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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840811
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840811
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-11
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1884
- Autor
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Grschsi«t ts-ltch früh S»/,Uhr- R«s«ti«» »»» LlPetitt- Jvhaaaesgast« SS. LPrrchß»»de» »er Reßactir»: Bvrmitta-S 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. NxWDW« Dar für Oie >4ch2k<IüoO> Rnmmer Oetztimmten Ink« rate o «OcheSta,»» »i« I Uhr Nachmittaa«, a«Gan»-»»d Feftta,«« früh Oi»'/,» Uhr. 3» de» ^Uiülr» str 3»s.-Lni«ch«e: v«< Ulk««» Universitätsstraße 21. r»«t« Lösche, Katharineustroßr IS, p. »>r »t» Uhr. MWM.TaMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GeWftSverkehr. Auflage LS S00. AbonnementSPrei» oiertelj. 4V, incl. Brinaerlohu 5 Mk., durch die Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilaaen sin Tageblatt-Format gefalzt) ahne PvstbesSrdernng 89 Mk. «tl Postbeförderung 48 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile NO Pf. chrvber« Schrillen laut unserem Prei«- verzeichnib- Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hoher« Tarif. tlerlamen nnter^dem Redattianaftrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate siud stet- an dir Exprditian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenunioranäo oder durch Post- uachnahme. ^8 224. Vtoutag vru 11. August 1884. 7H Jahrgang. Amtlicher Theil. Vetmm1«ach«ns, dt« Errtcht»»g »«» Ortskrankencaffe« betreffend. Der 2. 17 de« Gesetze«, betreffend die Krankenversicherung der Nrbetter vom IS. Juni 188S, lautet: „Die Gemeinden find berechtigt, für dir in ihre« Bezirke be schäftigt» ueeficheenngBpfiichtige» Persen» Ort«kranke»eassr» z» er richte», sofern di« Zahl der iu der Gaffe zu versichernden Personen mindesten» eiahnadert beträgt. Die Orttkrankrnrasteu sollen t» der Regel sär bi« in einem SewerbSzweige oder in einer Betriebsart beschäftigten Personen errichtet werden. Die Errichtung gemeinsamer OrtSkraukeneoffea für niedrere Gewerbszweige oder Betriebsarten ist zulässig, wenn die Zahl der in den einzelnen GrwerbSzweigcn und Betriebsarten beschäftigten Personen weniger als einhundert beträgt. GemerbSnoeta« oder Betriebsarten, in welchen einhundert Personen oder «ehr beschäftigt «erde», Unaen mit anderen Gewerbszweigen oder Betriebsarten z» einer gemeinsamen OrtSkrankeneasse »ur ver- einigt «erde», nachdem den in ihnen beichäftigten Personen Belegen heit zu einer Aeußerung über die Errichtung der gemeinsamen Tasse gegeben wordru ist. Wird in diesem Falle Widerspruch erhoben, so entscheidet über die Zulässigkeit der Errichtung die höhere Ver waltungsbehörde." Lus Grund dieser gesetzlichen Bestimmung beabsichtigen wir» nachverzeichnete 18 OrtSkrankencasten zu errichten. Dir in den vereinigten Gewerb-zweigen und Betriebsarten beschäftigten Personen haben bei Verlust de» WiderspruchS- rechte- etwaige Widersprüche bi« zu« « September dieses Jahres geltend zu machen und dieselben schriftlich und mit Gründen versehen bi» zu diesem Lage bei unserem statistischen Amte (Stadthau«. Ödstmarkt S) emzureichen. Unser statistische« Amt ist angewiesen. Anfrage« wegen