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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930411019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-11
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
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zm ÄisMÄstM M WM ÜK.M, AcoÄH, II. W W. Mgeil-Wlick.) Musik. Matinee des Ärieg-Bereios. Leipzig. 10. April. 2m Saale Blüthner fand gestern inter Mitwirlung deS FräuleinsAdrienne Osborne und -er Herren Kapellmeister Paur, Concertmeister Prill, Nother. Unkenstein, Hansen und Tramm ein Vor mittag- Concert statt, daS sich reger Betbeiligung seiten- deS Publicum-zu erfreuen und da- in künstlcrischerBcziebuiig großen Erfolg batte. Mit einer größeren Komposition de- Meister-, reffen Namen der Verein trägt, der Sonate für Pianosorte und Violoncell (^rnoll, op. 3V), begann da- interessante Programm; die AuSfübreudcn waren Herr Capett- meister Paur und Herr Hansen, beide Künstler ron anerkannter und oft gerülimter Vorzüglichkeit, s» daß man über die Güle der AuSsübruug nickit wobl im Zweifel bleiben konnte. Bei dem sebr kräftigen Anschlag tes genannten Pianisten und de- oft ebenso vollen Klavier saht- de- Komponisten, namentlich in den beiden letzten Lätzen der Sonate, wäre vielleicht die Benutzung eine» etwa- kleineren Flügel- für die volle Verständlichkeit de- Kerle- noch vortkeilbaflcr gewesen; das große Conccrt- instrument deckte durch seine Tonfülle nicht selten die Passagen de- Violoncello, was doch nach Möglichkeit ver- mieten werden mußte. Die Sonate selbst ist ein Werk, da- scwobl in der Arbeit, wie in der Erfindung überall intcressirt; der breit angelegte erste Satz steigert sich bi- zum Schlüsse, ter wieder ganz originell ist, zu säst dramatischem Ausdruck; das Andante ist von ebenso melodiösem Reiz wie barmoniscbcr Kunst; der letzte, nationalgcfärbte Satz fließt kraftvoll und rbntb misch fesselnd dabin und schließt das Werk in üniner noch sich steigernder Weise cffcctvoll ab. Dem Vorträge folgte lebbastestcr Beifall. Mit vier Gliedern: „Ich liebe Tiä>", „Ein Schwan" von Grieg, „Mit einem Edelweiß" von I. Sclmer, „Biel Träume reu 6. Sinding und einer srcundlichst gespendeten Zugabe trat äräulcin Osborne auf. Au- dem jeder einzelnen Nummer felgenden stürmischen Applaus konnte man rrsebcn, wie tiefen Eindruck die Sängerin aus die Zubörcrsckask machte, ebenso euch, daß die Lieder selbst wobl geeignet sink, ihres poetischen >rie ikres musikalischen Inhalts wegen, eine volle Wirkung iuszuüben. Herr Tramm begleitete die Lieder in kunst- znechter und feinfühliger Weise, ebenso auch den folgenden Älo-Bortrag des Herrn Concertmeister Prill, der den schönen Miten Satz au- dem O moll-Concert für Violine von Niels W. iüadc in technischer Beziehung ebenso vortrefflich wie im An- kmck stilvoll und wirkungsvoll spielte und damit da- Publicum zu den lebhaftesten Beifallsbezeigungen binriß. Mit einem Piiiuiscript-Streich-Quartett ib'clur) von Louis Glaß, gespielt rou den obengenannten Künstlern mit Herrn Pckill an der Lpitze, schloß das Programm Ter Compvnist bat sich bereit- in dem letzten Musik-Abende des hiesigen Kainmcr- musik-VereinS, an dem mehrere Lieder, sowie eine Sonate sür Piauosorte und Violoncell von ihm znm Vortrag gebracht wurden, auf- Beste bekannt gemacht; sein Quartett zeigt in allen vier Sätzen ein durchweg sebr anzuerkennendes Streben nach eigenartiger Gestaltung; besonder- zeichnen sich dadurch die drei letzten Sätze au-, während die Motive des