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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930322011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893032201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893032201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-22
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
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Vez«gS«PreiS tz, her Hauptexpeditioa oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen obgeholt: vierteljährlich ^l4.bO, bei zweimaliger täglicher Zustellung ta« Haus S öll. Durch dir Post bezogen für Tcalschlaad und Oesterreich: viertel,ädrlich 8.—. Dirrrte tägliche Kreuzdandsendung in- AuSland. monatlich 9.—.. TieMorgen-AnSgabe erscheint täglich'/,? Uhr, die Sbend-AuSgabe Wochentag« 5 Uhr. Nedarlion und Lrpeditioa: JahanneSgaffe 8. Tie Expedition ist Wochentag» ununterbrochen g,öffnet vou früh 8 bt« Abeud» 7 Uhr. . Filialen: Ltt, ltlemm« Lortim. «Alsrr» Hahn). UuiversitätSstraße I, Laut» LSfchr, jlathariaenstr. 14. hart, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. ripMtr TagrblM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) vor den Familiennachrichten (6 gespalten» 40 ^ Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Rptra-Beilage» (gefalzt», nur mit der Morgen - Ausgabe , ob ne Poslbesörderung 60.—, mit Postdesördarung 70.—. Ännalimeschluß für Än)eigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Ubr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtag- früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Spedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. ^147. Amtliche Bekanntmachungen. Mittwoch dcn 22. Mür; 1893. 87. Jahrgang. Lekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 8- 368, 2 de« ReichSstras- güetzduchS wird den Grundstücksbesitzern bez. Garteninhabern hiesiger rial!! bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu vv oder ent- iercchender Haft hiermit aufgegeben, ihre Bäume, Sträucher, Licken rc. während des Monats April dieses Jahre« von den 'Lupen des Aingelspnincrs (Lomdzr Xeuntria) gehörig säubern Md die Raupen sowie deren Diester vertilgen zu lassen. Aleichzeitig geben wir nachstehend unter H eine kurze Be- shreidung der Lebeusweisr und der zweckmäßigsten Vertilgungsart dcr angeführten SchmetterlingSgaltuug. Leipzig, am 17. März 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. L MS. Or. Georgi. Stahl. T Rtngelipinncr (voiadxx >'«utitrl»>. In Schmetterliug legt seine Gier Ende Juli oder Anfang August iit zu 400 Stück beisammen spiralförmig um ein- bis dreijährige Rii-en. Erst ,m nächsten März schlüpfen die Ansangs schwarzen, lang gelbbraun behaarle» Räupchen aus, nähre» sich zuerst vou ttiospen, später von Laub. Ihr« Fraßstellen uberspinnen sie mit ,MM leichten lockeren Gewebe, ohne eia eigeutliche» Nest herzuslellen. kliiiangs trifft man diese Raupen zu mehreren Hunderten gesellig an Lbftböumen, Weißdorn, Rosen, Weißbuchen, Eichen, Rüstern, Pappeln, Birken beisammen, in der Gabelung eines Astes oder ahn- lichen Stellen dicht aneinander gedrängt. Mit dem zunehmenden Lachslhum der Raupen werden diele Gesellschaften kleiner und Heiner, bis sie sich Ende Mai oder Anfang Juni gänzlich auslöjen. Lie srrssen bei Tag und Nacht und wandern von Baum zu Baum, Mim die Nahrung zu mangeln beginnt. Die erwachsene Raupe verwandclt sich im Juni in einem eirunde» gelb durchslüubtcn Ge stirntste zu einer weichen schwarzen Puppe, der im Juli der Faller entschlüpft. Zweckmäßige Vertilgung-weis«: Zerquetschen und Vernichten der Raupen in ihren Schlupfwinkeln, auS denen sie, wen» solche hoch um Baume sich befinden, durch Anschlägen an die Stämme herab, geworfen werden können, im April. Gewölbe-Vermiethung. Die bisher von un« zu Zwecken der AusstcUuug von Aa» »rdrauchsgcgcnftänpc» im Ntcoloipredigerwohnhause, -ticolal- Iirchhoi Nr. 8,4 benutzten Loralttätrn sollen vom 1 Mat d. I -öer von einem späteren Zeitpunkt ab zusammen oder gethrüt gegen halbjährige Kündigung oder auf einige Jahre fest vrrmieihet werden. Mielhgesnche werven auf dem Rathhause, l. Etage, Nr. 8 ent- gegtngenommtll, daselhst wird auch weiter gewünscht« Auskunft mheiir. Leipzig, den 18. März 189S. Lrr Rath der Stadt Leipzig. I» 873. Or. Georgi. Kruinbiegel. Versteigerung. Freitag, den 84. März, BormittagS v Uhr, werden im Postgebäude am AugustuSplatz (Eingang Poslstraße, 3 Tr. links) verschiedene in unbestellbaren Postsendungen enthalten gewesene oder >!> Postwagen ausgeiundene Gegenstände, u. A. Regenschirme, Spazier- We, 2 Taschenuhren, gegen sofortige Bezahlung öffentlich ver weigert. Auch kommen einig« bei Pvstanstalte» ausgemusterte Gegen- iionde, u. A. Kursuhrrn, Ledertaschen, Typen, Elsen- und Messing- steile, mit zum Berkaus. Leipzig, 19. Mürz 1893. Der Ratferliche Obcr-Postvtrector. Walter. W. Bekanntmachung. Sonnabend, den 88. März er. von Vormittags 10 Uhr an soll im Geschasl^ilnmer des Proviantamtes zu Leipzig, Pleißenburg, Tdurmhau» 2. Stock, «ine Partie Roggen- und Weizrntlkie, sowie llelirmetzl öffentlich an den Meistbietenden gegen sosortlge Baar- zahlung versteigert werden. Leipzig, am 18. März 1893. Königliches Provtant-Amt. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Freitag, den 24. März, und Sonnabend, dcn 25. März, werden in der Fortbildungsschule für Mädchen (Thomaskirchhof 24) von 10—12 und von 2—5 Uhr die Metdlichrn Handarbeiten, Sie Zeichnungen und »te Arbette« der «tndergarten- Adtheiluug ausgestellt sein. Zur Beslchtsgung dieser Ausstellung ladet ergebenst «in Leipzig, den 20. März 1893. Dir. C. Reimer. Sparrasse Lieberlwolkwitz. Hiermit bringen wir zur öffentlichen Kcnntutß, daß der wegen des 2. OsterseiertaaS ausfallende Erpeditronstag Tags darauf Dienstag den 4. April d. A. abgehaltr» wird. anlassen, von ihrem Nkanne bestochene Teputirte der Rechten namhaft zu mache», und der Cciiscil-Präsideiik Nibol kviuile ohne große Mühe trn Republikanern und den Radi kalen begreiflich machen, daß auch dieser bedauerliche Zwischen fall von den coalirtcn Freunden der Republik aufgcbauscht werde, um eine Spaltung unter den Republikanern bcrbei zusübren, dadurch eine in diesem Augenblicke doppelt gefähr liche KrisiS dervorzurusen und auf tiefe Weise im Lande eine Agitation gegen die Republik zu Stanke zu bringen. Ver gebens versuchte Herr (5avaignac, wenigstens einen Theil seiner bisherigen republikanischen Gesinnungsgenossen für die Eoalition gegen daS Ministerium zu gewinnen, die Republi kaner und oer größte Tbeit der Radikalen sckaarlcn sich um das Cadinel, und da» von der Regierung verlangte Vertrauensvotum wurde mit 288 gegen 2l4 Stimmen angenommen. Ani anderen Tage fand im Senate ebenfalls eine Interpellation über den Zwischenfall Colin statt, welche gleichfalls zu einem Vertrauensvotum für die Regierung führte, nachdem der Senator Loubel, der zur Zeit der Zusammenkunft des DirectorS Eoinoury mit Frau Cottu Miuister des Inner» war, in ebenso energischer Weise, wie TagS vorher der Justiz- minister Bourgeois vor de»! Schwurgerichte und in derDcpu- tirlenkanimer. jede