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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187904209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-04
- Tag 1879-04-20
-
Monat
1879-04
-
Jahr
1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1879
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Dritte Srilagr jim- LeipMr Tagedktt M Auzrtzn. >»« II«. Sormtag den 20. April IK79. 73. Iahrgtmq. «irr I«, »«e ee» >e z« reipsi- — , i« vrkunSeutuche »er Stadt Lhemni»; U,I " 2. ^4>. In Lachsen gab es bei Beginn der Resor- nianon vier Franciskanerklöstcr. Die Chemnitzer Uranciskaner wollten sich in die Säcularifirung gar nickt gern fügen. Lie beschweren sich in einer Ein öde an den Landesherrn, «1s. Chemnitz, 22. März >540, über die ihnen durch die Visitatoren wider fahrene Behandlung und bitten, sic und ihre Brüder zu Annabcrg, Leipzig und Salza im Besitze ihrer Suter zu belassen oder bei ihrem Abzüge aus Sachsen das Mttnehmen ihrer Habe zu gestatten. Mindestens erbitten sie sich einen Zengnißbrief über die Gründe ihrer Beitreibung. In jenen biederen alten Zeiten wurde es mit der Cbe und dem Cheversprecben sehr ernst genommen. D« Einwilligung der Herren Eltern war durchaus nelhwendig. Das Gemeinwesen wachte über Ein haltung dieser Bedingung mit herber Strenge. Das autonome Statut unserer Stadt Leipzig von »»»o 13VI setzt schwere Vermögens- und sogar Lebensstrasen aus die Nichtbeachtung dieser Borschrist. Cbemnitz folgte mit seiner ,LLillkür" (Statut) fünfzig Jahre später. Tie 81. Urkunde ist die Chemnitzer „Willkür" über ..die Gerade", weibliches Gerächt (bewegliche Sachen aus dem Nachlasse von Ehegatten) und über heim —^ lichc Berlobungen (aus der Zeit zwischen 3t. Juli IIU 1410 und 31. August 1411). lieber den Heimsall der u V, Gerade solle dieselbe Willkür gelten, wie mLeipzig. — Tie angeführte Leipziger Willkür ist dem Heraus qrber nicht bekannt. Das heimliche Verlobe» war streng verpönt. Die betreffende Jungfrau, welche sich ohne Willen und Wissen der Eltern und nächsten Verwandten verlobte, verlor ihr Erbthcil. Noch übler erging es dem Herrn Verlobten, der sein Wort brach. Wehe ihm! War der Verlobte ein „intomeling" (ein fremder), so „verlor er den Hals", war er ein Einheimischer, so ward er aus „100 Jahre und Jahr und Tag" (!) der Stadt verwiesen. Heutzutage haben Manche vor der Verlobung den Hops verloren. Um 1440 wendet sich Chemnitz mit Klagen über Beeinträchtigung der Bleiche md des Garnkaufs an die Schwesterstädte Mittweida, Leisnig, Colditz, Noch itz und Grimma und erlmlt von denselben Antworten. Die letztgenannte Stadt bezieht sich in ihrer Rück äusicrung auch aus Leipzigs Privilegien. Gegen das Jahr 1457 wird vom Chemnitzer Nath >eim Leipziger Schöffengericht ein Spruch ein geholt betreffs der Mart lzollireibeit der zum Uaunban verpflichteten Dörfer. Es war !»»„> 70 desselben Jahrhunderts, als die Chemnitzer Tuchmacher ihre Noch batten, die ihnen verliehenen Privilegien aufrecht zu erhalten gegenüber den Beschwerden, welche die Handwerker und die Ge meinde gegen sie beim Narbe erhoben. Sie beantwor ten diese Beschwerden durch eine Eingabe an den Vtarschall Hugold von Schleinit; und berufen sich darin auf das Beispiel des Leipziger NathS, der ßaurb Tuchmacher und Färber herangezogen und mit Bonheilen und PergünsUgungen ausgestattet habe, um das Handwerk zu fördern und empor zu bringen. Der