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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930411019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-11
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
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D!W ->F. ^ I« britd^ !l.Ml>e zm Äi-M ÄMt mi> AiMt Nr. IW, IicOtag. II. AM M. (MM-AiisBe) lim«. rintntzrch Uo» »tl»«» 'aNei, a wir 1000 tnsr, Etage. » e«. e 5. ilcreuAiir. und f««, snodt bv, 8nsr kreürei- «SI7 Ml« rrsi, iazar. !VI>, «ge. ions- jrsten he SI. 118- kvll- kt und irküxe! säkri« 05. t die! saxe- hen. rr (Fortsetznng an« dem HanvtblattI " «Sache,. ». »Pril. Der „Allg. Ztg." schreibt mau rr« Berlin: .Die Mittbeiluog der .Germania" (die r« Men kam,), daß Herr Gröber seinro Bericht erst nach den Ferien beenden und der letztere somit erst Hegen Ende April zur Bertheilnng gelangen könne, bat d,e ohnehin kaleidoskopartig wechselnden Nachrichten zur Militairvorlage iw ein neue« Bild bereichert. Neu in so fern, al» die vsst- ciösen Febern verschiedenster Rangstufen sich gerade io den jüngsten Tagen bemüht hatten, die zuerst an dieser Stelle gemachte Andeutung, daß die zweite Lesung der Vorlage im Plenum erst nach der Rückkehr de« lkaiser« au« Rom, also Anfang Mai, zu erwarten sei, z, bestreiten und aus den Auslösungsvollzug mittelst tele graphischer Ordre au- Rom oder Neapel hinwiesen. Nun sind wir aber de« Weiteren der Ansicht, daß Rom io dieser Ligeleaenbeit allerdings eine Rolle spielt, wenn auch nicht al« Ausgabestation für die AuflösungSordre. Am 23. April findet der Besuch deS Kaiser« im Batican statt, und ich möchte, anknüpfend an die päpstlichen Worte „uuitö st z»ge88«" die Meinung au-sprechen, daß dieser Termin für tie Berichterstattung deS Herrn Gröber nicht ohne Bedeutung ist In welchem Sinne — darüber werden wir uns in eiliger Zeit vielleicht deS Näheren unterhalten können; jeden- jillt wird die CentrumSfraction vor dem kaiserlichen Besuch im Batican nicht io die Lage gebracht werden, im Plenum iidgiltig Stellung nehmen zu müssen." * Aus Slsatz-Lothrtngn», 8. April. Nach dem Schluffe der 20. Session deSLandeSauSschusscS dürste es nicht ehre Interesse sein, einen Rückblick aus die verschiedenen äntwickrlungSstufen zu werfen, die diese Körperschaft in den letzten zwei Jahrzehnten durchlaufen hat. Nachdem die Ber- baltniffe i" Elsaß-Lothringen sich etwas geklärt hatten und ruhigere Zustände eingctreten waren, erfolgte zum ersten Male am 29. October 1874 die Berufung einer mit dem Namen .Lrnde-auSschuß" belegten Körperschaft, die zunächst nur litberatheuden Befugnissen auSgestattet war. Bereit« na 2. Mai 1877 erfolgte die Umwandlung in eine beschließende Körperschaft. Unterm 18. November 1879, nachdem der .Oberpräsident" durch den .Stattbaltcr" nicht und der Schwerpunci der Regierung von Berlin nach rMburg verlegt worden war. wurde die Zahl der Ab- zmtnetcn aus 58 erhöht und dem LandeSauSschuß da- Recht Mannt, Petitionen anHunehmen und Initiativanträge zu Helen. Zwei Jahre später wurden die bis dahin hcim- luht» Sitzungen in öffentliche umgewandelt und gleich zeitig daS Deutsche al« ausschließliche GcschäftSsprachc eazeaommen. Bi« dahin war die Mitbenutzung des ,französischen gestattet; in der Praxis hatte sich diese Ladung jedoch so gestaltet, daß nur die ReaierungS- oerttrter deutsch, die Abgeordneten aber ohne Ausnahme iranrösisch sprachen. Schon die folgende Session zeigte, daß mit Ausnahme einiger Lothringer die Abgeordneten sich im Deutschen weit gewandter au-zudrückcn wußten als im Französischen. In den ersten