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Erste Beilage zum Leidiger Tageblatt and Anzeiger. 155. Montag den 4. Juni 1883. 77. Jahrgang. Der Maler Loh. Ehr. Reinharl und seine Kreise. n. Noch ei» Mutter Brief vo, Rehsnes glebt eine eingehend« Schilderung »on W. von Humboldt'« Persönlichkeit. Dag oergleichen „gäng und gäbe" Urtheile mit Vorsicht ausgcsaßt werden müssen, ist eine allbekannte Erfahrung. Im April 1804 pilgerte Reiuhart zum ersten Mal« nach Neapel, war aber sehr enttäuscht. Sin sonderbarer Schioärmer müsse da» Sprichwort Vväi Nupoti « poi mori ersnnden haben. Biel Boden- rultur, doch weit und breit kein gesunder Waldbaum, mau müsse den» dl« langweiligen Ulmenpflanjungen um Laserta und Neapel dafür nehmen. Um dieselbe Zeit erhielt Beinhart einen willkommenen Auftrag vo» Sotta. Schiller wolle zum Herbste seinen Tell in Aluianachsormat herauSgeben und wünsche dazu einige Niedliche Kupfer, am liebsten einige Landschaften von ReinhartS Hand. Schweizer Gegenden würden, so schrieb Colta, idm am liebste» sein und würde er 500 Gulden dafür zahlen, wenn sie bi« Sude August in seinen Händen wSoen. Mit Schiveizerlandschasten konnte Reinhart freilich nicht dienen; er liesertr italienische und erhielt auch sein Geld. Zum Abdruck kamen sie aber nicht. Im Juli des folgenden Jahres 1805 erhielt Reinhart von Schiller eiuen Brief, den dieser wenige Wochen vor seinem Tode (datirt Weimar, 8. April 1805) an ihn geschrieben. Hier möge nur der erste Absatz dieses interessanten Schreibens folgen: „Unmöglich kann ich die schöne Gelegenheit, die ich nach Rom habe, vorbei lassen, ohne meinem alten guten Rcinhart einen freundlichen Gruß zu sagen. Denkt er zuweilen noch meiner und an die alte Zeit? Ost erneuere ich mit Fernow sein Andenken, den» dieser ist fei» treuer Freund und wird nicht satt von'ihm zu reden. Er hat mir auch treffliche Merke von ihm gezeigt, die an den Tag lege», welch ein Man» aus ihm geworden. Run, wir sind Gottlob beide keine Lumpen und könne» uns freuen, daß jeder sich selbst Wort gehalten . Sein ewig treuer Schiller." Die Anrede „er" war in dem Gohliser Freundeskreise eingeführt, in welchem Schiller und Reiuhart sich kennen lernten. AuS de» folgende» Jahren muß nun viele» hier überschlagen werden. Immer finden wir Reinhart voller Thütigkeit und schaffe»-- froh. Mit Geniigthnung sehe» wir ihn z. B. auch vollen Herzens Front machen gegen die in Rom unter dem jüngere» Zuzug deutscher Künstler eiureißend« trömmekide Richtung der sogenannten „Nazarener", die «ach einer Wiederbelebung der vorrafsaelschrn Kunst strebten. 1825 verschoss:« ihm der bayerische Sropprinz, der nachmalige König Lud wig, eine erledigte Pension von llvO Gulden, wovon er den Künstler durch eigenhändiges Schreiben benachrichtigte. Die merkwürdigste und originellste Erscheinung in dem sich um Reinhart gruppirenden Kreise war ohne Zweifel der wackere Tyroler Joses Koch, der nachmalige berühmte LandschastSinaler. Sr war «in ehemaliger KarlSschüler, der wie Schiller seinen Peinigern ent flohen war. Im Jahr« 1822 war auch Bonaventnra Genelli «ach Rom gekommen, sowie Karl Wagner. Beide traten in nahe Beziehung zu Reinhart. Dieser hatte inzwische, auch angesanqen, sich mit Cornelius, Overbeck. Schadow und Beit an der Wiedeobelebuug der Wandmalerei zu bctheiligen. Nach den ersten Versuchen dieser in der Sasa Bartholdy und in der Villa Massimi sollte nun auch Rein hart ein Zimmer im Palazzo Massimi bei Araccli mit Wandgemälden in Tempera schmücken, deren Stoff ihm überlasten war. Auch einen heiligen Georg malte er für ein FranciScancrkloster bei AScolt, »vofür ihn« die gute» Pfaffen, ivie er schreibt, einige vortreffliche Schinken geschickt, und >d> täglich in ihr Gebet einschließen zu wollen versprachen. Ludwia, der inzwische« den bayerischen Thron bestiegen hatte, bestellte bei ihm vier Ansichten de- von ihm in Rom angekaufte» Giardino di Malta in Tempera, auch für Graf Schönborn malt« er inehrere Sache». Eines dieser letzteren Bilder kam 1829 zur Münchener Ausstellung. ES stellt« nach de- AppulejnS Psyche Märchen die Psyche vor, wie ihr der Adler das mit stygischem Wasser gefüllte Gefäß überbring», die Landschaft war dem Gegenstand gemäß grdackü. Die Freund« RestchartS lobten das Bild. Nicht so günstig sprach sich der Kunst kritiker Ludwig Schor» darüberau» in