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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930803015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893080301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-03
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
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BezugS-PreiS lb b« Hauptexpeditton oder den im Stadt» bezirk und de» Vororten «richtete» «,«. oabestelleu abgeholt: vierteljährlich 4.50, »et »wetmaliger täglicher Zustellung in« Haut » 5^0. Durch dt« Post bezogen für Deatsthland and Oes»«rreich: viertel,adrlich . Direct« täglich« Kreuzband,rnvung k»S Lntland: «onatlich ^4 7.50. Die Morgrn^ntgabe erscheint täglich'/,? llhy, dt» Lb«d»Lu<gobe Wochentag« 5 Uhr. Lrdakttoa u«d ErpeLitüm: -»tz«»e»,afi, 8. Dte Lrvedttio, ist Wochentag« »nnnterbrvche, »«tz«t »o> früh 8 dt« «bend« 7 ühr. Filiale«: vtt» M««»'« Parti». (Alfred UckdrrsitäUftrah» 1. Sani« Lösche. Kachartaeastr. Ich pari. n»d «Sntgrplatz V. Morgen-Ausgabe. fWgcr. Tageblatt Allzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigeri'Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reelame» unter dem Redaction-strich (4gke spalten) bO^j, vor den Familtrnnachrichk» (S gejpalten) 40>ch. Größere Schriften laut unserem Preis» vrrzeichuih. Tabellarischer and Ziffsnsatz »ach höherem Tarif. Extra»veilagcn (gesalzt), nur mit de» Morgen»Ausgabe, ohne PostbefördeNlNA SO.—» mit Postbesörderuag ^4 7V.—> Ännahmeschluß für Anzeige«: Abead-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« «lchL Gönn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen j» rd» halb« Stund« früher. v A«iei»eu swd stet« au di» Erdeditts» «a richte». Druck «nd Verlag von «. Pol, i« Leipzig. 382. Donnerstag den 3. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekalmtmachun-. Da« 28. Stück de« diesjährigen Reichsaesetzblatte« ist bei uns etngmaugen und wird bi« ,u« 81. August d. I. auf dem Rath, hanssaal« zur Einsichtnahme öffentlich aushänge». Dasselbe enthält: Nr. 2117. Gesetz, betreffend die Feststellung eine« zweiten Nach. trag« zum ReichShauShattS-Etat für da« Etatsjahr 1893 94. Vom 23. Juli 1893. Nr. 2118. Gesetz, betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung de« Reich-Heere«. Vom 23. Juli 1898. Nr. 2119. Bekanntmachung, betreffend die Ausführung de« Gesetzes über die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Hand- feuerwaffen vom 19. Mai 1891. Vom 23. Juli 1893. Leipzig, den 31. Juli 1893. Ter Rath der Stadt Leiprig. vr. Tröndlin. Wagner. Lekannlmachung. Da« von Mark»« Scultett aus Grotzglogau, Prozessor der Theologie zu Leipzig und Domherr zu Meißen, im Jahr« 1496 gestiftete Stipendium von jährlich 54 22 ist auf 5 Jahr« von Michaeli« dss. IS. ab an Studirende der philosophischen Facultät, vorzugsweise au-Breslau, Großglogau, Lübben und Leipzig, wobei auf Blutsverwandte de- Stifter« besondere Rücksicht zu nehmen ist, zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirende», welche Anspruch auf diese« Stipendium machen wollen, hierdurch auf. ihre diessallsigen Gesuch« bi- zum 30. September d. I«. schriftlich und unter Bei- füguna der erforderlichen Bescheinigungen bei na« rinzureicheu. Leipzig, den 26. Juli 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Lröndltn. Morch«. Aekaimlmachurig. Da« Streichen von Wand- und Deckenslächen im Kinderkrauke». Haus« (L-R., Platzmannstraße), und zwar ca. 7200 lHw mit «natllefaebe und - 750 » » Leimfarbe, soll l» deu Mindestforderndrn vergeben werden. Angebote sind bis zum 1b. ds«. Mt»., Abends S Uhr, versiegelt an dt« Unterzeichnete Direktion, bei welcher die näheren Bedingungen za erfahren sind, abzugeben. Leipzig, am 2. August 1893. Ttrrciion de« Kinderkrankenhauses. Sparkasse Liebertwolkwitz. Unter Garantie der «emetnve. Reserven: 840 336 VS Sparvrrkehr vom 1. Januar bi« 31. Juli 1893: 6873 Einzahlungen im Betrage von 754 539 06 5209 Rückzahlungen ... 