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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188412230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-12
- Tag 1884-12-23
-
Monat
1884-12
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Kedarlion und Lrpr-Mou IohauueSgaffe 33. SPttchkundru drr llrdacli«»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. l l > o» NNÜzed« «ogklLntrn Lian»1crcht» macht ftch »« N»»n.ov nicht »rrvuchUch. «W»atz«e »er für die nL»fts»l,e»de Nummer »eftimmtk« Jnser«te a» S«cheota,rn bis L Uhr Nachmittag, an v«nu- und Festtagen sr»v bi» ',.v Uhr. 3» den Filialen für Ins.-^nuah«: Ott« Klemm, UniversirätSstraße 81, L»Utd Lösche, Katharineustraße 18, p. nur bis Uhr. 358. llMtck Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschiiftsverkehr. Dienstag oen 23. December 1884. Auflage »8,7S« Äl,oune»rntsprris viertelt. 4'/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk. durch die Post besagen 6 Mk. Jede emzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren läc Extradeiloaeu (in Tageblatt-Format qesatzk- ahne Bostbe-sörderung 39 Mk. «Il Poftbefordernn, 48 Mt. Inserate sigejpaltene "Petitzeile 20 P'r. Größere Lchristen laut nni. PreiSoerzcichniß. Ladcüarijchrr u. Zifferasatz aach höher,» Tar,,. tlerlamen mtter dem Redaction»strich dieLgesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Famillennachrichte» die 6g« spalten« geile 40 Pf. Inserate sind iirl» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nurit gegeben. Zahlung prneaumeraväo oder Lurch Post- nacynahme. 78. Jahrgangs Amtlicher Theil. Velwnnlmachnng. Die »Lehste NeujahrSmesse beginilt mit dem 2. Januar 1885 und endigt mit dem >5. Januar 1885. Eine sogenannte Borwocke, d. h. eine Frist zum AuS- Packea der Maaren und zur Eröffnung der Meßlocale vor Beginn der eigentliche» Messe, hat die Neujahrsmcffc nicht. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Ofsen- balten der Meßlocate in den Häusern, ebenso das vorzeitige Nu-packen a» den Ständen und in den Bude» wird anher der sofortigen Schließung jedeSmal. selbst bei der erste, Aaviderhanolung, mit einer Geldstrafe bis zu 7S Mark oder entsprechender Hast geahndet werden. Leipzig, am 28. October 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndli». Hennig. Dekanntmachung. Die iu unserer Bekanntmachung vom 14. December 1883 zmn Ablagen, von Schutt, Asche. Schlamm und HauSadfällm a>«r Art angewiesenen Plätze, nämlick da» aoe Leutzscher Wege liegende alte Fluß bett tu der Nahe deS «eue« SchützcnhauseS» link» von der über daS Koburger Wasser führenden so genannten verschlossenen Brücke und auSaeschachtete ßadtische Sandarubeu- «real reeytö au der Cdauffee nach Grimma in der Nähe des HochreservvirS der Stadtwafferkunst, in Probftheidaer Flur. hnLen lediglich der Stadt Leipzig und deren Einwohnern zur Benutzung zu dienen. ES wird daher da« Ablagen» von Schutt, Asche, Schlamm u»d HauSabfällen aus den genannten Plätzen seiten« anderer, al» Einwohner der diesigen Stadt, und au« anderen Orten ferner nicht mehr gestattet Leipzig, am 18. December 1844. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». G. Vtebltahls - Veklmntumillniig. wurden all di er erlratterer Anzeige j»>»ige: 1) ein Wtnteriiberzieher von schwarzen, glatten Stoff, im Henkt die Firma l-aris" —, in den Taschen befand ffch et» Notizbuch mit Visitenkarten — auS einem Wartesaale im Dresdner Bahnhose, am 14. dss. Mt». Abends; ») ei» Wititerübrrzieder von dunkelblauem Tiaaonalstoff, mit einer Reihe übcripvnncnen ^ Knöpfen, gestreiftem Aermcl- und schwarzem Schootzfuttrr, Zwei Eeitentaschen mit Patten, ierner ein schwarzer Allzhut mit rokhcin Futter, darin die Firma „Ueiseiüvs, Knrprtnzstraße Und Steckuer-Passage", von den, Bvriaal einer Wohnung am Brühl Nr. 51. an, 17. dss. Ml«. Vormittag»; 3) sechs Paar «eue Filzschuhe und sechs Paar neue Filz Pantoffeln, die Letzteren von grauer Farbe und mit rother Borde eingefaßt, mittelst Erbrechens einer Kiste, welche in der Hausflur Nr. 5 dm Eolonoadeiisiraße gestände» hat. in der Zeit von: 14-l7. dsS.Dtts.; 4) eine goldene Dumcu - iLhlinVernhr mit geriester Rückseite nnd herzförmiger Verzierung, im Deckel die Nummer 8282, nebst schwacher goldener kette mit Schieber und Quaste, ein goldenes, schwarzemaiUirteo krruj, ans der Rückseite intt der Aufschrift „zum BeburtStag 1884", nebst Tülmckrttr, ein schmarzscideaer Arauen- pepprock mit rothem Futter, und ein Alti'-muff mit braunscidenem Fntter und braunen Quasten, an« einer Wohnung in Nr. 117 der Berliner Strasse, innerhalb der letzten 6 Wochen; Ls ein großer, kupferner Kessel, an» einem Waschhause iu Nr. 7 der Promenodenstraße, am 19. dss. Mts. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal Sbtheüung »nr Anzeige zu bringen. Letdzth, am 22. December 1884. TuS Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. Bretschneidrr. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Frankreich und -er Papst. Da» heutig« Frankreich ist sehr verschieden von dem, was e« «nie» dem Einflüsse Gambelta's war, die feindliche Stellung zum Papsklhnm ist dem besten Einvernehmen ge wichen. Auch dadurch» beweist Ferry, dag er sür die Bedürf nisse Frankreichs weit mehr Verständnis hat, als sein Vor gänger. Während dieser den Atheismus zur herrschenden Grundanschauung erheben wollte, stellt sich Ferry auf den Boden der Thatfachen und erinnert sich daran, daß Frank reich einst der Hort des KatboliciSmuS war und daß die Bevölkerung noch heute trotz ihrer Gleichgiltigkeit in religiösen Ding«. Wie sie besonder« in deo großen Städten hervortritt, an den alten Uebcrlieserungen festhält. Der Antrag, dir Bot schaft beim Vatikan anfzuheben, ist nickt neu in Frankreich, derselbe Antsag wurde schon »nter Thiers gestellt, aber von Diesem mit den gleichen Gründen bekämpft wie von Ferry. Thier« sagte einmal, daß man an die religiöse Frage „ich» rühren dürfe, dadurch würden Leidenschaften wackgerufen, welche am besten schlummerten. Ferry drückt sich anders «ne«, er erklärt, daß die Aujrcchtbaltung der Botschaft beim Batica« au« politischen und religiösen Gründen nothwendig sei. Nirgend« Werve so viel Weltpolitik getrieben wie im Vatikan und deshalb sei e« unerläßlich, dort Auge und Ohr offen z« halten. Wenn sogar protestantische Mächte im Batican vertreten wären, um wie vielmehr sei eine katholische Macht wie Fraiikreich dazu verpflichtet? lieber die religiöse Seite der Frage spricht sich Ferry nicht auS, daS überläßt er der Anschauung jede« Einzelne», dagegen hat er die politische Seite hervoraehoben und bstvnt, daß Frankreich die Schutz herrschaft über die Katholiken im Orient nicht aus- gebeu dürfe, durch welche e« sich großen Einfluß sichere, den «ndere Mächte sogleich sür sich in Anspruch nehmen würden, sobald Frankreich den seimgen fallen laste. Ferry legt Werth ans da« gut« Einvernehmen mit dem Papst und aus freund schaftliche Beziehungen zu demselben, weil er ein Politiker von anerkannter Klugheit sei, welcher versöhnliche Gesinnungen hege. Kerry sagte da« Alle« unter leicht verständlichen Seiten blicken aus Deutschland oder vielmehr Preußen, welche« er offenbar meinte, al« er van der Vertretung protestantischer Staaten beim Papste sprach. Die Gründe, weich« Ferry