Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930714018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-14
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-PreiS Gl der Haoptexpedition oder den im Stadt bezirk aud den Vororten errichteten Aut- aabestellen abgrholt: vterreljährlich ^ 4L0, Hei zweimaliger täglicher Zu steclung ins Hau- 5.50. Dnrch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleliährlich 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandienduag k»s AuSicmd: mouatlich -G 7ckO. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich di« Abeud-Ausgab« Wochentag» 5 Uhr. UrLaction und Lrve-itio«: Aohanaesgafie 8. Die lkrvedition ist Wochentag» ununterbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: Vit» Kle«m'» Lorti«. (Alfred Hadnk Universität-straff« Ö L«nta Lösche. Katharineustr. 1», pari. und Köuigsvlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Slnzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reklamen nnter dem Redactionsstrich (4gts spalten) 50->Z, vor den Familieunachrichtr» (6 gespalten) 40^, Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis). Tabellarischer und Zisserusa- uach höherem Tarif. ^rtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesvrdrruug 70.—» —»<>»««>—— Ännalnnelchlub für Anzeigen; Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an dt« GrZedttina zu richten. Druck and Verlag von E. Polz k» Leipzig. ^? 355. Freitag den 14. Juli 1893. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Gemäff Z. 1 Abs. 1 der Markt-Ordnung vom 22. April 1891 wird vom Sonnabend, den 15. d. M., ab bis aus Weitere- ein Theil des Groffhandelsmarktes außer in der Markthalle auch aus dem vor derselben, vor dem Hotel zum grünen Baum und westlich vom Panorama gelegenen Theile de- Roßpiatzes und auf dem Königsplatze adgehalten werden. Es werden auf diesen Plätzen zum offenen Markte diejenigen Verkäufer zugelassen werden, welch« Kartoffeln, Gurken oder Grün- waaren im Großhandel zu Markte bringen und entweder Monats- abonnenten von Groffhandelssländen in der Markthalle sind oder von auswärts kommen; hiesige Geschäslsinhaber sind dagegen von der Zulassung ausgeschlossen, wenn sie nicht gleichzeitig einen Monatsstand in der Markthalle mielhen. Der Großhandel mit Obst wird zwar bi- auf Weiteres wie bisher nur in der Markt- Halle startfinden, «» bleibt aber Vorbehalten, auch von diesem einen Theil auf dt« freien Plätze zu verweisen. Es gelten in diesem Falle die Bestimmungen dieser Bekanntmachung. Diese Stände aus dem offenen Marktplatz werden lediglich als Tage-slände vergeben und es wird dafür 1) von Slandinhabern in der Markthalle eine Gebühr Von 10 2) von Auswärtigen eine solche von 30 ^ sür den Quadratmeter und Tag erhoben. Hiesige Geschäftsinhaber, welche einen Staad in der Markthalle nehmen, genießen die Ver- günfttgung zu I. Dir Zeit für die Anfahrt der Wagen zum Markte aus den freien Plätzen und der Marktbeginn wird bis aus Weiteres auf 4 Uhr Morgen-, der Schluß de- Marktes aus 10 Uhr Vormittags fest gesetzt. Um diese Zeit müssen die Plätze von allen Waaren und Wagen geräumt werden. Di« Anfahrt der Wagen hat zum Roßplatze, so weit der Theil westlich der verlängerten Marklhallenstraßc in Betracht kommt, von dem »önigsplatz her, zum Königsplatze von der Südseite — Kramerstratze — her zu erfolgen. Zu dem vor dem Panorama liegenden Theile de» Roßplatze» haben die Wagen von der Kur- prinzstraffe her anzufahren. Bei der Anfahrt, Ausstellung und Abfahrt ist den Weisungen der Markthallenbeamtru Folge zu gebe». Dt« Wagen der Einkäufer dürfen aus die fraglichen Plätze selbst nicht aufsahren, auch