Verantwortlichkeit für den übrigens nicht erwiesenen „llcdereiser" teS Herrn Somcury abgelchnt, und der Conseil-Präsident dcnScnaloren die Erklärungen wiederholt haue, welche sich den Tcpulirten gegenüber so vollständig bewährt Hallen. Ein besonderes Interesse bot in dieser Senatsdebatte die Intervention keS ehemaligen, von den Feinden der Republik so sehr gefürchteten Ministers teS Innern ConstauS, welcher die Gelegenheit benutzte, um der Legende von der Liste mit tot Namen durch Lie Panama-Geselljchasl bestochener Deputaten ein Ende zu machen, eine Liste, welche Herr Gonstans s. Z. dem Präsidenten Carnet überreicht haben sollte. Der Senator von Bordeaux Tiarieux machie den Versuch, >m Senate das von Herrn Cavaignac in der Kammer getriebene Spiel zu wiederholen, was aber voll ständig mißlang, da die Republikaner des Senates wie Ein Mann für Las Ministerium stimmten, so daß die Annahme des Vertrauensvotums mit 206 gegen 54 Stimmen erfolgte. Man hätte nun meinen solle», die Hetzer würden sich nach diesen Siegen der Regierung wenigstens einige Tage ruhig verbalten und sich mit den Verhandlungen vor dem Schwurgericht begnügen, d,e täglich neuen Stoff zu »eucui »latsch lieferten, aber schon am Tonne,-lag Morgen brachte» die Hauplheyhlälter „Figaro", GauloiS", „Libre Parole" neue Enthüllungen über angebliche Polizei-Manöver der Regie rung in der Panaina-Aiigelegenheit, die nur zu sehr geeignet waren, die Minister und namentlich Herrn Ribot zu coni- In der von dem „GauloiS" veröffentlichten Lteberttoolkwitz, om 17. März 1893. Di« vermalt««,. Dyck. Äus Frankreich. Paris, IS. März. ES liegt wiederum eine ereignißvolle Woche hinter uns. Tie Aussage der Frau Cottu vor dem Schwurgerichte bat am Montag zu einer aufregenden Kammer-Debatte Ver- promittirrn. „Enthüllung" wurde erzählt, der Eonseil-Präsident habe sich zu Beginn des ProcesseS vor dem Pariser Appellhofe gegen Lesseps und Genossen an den Milangcllagtcn Evltu durch dessen Lerlbeidigcr gewendet, um denselben dringend zu bitten, in der gerichtlichen Verhandlung den Namcn teS famosen Zk., der mit 500 000 FrcS auf der Liste Reinach sigurirt und dcn seine Frau in ihrem Talon genannt habe, nicht zu wiederholen; eS sei daS eine patriotische Pflicht, für deren Erfüllung er sich ihm dankbar erweisen werde. AuS dieser Mitlheilung dcS „GauloiS" mußte geschlossen werden, daß Herr Ribot die geheiniiiißvolle Persönlichkeit kennt, welche auf der von Andrieux colportirten Liste als X. aufgesührt wird, was Herrn Ribot begreiflicherweise in Aufregung versetzte, da längst daS Gerücht verbreitet war, Nieinand anders als der vielgenannte Botschafter einer mit Frankreich alliirten Macht sei mit dem gebeimnißvollen !. identisch. Da nun überdies Herr Ribot sich thalsächlich an dcn Slabträger der Pariser Advccatcn Tu Buil gewendet und ihn ge beten hatte, den Vertheidiger Cvttu'S, Herrn Martini, zur DiScretion zu ermahnen, mußte der Conseilpräsidenl annekmen, daß die Enthüllung des „GauloiS" durch eine Indiskretion des betreffenden Advocalen veranlaßt sei, und deshalb auch befürchten, daß der Name der diplomatischen Persönlichkeit wiederum ge nannt werden könne. Dadurch erklärt cS sich, daß der Eonseil präsident eS für angemessen erachtet hat, jeder weiteren In- diScretion zuvorzukommcn und selbst die Angelegenheit in der Kammer zur Sprache zu bringen. Zu Beginn der Sitzung am DonnerSlag ergriff Herr Ribot das Wort zu folgender Erklärung. Es sei nicht seine Gewohnheit, auf ZeilungS angriffe zu antworten. Aber der „GauloiS" bade