sür di« Unsrechthaltuna der Botschaft beim Batican geltend machte, socke» b«, der Mehrheit der Kammer volle Würdigung und die Abstimmung ergab eine Mehrheit von 125 Stimmen gegen den Antrag Madicr de Monjau's. Da« ist der einzige Berül,rung«punct, welchen Ferry mit den Legilimisten und Bonapartisien hat, in dieser Beziehung kann er stets aus ihre Zustimmung rechnen, außerdem da, wo die französische Wassenchrc in Betracht kommt, in allen anderen Fragen sieben ihm die Anbänger der Monarchie schroff gegen über. abgesehen von der Bekämpfung de« Socialismus und Anarchismus. Da« weiß Ferry sehr wohl und deSbalb benutzt er jede Gelegenheit, um diesen Zusammenhang für seine Zwecke dicnfibar zu macken. Man la»n Ferry zu seinem jüngsten Erfolge beglückwünschen, cS ist nickt nur gelungen, die Billigung seiner Politik gegen Ebina zu erlange», er ist auch über vie Wahlreform deS Senats, welche ihn säst zu Falle gebracht hätte, glücklich hinweggcschlüpst. Halte er schon hier Gelegenheit, eine couservativen Neigungen zu beweisen, so bot sich Dafür noch ein bester« Anlaß bei der Debatte über den An trag Madier de Monjau. Er schonte nickt nnr die religiösen Gefühle der Monarchisten, sondern er ließ in feiner Entgeg nung auch durckblicken. daß Frankreich stcl« zugegen sein müste. wo deutsche Politik gemacht werde. Aus diejenigen Abgeordneten, welche für die religiöse Seite der Frage kein Bcrsiiindniß besitzen, mußte der Hebel an einem anderen Puiiclc angesetzt werden, und eS ist zu verwundern, daß dieser Kunstgriff nickt noch eine umfassendere Wirkung erzielte. Tenn um etwa« anderes als einen Kunstgriff kann eö sich bei Hervor hebung der Wellpolitik, die angeblich im Valican getrieben wird, kaum handeln. Ferry sprach davon, daßFrankreick Auge nnd Ohr offen halten müsse, um über die iveltbewegenden Fragen, welche im Batican ihre» Mitt-lpunct haben, stet« gut unterrichtet zu sein. Was sollen da« sür Fragen sein? Äenn Ferry von der Vergangen heit spräche, so hätte da« seine volle Berechtigung, denn im Jahre 1870 wurde allerdings das Schicksal Europa« im Batican entschieden; die Verkündigung des Dogmas der päpst lichen Unfehlbarkeit fiel mit der Kriegserklärung Frankeichs gegen Deutschland zusammen. Da« war die Sachlage unter der Herrschaft eines kampfbereiten Papstes. Unter Leo XIH, haben sich die Verhältnisse wesentlich geändert. Zwar hat auch dieser nicht daraus verzichtet, da« deutsche Reich unter seinen Einfluß zu beugen, aber der Widerstand, welcher ihm bei diesem Bestreben aeleisiet wird, ist so uabesieglich, daß die Erreichung dieser Absicht kaum noch Gegenstand der Hoffnung ist. Was will es sagen, wenn die Polen unter Führung de« Centn«»,« ihre Blicke nach dem Batica» richten oder wenn der Herzog von Cumberland die Hilfe de« CentrumS in Anspruch nimmt, um auf den braun- schweigischen Thron zu gelangen? Um Zeuge dieser ränkevollen Bcinünungen zu sei», bedarf Frankreich keines Vertreters beim Batican, dadurch werden seine Aussichten aus Wieder erlangung Elsaß-LothringenS nicht verbessert. Aber cs ist von Werth sür Ferry, den Schein zu erregen, als ob diese Angelegenheiten eines Tages für Frankreich eine günstige Wendung nehmen konnten und diesem Gevankengang mögen viele Abgeordnete sich angeschlosse» haben, welche sür Äus- rechtbaltiing der Botschaft beim Batican gestimmt haben. Darin hat Ferry allerdings Recht, daß der Batican stets ein AgitalionSberd sür Umsturzdeweguiigen gewesen ist und bleiben wird. Der Papst ist, trotz aller vorgeblichen Versöhn lichkeit, der Todfeind deS deutschen Reiches, sein Zerfall würde die Macht des Papstthums