ist anderen Personen als Käufern und Per- käufern der Aufenthalt auf Len Platzen während der Marktzeit nicht gestattet. Es wird ausdrücklich daraus aufmerksam gemacht, daß diese freien Pläne ausschließlich sür den Großhandel bestimmt sind und der Verkauf von Waaren unter den nachstehend für sie aufgesührten Mindestmrngen sür den betreffenden Händler Bestrafung nach ß. 32 der Marktordnung (Geldstrafe bis zu 30 >4 oder entsprechende Hast) nach sich ziehen wird. Dt« Bedingungen für die Vergebung und Besetzung der Verkaufs- stände sind tn der Markthalleninspection zu erfahren. Im Uebrigen finden dte Bestimmungen der Marktordnung auch aus den offenen Markt sinngemäße Anwendung. Dte Mindestinengen für die einzelnen Waaren sind folgende: I. Grünwaaren: sür Blumenkohl 8 Köpf», . grüne Bohnen 25 Liter, - Wachsbohneu 5 » » Schoten 25 - » Kohlrabi 1 Schock, » Wirsingkohl 1 Mandel, » Rothkobl 1 - » Weißkohl 1 . » Spinat 1 Viertel korbweise, » Sellerie 1 Mandel, » Möhren 1 Bund ---- 1 Schock, » Meerrelttg 8 Stück, - Petersilienwurzel .... 1 Mandel, . Porr», 1 Mandel, » Radieschen und Rettige . . 1 Schock, - weiße und schwarz« Rettige 1 Mandel, » Zwiebeln, grüne . . » - Perl-, . . » « getrocknete . II. Gurken: für Gurken, Einlege., saure 2 Schock, » » » Senf» - » » Salat 1 « - - zu Pfeffergurken 5 Liter. III. Kartoffeln: 1 Sack ---- 50 Ke. IV. Für den Fall, daß der Großhandel mit Obst aus die freien Plätze verwiesen wird, sind folgend« Mindestinengen festgesetzt: für Aepfel Körbe von 25 Liter, - Birnen « - 25 - » Pflaumen - « 20 - - Kirsche» - - 20 - -- Stachelbeeren Originalkörbe, » Johannisbeeren .... - » Weintrauben - » Pfirsiche - » Aprikosen - - Heidelbeeren 50 Liter, - Vretffelbeere» 50 - » Melonen 4 Stück. Leipzig, am 12. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1988. I)r. Georgi. Lmdner. 1 Bund --1 Schock, 5 Liter, 50 kg. Lekanntmachung. Die am ehemaligen Lhausjeehause an der Delitzscher Straße lagernden, beim Abbruche der allen Eilenbahnbnicke gewonnenen Materialien, als Sandstriiianader. Laiidsteiuptattrn, Grantt- platten und Manrrftelne, tollen Msntag, de» 1). ds». MtS.. v-rmtttags v Uhr «ngetheilt gegen baar« Zahlung und unter d r Bedingung sofortiger Abfuhr an den Meistbietenden an Ort und Stelle versteigert werden Leipzig, den 7. Juli 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig. Io. 8559. Vr. Georgi. Eberle, Res. Lagerplatz-Verpachtung. Das dem hiefigen Georgenhausr gehörig», zeither von Herr» Maurermeister Schade als Lagerplatz pachtweise benutzte Areal an der Auenslroß« von circa 4G> qm Flächengehalt Ist vom 1. Lctobrr diese» Jahres ab gegen vierteljährige Kündigung anderweit zu ver. pachten Pachtgesuche werden aus dem Ralhhause, I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen; daselbst können auch die Pachtbedingungen ein- gesehen werden. Leipzig, den 12. Juli 1693. Der Rath der Stadt Leipzig. IA.147S. vr. Georgi. Krumbiegel Lekamililllichullg. Nachdem die Erd- und Maurer-, Granit-, Sandstein-, Sisrneonstructions-, Zimmer-, Klrinpner- und Bedachnngs- arbctteu sur den linksjestigcn Anbun der 33. Brzirksjchuir in Lcipzig-Liiidenau vergebe» worden sind, werden die nicht berück sichtigten Bewerber ihrer Ang-bote hierdurch entlassen. Leipzig, den 10. Juli 1893. Id. 331 l. Ter Rath ver Stadt Leipzig. klen.1052. vr. Georgi. vr. Donndors. Gtwölbe-Vcrmiclliung. Die bisher von uns zu Zwecke» der Ausstellung von (Gas verbrauchs,icgeiistünvcil i»i Nicolaipredigerwvhnhause, Nicolai- kirchhos 3 4, benutzten Lokalitäten sollen von jetzt oder von einem späteren Zeitpuncte ab zusammen oder gelheilt gegen halb jährige Kündigung oder auf einige Jabre fest vcrmiclhet werden. Mielhgejuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, enigegengeiioiilmeii, daselbst wird auch weitere geivünfchte Auskunft ertheilt. Leipzig, den 12. Juli 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. —In. 1842. vr. Georgi. Krumbiegel.