Jahren tagte der LandeS- autschuß im SitzungSsaale deS Straßburger GcmeinderatheS, der bekanntlich bis l886 aufgelöst war. Später siedelte er in einen provisorisch errichteten Holzbau über. Die ab geschlossene Session fand zum ersten Male in dem dem Kaiserpalast gegenüber im vorigen Jahre fertiggestellten LarteSausschußgebäude statt, daS eine hervorragende archi- lektonische Zierde von Neu-Straßburg bildet. Oetzerreich.Ungar». * Me», 10. April. (Telegramm.) Der Fürst von Bulgarien ist heute in Audienz vom Kaiser empfangen worden. Die Abreise ward aus morgen vertagt. Von hier wird gemeldet, daß man in Warschau kknlrr Vorbehalt von der Möglichkeit einer Zusammenkunft deS Zaren mit tnn Kaiser von Oesterreich spricht. Die Anregung chloß sich an die Kieler Begegnung, an die sich eine Be- Mung deS Zaren mit Kaiser Franz Joseph anreihen sollte, da diesem Jadre dürfte die Begegnung nicht unterbleiben, wenngleich Anstrengungen gemacht werden, sie zu verhindern. "Pest, 10.April. Gegenden Fürst-PrimaS VaSzary rersuchte dessen entlassener Kellermeister ein Attentat. Der srcretnir VaSzary'S, Kohl, warf sich zwischen den Attentäter und LaSzary und erhielt fünf Messerstiche. Der Attentäter wird« verhaftet. Der Fürst-PrimaS ist unverletzt geblieben. La« Bekanntwerdeo des Attentat» nies eine allgemeine Auf- ikznng hervor. Belgte». * Brüssel, S. April. DaS Staatsblatt meldet die Ber- leihuug de« GroßkreuzeS de-Leopoldsordens an den Prinzen Albert von Belgien. Der Erlaß ist auf Vorschlag deS Gesammtministerium» vom König vollzogen worden. * Lüttich, 10. April. Maueransthläae fordern die Arbeiter auf, gegen den Antrag Kerckhove'« zu pro- lekirrn und sich endlich von der schweren politischen Knecht schaft zu befreien. Heute findet em große« Meeting statt. Jtchlie». * >0«, 10. April. Dem „Folchetto" zufolge wird der Tepatirte Barzilai an den Minister des Auswärtigen drin eine Interpellation richten wegen derAuflösung de« AemeinderatheS von Triest, welche angeblich in Folge eine» Beschlusses desselben erfolgt sei, dahin zu wirken, daß in Rom eine WohlthLtigkeitS-Anstalt zum Gedachlniß an die silberne Hochzeit de» italienischen KönigSpaareS begründet werbe. — Der römische Correspondent des „TempS" erfährt uenerding«, daß die nächste goldene Rose vom Papst für tie Königin der Belgier bestimmt sei. Groskbrlt««»1e». * H»>, 1v. April. (Telegramm.) Nachdem aus einem gestern abgrhaltenen stark besuchten Meeting beschlossen worden ist, in den allgemeinen AuSstaud einzutreten, hat die Lage sich noch mehr zugcspitzt. Mehrfache blutige Zusammen stöße haben stattgefundrn. Die Regierung bat sich veranlaßt gesehen, ein Kanonenboot zum Schutze der RegierungSdampser abzuseadeu. Epsmte». * Madrid, 10. April. Die Gendarmerie verhaftete in einem Bauernbause bei Ziere» acht Anarchisten, welche anscheinend zu einem besonderen Zwecke dort eiogetroffen waren und Waffen bei sich führten. Schwede«. * Ltack-al«, 10. April. (Telegramm ) In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer erklärte der früdere Minister deS Auswärtigen Björnstjöroa, die schwedisch- norwegischen Küsten seien so ausgedehnt, die Schären so umfangreich und mannigfaltig, daß eine Blockade un möglich sei, so lange die schwedisch-norwegische Union existirl; werde dieselbe aber gesprengt, woraufhin die von parteiischen Interessen geblendete Mehrheit de» norwegischen SlortbingS zu arbeiten scheine, so sei Schweden und Norwegen verloren. Die Sprengung der Union sei gegenseitiger Selbstmord der beiden Nationen. Dänemark. * Früher al» Irland soll Island volle Autonomie, sein