stärken und neue Hoff nungen aus Wiederherstellung der weltlichen Macht des selben erwecke». Das sind aber so fernliegende Dinge, daß ein ernster Staatsmann sie nicht wohl in den Kreis seiner Berechnungen ziebe» kann, und ein solcher ist Ferry. Ei» Hinweis aus das deutsch-österreichische Bündniß und ans die sreundschasilichen Beziehungen beider Mächte zu Rußland und Italien genügt, um die ganze Ränkcpolitik, welche im Batican gesponnen wird, als vergeblich zu erweisen. Da» einzige positive Ergebniß. was diese Politik hat. ist die Störung der innere» Entwickelung des deutschen Reiches, Diese wird leider so lange fortbettehe», al» die deutschen Wähler, welche Ab geordnete de« CentrumS in den Reichstag und den preußischen Landtag wählen, nicht darüber zur Klarheit gelangen, was sie damit lhuii, welchen schweren Schaden sie dadurch dem deutschen Reiche zufügen. Die sogen. Freiheit der Kircye ist zu gleich die Knechtschaft der deutschen Katholiken unter dem päpst lichen Sceytcr. das wissen die Herren vom Centruin sehr g.nau und deshalb sind sie so eifrig bestrebt, die Macht des Papstes über daS katholische Deutschland unv damit ihren eigenen Einfluß ausrecht zu erhalten. Die katholische Presse sorgt dafür, daß die Wähler darüber nicht zur Klarheit gelangen könne», sie stellt die Sache immer so dar. al« wenn die Reli gion in Gefahr wäre, während doch nur einzig und allein daS deutsche Reich in Gefahr ist. Hin unv wiever dringt ein Licktstraki in diese Finsiermß wie bei Verweigerung der 20,000 sür den neu-» Tirector im Auswärtigen Amt; den Znsanimcnhang zwischen dieser Streichung und der Beschützung der katholischen Religion vermögen selbst die katho lischen Wähler nicht zu begreifen und deshalb wird auch in diesem Lager kein Versuch gemacht, die Ablehnung der 20.000 zu rechtfertigen. Aus die Verlängerung des SocialistengesetzeS war eine solche Frage, welche durch den Hinweis aus die Inter essen der katholischen Religion nicht zu lösen war. nnd deSbalb stimmte auch ein Theil de« CentrumS für die Verlängerung. Die nächste Gelegenheit, um die katholischen Mäkler auS ikrer Lethargie auszurüttcln, wird die Abstimmung über die Dampservorlage darbieten. DaS »st der Einfluß deS BaticnnS, welcher aus die deutschen Verhältnisse zuriickw«rkt, aber dieser Einfluß kann niemals zu der Bedeutung anwachsen, daß Frankreich daraus einen Grund sür Ausrechkhaltung seiner Botschaft beim Batican verleiten könnte. Die Gründe dafür liegen in Frankreich selbst, eS ist sür die Befestigung der sranzksischen Republik notkwciibig, daß sie ein erträgliche» Berbältniß mit dein Vaticam aufrecht erhält. Nur unter dieser Bedingung könne» sich Legilimistcn unv Bonapartisten mit der republikanischen StaatSsorm äußerlich absinden und ihre Wünsche und Hossnungen vertagen, audernsaUS würden beide ihre alleinige Ausgabe darin erblicken, der Regierung daS Leben so schwer als nur immer möglich zu machen, DaS weiß Ferry, und deshalb läßt er die religiöse Frage ruhen. * Leipzig, 23. December 1884. * Der „Post" geht folgender öffentlicher Dank de« Reichskanzler« Fürsten BiSmarck zu: Berlin', den 2t. December >884 Aus Anlaß des Reichstagsvotums vom 15. d, M, sind mir aus allen Tkeilen de« Reiche» so zahlreiche Kundgebungen zugegangen, daß ich außer Stande bin, eme jede derselben besonder» zu beantworten. Dem Mißtrauensvotum, welche« die Mehrheit de« Reichstages durch Ablehnung dienstlich un- entb^irticker Mittel mir ertherlt hat, stehen zahlreich« Beweise de» Vertrauen« gegenüber, mit welchem das deutsche Volk die von mir ver tretene auswärtige Politik Seiner Majestät de» Kaiser« zu