634 347 ^4 44 Verzinsung der Einlagen mit 8'/,*/«- Expeditionszeit: Mon. tag- und Donnerstags. Die ZvetggeschastSstelle Stötteritz erpedirt jeden TonnerS- tag, Nachmittags von 5 bis 7 Uhr, und die ZweiggeschäftSftrlle Vaun«darf jeden Mantag und Donnerstag» Nachmtttag« von 3 bi- 6 Uhr. Sparkaffen-Verwaltnng. I. V.: Liebner. Die Totalisatorsteuer. * Am 24. Juli theilteu wir mit, daß den deutschen Finauzministern, die sich zur tzahrt nach Frankfurt a. M. rüsteo, um daselbst über die Aufbringung der Mittel zur Durchführung der HeereSreform nicht nur, sondern auch zu eiuer rationellen Reform unserer Reichsfinanzen zu be rathe», von berufenen und unberufenen Finanzpolittkrrn aller Hand alte und neue Steuerprojecte mit auf den Weg gegeben würden, darunter auch das Projekt einer Totalisatorsteuer. Wir fügten zu dieser Mittheilung eine un« au- Berlin zu gegangen« Zuschrift, worin u. A. da« Folgende ausgeführt wurde: -2n Berlin finden ca. 50 Renntage statt, an denen der Totalisator functionirt (Hoppegarten, Hindernißbahn Eharlottenburg. Trabrennbahn Westend und Weißensee). In Hoppegarten werden, wovon sich Jeder überzeugen kann, hei jedem Rennen am Totalisator ca. 45 OVO umgesetzt, und da an jedem Renntage mindesten« « Rennen stattfinden, so werden an jedem dieser Tage mindestens 270 000 an der Wettmaschin« umgeschlagen. Auf der Hindernißbahn in Charlotten» bürg werden an jedem Renntage durchschnittlich 8 Rennen abgehalten: an der Wettmaschin« werden auf Sieg bei federn Rennen rund 25 000 eingesetzt, bei 8 Rennen also 200 000 außerdem hat Charlotten burg die Platzwetten (niedrigste Wette 50 -ek) ein- aeführt, bei denen ca. 100 000 vielleicht auch eine Kleinigkeit weniger, umgesetzt werden dürften. In West» end und Weißensee ist der Umsatz wohl etwas geringer, aber durchschnittlich kommen an jedem Renntage, deren wir nur 50 annehmen wollen, 250 000 in Umsatz, also 12 500 000 im Jahre. DaS ist natürlich nur ein Tbeil der Wetten, denn der Besucher, der auf den Rennplätzen nur einigermaßen bekannt ist, geht überhaupt nicht in den Totalisator-Raum, wo er noch 10 extra bezahlen muß, sondern wendet fich direct an di« Buchmacher. Der Umsatz bei diesen ist weitaus größer al« am Totalisator. Wer bfler die Rennen biffucht bat, wird oft genug gehört haben: .Herr L hat „Ilse" gesetzt, 2000:4000. Es find also ganz andere Summen al« am Totalisator, die bei der Menge der Buchmacher verwettet werden; mit 17 500 000 ^4 wird der Gesammteinsatz bei alle» Buchmachern im Jahre nicht zu hoch bemessen sein. WaS bei den zahlreichen Wrttbureau« in der Stadt umgesetzt wird, entzieht sich unserer genauen Beurtheiluog. gering ist der Umsatz iedock nicht und darf mit 8 Millionen Mark im Jahr sicherlich ein gesetzt werden. Die etwaige Behauptung, daß diese 6 Millionen in den t2'/, Millionen am Totalisator enthalten seien, ist falsch; denn die Mehrzahl der Herren EommisstonSagenten dürfte namentlich aus den au« wärtigen Rennplätzen kaum in der Lage sein, die Auf träge auszuführen. Wir dürfen also als Gesammt- umsatz in Berlin 12 500 000 -s- 17 500 000 Z- 6 000 000 gleich 36 Millionen Mark ansetzen. Wenn die Buch macher von den Rennplätzen verwiesen werden, so dürften die bei ihnen angelegten Summen ihren Weg nach dem Totalisator finden. 