eisten Satzes weniger prägnant und die Verarbeitung derselben infolge dessen weniger interessant ist. Ganz originell ist da- Scherzo sowie der durch ein Lento eingelenete letzte Lay mit seinem nationalen Hauptmotiv au-gearbeilet. DaS Serk, da- durch die vier Herren in tadelloser Weise zum Vertrag gebracht wurde, auch vier sehr geübte und tüchtige Eusemblespicler verlangt, gefiel der Zuhörerschaft sichtlich; der Beifall war nach allen Sätzen ein sehr lebhafter. G. Schlemülled. —unter den Musikinstituten Leipzig- verdient das im vorigen Jahre begründete Institut des Fräulein Martha Kasten mit Äuerkennung genannt zu werden. Schon bei der Gründung kffelben im Hause Nr. 4 der Nürnberger Straße konnten wir «oj die vortreffliche Durchbildung der genannten Vorsteherin bin weifen, welche ihre Studien am königlichen Coniervatorium der Msik in Leipzig mit großem Eifer und ausdauerndem Fleißc be medeu hat. Bor allen Dingen besitzt Frl. Martha Kaue» eine voriressliche Methode in der technischen Unterweisung, wie die erste lürM slattgesundene Prüfung im Institut bezeugte. Die an dieser Prüluig betheiliaten Schüler und Schülerinnen, von welchen dir ineistea erst seit October und November dem Musikinstitut LeS Frl. »asten angehören, bewiesen Lurch ihre vortreffliche Handhaltung dach ihr saubere- Legatospiel, wobei di« geschickie Führung des Daumens besonders hervorzuheben ist, durch gute Ton dildrug, Leichtigkeit in der Behandlung des Passagenwerk- und verständige Auffassung, daß sie in jeder Beziehung sehr tüchtig -»leitet werden. Auch ist der Lehrerin nachzurühmcn. daß sie das Leistungsvermögen der einzelnen Individualitäten scharf und gründ Ich zu beurthellen vermag. Tie Aufgaben waren denselben äuge messen gestellt und ließe» erkennen, daß Frl. Kasten in jedem einzelnen Falle die richtige Auswahl der Musikstücke au-Z unserer riilhhaltigen Literatur zu treffen versteht. Zum Bonrage gelangten Stücke von Haydn, Bellini, Diabelli, Kuhlau, Schustert, Schumann, Bedr, Kleinmichel. Köhler, Schwalm u. A. Tie Zöglinge zeigten irischen Muth, Liebe zur Sache und >enc bereits erwähnten musikalischen Borzüge. Neben den zweihändigen Stücken kamen auch vierbändig gestaltete Werke zn Gehör. Die Uebnng im vierhändig Spielen ist durchaus eine sebr nützliche: sie befördert las Tactgesuhl, den Sinn sür harmonische Klangfülle und die begenseitiae musikalische Rücksichtnahme. Die Schlußnummer wurde wgar aus zwei Clavierrn wirdergegrben. Zu derselben batte die Institut-Vorsteherin das klangvolle Arrangement der Luverture zu Aorma von Bellini gewählt. — Neben dem Pianofortespiet wird im Institut de- Frl. Kasten auch das Geigenspiel unter gediegener Leitung gepflegt. In dieser Richtung sind ebenfalls sehr günstige Resultate erzielt worden. Möchten die guten Erfolge und An erlennungsbeweise die Schüler und Schülerinnen deS jungen Instituts zu rastlosem Weiterstrcben anspornen. 1. In Frankfurt a. M. ist die Concertsaiwn 1892 93 durch das zwölfte MuseumSconcert zum Abschluß gelangt. Die Rluseumsconcrrte leitet bekanntlich ein Leipziger, Herr Musikdirektor Gustav Kogel, welcher der Sohn des Theater- und Gewandhaus anhester-Mitgtiedes, des Herrn Posaunisten Kogel ist und seine musikalische Ausbildung am königlichen Eoniervatorium der Musik iu Leipzig erhielt. Auch war derselbe neben Niki sch einige 3eit hindurch Eapcllmeisicr am Leipziger Etadttheater, ferner Dirigent der philharmonischen Üvnccrte in Berlin uud sodann Leiter der MuseumSconcert« in Frankfurt am