Home-Rule, erhalten. Am 1. August wird daselbst die Verfassung in Kraft treten, welche der König von Dänemark am 5. Januar d. I. unterzeichnet hat. Nach dieser Verfassung wird Island für alle localen Angelegenheiten eigene Gesetz gebung und Verwaltung haben. Die gesetzgebende Mackt be findet sich in den Händen deS Königs und der National- vcrtretung, de» Altbing, die auSsührende Gewalt lediglich in den Häuten deS König«. So lange Island keine Vertreter im dänischen RigSdag hat, nimmt eS an der Gesetzgebung für den Gesammistaat auch nickt Antheil und ebensowenig Kat cS zu den allgemeinen Ausgaben beizusteucrn. Ein Secretair für Island in Kopenhagen wird für die Aufreckt- erbaltung der Verfassung daselbst verantwortlich sein. Der König ernennt einen Statthalter für die nordische Insel. Sollte daS Altbing sich über den Gouverneur beklagen, so bestimmt der König, wie derselbe zur Verantwortlichkeit ge zogen werden soll. DaS Althiug wird au» zwei Häusern bestehen, einem Ober- und einem Unterhaus«. Bon den 36 Mitgliedern de» letzteren werden 30 vom Volke erwählt und 6 vom König ernannt. DaS Oberbau» besteht aus 6 vom König ernannten und 6 von den Mitgliedern deS Unter hauses gewählten Vertretern. Nuklaird. * Petersburg, 10. April. (Telegramm.) Wegen Be- tbeiligung bei Herstellung einer geheimen Druckerei für Veröffentlickung revolutionairer Schriften ist hier eine große Anzahl Studenten und junge Leute aus den besseren Ständen verhaftet worden. Afrika. * London, 10. April. Der „TimeS" wird au» Kairo gemeldet, durch die im steten Wachsen begriffene antieuro- päische Stimmung, welche größtenthcilS von dem Ministerium selbst hervorgerufen und genährt sei, werde die Durchführung neuer Reformen unmöglich gemacht. * Äanztdar, 10. April. Da» „Bureau Reuter" meldet: Gestern wurde eine unter französischer Flagge segelnde Dhau vom englischen Kanonenboot „Philomele" angekalten. Die Dhau batte 60 Kinder an Bord, die in Zanzibar durch vom Rothen Meer berübergekommene Araber geraubt waren. In letzter Zeit wurden wiederholt SclavcndhauS durch Beamte de» Sultans angehalten. Amerika. * Rew-Pork, S. April. Nach einer Meldung des „Herald auS Valparaiso griff der Pöbel in Santiago die ösfent licken Gebäude an, wurde aber zurückgeworfen, lieber die Provinzen Santiago, Valparaiso und Aconcagua wurde der Belagerungszustand verhängt. Der Präsident nahm da« EntlassungSgesuch des CabinctS noch nicht an. * AuS Chicago schreibt man der .Köln. Ztg." unterm 22. März: „Unser Stadthaus begeht heule zum ersten Male eine officielle Feier, wie eine ähnliche in den Annalen unserer be rühmten Seestadt noch nie verzeicknet worden ist. Die Bureaux des unförmlichen, schmutziggrauen Steinhaufens, City Hall ge nannt, bleiben nämlich heute zu Ebrcn deS Geburtstages de» Kaisers Wilhelm I. geschloffen, zum erstenMale in der Geschichte der Stadt. Dieser Beschluß de» StadtrathS wurde vor wenigen Tagen in der folgenden seltsamen Weise herbeigeführt. ES hatte die Deutschen Chicagos schon lange bitter gekränkt, daß der große Festtag der Irländer, der St. Patrickötag, von den Stadtbehörden officiell durch Schließung der City Hall gefeiert wird, und so brachte denn ein deutscher Stadt vater NamenS Potthoff in der Sitzung deS StadtrathS den Antrag vor, der Geburtstag deS ersten deutschen Kaisers solle in Chicago als ofsicieller Festtag gefeiert werden, und der Stadtrath erhob den Antrag ohne Weiteres zum Beschluß. Bei den hiesigen Deutschen — eS werden ihrer etwa 400 000 sein — bat dieser Vorgang nicht geringes Befremden erregt, denn trotz der tiesgewurzelten