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Roliu Jaequenihn» mid PIrme» über die Sftnatto» cousettrt m,d die Erklärungen de» Herr» Malou eutgegengenommeu hatte. Hab der Justizuunister, Herr Woeste, und der Minister de- Inner» »ad de- Sssciilliche» Unterrichtes, Herr Jacob-, welche sich durch Ihre ultrainontane Gebahrung am meisten compromitiirt hatten, au- dem Sabinen; scheiden. Anfangs sträubte sich der Ministerrath argen diese Forderung, indem er sich daraus beries, daß da- Cabinet immer die Majorität in beide» Kammern hatte. Sämmllich« Minister wolllen ihre Demission gebe», um aus den König eine Preision au-»uüben. Die Rechte besnrchtete jedoch, daß der König im Falle der Gelammt- d> Mission de» Cabiuel- ein Ministerium der Linken berufe» würde. Ci» solche- hätte die Kammern aufgelöst und bei den Neuwahlen Hütte» in Folge der gegenwärtigen Strömung gewiß die Liberalen gesiegt. In Folge dieser Erwägunge» gab da- Labinet dem Wunsch» teä König« nach, die Minister Jacob- und Woeste traten zurück und Herr Malou, der gewiß sür alle Acte derselben verantwortlich war, glaubte gleichfalls seine Demission geben zu sollen. Er stieß aus leinen Widerstand, um so weniger, als er bereit- vorgerückte» Filter- ist. Der König hätte nun gewünscht, ei» zur Hälfte katholisches, zur Halste liberale- Cabinet zu bilden. Dasselbe hätte die Ausgabe gehabt, da- Budget dnrchznseße» und einen die Reserve der aktiven Armee organisirenden Gcsetzentwurs in den Kammern einzubringen. Diese Vorlage, aus welche der Künig großen Werth legt, stieß bisher ani »niiberwiiidliche Lchwicrigkciten. Da- Land ist ebenso antiwili- tairüch gesinnt, wie e» der erklärte Feind jeder Steuererhähung ist. Die Katholiken, welche aus diese Gesinnung der Bevülkerung specn- liren, haben daher immer von Neuem erklärt, daß sie jede Steuer- erhöhung ablehnen werde» Die Liberalen haben nicht gewagt, da« die Reserve betreffende Gesetz einzubringen, weil sie wußte«, daß sie dadurch bei den folgende» Wahle» iüren Sturz herbeisühre« würden.. Für di« Vertretung dieser Vorlage in den Kammer» wäre somit i ei» gemischte- Labinet »otbwendig gewesen. Nach der Botirung diese- Gesetzes, »ngesähr im Frühling, wäre dann die Auslösung der Kammer ersolgt. Die Gemüther hätten sich inzwischen beruhigt und da- Land hätte sich ausgesprochen, welch« seiner mit einander i» Widerspruch stehenden Willensäußerungen diese- Jahre- et definitiv ratificirt. DaS Projekt, ei» gemischte- Cabinet zu berufen, scheiterte -der. weil »in solcher ohne Herrn Pirmez nicht gebildet werden kannte, und dieser sich weigerte, >» ei» Ministerium zu treten, welchem dir im Besitze ihre- Portefeuille- belassenen Mitglieder des Cabinet- Malou angehöcten. Di« Labinet - krise endete mit der Bildung eines Ministeriums der reinen Rechten, Herr Bernaert übernahm da- Conseilspräsidium nnd da- Finanzporteseuille, Herr de Moreau da- Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Baiidcnpeercbom da« Eisenbahndepartement, General PontuS da- Kriegsporteseuillc. Neu traten ein: Herr fhonissen (Inneres), Prinz Caraman-Chimay (auswärtige Ange» egenheiteo) und de Bolder (Justiz) Es läßt sich nicht behaupten, daß das neue Labinet den Erfordernissen der Situation entspricht. Die Liberalen werfen demselben vor, daß eS dem öffentlichen Unter richte ebenso schroff gegenüberstehe, wie das Cabiuel Malou, da die vier erstgenannten Mitglieder da» Schulgesetz »nterzeichnet habe», gegen welche« da- Land am lS. Oktober proteftirte, während die i««en Mitglieder in der Schulsrage compromittirt erscheinen. Anderseits ist e- zweiielhast. ob da- Labinet Bernaert, wenn e- die Vorlage, betreffend di« Reserve, einbringt, von der Rechten der Kammer unterstützt werden wird. Die Rechte, seit jeher oatimtli» rairisch gesinnt, ist e- seit den letzten Ereignissen noch mehr, und zwar au- Groll gegen den König, dem sie dir Enthebung der Minister Woeste und Jacob- nicht verzeihen kann. Dieser Groll findet i» der katholischen Presse scharfen Ausdruck. Die katholischen Blätter greife» de» König in injuriöser Weise aa und erklären geradezu, sich z»r republikanischen Idee bekehrt zn habe». Marine. * Da- Auslaufen des westasrikanischen Geschwaders giebt der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" Beranlassung, sich in einer Betrachtung über da- Wachs lhum und die Be deutung der Reich-marine überhaupt zu äußern. Da- Reaierung-blatt schreibt: Das AiiSlausea eine- au- vier der wehrtüchtigsten Kreuzer be stehenden Geschwader- nach den Gewässern de- äquatorialen West- asrika lenkt den Blick aus die zahlreichen