Main. Herr ivvellrneifter Kogel hat sich nach dem Urthrile der „Frankfurter >tuag" auch in diesem Winter wiederum als eine sür die musikalische lSedeulung der Museumsconcerte sebr schützbare, fördernde Kraft rnoiesen. Seiner Initiative und seinem künstlerischen Streben ver dauüen di» Besucher der Museumsconcerte viele anregende Genüsse uud die erstmaligen Vorführungen und Wiederholungen bedeutender Linke in mustergiltiger Aufführung. Einzelne koncerte trugen geradezu den Charakter von Musitfesten au. Der Schloßabeud ritte sich seinen Vorgängern würdig an sich. — Hervorznheben ist dtsouder» die zur Pariser Ausführung des „Tannhäuser" nach- componirte Brnusbrrglcene von Richard Wagner. Dieselbe wirkte l auch ohne scentschen Apparat in der nüchternen Beleuchtung des Eoncertsaales wahrhaft berauschend durch die geniale Wildheit des Bacchanals und durch den sascinirenden Klangzauder des Orchesters. Tie Ausführung des interessanten Fragments befriedigte die höchsten Ansprüche ebenio wie diejenige der Symphonie Nr. 3 (kroica) von Beethoven und der Luverture zum „Märchen von der schönen Melusine" von Mendelssohn. Als Solistin wirkte die in Leipzig mehrfach gewürdigte Pianistin Frau Theresa »'Albert-Carreno mit. Sie spielte daS Elaviercoacert Nr 2 ikreS Gatten und Solo- ! stücke von Beethoven, Schubert, Tausig-Tchubert. Ihr Gatte diri- glrtr das Concert: daS Spiel der Künstlerin wirkte zündend. nur überhaupt von der Partei gesprochen wird. Er hoffe, daß solchergestalt das begönne« Werk zum Segen des Mittelstandes ouSsallen und so die heutige Versammlung ihren Zweck erfüllt haben werde. «Lebhafter Beifall.) In der sich anschließenden Debatte vertheidigte Herr Hondels- kammersecretair Or. Gensel vornehmlich die Haltung der national- liberalen Partei. Bon dieser, dir einen Miguel, «men Kalle und Andere mehr zu ihren Mitgliedern zähle, könne man uickit sogen, daß sie kein Bersländniß sür die Lage des KausmannS- und Handwerkerstandes habe. Ader die Partei verschmähe es, init Schiagwörtern Capital au» solchen Angelegenheiten zu sckilagen. Wolle man die vorhandenen Hebet beseitigen, so würde es nöthig sein, das moderne Geiellschastsverbältniß in umfassender Weise zu studiren. An der großen Ausdehnung des Geschästsweicns der großen Bazare re. sei übrigens daS Packetporto schuld, welche« zn billig und irrationell sei. Auch er sri sür den Zusammenschluß aller Kräste des Mittelstandes, doch werde man ohne politische Be fehdungen damit am weitesten kommen. Bon den weiteren Rednern sprach Herr Redakteur Seyserth gegen jegliche neue Parteidildung: die conservalive Partei sei es gerade, welch« die meisten der von Herrn Aßsalck geäußerten Wünsche zu verwtrklichen strebe. Herr Aßsalck wollte jedoch nichts davon wissen, daß der Mittel- stand sich einer der bestehenden Parteien anschlicße. Tie national- liberale Partei habe geradezu Herrn Miguel verläugnet. den» in „ . .der „Köln. Zta." hätte man ihm nachgercdet. Laß er sich an den geworden, die auch aus Anlast der Columbusseier neuerdings wieder > Grüiidergeschästen srüderer Zeit betdeiligt bade. Eine Partei, Li, aus vcrichiedencn Bühnen in Scene gegangen ist.1 I sich in ihren best Kunst und Wissenschaft. Berlin, IO. April. (Telegramm.) Geh. Regierungsralh Or. Karl Werder, außerordentlicher Professor an der Universität Berlin, ist deute gestorben. iProsessor Werder ist am 13. Januar 1806 in Berlin geboren, studirie hier Philosophie als eifriger Hegelianer, dabilitirte sich 1834 und war daselbst seit 1838 außer ordentlicher Professor der Philosophie. Am verdienstlichsten sind seine geistvollen Borlesungen über Shakespeare's „Hamlet" (l875>, „Macbeth" (1885-, Schillers „Wallenstein" (1869) rc. Auch als Dichter bat sich Werver wiederholt versucht, jedoch ohne besonderes Glück. Am bekanntesten ist „och seine Tragödie „Lolumbus" —0 Numismatische». Das königliche Münzcabi'net in Berlin erwarb vom I. April dis 30. Juni 1892 im «stanzen 2621 Stück und zwar 32 goldene. 