Verehrung, welche die ungeheure Mehrzahl unsererLandSleute hier für da« Andenken deS Heldeu- kaiserS empfindet, war der Geburtstag desselben niemals gefeiert Worden. Unter diesen Umständen ist man eher geneigt, in dem Borgeben deS AldermaaS Potthoff einen Versuch zu sehen, die St. PatrickSfeier »ck nksurckum zu fübreu, denn e- muß sich Jeder sagen, daß, will man billig sein, nach Analogie der heutigen Feier eine Legion neuer Feste geschaffen werden müßte, wollte man dem Andenken all der Hingeschiedene» Monarchen nur einigermaßen gerecht werden, deren ehemalige Unterthaneu in unserer Stadl leben." ^Königreich Lachse». * Lel-zt«, 11. April. Dem Postin spector Wegner in Potsdam ist vom 1. Juli lSS3 ab eine Postinspcctorstelle im Bezirke der Kaiserlichen Ober - Postdlrection in Leipzig übertragen worden. a- Am 8. April Vormittag« verschied nach nur kurzem, doch schwerem Leiden in Berlin, wobin er nach seiner Pen- sionirung übergesiedrlt war, der Geheime Kanzleirath Rodert Kühn am Reichsgericht im Alter von 67 Jahren. —o. Leipzig, lO. April. Unsere hiesigen Importhäuser sind vielfach auf die großen Handelshäuser der Seestädte an gewiesen. denen oft durch persönlichen Verkehr mit den Tchisssführern der Bezug seltener Maaren bedeutend erleichtert wird. ES ist daher nicht zu verwundern, daß wir von chinesischen, japanrsischen, indischen und amerika nischen Gegenständen nicht das Lager hier sehe» können, wie daS in Hamburg, London oder anderen Hasenplätzen der Fall ist. Daß die Messe aber auch bezüglich solcher Artikel noch bedeutenden Werth hat. dürste ein Blick aus eiu Muster- lager beweisen, den wir bereit» am vorgestrigen Sonn tage sowohl von der Straße aus, als beim Betreten der Räume werfen durften. Die Firma E. F. Grell auS Hamburg bat sich auch diesmal wieder eingefundcn und gewerbliche Erzeugnisse fremder Länder, besonders her vorragend schöne und große Vasen, eigentbümliche Fächer, große Sckirmc, geschmackvolle und mit Jntarsiearbeit reich verzierte Kästchen nebst vielen anderen imporlirten Gegen ständen fremden Kunstfleißes an hiesigen Platz gebracht, so daß die Besucher des Lager» in ein Knnslgewerbcmusenm einzutrelcn meinen. Abgesehen von der Importfirma, welche wohl auck Anerkennung verdienen dürfte, möchte hierdurch nur die Aufmerksamkeit der zahlreichen Passanten auf die präcktigen Gegenstände hingelenkt werden, welche man jetzt in dcm l. Obergeschoß von Lcbig'S Passage, PctcrSstraße 38, sehen kann. — Freunde schöner Oelgemälde werden auf die von Herrn Jos. Pollcrmann auS Wien, hier in Leipzig Rcichsstraße Nr. 24 (Goldener Hut) eröffnet« Ausstellung von Ocl- aemälden besonder- aufmerksam gemacht. Der Besuch der Ausstellung ist unentgeltlich. — Nachdem daS Frauenheim Neßstraße 18 IV in Folge übergroßen Andranges von Rettung suchenden Frauen und Mädchen vergrößert werden mußte, mangelt eS nun an den nölhigcn Bellen und Bettdecken. Wie auS dem Jnscratcntbeilc der heutigen Nummer zu ersehen, bittet Herr k. I)r. Roch, Dir., Neßstraße 14, edelkenkcndc Menschen um Zusen-ung vou Betten und Bettdecken für ge nanntes Institut. ** Leipzig, 10. April. In der „Lcinwandhalle" fand gestern eine Versammlung der Courierbrieflräger statt, welche von etwa 70 Personen besucht war. Als erster Punct stand die CautionSsrage auf der Tagesordnung. Seitens der Briefträger de« „Courier" müssen, ähnlich wie bei der NeichSpost. Cautionen gestellt werben und zwar in Beträgen von 100 bis 300 Die Gesammlsuinme der Cautionen mag etwa 18 000 ^5 betragen, von denen ungefähr 16 000 ^ durch Herrn Schmalsuß, den Unternehmer