und ersprießlichen Dienste zurück, welch« die kaiserliche Marine im letzten Jabrzwölft in den Fälle«, t» denen e- eine würdige Vertretung der äußeren Macht stellung Deutschland- und seiner nationale» Interesse» galt, ge leistet hat. Da- erste Mal, wo nach Aufstellung de- Flottrnbrstandes größere deutsche Seestreitkräfte an fernen Küsten und in fremden Meere» ihre Wimpel entfalteten, war im Jahre 1872. Die Ankunft einiger unserer Kriegsschiffe vor Sabanilla in Columbien, die zu diesem Zweck requirirt waren, führte damals sogleich zur Befriedigung der Ansprüche einer Bremer Handelsgesellschaft, welche von Sabanilla nach Baranquilla eine Eisenbahn gebaut und mit den Forderungen, die sie an die dortige Regierung hatte, trotz aller diplo- n,«tischen Vorstellungen nicht durchdrungen konnte. Im Frühjahr 1876 gebot die zunehmende Unsicherheit in de» chincsischen Gewässern und dir wiederholte Beraubung deutscher Handelssahrzenge durch chinesische Piraten, in dringender Weise der deutschen Handelsflagge Schutz zu gewähren. Aus kaiserlichen Befehl ersolgte damals ein« Verstärkung der in den ostasiatischen Gewässern stationirten Kriegs schiffe: der Lorvettea „Hertha" und „Ariadne" und de- Kanonen boote- „Lyclop" durch die Lorvetten „Bineta" und „Louise" und da« Kanonenboot „Nautilus" (da- letztere wegen seine» geringen Tiefgänge- zum Einlaufen in Flußmündungen geeignet und mit Rücksicht daraus dem Geschwader zugeiheilt). Die sechs auf diese Weise im Mai 1876 bei Honkong vereinigten Schiffe reprüsenttrte» ein« Macht von ca. 1360 Mann und 57 Geschütze» unter Oberbefehl de- damaligen LopitainS z. S. Grafen von Mont«. Die bereitwillige Gewährung der von deutscher Seite erhobenen Entschädigungsansprüche seiten- der chinesischen Regierung, gestattete im August 1876 die Auflösung de- Geschwader-, mit der Maßgabe jedoch, daß dasselbe noch längere Zeit unter einheitlichem Oberbefehl verblieb. Als gleichzeitig mit jenen Vorkommnissen im fernen Osten die Ermordnng de- deutschen C»»sul- in Salouichi und die Be drohung der dort lebenden Deutschen eine flagrante Verletzung «völkerrechtlicher Interessen in sich schloß, begab sich eine au- deu größten and stärksten bewehrten Panzerschiffen gebildete Flotten- adlheilung nach jenem Platz, um Leben und Eigenlhum der be drängten Reichsangehörigen unter den Schutz ihrer Flagge z» nehmen und den dort lebenden Glaubensgenossen Beistand gegen Vergewaltigung zu bringen. Der sogleich an« dem Mütelmerr »ach Salonichi entsandten Eorvette „Medusa" folgte zunächst da» schnell in Dienst gestellte Kanonenboot „Komet"; da» uuter Befehl de« damaligen Eonkre-Admiral- Bätsch gestellte Panzergrschwoder traf daau nach 35 tägiger Reise (21. Mai bi» 25. Juui) glücklich am Ort« seiner Bestimmung ein und erfüllte seinen Zweck der Erlangung einer Geuugthuung vollständig. Zusammengesetzt war r« au» den Panzersregitte» „Kaiser", „Deutschland", „Kronprinz". „Friedrich Karl" und dem Aviso „Pommerania" mit circa 2250 Man» Be satzung und 52 Geschützen. . In Folge der Erregung, welche die Ereignisse de- russischer, lisch«» Kriege» in, Frühjahr 1877 unter der mohainedantschen Be- oölkerung in Syrien gegen die in Palästina aiffSsflgnt deutschen Templergemeinden erzeugt hatten, ward die Eorvette „Gazelle" zum Beistand sür die Colonisten nach deu Küsten von Syrien entsandt; mit der „Gazelle" vereinigte sich kurze Zeit daraus, ein schnell aus gerüstete- Geschwader, da-, von Wilhelmshasen auSlausevd, über Plymouth, Gibraltar, Malta und Port Said sich ebensall- zunächst an da« syrische Gestade begab, dann Beyrut, Salonichi, Athen be- sucht« und an diesen Orten durch seine äußer« Erscheinung, die stramme Di»ciplin und die gründliche An-bildung der Besatzung», und Flotteniiiannschast einen unverkennbar wirksamen Eindruck aus di« Landesbewohner machte. Bei der dauernden Spannung, in ivelcher der Verlauf de- Kriege- die Letzteren den Europäern -egen- über hielt, machte da- Geschwader das Gebiet zwischen den Inseln Paro« und Naxo« den größeren Theil de- Sommer» über znm Hauptfeld seiner militärischen und seemännischen Uednnge» und ge- währt« dadurch dem in große Besorgniß geralheaen Theil der christ lichen Bevölkerung so lange, bi» sich die Aufregung der Türken gelegt hatte, große Sicherheil und Rückhalt, ohne daß e» z» einem Einschreiten gekommen wäre. SU Deutschland im Frühjahr 1378 mit dem Staate Niearngua in einen Lonslict gerathen war, genügte da- Erscheinen eine« nur an» drei Lorvettea zusammengesetzten Geschwader» au den Küsten jene» Staate-, um die Regierung desselben zu bestimmen, Genug- thuuug