dem vo» ihm als Beilage zum Eoita'schen Morgenblatt hcrausgegebenen Kunstblatte. Nachdem er Joseph Koch» Motiv det Schmal» ibächfallcS im Lauterbruli»en> thale gelobt, «aiiute er ReinhartS Bild sehr künstlich und geleckt dagegen u. s. w. Eine Vergleichung beider Bilder läßt sich für un» Leipziger leicht bewerkstellige», da beide in den Besitz unseres Museums übergegangen sind und dieser Vergleich ergicbt, daß Schorn in Bezug alrs den markigere« Bortrag des Tyooler» keineswegs Unrecht hatte. Reinhard war aber schwer gekränkt und begann eine mehr als herb« Polemik ä I» Karl Hofs gegen Schorn im Be- sonderen und die Kunstschreiber im Allgemeinen, die höchst er baulich in dem Baisch'schen Buche »achzulescu ist. Reiuhart» künstlerische Thütigkeit wurde übrigens durch ein Augenübel unterbrochen. Als er wenigstens wieder schreiben durste, begann er alte Briefschulden zu tilgen, besonders an Thekla. Diese lebt« in Prag von ihrem unwürdigen Gatten, dem Vatika, getrennt, kinderlos und einsam und widmete sich der gesanglichen Ausbildung eiulger armen Mädchen, »aS ihr so gut gelang, daß die eine der selben, Kathinka Lomet, bereit» al« dreizehnjähriges Mädchen sür den Winter 1820/21 mit 1000 Gulden Lonventionsmünze zu den Leipziger GewaudhauSconcerlen engagirt wurde. Jetzt empfing Reinhart mit der Antwort auf seinen Brief zugleich die Kunde von einer That, durch welche seine Jugendfreundin einen neuen Beweis ihrer edle» Denkart lieferte. Sie hatte im Frühjahr 1831 an den Magistrat der Stadt Leipzig die Bitte gerichtet, ihrem ehemaligen Lehrer und Wohlthäter. Hitler, im Gonen vor der ThomaSichule, an der er so lange als Lantor thätig gewesea, aul ihren Erspar «issen et« Denkmel errichten zu dürfen. Beit Han« Schnorr »on Earolsseld (von 1816 — 1841 Dirrctor der Leipziger Kunst akademir) hatte auf ihre Veranlassung de» künstlerischen Entwurf dazu übernommen und gern ertheilte der Magistrat dem hübschen Projekte seine Genehmigung. „Meine erwähnte größere Zeichnung — schrieb Schnorr aus Leipzig unter dem 31 Mai 1831 an Thekla — ist bereite seit 3 Wochen vollendet, und ich habe dieselbe mit eben- soviel Liebe als Vergnügen anSgesührt. Der allgemeine Beifall der compelrnlesten Richter, wie der init Sinn und Gefühl begabten lteben Personen hat mich, so zu sagen, wieder jung gemacht. Da» vwnschliche Herz bedarf nun einmal st» jedem Lebensalter Erheiterung und Ersrsschung. Diese» Mädchen-Quartett kau« nua ohne alle Furcht, jedoch nicht ohne Beicheidenbeit vo» meiuer Seite, aus der Ausstellung i» Dresden sich sehen lassen". Der Leipziger Stadthauptmann von Limburger aber schrieb a» Thekla: ..AuS den beiliegenden Papieren werden Sie srben, welche Sensation Ihr edler Vorsatz macht. Selbst rohe Seelen sind davon ergriffen. Von demjenigen Theile de» Publikum», welcher wahr und lebhaft sühlt, werde» Sie nicht blo» bewundert, sonder» geliebt. Mit dem Inkognito geht - aber nicht. Da jetzt alle mög- iZchcn Sachen öffentlich verhandelt und die Resultate gedruckt werden, f» hat auch Ihr lieber Name schon im „Tageblatte" geprangt und die hiesigen Kunstseberu werden nicht säumen, die Sache der Kunst Welt zu verkündigen. Also lasten Sie'» immer gut sei«. — Sir habe» unsern Freund Schnorr in der That wieder verjüngt. Er kommt jetzt öfter» zu mir, wenn er etwas mitzutheilen hat, und da girbt ein trauliche« Wort das andere. Ich wolle, Sie könnten zu höre». Auch von Reiubart» genialem Leben hat er mir eine Stund« lang vorerzählt. Die Künstler sind doch «in glücklick«- Volk, weil sie ihr leichter Sinn beständig über di« gemeine Wirklichkeit «hebt. Der nicht a»S der Prosa de- Alltagslebens sich heran-- WAkrl« kann, der bars kein Künstler werden wollen — allenfalls sin Stnbenmaier nnd ein Tanzgeiger, mehr nicht." — Am 29. Juni 1832 früh K Uhr winde in Leipzig Hiller» Denk- «al feierlich enthüllt. Da» ans der Vorderseite befindliche, nach Schnorr'- Entwürfe von dem am 8. December 1882 verstorbenen Io«. Friedrich Fuak auSgksührt« Relief zeigt in den Köpfen der »« Htllers Büdniß emporblickendea vier Genien die Porträt» von Thekla PodleSka (wohl die kniecnde Figur) und ihrer Schwestern Vtarlanna, FranciSca undAlovsia. Leider ist bei einer sogenannten Restauration vor einigen Jahren, mangels künstlerischer Aussicht, bas schöne Denkmal vom Steinmetzen arg »ngerichtet und dir unlea