Zubehör «ine» GewerbSzmeige« oder einer Betriebsart zu einer OrtSkrankencasse zu beantwortru» insoweit die Zu gehörigkeit nicht ohne Weitere« au« der nachstehenden lieber« sicht erhellt. Bei der Bertheilung der GewerbSrweig« u. s. w. ist die svstematisch« Uebersicht der Gewerbebetriebe der deutschen Reichsstatistik zu Grunde gelegt worden. Dieselbe unter scheidet zwischen Gruppen (mit römischen Ziffer» bezeichnet), Elasten (arabische Ziffern in zweiter Stelle) und Ordnungen (arabische Ziffern in dritter Stelle). Für die Zugehörigkeit der Arbeiter zu einer Ort-kranken- rast« ist der GewybSzweig oder die Betriebsart de» Betrieb«- unteruehmer« maggevend, derart» daß alle in einem Betriebe beschäftigten versicherung-pflichtige» Person«» einer und der selbe« ÖrtSkrankencafle angehören. Da wir nicht beabsichtigen, die in tz. 1 de« Kranken« versicherung-gesetze« ausgesprochene Versicherung-Pflicht durch Orl-statut auch aus die iu S. 2 de« Gesetze« genannten Personen (u. A. HanvlungS-Gehilsen und Lehrlinge. Gehilfen und Lehrlinge in Apotheken, Han-industrielle, Arbeiter in der Land» und Forstwirthschast) zu erstrecken, so umfassen die unter 17 und 18 genannten Ort-krankencasten nur die in den Handel»« und BcrkehrSgewerden beschäftigten nicht kauf- männisch gebildeten Gedilsen und Gehilfinnen» ferner Markt Helfer. Rollkneckte und Arbeiter. 1. Ortskraukeucaffe für die Industrie der Steine »nd Erden. Zu derselben gehören LU. Bergbau. Hütten- und Salinenwese«, IV. Industrie der Steine und Erden» Briquette-Fabriken, Stein Hauerei«», Ziegeleien, öpsereien, Spiegelsabriken, GlaSschleifereie» und Glas malereien. K. Ortskranke»,raffe fLr Metallarbeiter. V. Metallverarbeitung, VI. Maschinen, Werkzeuge, Instrument« und Apparate mit Au«nabme von VI. S. — Musikinstrumente, » B. Goldschmiede, Präganstalten, Zinngießer, Kupfer« schmiede, Gürtler. Klempner, Schmiede, Schlosser, Radler, Eisengießer, Maschinenbauer, Wagenbauer, Schiffsbauer, Büchsenmacher» Mechaniker» Optiker, Uhnnacher» Ban dagisten, Lampenfabrikanten. 2. Ortskraukeucaffe fiir Aabrikatto» »o» Musik- iustrumeuteu. VI. 6. — Fabrikation von Musikinstrumente« «nd deren Bestandtheilen, öl. Ortskraukeucaffe für dt« chemisch« Jadastrte. VII. Chemische Industrie, VIII. Industrie der Heiz- und Leuchtstoff«, IX. S. — Bleicherei und Färberei, jp B. Chemische Großindustrie. Apotheken, Betrirbe für Farbewaaren, Düngemittel. S. Ortskraukeucaffe für rextiliadastrie. IX. Textilindustrie mit A»S»ahme von IX. 5. — (Bleichere und Färberei), z. B. Spinnerei. Weberei. Kämmerei, Wirkerei, Seilerei. «. Ortskraakeacaffe für Papier>, Leder» »ad Gummi-Industrie. X. Papier- und Leder-Industrie mit Au-nahme von X. 4. — (Buchbindereien und Cartonnagenfabriken), B. Papier- und P.ippfabriken, Tapetenfabriken, Gerber, lach-lucksabrike», Gumnüwaarensabrlken, Papierwäsche- sabriken. Riemer, Sattler. Tapezierer. 