Overmarschall bat denn auch ein Einsehen und bittet in einem noch vorhandenen eigenhändigen Schreiben, <l<1. Gosiberg, v. Juni 1470, die Landes Herren, den Rath zu Chemnitz zur Beobachtung der ?on ihnen cingesükrtei'. Tuchmacherordnung anzubal len. Die Landesherren resolvirten in diesem Sinne Ter Chemnitzer Rath erscheint neben den Nälbcn von Zwickau und Leipzig als Selbstscbuldiier für , - , i rlne Summe von 23,000 rheinischen Gulden. welche »lursürst Ernst und Herzog Albrecbt von Matthias Zligk von Lasan und seinem Vetter Wenzel zu Weiß- !>rchcn geliehen batten. Eine von den beiden Fürsten ovILVU Aiusaeftcllle Urkunde, ->>i. Dresden 8. März 1471, ball sie Bürgen schadlos.' Ter Leipziger Nath erhalt vom Chemnitzer Nath anterm 10. März 1470 das Gelöbnis!, das; Letzterer die »Zinsen von mehreren ans Beiekl der Fürsten möge knommencn Kapitalien von den landesherrlichen IJahresrenten an Elfteren entrichten wollen. 1 Wie oben der Tuchmacher, so nehmen sich die Landes Herren auck der Leineweber an, erklären, >l.t. 10. Fe ruar 1477, deren Zunft für ehrlich und den andern stuften gleichstehend und erlassen Anordnungen über den Garnhandcl. Tiefer Fürstenbrief für die Cbem nitzer Leineweber wird zugleich den Näthen und . Vögten zu Leip zig, Pegau, Borna, Zwickau, Oschatz »etOes«>1e Mtltenburg, Dresden, Gronenkain, Pirna, Freiberg. Schlitz, Geitbain, Miltweioa, dem Vogt von Meissen und von Schellenberg bekannt gegeben. Die Leipziger Elle war das gesetzliche Maß der Wersenlänge. Viele Leute vom Lande pflegten aber us kürzeren Weifen bergerichletes Garn zu verkaufen Dagegen verwahren sich die Landesherren in einem Schreiben vom Juni desselben Jahres an ihre Mutter und ersuchen dieselbe, in den Städten rbres Witttbums Grimma, Leisnig, Colditz, Leipzig :c. für die Beobach ung der landesherrlichen Verfügung über die Wessen I) UV äuge Sorge tragen zu wollen. I», IR» Mitte Mai 1484, auf der Leipziger Messe, wurde auf die Klage des Bäckerhandwerks gegen den Nath von Cbemnitz wegen des freien Marktes eine neue Bäckerordnung von den landesherrlichen Rathen erlassen und publicirt. Nicht blos die Leipziger Schöppen kommen, wie be reits angeführt, als angerufene Necbtsinstanz in dem Lbemnitzer Urkundenwerke vor, auch der Ordinarius md die anderen Doctoren der Leipziger Juristen acultät haben ihr Wort mitzusprecbcn in einem Vwcesse zwischen den Burggrafen Hugo. Eustachius md Alexander von Leisnig und dem Abt von Cbem nitz wegen der Zinsen, Leben und Gerichte zu Klein- dursdorf, Eteinpleis und Mülilark. Das Urtel über >ie Gerichtigkeiten an den drei Dörfern fällten Herzog Seorg und Bischof Thilo. Die Leipziger Rechts tz-TTUHl«. tklebrten fügten ihre Bestätigung bei: „Occkin!,,-!»!, . md ander «lnetnre» der juristenfacultet in der Höchen M I ckmle rcw Levpczk bekennen, das das Urteil aus dem )andel demrecbten gemesi begriffen, evns idernn besser vornehmen vorbehalden." Die Leipziger Schöffen werden von ihrem ürstcn Ernst ersucht, einen Ausspruch zu tbun in chen des Chemnitzer Abtes Caspar einerseits und ! Paul Jacoff andererseits. Die Schöffen erwähnen, ß die Sache bereits vor ihnen gewesen sei und sie reits nach sächsischem Rechte erkannt hätten. Der dt habe sich an das sächsische Reckt als Prälat nickt ln eeütvv kruA- iolligs er vor» m St,e» rosess»,«, »euese»» Bemerke» h »,« «,» rikpretse» »rde« ««d en Herren »de 17. - e»-«cke. - 2»tza«nes- - ,»8»r»p«- tüvüo««, — tkvüo", — in