unterstützen bereit ist. In den Kund gebungen der im Volke lebendigen nationalen Gesinnung finde ich die Ermuthigung. auch bei abnehmenden Kräften auSzuharren im Kamps« gegen die Parteien, deren Unverträglichkeit unter einander und deren Einmüthigkeit im Wider stande gegen jede staatliche Leitung die Entwicke lung dceRcicheS hemmen und unsere mitscbweren Opfern von der Nation erkämpfte Einheit ge fährden. Alle Diejenigen, welche mir in der geaenwärtiqen Phase diese» Kampfes ihr Emverständniß kundgegeben nnd ihren Beistand zugclagi haben, bitte ich meinen vcrbmvlichsiea Dank aus diesem Wege entgegcnnehmen zu wollen. v. BiSmarck. * Ein Berliner Telegramm der Hamburger „Börsenhalle" besagt bekanntlich, daß amtliche Telegramme aus Australien vie Aushissung der deutschen Flagge aus den gößeren Inselgruppen des westlichen Stillen Oceans und aus der Nordküste von Neu-Guinea bestätigen. Ter „Kölnischen Zeitung" wird in Bezug auf die oben gemeldete Thaljache von wohlunterrichteter Seile Folgendes telegraphirl: Die ersolgrciche Colonialpolitik deS Fürsten BiSmarck bat wiederun. neue Foil'chritlk gcmrcht. indem neuerdings, wie zuverlässig geinrldct wird, an cinigc» Punkten de» No>doste»s von Neu-Gm»ea und von Neu-Blitannie» die deutsche Flagge aufgehißt worden ist und die beirkisenden Gebiete unter dcunche» Schutz gestellt worden sind. Wer die Fortschritte unserer Colonialpolüik nnt ausmerksamem Auge verfolgt Hai, wird auch durch die!« zuverlässig besläligie Nach, richt nicht gerade überrascht worden sein. Lchon Ende August war cS bekannt geworden, daS L. M Lchiss „Eliiabcth", die daS Löberitz, land unter dcutiche» Schutz gestellt Halle, angewiesen worden fei, »ach Australien zu dampfen und im australischen Archipel zu kreuzen. Mitte October würde sodann über Schritte berichtet, welche der deutsche Reich'lanjlec in London geihan hatte, um den deutschen HautetS^ieressen ,m westlicher Theile der Siidsee gegenüber den au' die Lefltzeegreisung aller noch freien Gebiete in der Südiee ge- richieten Vestrebimgen Sicherheit zu verschaffen. Di« freund- schasllichen Bestrebungen hierüber halten zunächst bezüglich Neu» Guineas zur Fo'ge gehabt, das; die englische Regierung beschloß, nur die Südkuste Ncu-GmueaS und die i» uninittclbarer Nähe dieser Küste liegenden Inseln unter britische Schutz- Herrschaft z» stellen. Insoweit an anderen Puncte» deutsche »nd englische Interessen concurriien sollten, hatten da) d-utsch« und englische Cabinet sich so weit verständigt, daß eine friedfertige Regelung neuer Besivergreisungeli zu erwarte» stand. Unten» 23, October wnrde alsdann der engiijchc Geiieralmajor Peter H. Scratchlen vom GeniecorvS zum High Commissioner dicscr van den Engländer» mir einem Federstrich in Besip genom menen Hälsle »o,i Neu-Guinea, die etwa die Große Italiens m>t sanimt seinen Inseln besitzt, ernannt, llagcsähr gleichzeitig wurde auch von de» englnchen Behörden der Befehl gegeben, daß vor der Hand neue Allsiedlungen aus diesem britischen Gevietc verboten seien. Aus dem sreigebliebeueu Gebiete von Nen-Gninca ist jetzt die deutsche Fahne ausgehiht worden. Auch die Besitz- erqreisunqen aus den benachbarten Inseln von Neu-Britaniiic» kommen nicht unerwartet. Da» letzte neue Weißbuch über die Süd- sec-Inseln halte ans die Wuhiiqk it der dortselbst wurzelnden deutschen Inleresseu mchrsach auim rksam gemacht und inSdciondere eine ständige Vertretung durch erneu beiusvinäßige» Consularbeamtcn warm befürwortet. Um so erfreulicher ist e-, daß jetzt unsere Colonialpolitik auch hier sesten Fuß gefaßt hat. Wir können noch nicht mit Bestimmtheit versichern, daß den