1165 silberne, 929 olexanvrinijche Kaiser- Münzen in Polin und Kupier, 362 Kupfermünzen, 116 Stück Papier geld, 10 Glasgewichte und 17 mittelalterliche spanische Sirgelslempel. Unter diesen Erwerbungen zeichnet sich die außerordentlich reiche und schöne Sammlung der in Alexandria geprägten römischen Kaisermünzcn aus. welche Seltenheiten ersten Ranges bietet und die Folge der egyplischen Kaisennünzen des königlichen Eabinet» z» einer der größten macht, welche existiren. dl. Weimar, 10. April. Demetrius, Trauerspiel in süns! Auszüge» nach Schiller s Entwurf mit Benutzung von Scenen der Gustav »ühne'schen Bearbeitung von A. Weimar (Auguste Götze«, ist aus der Hosbükne in Weimar am 9. April mit glänzendem Er folg zue Darstellung gelaugt. Fräulein Auguste Götze und die! Miiwirkenden wurden von dem begeisterten Publicum stürmisch! gcruse». Versammlung von Interessenten -es gewerb lichen Mittelstandes. !>i. Leipzig, 10. April. Im Wiegner'jchen Gesellschaftsbaus« wurde gestern Vormittag eine Bcrsammlung von Interessenten deS gewerblichen Mittelstandes abgebalren, zu der etwa 60 Vertreter aus Len verschiedensten Thellen Deutschlands erschienen waren. Die Bcrsammlung, welche anscheinend unter der Aegide des „Eentral- verbandes Teuticher Kausleute" (Eolonialwacirendandler) »tnderusen worden ist, wurde vom Vorsitzenden dieses Verbandes, Herrn Senator Schulze-Hannover, eröffnet. Derselbe bezeickmele es als Ausgabe der Beriaminlung, aus Lcjertigung der Mistslaude in Handel und Gewerbe hinzuarbciten. Sodann ergriff Herr Cäsar Aßsalck a»s Köln das Wort zu etwa folgenden Ausführungen: Die Lösung der Mittelstands srage sei em wichtiger Besiandlheil der ganzen socialen Frage, den» der Mittelstand umfasse zwer Drittel des gesummten deutschen Volkes. Bei dem heutige» Stande der Tinge könne der Ptuto- kratlsmiis olS der Magen de» GejeUscdastskörpers betrachtet werden. Aber der Magen sunctionire nicht richtig unv da hierunter alle Glieder des Körpers leiden, so muß unbedingt Abhilfe geschaffen werden. Er werde seine Ansichten nun gliedern in eine Betrachtung der socialen Frage iin Allgemeinen, sodann in die der Judensrage, werde dann die Bedraugniß des Mittelstandes erörtern und schließlich die Zer ahrenkeit der Parteien beleuchten. Ausgabe der zu begründenden neuen Partei würde es dann sein, daS sür den Mittelstand Nützliche aus dem zetzigeil Parteiwejen herauszuzichcn und als Grundlage ttr die neue Partei zu verwenden, wie es denn überhaupt ein dringendes Lrsorderniß sei, daß der Mittelstand seine eigene Ver tretung in den Parlamenten habe. Herr Aßsalck besprach nun zunächst die sociale, d. I>. Im Spe- ciellen die Socialisten-Frage, wobei er erklärte, daß er schon vor Jahren die Aushebung des Sociolistengeietzes befürwortet bade, denn die Socialdemokraten müßten als gleichberechtigte Bürger behandelt werden, wenn eine Aussöhnung mit ihnen möglich sein soll. Hinsichtlich der Judensrage meinte Redner, daß es zwar Viele gebe, welche di« Juden ganz sortjage» wollten, daß aber keine Hand sich