc Stätte hat, au die Universität, und zwar sollte ihr wegen ihre- umfassenden und für den Fortbestand aller menschlichen Cullur so äußerst wichtigen JnbalteS ein eigener Lebrstubl cingeräumt sein. Beschäftigung böte dieser Inhalt für mehr als einen Lebrstubl, und völlig unmöglich erscheint es dabcr, daß sie nebenamtlich von dem Professor irgend eines anderen FackcS mit versehen werden könnte- geschähe dies dennoch, so wäre cs im Interesse de» pädagogischen Fort schrittes aufs Tiefste zu beklagen. Dem Professor der Pädagogik fällt nun also zunächst die Ausgabe ;n, in eigenen Vorlesungen die Wissenschaft der Pädagogik nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung zu lehren. WaS dieser Begriff Alles umfaßt, soll uns hier nickt beschäftigen; nur aus drei Punctc soll aufmerksam gemacht werden. Zuerst muß Derjenige, dcr an der Universität die Pädagogik zu lehren bat, in ernster Denkarbeit zu den Fragen, die sich auf die Methodik beziehen, Stellung genommen haben, und zwar dcskalb, weil sie um so wichtiger wird, je mehr die Masse dcs C»ltu'-gulcs,daö wir dem Heranwachsenden Geschlechte zu überliefern haben, anwächst und auch weil sie gerade neuerdings einen hohen Stand der Ausbildung erreicht hat. ES genügt darum auch nickt, wenn lediglich im Anschlüsse an praktische UnterrichtSübungen einige Belehrungen über Methodik dargcboten werden, sondern die Methodik muß den Gegenstand einer eigenen Borlesung bilden. Mit dem leb haften Sinne für die Ausgestaltung deö Unterrichts muß aber selbstverständlich ein Professor der Pädagogik auch noch Sinn für die Ausgaben der unmittelbaren Erziehung ver binden. wie sie in den neben lem Unterricht herlaufenden Einrichtungen des Schullebens gepflegt werden sollen (Spiele, Ausflüge, Feste, eventuell ArbeilSnnterricht u. s. w ). und wie sic ja glücklicherweise auch immer allgemeinere Würdigung sinrcn. Ferner verlangt eine sorgfältige Pflege die historische Seite der Pädagogik. Durch die historische Auffassung zur dogmatischen durchzudringcn, wäre ja wohl das Ideal, wie jeder gelehrten Berufsbildung, so auch dcr pädagogischen, und würde am sichersten vor wissenschaftlichem Hochmutb be wahren; nur schade, daß die Zeit dazu fehlt; aber wenigstens nicht einseitig dogmatisch soll verfahren werden, wie daS in dem sonst so vorzüglich geleiteten Ziller'scheii Seminare seiner Zeit der Fall war. Zur Entschuldigung Zillcr'S darf aber wohl angeführt werden, daß man zu seiner Zeit in Bezug aus Geschick,le der Pädagogik noch erschreckend hilflos war. Erst neuerdings strömt zuverlässige- Material, auf dem sich dereinst eine Geschichte der Pädagogik (und sei cs zunächst auch nur eine der deutschen Pädagogik) wird ausbauen lasse», in größerer Fülle berbei. Endlich ist ein besonderes Augenmerk aus daS Verhältnis; der Pädagogik zur Sociologie — GesellschaftSlehre — zu richten. Dir Erziehung bat eS ja zunächst nur mit dem einzelnen Individuum zu tbun; aber eS ist nickt gleickgiltig, wie dieses durch die Erziehung zugericktetc Werkstück nun in den großen Bau der Gcscllsckaft cingcsügl werden soll, und cS verlohnt wobl der Müde, wissenschaftlich zu unter suchen, welche Hilfeleistung die Erziehung hierbei etwa thun kan». Wer heutzutage eine pädagogische Professur bekleiden will, der soll sich zunächst als pädagogischer Theoretiker durch streng wissenschaftliche Originalarbeitc» voll auSgcwiescn baden. Er muß die Stellung der Pädagogik als einer Wissenschaft rückhaltlos anerkenne» und auf der Höhe der modernen pädagogischen Auffassung sieben, mit ibrer neuesten Entwickelung völlig vertraut sein. Es soll ausdrücklich nicht verlangt werden, daß er Anhänger dieser neuesten Entwicke lung sei; aber Nespect soll er haben vor der geistigen Arbeit, die darin nicdergelegt ist, und wenn er ihr nicht anbängt, so soll er wenigstens bewiesen habe», daß er sich