riuaehanen« Angabe der LuSführnug durch Funk in barbarischer Wen« weggehaue« worden. Reiuharlö Angen warea wieder besser, aber mit den Tempera- gemälde» für München wollte e« nicht recht vorwärts gehen. Diese Beduttrnmalerei war ihm verhaßt. Interessant aeftattet» sich in dss folgenden Zeit die Lorre pondenz Nriuhark« mit Bonaventnra Genelli, der in Leipzig ein srucht- dar»« gsld sür kein« künstlerische Thätigkeit gesunden zu haben tzchio». „Ich bst, — schrieb ihm Rcinyart aus Rom. den 21. Fodr. 1831— lehr begierig ,,k Nachricht von Ihnen. Nua Sie haben in Leipzig trefflich« Gesellschaft on Ör. Härtel und dem braven Preller. de» Ich tzeszsich von mir zu grüßen bitte". l>e. Hermann Härtel ein begeisterter Kuustfreuad, hatte sich tu Leipzig ein Wohahau« in römischer Renaissance, da» sogenannte „Römische Haus", gegenüber dem Peiersichießqrabeu erbauen lassen. Dessen Haupftaal sollte Genelli mit Freske« schmücken. Leider erhielt di« Freundschaft de» MäcenS und de- Künstler- einen Stoß durch die Lässigkeit, mit welcher letzterer seinen Auftrag erfüllte, während er von I>r. Härtel eiuen Gehalt bezog, der chm wenigsten- die Existenz sicherte. Dieser Bruch wurde natürlich in den Vrieseu Genelli» an Reinhart ganz ander» dargestellt und alle Schuld aus I>e. Härtel gewälzt. Aus die Ereignisse der nächsten Jahre, die häuslich^, Sorgen ReinhartS, de» llholcrasomnier in Rom, die neue» Hnldbeweiie König Ludwig«, Reiuhart« Begeisterung sür Strauß' „Lebrn Jesu", auch aus seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Münchener Aka- demie der bildenden Künste (2. No». IBM kann hier nur kurz hlngewiesen werden. Zwei Tage vor den, Ehristseste 1839 wurden es fünfzig Jahre, daß Rcinhart seinen Fuß »ach Rom gesetzt hatte. .Ich muß — äußerte er einmal — gleich ausaug» eine» tiese» Zug aus der Fontana Trevi gethaa haben; denn wenn, wie man sagt, ein Schluck aut dieser wunderbaren Quelle de« Fremden immer wieder nach Rom zieht, so habe ich bet all meiner Liel>c ür mein deutsches Vaterland mich nie wieder von Rom loSzureißen vermocht." Wie glänzend und mit Herzlichkeit zugleich die kunst- best,ffene» und kunstliebenden Deulsche» Rom» diese» Reinharl- jubiläum am 29. December 1839 im großen Saale de» Palazzo Lasarelli ans dem Capitol feierte», darüber lese man Baisch nach. Roch wirkte der Senior der deutschen Künstler Nom- rüstig und mit Erfolg manches Jahr lang fort. Seine» 86. Geburtstag am 24. Januar 1817 feierte er noch froh mit dem deutsche» Künstler- vereine. Als man den Lorbeerkranz von seiner Büste auf sein eigenes silberweißes Haupt leaea wollte, lehnt« er den wohlverdienten Schmuck als ein« „allzu große Ehre" mit der heitersten Anmuth, aber beharrlich ab. Am 8. Juni verschied er, so viel al» möglich Licht verlangend, al» die besorgte Tochter die Jalousteläden schließen wollte. Einige Tage später getestete ein stattlicher Zug, darunter auch die Mitglieder des diplomatischen CorpS, dea tobten Reiuhart durch die Hauptstraßen Roms hinaus zu dem freundlichen Friedhose der Protestanten. Die im Vorstehenden mitgetheilten Hauptzüge au« der Baisch' scheu Biographie ReinhartS werden schon erkennen lassen, wie sich der Bersasser den ausrichtigen Dank nicht blo» derer, die sich sür Kunstgeschichte tntercsslren, sondern auch noch weiterer Kreise sicher verdient hat, und wie besonder» auch der Leipziger gar manche bemerkeutwerthe Beziehungen darin finden wird. «dols Weköke. Entscheidungen des Deichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Während nach 8. 246 Str.-G.-B. die Unterschlagung andertrauter Sachen mit Gesängniß bis zu 5 Jahren bestraft wird, bedroht 8. 266 Str.-G.--B. die Untreue Be vollmächtigter, welche über BcrmögcnSstlicke deS Austrag- seberS absichtlich zum Nachtbeilc desselben verfügen. mit Gc- ängniß und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Gegen den Ausläufer L. in N. war auS ß. 266 Str.-T.-B. Anklage erhoben, weil er. im Geschäfte de» Kaufmann» Walther zu N. in Dienste» stehend und am 2l. Octbr. 