rührte, um die Judensrage wirklich praktisch zu lösen. Das Austreiben der Inden balle er sür eine brutale Maßregel und der Antisemitismus in seiner heutigen Enianung führe znm sittlichen Verberbniß des Volkes. Aber gerade um dieses Umstandes halber müsse ein Jeder zur Lösung der Judensrage beitragen Daß eine iolche Frage existire, sei nicht ab> ziistrciten, denn Las jüdische Gcbahren bade unser ganzes Geichästs> leben inficirt. Den Juden, als Menschen betrachtet, Lars man dennoch nicht aus der Gesellschosl ausschließen, dagegen müsse man die schivlndelhaslen Geichäitspraktiken, welche dem Iudenthuin jo vielsacli anhänge», mit größter Entschiedenheit bekämpien. Sollten aber die Juden hiervon nicht taffen, dann solle man nichts mehr bei ihnen kausen. Daß übrigen« der Jude auch die Politik nur als Geschäit betreibe, gehr u. A. aus einer Aeußerung der in Magdeburg erichcinendcn „Israelitischen Wochenschrift" hervor, in welcher de» Juden gerathen wird, in der Militairsrage sich vom Teutschsrcisinn zu trennen, denn einen besseren Kanzler, als Eaprivi, könnten die Juden nicht bekommen. Leider fei man im Reichstage bestrebt, die Judensrage lobt zu schweigen und deshalb werde dir Lösung derselben durch das Volk selbst erfolgen müssen. Bei der Betrachtung des Parteiwesens griff der Redner in heftigster Weise die nationalliberaie Partei an. Der National liberaii-mus sei eia Wort ohne Schall, ein Körper ohne Rückgrat. Nur während der Wahlen rühre sich die Partei und versehe die Wähler allenfalls mit Stimmzetteln, dann aber fei sie aus fünf Jahre tobt. Das sei um so bedauernswertber, weil dir national liberale Partei die erste im Reiche sein könnte, wenn sie die großen sociale» Ausgaben Ver Gegenwart richtig ersaßt«. So aber müsse man sagen, daß die fetzige nationaliiberale Partei nicht »irbr dr» Bestehens wertk sei. Neue Leute müßten in diese Partei hinein, welche unter das Volk gehen und seine Bedursnisse studiren sollen. Dann werde man wissen, was Noth thut. Im delonderen tadelte Redner den Abgeordneten Or. Buhl, welcher zwar «ine Nnsroge in Betreff der Ossicirr-V»reine ge> stellt, sich aber daun mit der ganz belanglosen Antwort des Kriegs minister« Gen Lisicirren sei der Beitritt zu diesen Vereinen nicht vorgeschriebe» i zufrieden gegeben habe. „Er bade sich dadurch mit schuldig gemacht, und eine Regierung, die solchen Unfug treibt, sei keine Regierung." Bei den ferneren Ausführungen de? Redners kam da- Eentrum am glimpslichsten weg (denn es bekümmere sich wirklich um den Mittelstand«, während der Teulschfreisinn ziemlich unerwähnt blieb und «in Berbältniß zu den Socialdemokraien so lange uumüg. lich sei, als sie bei ihrer Vaterlandslosigkeit beharrten. Helfe die uallonalliberale Partei dem Mittelstände, dann um so besser; geschehe das aber nicht, so muffe man sich selbst Helsen und einen engen Zusammenschluß der kansmänntschen uud gewerblichen Schutz vereine herbeisühren. Da- solle innerhalb einer neuen Partei be werkstelliqt werden, sür welch« er den Namen „Teutoburger Partei" vorichlage. An diefrm Namen werde man zwar vielfach Anstoß nehmen, aber es sei gleichgiltig, ob man da» thue, wenn bellen Männern derart selbst scbimpsirr, müsse ver schwinden. Tie Eoniervativen dingen aber zu sehr von der Regie rung ab. Könne man z. B. jemals von ihnen erwarten, daß sie gegen die Llsiciersvererne vorgingen, da deren allerhöchster Protektor der Kaiser sei? Daher befürwortet Redner die Bildung einer neuen Partei. Nachdem Herr Senator