einen Artikel veröffentlicht, dem er näher treten müsse. In demselben werte behauptet, er habe durch einen Geheimpolizisten erfahren, FrauCottu habe in ihrem Salon dcn Namen des famosen, mit 500 000 Fr. bestochenen L. genannt, dcn Andrieux nicht nennen wolle. Darauf habe er Herrn Eotlu bitten lasten, den Namen geheim zu Hallen; er werde ihm für sein Schweigen erkenntlich sein. Der wirkliche Tbalbestand sei der folgende: Er habe eine- Tages erfahren, cS gehe daS Gerücht, der L. te« Herrn Andrieux sei der Botschafter einer befreunde ten Macht. DaS sei eine infame Verleumdung, und da man hinzugefügt habe, der Name werde in den damals gerade begonnenen Verhandlungen vor dem Pariser Appellbofe gegen LeffepS, Cottu und Fontane genannt werden, habe er sich an ven jede Antwort auf die Fragen dcS Herrn BarreS, zumal die „Libre Parole" ein Blatt sei. mit dem man siä> nicht befassen könne, und bitte die Kammer, die dcanlragte Inter pellation nicht zuznlassen. Die Kammer entsprach diesem Verlangen mit großer Majorität. Die Hctzpresse bat darauf Herrn Ribot aus das Hesligsle angegrisfcn, indem sie be hauptete, der Eenseil-Präsidenl habe durchaus unnötbig diesen „GauloiS" Artikel auf die Tribüne gebracht und durch die daran geknüpften Bemerkungen erst recht verursacht, daß der Name teS desreundeten Botschafters aus- Neue anläßlich dcS Panama - SeandalcS genannt werde. Und gleich zeitig hat der Vorsitzende der AnwallSkammer (I.v bä- temuicr >is I'orckro llo8 uvocalz), Herr Du Buil, einen böchst impertinenlcn Brief an den Eonscil-Präsidenlen gerichtet und veröffentlicht, worin er die von demselben auf der Tribüne der Kammer gegen die Pariser Arvocatcn gerich teten Angriffe zurückweisl unk dem Minister mit aller Ent schiedenheit bedeutet, daß er nicht länger gewillt sei, sich solche durchaus unberechtigte und unbegründcle Anzapfungen gesallen zu lassen. Herr Du Buil bat diesen seltsamen Brief in der ersten Aufregung geschrieben, ohne, wie es seine Pflicht gewesen wäre, wenn er den Abvocatcnstanv durch ten Minister bcleirigt erachtete, zuvor die Mitglieder des Vorstandes (cuusoil llo I'uickie) zu Raihc zu ziehe». Der Minister könnte nun sehr wobt da» Schreiben des Herrn Du Buit dem in solche» Fällen competente» ersten Senate de« Pariser AppellboseS behufs Einleitung einer DiSciplinar- Untersnchnng »iilcrbreitc», soll aber vorziehcn, daS Schreibe» mit stillschweigender Mißachtung z» beantworten, was gewiß zu billigen wäre, wenn nicht befürchtet werden müßte, daß tie Advocalen in ihrer Ueberhcbung daS Verfahren des Ministers dahin auSlegen werden, er habe Angst, mit ihnen anzubinden Inzwischen nähert sich der BrstechungSproccß seinem Enke. Wahrscheinlich wird in der nächsten Nacht das Uriheil gefällt werten. Di» Reden der Vertheidiger haben nicht den Erwartungen des PublicumS entsprochen und eigentlich wenig Interesse erregt. Die Herren Vertheidiger haben dagegen wesentlich dazu beigetragen, daß der Proceß immer mehr einen politischen Ebarakter angenommr» hat und zu einer Art Kriegs-Maschine gegen die republi kanische Regierung geworden ist. Als Antwort ans diese nnbesugtcn Eingriffe der Pariser Advoeatc» ist sofort in der Deputirtenkammer der schon mchrsach vcntilirte Antrag eiii- gebracht worden, die gegenwärtige Organisation des Advv catenstandeS atS veraltet einer Reform zu unterziehe», daS Monopol desselben auszuhebc» und die Sicherheit der AuS Übung tcö Advoeatc»-Geschäftes zu proclamiren. Jeder Franzose, der daS Diplom eines Liecntialen der Rechte erworben hat, soll