betheiligien Mächten bereits amtliche Anzeige von der Aufnahme dieser Gebiete in den Schutz deS Reiche» gemacht worden ist, doch glauben wir, daß die grüßte Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß die« geschehen sei. * Die neuen deutschen Erwerbungen in Neu guinea, Neu britan nie» und Neu-Irl and, deren end- gütige Vollziehung durch S.M. Schisse „Elisabeth" und „Hyäne" erfolgt ist, sind von langer Hand vorbereitet. Sckolt in den ausgeregten ReickstogSverhandlungen der letzten Iunitage bat Fürst Bismarck Andeutungen dahin gemacht, und nur seiner schnell cinschreitenden Thatkrost ist e» zu ver danken, daß die jetzt verwirklichten Pläne nicht anderseitig durchkreuzt worden sind. WaS die Erwerbungen aus Neu guinea betrifft, so läßt sich jetzt schon ein binreichendes Bild derselbe-, a» der.Hand deS letzte» englischen Blaubuchs ent werfen Während der westliche Theil dieser großen Insel bis zum >4n. Gr^d östlich von Greenwich alS holländische Besitzung angesehen wird, haben die Engländer die Südküstc vom 140. Grad ab di» zum Ostcap der Insel unv nördlich bis zu dem die Insel säst in der Mitte durchziehenden großen Ge birgsrücken sür sich in Besitz genommen. DaS nördlich von diesem Gebirgsrücken liegende Gebiet bi« zur Nvrbkiisie der Insel zwischen dem l40, Grad und dem Ostcap ist biSber unabhängiges Gebiet gewesen, und man wird nicht fehl gehen, wenn man am,imint, das; jetzt daS ganze Gebiet, den AuS- fübrungen de» Fürsten Bismarck entsprechend, ebenso wie daS bei Westasrika geschehen. unter deutschen Schutz ge stellt worden ist. An dieser Küste sind in jüngster Zeit von einer neuen deutschen Gesellschaft Factoreien errichtet worden, die den ersten Anlaß zum jetzigen amtlichen Ein schreiten gegeben haben. So hak die Veutsche Expedition, die seinerzeit unter Leitung de» bewährten Reisenden vr. Finsch nach Polynesien ausgerüstet war, hier aus ge sundester Grundlage den Boden für deutschen Handel unv Industrie geebnet, und wir Deutsche alle haben vollen Grund, aus diese im Stillen vorbereitete und geschickt wie ersulgreich durchgesührte Tbat stolz zu sein. Ebenso wie die Norvosi- küste Neuguineas sind dann auch die nordöstlich gelegene» Inselgruppen von Neubritannien und Neu-Irlaud durch dieselben Schiffe unter deutschen Schutz gestellt worden. Hier haben die deutsche» HandelSintereffen, wie da» letzte Blauouch über die Südscc-Inseln beweist, schon seit längerer Zeit sesten Fuß gefaßt, unv c» versteht sich von selbst, daß der Schutz de» deutschen Reiches, wie der neuen deutschen Gesellschaft, so nickt minder den älteren, hier mit Erfolg thätigen deutschen Hcmdel-unternehmungen der große» Firma HernShcm und der deutschen Planlagengesellschast zu Gute kommen wird. * Eine in der CommissionSsitzung der Usrikanischrn Conserenz am Freitag hinsicklilch der Frage wegen De- scbränkung deS Handel» mit Spirituosen angenommene Formel lautet folgendermaßen: „Die auf der Conserenz dcrlrtteiien Mächte sprechen, um die einzeboreue Bevölkerung vor den Ucbeln zu bewahren, die sich aus dem Mißbrauche starker Getränke ergeben, den Wunsch auS, daß unter diesen Mächten «in Einvernehmea erzielt werde, um die Schwierigkeiten zu ordne», welche in dieser Hinsicht entstehen könnte,c. Dies seli in einer Weise geschehen, welche die Rechte der Menschlichkeit mit den Interessen de« Handel» in Einklang bringt, insofern vie letzteren berechtigt erscheinen." * Ueber den Stapellaus der Corvette L auf der Werst de« „Bulcan" bei Stettin berichtet die „Neue Stettiner Zeitung" auksübrsicher: Besonderes Interesse erweckte die Anwesenheit de< ErbgrvßderzogS von Oldenburg