33ch, Procent kann man sicherlich von dem Gesammtumsatz in Abzug bringen; der in die Stallgeheimnisse eiageweihte Spieler gewinnt dann eben statt 300 ^ nur 200 >4! Also 12 Millionen Mark kann bei rationeller Anfafsung in Berlin der Totalisator bringen. immer vorausgesetzt. daß man den Herren Buchmachern sehr scharf auf die Finger sieht. Außer in Berlin finden noch in ca. 20 deutschen Städten Rennen statt, die ebenfalls nicht unbedeutende Erträge ergeben würden. Rund 20 Millionen kann der Totalisator mithin sicherlich einbriugen, auch wenn den Gesellschaften ganz stattliche Procente verbleiben. Dem sittlichen Gefühle unseres Volkes würde es nur entsprechen, wenn das Spiel, von dem ja in Berlin Hunderte von Eristenzen herrlich und in Freuden leben, stark besteuert würde; man brauchte dann die ehrliche Arbeit nicht so scharf heranzuziehen." Dieser Vorschlag, an den wir die Bemerkung knüpften, der Herr Verfasser scheine die goldenen Eier, welche die Henne des Totalisators legen könnte, mit einer stark ver größernden Brille anzusehea und außerdem einen etwa- zu kühnen Griff in das Nest zu thun, ist in vielen Blättern bald »»stimmend, bald abfällig besprochen worden. Am ab fälligsten kritisirt ihn heute einer unserer Berliner Mit arbeiter, indem er unS schreibt: „Die von einem HundStagScameralisten empfohlene Totalisatorsteuer wird in der Presse Wider Er warten lebhaft discutirt, und das Für und Wider dreht sich nicht um die ethische Zulässigkeit dieser Steuer, sonder« um die ErtragSfähigkeit, die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Erhebung und um andere steuertechnische Fragen. Ohne ein Tugendbold zu sein und selbst bei dem Berständniß für da» berühmte Wort de« Kaisers Vespasian muß man den Herren doch zurufcn: so weit find wir in Deutschland noch nicht. Wenn es wahr ist, daß bei den Wetten auf den Rennplätzen solche Summen umgesetzt werden, daß der dritte Tbeil davon, vom Reiche eingezogen, der ReichScasie eine Summe von mehr als 20 Millionen zusührcn würde, und wenn eS ferner wahr ist, daß die Gewinnste am Totalisator zumeist auf betrügerische Weise gemacht werden, so zrehen wir daraus die Folgerung, daß mit diesem Institute aufgeräumt werden und nicht, daß es besteuert werden muß. Daß der höhere und höchste Sport ohne diesen Teufelsaltar nicht existiren kann, ist sehr gleichgiltig. Der Nutzen, den die volkSwirth- schaftlich und militairisch in Betracht kommende Pferde zucht vom Turf hat, ist hockst unbedeutend, und beim Berlin-Wiener Distanzritt hat es sich beispielsweise gezeigt, daß die „von" und „aus" Rennbahnkorypbäen stammenden Pferde für die Zwecke, denen jener Ritt diene» sollte, durchaus nicht immer die dienlichsten sind; eS wurden mit gänzlich namen- und ahncnlosen Pferden vorzügliche Ergebnisse erzielt. Auf der anderen Seite ist eS zweifellos, daß der Totalisator unausgesetzt nicht nur große, sondern auch mittlere und selbst kleine wirthschaftliche Existenzen ruinirt. Wenn Mohl mit Recht sagen durfte, der Staat könne nicht mit dem Laster pactiren, so wird noch weniger das Deutsche Reich Mittel zur Bestreitung der Kosten für die höchste Staatöaufgabe, die Bertheidigung des Vaterlandes, von den Buchmachern und ihren Opfern nehmen können. Don einem solchen Plane ist nur ein kleiner Schritt zu dem anderen, besondere Steuern auf die Institute zu legen, deren Wicderzulassung anläßlich der Berathung der lex Heintze von verschiedenen Seiten empfohlen worden ist." Nach dem hier entwickelten Grundsätze dürfte der Spiel kartenstempel nur von solchen