befugt sein, vor allen Gerichten des Landes als Rechtsanwalt zu sungircii. Da sich unter den 570 Deputirteu nicht weniger als N5 Advocalen befinde», dürfte doch wohl wenig Aussicht vorhanden sein, daß eine solche Reform zur Annahme gelangt. WaS nun die Frau Eottn anbelrifft, welche zuerst als eine „Heldin", als eine „wahre Französin" geseiert wurde, weil sie sich geweigert habe, die Denuncianlin zn spielen und weil sic dcn Mulh hatte, vor dem Schwurgericht dem Gcneraldirectvr der öffentlichen Sicherheit ein De inenti zu geben, so hat dieselbe e« für bester erachtet, sich den Ovationen ihrer Verehrer zu entziehen und ihren Gatten im Auslande auszusuchen, der anscheinend nicht die Absicht bat, zur Verbüßung der zweijährigen I aH"Hr" den^ Sroßl'cirieb Gesängnißslrase, wozu er als Ae minisliator der Panama-z mit einem iaiidniirlhscha Wozu canal - Gesellschaft verurtbeiit worden ist, nach Frankreich zurückzulehren. Herr Eotlu war gegen eine Eaution von 20 000 FrcS. provisorisch in Freiheit gesetzt worden, als er in dcn BestechungSproccß mit verwickelt winde; wenn er nicht zurücktchrt, verfällt natürlich die Eatiricn. Eine solche Verurtheilung wegen Betruges verjährt hier nach 5 Iabrcn, welche also die Familie Eolln im Auslande zubringen müßte. Ucbrigens bat Frau Evltu viel von «drein Nimbus dadurch cingcdüßl, daß sie überführt worben ist, mit dem Agenten Goliard, nachdem sie denselben angeblich in die Falle gelockt und zu dem Dircctor der öffentlichen Sicherheit ge bracht batte, noch weitere Beziehungen unterbauen und sogar mit demselben ihre Aussage vor dem Schwurgerichte verein bart zu haben. Auch der durchaus uninotivirte Besuch, den iHrau Eotlu einige Tage nach der Scene mit dem Herrn Soinoury dem Polizci-Präfecten Lozö abgcstatlet hat, mußte die Dame in ein eigcnlhümlichcS Licht stellen; man Kat denn auch wobl nickt mit Unrecht angenommen, Fra» Cott» habe sich zu dem Präfecten schicken lassen in der Hoffnung, derselbe werde ibr »och »nuinwundener, wie eS Herr Soinoury getban batte, dcn Vorschlag machen, sie möge ikren Gallen dazu bewegen, die durch seine Vermittelung bestochenen Tcpulirten der Rechten zu verrathen, was dan» gleichzeitig mit der Affaire Soinoury gegen dir Regierung auSgebeutel werden sollte. Die Nachricht von dem plötzlichen Tode dcS SenatS- Präsibenic» IuleS Fcrry bat selbstverständlich nicht allein in den politischen Kreisen, sondern ganz allgemein große Sensation erregt. DaS Verschwinden dieses Manne- von dem politischen Schauplatze muß in der Thal als ein Ereigniß von anlassung gegeben, deren Ergebniß ein neuer parlamentarischer I Vorsitzenden der AnwallSkammer gewandt und denselben ersucht, > großer politischer Tragweite, als ein Unglück für d,e fran-1 ^1 Sieg des Ministerium- gewesen ist. Die Interpellanten I den Vertbeidiger Cottu'S von einer solchen Indiskretion zu-1 ziZsjschc Republik betrachtet werden. Ueber die Bedeutung I vory waren Mitglieder sämmtlichcr, der Regierung feindlichen I rückzubalten. Dieser Vorgang, der hätte geheim bleiben I tzerry'S in Bezug auf die äußere und innere Politik Frank-1 da» siractionen, und sogar der Ebes der Gruppe des linken EentrumS. Cavaignac, hatte sich mit den Boulangfften ver eint, um daS Ministerium einer Infamie zu beschuldigen und durch eine Eoalition der Rechten, der Eonstitutionellen und de« linken EentrumS mit den Ultraradicalen, den Boulanzisten und den revolutionairen Socialisten «ine KrisiS zu Staube zu bringen ÜS hatte einen Augenblick dcn Anschein, als ob e« dieser Eoalition gelingen