7. Ortskraakeacaffe für Buchbinder. X. 4. — BuLbinvereien und Cartonnagensabriken. ^»V 8. Ortskraukeucaffe ^ür die Industrie der H»lz- XI. Industrie der Holz- mid ^chiuysleffe» z. V. Schneidemüller, Kisteimiachrr, Pantoffelmacher, Tischler, Parquetsabriken. Böttcher, Korbmacher. Slroh- bntmacher, Rohrflcchter. Drechsler, Lolz-, Elfciidrin« und Meerschaumschnitzer, Korkschneider. Bürstenmacher, Stock- und Schirmmacher, Bilderrahmensabriken, Lackirer, Ver »older. b. Ortskraukeucaffe für die Judustrte der Grnuhmittel. l. Kunst- und Handel-gärinerei, II. Fischerrl, m. Nahrung«- und Genußmittel mit llu-uahme don XII. 4. — z. B. Müller, Bäcker. Conditoren. Fleischer, Brauer. Branntweinbrenner, Zucker-, Chocolode-, Stärke«, Mine- rnlwafferfabriken. Iv. Ortskraukeucaffe fiir radakiudustrte. XU. 4. — Tabakinvustrie. LI. Ortskraukeucaffe für Schuetderet «ud Putzmacheret. XIH. 1. 1. Weißnäherei, XUI. 1. 2. Schneiderei» XIII. 1. S. Putzmacherei, Rüschenfabrikation, Blumen- abrikation, Federschmückerei, XIII. 1. 7. Fabrikation von Eorset« und Crinoline«. III. Ortskraukeucaffe für Hutmacher, Kürschner, Handschuhmacher «nd Schuhmacher. xm. 1. 4. Hut- und Mützenmacher« und Filzwaaren« abrikation, XM. 1. k. Pelzwaarenzurichtung und Kürschnerei, XM. I. S. Betrieb« für Hosenträger, Cravatten und Handschuhe» XM. 2. — Schuhmacherei. 12. Ortskraukeucaffe für Barbiere, Ariseure »ud Bader. XM. 3. — Haar« und Bartpflege, XM. 4. — Badeanstalten. Waschanstalten. 12. Ortskraukeucaffe für Ba»ar«»erde. XIV. Baugewerbe, z. B Maurer, Zimmerleute. Glaser. Dachdecker. Schornsteinfeger, Steinsetzer. Brunnenbauer, Stuckateure. Stubenmalcr, Firmenschreiber. Zimmerfrottirer, Ofen setzer» da« Personal der Archltekten. Civiliugenieure, Techniker. Geometer. IS. Ortskraakrueaffr für Buchgewerbe. XV. Polygrapbische Gewerbe, z. B. Drucker, Schriftsetzer, Schristgießer, Holz schneider, Lithographen, Notenstecher. Photographen. I«. Ortskraukeucaffe für die Htlfsgewrrde des Handels. XVII. Handel-gewerd«. 17. Ortskraukeucaffe für die verkehrsgewerde XVM. Verkehrsgewerde. 18. Ortskraukeucaffe für Kelluer. XU Btherberaung und Erquickung. Die in der XIII. Gruppe der svstematischen Ordnung aufgeführteu .künstlerischen Betrieb« für gewerbliche Zwecke sollen denjenigen Orttkrankencafle« zugetheilt werden» zu welchen sie nach der Natur der Materialien. mit welchen sie zu thun habvz^oder nach der Art der Verwendung ihrer Er zeugnisse aikchMr. also, rm" Beispiel zur ersten, zweit« en. vterzeifikeu und fünfzehnten Ort-krankencafse. Leipzig, den 7. August 1884 Der Nath der Stadt Leipzig. SchneU vr. Trönvlin. neider. Grioölde-Vrrmiethung. Das an den in Concur« verfallenen Herrn Kaufmann Otto Küntzel vermiethet gewesene sogen. BühnengewSlde Vir. 2 unter dem Ruthhaase am Markte soll so« fort oder später anderweit vermiethet werden. Nähere« Ratbhau« I. Etage, Zimmer Nr. 17. woselbst auch die Bermietbung«bedingungen und da« Inventarium de« Gewölbe« eingesehen werden können. Leipzig, den 6. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Cei vr. Trvndlin. serutti. SubmWon. DI» Umbeck», «tue« rchieferdache« soll an beu Mindest« ,ordernden vergeben werben. Kostenanschlag und Lontractsbe- dingungen liegen an hiesiger Stelle zur Einsicht »nd Unterschrift an«, verschlossene Offerten mit der Aufschrift: „Dachdecker- bez. Klempnrr-Arbriteu" sind »t» 20. ds». vormittag 10 Uhr portofrei außer etazuseuden. Leipzig, dm S. Lugust 1884. Königliche« «arutson-Lazarettz. Steckbrief. Gegm den unten beschriebenen Kaufmann Ferdinand Vüsge» an« Emmerich, »«letzt in Leipzig wohnhaft, welcher sich verborgen hält, ist die UntersuchnngShast wegen verdacht