^ Laut erstatteter Anzeige ist die für den Reisenden der Firma Julius Ahleniaiin hier, Herr» Arno Wegel, Hieramts am 10. Juni a. e. unter Nr. 1159^ ausgestellte, sür das lausende Jahr giltige Gewcrbe-Legitimations-Kaete abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird diese Karle hiermit sür ungiliig erklärt. Leipzig, den 8. Juli 1893. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. I» Stellvertretung: vr. S ch m id. K. Die Stelle eines Kirchendieners an hiesiger Kirche ist demnächst zu besetzen. Es wird demielben (einschließlich der Entschädigung sür das Läuten der Glocken und die auf dem Psarramle zu leistende Expedit-ons-Arbeil) ei» Gehalt von jährlich 1100 ./i gewährt. Geeignete Bewerber, welche mit Ezpedilions.Gcschäfle» vertraut sind, wollen selbstgeschriebene Gesuche unter Beifügung von Zeugniß- Nbschristen baldigst und spätestens bis zum 24. Juli d. I bei dem Unterzeichnete» «inreiche». Leipzig-Eonncwitz, am 12. Juli 1893. K. M. Haffe, Vors, des Kirchenvorsiaudes. Der Lhedioe in Konstliillirioptl. Eine Fülle von politischen Combinatioiien ist durch die Reise deS Bicekönigs von Egypten, AbbaS Pasch», »ach Ko»- staiitinopei in einem Theile der Presse bervorgerufen Worte». So viel wir zu übersehen in der Lage waren, habe» fran zösische Blätter zuerst in schüchtern audcutcntcr und später in bestimmterer Form zu crzäi, cn gewußt, daß rer jugendliche Kbedive, dem inan vielleicht nicht mit Unrecht Svnipattuen für Frankreich »nd eine gewisse Abneigung gegen England nacksagt, seine jetzige Fahrt nach dem Goldenen Horn auch dazu benutzen wolle, um allerlei Beschwerden gegen das britische Regiment im Niliande bei der Pforte vorznbringen. Allmäliz verdichteten sich diese Angaben französischer Organe dabin, daß cS hieß, Abbas Pascha gedenke in Konstaniinopel anzuregcn, die Türkei möge bei den europäischen Großmächten diplomatische Schritte unternehmen, damit die englische Occupatio» Egnplcns durch eine türkische ersetzt werde. Diese Anzapfungen blieben in Großbritannien begreiflicherweise nickt unbemerkt. Die Presse im Bereinigten Königreiche machte aus die bezüg lichen Auslastungen französischer Blätter aufmerksam und be- zcichncte sie als eine wohlbereckncte französische Hetzerei, die eine Abwehr heraussordere Daraus wiederum blieben die Franzosen die Antwort nickt schuldig; sie bracklen das kleine Kunststückche» zu Wege, der eugi-schen Presse vorzuwcrsen, daß sie eS gewesen sei, die jene angeblichen Absichten AbbaS Pascha's zu allererst in die Welt gesetzt hätte, um später, wenn bi« ganze Geschickte in Nickt- zerronnen, von einem englischen „Sieg" sprechen zu können. So ging dieses ZeitungSgcplänkcl eine Weile t»n und herj cö richtete keinen erkennbaren Schaden an, nur einen Niederschlag ließ cS zurück, nämlich den, daß ein Tkcil der continentaleii Presse, die Entstehungsart des Gerüchtes überhaupt ignorircnd, die An gabe verbreitete, eS könne sich bei der Konslanlinopeler Fahrt de» Kbedive wirklich um einen Antrag aus Ersetzung der englischen Oceupation Egyptens durch eine türkische handeln, wodurch eben den eingangs erwähnten politischen Combinationen Thür und Thor geöffnet wurde. AbbaS Pascka bat die ihm vom Sulla» zur Bersügiing gestellte Z)acht „Jzzedin", mit der er nach Konstantinepel reisen sollte, nickt abgewartet, sondern hat die Reise ans einem eigenen Dampfer