würde, die Majorität für ein Mißtrauens rotum zu gewinnen, da die Angaben der Frau Cottu über die ihr von dem Generaldirektor der öffentlichen Sicherheit Soinoury angeblich gemachten Anträge eine allgemeine Ent rüstung bervorgerufen hatten. Ader der Iustizminister Bourgeois, der seine Entlassung gegeben hatte, um als Privatmann vor dem Schwurgerichte au-sagen zu können, versicherte aus da« Energischste, daß weder der Eoasril-Prästdent, noch der Iustizminister, noch der Minister de« Innern den Director Soinoury ermächtigt hätte«, di« Kr«u Eotlu durch Versprechungen zu ver- niüssen, sei also dem „GauloiS" mitgetbeilt und von dem Blatte in entstellter Form veröffentlicht worden. Es seien VaS abscheuliche Umtriebe. Auch ee habe die Ehre, veni > Arvvcatenstante anzugekören. aber er staune über solche Vor gänge, da zu seiner Zeit andere Sitten, andere Gewobnbeiten unter den Pariser Advocalen geherrscht hätten. Er wolle I weder Herrn Du Buit, noch Herrn Martini, die er kenne und hochachle, anklagen, aber er müsse dock die Hoffnung auS- drücken, daß der Vorstand der AnwallSkammer Lie uöthigen Maßregeln ergreifen werde, um die Würde des Standes zu I wahren. Diese spontane Erklärung teS Eonseil-Präsidenten, welche! große Sensation erregte, veranlaßte den Boulangfften Barre«, eine Interpellation Uber ten Artikel dcS „GauloiS" und über dir gleichzeitigen Enthüllungen de« „Figaro" und der „Libre j Parole" einzubringen, damit man erfahre, wie sich der Eonseil- Präsivenl ru diesen da- Ministerium arg compromittirenden! > Artikeln stellen wolle. Herr Ribot erwiderte, er verweigere! reich« bade ich erst kürzlich anläßlich seiner Wabl zum Senat« Präsidenten berichtet. Plan darf nur nicht in der Hciniath glauben, daß Iule« Fcrry ein Freund Deutschlands ge wesen sei und daß er. wenn er im nächsten Iabre Präsident der Republik grworven wäre, sich bemüht haben würde, eine Bcr söhnung mit Deutschland anzubahncn. Herr IuleS Fcrry war, wie ausnahmslos alle Franzosen, ein „Patriot", d. h. er war der Ansicht, daß um jcve» Preis Elsaß-Lothringen zurückerobert werden müsse. Er war nur der Ansicht, daß eS nicht nöthig oder sogar schädlich sei, ausschließlich die Revanche zur Basi« der französischen Politik zu machen. Deutsches Reich. " Berlin, 20. März. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung de» vorn Verein sttr Sociolpoltttk verunstalteten Songresie«. welcher Nachmittags auch der Ftnanzmtnlsier l)r. M tq u »l beiwohnt«, muht» der Vrrtchr d«S Greffen Kon ttz über dt« „ländliche Arbeiterfrage vom praktischen Standpuncte auS" unterbleiben, weil der Referent in den Reichstag abberusen wurde. Privatdoceut Or. Weber svan» tn seinem Bericht über die Enquete bie Dur- leguugen de« Pros. Knapp weiter auS und bezeichnete die Maschinen und den Rübenbau als die beiden TeSorganisationen, welche in Lstdeulschlaiid aus den Großgrundbesitz zersetzend wirken Er bctrachleie die ländliche Arbeilcrsrage unter dem Staud- puiicte der Staatsraijon; eS handele sich nicht darum, wie den östlichen Großgrundbesitzern Arbeitskräfte zu beschaffen seien. Da eS unseren Arbeilern nicht möglich sei, mit den polnische» z» concurriren, so stellte der Referent als erste Forderung den absoluten Ausschluß der polnischen Arbeiter aus dem deutsche» Oste». Eine zweite Frage sei, ob man den in ländischen Arbeiter seslhalte» könne, eventuell vermöge einer Be schränkung der Freizügigkeit durch Erhebnng von Einzugs- gclderii von Seilen der Stabte. Ter Redner hielt eine derartige Beschränkung nicht für angängig und