Schulze-Hannover der Erwartung Aus druck gegeben, daß die nationalliberaie Partei sich ausrasien und des Mittelstandes annehinen werde, verlas Herr Aßsalck das Programm der neuen Partei. Dasselbe lautet im Wesentlichen dahin, daß die Partei die Pflege des Nationalbewußtseins anslrebt iunter Schonung der religiösen Bekenntnisse), ferner die versassungsmäßigen Rechte aller Vollstheile erhalten wissen will rc. Sodann aber soll Alles gelban werden, um die Lage des Mittelstandes zu beben, eine gegen- jeitige Unterstützung der kaufmännischen und gewerblichen Schutz vereine ins Werk gesetzt und zur Ersüllung aller Bestrebungen eine eigene Wochenschrift herausgegebc» werden. Nach Beendigung der Debatte, an welcher sich Redner aus Breslau, Gliben, Magdeburg rc. betheiligten, wurde das Programm rin- stimmig, der Name „Teutoburger Partei" mit 30 gegen 20 Stimmen angenommen. Tie redactionelle Adsossung des neue» Programms übertrug man den Herren Aß salk, Zimniermann undWilhclm, woraus die Versammlung vom Boriitzenden grichlossen wurde. ick, durch gegangen, die sieben cS ja läng- der chinesischen Küste Raubzüge ausgeführt und Schiffs gekapert hatten. — Der beim Krach der Ballgesellschaft „Liberator" betkeiligte Abgeordnete Balsor ist in Buenos AnreS gesehen worden, woraus die englische Re gierung bei den dortigen Behörden die Verhafung jund Aus lieferung beantragte. ---- Belgrad, lo. April. (Telegramm.) Auch in Serbien bat da- vorgestern in Ungarn wahrgenommenc Erdbeben vielfachen Schaden ungerichtet. 2n Belgien waren 15, Sekunden die Wellenbewegungen sebr bcstig und richteten nicht geringen Schaden an. 2n Livadia, im Kreise Bozarwatz, sowie in Cupriva und Oravainscln entstanden Spalte», aus welchen eine blcigraue Masse entströmte. Povik und Solajinay sind zerstört. Tie Bevölkerung ist ans die Felder geflüchtet. Der KreiSrichter von Jagodina wnrde unter den Trümmern scittk- Hause- todt ausgesnnden. Die Erschütterungen wiederholten sich gestern und heute. Die Negierung entsandte nach den Ungliicksstätten Fachmänner und Beamte behusS Bericht erstattung und Erareisnng geeigneter Maßnahmen. ----o. idin Häntzrlstericht van IKLt. In diesem 2abre wnrde in den Niederlanden im Blumenhandel großes Geschäft gemacht. 2n Amsterdam bezahlte man eine Tnlipe, so eine Blume ist, mit lOG» Gulden, ja cS kostete manche sogar 3000 Gulden. Man hat auch andere Blumen sür etliche looo Gulden verkauft. Einer besitzet einen Garten voll Tulipauen. Dem sind 70 000 Gulden geboten, er giebet ibn aber nicht bc:. Die Vorsteher der Oft Indianischen Gesell schaft zn Amsierdanl haben in diesen, Iabre sür 40 Tonnen Goldes Pfeffer verkaufet, und kurze Zeit vorher hatten sie an Indigo, Mttslatennilssen, Nägelein und anderen Maaren für lo Mal 10«» ooo Gulden verkauft, dergleichen in den Nieder landen nie gel örct worden. Der Tobacks-Handel in Persien war in diesem Iabre nickt profitabel, weil Schah AbaS in seiner Armee das Tvback-Rauchcn bei Nasen- und Obren- Adschneidcn verbotcn hat, auch einen Kaufmann, der heimlich einige Balle» in- Lager brachte, sammt seinem Toback ans einen Scheiterhaufen setzen und verbrennen ließ. Meteorologische Leodachtungen »nk Iler Klera^itt-te In I >9orte-. N9 tl«-rer über ckem11««l Vermischtes. Ter neue Falstaff im renioreiiconvent des Reichstag». (Frei nach König Heinrich IV. I. Theil 2, 4.) Ablwardt. Ja. da bilft nun kein Beten mehr. Ick e zwei Actcnstücke; zwei, daS weiß ick. Zwei Ccntner in Steifleinen gebunden. Ick» will dir was sage», Levctzow — wenn ick dir eine Lüge sage, so spei mir ins Gesicht, nenn mick ein Pferd. Du kennst meine alte Parade! So log ick» und so führte ick, meine Klinge. Nun bade ich dir vier Centncr vor mir, da kommen die Juden zu mir herein und — Der Vorsitzende. Was, vier? Eben sagtest du ja nur zwei. Ablwardt. Vier, Lcvetzow, ich sagte vier. Stöcker. Ja, er bat vier gesagt. Ablwardt. Alle diese vier Zentner habe gelesen und bin damit den Corrupten zu Leide Ick mackte nickt viel Umstände, sondern prüfte Ccntner ganz genau — Der Vorsitzende. Sieben? Soeben waren nur vier. Ablwardt. In Steifleinen. Stöcker. Ja, vier in Steifleinen gebunden. Ablwardt. Sieben bei diesem Tintenfaß, oder ich will ein Sckelm sein. Der Vorsitzende. Ick bitte dich, laß ihn nur, wir werden gleich noch mebr kriegen. Ahlwardt. Hörst du auch, Lcvetzow? Der Vorsitzende. Ja, ich merke mir's anch, Ablwardt! Ahlwardt. DaS tbu nur; es ist deS Ausdorckens sckon wertk, diese neun Cenlner in Steifleinen, wovon ich dir sagte. Der Vorsitzende. Also wieder zwei mehr. Ablwardt. Da ich sie nun durchlcsen wollte — Der Vorsitzende. Platzte alle» — vor Lachen. Ahlwardt So fingen die Corrupten an zu weichen und mir Anerbietungen durch einen großen, mir unbekannten Mann zu machen. Ich ließ aber nicht locker, unk wie der Wind batte ich sieben von den elf Cenlnern diirckstudirt Der Vorsitzende. O entsetzlich, elf steifleinene Bände au- zweien.... (Der Regisseur bat die folgenden Worte: ..Diese Lügen sind wie der Vater, der sie erzeugt, groß »nd breit, wie Berge; offenbar, bankgreislick. Ei. tu grüyköpsigcr Wanst! du vernagelter Tropf! du vcrwciterter, schmutziger, fettiger Talgklumpen —"gestrichen, da Ablwardt dann dock sagen würde: „Mit Gewalt Gründe anzedcn? Wenn Gründe so gemein wären wie Brombeeren, so sollte mir doch keiner mit Gewalt einen Grund abnötbigcn, nein!") (Kladderadatsch.) -n- Die »istisrn »«» Sen rstbaren Champignons zu unter scheiden, ist ziemlich schwer, und es kommen durch die Ver Wechselung beider Arten öfter Vergiftungen vor. DaS beste Unterscheidungsmerkmal sind die Blättchcnlcistcn oder Lamellen unter dem Hute de» Pilze-. Bei den eßbaren EbampignonS sind diese ansang» zart gelblich rosa, später dunkelrosa und dunkel- bis schwarzbraun, während sie bei den giftigen CbampiAnonS eine weiße bis grauweiße Färbung zeigen. Man achte alw genau daraus! ----- Pest, lo. April. Rudolf Falb kielt gestern in der Akademie der Wissenschaften einen mit großem Beifall aus- gcnommencn Bortrag über die krilischcn Tage und die Erd beben, wobei er auch der vorgestrigen Erdbeben in Südost- Ungarn gedachte, die er vor lO Tagen in einem Privat- gespräck vorhcrgcsagt habe. Port», 10. April. (Telegramm.) In Lorient sind gestern zehn Personen an der Ebolera gestorben. ----- Brüssel, 10. April. (Telegramm.) Eine große Feuersbrunst zerstörte einen Packtkof in der Ortschaft Montmvrency bei Moen (Westflandern). Der ganze Viehbestand, sowie sämmtliche Kornvorrätbe verbrannte» Der Schaden wird aus 800 000 FrcS. geschätzt. Ein Knecht fand seinen Tod in den Flammen. — LonVon, 10. April. Einer aus Hongkong ringe troffcnrn Meldung zufolge hat dort die Hinrichtung von neunzehn Piraten stattgefunden, die bereit» längere Zeit ae? 8«n»»LeiitunL. ,»>i. »ur -sK-ttiiu t N«rn»o- m»t«r. V«t» ^r -«„»ttr» «"»ouU- u,». isiiuu- rlsiUoue n. »tdrv» auntuur. 9.LprllXcbm 20. 761,8 -1-14.0 50 080 L ivoUüe >b 8- 761.4 -s- N,6 55 IMO -> ivvllttr lO^prllUorzr 8 - 760.6 -i- 6,3 82 8 1 klar Xncln». 