1882 von seinem Dienstherr,» beauftragt, zwei Postanweisungen über 200 uud 92-<4 bei der Slavtpost zu erheben, die gegen Uebcrgabe der Postanweisung auch thatsächlich erhaltenen Geldbeträge mit in Summa 292 sich rechtswidrig zu- aeeignet und zum größeren Theile verbraucht hatte. Da» Landgericht betrachtet die That aber nur als Unterschlagung anvertrauter Sachen, da die dem Angeklagten durch die Post dehLndigten 292 -L sür ihn fremde Sachen gewesen seien, er al» Stellvertreter de- Kaufmann Walther da» Gclv in Empfang genommen habe, auch der betreffende Postbeamte offenbar beabpchtigl hätte, dem Angeklagten lediglich als durch Uebergabe der Postanweisung legitimirten Stellver treter da» Geld zu bchändige». so daß Kaufmann Walther, beziehungsweise dessen Firma mit der Aushändigung de» Gcldc» an den Angeklagten Eigenthümerin desselben geworden sei, findet aber hierin „ichl auch de» Thatbcstand des tz. 268 de» Str.-G.-B-, weil vorliegenden Falle» eine Verfügung»- gewall deS Angeklagten die er Namen» de» Machtgcber» auSzuüben hätte, eine wirkliche Ausführung von Geschäften »ichl gegeben sei. Angeklagter vielmehr lediglich da» Geld seine» Dienstherr» diesem nach Hanse zu tragen gehabt, statt dessen aber diese» verbraucht habe. Hiergegen wendet die Revision de» Staatsanwalt» ein, daß da» Landgericht rechtsirrlhümlich zur Anwendung de» tz. 268 Str.-Ä -B. ein mit der Fülle gegenseitiger Rechten und Pflichten «»»gestattete» VertreluiiaSverbältniß vorau»- etze und in dieser Richtung nur die Ueberschrcitmig eine» olchen Mandat», welche» die Uebertrctung einer zu sammenhängenden Reihe mehrerer durch einen all gemeinen VcrmögenSzweck bedingter und gebotener Recht»« bandlungen, also wohl die Ucbertragung einer Vermögen-Verwaltung in sich schließe, al» unbefugte Verfügung anerkenne. Da» R.--G-, I. Str.-Sen., hat die Revision am 5. Febr. d. I. verworfen. Für die Anwendung de» tz. 266 Str.-G.-B. wird daran sestgehalten werden müsse», daß jeder Auftrag nicht nur dessen Ertheilnng von Seile de» Auftraggeber», sondern auch dessen Uebernahme von Seite de» Beauf tragten voraussctzt und daß der Auftrag überhaupt eine Rechtshandlung, d. i. eine von rechtlicher Wirksamkeit begleitete selbstständige Thäligtcit de» Beauftragten, nicht eine blo» mechanische Thätigkeit desselvrn zum Gegen stände haben muß. Ju crsterer Beziehung wird e» sich fragen, ob nicht von einem .Bevollmächtigten" nur dann die Rede sei» könne, wen» sich der Beauftragte dem Auftraggeber gegenüber in der Lage befand, den Austrag anzunehmen öder abzulehnen, und ob deshalb überhaupt Demjenigen noch die Eigenschaft eine» Bevollmächtigten zukommt, dessen Stellung zum Auftraggeber ihm von vorneberein die Freiheit seiner Willensbestimmung bezüglich der Uebernahme oder Ablehnung de» Aufträge» benimmt, wie die» bei Dienstboten bezüglich der in den Kreis ihrer regel mäßigen dienstlichen Obliegenheiten fallenden Aufträge anzu- nehmen ist. ES wird schon von diesem Gesichtspunkte au sehr zweifelhaft sein, ob ein Auslauser, welchen sein Dienst herr zur Post schickt, ui» Gegenstände zu überbringen oder abjnholen, welcher also lediglich einem durch sein Dienst- verhältniß bedingten Austrage gehorcht, nicht einen solchen übernimmt, al« Bevollmächtigter im Sinne deS tz. 266 Str.-G.-B. ausgefaßt werden kann. Abgesehen hiervon, handelt es sich hier nur um die rein mechanische Dienstleistung des Boten, welcher da« Geld seine» Dienstherr» lediglich diesem »ach Hause zu tragen hatte, nicht um eine vo» einem Bevollmäch tigten vorzunehmende Rechtshandlung. Die Auszah lung de» durch eine Postanweisung angewiesenen Betrage» erfolgt, nachdem der Empsäuge r die aus der Postanweisung befindliche Quittung vollzogen hat. gegen Rückgabe der Postanweisung. — Die uebergabe der quittirten Anweisung an die Post und die Empsangiiabnie de» Gelbe» an Stelle der Quittung ist eine rein mecha nische Thätigkeit, bei deren Äusübnng keinerlei Einfluß aus da» zwischen der Post und dem Empfänger der Post anweisung bestehende Rechtsverhält »iß geübt werden kann, und welche ebensowohl durch eine mechanische Einrich tung — zwischen Post und kaufmännischer Firma —bcwirkl werden könnte. Derjenige, welcher eine solche Handlung vor- zunchmen bat. belorgt daher kein Geschäft im recht lichen Sinne, er hat keine Rechtshandlung vorzu- nehmcrr, und da demnach auch der Angeklagte bei Abwicklung de» zwischen der Posi und seinem Dienstherrn zu erledigenden Rechtsgeschäfte» nur al» mechanische» Werkzeug de» letzteren zu dienen hatte, so erscheint e» gerechtfertigt, wenn er nicht als Bevollmächtigter im Sinne des tz. 266 Str.-G.