G»dl»S n zwenket« bt und nach che 21». US Iulm and hält fit pfohlrn. rS gebunden erachtet und nach geistlichem Neckte abge- urtheilt sein wollen. Ihr Spruch sei nach wie vor der. der Abt habe selber zu erscheinen und seine An- prücbe oder sein Zengniß, und zwar vor seinem geistlichen O berherrn, dem Bischöfe, zu beschwören oder einen Bevollmächtigten zu schicken und diesen für sich cbwören zu lassen. Seine bisherigen Beweismittel, sie zwei Männer, die er vorgebracbt, verfingen mit Nickten. Auch Cbemnitz batte seine Schössen. Wo diese nickt recht eins werden konnten» wandten sie sich an die Leipziger Amtsgenossen. So erbitten sie fick in des fünfzehnten Jahrhunderts zweiter Halbscbeid, etwa um 1472 81, einen Spruch von dem Leipziger Scköppen- Stuhle in Sacken Bartol Sussrieds gegen den an ästigen Bürger Hans Börnchen, die Gerade (weib liches Erbe) der Stieftochter des Letzten» und Frau des Erster» betreffend. Wir wissen nicht, was unsere Mitbürger vor vier hundert Jahren in der an sie gebrachten Chemnitzer Sacke für Reckt erkannten.- Wohl aber liegt aus wrselben Zeit ein Urtheilssprucd der LeipzigerScköppen über die Gerade (mütterliches Erbe) der 4 Frau des Jacob Kolbe, Tochter des Leonbard Podemer vor. Tie Leipziger Schöppen erklären für Neckt, daß der Wittwer keine Ansprüche an Letztere habe, sondern daß die Gerade aus seiner Frau Schwester gefallen iei, da sie, ohne Tochter oder nähere Verwandte (neher nyfstel, Schwestertochter, Nickte) zu hinterlassen, ge worben sei. Ter Wittwer sei um so weniger berechtigt, die Gerade von Leonbard Podemer zu fordern, da er nur ein Gast (Fremder) iu Chemiüg sei, Jener aber Einwohner. Die Leipziger Messen kommen als Zahlungs termine mehrfach vor. Dann wird den Chemnitzer Bleichern ausgegeben, ihre Waare rechtzeitig auf den Leipziger Micbaelismarkk zu schaffen, wie um Johannis aus die Naumburger Messe und auf St. Arnolsstag auf den Chemnitzer Jahrmarkt. Die Leipziger Oster messe iE ward als Zeilpunct der Marschbereitschaft der Chemnitzer Söldner für den bevorstehenden Krieg mit dem König von Ungarn und Böhmen bezeichnet, Hans Gunterode, der landesherrliche Kammerschreiber in Leipzig, als die Instanz, bei der die Kriegsbereit schaft anzumelden sei. kund gemacht. Von Leipziger Bürgern werden mehrere nam haft gemacht. Wir lesen den Namen des Bürger Meisters Magister Conrad Beer (1428), des Stadt ricbters Andres Wanne (1541), dann die Bürgernamen aus der 2. Hülste des 14. Jabrunderts Gvselerus. Hosang, Henning von Pezen und Plasbalg (Jacob, 1485). Die Leipziger Pfeffergeschichte. Die Grundlage des alten Handelswesens war minutiöse Redlichkeit und Zuverlässigkeit, getragen von zunstmäßigcn Institutionen, welche ihm seine Bahnen vorschrieben. Unternehmungen, die dem Schwindel ein weites Feld erschließen, Speculationen, die daraus berechnet sind, dem Leichtgläubigen und Gewinnsüchtigen durch Vorspiegelungen und lockende Dividenden den Jahre lang gesparten und gehüteten Nvthpfennig aus der Tasche zu holen, gab e» damals nickt und sic würden bei der strengen Criminaljustiz jener Zeit wohl auch kaum ohne Lebensgefahr aus zuführen gewesen sein. Um so merkwürdiger ist da her ein Leipziger Handelsercigniß, welches vor nunmehr dreihundert Jahren ungeheures Auf sehen erregte und wohl ui der europäischen Handels- gcschicbte ohne Beispiel dastehen dürfte. Es ist Dies die sogenannte »Leipziger