de« Diebstahl« verhängt. E« wird ersucht, dmselden zu verhafte» »nd i» da« Gericht«, gefängniß zu Emmerich abzuliesera. Emmerich, den 7. August 1884. »öntgltche» Amtsgericht. Beschreibung: Alter: 34 Jahre. Statur: schlank. Große: etwa 1,70 w. Haare: dunkelbraun, gekräuselt. Bart: brauner Voll- dort. Augen brau«,: brau». Augen: dunkel. Rase: gewöhnlich. Mund: gewöhnlich. Ktnn: gewöhnlich. Gesicht: schmal. Gesichts farbe: bleich. Sprache: deutsch. Besondere Kennzeichen: Der rechle Arm ist gelähmt. Vtkamitmachling. Wir beabsichtigen zum Herbste diese- Jahre« unsere alte Bürger schule zu verlausen. Dieselbe liegt in bester Lage der Stadt, von allen Seiten frei, besteht au« Parterre und 2 Etagen, enthält »inen Saal. lO große und 2 kleinere Zimmer. 9 Kammer», einen großen Bodenraum, 2 große Keller, hat 2 vorgärichcn au der Straße z» beiden Seiten de« Eingangs, 2 größere Bärten an der südlichen Giebelsette und an der Hinlersront, et» Waschhau» sawmt Abortaulage und eignet sich vorzügltH für ein grSßere« Fabrikattonsgcjchäft. In dem Schulgebäude ließe sich mit geringen Kosten eine Damps» anlag« anbringen und da neben demselben, gleichfalls an der Straße, ein großer, der Stadtaemeinde gehöriger eingezäunier freier Platz sich befindet, welcher auf Wunsch ebenfalls käuflich abgelaffen werden könnte, so wäre für den Künste der Bürgerschule die Gelegenheit geboten, letztere durch einen »msassenden Anbau zu vergrößern. Arbeitskräfte, sowohl männliche, wie weibliche, sind bei un« reichlich vorhanden: die Löhne sind sehr mäßig. Geyer, den 2. August 1384. Der Dtadtraitz W. Goldenberg 8ilLunx 6es ärrtlieken Leriikv- vereinv 6er 8ta6t I^eipriK Donner»tag, so» 14. lagaat Id«,«» s vftr, im 8aal» 4«r Lraten Dilnreroekalv. Lageioräauag: 1) l>!« «leu itio-jltlirigea Xerotetag de- »ckäkUa«n<ieo OegenotLnao (8tluirli»L»-LrniiI>niog, Lranlrencaooe», Xorrteonlnuug; rgl. Xeroti. Vereioablart Xr. 147, luli). üet. Ser voteroeicooet«. — 2) v«Iegirten-1V»dI »nm Xerrtetog. — 8) Leriekt So» 8t»nS«oan-ecku«e» über einen von 4votkeft«rn as-t«Ut«u Xutrog, Looept-kormuior« detr. (kekerent l)r. L. X. Lei»»«.) Dr. klom. Nichtamtttcher THE Leipzig, 11. Lsgust 1884. * Während die ,Kreuueitu»a" den Bericht des ..Ham burger Eorrespondenteu" über «ne Unterredung mit Herrn v. «chlvzer noch immer für «ine „vlumpe Erfindung* aus- giebt und für den Fall, daß er fachlich eorrect sein sollt«, sich die Hinterthür offen hält, daß e« lediglich auf die Form an komme, in welcher sich der preußische Gesandt« äußerte, hat sich di« .Germania" bereit« darein gefunden» daß ^dft Ver handlungen mit dem heiligen Stuhle stocken". St« deutet sogar au, daß gerade hierdurch die Conserenz der preußischen Bischöfe veranlaßt worden fei. Auch der ..Reich-dote" zeigt einen sehr viel klareren Blick für die Situation, als da« führende Blatt der preußischen konservativen ParNt. Er widmet den Verhandlungen mit Rom eine Betrachßung, in welcher er dieselben für durchaus au-sicht-lo« erklärt und für ein« einseitig staatliche Neuregelung der kirchenpotitischeu Ge setzgebung eintritt. Sehr richtig sagt da« Organ rer Berliner Hofpredigerpartei, e« sei em auSsichtllüft« Be mühen, mit dem Papst« auf de« Weg« der Unterhaudlung zu einem Abkommen zu gelangen, welchem Staat ukld Curie gleichmäßig