-B. angefehen wurde. Line Thüringer Sommerfrische. Welche» ist da» schönste Gebirge in Deutschland? Da» ist der Thüringer Waldl Er gleicht einem große» grünen Blatte, e»!- sprossen dem gewaltigen GebirgSstamnie. der seine -lest« und Zweige durch Europa au-breitet, einem schönen grünen Blatte, da« sich Deutschland zu Schmuck und Zierde an die Brust gesteckt bat. Mitten hindurch zieht sich der Hauptgebirgsrücken al- Hauptrippe, von ihm auS lause» recht- und links seine Verzweigungen als Neben- rippen und die saftigen Thäler sind da» weiche Fleisch de« Blatte». Ader eö ist auch die Gestalt eine» Herzen», die diese» Gebirge trägt, und auch ein Herz ist der Thüringer Wald, durchpulst vo» grünem Waldlebtn, voll heimlich süßer deutscher Träume, voll stiller lentimentaler Poesie, vell Sehnsucht und Hoffnung. Ja. er ist da» Herz Deutschland», da» seine Adern, seine frischen Quellen dem Mein, der Elbe und der Weser znsübrt. Sie gehen au» von ihm goldführend nnd prächtig, wie die Ströme, die von Eden ausgingen. Und auch ein Garten Eden ist der Thüringer Wald, bäum- und wasserreich, graS- und blumenreich, kühl und anmuihig. Wie da- waldtge, bergige Arkadien in der Milte de» Peloponnes lag, so liegt der Thüringer Wald t» der Mitte Deutschland», e< ist da- deulsche Arkadien!" So sprach der Dichter Ludwig Storch, ein Sprößling diese» deutschen Arkadien»*), der zwar durch seine überall hervortretende Vorliebe sür sein Thüringer HeimathSland bekannt ist, dem abrr jeder Tourist voll und laut beistimmen wird, auch wenn er von diesem lieblichen Fleck deutschen Lande- nur Da» kennen lernte, wa« ihm beim flüchtigen Passieen der altgewohnten Reisestrabe über Eisenach, Ruhla, Liebenstein, Jnselberg, Tabarz, Reinhardsbrunn, Overhos, Ilmenau nach Schwarzburg in wenigen Tagen vor die Angen trat. Wem es aber ein gütige» Geschick vergönnt, Wochen »nd Monate lang in Thüringens herrlich« Wildern auSjuruhen von anstrengenden und aufreibenden Arbeiten, aus den lieblich ansteigenden Bergen in jener wunderbar reine« balsamischen Lust auszuathmen nnd in den von klaren GedirgSbächen durchflossenen Thälcrn voll heiliger Stille Kräftigung der Nerven und Erholung deS KörperS zu finden, der wird jene» Wort eins- bekannten Berliner Arzte-: „In Thüringen geht die Lunge aus Sammt" tief empfunden bestätigen, und ist «S gerade diese unumstößliche Thatsache, welche dem Aufenthalte ans dem Thüringer Walde einen doppelt kostbaren Reijvrrleiht. Wenn mau an Storch'» Vergleichung der Gestalt Thüringen- mit einem Herzen anknüpft, so ist der Mittelpunkt diese- Herzen» da- rein idyllisch zwilchen dem Jnselberg und Reinhardsbrunn ge- legen« Tabarz. Obwohl die Wartburg, NeinhardSbrunn und Schwarzbnra für die drei Perlen Thüringens erklärt werden, so wird doch Tabarz durch den Glanz dieser hervorstrchenden Puncte »och keineswegs in den Schatten gestellt, denn die Reize seiner Umgebung halten jeden Vergleich mit denen der viel besuchtere« Ort« aus. In neuerer Zeit bieten sich sowohl im östlichen al» im westlichen Thüringen die verschiedensten großen und kleinen Orte der nach WaldaSlust und WaldeSdust sehnsüchtig ver- langenden Menschheit als Cur- und Erholungsstätten mit mehr oder weniger Anpreisung ihrer Vorzüge an, da» anspruchslose Tabarz aber hat tu dem Bewußtsein seiner von allen Besuchern al- vorzüglich anerkannlen Lage in einer Umgebung, wie sie für Gesunde und Leibende nicht herrlicher gedacht werden kann, sich bisher jeder Reclame enthalten können, da der Zufluß von Sommer- gästen mit den von Jahr zu Jahr erstandenen Neubauten gleichen Sthbitt gehalten hat. Ganz verschieden von anderen nahe gelegenen Curortr« hat Tabar» bis tu die neueste Zeit den dörflichen Charakter behalten, und Dies in es besonder«, wa« den au« der großen Stadt l^rüberkommende», hier Erholung suchende« Sommergästen von Hohem Werthe ist, namentlich aber denjenigen Familien, die mit Kind uud Kegel hier ungenirt wohnen wollen, ganz außer ordentlich zu Statten kommt. Denn hier lebt ein Jeder, wie es ihm paßt, eine bestimmende Rücksichtnahme in Betreff der Garderobe und Toilette, wie eö der Aufenthalt an besuchteren Lurorten bedingt, existier hier nicht, eS herrscht überhaupt in allen Beziehungen de« Einzelnen zum Ganzen eine durch keinerlei Convenienz beschränkte Freiheit de» Handel»-. Diese- köstlich« un- beobachtet« Sichgehenlaffen, welche» namentlich älteren n»d leidenden Personen