Karten erbobcn werden, mit denen nicht falsch und nickt verbotene Spiele gespielt werden, und vom Branntwein müßte derjenige Theil steuerfrei bleiben, der von SchnapSsöffeln durch die Gurgel gejagt wird. Don den Lotterien wollen wir ganz schweigen. Alle Achtung vor dem Mohl'schen Grundsätze, daß der Staat nicht mit dem Laster pactiren dürfe, aber diesen Grundsatz auch dahin auszudehnen, daß man da» Wettspiel auf den Rennplätzen entweder ganz beseitigen, oder aber steuer frei lasten müsse, um einen minder lasterhaften Erwerb zu besteuern — da« ist denn doch eine zu rigorose Finanzmoral, bei der die öffentliche Moral am schlechtesten fährt. Ob der Turf für die Pferdezucht in volkswirthschaftlicker und inilitairischcr Hinsicht von Nutzen ist, kommt bei der Frage nicht in Betracht; es fragt sich lediglich, ob von dem Turf das Wettspiel völlig zu trennen ist oder nicht. Und ist es nicht zu trennen — wie genaue Kenner deS Turs behaupten — so ist aus socialen und ethischen Gründen eine Besteuerung de» Totalisator» der Besteuerung eine« unschädlichen Ge- nußmittels auf alle Falle vorzuzirhen, ganz besonder« dann, wenn, wie der Vorschlag lautet, die Buchmacher von den Rennplätzen verwiesen werden und die bei ihnen an gelegten Summen ihren Weg nach dem Totalisator fin den , wo wenigstens die gröberen Unredlichkeiten auS- geschloffen sind oder sich ausschließen lasten. Je leichter ein solcher Ausschluß ist, um so leichter kann sich auch die Fioanzmoral des ReichSsckatzsecretairS beruhigen; und sollte er doch Gewissensbisse habe», so wird ihn die Stimme des Volkes trösten, das sicherlich uickt« dagegen hätte, wenn gerade der Schnaps de- Söfiel« stärker „bluten" müßte, als das Stärkungsmittel des in Nässe und Kälte thätigen Arbeiter». Deutsche» Reich. ^ Berlin, 2. August. Es bedarf eigentlich keiner weiteren Bemerkung darüber, daß unter dem Einfluß des niederen katholischen Kleru« namentlich auf dem Lande und in den klrinen und mittleren Städten die freie Entschließung de« Wähler» zum wrsenloscn Schatten berabsinkt. Dow finden wir beute in der Zuschrift eine« eingeborenen ElsäfferS an die „Straßburger Post" ein« so drastische Gegenüber stellung, daß eS schade wäre, wenn sie nicht zur Kenntnis der breitesten Oeffentlichkeit gebracht würde. E- heißt dort: So sind mir z. B. zwei Gemeinden bekannt, die ungefähr ganz die gleichen Bedürfnisse haben, nämlich kaum eine Stunde von einanden getrennt sind und zufällig auch beide fast ausschließlich katholisch sind. In der einen war über die R-ichstagswahl zufällig die Pfarrei unbesetzt. Die Bürger stimmten fast ausnahmslos für den reichStreuen Candidatcn, an dessen entschiedenem Ein- treten für die Militairvorlage kein Zweifel war. Die anderen stimmten mit erdrückender Mehrheit für den Gegenkandidaten. Um des Friedens willen schweigen wir über die Art, wie die Agitation in der letzteren Gemeinde betrieben wurde. DaS Wahlresultat spricht für sich selbst, und wir wollen nur sagen, daß gewisse Leute gar nicht so nothwendig hätten, über Wahlbeeinflussung von Seiten der Beamten zu klagen, die wenigstens in unserer Gegend nicht im geringsten zu verspüre» war." * Berlin, 2. August. Bon socialdemokratischer Seite wird stet« behauptet, bei sinkenden Conjuncturen batten die Arbeiter stärkere Einbuße als die Unternehmer, weil Letztere ihren Antheil durch Lohnreductionen aufJene abwälzten. Dem gegenüber ist e» von Interesse, wenn in dem der Social- demokratie gewiß nicht feindlich gesinnten „Socialpol. Centralblatte" Werner Sombarl, dessen Stellung zur Socialbemokratie ebenfalls keine