zustimmen; der Papst könne sich wohl in da« Unvermeidliche, wenn e« di« Selbstständigkeit und di« Aktion der Kirche nicht geradezu negiere, fügen, oberer werde, wen» man ihn frage, nie seine Zustimmung z» dem geben, dem er ßch noth- aedrungen füge. Hinsichtlich dessen, was di« „Motion und Selösisiändigteit der Kirche geradezu negirt", werden unser« Ansichten von denjenigen de« „Reich-boten" jedenfalls erheb lich abweichen; ,m Princip jedoch köante» wir e« »ur mit Freud« begrüßen, wenn der von lh« empfohlen« Lea, der im Grunde kein auderer ist, al« der zu» größten Schaden de« preußischen Staate« verlassene der Falkffcheu Gesetzgebung, wieder betreten würde, lieber da« Maß und di« Rau» der staatlichen Ansprüche würde ja di-eutirt werden können, und e« girbt keine Partei, welche sich einer neue« Regelang der StaatSkirchen-Gesetzgebung verschlösse, aber wenn man zum Ziele kommen will, so Mich der Staat diejenigen Grenzen, weiche er für angemessen erachtet, unabhängig von der ausdrücklichen Zustimmung der Kirche ziehen, da die Kirche grundsätzlich niemals zu irgend einer Einschränkmlg ihre« Macht- grbiele« ,hr« Zustimmung ertheileu kann. Wunderlich genug aber nimmt e« sich an«, wen» der.RefthD'Lt^zzfl^ dem Wahne bingiebt, er könste dni D«. Kirchengesetzgebuna in Gemnnlchask mit beschrciten. Der Artikel de« „Moniteur de Rome*,' welcher sowohl die preußischen Bischöfe al« di« Eentrum-partei ver ständlich daran erinnerte, daß Rom allem die kompetente Stelle für alle die Kirche berührenden Fragen sei, entspricht durchaus den Auffassungen, welch« di« Eentrum-partei stets bekundet hat. Bei jedem Anlass« ist der Staat von Windt- Horst an Rom verwiesen worden. Und schließlich kann e« dem „Reicksvoten" doch nicht entgangen sei«, daß die Taktik de« Erutrum« ganz dieselbe ist, wie diejenige der Curie. Erst bei der letzten kirchenpolitischen Novelle erklärte der Abg. Windt- horst au«drticklich. seine Partei könne zwar Bestimmungen, welche eine Erweiterung der kirchlichen Sphäre enthalten, zu- stimmeu, aber die damit bedingte Begrenzung dieser Sphäre könne sie niemal» positiv bestätigen. Wie wert Herr Stöcker in einer autonomen Neuregelung der kirchenpolitischen Gesetz gebung mit Herrn Windthorst komme» wird, ist un» hiernach nicht zwrifelhast. * Bi« zu welcher Höh« di« persönliche Bern«- glimpsung politischer Gegner bereit» gediehen ist, beweist eine au« ziemlich trüber Quell« bedauerlicher Weise auch in die größere Presse Ubergegangen« Veröffentlichung von Briefen, al« deren Verfasser «in seeessionistischer Parteiführer genannt wird und welche den privaten wie politischen Charakter dies«« ihre« angeblichen Verfasser» in eia wenig ehrenvolle« Licht stellen. Selbst wenn diese Briese eckt wären, würde eine solche Verwendung derselben zur Be- kämpsuna eine« politischen Gegner« eine höchst bcklagenS- werthe Verirrung sein; eine oberflächlich« Betrachtung mußte indessen sofort die Ueberzeuguna Hervorrufen, daß mc.» e« mit einer nichtSwürdige» Fälschung zu thun habe, und wir müsse» sagen, wir hätten ein« noch etwa« vollere und unbedingtere Zurückweisung erwartet, al» sie nunmehr von Seiten de« angegriffenen Politiker« erfolgt ist Wir unserer seits würden die Angelegenheit, welche auf die politischen Sitten in Deutschland ein