der Courier-Anstalt, bei einer hiesigen Bank deponirt sind. In der Versammlung gab man nun dem Wunsche Ausdruck, daß seiten» einer Commission mit Herrn Schmalsuß Verhand lungen angeknüpst werden mögen zu dcm Zwecke, daß der Depositenschein der Commission in Verwahrung gegeben oder Herr Schmalsuß einen der gcsammten CaulionSsuinme gleich kommenden Betrag als Gcgendeckung dcponiren möge. Betont wurde besonders, daß eS sich hierbei im Ganzen nur um eine größere Sicherung der CautionSstcller handeln solle. Man beschloß sodann des Weiteren» einen Verein der An gestellten de« „Courier" zu begründen, und beauftragte eine Commission mit der Ausarbeitung der Statuten rc. Erwähnt möge noch sein, daß von den Rednern verschiedentlich ihre Zufriedenheit mit der Bezahlung u. dgl. m. ausgesprochen wurde. ** Leipzig» 10. April. In einer Versammlung der Drechsler, die im „UnivcrsitätSkeller" abgebalten wurde, er stattete Herr Mobs Bericht Uber den zu Ostern in Cassel stattgebabten Holzarbeiter- bez. Drechsler - Congreh. Von beiden Congressen ist die Bildung eines J»duslrie-Der- bandeS beschlossen worden, der seinen Sitz in Stuttgart baden und mit dem 1. Juli d. I. in Thäligkcit treten loll. Die Wochensteuer ist auf l5 -F festgesetzt worden. In der Versammlung erklärte man sich mit diesen Beschlüssen ein verstanden, nahm de» Weitere» die Abrechnung für daS letzte Quartal entgegen und beschloß endlich, den örtlichen Unler- stüyungSfondS aufzulösen j die m diesem Fonds angesammcltcn Gelder sollen hierorts im Interesse der Gewcrkschast ver wendet werden. — Am Sonnabend früh batten sich die sämmtlichen Ge hilfen der Hof - Pianoforte - Fabrik von I. G. Jrmler im Comptoir, welches mit Blumen reich geschmückt war, ver sammelt, um ihren Principal, Herrn Oswald Jrmler, zum 75jahrigen Bestehen der Fabrik Glück zu wünschen. Durch zwei der ältesten Arbeiter, die Herren Voigt und Ebert, wurde nach vorhergegangencr Ansprache unter den feierlichen Klängen de» Harmoniums, welckeS vom Stimmer der Fabrik, Herrn Bittorf, sehr gut gespielt wurde, eine geschmackvolle, vom Personal gestiftete Gedenktafel auS Marmor überreicht. Geriibrt dankte der Chef für die ihm bereitete Ueberaschung. Während deS Tage» liefen zahlreiche Telegramme und Briese ein, unter Anderem auch vom Rath der Stadt Leipzig und von der Handelskammer. Der Abend fand im Musikzaale deS Etablissements Verwandte und Be kannte deS Hauses, sowie das gesammtc Personal mit ihren Angehörigen zum fröhlichen Beisammensein vereint. — AuS dem Bureau de- StadttheaterS: Im Neuen Theater werden heule di« beiden einactigcn Opern „Der Asket" und „Bajazzo" und zwischen beiden da» Ballet „Der Berg geist" lRübezahl) gegeben. — Im Alten Theater wird der schwank „Zwei glückliche Tage" wiederholt. — Am kommenden Sonntag gelangt, wie bereit» niitgetheilt, Robert Auch»' drei- actige kölnische Oper „Die TeuselSglocke" im Neuen Theater zu ihrer überhaupt ersten Ausführung. Robert Auch» ist in musikalischen Kreisen besonder» durch seine Serenade» bekannt geworden. Mit seinem We>k „Die TeuselSglocke" hat er zum ersten Male der Oper sich zugewandt und zwar dem Gebiete der Sptrlover. Der Componist wird der ersten Aufführung seine» Werkes beiwohnen. 