grundsätzlich entgegengesetzte genannt werden kann, aus der Statistik der Arbeit Stöhne in der oberschlesischen Montanindustrie zu folgendem Er- gebniß gelangt: „An dem gewaltigen Aufschwung hat auch die Arbeiterschaft Antheil genommen; auch die Arbeitslöhne sind in dem Jahrfünft 1887—91 gestiegen, und zwar sowohl in ihrem absoluten Betrage, wie im Durchschnitt für den Arbeiter. ... Es ist den Arbeitern in dem hinter uns liegenden Jahrfünft sogar gelungeu, nicht nur Schritt mit der Steigerung deS ProductionSwertheS zu halten, sondern in ihren Löhnen dieser sogar um eine Kleinigkeit vorauSzueilen. Während nämlich der Antheil der Arbeitslöhne am Gesammtwerthe der Production im Jahre!886 nur 23 Proc. be.rug, fft c: 1891 aus 25 Proc. gestiegen; etwa ein Viertel des GesammterlöseS floß also 1891 schon in die Taschen der Arbeiter. Nun kommt das Jahr 1892, das erste der Einschränkung der Production. Es wird ein Theil der langsam angezogenen Arbeiter wieder abgestoßen, einstweilen freilich erst die verhältnißmäßig geringe Anzahl von 1952. Dadurch schon verringert sich die Summe der Löhne; eine weitere Verringerung wird durch Lohnherabsetzungen vollzogen, so daß im Jahre 1892 nur noch 72,3 Millionen Mark insgesammt an Löhnen bezahlt werden. Diese rcducirte Summe macht nun aber immer noch einen größeren Theil vom ProduclionSwerth au-, als es vorher der Fall gewesen war, nämlich 28 Procent gegen 25 Procent im Vorjahre. Arbeitsentlassungen und Lohnherabsctzungen sind also in langsamerem Tempo erfolgt, als die Verminderung des Prod uctionSw ertheS, mit anderen Worten: Dank vcr gedrückten Geschäftslage ist der Antheil der Arbeiter am Product gestiegen." Das ist genau das Gegcntheil dessen, was von focialdemokratischer Seite zu Agitationszwecken behauptet wird. Berlin, 2. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." widerlegt die Behauptung namentlich der baye rischen CentrumSorgane, daß dir Bestrebungen zur Herbeiführung einer ernsteren Consolidirung der Finanz- gebahrung im Reiche und in den Eiiizelstaaten eine un>- tariscke Tendenz babe. Dieselben hatten gar keinen politischen Charakter, seien vielmehr ausschließlich praktisch und finanziell. „Jemehr diese Hauptzweck- Bestimmung durchdringt, um so mehr erleidet der Ein wand, daß daS Beschreiten des in Aussicht genommenen Weges zu einer Verkürzung deS Budget-RechtS deS Reichs tags führe, Einbuße. Es handelt sich nicht um Fie Sreucr- vermchrung, sondern möglichst schonende Beschaffung der zu den bekannten Zwecken erforderlichen Mittel unter gleich zeitiger Besserung der finanziellen Verhältnisse des Reiches und der Einzelstaaten." Gegen dieses wirklich allein erstrebte und gewiß auch erstrebenswerthe Ziel sind bisher ernste Ein wendungen nicht erhoben worden und werden, wie die „Nordd. Allg. Ztg." hofft, auch nicht in Frankfurt erhoben werden. Berlin, 2. August. (Telegramm.) Cardinal LedockowSki begiebt sich sicheren: Vernehmen nach diesen Sommer nach Berlin und Posen. Der Plan zu dieser Reise soll bereit« gefaßt worden sein, bevor Kaiser Wilhelm in Rom anwesend war. Der Cardinal befindet sich augen blicklich in Luzern, von wo aus er nach Deutschland kommen wird. — Nach einem der „Freis. Ztg." zur Verfügung gestellten Privattelegramm auS Riga ist russisckcrseitS vor- ge sch riebe n, daß von den unter deutscher Flagge in russischen Häfen :m- und ausgehenden Schiffen ein Rubel per Last Kronabgabe zu erheben ist, anstatt der bisherigen tO Kopeken. Als Beispiel für die Wirkung dieser Maßregel wird mitgetheilt, daß der in Lübeck zur Abfahrt nach Reval bereit liegende