betrübende« Licht wirst, lieber unberührt gelassen haben, wenn nicht jene Veröffentlichung auch ihren Weg in einzelne Organe gemäßigter Richtung ge funden hätte (wir Häven von diesen Vorgängen, was ün« anbctrifft, bisher keine Kenntniß genommen. Die Revaction de« ..Leipziger Tageblatte«") und die« von der deulsch-srei- sinnigen Presse in der beliebten Weise zu Angriffen gegen die natronalliberale Partei benutzt worden wäre. — Uebcr die in Rede stehenden angeblichen Briefe de« Herrn Abg. Rickrrt finden sich in der .Danriger Ztg* die folgenden näheren Angaben unter der Ueberschrift: .Ein literarische« Bubenstück*. Bor einigen Tage» ging der „Danztger Zeitung" an« Gera unter Kreuzband ein Blatt zu, da« sich al« „Politilchr Wochenschrift für da« dentsch« Volk" Rr. 4 bezeichnet. Al« Heraus- geder istHugoRödigrr in Gera genannt, während die Redaction (vr. Bruno Schöalank) und der Druck (M. Ernst) sich in München befinden. Heut« liegt un« eine in Form »nd Inhalt (ausgenommen den Inserateniheil) mit diesem Blatt völlig übereinstimmende Zeitung vor. welch« sich „Thüringer Waid-Post" Rr. 14 und als BeriagSort Sonneberg in Th. und al« verleg» P. Ed. Wehder daselbst nennt. Die Bezeichnung der Redaction und de« Drucke« ist mit der de« elfteren Blatte« gleichlautend. ES handelt sich als» um ei« in München hergestellteS, unter verschiedenen Titel» an verschiedene« Orten DrnischiandS verbreitete« Blatt. Die Tendenz deffelbe» soctaldeniokraiiich. Diese« Biait bringt nun vorn« eine» Artikel mit folgender Uederlchrist: „Da» entlarvt, Ehamäleon »der »lte »nd neue Briessragment« au» dem Leben eine« strebsame« Manne«, s« da ZeitnngSbesitzer, Volksvertreter und LandeSdirrctor, aber leider »ich immer nicht — RrichStanzler geworden ist." .. M Da^ia, im Juli 1884. Der Artikel selbst besteht au« angrbllche» Briessragmenten. nach den Jahreszahlen von 18S0. V7, ü8 bi« 1883, 84 chronologisch geordnet sind und von denen die ersten beiden an die Person, mit der sich der Artikel beschäftigt, gerichtet find, während die übrigen dieser Perlon selbst in die Feder gelegt sind. Der Brieischreiber bekennt sich in diesen Fragmenten t« wahrhaft cynischer Weste zn de» verwerflichste» Grundsätze, eine« gewistenlasen Streberthum« die »ach Geld und Rang und führt den Nachweis, daß seine ganze Lausbabn aus die Ausnutzung solcher nicht-würdigen Grundsätze zurückzusühren ist. Da über die angegriffene Persönlichkeit kein Zweifel sein konnte, rtzirn wir Herrn Rickert von dem Artikel in Kenntniß. Derselbe lehnte jedoch zunächst jede Abwehr aus einen derartigen Angriff dunkelsten Ursprung« ab. und wohl mit vollem Recht. Die In tegrität des Charakter- Rickert steht nicht uur tu unserer Stadt, in rineni Wahlkreise, mit dem er länger al« ein Bierteljahrhunvert in der öffentliche» Arbeit vereinigt ist, sondern im ganzen Baierlaude vollkommen sest, so daß dergleichen plumpe Verdächtigungen, wie sie die „Pol. Wochenschrift" gebracht hat. machtlos daran abpralleu. Die Sache ist heute in etwa- andere Lage dadurch gekommen, daß» wie zerr» Rickert au« Frankfurt am Main telegraphisch mitgetheilt wird, da- nationalliberale „Frankfurter Journal^ sich nicht geschämt hat. den Artikel der „Pol. Wochenschrift" und zwar mit ausdrücklicher Nennung des Namen- de- Herrn Rickert