s-wohlthuend ist, drückt dem ganzen Aufenthalt in Tabarz einen da- Herz wie da» Gemüth s» voll befriedigenden Charakter ans, daß vorzugsweise dieser Umstand sür viele Familien ein schwer in die Wagschale fallender Grund zur jährlichen Wiederkehr ist, wovon die alljährlich au- den arößeren Städten Nord- und Mittel deutschland» immer wieder nach dem kleinen Walddorse pilgernden Familien da- beste Zeugniß oblegen. Da» weitere Moment der Anziehung bildet selbstverständlich die schon erwähnte wunderbar lieb iche Lage von Tabarz. Mag man in Walter-Hausen oder in Friedrichroda die Eisenbahn verlassen, so hat man »ach halbstündiger Wanderung durch einen Naturpark, wie er großartiger an wechselnder Scenerie wie an Lieblichkeit der AuS- sichtSblicke kaum gesunden werden kann, die letzte Äaldhöhe vor Tabarz erreicht und überschaut nun wie in einem Bilde die an- scheinend ein Ganzes bildenden Ortschaften Tabarz und Kabarz zwischen saftigen Wiese» liegend und rings umrandet vo» den präch tigsten Fichte,«Waldungen, im HintergrmGe aber begrenzt durch den Jnselberg. Unwillkürlich denkt und fühlt hier jeder Naturfreund: Hier ist ein Stück Eden! Die auf der lieblichen Landschaft lagernde Ruhe, verbunden mit den Reizen der einzelnen Abschnitte dieses »>»- fassenden BlldeS macht aus jeden sinnigen Betrachter unwiderstehlich einen dauernden, erhebenden Eindruck, während die Brust ausathmet in der köstlichen ozonreichen Lust, die Berg und Tlwl erfüllt. Diele ebenso liebliche, als romantische nächste Umgebung durch neu angelegte Promenadcnwege sür die Sommergäste zu erschließen, war eine dankbare Ausgabe sür da» Tabarzer Fremden-Eomitü, welches in neuester Zeit mit nicht genug anzuerkenncndcm Verständnis) die sogenannten Rnndwege hat anlegrn lassen, welche i» etwa halb stündigem Umkreise von Tabarz und Kabarz die schönsten Wald- pnncte mit einandrr verbinden und eine Promenade schassen, die dazu beitrage» wird, dem Orte immer mehr Freund« zu erwerbe». Außer diesen Rundwegen gieb: eö eine große Anzahl vo» Promenaden wegen »ach allen Richtungen, schattig und mit Ruhebänken versehen Da der Wald bis unnnttelbar an die Häuser heranreicht, so können leidende und schwache Personen ohne irgend welche Anstrengung die zahlreichen am WaldeSrande angebrachten Ruhesitze erreichen und hier stundenlang in gänzlicher Uugestörtheit da» vom Walde au»- strömende Aroma genießen. Der Glanzpunkt sür Tabarz aber ist der dicht am Orte begin »ende Lauchagrund. Diese» herrlichste nnd lieblichste aller Thüringer GebirgSthäler belohnt schon allein den dortigen Ausenihatt. Im Eingänge ist der Lauchagrnnd mit hübschen, im Villenstil gebauten Landhäusern besetzt, zunächst am Schießhauie Billa Pfeffer, dann Waldhütte, Bad Laucha. Villa Svindler und SchiveizerhanS, er zieht sich dann zwischen zwei Reihe« stattlicher, wie Couliffen auseinander folgender Berge, recht» den Tatenberg, Rothenberg, Wagenberg und link- den Zimmcrberg, Ucbelberg und Aichenberg mit dem Kreuzstein ettva */« Stunden nach «üben, immer naben dem krnstallhellen und sorelleureichen Lauchabach, bi» sich dann da» Thal scheidet und ivesttich am Mannstcin und Thorstein, einem dem Knhstull in der Lächsiichen Schweiz ähnlichen Felien. vorüber dem Laufe der Laucha folgt, während in südlicher Richtung sich da» FelseMhal, eine wildromantische schmale Beraschlncht, in welcher rechts und link» die impviantesteu Felsengcsialien bis dicht an den Weg heranragen, «»schließt »nd etwa V. Stunde lang bis Schlcigersrnh hinzieht, einem Ruhesitze, welcher einen pracht vollen Blick aus den großen Rabelsberg und den diesen über ragenden Jnsclb.rg bietet und dort da» Gvthaische Gasthau- mit seiner nach Norden gekehrten Front und der aufgezogenen deutschen Fahne klar und deuil'ch erkeunen läßt. Der Lauchagrund macht, so oft man ilm auch als Promenade wählt, sowohl dnrtb die vielfach, oft uacki hundert Schrille» wech'clnd-n Bilder der herrlichsten Baum- nnd Felsslaffage. wie durch den überall ausgebreileten Woidsrirde» den Ein druck einer wah haften Waldidylle. Da er- in nichfter Nähe de« DorfcS begiiint. als» -nck für Leidende »nd Schwacke erreichbar ist, von den prächtigsten Waldbestäiiden. mitunter wahren Vaumriesen um geben, gegen scharfe Wind« vollständig geschützt, stet» die mildeste Lust den Lungen zusührt, so ist er als Spaziergang sur jedes