für die Nichtachtung zu geben, mit welcher sich dieselbe einer Verletzung völkerrechtlich allgemein anerkannter Pflichten schuldig gen,acht hatte. Bei der Expedition nach Nicaragua handelte r» sich hauptsächlich um eine militairische Aktion an Land, da die Schiss«, durch locale Verhältnisse gezwungen, dem User ziemlich fern bleiben mußten. E» war daher hier ein Landnug-corp- von 3 Lompagnien Mattose, zu je 100 Mann mit einer Batterie zu 4 Acht-Cratimeter- Geschützen. rin Zug Pioniere nnd 3 Sektionen Train, im Ganzen etwa 4Ö0 Man» sormirt worden, die «an mit einer dem Klima und de» Bodenverhältnissen de» centralamerikanische» Feftlande- eni'vr.chenden Bekleidung und Ausrüstung versehen hotte. Es ist noch j» d« Erinnerung, wie schnell nnd glatt sich t» An- wesenhrft dieses Detachements der seitens der Regierung von Rica- ragua lauge verweigerte Salut der deutschen Flagge vollzog. Auch einzelne Kriegsschiffe hoben in vielen Fällen genüg», um den nationalen Interessen Befriedigung und Genuglhuung zu ge- währen. E- dars nur erinnert werden an da» Austtcttn der Kanonenboote „Lyclop" und „Nautilus" ia den chinesischen Ge wässer», an die Mission der Corvetiea „Hertha", „Ariadne". „Larola", sowie der Kanonenboote „Möwe", „Habicht", „Hyäne" in der Südsee. der Lorvetten „Victoria" (188l) gegen die Liberia tributpflichligei, Neger der Kiooküste, und „Heriha" (1882) und „Sophie" (Frühjahr 1884) gegen einzeln« Stämme des Gebiete« von Dahomey au der wcstafrikanischeu Küste, wo eS sich um do- Anschen der deutschen Flagge oder um dle Bestrafung von Ausschreitungen und GewaltthStigkciteu gegen ReichSaugehörigr handelte. Alle vorstehend aufgesührten Fälle bestätigen immer wieder die Erscheinung, daß die Bevölkerungen in überseeischen Ländern stets nur der Macht glauben, welch« sie vor sich sehen, und daß sie danach ihr Verhalten eiarichten. Für sie bilden Grüße, Zahl uud Ausrüstung der Kriegsschiffe den Maßstab der Beurtheilung, wie weit sie sich dem mächtigeren Staat zu fügen und bissen Autorität anzuerktnnen haben. Grffentl. Verhandlungen der SIMvrrordnetea «m 1 Oktober 1884.*) (Auf Grund des Protokolle« bearbeitet und mitgetheilt.) Anwesend: 45 Stadtverordnete und am RathStische: Herr Bürger meister Justizrath l)r. Tröndlin, sowie die Herrn Stadträthe Ludwig Wolf, Rock. vr. Mesjerschmidt und Mechler. Borsitz: Herr Vorsteher RechlS.inwalt vr. Schiil. Nach Eröffnung der Sitzung gelangen zunächst folgende neuere Registranden > Eingänge zum Vortrag: 1. Gesuch des Herrn Stadtverordneten Geh. Hofrath Pros, vr. Wach um Urlaub bi« 15. dieses MoaatS. Der erbetene Urlaub wird einstimmig bewilligt. 2. Mütheilungen de- RatheS, die Erbauung einer Eisenbahn Pirk-Hos brtr. Der Herr Vorsitzende theilt mit, der Rath habe die Milvoll- ziehuug der Petition jene» LomilSS adgelehnt und die- dem letzteren angezeigt. Nach kurzer Miltheilung au- dieser Petition giebt der Herr Vorsitzende dem Collegium anheim, etwaige Anträge darüber zu stellen. ES verlangt Niemand da- Wort und beschließt da- Collegium, auch seinerseits auf Unterzeichnung der Petition nicht elnzugeheu. 3. RathSmittheilung, Berwilligung von 347 .2l sür Anbringung von Zugantern aus den Gurtbüge« des Waschhauses de- Kranken hauses St. Jacob durch die gemilchte Baudeputatioa. Der Herr Vorsitzende bittet die Mitglieder dieser Deputatton» in wiederkehrenden ähnliche,> Fällen ihre Competenz zu prüfe»; es seien erst 1480 verwilligt worden; hierzu komm« die neue Summe, wodurch die zuständigen 1500 ^t überschritten worden. ES bewendet sür diese- Mal. 4. Rathsschreiben, Berwilligung von 189 ^l sür Verlegung de- Feuerlciegrapheu nach dem neuen Locale der VII. Polizri- bezlrk-wnche, sowie der Kosten sür Erd- und Pflasterung», arbeiten durch die gemischte Baudcputation. Hierzu bemerkt der Herr Vorsitzende, daß ihm die Competenz auch hier zweiselhaft sei; gewöhnlich habe in solchen Fällen der Finanzausschuß die Sache begutachtet. 5. Mittheilung de» Rathes, daß er bei den Anträgen de- Colle gium» zu Conto 10, Ausgaben Position 64 „Beaujstchtigung der Klär- und De-insection-anlagen" Beruhigung zu soffen beschlossen habe. 6. Mitiheilung de- RathrS, die von der verst. Frau Rosine Wilhelmine verw. Rus geb. Best der hiesigen Thomasschule und der Wittwen - und Waiseupensionscasse der Ponzeibeamtea au-gcsetzie» Bermächtnissc von je 300 betr. 7. Rathsschreiben, Abhaltung einer gemeinschaftlichen Sitzung beider Collegien am 15. October e. behufs Vornahme der der Wahl Vertrauensmänner in den Ausschuß zur Fest stellung der Schöffen- und Grschwornenliste». Der gewünschte Auftrag wird einstimmig ertheilt. 