und verschiedener hoher Marineofticierr, unter denen wir hervorheoe» Admiral v. d, Goltz. Oberwerjidirector Adnnral Kühne, Admiralitältiath Dietrich, Coweitenoapiiain Böiers und andere. In dein wapp iigeschinückicn Pavillon, gegenüber dem Bug des mächtigen SrhissScolosseS, der beute zum erste» Mal seinen ciicri.cn Leid in die Jluth tvucken sollte, Hallen sich die Ehrengäste, welche die Direktion de) „Bulcan" »u der Feier geladen, versammelt. Wir nennen nur Oberbürgermeister Haken. Polizeifttösio« >r Aras Hue de Arnis, Stadtkommandant Generallieutenant von Webern, Ver treter der Kaustnannichast. Mirq ieder des Vcnva'.ruvgsraib« de« „Vulcau" rc. Aus der Stadt selbst war ein überaus zahlreiche-, Lublicum zu Schiss, wie zu Wagen gekommen, um den» für di, I idustrie Slell nS, wie für unsere Marine so wichtigen und erfreulichen Schauspiel beizuwohnen. Um '/.I2 Uhr trat der Ervgroßlrrzoz von Oldenburg in der MajorSuuisorm des Olden- burger Regiments vor und hielt mit weithin schallender Sttmiie eine Ansprache, in welcher rr da» neue Schiff als ein Product l>eiinifc>>rr Industrie und drulschei, Fleißes begrüßte. Von sriucur Vater, dem Grvßherzog von Oldenburg, sei ihm der Auftrag ge- morden, diese» Schiss zu lausen, durch welches die deutsche Flotte um einen ncuen Besitz bereichert weide, ei» Schiff, das beruicn se»i solle, ei» Mchrer deS Reichs im Frieden zu sein. Aber auch im Falle eines Kriege« würde dies Schiff i» der Hand unserer anerkannt tüchtigen Marine eine starke Wehr und eine gute Waffe sein. Er sorkerie ferner aus, dem obersten Kriegsherrn, dem allocrehrttn Kaiser, der auch den Bau diese« Schiffe« veranlaßt, ein dreimalige« tausendstimmige« Hoch auszubringen, da« be geisterten Widerhall sand. Nachdem dasselbe verklungen, erklärte der Lrbzroßherzog, daß seinem Aufträge gemäß da- oeue Schiss hmsort den Namen „Oldenburg" z» führen habe. Aus einen Fug an der Schnur zerschellt- die Flasche Cawpagner am Bug des ScdiffeS. Gesolgt vsn den Ehrengästen, begab sich daraus der Erb- grvßserzog m da« «us dem Dache der Dampsichneidemühle aus gestellte Zelt; Direktor Haack gab vom Pavillon an« das Zeichen, der Erbgroßherzoq drückte aus den Knaps der elektrischen Ber- bivdung, welch« die Fallbeile znm Kappen hielt, wie ein Zittern ging es durch den Leib deS Schiffes, ein -rachen und Prasseln, »nd stolz und majestLkisch sttzir sich »nter dem brausende» Hurrah der Anwesenden der Koloß in Bewegung and tauchte in di« aul- ichtumende Fluttz der Oder, an deren anderem User rr sich alsbald seitlängS feftlegtr. Bv« Herrn Direktor Haack geleitet, begab sich daraus der Erbgroßherzog mit größerem Gefolge nach der Werst selbst, besichtigte die Einrichtungen derselben and stattete auch der Lanzcrcorvettr „Tsii Auen" emen Besuch ab, der über eine Viertel- stunde wahrte. Di« sämmtlichen geladenen Herrschaften fuhren darauf in Equipagen nach dem Hotel de Pruste, wo ein splendide- üsjvuuer ämntoire ihrer harrte. Der Erbgroßyerzog von Oldenburg fuhr mit dem Courierzuge 3 Ubr 45 Minuten nach Berlin zurück. * AuS München schreibt ma» der »Norddeutschen All gemeinen Zeitung" vom 18. December: Mi» den G-'mei»dewahlkn scheint sich unser gesammke» politisches Leben erschöpft zu haben; wir sind in die alte Stagnation zurück geiallen. die sür unsere öffentlichen Berhältniffc leider nur zu be- zeichnend ist. Und doch war der Kampf um die Stühle in den Gemeindecollegien so l eiß und heftig gewesen, wie kaum je zuvor: eö baden von rund 10,000 Wahlberechtigten ongesähr 6000 bei den Wahlurnen sich eingesimden. DaS Ergebniß stellt sich aus 11 Liberale gegen 9 Uliraniontane, wird