abzudrucken. Herr Rickert hat telegraphisch erklärt, daß der ganze Ariikcl auf Erfindung be ruhe. Auch wir sind nun — noch dem Borgehen de- „Frankfurter Journals" — leider geuöihigt, daraus hinznwcisen, welche beispiellose literarische Fälschung ln dem Artikel der „Pol. Wochenschrift" vorliegt. Die Fälschung dieser angeblichen Briessragment« tritt zunSchst dadurch klar zu Tage, daß der Verfertiger dieser Fälschungen wohl «ine ungesähre Bekanntschaft mit dem LcbeuSlanf Rickert'« hat, aber in der Eombiuation der Thatiachcn mit den Jahreszahlen die aller größte Unkenntniß an den Tag legt. Beispielsweise läßt er Heren R. 1857 eine RrdactionSstelle bei der „Danziger Zeitung" aabmru, welch« bekanntlich erst 1858 gegründet ist; 1861 läßt er Herr» Rickert seinen Anspruch aus den Erwerb dieser Zeitung darout tützen, daß er jetzt Stadtrath sei, während Herr Rickrrt erst 1869 Stadtrath geworden ist: in rinein Briessragment von 1863 läßt rr den vriesschreiber bereit« auf seinen künftigen Posten al« Landes- dirrctor anipieleu, während doch die ganze Provinzialgesetzgebung erst 1875 in» Leben trat; tm Jahre 1875 läßt er Herrn R. die An nahme der Wahl zum LandeSdirrctor auSsprechev, während rr erst 1876 gewählt ist n. s. f. Al« Probe für die Plumpheit der Fälschung lasten wir ahne eben Lommentar die drei letzten angeblichen Brieffragmente folgen: „(1881.) Die nationalliberale Partei stand freilich, al« ich ein- trat, ander- da, und ich bedauere jetzt meinen Eifer; allein sofort au-zuscheiden und ohne Uebergana mich zum Fortschritt zu bekenne», wäre für mein« Wiederwahl zn Land- wie Reichs- und Prvdinzial- Landtaa trotz der Verschiedenheit der Wahlkürper gleich vrrhängnitz- voll. Selbst ein Chamäleon, lieber E. R, muß Grund Hasen zum Farbenwechsel. Wir stiften eine Mittclschalliruna. (1883) Die Zwischenpartri hat ihren Dienst getban und kam» gehen. Den Borwurf, daß ich die Jntereffen der Gesammtprovinz au« Principienreiterri hintan gesetzt, vergleichen Sie mit der I»- inuation parteiwechseludrr Farbenschillerei und Sie müssen einsehe»» daß meine Gegner von rechW and link« mich anfetuden, weil ich mir selber treu... - (18Ä.) Der Besuch beim Reich«!- war doch reinster Höflichkeit», act. Daß ich sein« sonalistische» vcllefttten zu leicht genommen »nd in der Ardeitcrvcrsammluug zu sehr den Arbriterfrrnnd gespielt, vergleiche E. R. mit seinem in der H -Affaire gezeigten Rechnung, tragen und sehe ein, wie sich Alles compensirt. Lei« zeitgemäß changirt ist staatSmännisch, B. thatt un» vor. Spotten Sie unsere« BarteistrebenS? Ich bin sogar kühl gegen den Sohn persönlichen Streben« I Meine glänzend« Laufbahn bekritteln bloße Neider.... Wa« die „Süddeutsch« Post" anlanlangt, bleibe ich meiner Maxime gelrru: I« mehr Gerede, desto mehr Äerühm; je mehr Gerann«, desto mehr Geräusch. Um oben zu schwimmen, muß man tüchtig nach unten stampfen .... Eklat bedeutet Glanz. ... Da habe» Sie m«in Lebensprogramm! . . ." Um diesem «lenden Machwerk sür den Leser, der de» Mann» um den er sich handelt nnd seine LcbenSvcrhäiinisie nicht kennt, den äußeren Schein der Glaubwürdigkeit zu gebe», fügt die Redaktion der ,.Pol. Wochenschrift" dem Artikel folgende Anmerkung hinzu: „Die vorstehenden Bries-Fragmente sind uns von absolut zuver lässiger Seite, zum