8. Schreibe» de- Verein» selbstständiger Miethcr bei Ueberrelchuug seine- Organe- <Nr. 8.) in 50 Exemplaren. Nach Eintritt in die Tagesordnung erstattet Herr Rechtsanwalt vr. Zenker sür den Stiftung-., Finanz- und Bersaffung-au-schus Bericht über den Rathsbeschluß: die Secrctaritat-stelle beim Armenamte vom 1. Januar 1885 ab auszuheben und a» deren Stelle eine mit 3000 ^tz dotirte Buchhallerstelle einzurichten. Zu dem hierzu von den vorgedachten AuSschüffeu gestellten Antrag: dem Rathsbeschlusse beizulreten, bemerkt der Herr Referent, daß die Ausschüsse der Ansicht de» RalheS seien, eS sei Herrn Stadttath Ludwig-Wolf eine Entlastung zu gewähren nach Uebernahme vermehrter Arbeiten, nur werde ge Wünscht, daß die gestellten Erwartungen sich auch erfüllten. Ohne Debatte wird der Ausschußantrag einstimmig angenommen. Weiter reserirt derselbe Herr Referent sür den Stiftung- Finanz- und BauauSschuß über Herstellung baulicher Arbeiten an dem größeren Dampfkessel iw ctadtbade des GcorgcnhauseS mit l20l>^t und Anschaffung eiul- neuen Kessels sür das letztere mit 4300.21 Aufwand. Be! vorgenommencr Besichtigung habe» die Ausschüsse sich über zeugt, daß die geschilderten Desccle vorhanden seien und Abhilse ge schaffen werden müsse, und beantragen dieselben demgemäß: die Vorlage zu genehmigen. Dem tritt da- Collegium einstimmig bei. Zu der RathSvorlage: Verwandlung der den Pfarrern zu St. Jacob und St. Georg als GehaltSquolen zukommcnden Korn- uud Holzdeputate in feste Bezüge, «ud zwar die vier Klasteru Deputalholz au 108 uud die 8 Scheffel Depulatkorn aus 120 jährlich sestzusetzeu, wird von dem Stiftung-- und Fmanzau-schuß, Referent Herr vr. Zenker, brantragi: dieser Vorlage zuzusttimnr», da man eine solche Fixirung sür zeitgemäß halte. Dem tritt da- Tollrgium einhellig bei. Hierauf reserirt Herr Licevorsteher vr. Ftebiger für deuBau- »ud Finanzausschuß über da- Projekt wegen Abbruch» und Neuaufbaues der Turnhalle der Nicolaischule mit 47,W8 ^t Aufwand u couto Stamm vermögen. Hierzu liegen folgende Lusschußanträge vor: 1. die Vorlage abzulehnen und deu Rath um eine neue Vor lage zu ersuchen, und 2. zu beantragen, die Turnhalle auf der Südseite de- Hofes z» erbauen und von einem Verbindung-gang« abzusehen. Nach Verlesung der Rathsvorlage bemerkt der Herr Referent Die Ausschüsse hätten die Uebelstände der jetzige» Turnhalle aner kannt und seien im Principe mit deren Abbruch und Neuausbau einverstanden; aber die verlangten Kosten seien zu außerordentlich hoch erschienen. Denn während hier der Bau der eigentlichen Turn halle mit 35,322 veranschlagt sei, welche Summe sich durch di« übrigen Kosten auf 47988^2! erhöhe, seien s. Z. veranschlagt wordeu die Turnhalle der Realschule I. Ordnung mit ca. derselben Zahl von Schülern wie die Nicolaischule mit 12,300^1, die der Realschule II. Ordnung mit 509 Schülern mit 14,900 ^lt, die der Thomasschule mit 22,891 .21 und für die projectirte Turnhalle der II. Bezirksschule werden nur 19,500 >l gefordert. Die neue Turnhalle der Nicolai schule solle 280 Quadratmeter Fläche enthalten; er würden aber nur je 40 Schüler in einer Riege turne». Die Halle sei daher ent schieden zu groß und stehe in ihrer räumlichen Ausdehnung der städt. Turnhalle in der Schreberstraßc nur wenig nach, -Ferner sei in der Vorlage nichts gesagt, wa« mit dem Material der allen Turnhalle werden solle. SämmtlicheS Material werde allerdings nicht wieder verweudbar sein; ober e- sollte doch bei der neuen Vorlage die Ver wendung de- alle» Material-, soweit möglich» mit berücksichtigt werde«. Deu Platz der wiederauszustellenden Halle betreffend, so wüßten die Ausschüsse sich gegen deren Ausstellung an der Stephan- straße entschieden erklären mit Rücksicht aus di« Lage und die sonstige Bebauung der Stephanftraße. Die Stadt würde e« kaum zuaebeu, daß von einem Privaten ein der projectirlen Holle ähnliche« Neben gebäude an die Straßensronte gesetzt werde; sie dürfe sich daher die- ebenfalls nicht gestatten. Auch gegen de» Verbindung-gang seien die Ausschüsse, weil sie ihn durchaus nicht sür »othwradig halten. Ein solcher besteh« bei der Thomasschule ebenfalls nicht, und Schüler au« den Volksschulen gingen zahlreich sogar »ach der städtischen Turnhalle, ohne dabei Schaden zu leiden. Der Herr Vorsitzende erklärt, daß der 2. Antrag der Lu«, schüsse dahin zu ergänzen sei: „auch soweit möglich da- Material der abgebrochenen Halle mit zu verwenden". Herr Professor vr. Gebhardt fürchtet, daß bei Wiederver- Wendung de« alten Materials bald wieder Reparaturen eintreten