8 Krhstall-Palast. Die Künstlervorstellunqen im Theater- saale erireuen sich eine» lebhaften Besuche». Der Leistungen der einzelnen Künstler, die nur Vorzügliche» bieten, wurde bereit» in der gestrigen Nummer diese» Blattes Erwähnung gethan. Die- selbe» beginnen Wochentag» um 8 Uhr. — In der neuen Halle findet heute wieder humoristischer Abend der beliebten Leipziger Quartett- und Concert-Sänger statt. — Rast ich, so rost ich, diesen Wohlspruch scheint sich Herr Direktor Schumann erkoren zu haben, denn heute, Dienslag, giebt cs schon wieder eine größere neue Aufführung im Circu», betitelt: Ein Fest am Torrau-Play in Madrid, Stierkamps mit echten Ipa,tische» Stieren, große Balleis, Auszug der Stierkämpser rc. In Berlin erregte diese prächtig auSgeslailete Panlomime große» Aus sehen. Außerdem ist das Programm wieder sehr gewählt, auch ist noch erwähnenSwerlh, daß das boxende Känguruh fortdauernd aujiritt. — Die Ostermeß-Vorstellungen der TentralhaNe weisen jeden Abend einen auSverkanslen Saal aus. AIS Glanzpunct be währt sich die nach Schvvsungen moderner Meister gestellte lebende Galerie der Gesellschaft E von Kitanyt und mit ihr die unter Leitung de» Herrn Direktor M Kaestner aus- tretende Gruppe der Familie Lenton. Dazu treten die urkomischen Trapez-Excenirics Ca»n und Loreno, die akrobatischen Pierrot- Ltowns Harry und Joe, die muntere Sängerin Sone Fereuch, der originelle Jiistruinenlal-Virluos« Luig» delt'Oro und der beliebte Gejangshumorisl Cart Maxstadt. — Ein große» Meß-Fest, verbunden mit dem X. Wiener WäschermaLt-Balt, findet am heutigen Dienstag, 11. d. M., im Schilierschlößchcn statt. Der Saal ist prächtig decorirt und ei» ausgezeichnete» Orchester ist «ngagirt. Hervorzuheden ist noch das Programm, da» eine sehr launige Meß-Fest-Zeitung darstellt. -n- Plagwitz. lO. April. Gestern und beute erregte ein eigentbüinlicker Wagen, der ohne Pferde oder sonst sicht bare BelriebSkrast erst durck die Nonne nnd dann durch die Straßen unseres StatttbcileS fuhr, die allgemeine Aufmerk samkeit. Er gleicht einer gewöhnlichen Kutsche, hat aber unter dcm Sitze einen Kasten, in dcm ein Pctroleum- motor steckt, der die Räder des Gefährte» treibt. Die Pferde schienen darin nichts Ungewöhnliches zu erblicken, denn sie scheuten nickt davor. DaS Lenken und Bremsen dieser Tampsdrvschkc läßt sich allein Anscheine nach sehr leicht be werkstelligen, da die Insassen das besorgten, ohne daß ma» davon etwas merkte. Auch Steigungen überwindet sie mit Leichtigkeit. DaS Publicum betrachtete diese Neuerung mit großem Interesse. Tomnierscl», 10. April. Der Grabstein de» be rühmten Astronomen Christoph Arnold, der in Sommerfeld lebte und hier am 15. April 1695 starb, geht mehr und mehr seinem Verfalle entgegen und dicS umsomehr, als nach Ver legung deS FricdboseS der Stein der Dorsjugend preiögegcben worden ist, die durch Steinwürse die Inschriften fast unleser lich gemacht hat. Arnold, der ein cinjachcr Landmann in Sommerfeld war, trieb die Astronomie auö Liebhaberei. Auf seinem Wohnbanse, das 1794 seiner Baufälligkcit wegen ab gebrochen werden mußte, batte er sich ein Observatorium er baut. Von hier aus beobachtete er mit unermüdlicher Aus dauer daS Firmament, ihm gelang eS auch, vor berufsmäßigen Astronomen das Erscheinen der Kometen von 1682 und 1686 vorauSzusagcn. Berühmt in der gesammten Gelehrtenwclr ward er durch seine Beobachtung des Durchganges des Merene durch die Sonne am 3l. Oclober 1690. Arnold genoß bei seinen Zeitgenossen daS größte Ansehen und stand mit den bcrühniteilen Gelehrten seiner Zeit im Briefwechsel. Dieser Sommerfelder Bauersmann verdiente wohl heute noch, daß mau seinen Grabstein. daS Einzige, was noch an ihn erinnert, als ehrendes Denkmal vor gänzlichem Berfallc schützte. Eine Auffrischung der Inschriften und ein einfaches Gitter würden genügen. -s- Ziuickan, lO. April. Vorgestern untcrnahinen mehrere hiesige Herren eine AnSfabrt nach Crossen, Schneppendorf