2 - 758.3 ck-14.7 47 >0 2 kinr IlLLimum »»» -i 11 .5. llinimum -ler Dempenktue — ck- 2^,2. Wetterbericht 14. Imvtltmt«» In < lismnltr r- m IO. 8 Ol» tlorirsn» Station»'>'»»«. L S - Zss Z k Kiciitvnze unck Ltürüe äs» tVlocks». k -p,ttM cs s ff KoÜi» . . . — — Ilnunrnn-in — )V stark »olküe -s- 1 768 d-1V stark deckeckt -s k 6 .-ilu-'I.Uoiui . . 759 1V8VV stark volkenlo» -l s- 9 hopeuuiureu. . 769 W «.buseb «eulkenlo» - - 8 biemel. . . . 80 miGsizr heiter - - 4 770 le.obt heiter - 8 rkntteu . . 766 1VX1V mkssizx beckeekt ck- ü 8z:Il .... 774 O Iciebt volkenlas - - 7 sinmimne. . . 771 still »->1 Keulos - - Il-I-I-r. . . . 771 0 leiebt ivolkenlos iu ' iieriu-ur^ . . 0 leicht »olkenlu« -ff a 1li,n-r<>r . . . 770 0 leicht »olkeulo» -1- o tjeniu.... 771 80 leiebt «eolkvnlo» -ff « h-us-r'-inui.eii .770 80 leicht a-vlk-nlos -ff » ö nmueru . . 771 still cvolkeulos ff 9 Llulbnuseoidü»»»-- 762 0 schvrncb irolkenlos -I- ii Küncueu. . . 77«) 0 mLssiie vvlkenlos i- 6 -.ll-WIIIII!. . . 772 still »nlkeaio. fi 3 «4 ie» .... 772 xxo leicht kvulkcvlos ff 3 bra« .... 773 88VV leicht ivolkenlo» S- 3 hrnano . . . — — — bemoerr. . . 772 8W leicht heiter ff 3 Icter-uure . . 75«! 8)V leicht halb beckeekt -ff - ttermuiiuslacll . ,769 0 ieicdt beckeckt 0 I riest.... 769 0 »ch vnch beiter -ff 10 > lermout. . . 765 still »»Ikeulos 4- 8 l »ri» .... 767 >0 Ieicdt Wolkenlos ff 9 « » « « 770 > leicht beiter 4- 10 ^b-r-I»«n. . . 773 di leiebt deckeckt ff 8 4Vttt«runn,Nb«>r,ieIlt io 8»d>»«a von, 9. ^pril 1892: Station 8e«b. I icmpeenlur Vinck Xieck» scblazr Kittel Oresckeo . . . . 115 ff 8.6 ff 4.1 0X0 — I-«ipri< .... 117 ff 9.1 ff 3,6 xxo — O-ibeitt 170 ff 7.8 ff 1,5 0 2 — llnutsen .... 211 ff 9.2 ff 3.4 o 1 — Zittau 258 ff 7.9 ff 0.7 k(0 t» — «^ieionitr.... 3>0 ff 8.2 ff 1.5 0X0 — l'lauen 378 ff 8.0 ff 1.3 xo — l-reibere .... 398 — — — 8cbneederx . , . 462 ff 7.4 ff 1.1 OX'O 3 — XIleiideru . . . 7.'i1 ff 7,7 ff 22 xo »» — Keit/.enhnin. . . 772 ff 6.4 1.5 080 c» — b'icbteiber^ . . . >213 ff 4.7 ff l.8 xo Y — di»- lulem am 8. Xpril ein xeriozror 1emper»trirrUe1c2»»njx nrott- iretuwlen, ir»l jxexGrn bei aulmlteo-i heiterem, le^eüuem tVeNrr mit leichtem .XÖ-VVicxIe erneut« Vcitrnisruuolmio eio, s» cka»< nur Ueitsenlinin noch dlocktlrort ou1«e«i»t. Lelmeetisio am OzclitelKerze »eil. vorzrc-«tern 30 em. I'ebersieht >ler IVetterlny-o >» Onropa heute krllli: Oie tileühzreivii'iiGlikxo io «ler Vertdeiluozc «1e» Outttln» Ic» oir>t heute >eeniv»»<»is in«>iern etre», «zeLml^rt, »Ii >ier Holm Oruclr von beillen weiten lier — von dl iinci 8 — eiop-«»chrii!i>il cvinl null sich in einem streiken von d>)V aneli 80 erstreckt: auch haben »eh >lis bel-len OepreMionen uni ein zseriuzres ver liest. Lin IVe-dsel in »len XVitteruulrserseheioullZsen ist oller- iliuirs nu< k beute nicht ru verreicdnen, im Oe^eotbell hnt eins nbermnlizr« IVärme/unnkme stattxetuocien. Beronnvortllcher Redakteur Vr. Her», ltüchlt«» t» Leipzig. Für den »usitalilchrn Thell Iroseffor vr. v««ör Pm»l in Leipzig 2u äs» vtMcommsnstsn 6vlsxsvdsit8xssokskksn xokürsn uvssro. als rstrvvästor rsQLtorsvkmuotc so sobr bsllsdt xsvoräollsll von vvlodvv vir vivo Überaus rstebkalrizs ^usstslluox lo uossrvo vstaUräumso, IV«. I, lm Seeäer'seben Or,»4ot1Ie>k, uotsrbaltvll. wir bittvo sin vvrskriiobss publicum, sovlo äio 8»»uok»n «>«1» eins Lssicdttxuox unserer XusstsUunxs-I-ocaiitLrev, in vsieden Lataioxo xsrn kostenfrei veradtoixt vvrävn, nickt ru unterlassen. »»P «r»»»1,t»» r»r,«,UoI» "W> t»r
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