Psefserspecnlation." In der Ostermesse des Jabres 1578 mackste der Dresdner Handelsherr Andreas Hesse »n Gasthofe „Zum Güldenen Sieb" die Bekanntschaft des Augs burgers Conrad Roth, der ihm im Vertrauen mil- tbcilte, er habe mit dem König Sebastian von Por tugal einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem dieser gegen eine Summe von 400,000 Gülden, die er znm Kriege gegen Mauritamen gebrauche, sich verpflichte, drei Schiffsladungen Pfeffer, damals ein sehr theures Gewürz, zu liefern. Bei diesem Geschäft hätten sich bereits mehrere Augsburger und Nürnberger Kalls leute bethciligt, namentlich würde man jedoch auf die Leipziger reflectireii. Ter Gewinn wäre ein un geheurer und das Geschäft würde noch umfangreicher werden, sobald man auch den Kurfürsten für dasselbe intercssiren könnte. Wenn Andreas Hesse durch seine Bekanntschaften am Dresdner HoseTies bewerkstelligte, sollte er eine gute Verehrung bekommen. Andreas Hesse wies diesen Antrag nickst zurück. Dresden zurückgekebrt, sprach er mit dein kur- süiillicbkn Kammermeister Haus Harrer und durch diesen erfuhr der Kurfürst davon. Andreas Hesse erhielt Befehl, den Altgsburger nach Dresden enizu- laden. Hier verstand cs Conrad Roth jo trefflich, den Kurfürsten für das Psessergescbäfl zu erwärmen, daß derselbe sich dabei mit loo.iioo Gülden betbeiligte. Auch der Kammermcistcr gab eine bedeutende Summe her und Andreas Hesse den größten Thcil seines Vermögens, wogegen Roth Anweisungen auf den Gewinn ausstellte. Als Verkaufsstelle wurde Leipzig ausersehen. Ter Leipziger Rath ließ mit großen Kosten im Gewandhause eine Niederlage und ein Gewürzbaus zum Verkaufe Herrichten und Conrad Rotb stoß daS Geld der eintretenden Tbeilkaber in strömen zu. Im August traf auch in der Tbat eine bedeutende Ouantität Pfeffer in Leipzig ein und wurde in der dazu bestimmten Niederlage unter- gebrackst. Um diese Zeit fand in Mauritamen — Marokko die blutige Schlackst statt, in welcher König Scbastian's Heer total geschlagen wurde und dieser selbst spurlos verschwand. Die Leipziger Pfeffcrspeculation trat durch dieses Ereigniß in ein neues, und zwar bedenk liches Stadiuni, indem König Philipp von Spanien nach der Kunde von Sebastian's Niederlage und dessen Verschwinden Besitz von allen portugiesischen Ländern nahm und, wie Conrad Roth klagte, sich auch der dem Leipziger Consortium zustehenden Pfefservorräthe bemächtigte. Ter Augsburger erklärte, unter solchen Verhältnissen müsse er sich persönlich nach Spanien begeben, um die Interessen der Betheiligtcn zu wahren. Hierbei sprach er den Wunsch aus, es möchten ihn der Sohn des kurfürstlichen Kammermeisters und die Söhne vornehmer, bei dem Pfeffcrgeschäft betkeiligter Handelsherren begleiten, einmal, um die Solidarität derselben desto besser hervorzuhebcn, und dann, um den Jünglingen Gelegenheit zu geben, unter seinem Schutze und seiner Aussicht eine angenehme und lehr reiche Reise nach dem berühmten Lande Hispania zu unternehmen. Außer dem Sohne des Kammermkisters Harrer fanden sich zur Reise nach Spanien noch sechs junge Leute, vier aus Leipzig und zwei aus Dresden, die im April 1570 frisch und fröhlich mit dem Augs burger sich aus den Weg machten. Bon ihnen bat keiner die Heimath wiedergesehen. Welchen Grund Conrad Roth gehabt haben mag, sie mitzu nehmen — vielleicht um dem Verdacht zu entgehen, daß er fick aus dem Staube macken würde — Dies