rc. I» Crossen wurden die Pferde (russisches Gespann, bei dem tie Pferde hinter einander gespannt sind) scheu und gingen durch. Der Wagen prallte an einem Straßenbaum an und zerbrach, während die Herren aus die Straße geschleudert wurden. Einer von ihnen erlitt einen Rippenbruck, zwei leichtere Verletzungen. — Gestern aericth hier ein Bursche mit seiner Geliebten in Streit. Beim Borübergchen am unteren Mühlgraben sprang der Bursche in selbst mörderischer Absicht ins Wasser. Nun erwachte aber in ihm der Selbsterhaltungstrieb; rr rief um Hilfe und wurde auch glücklich vom Tode des Ertrinkens ge- Chicago. Weltau«stellong«»Briefe vou Karl Böttcher. (Ortginalbertcht unsere« Epeetal-Eorrefpondenten.) XIV. «t,»dr»a K.! Lhtc«««, III., 26. März. Eeit Stunden turne ich wieder auf dem WeltanSstrllung-- pläse herum. Hab' heute der lärmenden Eindrücke genug.... Ich sehne mich nach einem stillen, einsamen Winkel. Ich will «lein sei», will träumen.... Kaum daß ich den Kopf wende, da erblicke ich auch schon da« Kloster La Rabida, emr getreue Nachbildung jene- spa nischen Kloster«, in welchem Eolumbu« vor Antritt seiner Amerikasahrt einige Zeit verbrachte. Ha — da« war' etwa- für meine Stimmung! ... Stellt Euch einen Felsenhügel vor, umrauscht von heran rollenden Wellen de« Michigan-SeeS. Darauf rin lang gestreckte«, melancholische« Gebäude. Hohe, weißschimmernde Mauer», kleine Fenster, ein viereckiger Tbnrm mit mächtigem Kreuz. Daneben eine flache Kuppel, gleichfalls mit einem Kreuz geziert .... Die« der flüchtige Eindruck de- Welt- aiitstellungS-Sloster«. Ich schlüpfe durch die enge Pforte. Oebe und Verlassen heit umhaucht mich. Ich lausche .... Todtenstille .... Kein grandiose« AuSpacken, wie e« alle anderen Ausstellung«- bauten durchlarmt. Kein Mensch in der Nähe. Ich bin «»tterseelenalleio in diesen Klostrrräumrn. — Dir Wanderung beginnt. Bon einer leeren Zelle zur anderen. Jede erhellt von einem Fenstcrchen und alle Zellen geöffnet wie alte Gräber. Diese Einsamkeit berauscht die Seele . . . . O, du Weltausstellung da draußen, tobe und brause und lärme und keuche nur weiter! Ich wußte bisher nicht, daß du einen so traulich stillen Winkel birgst. Nun gebt» treppauf, treppab, durch alle Gemacher bi» in die Nein« Capelle mit ihrem schmucklosen Alkarplay, wo mein Schritt da» Echo weckt .... Sie nimmt mich mehr und mehr gefangen, diese träumerische Stille .... Bon einer Galerie blicke ich in den viereckigen, hochum- mauerten Klosterhof hinab. Die Phantasie versetzt mich nach dem sonnenvollen Svanien, in das echte Kloster La Rabida. sich vier Jahrhunderte zurücktraumend. Mir ist, al» sehe ich da unten aus den großen Steinflicsen Columbu» stehen, wie er feurigen Blick» dem Prwr seine Pläne zur Entdeckung eine» neuen Lande» erklärt — jenem hochgebildeten, leut seligen Prior, der sich de» hilfsbedürftigen ColumbuS so thatkrästig annahm .... Doch halt — ich muß einmal von meiner Einsamkeit au« durch die Zellrnfenster lugen — hinaus nach dem WeltauS- stellungStrubel, nach der Außenwelt. Eine schöne Ueberraschung! In nächster Nachbarschaft da» Krupp sche Kanonen-Etabliffement. Wie kommt diese Residenz der Geschütze gerade bierher? O, ich kann r» mir denken! Diese» Ktoster La Rabida ist ein Franziskaner-Kloster; der Erfinder de» Schießpulver» war ein Franziskaner-Mönch — deshalb instinktiv solch brüderliche- Nebeneinander.... Du alter Bertbold Schwarz, wenn du wüßtest, welche Sonnenhöhe deine Erfindung erklommen bat! Eben wird drüben die bekannte Riesenkanonc abgcladen — da» größte Geschütz der Welt. Ein einziger