begründete dann kurz die Frage» der Gestiidcordnung und der Schiedsgerichte, um auch seiner seits ans die innere Evionisatio» näher einzugehen. Was den Arbcilermangei betreffe, so sei derselbe aus Ven größere» Gütern des Ostens, »anientlich in Pommer», kaum vorhanden, welche aus benachbarten Baurrndörscrn »raste gewinne», im klebrigen plaidirle der Referent behuis Gewinnung von Arbeitern für eine Umgesialtliiig des Arbeilöverdallnisse» mil Hilfe deS »leinbetricbes, für eine ParceUenvachl mit Auserlkgnng von ArbeitsverpsUchtlingeii. Er schloß mil den Worten, daß der Staat mit der inneren Evlviissation zur rechien Zeit eingegrissen habe. Hiernach erstattete Pros. Fa bl deck einen aussührlichen Bericht über Entstehung und Entwickelung der Laiibarbeilersrage in Schwede». Or. Ouarck (Frankfurt a. M > be mängelte die vom Berel» für Socialpolitik über die ländlichen Arbeilerverdälliiissr angestcllte EnqnSle. Z» tadeln sei eS, daß man nicht wenigstens oste» gelugt, daß man nur Unternehmer gefragt habe. Auch die Bearbeitung der Enqnble könne er nicht billigen, da sie die Unlernebmerausklliifte allzu deutlich an der Stirn tragen. Es seien wobt einige Arbeilsverlrage in den Enqusten abgedruckt, der betreffende Berichterstatter habe jedoch die Arbeit-Verträge, vielleicht drei Stunde» weiter, di» eine» wesenliichen onderen Wort laut habe», nicht berücksichtigt. Es werde bedauert, daß die Geiindeordnung kein» einheitliche sei; man traue sich ober nicht, der Gesindeordnung selbst zu Leibe zn gehen. Im Weiteren fehle in der Enqnöte die Ernährungsweise der ländlichen Arbeiter Professor Or. Schmollen kabe heute früh in objektivster Weise über die Socialdemokratie gesvroche»; in den Nussührungen der Enqnöte werden jedoch Schimpfwörter gegen die Socialdemokratie angewendet, wie man sie kaum in den ärgste» Hetzblättern finde. Or. »ärger komme auf Grund der Enquste zu de,» Schluß: eine ländliche Arbeiterfrage gebe eS nur vom Unlernrhinerslandpunctc, während Or. Weber zu dem entgegengesetzten Schlüsse komme. Diese verschiedenen Schlußfolgerungen spreche» laut ye»ug siir die Mangel haftigkeit der Enguöle, aus Grund deren keinerlei Maßnahmen getrosten werden könne». Or. Kärger verlheidigtc die Enquöie gegenüber de» AngriffendesBorredners »nd leitete aus den aiigksielllenErinillelilngkn die Folgerung ab, daß eine ländliche Arbeitenrage im Wesenllieli . nur vom Standpunkt des Arbeitgebers vorhanden sei. Als Miü l der Lösung einpsiedlt er die llebertroguiig der Hkuerling».Ver fassung nach dem Osten; diese Emsühriing würde allerdings Jahr zehnte erfordern. Auch Or. »ärger ist der Meinung, daß ein Verbot der Zulassung polnischer Arbeltrr in Aussicht z» nehmen sei. Abg. Soinbart halt e» nnch seinen Ernährungen für richtig, daß man sich bei der Enquste nur an die Arbeitgeber gewandt habe, weil die Arbeiter im Allgemeine» bei ihrem Mißtrauen kaum di» Wahrheit gesagt hätten, dagegen wäre cs gut gewesen, die Aerzte ans dem Lande zu befragen, Tie Elnsndrung de« Heuerllngs- Wesens aus den Rittergütern wäre bedenklich, weil nach un'cren gesetzlichen Verhältnisse» die Pächter communal und social iiiGi ver- trete» sei» würden. Ta» Bestreben der Lenke sei daraus geri ein Eigeiithnm zu erwerben. Lanbraih v. Wertber-Hnür 'ndrie auS, daß dir ländlichen Arbeilcrverhältniste in der Provinz Sachsen, wenigstens vom Slandpunct der Arbeitgebrr ans. die schlechtesten wären, und zwar schwieriger für den »l.