ist niemals an den Tag gekommen. Wohl aber ver breitete sich in Monatsfrist nach ihrer Abreise die Schreckenskunde, daß sümmtlicbe sieben Jünglinge ihren Tod im Meere gefunden hätten. Um sie los zu werden, batte Conrad Roth einen Schiffer bestocken, daß er das Fahrzeug, in welchen, die Reisetiden waren, in einiger Entfernung vom Lande untergeben ließ, worauf Roth und die Scbiff'sleute sich in einem Boote an die Küste retteten und die Jünglinge ihrem Eckicksal überließen. Diese Unthat soll an der flan drischen Küste verübt worden sein. Roth flüchtete mit dem erschwindelten Gelde in ein Kloster, wo er eine Zeit lang als Unbekannter Zuflucht fand. Als man seine Persönlichkeit erkannte, wiesen ihm die Möncke die Thür. Von seinen weiteren Schicksalen ist Nichts bekannt. Und so, sagt die urkundliche Mitthcilung, fiel der Leipziger Pfefferlmndel in den Brunnen, darob fick Viele schämen müssen. Es befanden sich zwar noch bedeutende Vorrätbe von Pfeffer im Leipziger Gc- würzl-ause, aber, wie sich herausstclltc, hatten sie kaum einen Werth von 100,000 Gülden, wenigstens bezahlten einige Augsburger Kaufleute, die bei der ersten Kunde von Roth's Treulosigkeit rasch Zugriffen und das Vor handene an fick brachten, so viel dafür. Kurfürst August gerieth bei der Entdeckung des Schwindels m großen Zorn. Er richtete an den Herzog und an den Senat von Venedig eine eigen händige Zuschrift, worin er denselben anzeigte, wie er erfahren, daß ein Schiff von Lissabon in Venedig eingetaufen sein solle, auf welchem 200 Säcke Pfeffer, die dem Augsburger Conrad Rotk zuständen, ver ladei« wären. Ta nun besagter Roth bei seinen! Handel mit Specereien von der thüringischen Gesell schaft auf der Messe zu Frankfurt am Main eine bedeutende Summe Geld ausgenommen habe und auch er, der Kurfürst, dabei betheiligt sei, so möge man das Sckiff mit Arrest belegen, damit er und eine Unterthanen, wenn auck nur znm Theil, wieder zu ihrem Gelde kämen. Tie Regierung der Republik Venedig war jedoch außer Stande, den in den Leip ziger Psefferhandel „Rcingesallenen" Beistand zu eisten, indem gar kein Schiss mit Pfeffer für Roth aus Lissabon angekommcn war. Der Kurfürst und die schwer betroffenen Kaufleute mußten fick daher zu trösten jucken. Am schlimmsten kam der Kammer meister Hans Harrer weg. Unter den unglücklichen Jünglingen hatte sich sein einziger Sohn befunden und hierzu kam der Verlust fast seines ganzen Ver mögens. Eines Tages schloß ec fick in die kulssürft- licbe Silberkammer ein und tödtete sich durch einen Scknitt in den Hals. Dies war ein neuer Grund, den Kurfürsten in Zorn zu versetzen, zumal der Kaminermeister ihn, erst zu dem Leipziger Pfeffer- Handel Anlaß gegeben hatte. Er ließ den Selbst Mörder Nachts zwölf Uhr aus dem Fenster werfen, auf den Henkerskarren laden und nach dem Raben steine führen und daselbst verscharren. Ter Leipziger Psefferhandel", welcher viele Leute in großes Unglück lind Verderben gebracht hatte, wurde der Handelschaft und dem Rathe zu Leipzig lange spcsttwcise nacbgetragen und es findet sich auch ein Spottlied vor, in welchem der Dichter jedoch weis lich des Kurfürsten und des Leipziger Raths keine Erwähnung thut, sondern sich nur im Allgemeinen über die „Pfeffercompagnie" lustig macht. Es schließt: Gott gebe daß müssen fressen die Raben, alle Schelme und schnöde Schwaben, so Land und Leuten schaden!" O. Msr. Rus Stadt und Land» * Leipzig. 