Schuß damit kostet siebenhundert Dollar» — beinahe soviel, wie da» IahreSgebalt eine« Gymnasial- director«. Ccmmando: Feuer!... Fürchterlicher, erterschüt- ternder Krach .... Die Kugel reißt ein Loch in die Natur — weg ist da» Geld. Nun einen Blick durch ein andere» Zellensensirr. Der Ackerbau-Palast grüßt herüber. Hoch oben auf dcm Giebel, gerade mir gegenüber, eine Statucngruppc nackter Fraucn- gestalten, einen mächtigen Globus hochhaltend. Daneben ein robuster, breitgehörnter GypSsticr, der in meine Einsamkeit herunterglotzt. Beim Ausblick nach einer anderen Seite: durcheinander flatternde Möven, der blauschimmcrndc Seespiezel, ein un geheurer Wasser- und Lichtborizont mit der voll hinein- lcuchtenden Mittagssonne. Und ganz da binten der lange, weiße Dampsstreisen eines sich entfernenden Schiffes. Aber wieder hinan- in den AuSstcllung-wirrwarr — hinein io warm pulsirendcS Leben .... Die herrliche Promenade am Sceuser entlang. So erreiche ich ein mächtiges Gebäude, daS aus die große Tafel über seinem Portal mit der weithin leuchtenden rothen Aufschrift: „Spectatorium" nicht wenig stolz zu sein scheint — da« „ColumbuS-Theater". Hier wird da- größte Ausstattungs stück der Welt, „Die Entdeckung Amerikas durch ColnmbuS", insccnirt. Bei der Ausführung sind dreitausend Menschen tbätia. Ihr Intendanten, ihr Direktoren, ibr dramatischen Künstler, ibr Bübnenzugcbörige jeder Art, kommt hierher und seht, wa- Theatertechnik leisten kann! Da ist kein „Scenenwechsel" im Sinne unserer land läufigen Bübnensprackc. Soll hier ein anderes Bild er scheinen, so rollt aus Eisenbahnschienen eine neue, vollständig eingerichtete Bübne in den DarstellunaSranm. Solch' beweg licher Bühnen bat da- EolumbuS-Tveatcr zwciundzwanzig. Ein Scenenwecksel dauert kaum eine Minute. Und diese Maschinerien zur Herstellung der Ocranwogen, deS SeesturmS, der Natureffecte jeder Art! WaS sind da gegen die Maschinerien im BühneufestspielbauS zu Bayreuth! Vor einigen Tagen wurde den Vertretern der Presse eine Reihe dieser Scenen auf einer Modellbühne vorgeführt.... Waren das Lichlcffecte!... lieber dcm Hasen von PaloS die ausgehende Sonne. Auf der Bühne Wasser — wirkliches Wasser. ColumbuS fährt ab mit seinen drei Schiffen. Ein leichter Wind bläht die Leintvandsegel. Verschiedene Lichlnuancen im Verlauf des Tags. Leuchten der Sonne in Mittagshöhe. Später — ibr Hiniinlerglühen, begleitet von jener phantastische» Pracht, welche nur die Tropen bieten. Dann allmälige» Nahen der Nacht. Dämmerung. DaS Aufblinke» der Sterne. Sie scheinen in der weichen Atmosphäre zu zittern. Sternschnuppen fallen nieder. Jetzt der ganze Himmel im Sternenglanz, der nach und nach verschwindet. Nun daS Tropfen de« Regens. Der Wind — natürlicher Wind — erbebt sich. E« regnet heftiger. Jetzt Reaenguß. Der Wind steigert sich zum Sturm und peitscht die Wogen. Deutlich hörst Du sie plätschern, rauschen. Die Schiffe sind in Verzweiflung. Der Sturm wird Orkan. . . . Wer je ein solche- Naturschauspiel aus dem Meer erlebte, weiß, wie großartig daS hier nachgeahml ist. Der Natur zum Verwechseln ähnlich, nur — ein bischen kleiner. Dann legt sich der Orkan. Die Sonne bricht durch das Gewölk. Ein prächtiger Regenbogen wölbt sich über dem Horizont. Darnach die Freudenbotschaft: „Land!" Die Küste von San Salvador wird sichtbar. Palmen — südliche Vege tation an« User Indianer stürmen herbei. Die Landung erfolgt. Heller Sonnenglanz über einem enlzückendcn Natur- Panorama .... An diese Vorgänge schließt sich die Rückkehr deS ColumbuS
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