würden. Bezüglich der Stellung der neuen Turnhalle sckließt sich Herr Redner der Ansicht de« Herrn Rector« Prof. Vr. Bogel an, wie sie tm Rath-schreibcn enthalten. Die bisherige Verbindung der *) Eiagegangea btt der Redaktion am 29. Oktober. ,ur- 4.:' c/, Schul, und Turnhalle sei ttne Wohlthat gewesen «id «ftw Sendern»« würde möglicher Weise Nachtheile sür de» Gesundheitszustand der Schüler bervorruseu. Alle aiidern Schulen, mit Ausnahme der Thomasschule und de« StaatsgymnasiumS, hätten LerbmdungSginge. ferner sei es auch Wunsch de- Turnlehrers und de» Direktors )r. Lion, einen Berbinduogsgang herzupelleu. Dir Mauer an der Dlephonstraße würde nur 4 Meter überragt werden von der neuen Turnhalle: diese Mauer bedürfe außerdem einer Erneuerung, was mit Kosten verknüpft sei. Endlich seien an der Stelle im Süden des Platze«, wo die Turnhalle nach dem AuSschußantrage zu stehen kommen solle, Schleußt« vorhanden, die geändert werdra müßten. Der Herr Redner beantragt für drn Fall der Aayahme des erste» und Ablehnung des zweite» Ansschußantrages: tm Principe der Verlegung der Turnhalle aa die Etephaa- straße zuzustimmen. Dieser Antrag wird unterstützt. Herr vr. Kirchhofs bedauert, daß der Schul-Ausschuß nicht mit wr Berothung der Ausschüsse zugezogen worden, und wiederhol», »aß alle Turnhallen der städtischen Schulen, mit Ausnahme der Thomasschule, mit deu Hauptgebäuden verbunden seien; da« gleiche Reckt müsse für die Nicosaischule in Anspruch genommen werde». Der Herr Vorsitzende erklärt, daß er aus dem Grunde die Sache dem Sckul-Ausschuß nicht mit vorgelegt, weil der Rath be- chlossen habe, »> outo Stammvermögen die Sache auSzusühreu, welche er übrigen- mehr für eine» Reporaiurbau gehalten; mau könne aber versckiedener Ansicht sein. UebrigeuS sei auch jetzt noch ein Antrag auf Zurückweisung an den Bau- und Schulau-schuß zulässig. Herr Stadtverordneter Zimmermeister Wagurr: Die von Herrn Professor vr. Gebhardt berührte Verlegung der Beischleußra sei ohne große Kosten au«sührbar; auch die Höhr der Mauer aa der Stevhanstraße sei nicht so gering, wie hervorgehoben worden. Die betr. Mauer müsse so wie so erneuert werden. Der Herr Referent macht daraus aufmerksam, daß tm jetzigen Anschlag 2000» für Einfriedigung mit eingestellt seien. Herr Herrmaaa: Die hohe Kostensumme sei nur erklärlich an dern Wunsch, die neue Halle au der Siephanftraß« aufzusührea; er bitte um Ablehnung dieser Projektes. Die gesundheitlichen Besürch- tungen könne er nicht thttlen» aus Grund der von ihm gemachten Ersahrungen. Herr Professor vr. Gebhardt: Die betr. Mauer sei sehr defekt, würde aber von der Turnhalle säst ganz gedeckt werden. In der Nicolaischule seien 36 Stunden in der Turnhalle zu «rthrilen, und finde daher fortwährend der Wechsel zwischen Schule und Turnhalle statt, e» würde daun wenigstens klar besondere Garderobe «och uöthig sein. Nach Schluß der Debatte bemerk der Herr Vorsitzende, daß Antrag 2 in drei Absätze bet der Abstimmung z» trennen sein «rrdr, womit man einverstanden ist. Antrag 1 wird einstimmig angenommen, Antrag 2 biö: ,^»s der Südseite der Hose« zu erbauen" mit 38 gegen 7 Stimmen ange nommen, der 2. Satz: „von einer Verlegung abzusehen", wird mit 40 gegen 5 Stimmen angenommen, und endlich wird der Antrag, die Verwendung des alten Material- betr., einstiminig angenommen. Dadurch erledigt sich der Antrag de- Herrn Professor vr. Gebhardt. Herr vr. Fiebiger rrferirt hiernach für deu Ban- uud Finanz- au-jchuß über feuersichere Abtrennung de- Hauptgebäude» de« neuen Theaters von den Nebeuräumen mit einem Kostenaufwand von 6600^l, indem er Namen- dieser Ausschüsse beantragt: 1. Pos. 15 und 16 de- Anschläge- abzuleharn, im Uebrigen die Vorlage zu genehmigen uud die geforderte» Koste» ia Höhe von 8600 ^l auf 7280,2t herabzusetze» und 2. den Rath zu ersuchen, die Benutzung der Räume über der Haupttreppe auf der Oftsrite des Theater» als Schlasrinme sofort zu verbieten. Nach Verlesung der RathSvorlage bemerk der Herr Referent, daß es sich um feuerfeste Lonstruction der Decke de- Treppenhanse handle, wa» unbedingt nöthig sei, und um feuersichere Abtrennung der beiden Pavillon- vom Hauptgebäude, wa- auch wünscheaswerth sei. Nur die eisernen Thüren in Position 15 und 16 de« Kosten- anschlageS hätte» die Ausschüsse nicht sür nothwendig erachten könne». Ferner sei bei der Localbesichtigung gesunden worden, daß ia dem Dachraume, wo die Mädchen de- Restaurateur- schlafen, mit Feuer und Licht sehr sorglo» umgegangen werde; auch sei die Menge der Garderobe dort sehr seuergesährltch. Beide Au-schußanträge