in eingehender kritischer Arbeit wissenschaftlich mit ibr auSeinandergesetzt bat. Ein blrßer Praktiker — und sei er noch so aus gezeichnet und verdient — sollte bei Besetzung eines Lehr stuhls der Pädagogik gar nicht in Frage kommen, weil er dcr ofstciellcn Praxi- unserer Schulen nicht mit der nötbigen wissenschaftlichen Unbefangenheit gegen übersleben wird. Für ten akademischen Vertreter der Pädagogik aber hat auch die ossiciclle Praxis, gerade so wie jede andere, ihre wistcnschafliicke Berechtigung erst nachzuweisen. Auch mit Rücksicht auf die Zukunft sollte nicht ein bloßer Praktiker gewählt werden; denn die Pädagogik ist auf dem besten Weae, ihren empirischen Ebarakter zu Gunsten einer wissenschaft lichen Behandlung pädagogischer Probleme mebr und mehr abzustreifcn, »nd eS ist vielleicht dock sehr zweifelhaft, ob Jemand, der sich nickt von Jugend ans streng wissenschaftlich mit pädagogischen Fragen zu beschäftigen gelernt hat, sich diesen Geist wissenschaftlicher Arbeit, der sich immer schärfer ausbildet, noch in späteren Jahren voll aneignen wird. WaS die Universität mit Rücksicht auf die Würde de- akademischen Lehramtes gegen einen bloßen Praktiker etwa einzuwendcn baden würde, braucht u»S hier nicht zu sorgen; sie würde die Ebre der ulma water in dieser Beziehung schon zu wahren wissen, aber hingewiesen werden soll wenigstens darauf, daß auch das Ansehen der Universität darunter leiden müßte, wenn man einem bloßen Praktiker das Amt übertragen würde. Ein Professor der Pädagogik soll aber gleichzeitig auch bestrebt sein, als selbstständiger Forscher die Wissen schaft fortzubilden. Das ist namentlich die deutsche Auffassung vom akademischen Lehrberufe: und an der Stelle, wo über die Besetzung des Leipziger LebrstuhlS entschieden wird, sollte gerade auch dieser GesichtSpunct gebührend ins Gewicht fallen. Es bleibt aber die ausgezeichnetste Lehre in jeglicher Wissenschaft immer noch ungenügend, wenn nicht eine ent sprechende Anleitung zur Praxis neben ibr bergeht. Für fast alle übrigen auf der Universität gelehrten Wissenschaften ist daS auch ganz unbestritten: der Mcdiciner bat seine Kliuiken, dcr Studircnde der Naturwissenschaften seine Praktika und Laboratorien; selbst in den Seminarien der juristischen und theologischen Facultäl wird auf daS Bedürfniß der zukünftigen Praxi« Rücksicht genommen. Nur die Pädagogen entbehren bisher noch, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, der ent sprechenden Seminarien, also derjenigen Bcranstaltungen, die ihnen eine Uebung in dcr Praxis des Erziehen« ermöglichen; denn das Erziehen ist ihr eigentlicher Berus, und da« Lehren tritt bei diesem Berufe bloS deshalb so stark in den Vordergrund, weil odne Unterricht eine Erziehung nicht voll ständig ist; aber mit dem Unterricht allein sind eben die Maßregeln dcr Erziehung noch keineswegs erschöpft. WaS nun an den einzelnen Universitäten unter dem Namen pädagogischer Seminarien besteht, verdient diesen Namen, der schon im Anfänge dieses Jahrhunderts Lurch Hcrbart'S pädagogische« Seminar seinen ganz bestimmten, nolhwrndig ibm zugehörenden Inhalt bekommen bat, im Allgemeinen nur in sehr übertragenem Sinne. Man kann unter den gegen wärtig in Deutschland bestebentcn, zu einer Universität ge- dörcndcn pädagogischen Seminarien — eS sind ihrer über- baupl nur in Gießen, in Jena und in Leipzig — zwei Formen unterscheiden: Seminarien ohne und mit UcbunzS- schulcn; als Ucbungsschulc aber dient entweder eine öffent liche, unter dem Schulgesetze des betreffenden Lande- stehende und nach dem allgemeinen Lehrplane arbeitende öffentliche Lehranstalt ober eine eigens zu akademischen UebungSschul- zwccken gegründete Anstalt, die ihren Lehrplan ganz selbst ständig gestalten darf. Den Fall des Seminars ohne Uebuiigsschule haben wir in den drei pädagogischen Seminaren der Universität