19.April. Auch da- officiöse „W. T B." dementirt jetzt die bereit- von un- al- hinsällig bezeichnete Nachricht, S. M. der König würde seinen Geburt-tag nicht im Lande, sondern in Wien verleben: Dresden, 18. April. Entgegen den Angaben auswärtig« Blätter kam» auf da» Bestimmteste ver sichert werden, da» König Albert sich zur Frier de- silbernen Ehejubiläums de» KaiserpaareS nrckt nach Wien begeben, sondern zu seinem GeburtSfeste (L3 April) in Dresden anwesend sein wird. * Leipzig, 19. April. Am heutigen Tage wird z» Berlin eine in hohem Grade wichtige Eat» scheidung getroffen werden. Wie wir schon mit. thcilen konnten, wird der vnudesralh die Wahl der Richter de- Reich-gericht» vornehmen Diese Wahlen sind dann der allerhöchsten Sanction zu unterbreiten, und wird/ bevor die letztere er- folgt ist, über die Ergebnisse jener Wahl Positive- und Zuverlässige- nicht gemeldet werden können. Die di-her gegebenen Nachrichten trugen nur — von der Ernennung vr. Simson'- abgesehen — wehr oder minder den Charakter der Wahrjchein lichkeit an sich. Ucd. Leipzig, 19. April. Unter den zahl« reichen Photographen, welche hi« früher oder später ihr Atel»« aufgeschlaaev, zählt Herr C. E. Siebe, wie gleich früher bei seinem ersten Auf treten, auch jetzt noch immer zu den vorzüglichsten Künstlern dieser Art, au- deren Händen nur Photo graphische Bild« hervoraehen. die in jeder Hinsicht und in hohem Grade befriedigen. Gleich bei ihrem ersten Austrete« «regten die Gebrüder Siebe (Anfang- standen d« Anstalt zwei Brüder vor) durch Da-, wa» sie boten, ein große- Aussehen und ihr gut« Ruf, den sie schon damals «lang tcn, vnbreitete sich in Kurzem sehr weit, so daß e- ihnen kau« möglich war. alle zahlreich eingegangenen Bestellungen zu effeetuiren. Diese- Institut fand um so «ehr Anklang, al- die Leit« desselben stet« auch für «»-gezeichnete Gehülfeu sorgten, die eben so durch ihre Leistungen wie durch ihren seinen Anstand in den Stand gesetzt waren, ihren Meist« in jeder Hinsicht zu v«. treten. Daß aber Herr Siebe auch jetzt roch nicht aufgehört hat, nach imm« Höhere« zu streben und noch Bessere- zu leisten, Da- be weist eine leben-große, am Eingänge de« Mauritianum- au-geffellte Photograph»«, die ein bi- in die feinsten Nuancen auSaesllhrte- photographische- Kunstwerk und zuglach von der sprechendsten Aehnlichkeit ist. Wir machen auf dieselbe um so mehr ausmerksam, »veil sie nicht nur einen glänzenden Beweis von den vortreffliche» Leistungen diese- Institute- giebt, sondern un- auch einen Mann im Bilde vorführt, der sich al- Spitze der Behörden »ns«« Stadt eine so große Liebe und Hochachtung «worben hat, nämlich unsere» Oberbürgermeister vr. O. Rob. Georg». * Dresden, 18. April. Nächsten Mittwoch, den 23. d. M., am Geburtstage Sr. Majestät de- Köaig-, soll im Saale der Harmoniegesellschaft hi« ein Festbanket der Civilstaat-dieoer und städtischen Beamten stattfinden. Die Einladungen hierzu werden von dem Fcstcomitö, bestehend au- den Herren Geheimen Näthen Bär, Herbig, Körn«. Petzoldt und von Thümmel, Geh. LegationSrath von Zobel und Oberbürgermetst« I)r. Stübcl, «lassen. — In Bezug auf da- durch verschiedene Blätter gehende Gerücht, „daß der Jagdwagen Sr. königl. Hoheit de- Prinzen Georg m den ersten Morgenstunden de- 15. d. M: zwischen Schandau und Postelwitz von Strolche» an ge fallen worden sei", verlautet jetzt, daß aller dings von mehreren