Aller uuoergleicdlich schön. Der Jnselberg, der deulsche Rigi, wie B. von Cotta ihn nennt, ist von Tabarz in 1'/. Stunden bequem zu erreichen. Ludivtg Storch sagt von ihm: „Thüringen ha» die schönsten B.rge der Welt und unter den thüringischen Ber>t«n ist der Jnselberg w eder der schönste." Er ist sd bekannt, daß e» sich an dieser Stelle erübrigt, ihn i» »och detoillirteres Wecke mit dem vorliegende» Thema in Verbindung zu bringen. Wa» da» Materielle anlangt, so ist sowohl Wohnung als Ver pflegung in Tabarz preiSwürdig, alle» Gebotene ist dem Charakter de» Orte» angemessen, solid »nd gui. Die besnchiesten Locale sind da» SchießhauS am Eingänge de» LauchagrnndeS und Zöllner'» Brauerei mitten im Orte gelegen. Wer aus ei» Paar Woche» sich von seine» Geschäften loSreißen kann, um in lieblichster Gebirgs landschaft remste. köstlichste Lust seine» Lunge» z»z»slihreii, der gel>r nach Tabarz! Literatur. Die Nita^Pkttliül »om Nauschenber,. Erzählung auF dem bayerischen Hochgebirge. Bon Maximilian Schmlldt. Stult,p>rt. Verlag von Carl Krabbe. — Eine äußerst anmuthige Erzählung, die von vornherein fesselt durch den pittoreske» Hinler- grund, aus welchem sie sich abspielt und durch ihre lebenswahre Charakteristik der einzelne» Personen. Die wildromantische Scenerie de» bayerischen Hochgebirge» in seiner himmelaiiragendcn Majestät und seiner stellenweise wieder seltsam damit contraslüenden Lieblich keit ist ungemein irisch und lebendig geschildert. Die Menicheu- gcbilde, welche der Verfasser in diese reizvolle Laudsckwft hineia- gebannt. mit ihrem schnell erwachenden Jähzorn, ihrer unbezwing- lichen Rauflust, im Verein mit einer köstliche» naive» Treuher zigkeit, muthtll «n» eigenartig an, eigenartig wie ihr Dialekt, der hier in den Gesprächen treu wiedcrgegeden wird; aber wir suhlen u»S dadurch ongezvgkn und brweg«; wie c» bei un ' stet- der Fall sein wird, empfinde» wir das unmittelbare, ursprüngliche Acußere der innerste» Scelenregiinge», das wir überseiuerlen Civilisailo»»- Menschen, von allen mögiichen Rücksichten beeinflußt, so ängstlich rmjiidünlmen gewöhnt sind. Mit großem Geschick hat e« der. Ver- sasser verstanden, alle diese interessanten Jndividnalitälen in span nend« Wechselwirkung zu einander zu bringen und jo macht dal Ganz« einen anregenden und fesselnden Eindruck. tl—e. Neue Nsvkileu t»«u v. «logg». Zweite Folge. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke (Ballhasar Etlicher). — Ein Buch, welches in gewisser Beziebung »on dem vorher besprochenen grundverschieden ist. Hier sind keine Nalurmenschc» geschildert, hier führen Leute von Welt, von Erziehung, da- Wort, nicht da» »u- inittelbarea Empfinden», hier ifl Alle» Reflexion: nicht» von dem frischen Wangenroth, da- die Luft der frei.» Berge erzeugt, sondeni Alle- ist von de» Gedanken» Blässe angekränkelt. W,r müsse« anerkennen, daß der Verfasser mit vielem Geist und Geschick diese seltsamen Probleme der Menschennalur geschildert, wir lühle» u»S auch dadurch angeregt und gesesselt, aber doch nicht sympathisch benihrt. Diese» halb wahnwitzige Gebühren der beide» profrssionirte» Spieler der ersten Novelle „An der tetzle» Roulette' wird trotz de» IragijcheiiAnSga uge» keine Spur von Mitgefühl bei unS enveckcn, ebenso wenig wie die verschiedenen Helden und Heldinnen der zweiten — „Da» Opfer." Dcr V> riaflcr ver steht e», scharf zu charakterisiren; diese Berlinerin, die wider Willen last zu EmaucipationSgelüsten getrieben, hin und her geworfen von ihrer Liebe und ihrem Drange, et» al» Kind begangenes Unrecht al» Jungsrou zu sühnen, ist vorzüglich gezeichnet, ebeiiw wie die Russen beiderlei Geschlechtes, die in Montreux ihre nihilistische» Umlriede ungenirt sortjetzen: au» allem diesem weht »nS ein nicht gewöhn licher Geist entgegen; eS ist nur zu bedauern, daß eben wegen dcr unerquickliche« Charaktere und der dem normal denkende» Menschen gewissermaßen unerklärlichen Motive, welche hier die Vcnväkeliiiigeu und Katastrophen hcrt>eisühren, kein rechte» Behagen bei dem Leier auskommen will. Seiner Originalität wegen bleibt da- Buib immer hin als lesenSiverth zu empfehle». Ll -e: * * » Da» arabische Ornament. Vortrag von Or. Gustav Dierck S. Nr. 9 der Sammlung kunstgcwerbl. und knnsthistor. Vor träge. Leipzig, Edwin Schloemv. 