Leipzig vor unS: eS giebk hier wohl — und auch nur in gewissem Sinne — UcbungSschüler, aber keine eigene Uebungsschule, sondern die Seminaristen werden be auftragt, mit Schülern, die sie sonst gar nicht kennen, in ihrem Leben vielleicht noch nicht gesehen haben und vielleicht auch nicht wieder sehen werten, jede Woche einmal eine Unter richtsstunde abzuhalten, an die sich daun eine kritische Be sprechung schließt. ES ist aber klar, daß das erziehliche Element sowohl des Unterrichts, als der Lehrerthätig- leil in dem eng begrenzten Zeiträume von drciviertel Stunden, die der Lehrer zur Verfügung hat, kaum zur Geltung kommen kann; die gerade für die Erziehung so wichtige fort dauernde Einwirkung auf den Zögling fällt hier ganz auS: nicht nur die Einwirkung aus de» Eharakter deS Zög lings ist nahezu gleich Null, sondern auch daS eigentliche Lehren und Lernen kommt dabei nickt zu seinem Rechte. Aber auch der Seminarist kommt dabei zu kurz, weil er im Semester der Reget nach bloS eine solche Stunde zu halten bat und daher Fehler, auf die er aufmerksam gemacht worben ist, nicht einmal verbessern kann. Daß er sich feste Lebrgcwobnhriten aneignet, ist bei dieser Einrichtung geradezu unmöglich; und cs wäre auch dann unmöglich, wenn er im Semester mehr mals „ins Feuer käme". Deutsches Reich. 88. Berlin, 10. Juli. „Ich werd's runkerschlucken, ich Hab'S runtcrgeschluckt", so ungefähr findet sich in Freytag'S „Journalisten" der gute Schmock mit einer ihm widerfahrenen schweren Beleidigung ab. Ter Edle vom „Eoriolan" findet jetzt einen weiteren Nachahmer in dem Edleren der „Freis. Ztg." Herr Richter als Dulder, der die linke Wange binhält, nachdem man ihn auf die rechte geschlagen — welche Pbanlasie Kälte sich diese Erscheinung auSmalen können, und dock ist eS Erscheinung! Die „Freis. Ztg." ist nach wie vor angefülll mit „Parleinackrickten", d. d. mit Klopffechtereien gegen zumeist kleine Provinzblätter Rickert'scker und Hucne'scher Richtung; von der vernichtend-böbuiscben Kennzeichnung, die das leitende socialdem okratische Wochenblatt Herrn Richter und seiner Partei hat angekeihen lassen, enthält sie kein Wort, geschweige denn ein solche« gegen sie. Kurz nach den Stichwahlen schrieb die „Neue Zeit": „Unbekümmert um den Etichivuhlhandel der bürgerlichen Par teien, voll stolzer Verachtung diese« schachernden Trödelmarktes haben die socialdemokratifchen Wühler ihren „Vernichter" und seine zersprengten Trümmer, soweit an ihnen log, noch ein mal herausgehauen: nicht um seiner schönen Augen willen, »ichl au« sentimentaler Großmuth, sondern weil sie die« Kanonen- futIer noch brauchen im Interesse der Arbciterclassr. ... Tic locialdemokralische Partei ist in den sechs Jahren so stark geworden, daß sie die äußerste Gefahr abwrnden und ihre unge- sählicheren Gegner als verlorene Vorhut in die Plätze Wersen konnte, deren Gewinn die gefährlichsten Feinde der Massen zu Herren des Schlachtfeldes gemacht haben würde. Der Reichstag hat für das Prolelariat nunmehr kaum noch eine andere Be deutung, als die noch bestehenden Bolksrechte zu vertheidigen und ein gewisses äußerstes Maß von Reaktion abzuwehren, und diesen Zweck erreicht die Socialdcinokratie ebenso gut oder noch besser, wenn sie eine bürgerliche Miethstruppe, wie den Freisinn, in ihrer Pension unterhält, al- wenn sie einen nuverhältniß- wäßig großen Theil ihrer besten Kräste ln der verhältnißinäßig uniruchtbaren Parlamentsthätigkeit sestlegt . . . Im Einzelnen haben di« Wahlen vielfach dos bekannte Wort bewährt,"daß die Tinge immer anders zu kommen pflegen, al« di» klügsten Leute sich vorstellen. Weder ist die Wahlbewegung so stürmisch gewesen, noch die Wahlbethelligung so stark, wie allgemein erwartet wurde; weder hofften die Lartelbrüder von dem dumpsea Grollen der Masten
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