Personen der Versuch gemacht worden ist. den Wagen de- zur Auerhahnjagd fahrenden Prinzen aufruhalten, e- hat jedoch d« Anfall nicht der Person de- Prinzen Georg ge golten, sondern einem zur Hochzeit nach dem Dorfe Postelwitz eilenden ländlichen Bräutigam, de« man nach ein« in dortig« Gegend herrschenden Sitte auf sein« vrautfahrt auflauerte, um ihm da- übliche Lösegeld für die Burschen seine- HeimathSdorfeS abzufordern. Der schlaue Hoch zeit« hatte vorh« seinen Cumpanen gedroht, « werde ihnen ein Schnippchen schlagen, unnkannt und unbehindert das Ziel sein« Brautfahrt er. reichen und so um da- Lösegeld herumkommen. Bei dem an jenem Morgen herrschenden Nebel haben nun die harmlosen Dorsburschen den heranrollcnden prinzlichen Wagen irrthümlich für den de- Bräutigams gehalten, sind den Pferden in die Zügel gefallen und zu ihrem größten Schrecken zu spät gewahr geworden, daß sie an den Unrechten gekommen. Drei der Burschen wurden verhaftet. Bei diesem Sachverhalt wird eS für sie wohl bei dem bloßen Schrecken sein Be wenden haben. Se. königl. Hoheit Prinz Georg bat schließlich herzlich gelacht, al- ihm üb« den Vorfall die spaßhafte Aufklärung wurde. (Da- „Dresdner Journal" berichtet über den Vorfall in einer vom Freitag datirten Note wie folgt: „Eine heute bereit- in andere Blätter übergeaangene, ursprünglich dem „Pirn. An»." au- Schandau mit« fletheilte Meldung erwähnt ein Gerücht, wonach der Wagen Sr. königl. Hobeit de- Prinzen Georg am 15. April Morgens 3 Uhr von einem oder mebreren Strolchen anaehalten worden sein soll. Um Urb«, treibungen über diesen Borfall vorzubeuaen, aeben wir im Nachstehenden darüber e«ne Mitthcilung de- SachverhaltS: Al- Se. königliche Hoheit der Prinz Georg am Morgen de- 15. April auf der Fahrt zur Jagd nach dem Pastelwitzer Revier begriffen, machten drei, anscheinend trunkene, wohl von einer öffentlichen Tanzmusik heimkehrend- In dividuen zwei Mal den Be, such, sich an den Wagen S. königl. Hoheit anzuhängen. Ihre Absicht wurde da- erüe Mal durch den im Wagen Sr. königl. Ho> heit befindlichen königl. Forftinspector, und daS zweite Mal durch den Leibiäger Sr. königl. Hoheit vereitelt. Jedenfalls hatten die drei zur Haft gebrachtcn In dividuen kein, Kenntniß davon, welche hohe Persön lichkeit d« Wagen führte." Die Red. d. L. T.) * Dresden, 18. April. Während d« letzten Tage sind in 752 Geschäften der Stadt die zum Verkauf vorräthigen Butterstückchen gewerbe- polizeilich nachgewogen und hwrbei in 111 der selben überhaupt 7l2 um 2 vis 25 Gramm ru leichte Stückchen vorgefunden worden. — Ben» Au-Heben vom Boden zu ein« Hau-gründuna in. d« Rofetchraße wuK>en gestern stark vermorscht^ Menschengebeine bkoSqSlegt und darauf bereu Ueberführung auf den Ktrchhos bewirkt. — I« dem Fleische eine- hi« gemästeten und geschlach teten Schweine- hat d« Fleischbeschau« Müll« au- Striesen an vergangener Mittwoch zahlreiche Trichinen entdeckt und ist dasselbe darauf nach amtlicher Feststellung dieser Thatsache unter wohl fahrt-polizeilicher Aufsicht unschädlich gemacht worden. Bericht über Sie Kreqnen, 1« «stzl für c»P«chl»se in der Zeit vom 1L. April bi- 19. April 1879. Nacht vom Borge- Lufge- I Zurück- svrochen nommensgewiesen I2.-1S. April 1870. 38 20 I 7 1S.-14. 18 17 1 14.-15. 28 27 1 I5.-1«. 20 20 — 1-.-I7. 40 33 7 I7.-18. 48 43 - 18.—IS. «1 52 , 0 Zusammen I 380 230 , SO
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