werden einstimmig angenommen. Eia Hiera» sich anschließendes Gutachten dt« Herrn Schneider für den Oekonomieausschuß behandelt den Erlaß der von dem Erdbauunternehmrr Herrn Friedrich Kull rich bei Herstellung der Macadamisirang eines Traktes der Kochstraßc und der Strecke der Straße de- südlichen Bebau ungsplanes zwischen der Koch- uud Südstraßr verwirkte» Kon ventionalstrafe von 750 ^l Zur Begrünbung der Au-schußanträge: 1. die Vorlage abzulehnen: 2. zu beantragen, dir verwirke Lonveottoualstrafe bis ans 100 ^l zu erlassen, bemerkt der Herr Referent, daß der Ausschuß nicht tm Principe einverstanden sein könne mit der Erlassung aller Louventtonalstrafe; die Ueberschreitungen seien im vorliegenden Falle zu bedeutende, Aus BilligkeitSgründe» sei man aber sür einen iheilweisen Erlaß. Herr Stadtrath Mechler: Herr Kullrich habe großen Schaden gehabt, daß die betr. beiden Arbeiten ihm gleichzeitig übertrage» worden seien. Er bitte» ihm völligen Erlaß zu Theil werden zu lassen. Der Herr Referent: Es müsse an den betreffende» städtische« Beamten gelegen haben, daß jene Arbeiten gleichzeitig au-zusühren gewesen. Herr Stadtrath Mechler brstrtttet dies. Bei der Abstimmung wird Ausschußantrag 1 «tt großer Majori tät abgelehnt uud sodann die Rath-vorlage einstimmig angenommen; hierdurch aber erledigt sich Ausschußantrag 2 von selbst. Zu den Vorlagen: 1. Herstellung der Fußwege vor dem städtischen Grnndstücke zwischen dem pathologischen Institut uud der ehemalige» Bayerischen Berbinduug-bahu mit einem Aufwand von 2360 » conto 38, 2. Forijührung der bl« znm Platze an der II. Bürgerschule liegenden Gleisanlage der Pserdeeisenbaha and deren Verbin dung mit der Gohlis» und Eutritzsch» Linie bei Tschar mann'» Haus, ö. Einstellung einer Mehrausgabe von 12,000^1 sür Arbeitslöhne und einer hiernach proporttonal sich ohngrsähr ergebenden Mehl-Einnahme von 15,000^ aus Conto 28 „Steinbrnch bei Gra-bors" de» HauShaltplaneS pro 1884, ertheilt man nach de» Anträgen de- Oekonomieanöschuffes. Reserent Herr Schneider, einstimmig Zustimmung. lieber die Vorlage, betr. den Rathsbeschluß: aus dem Rittergute KunuerSdors mit thunlichster Beschirmst gung »ach Maßgabe der Pläne und 3258 ein Arbeiter- wohnbauS zu errichten und hierfür » conto Stammvermögen deö Rittergutes KunuerSdors die Summe von 7418 35 zu verwillige», uuter den Bedingungen, daß der Pachter, Herr Jahn, 1. Gruudsteurr »ud Lrandcaffeabeitrag an» feinen Mitteln zu bezahlen, 2. da« Han» in allen seinen Thttlen nach den Vorschriften des Rathes ans feine Kosten im baulichen Wesen zu unterhalten und 3. die uöthigen Baufuhren uuenigelllich zu leisten hat, reserirt sür deu Oekonomie- uud Finanzausschuß Herr Schneider und beantragt: Zustimmung nnd Bewilligung der geforderten Summe, jedoch erstere» unter der Bedingung, daß Submission an-grschrieben wird, letzteres dann uuter Vorbehalt der durch diese zu er- loageaden Ersparnisse. Der Herr Referent bemerkt, daß die Rothweudigkttt der Erbau uug des Arbeiterhanse- in den Ausschüssen anerkannt worden sei wrgea der isolirten Lage des betr. Rittergutes; bet Wiederverpachtuug werde dies auch von Lortheil sein. Nachdem der Herr Referent die Gründe mitgethttkt, we«halb der Pachter eine Verzinsung des vnlagecapitals habe ablehnen müsien, hebt er noch hervor, daß die Ansätze de- Kostenanschlages sehr hoch erschienen seien. Ohne Debatte wird der Ausschußantrag einstimmig angenommen Schließlich spricht das Collegium noch die Rechnungen der I. uno II. Fortbildungsschule für Knaben und der Fortbildungsschule sür Mädchen pro 1881 auf Antrag des Schulou-schuffeS, Referent Herr vr. Kirchhofs, richtig und schließt sovann der Herr Vorsitzende die öffentlich« Sitzung, um ia kiue nichtöffentliche verathung ttnzutreleu. Universität. A. IVd. Leipzig. 4. November. Bei de« Jnbilän« de« Geh. Hofrath« Pros. vr. Otto Müller war der Abend in seinen Ovationen weit geräuschvoller, al« der Tag gewesen. Dir stille Uferstraße ward nach eingebrochcner Dunkelheit urplötzlich durch Fackelschein erleuchtet» inmitten dieser Doppelreihe von Fackelträgern wurden bunte Mützen sichtbar, e« war de« Arioas wohlbekannte« Ü8»S Notb. «Ubakh machte der Zu, vor dem Hans« Rr. 22 Hakt, bi« Ltudirenden iormirten ttne Gnlppe, es erscholl an« frischen Sänger- kehlen ein Lied von vr. Pelsckke, daun Mendelssohn'« „Sem Gott will rechte Gunst erweisen". Inzwischen hatte sich ttne vom Secretair des „Arioa" gesührte BeglückwünschnngSdeputation zum Jubilar begebe» und Dieser derselben mit herzlicher Ansprache gedankt. Daraus war er an« Fenster getreten und hatte an seine