deutsche Dampfer „Marie Luise" wegen dieser Erhöhung der russischen Hafenabgabe sich nicht nach Reval begeben wird, da in Folge der obigen Maßregel die Unkosten nicht herauSzuholen sind. * Hamburg, 1. August. Gouverneur Zimmerer ist, laut „F. 3-", von »amerun hier eingetroffen. Gr verweilt hier einige Tage und reift dann nach Berlin. " Posen, 2. August. (Telegramm.) Wie hier bestimmt verlautet, soll der ReichStagSabgcordncte von KoScielski den ihm anqetragenen Grafentitel abgelehnt haben. (Wir halten die Nachricht bi» auf Weiteres für erfunden. Red.) * Au» Tchlesten, 1. August. Der EentrumSabgeordnete Frank, den der patriotische Wahtverein in Natibor zur Nieder- legung seine« Mandat« veranlassen wollte, erklärt, da» er sein Mandat behalten werde. Herr Frank betont ferner, dah er auch in dritter Lesung gegen die Militairvorlage gestimmt haben würde, wenn er nicht durch seelsorgerische Pflichten an dem Besuche der Reich-tagSsitzllng gehindert worden wäre. An» Thüringen, 1. August. In den thüringischen Staaten sind die Verordnungen, welche die Schonung der nützlichen Vögel regeln, älter al« daS ReichSgesctz vom 22. März 1883, betreffend den Schutz von Vögeln. Diese landcsrechtlichen Bestimmungen sind, soweit sie zum Schutz der Vögel weitergehende Verbote als dies Reichsgesetz ent halten, noch voll in Kraft. Da aber diese Einzelgesetze zahl reiche und wesentliche Verschiedenheiten hinsichtlich der Arten und Gattungen der zu schützenden Vögel, in Bezug auf die Dauer der Schonzeit rc. enthalten und hierdurch bei den viel fach verschlungenen LandeSgrenzen in Thüringen eine Recht<» Unsicherheit auf dem Gebiete de« Vogelschutzes ganz unausbleiblich war, so hat daS weimarische StaatS- ministerium Schritte gethan, um dieses Rechtsgebiet inner halb Thüringens einheitlich zu regeln. Ein von ihm aus gearbeiteter Entwurf einer gemeinsamen Verordnung über den Vogelschutz ist sämmtlichen bethciligten StaatSregierungen .»gegangen und hat allseitig im Princip Billigung gefunden, o daß in nicht allzu ferner Zeit die Verwirklichung des weimarauischen Planes zu erwarten ist. Hoffentlich werden dann auch die preußischen Regierungen in Erfurt und Cassel diesem Vorschlag für die preußisch-thüringischen Gebiete zu- stimmcn, da die in diesen Gebieten geltenden gesetzlichen Be stimmungen auch schon vor Erlaß des Reichsgesetzes in Kraft standen und eiuer Revision bedürfen. * Altenburg, L. August. Am 3. August werden vierzig Jahre seil Uebernahme der Regierung durch Herzog Ernst verflossen sein. Während dieser ganzen langen Zeit hat der Herzog unermüdlich für das Gedeihen des Lande« und der Bevölkerung gewirkt. *x* Weimar, 2. August. Der „Freisinnige Verein für Weimar und Umgebung" hatte in wiederholten grossen Annoncen auf gestern Abend zu einer Versammlung eingeladen. Aus der Tagerordouag standen die Berichterstattung über die letzte Wahl- agitaliou — ein Angesichts der freisinnigen Thaten recht „sauberes" Gapitell —, daS Referat über den Berliner Parteitag und di« Br- fprcchung einer »inzurichtendcn Bezirksorganisation. Der voraus- gesetzte „zahlreiche Besuch" beschränkte sich diesmal, die Vorstands mitglieder eingerechnet, auf 13 Personen! 