noch vor dem Eintreffen deS türkische» Schiffes angelreten. E« ist die- ein ungewöhnlicher Borgang, der auch in europäischen politische» Kreisen zu »laiichc» Glossen Veranlassung gilbt und der vcrinutblick am Goldenen Horn nicht gerade als ein erwünschtes Symptom ausgesißt werden dürste. Hatte man eS in Konstantinopel schon srühcr fast wie eine Tactlosigkeit de» Kbedive betrachtet, daß er »ul seinem schuldige» Dankesbesuche beim Sultan sür den Investitur- Firmaa so ungewöhnlich lange zögerte, »nd batten katuri die auch bis zur Pforte gedrungenen AuSstieiiungen, daß AbbaS Pascha sich mit Gelüsten »ach vollständiger Unab hängigkeit trage, einige Nabruna gefunden, so wirb man vielleicht in den Kreisen der Pforte über die Ablehnung der kaiserlichen Nackt durch den Kbedive, die scbr wobt wie eine Unhöflichfeit gedeutet werden kan», um so ver stimmter sein. Hieraus aber wäre es vielleicht gestattet, den Schluß zu sieben, daß auch die jüngst verbreitet ge wesenen Meldungen, der junge Bicetönig folle eine Tochicr deS Sultans zur Frau nebmen, eine- realen Hinter- grunde» entbehren. Hätte der Kbedive die Absicht und den Ehrgeiz gebabt, der Schwiegersohn deS Sultans zu werben, so würde er wahrscheinlich Alles vermieden haben, wovon er wissen konnte, daß man davon weder im Palast noch aus der Hoden Pforte angenehm berührt sein würde. Doch das nur nebenbei; die bier erwähnten Einzelheiten besitzen allenfalls neben ibrer Pikanterie eine gewisse volilische Bedeutung sür die türkisch-tgvptischeii Beziehungen selbst Eine über diese» Rahmen hinauSreichenbe Tragweite können sie in keinem Falle beanspruchen. Einer näheren Erörterung erscheint dagegen die erwähnte Angabe von der angeblichen Ersetzung der englischen Oceupation Egyptens durch eine türkische werlh. Man kann sich dabei der Untersuchung entschlagen, ob eS denn auch wahr sei, daß AbbaS Pascha ein Freund der Franzosen und ein Gegner der Engländer sei. Ebenso kann man cS dahingestellt sein lassen, ob AbbaS Pascha, wen» er wirklich von derartigen Empfindungen beseelt wäre, sie offen zur Sckau trüge. Seine versuchte Auflehnung im Januar dieses JahrcS gegen die englische Controle in Egyplen und spcciell seine damaligen und seitherigen kleinen Znlriguen gegen Lord Croiner geben gerate in der fraglichen Richtung noch nickt einen absolut verläßliche» Masisiab. Daß ver Bicetönig, wie eS ja übrigen- auch seine Borfahren getban baden, wenngleich sein Balcr in seinen letzten LebenSfakren darin eine Ausnahme gemacht bat, von Leit zu Zeit sein Glück versucht, ob eS ibm gelingen könnte, die englischen Zügel, die ihm auserlegt sind und deren Druck er häufig ttuangenehi» genug süble» mag, zu lockern, oder im günstigste» Falle gänzlich abzuschütlcln — daß der Bicekönig derlei »laiichnial probirt, braucht nicht zu verwundern und liegt gleichsam in der Nalnr der Dinge. Eine ganz andere Frage ist eS jedoch, ob der Kbedive überhaupt jciiiatö daran denke» kann, das englische Ncgimciit inil einem türkischen zu vertauschen. Und diese Frage wird in einer Zuschrift, die dem „Hamb. Corr." von rer Donau zugebt, wohl >»il Recht entsäueren verneint. So lästig den, Kbedive kie Engläuter zuweilen auch sein mögen, so wenig Liebe er für sie sübll, so oft ihre Anwesenheit seinen Stolz verletzen, ibrc Wirlhschaft ihn beengen mag — die Hoffnung kann ihn koch niemals verlassen, daß dereinstcnS die Eng länder aus Egypten hinausgebrn und daß er sie früher oder später einmal loSwird. Diese Aussicht, so entfernt sic auch gegenwärtig erscheint, winkt ibm immer hin. Kämen aber die Tinten an Stelle der Engländer »ach Egypten, so wäre es mit alle» derartige» Hoffnungen