liebe» Ariouea warme Worte herzlicher Anerkennung gerichtet, die mit einem „Virnt 4ttoo. viont »lum umler Vip-ivusis!" schlossen. Brausend nnd harmonisch fiele» die Studireiide», fiel da« zahlreich versammelte Public»» tt». Da- war da« solenne Fackel ständchen sür de» JubUar. Ueber den FestcommerS in de» Räume, de« Thalia-Gebindos aus der Llsterstraße hören wir »och Folgendes. Der Kommers zu Ehren de- Borstelier« Geh. Hosrath vr. Müller begann mit de« Gesang de- „Wo Kraft und Mulh", daun folgte da« bereits erwähnte MendelSsohn'sche Ouarteit Op. 75 Nr. 1. Nun toastetr »tuä. Schulze aus de» Jubilar. Dieser erwiderte mit eine« Tttukspruch aus de» Arion unversiegliche Jugendkraft. „Httmwet an mit Hellem, hohem Klang" ertönte nun der Rundgesang nnd leitete die Stim- mung «in. welche ein poetischer, schwungvoller Spruch des otuä pdil. Galle zum Enthusiasmus sür den Gestierte» des Tages steigerte. Petschkc's Waldlied setzte ein. WaldeSduft nnd Traumleben sind >eru nah beisammen, und so schloß sich ei» siaaiaes Traumbild an. >as der nächste Redner (Herr Prarger) sehr hübsch z» einem Dovpel- tonst auf O. M. und R. M. (Richard Müller und Otto Müller) gestaltete. Daraus erklangen ein Dürruer'sches Quartett, sodann O alte Burscheuherrlichkeit". Rechtsanwalt Hübte» brachte nun o»ch Namens der „alten Häuser" de- Arioa die Ehren eine« Toastes voll Mark und Nachdruck" dar. Der Jubilar erhob sich „oct einmal, um, rin Schüler unseres Siallbaum, in der Zunge Latin»,- zu reden. Seine« Witze« und HumoreS Spitze wankte sich de» zw.i geheimntßvollen Buchstaben „S. V." auf einer ausdäugende» Tasc! zu. Seine Interpretation mußte ein« eminent authentische sein, denn alle Anwesenden jauchzten ibr fortwähreud stürmisch Bestall z» Die Heiterkeit erhielt ihre» Gipfelvunct, als Redner das „8. V." auch mit „deatas virxioes" in Zusammenhang brachte. 8tuck. tlieol Püschmann seierte die berühmten Namensvettern de« JubilaeS, alle die großen Otto der Welt- und Zeitgeschichte, deu Mann von Barzin natürlich mit eingeschlossen. Stuck, weck. Mrade gedachte in seinem Toaste der Familie de« Jubilars, von den übrigen Reden und Vorträgen sei nur uoch die nordische Ballade erwähnt, die vr. Fuchs zum Beste» gab. Mitternacht war darüber herangekommen, nicht aber das Ende de« Feste». Musik. * Frau Moran-Olden. die Leipziger Primadonna, ür welche die Frankfurter Oper in Frau Luger einen so vorzüglichen Ersatz fand. wird nach einer Mittheilung der Franksurler Zeitung" vom 3. November ihre neue Stellung am Leipziger Stadlthcater schon bald wieder verlassen. Meinungsverschiedenheit über die Bedeutung der Theater- aesetze aus Seite» der Sängerin und ihre- DlrcctorS soll zur Kündigung de- ContracteS geführt haben. ?r. Leipzig, 4. November. Zum Besten der Errichtung eine- „Ktnderipielplatzes" war gestern Abend im großen Saale des Schloß- kellers zu Reudnitz ein Loncert arrangirt worden, das aa Vielseitig keit hinsichtlich der servirten innsikalischen Gerichte nichts zn wünschen übrig ließ. Die Introduction zu demselben bildete eia einfacher, aber herzlicher Prolog von Emil Lange, der von Frl.Zangenberg mit„An- muth und Würde" recitirt wurde. Bon den Justrumenlalvorträgen sei an erster Stelle der Pianofortepiäcea gedacht, mit welche» Frau D oufset uud Frl. Eiding zu brillirea wußte». Die Erster« zeigte be« der Wiedergabe de- Capriccio brillant (ll-moll) »ou Mendelssohn ttne saubere, lobenswcrth« Technik, der Anschlag war correct «ud ohne Härte, auch eine ziemliche Geläufigkeit bemerkbar, wenn auch bei einzelnen Passagen da- Tempo noch et»a- sloiter genommen werde» konnte. Fräulein Eidiug trnt anr »ls Begleiterin" vor da- Auditorium uud -ttgte dann »me bemerkenswerihr Routine. Die Violine war dnrch die Herneu Max Peterseo, Emil Lange und den zrhujährigrn Brnno Lüling vertreten. Herr Prtersen zeigte aas seine« Iustrmaeut eine ziemliche Routine und trug auch mcht ohne Gefühl ^tne Par- tten vor. In dem etwa» süßlichen „Adagio" von Haydn und nameuilich dem dritten Satz au« drn Rovttlettea von Niels W. Bade fiel ihm der Hauptaulhttl zu, und namentlich ft> der letzteren Tondichlang z«igte er eine tüchtige Birtnosität, würde jedoch die Wirkung erhöht habe», wenn rr mit weuiger Haft vperirt htttr. Ruhe ist auch die erste musikalische Bürgerpflichti In de» genannten Piäcea wirke bereit« Herr Lange mit, der späten »ls Solist dn« Ständchen" von Schubert nnd das „Wiegenlied" von Prinzessin. Marie Elisabeth von Sachsen-Mttuingen mit Innigkeit und gutem musikalilchen AuSdrnck zu Gehör brachte. Bruno Lüling spielte Variationen von Danclage und