1883. Preis I — Nach einem Blick aus die Eiitstehung des Ornament» überhaupt »nd aus bcn Ursprung und die Entwickelung de» arabischen Ornament» insbesondere» wird der tiefgehende Emsluß diese» letzteren aus alle spätere Orna mentik nachgewiese«, so daß man sich auch in Zeiten, wo man mit alle» fremden, orientalischen Einflüssen zu brechen suchte, sich doch nur theilivcise davon bcsrcien konnte, während man i» neuester Zeit vall- liewnßt wieder die Schönheit de» orientalischen, specicll de) arabischen OrnamentirungSpriucipS gebührend anerkennt. » * » DerHhpnotlSmti». Au-gkwählteSchrislen vonI.Braich. Deutsch hcrauSgegeben von A. Preyer, Professor der Physiologie an der Universität Jena. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetcl. — Der Glaube ist au- den Masse» verschwunden, dafür Hai jedoch der Aberglaube seine» Einzug gehalten; daftir legt der Spiritismus ein beredtes Zeugniß ab, nicht minder als da» Interesse, welche- dem HypiiolismiiS cntgegcngebrachl wird, dcr je »ach dcr Stellung des Untersuchenden verschieden gedeutet wird und von der aber gläubischen Menge als etwa» UebersinnlicheS angesehen wird. Der Irrenarzt erklärt die Hypnose sür einen ausschließlich psychopalhi- scheu Zustand, der Psychologe will den Hypnotismus rein psyckw- jogilch erklären, e» handele sich dabei um Zustande, welche gar nicht mrhr dein Erperimente zugänglich gemacht werden könnten, um rein seelisches Geschehne; dagegen protestirt der Physiologe, welcher auch den vollkommen gesunden Menschen sür lwpnotisirdar erachtet, die Erscheinungen d r Hypnose Schritt sür Schritt experimentell verfolgt und davon auSgcht, daß kein seelisches Geschehne ohne entsprechende körperliche, vrganische Veränderungen zu Stande kommt. Für ihn giebt es keine Seele ohne psycho physische und pjychochrmijchc Bewegung. Bei dem Widerstreit der Meinungen ist es »un von Professor Preyer i» Jena sehr ver dienstlich, auch den Deutschen die Werke de» Entdeckers de» Hypno tismus in einer geschick: getroffenen Auswahl zugänglich gemacht zu habe». Wenn auch Manche», wie sich der ttebersetzcr äußcrt, i» den Behauptungen Praid'S alp irrlhümlich »nd unzulässig erscheint, so ist doch wiederum nicht in Abr.de zu stelle», daß in de» Schriften sich auch wiederum viel Anerkenne,iSwcrthe- findet, wodurch Licht i» die dunkele Frag« koinmt. Bei dem Interesse, welche» man in Deulschland dem HypnotiSinnS, dem a»ch ernfle und streng wissen schaftliche Forscher, wie Heidenhain, Prever und Andere, ihre Aus- merksamkeil geschenkt haben, dürsten die ansgewähllen Schriften Braid's eine» zahlreichen Leserkreis finden. X. » « » Etn Jahr zu Psrrdr. Reisen in Paraguay von Ernst Mevert. Wandsbeck. A. Menckc ch Co. l883. — Unter dem Hin weise darauf, wie bedauerlich eS ist, daß die großen StnSwanderer- strönie, die von Deutschland fortwährend auSgrhen, für da» Mutter- land völlig verloren gehen, sprich» der Verfasser lebl>aft ernstlicher Colonisolion da» Wort. Er meint, dcr landläufige Emwand, daß die Länder der Erde schon venheilt wären, sei gedankenloses Gerede, »nd er mag wohl Recht haben. DankenSwcrth ist jcdensalls die Mühe, welcher sich der Persasser, ein anerkannter Schriftsteller, unter zogen hat. die ftidamerikanüchen Verhältnisse in dieser Hinsicht zu prüfen. Diese Prüfung sällt mm in Hinsicht aus Paraguay scvr günstig au». Mevert hat diele» Land ei» Jahr lang zu Naß gründ lich durchforscht und erzählt nun in scsseluder Weise di« Erlebnisse und Ergebnisse seines Rittes. Das Buch ist übrigen» nicht nur in hohem Grade belehrend, sondern auch äußerst unterhaltend, «heil» durch die Mittheilung der manchmal ernste» nicht selten urkomisch wirkenden Zwischensälle, wie e- z. B. dcr Ritt durch die Pampa» mit dem mulhigen Berliner Studenten ist, »heil» durch die historischen Rück blicke ä»s die intime Geschichte de» DictatorS Lopez millainmt der Madame Lynch und aus den letzte» großen Hunderttausend« dahin mordenden Krieg, der in jene» gZcgueten Gegenden wüthrte. Natürlich lft e» nicht möglich, ein Land wie Paraguay, von dem Fiächeninhaltr Preußens, von dem der größere Ihell zu dem noch Wildmß ist, in einem Jahre gründlich kennen zu lernen, doch sind die Winke, die dcr Venasser ertheilt, gewiß wohl zu beachten. *> Schwerdt, H. Darqistadt. Der Thüringer Wald. Pracht - Ansgabr. vera»tr»»rlllchn Heinri» Uh!« in peivtig. glk den musitaliichrii Ihr,! p>>>kesi»r vr. >»