und Aussichten gründlich vorbei. Sänimltiche Privitigleii, die von den früheren Bicctönigcn ini Lause der Zeiten, mitunter nach harten Kämpfen, sür Egypten von der Türkei ein- gcheimst wurde», sic wären mit einem Male preiSgegeben in dem Augenblick, in dem das Nillanb von Ncucm eine türkische Besatzung und damit auch eine faktische türkische Herrschaft erhielte. Die englische Oceupation ist sür den Bicetönig ein zeitliches Uebcl, das obendrein durch mate rielle und cutluretlc Boribeile vielfach gemildert wird; eine abermalige lürlische Occupatio» wäre eine nie mehr wieder abzuschültclnde Last, die zugleich eine empfindliche Berminderung der politischen Stellung Egyptens in sich schließen würde u»v anrerc mannigfache Nachthcile un- vermcirlich in ihrem Gefolge hätte. Ties liegt so klar zu Tage und ist auch dem Khedive so Wohl bekannt, daß cS schlechterdings unstatthaft ist, ibm die mehrfach erwähnte Absicht zuzuiiiulbcn. Alle Combinalionen wegen eines AiuraßcS aus Ersetzung der englischen Occupatio» durch eine türkische erscheine» somit als haltlos, um nickt zu sage» widersinnig; cs hieße AbbaS Pascha zumutbcii, daß er sich i»S eigene Fleisch schneide» wolle, wenn man von ihm behauptete, er werde, um sich der Engländer zu ent ledigen, die Türken nach Egyplen rufe», abgesehen davon, daß man AbdaS Pascha, dem bedeutende geistige Fädigkeiten nachgerühmt, sicherlich ein Unrecht thäte, von ihm vorauSzusetzc», er fei sich nicht vollkommen klar darüber, daß der ganze Plan praktisch schlechterdings unausführbar sei. Selbsiveisländlich würden sich die Eng länder auch durch eine »ürtische „Einlatuiig" der gekackten Art nicht bestimmen lasse», Egyptcn zu verlassen. Wir baden gesehen, kaß Glatslone davon ebensowenig etwas hören will wie Salisbury, und wer nach Glatslone kommen wird, dürste hierin ebensowenig eine antere Haltung ein- nehmen. Tamil sind die besagicn Coiijuiiclurcn wohl hin reichend beleuchtet. Die Reise AbbaS Pascha's nach Kon- stanlinopcl, an sich ganz interessant, wirk, gleichviel, ob sie in eine Rundreise des Kbedive »ach Europa ansläust oder nicht, wellbcwezente Folgen schwerlich mit sich bringen. Die mitteleuropäischen Mückle zumal, eie a» der egyptiichen An gelegenheit nicht direct iniercisirl sind, können alle bezügliche» Vorgänge inil kühler Reserve beobachten; es genügt ihnen, daß Egyplen keine» Anlaß zu ernsten Ereignissen biete, und dies ist in absehbarer Zeit nicht zu besorgen. Deutsches Reich. s«. Berlin, >3. Juli. DaS Bestreben, die Landwirtb- schast durch PrLmiirung der Erzeuger guter Pro duct e zu beben, ist ziemlich alten Datum-. Bieb, Obst, wokl auch Saatgut, werden schon lange prämiirt. Neuer dings wird aiigcslrcbl, kleine und inittlere Landwirlke sür die tüchtige Führung der ganze» Wirlhschaft mit Preisen ;» bedenken. In nnisassendcr Weise bat der „Centralvercin Westpreußiscker Lantwirtbe" kie Sacke in Angriff genenimen. Er bezweckt, turck die Aussicht aus Ge dprcise und ehren volle Auszeichiiunaen die kleinen Benyer zu einer ratio nelleren Wirlbichaffsweise anzusporneii und zugleich ihnen durch Raibschläge »uv durch Heranziehung :» den land- wiribschasllichc» Vereinen nützlich z„ sein. Die Beschaffen heit der prämiirtcn Wirlblchaften soll genau be schrieben und bekannt gegeben werten, damit jeder Land- mann zu erkennen vermag, wie er sich ebenfalls den Bortbcil »nv die Auszeichnung verschaffen kann. Wie gesagt, ist lür die Prämiirung maßgebend der Gesammlzusland der Wirlhschaft. Es wirb bei der Beurtkeilung zwar jeder einzelne Zweig des Wirlbschasl-belriebcS zunächst für sich berücksichtigt, das Gesammturlhcil muß aber alle z» dem Betriebe