verdient für die Durchführung derselbe» volle« Lob. Der junge Scholar zeigte eine bereu« recht gewandte und auch elegante Bogrnsührung, hatte sämmtliche Passage» aehsrig „ans dem Striche" und brachte weiche, fast durchgängig rein« Klänge zu Gehör. Ensemblepiäcen waren die trefflich »«geführten Varia tionen au« dem „Kaiserqunrtett" von Haydn, »orgrtragrn von de» Herren Petersrn, Stell, Mohrmaan nnd Lange, sowie du- gefühlvolle, erhabene „Ave Maria" von Bach, btt welche» anßer den vorstehend genannten Kräften noch Herr Joachim, sowie Fron Selma Lüling summt ihrer Kernen Tochter Frieda Lüling mit ihren besten Kräften Mitwirken, so daß ttn schöner Erfolg erzielt wurde. Frau Selma Lüling zeigt« sich übrigens auch in der Arie au- Rossini'« „Barbier von Sevilla" als eine gut- geschulte, sympathische C oncertsängeri n, die zu Herzen z« sprechen versteht. Di« Läufer und Triller, überhaupt sämmtliche Tonfignrr« der Arie ge langen ihr vortrefflich, so daß mau ihr das Lob einer gewandten Colo- ratursängerin ertdrilcn kann. Wenn ihr Organ auch nicht besonders kräftig ist, so besitzt es doch Frische und schönen Klang. Ja dem Duett an- „Figaro » Hochzeit" führte sie zum ersten Male ihr Töchterleiu Frieda in» Feuer und wußte da- letzter« seine Ausgabe ungenirt und geschickt zu absolvirea. Die Stimme ist sür rin Kind bereit« recht volltönig. da» Duett aber war jedensall- nnr gewählt, um die Schülerin deu ersten Schritt vor die Rampe» an der Mutter und Lehrerin Hand gehen zu lassen, sonst hätten ja Tanbert'sch« Lieder besser gepaßt. Der Baritonist Herr Hossmnn» rxcellirie mit zwei Schnbert'schea Liedern, „Der Doppelgänger" und „Der Wanderer", bei welchen er seinen kräftigen, vollen, »ameatlich in der Mittellagc uud den tieferen Registern ansprechende» Bariton ia- glänzendste Licht setzen konnte, leider aber hin »ad wieder in der Aussprache de- Textes noch nicht deutlich geuug war. Anßer diesen Solovorträgen bot noch ein Soloquartett de« Gesangverein- „Hoff- nung" Mncjchner's „Ständchen". Reicher Beifall «urd» sämmtliche» Mittvirkeuden verdienter Maßen gezollt und da der Saal sehr gut besetzt war, wird wohl auch der Zweck durch den pecnniären Erfolg erreicht sein, ein künstlerischer ist in den Annalen des SchloßkellerS zu notiren. —o— Meißen, 3. November. Die von unserer stüdlisck-n Capelle in dieser Saison gegebenen Symphonie-Coucerte, die von dem königl. Musikdirektor Herrn C. G. Hartmann geleitet werde::, ersrcucn sich eine«, wie uns geschrieben wird, sich steigernden Zn- spruch», was als Beweis dafür angesehen werde» dars, daß der Li- schmack an edlerer Musik in immer weitere Kreise dringt. -k- Lüben, 3. November. Einen höchst genußreichen Abend bereitete gestern der hiesige gemischtchörige Gesangverein „Liedertafel" seinen Mitgliedern durch Ausführung einer Anzahl gewählter Eho.- lieder von O. Mermann, F. Schubert, I. Raff, E. Köllner und L. tlüiitze. Der Bortrog sämmilicher Lieder war unter der vc>- stSiidnihvollen Leitung des .Herrn R. Gregor eract und mit wohl- tiniender Schattirung. Ganz vortrefflich wurden „Wer recht i» Freuden wandern will" vo» Köllner und „Im Kahn" von Ras; reproducirt. Die Orchcsterbegleitung bei der letztgenannten Tom Position war decent und von sehr effektvoller Wirkung. Da« Duett „Sollst tragen du Nachen dahin" von Köllner. gesungen von Frl. B. Reiher (Lovran) und Frl. L. Thiele (Alt) wurde mit wohl verdientem. anhaltendem Beifall ausgenommen. Ruht minder gefiel auch da« Sovraniolo „Mein Hcimathihal" von Liede nnd da- von Herrn Reißmann vorgetragene AbichiedStied de« Jung Werner ou« dem „Trompeter" von Neßlcr. Aa dem stürmische« Applaus, welcher dem Länger sür seinen noblen, geschmackvollen Bortrag zu Theil wurde, portittpirie auch unser verehrter Stadimnflkdirecior, Herr Tittel, welcher uns der Trompete deu Schluß de« Liede« in vollendet schöner Weise wiederholte. — In Darmstadt starb am 29. vor. Mt«, der einstige, seiner Zeit hock,gefeierte Tenorist Joseph Cramolini. Geboren im Jahre 1805 in Wien, hatte er vor wenigen Monaten sei» 79. LebenS- iahr vollendet. Seine theatralisch« Laufbahn begann er 1824 in seiner Vaterstadt im Theater am , Kärnthnerthor , von wo au« sich der Ruhm seiner glanzvollen Stimme schnell über gonz Oestrrrcich verbreitete, zumal rr wiederholrntlich auch in Preßburg, Ofen, Graz re. austtat. In den dreißiger Jahre» kam rr nach vranu- schweig, wo er sich dermaßen die Gunst des Publikums und fpettell des Herzog» errang, daß ihn Letzterer dnrch ein Portrait in seiner Galerie verewigen ließ. Daneben erschien Cramolini» brr «ls Sänger I ' t »i X