Theil au« dem Nachlasse de- verstorbenen Herr« vr. inest. Findteisen zur Berüfsenilichung überlassen worden. Sie geben ein so pikautet Charakterbild einer der ersten Leuchten der „Goldenen 110", daß wir die weiteste Verbreitung dieser Acten- stücke im Hinblick auf die bevorstehende ReichSiagswadl sür bringend geboten erachten." Die „absolut zuverlässige Seite" — d. h. der eigentliche Fabrikant der gefälschten Briese — ist durch da- oben M'.igctheilte bereit« hinreichend gesennzeichnet. Wa» aber da« herbrigrzerrke Andenken eine« Verstorbenen betrifft, so geht un» von der Wittwe de- vr. inest. Finde ist» — so schrieb sich der Mann; einen vr. mest. Findeisc» hat e« hier nicht gegeben — folgend« Erklärung zur Veröffentlichung zu: Der gerrhrien Rrdaction der „Danziger Zeitung" theile ich aus vielfache in diesen Tagen an mich ergangene Anfragen mit, daß die Behauptung der „Politischen Wochemchrist", eS seien Brieffragmcntc. betreffend Herrn Rickert au« dem Nachlasse meine« 1879 verstorbenen ManneS, de« vr. mest. Findrisen, zur Bcröffenllichung übergeben, vollständig unwahr ist. Den Nachlaß meine- ManneS habe ich mit Herrn Otto Apfelbaum dnrchgesehen und Alle« verbrannt, wa« nicht direct aus die Familie bezüglich ist. An Andere ist nicht- übergebe». Danzig, den 8. August 1884. Marie verwittweie Vr. Findei.se», geb. RaSper. Vorstehende Erklärung der Frau vr. Findrisen kau» ich hiermit vollständig bestätigen. Danzig, den 8. August 1884. Otto Apfelbaum. * Die Majorität des französischen CongresseS hat gegenüber den fortgesetzten ObslructionSprakliken der extremen Parteien einen schwierigen Stand. Entschlossen wie sie ist, die VeifassungSrevisio» in dem beschränkten Maßstabe zuzulaffen, welcher nicht ohne Mühe zwischen dem Cabinet und drn An- bängern desselben in beiden Kammern vereinbart worden, braucht sie keine Sorge zn hegen, daß ihr di« Herrschaft der Situation entrissen werde; hinwiederum aber kann sie mit den Widersachern der Compromißpolitik nicht so kurzen Proeeß macken, wie eS i», allgemeinen Interesse wohl ru wünschen stände, weil sie auf diese Art gerade denjenigen Bestrebungen Vorschub leisten würde, deren Lahmlegung durch die be schränkte BersassuiigSrevision erreicht werden soll. Niemand weiß besser, alS die Intransigenten vo» rechts und link«, daß ihre obstruclionistischen Manöver den Willen der Eongreßmehrheit nicht beugen, das Ergebniß drS Revisionsfeldzuge« nicht ändern werden. Man sprculirt denn auch nicht sowohl auf parlamenlariscke. al- vielmehr aus agitatorische Erfolae. Schon jetzt giebt r« kaum ein« Verdächtigung, kaum «in Schimpfwort, da« in den revolutionären und reaktionäre» Brandbiättern nickt gegen den Congrrß angewendet würde. Wenn die Mehrbeit e« sich nun gar brikominen ließe, di« Opposition etwa mundtobt zu machen, oder doch wenigsten« in ihrer Redefreiheit einzuschränken, möchte e« kaum »och lange dauern, bi« die Umsturzprcpaganda alle Schranken der Zurückbaliuna durchbräche. Kolon, volan, muß daher die Eongreßmehrheit da« Unvermeidlich« mit Würde tragen und die Lbfiructionisten gewähren lasten. Ihr kommt dafür die Sympathie der ungeheuren Mehrzahl ordnungsliebender Elemente im Lande zu Hilfe, welche letzteren da« unwürdig,
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