gehörigen Tbeile mS Auge fassen, da nur das Zu- saiiinikiiwirlcn aller Betriebszweige den Maßstab für kie Beurlbeilnng einer rationellen Leitung der Wirthsckasl und dir Möglichkeit eine» ReinerlrageS giebt. Der Reinertrag ist, wenn er durch die B»chsüb>u>ig nachweisbar oder an- den vorhandenen Notizen ersichtlich ist, selbstverständlich ein welenNicher AnhaliSpunct sür die Gesamnitbeurtbeilung. Aus die Forni der Buchführung wird vorläufig kein besonderes Gewicht gelegt werden, wenn nur die Ausgaben und Einnahmen der Wirthsckasl gewissenhaft ausgezeichnet werden. Di« PrämiiriingScommission soll aber die Anregung z» einer geordneten Blicbsükning geben, sowie auf die Einführung fachwissrnschasliicher Blätter und Bücher und aus einen engeren Anschluß an das landwirtbsckastliche BereinSlebcn hinwirken. Die Besichtigung und Prämiirung der n»i Preise werbenden Windschatten erfolgt durch eine Commission von drei Preisrichtern, die von der Hauptverwaltung bestimmt werden und von denen ein Mitglied seinen Wohnsitz jedesmal in dem an dein PrciSbewerb theiliichmenden Kreise haben muß. Für jeden Preisbewcrb in einem Krise werden drei Prämien im Betrage von je 300, 200 und 100 ^ ausgesetzt, und wo cS angezeigt erscheint, werden bei hervorragenden Leistungen, um reu Prämiirten ein dauerndes An denken zu hinterlasscn, noch Medaillen oder Diplome gewährt. Die Besichtigung einer jeden zum Preis bewerb angemeldelcn Wirlhschaft erfolgt zweimal und zwar »ach der Herbstbestellung, etwa Ende Octobcr, und nach der Frübjahrösaat, etwa Ende Juni, so daß bei der Prämiirung gewissermaßen die Ergebnisse eines Wirtbschastsjabres Bcrück- sichtignng finden. An diesen Bewerbungen dürfen sich nur Mitglieder bäuerlicher Bcreine, die dem „Central-Brrein Wcslprcußischer Landwirthc" angebören, bclhciligen. Berechtigt sind »ur solche Mitglieder, die eine Fläche, nicht über 50 im groß, besitzen ober gepachtet haben, bezw. nicht über 120 Grundstcucr-Rcinertrag zahle». L. 8. li. Berlin, 12. Juli. Der Evangelisch-sociale Congreß beabsichtigt im Herbst dieses JabreS einen national-ökonomischen CursuS zu veranstalten. Der selbe soll 10 Tage dauern und vom 10. bis 20. Oktober in Berlin adgehalten werde». Eine Anzahl ausgezeichneter Männer der national-ökonomischen Wissenschaft, unter ihnen Zierden deutscher Universitäten, haben sich bereit erklärt, den Unterricht zu übernehme». ES soll über folgende Gegen stände vorgetragen werden: I) Elemente der Nationalökonomie (8 Stunde»), Doceiit: Geh. RegieriingSratk Professor I)r. Adolf Wagner-Berlin; 2) Siisteme der Bolkswirth- sck'ast (l Stunde»), Tocenl: ord. Professor der National ökonomie Nr. El st er-Breslau; 3) Agrarpolitik (8 Stunden), DocenliAssefforvr.MarWeher.PrivaldocentaiidcrUniversität Berlin; 4) Gewerbcpolitik (8 Stunde»), Docent: ord. Pr»fcssor der Nationalökonomie Dr. Stieda-Rostock; 5) Handel (4 Stunden), Docent: Iw. Natbgen, Privatdocent der Nationalökonomie an der Universität Berlin, früher Professor an der kaiserlichen Universität in Tokio (Japan); 6) Die deutsche Arbtiterhewegiing (4 Stunden), Docent: Privatkocenl der Nationalökonomie Iw. Oldenberg-Berlin: 7) Die veulsche Socialgesetzgebiing (2 Stunden), Doceiil: Amtsrichter Kulemann-Braunschweig; 8) Tic sociale Bedeutung der innern Mission (2—3 Sttiliden), Docent: Pastor Schäfer- Altona; 9) Kirchlick-socialc Bestrebungen (2—3 Stunden), Generalsecretair P. Göb re-Berlin. Täglich an den Bor miltagen solle» ca. 4 Vorlesungen von je einer Stunde Dauer gehalten werden. Die Nachmittage (ollen zu Ercursionen in interessante wirthschastlickc Etablissements aller Art, die Abende znm Meinungsaustausch