sich aber voraussichtlich sür jene noch »m eine» Sitz günstiger gestalten, da in einem Wahlbezirk ein grober Verstoß gegen daS Gesetz mit unterlief und in Folge dessen der ge wählte Ultramoiitane einem Liberalen wird weichen müssen. Die Situation hat sich sür die Nicht - Ultramontanen seit 1878 wesentlich gebessert: im Jahre 1878 wurde gar kein Liberaler und 1881 nur ein einziger gewählt, heute habeu die Richt-Ultramontanen alle verlorenen Ditze bis aus einen zu Ückerodert. In der inneren Stadl gelang c- ihnen, von 14 Eaudidaien 11 durchzubringen und in den Borstädten gewannen sie den Wahlen bau 1881 gegenüber 600 Stimmen. Dir Uliramontanen find henke im Gemelnbecollegsm» 48 Mann stark; e« befinden sich unter denselben höchst unsichere Elemente. Gleichwohl geben sich jene den Anschein, als ob sie mit dem Er- gebniß der Wahlen zufrieden seien, verschweigen aber klüglich, daß 3000 ihrer Parteiangehörigcn gar nicht zur Wadl gingen — und versprechen sich Wunderdinge, die sie mit dieser Zweidrittelmajoriiäl zu verrichten gedenken. Aber letztere ist immerhin etwa- problematisch, insosern sich Herr v. Miller wohl bedenke» wird, dem Heerruie der ertremen Ultramontane» unbedingt Folge zu leisten, Herr Lacher in Schulangelegendeiten und Wasscrve'sorgung bisher immer »m den Liberalen ging und Herr Gre-f, der vorläufig d. h. bis z»r Be scheidung der gegen seine Wahl erhobenen Proteste- im Collegium sitzen wird, sich bcrcüS sür die Erhaltung der noch bestehenden Simultanichulen aussprach. Wie bekannt, haben sich beide Kammern unseres Landtage- mit großer Mehrheit für die Errichtung einer staatlich geleiteten Mo- biliarversicherung ausgesprochen, wie eS schon vorher da« Äeneral- cvmitS de« landwirthlchaftlichen Vereins gethan. Ta nun die Rege lung deS Versicherungswesens durch da- Reich noch in weiter Ferne steht, so wird demnächst >in köniql. StaalSminilterium de- Juucr» mü der Instruction der hochwichtigen Frage begonnen werde». * Seitens der ultramontanen Abgeordneten der Zweiten Hessischen Kammer ist, in Ernenerung eines bereit« bei dem vorigen Landtage gemachten Versuch», ein Antrag aus Aenderung der Gesetzgebung bezüglich der Be rechtigung zur Thrilnahme an den öffentlichen Wahlen eingebracht worden. Bezugnehmend daraus, daß i» der Thronrede zur Eröffnung deS gegenwärtigen Landtag» c« als eine der ersten Ausgaben bezeichnet worden sei. im Zusammen hang mit der neuen Sttuergcsetzaebung die Berechtigung zur Tbeilnahme an den vsientlickeii Wahlen zu regeln, wird be antragt, der Regierung da« Ersuchen auSzufprechen, oiese Regelung möge in der Weise geschehen, 1) daß die Abgeord neten nicht mehr durch Wahlmänner, sondern direct von den Uriväblern gewählt werden; 2) daß die Bestimmung, wonach da« Wahlrecht von der Bedingung abhängig gemacht wird, daß der Wähler mit Zahlung seiner Einkommensteuer nicht lm Rückstände sei, in Wegfall komme, daß überhaupt von jeder Verknüpfung de« Wahlrecht« mit der Verpflichtung, Enikommenstencr oder eine sonstige direkte Steuer zu zahlen, Abstand genomnrru werde. * Noch in Aller Erinnerung ist* in welcher gehässigen, fanatischen Weise die Magyaren vor drei Jahren die Er richtung des Allgemeinen deutschen Dchulverein« zu Berlin beurtbeilten. Alle Mittel wurden damals versucht, um da« Eingreifen de« deutschen Schüttrerem« m Ungarn und Siebenbürgen zu verhindern und jede deutsche Gemeinde in diesen Ländern al« unpatriotisch und kochverrätherisch zu verdächtigen, die etwaige Unterstützungen deS Berliner Sckut- vereinS «ntgegennehmen sollte. Diese Kampsweise der magya.
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