8io tnuwrt xlona — Luxeoii. * Coburg, 2. August. Der König von Rumänien ist von hier wieder abgereist. * Au» Baben, 1. August. Der „Bad. Beobachter" ent hält eine hübsche Illustration zum Wahlbunde de» demo kratischen Freisinns mit dem Ce nt rum. Es beklagt sich da ein braver Centrumsmann über den unreliaiösen Geist den unsere gebildete Jugend mit den „Classikern" Lessing, Goetheund Schiller einsange. Der „Beobachter" ist der Meinung, daß diese bedauerliche Richtung durch reichliche Lectüre einer „gut coufessioncllen" Literatur ausgeglichen werden muß.Der„Schw.Merk."cmpfiehlt diese Ansichtdem demokratischen Dcutschfreisinn zur Beachtung. Er wird daran zu verdauen haben, wenn cs ihm gelingen sollte, im Bunde mit dem Centrum die Liberalen aus dem Felde zu schlagen, um sich sodann gelegentlich einer ultramontan-conservativcn Mehrheit gegenüber zu sehen. Dann ist es mit den theoretischen Frei- heitSbetbeucrungen zu Ende, und die Praxis deS geistig-poli tischen Rückschritts tritt schonungslos in ihr Recht. Das preußische Bolksschulgesetz dient dabei in lehrreicher Weise zur Warnung. * Heidelberg, 2. August. (Telegramm.) Die Deputation, welche beauftragt war, den Fürsten Bismarck einzu» laden, auf der Rückreise von Kisfingcn nach Heidelberg zu kommen, erhielt von ihm eine ausweichende Antwort. Leipzig, Stuttgart und Köln wären in Folge früherer Zusicherungen in Aussicht genommen. * Dtratzburg i. S., 1. August. An der am 8. August in Frankfurt stattfn.denden Zusammenkuust der Fiaanzminister wird der Chef der reichsländischen Finanzverwaltung, Unter- staatSsccretair v. Schraut, als Vertreter Elsaß-Lothringens thcilnehmen. — Die Nachricht der „Allgem. Ztg", daß in der Privatklage deS Abbs Müller-SimoniS gegen den Polizeipräsidenten Feichter vom hiesigen Schöffen gericht Termin auf den 18. August anberauint worden sei, bestätigt sich nicht. Der Vertreter de« Polizeipräsidenten, Rechtsanwalt Frhr. v. Schottenstein, veröffentlicht in dieser Angelegenheit eine Erklärung, welche jene Mitthcilung als unrichtig bezeichnet. Da die zur Erklärung auf die Privat klage gesetzte Frist noch nicht abaclaufen ist, war der zu ständige Richter noch nicht in der Lage, über die Eröffnung oder Nickteröffnuug des Hauptverfahrens einen Beschluß zu fassen und einen Termin zur Hauptverhandlung anzusetzen. Ebenso wenig sind hiernach von AmtSwegen oder von den Betheiligten irgend welche Zeugcnladungcn erfolgt. Oefterreich'Ungar». * Wien, 1. August. Der Statthalter richtete eine» neuerlichen Erlaß a.n den Gemcinderath, worin er auf dem Rechte beharrt, einen Delegirten zu den Sitzungen zu entsenden, dem es frei bleibt, beliebig das Wor» zu ergreifen. Ara«kretch. * Paris, 2. August. (Telegramm.) Carnot empfing heute Bormitlag den englischen Botschafter Lord Dufferin. — DaS „Journal des DvdatS" meldet von Unruhen in Marokko und fordert die französische Regierung auf, Maß regeln zu ergreifen. Belgien. * Brüssel, 1. August. Die vlämischc Bewegung, die sich gegen da« Franzosenthum richtet, macht in Belgien bedeutende Fortschritte. Schon die Thatsache, daß in diesem Jahre der 11. Juli, der Gedenktag der Scklacht, die vor fünfhundert Jahren dem ersten französischen Einfall in Belgien ein Ende machte, in allen vläinischkn LandcS- tbeilen wie ein Nationalfest begangen wurde, kann al» Be weis für die Kräftigung der nationalen Bewegung gelten. Jetzt bat der in Brügge versammelte westflanvrische Provinzial-Landtag den bezeichnenden Beschluß gefaßt, fortan seine Verhandlungen in vlämischer Sprach« zu führen. Im September wird außerdem in Antwerpen unter dem Vorsitze de» dortigen Bürgermeister« NijSwijk ein vlämischer National-Congreß siattfinden, der ein doppeltes Ziel anstrebt: die Vorbereitung zum bevorstehenden Wahlfeldzng und die Verdrängung des französischen Einflusses auS Belgien. Die französisch Gesinnten, die vor einigen Jahren noch gcringschätzend auf die vlämischc Bewegung
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