-mbeiricb Ta- Heuerlings - We-en sei nicht laiidwirtlffchaftllcheil Betrieb vereluba.. Erstrebt werden müsse eine gesetzliche Regelung de» lülidlicheii Arbcitsvertragcs. Der verband sächsischer Arier,;Ler habe »inen Enlwurs ausgearbeitet, der dcn gesetzgebenden llbiverichaiicii überreicht werde» soll. Dari» sollen die beiden Evii'iv.lieiile» gleich gestellt, aber auch in der Erfüllung der Pslichicü lehaiidclt, und die Arbeiter nicht aus einfachen Geldlohn gekiclü, sondern mit einer Quote am Geivinn betheiligt werde». Tani'! will man die Vorlhcile de« Heucrlingsweicn erreichen und die i. 'llisivn der In teressen vermeiden Geheimraih Eo » rad - Hol.,- erliärt, das; die Lage der ländlichen Arbeiter sich außerordei IliG verbessert und die Einsübruiig der Maschinen keincöweg» dcstructiv ge wirkt habe; der Großgrundbesitzer sei »ne nicht mrbr in der Lage, so viele kläiligr Lenlc zu beschä m;»,> wie früher. Ferner ging er auf die Sachsengüngerc, em »nd betonte, daß die Verschiebung zu Gunsten der Polen gerade in de» Bauerngütern geschehe, wo immer die besten deiiisthen Arbeiter sich durch Auswanderung vermindern. Or. Schön lank versicherte, das; er von seinen, (socialtemvkralischenl Slaiidvinie: uler die Ergebnisse der Enquöle ganz befriedigt sei, und trat damr ein, hast die länd liche» Arbeiter ans denselben Boden gestrll! wurden wie die ge- werbliche». Geh, Lber-Regierungsrath I'i. Thiel (Berlin) führte aus, daß zwischen bcn Industrie- und den Landarbeitern doch ein derartiger Unterschied besiehe, Last nicht dieselbe» Bestimmungen an- geivendet werden könnten. Ter Landarbeiler, der viellach die Mög- liitikeii habe, selbst Unternehmer zu wrrben, sri dem Arbeitgeber nicht derartig bedingungslos preiSgegebe» wie der Industriearbeiter. Ti« Gesindeordnung könnte wohl resormirt werden: siir jugendliche landwirlhichostliche Arbeiter sei ein gewisses patriarchalisches Ver- hälliiiß erforderlich. Er sei wohl für die innere Colo »iiation, meine aber, diese müsse so eingerichtet sein, daß sie nicht Zwcrg- wirthschaften schasse, wie sie zum givsten Schade» der Besitzer vielfach im Süden und Westen Teullchlands bestelle». Außerdem Halle er eS im Interesse der landwirlhichastlicheii Eill inien für erforderlich, daß die Wanderung der ländlichen Arbeilcr beschränkt werde, damit dort, wo die intensivste Landwirtbichasl vorhanden, auch die besten Brbeitslräste vorhanden seien. Es sei um so notdwendiger, da die Landarbeit sich nur aus eine gewisse Periode beschranke. — Es sprachen »och Gencralsecrctair Buek (Berlin!, Cecrctair Or. Suchsland (Halle a 5.) und Or. Quarck Frankfurt a, M,). — Geh. Rcgierungsralh Professor Or. Adolf Wagner (Berlin) wandte sich unter großem Beifall der Versamm- lung gegen die Einführung chinesischer Arbeiter. Er stehe voll- ständig aus dem Standpuncte des Or. Weber, daß nur die StaatS- raison bei Benrtheilung dieser Frage maßgebend sein könne. — Stach einem Schlußbericht des Prsvatöocenten Or, Weber (Berlin) wurde die Besprechung aus Dienstag vertagt. » Berlin, 21 März. In der Besorgnis), die Vorschläge de« Herrn von Bennigsen zur Militairvorlage könnten als Grundlage von der Regierung sriibcr oder später an genommen werten, schreckt die „Kreuzzeitung" nicht da vor zurück, ziemlich unverdlümk einen VerfassungSconflict zu empschlen. DaS bochconscrvative Blatt schreibt nämlich: „Was aber dann, wenn der neue Reichstag noch oppositio- netter als der jetzige- Ohnehin, so rechnet man weiter, würden die verbündeten Regterunaen ein« Schwächung der „Mittet» vartrien" sehr ungern sehen; eS sek doch auch immer schon
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