zwischen Hörern und Do- centen über den Inhalt der Vorträge benutzt werden. Den Vorlesungen wird eine aiiSsübrlicherc Inhalts- und L'Icratur- Angabe zn Grunde gelegt werde», welche die Tbeilnehmer zur vorherigen Durcharbeitung rechtzeitig ziigeschickt er- nalten. Der CursnS ist zunächst sür die Freunde und Gesinniing-genossen deS Evangelisch socialen CongrcsseS und seiner Bestrebungen, «lso in erster Linie für Geistliche, sowie Leiter und Mitglieder der evangelischen Arbeitervereine bestimmt. Diesen Männern sollen so gründlich, als vaS auf diesem Wege überhaupt möalicl' ist, diejenigen national ökonomischen Kenntnisse zur Verfügung gestellt werden, die sie vor der Gefahr des socialpcliiischen TilettirenS befreien nnd ihnen rin selbstitänriges Weiterstudium ermöglichen. Außer den genannten Kreisen sind jedoch alle evangelischen Männer oder Frauen, die da« Bcdürfniß einer volkswirth- sckastlichen Bildung haben, zur Tbeilnabme an ihm herzlich eiiigeladcn. Die Zahl der Tbeiliiehiiier ist unbeschränkt, die Tbeiliiahme selbst sür alle »nentgeltlich. Doch bat jeder Tbeilnebmer die Koste» für seinen Aufenibalt in Berlin selbst aiifznbringcn. Die Melkung bei dem Geucralsecretair deS CoiigreffeS (Adresse: Berlin Dülowstraße 8t) berechtigt ur Tbeilnahme an dem CursnS. Die Melkungen werden iS spätestens den l. September erbeten. * Berlin, 13. Juli. Die klerikale „Scbles. VolkSztg., bringt folgende Mittbeiliing betreffs deS CentruinS- WahlaiifrusS für die jüngsten Reichstagswahlen, die eines CommentarS nickt bedarf. Vom Herrn Abg. v. Schalscha geht uns Nachstehendes mit dem Ersuchen um Veröffentlichung zu: Berlin, den 2. Juli 1893. Sr Hochgeboren dem Mitglied des Reichstages Herrn Grafen Hompesch. Berlin-Reichstag. lkw. Hochgeboren werden eS begreiflich finden, daß ich an allen Vorgänge» in der lLentruinssraclio» de- letzle» Reichstages, deren letzie» Sitzungen beizuwohnen ich durch Kraiiktieii verbinden war, Icbkasten Nuiheil nedmk. Ein beionders iebbastes Jnlereffe bade ich sür die Art, wie der Ausruf zu Stande gekommen ist, welcher von einer Anzahl Herren des irüheren Fraclionsvorstandes »iiierzeichnet ist. Wie »ilr mitgelhellt wird, ist die Genesis diese- Aufrufs folgende: Ein lehr geachteies Mitglied der Fraclion kaite im Aufträge der Fraktion de» wichtigsten Passus de« Ausrufs, den über die Militairvorlage, enttvorscn, die Froctio» bat denselben gut geheißen und den Vorstand beauftragt, den Auirus des Weiteren zu enlwerse» und den Passus über die Militairvorlage, wie er von der Fraktion gut geheißen war, redactionell ein- zusügen. Herr Iw, Lieber aber, welchem vom Vorstände die weitere Ab fassung des Ausriis- anvertraut war, beseitigte diesen Passus und setzte an dessen Stelle ein eigenes Elaborat, welches in der icharsen Spitze gegen den Antrag des Freiherr,, v. Huene seinen Abschluß fand; — und die Herren Unierzeichner des Ausrufe» miierzeichnelen diese — sagen wir: unbesngie Abänderung mit mehr oder weniger Widerstrebe», aber sie Unterzeichneten. So unglaublich dasAlles klingt, io ist mir der Vorgang, wie ich ihn doraelegl, doch von so zuverlässigen Perionen „litgetheilt worden, daß ich glaube, ihn nicht ohne Weiteres als böswillige Er findung aniehen z» dürfen. Ew. Hochgeboren, als Vorsitzenden der trüberen Eenirunissrociion, bitte ich daher um gefällige Aufklärung des Sachverhalts, »nd das um so dringender, als über die An- aeieaenbeit recht verjchiedene Versionen umlaufen, die, soweit sie ialsch sind, berichtigt werden möchten, »nd als es i» dem Aufruf« gerade drrPassus über die Militairvorlage war, welcher
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite