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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. «ud Lrpkditi«« Johaunelgasse 33. SPrechßknör» der KeLaclioo: vormittag« 10—18 Uhr. Nachmtttag» 5—6 Uhr. -"»'"trLSLALSL'''-*'« «mnch«, »er für »t« «ilchs»s»l,e»b« Nu««er »esttmwteu I ose r «te au Wochentagen »t« S Uhr Hachmtttag«, an «aan»«,» -efttagen früh »t»Uhr. 2» de» Filialen für Ins.-Tlnnahme: !tt« »lem«. UniversitätSstraß« »1. «Nt» Lösche, Kathartnenstraß« 18, -. «nr dt» '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschüftsverkehr. Auflage 18,6V«. Abonnementspreis oiertrlj. 4'/, Mt. incl. Brinqerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jrde einzelur Nummer 80 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesörderung 39 Mk. Ut,k Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzcile 20 Pf. Größere Schrillen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Urclamen unter dem RcLactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird n.cht gegeben. Zahlung prnslluwerauäo ober durch Post. Nachnahme. ^-L5S. Donnerstag den 11. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da» 26. Stück de» diesjährigen ReichSgesehblatte» ist bei an» eingegangen und wird bis zu« 2. Oktober diese» Jahre» aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1365. Uebereinkunft zwischen Deutschland und Italien. betreffend den Schuh an Werken der Literatur und Kunst. Vom 20. Juni 1884. Leipzig» den 6. September 1884. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Bet den Uferbaate«, welche von Privaten entlang der PleiHe vorgenommeu worden sind, sind in dem ge reinigten Flußoelt an verschiedenen Stellen Haufen von Bauschutt, Sand und dergl. zurückgelassen worden. Wir fordern die Belheiliqtcn aus. diese Baurückstäade bis Sonnabend den 13. d. M. Abends bei Vermeidung einer Geldstrafe von 100 für jeden ContraventionSfall gründ lich zu beseitigen. Leipzig» den 10. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ClchoriuS. vr. Georgi. Bekanntmachung. 2m Monat August a. o. ginge» de»» Armcnamte ein: 4 auS Anlaß einer Beleidigung von O. L-, 5 ^ als Sülmc von C- T- W. durch Herrn Rechts anwalt Erler, 1 -ckl — als Sühne in einer Gewerbesireitsache H./.B. durch daS Gewerbeschiedsgericht. 300 -4k — als elndem Schuhmachergesellen AugustHermann Treuller im Jahre 184t von Herrn Johann Christoph Skösel unter besonderensBestimmungcn auSgesetzte« Vermächtniß, welche« aber, da Treutier gestorben, der Armenanstalt zufiel, 707 ^lk 98 Zinsen des vorgcdachtcn DerNlsichtnisscS, 3 als Siihne in Sachen F.A.Sl.'/.L.S- 3 S 10 M.H '/.H.K. B.D./.H.K. ö B - - B B M.G./A.N. 3 - - - < A B. /.G N. 10 , . - B B J.F./.E.B. 3 » - - F B B.D./.T.S. 9 - . - B B CE.W./.P.H. 3 - - - B B F.M.G./.R.D. 5 - - - B B E.S.-/.A.G. 3 . - - B B G.S.-/.W.S. 8 - - - B B L.F./.E.D. 2 - - - B O F.G/.B.S. ü - - - B B H.H./.G.J.H.S 40 » » - - B O.T./.J.E.H. 3 - - - - B W.W./.O.R. 15 . - B » B J.L. -.G.J-B. 10 « . B - B C.F.B./.F.G.M. 3 - - « B B O.E.'/.R.J. 2 al» Sühne in Sachen W.'/.A. 2 ^ ^ « « B - R.'/.St. 2 ^ B B B - K.-/.B. 3 — -s O B - . W-'/.A. 3 ^ B B - . R.,K. 3 W O B - K./K. 3 50 ^ A - B « P'/.K. 3 ^ — -s - - B » Sch.'/.St. 1 - - - - G.'F. 4 — -s - - B . H./.B. 1190 48 -s Summa. Dankend quittiren wir hiermit. durch Herrn Friedens richter Nagel. durch Herrn Friedens richter G. A. Jauck «sn. Der Rat- der Stadt Leipzig. (Armeuaimt.) Ludwig - Wol f. Lange. Der im hiestgea Georgenhause vetinirte, am 18. Mai 1863 zu Schönefeld geborene Handarbeiter Friedrich Hermann Pa bst ist am 8. vor. Mt«, von dem ihm »erstatteten AuSgange nicht wieder zurück gekehrt und treibt sich jedenfalls arbeitslos und bettelnd umher. Wir bitten, gedachten Pabst im BetretungSsalle zu verhaften und un- schleunigst Mittheilung hiervon zu machen. Leipzig, am 8. September 1884. La» Poltzeiamt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. lifdr. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Die Dreikaiserzusammenkunst. Noch nie zuvor ist eine Fürstenbcgegnung so vollständig mit dem Schleier de« Geheimnisse» umhüllt worden, wie die für den 15. September geplante Begegnung der Kaisxr von Deutschland, Oesterreich und Rußland. DaS Einzige, woraus Mit einiger Sicherheit daraus geschloffen werden kann, daß die Zusammenkunft wirklich stattffnden wird, ist der Mangel jeg lichen Dementi» in den ossiciellcn und osficiöscn Organen in Deutschland und Oesterreich. Positive Mittheilungen liegen bisher nur vor in der in Dien erscheinenden „Politischen Eorrespondenz" und im Petersburger .Grasckdanin". Beide melden, daß die Zusammenkunft eine mit Sicherheit zu er wartend« Thatsache sei, und der .Grasckdanin" fügt hinzu, daß die drei leitende» Staatsmänner. Fürst Bismarck, Graf Kalnoky und Herr v. Gier- im Schloß Skierniewicze Wohnung nehmen werden. Vorläufig spricht die Mitnahme der her vorragendsten russischen Minister nach Warschau dafür, daß dort außer den Manövern etwa« von Bedeutung geschehen soll. Außer Herrn v. GierS sind in Begleitung de» Kaiser- Aras Tolstoi. der Minister de« Innern, v. WannowSki, der Krteäminister. Possiet.derBaukenminister und Graf Woronzow- Daschkow, der Minister de» kaiserlichen Hause«. Darau» läßt sich schließen, daß auch Dinge zur Sprache kommen werden, welche die russische Gesammtregierung interessiren und ihre Mitwirkung nvthig machen. In Wien ist man in Bezug auf die Kaiserbegegnung weniger zugeknöpft al» in Berlin; von dort wird ohne jeden Vorbehalt berichtet, daß Kaiser Franz Joses sich am 14. September nach Polen begeben wird, aber auch in diesem Falle ist da» Ziel der Reise unbestimmt gelassen. AuS Berlin meldet man dagegen, daß Kaiser Wilhelm am 14. September nach Benrath zu den Manövern abreisen wird und für die Milte de« September ist die Ankunft de» Fürsten BiSmarck in Berlin in Aussicht gestellt mit dem Be merken, daß der Fürst die nöthigen Vorkehrungen zur Ein- berufung de« StaalSrathS treffen werde. Mit der Bestim mung, daß Kaiser Wilhelm am 14. September nach Benralh abreisen werde, läßt sich allerdings seine Theilnahme an der Dreikaiserzusammenkunst nicht in Einklang bringen, do- wiirde nur bann der Fall sein, wenn da« Reiseziel nach der entgegengesetzten Richtung verlegt würde, während da-Eintreffen deS Fürsten BiSmarck in Berlin zu der angegebenen Zeit kein Hindcrniß für seine rechtzeitige Ankunft in Warschau resp. Skierniewicze bilden würde. Die nächsten Tage werden darüber Gewißheit bringen, ob Kaiser Wilhelm an der Begeg nung in Russisch-Polen tbeilnimmt oder nickt, die Möglichkeit ist vorhanden, da der Gesundheitszustand de» Kaiser» al« der denkbar beste geschildert wird. Die Weltlage ist im Allgemeinen dieselbe wie zu der Zeit, al» die ersten bestimmten Andeutungen über die Kaiserbcgeg- nung in die Oeffenttichkcil drangen, keine der Verwicklungen, welche damals bestanden, ist heute beglichen, vielmehr ist die Gesammllage heute gespannter als noch vor wenigen Wochen. Der Krieg zwischen Frankreich und China ist mit einer Er» bitterung entbrannt, welche ein baldige» Ende desselben nickt erwarten laßt. DaS Bombardement von Foulschou, weit entfernt, der Wiederherstellung deS Friedens zu dienen, hat die Chinesen nur zu tiefstem Haß entflammt, der bereit» von den Franzosen auf alle Europäer überhaupt auSzustrahten beginnt. Die Chinesen haben die Flußmündung bei Kanton gesperrt und sind im Begriff, trotz deS Proteste-, der Eon« suln, bei Shanghai dasselbe zu thu». Dadurch erhält der französisch-chinesische Krieg eine allgemeine Bedeutung für ganz Europa, welche auch auf die Mitglieder deS europäischen FriedcnSbundeS seine Rückwirkung äußert. In erster Linie kommen hier die russisch-chinesischen Beziehungen in Betracht, weil Rußland der unmittelbare Nachbar.Chirp» in Asien ist. England schürt daS Feuer nach Kräften dv/ch seine parteiischen Darstellungen der Sachlage in China, welche die Chinesen in ihrem Widerstande gegen Frankreich bestärken. China hatte sich bi« zum letzten Augenblicke der Hoffnung hingegeben, daß die übrigen Mächte iüterveniren würden, da dies nicht geschehen ist und auch in Zukunft nicht bevorzustehe» scheint, so richtet sich der Haß der Chinesen gegen alle Europäer, vielleicht mit der einzigen Ausnahme der Engländer, weil ihnen von diesen wenigstens eine moralische Unterstützung zu Theil wird. Unsere PrivatmelLung vom 8. September, nach welcher der deutsche Botschafter in Pari», Fürst Hohenlohe, in Warschau ringetroffen ist, hat bisher kein Dementi er fahren, seine Anwesenheit bei der Dreikaiserzusammenkunst würde nur al» Bestätigung dienen, daß die Frankreich betreffenden Angelegenheiten einen hervorragenden Gegenstand der Verhandlungen in Skierniewicze bilden werden und daß die Begegnung deS Baron Courcel mit dem Fürsten BiSmarck in Varzin darauf vorzuberelken bestimmt war. Für Frank reich ist aber von gleicher Wichtigkeit, wa» in Egypten ge schieht. Während der mitteleuropäische FriedenSbuud dem sranzöslsch-chinesischen Streitfall gegenüber die vollste Zurück haltung zur Richtschnur erwählt hat. ist er in Bezug auf die egyptische Angelegenheit anderer Meinung. Hier kommen die Interessen der betheiligtcn Staat-gläubiger in Betracht, welche nickt dauernd vernachlässigt werden können; es kommt hinzu, daß die in Alexandrien wohnenden Europäer noch immer vergeblich auf die Entschädigung für ihr am II. Juli 1882 zerstörte» Eigenthum harren, daß die nolbwendigsten Vorsichtsmaßregeln gegen die Einschleppung der Cholera am Suezcanal unterbleiben und daß endlich Europa im Zustande fortdauernder Beunruhigung bleibt, so lange die egyptische Streitfrage nicht in befriedigender Weise erledigt ist.' England weiß sehr wohl, daß gemeinsame Schritte der europäischen Mächte in Sachen Egypten- bevorstehen, und deshalb hat Gladstone Northbrook und Wolseley nach Kairo gesandt, damit wenigsten» irgend etwa» geschieht, um Von gerechten Wünschen der Egypter und der dort wohnenden Europäer Genüge zu leisten. Ob da», wa- Northbrook und Wolseley zu thun Vollmacht haben, auSreichen wird, um Europa zufrieden zu stellen, muß bezweifelt werden. Wenn e- wahr ist, wa« gemeldet wird, daß England den beschädigten Alexandriern 75 Procent ihrer Forderungen sogleich zu be zahlen oder andernfalls die Entschädigung in zehn Jahres raten zu begleichen, so ist da» nur geeignet, gegen England« Knauserei die allgemeine Entrüstung wachzurufen. Aus solch« Weise wird der Streit nickt au» der Welt geschafft. Ueber die SanitätScoiitrole am Suezcanal schweigt die Geschichte vollständig, und ob e» Wolseley gelingen wird, dem Sudan den Frieden zurückzugeben, ist auch noch eine offene Frage. Die dritte Angelegenheit von europäischer Bedeutung ist die Regelung der Coitgösrage. Engländ widerstrebt der Anerkennung de» CongosiaatcS, die übrigen Mächte, Deutsch land und Frankreich voran, sind gegen lheiliger Meinung, und damit bängt die ganze Colonialpolitik England» zusammen, welche noch in neuster Zeit Deutschland so viele Hindernisse in den Weg gelegt hat. Die neuesten Vorfälle, die Zer störung einer von 1)r. Nacktigal au der Goldküsie ausgcrickteten Flagge durch einen englische» Beamten und die wahrscheinlich gleichfalls aus englische Einflüffc zurückzuführende gleiche Handlungsweise von Eingeborenen, sind geeignet, sehr ernste Maßregeln gegen England zu veranlassen um ihm zu be weisen, daß andere Mächte England» ausschließliche An sprüche aus Landbesitz in Wcstasrika nickt anzuerkennen geneigt sind. E« handelt sich hier um principielle Fragen, welche ganz Europa interessiren und welche deshalb bei der Begegnung der drei Kaiser nickt todlgeschwiegen werden können. In allen diesen Fragen erscheint Europa als der Wider sacher England», aber r» giebt noch eine andere Frage, an deren Lösung England dieselben Interessen hat. wie da» übrige Europa, und da» isi die Frage de« Anarchismus und de» mit demselben verwandten Sc^aliSmuS. In England, nicht minder wie in Rußland. Deutschland und Oesterreich haben die Feinde der staatlichen Ordnung, die bedrohlichsten Zeichen ihre- Dasein» gegeben, und zumal in Rußland haben die Verhältnisse eine Gestalt gewonnen, daß eine Acnderung dringend nothwendig erscheint. Bisher ist e» nicht gelungen, gemeinsame Schritte aller Mächte gegen den Anarchismus und SocialiSmuS zu vereinbaren, e» sind aber in den letzten Jahren die Versuche, dieses Ziel zu erreichen, mit größerer Energie betrieben worden al» vorher, und e- besteht deshalb die Hoffnung, daß nunmehr die Grundlage gefunden ist, aus welcher sich dir gemeinsame Abwehr dieser Umsturzbestrebungen mit Aussicht auf Erfolg in» Werk setzen läßt. ES ist nicht anzunebmen, daß über alle diese großen Fragen in Skierniewicze volle» Einverständniß erzielt wird, aber die Erwartung ist gerechtfertigt, daß man dem gemeinsame Ziele, den Welt frieden und die staatliche Ordnung in Europa zu befestigen, näher kommen wird. DaS Ziel ist sicherlich der höchsten Anstrengungen würdig. * Leipzig, 11. September 1884. * Die CentrumSpartei hat e» für zeitgemäß gehalten, in Deutschland die römische Frage zu stelle». Man wird annebmen dürfen, daß die« jedenfalls nicht ohne Billigung, wahrscheinlich sogar aus Anregung dcSBaticanS geschehen ist. Möglich, daß man die deutsche Regierung inmitten der heutigen Weltlage zu einem entsprechenden Vor gehen für geeigneter hält, als früher; möglich auch, daß die fraglichen Resolutionen de- Katholikentage» nur die äußere Bekundung einer neuen feindseligen Wendung gegen die auswärtige Politik de» Reiche» sind — auf alle Fälle bedeuten sie, daß die CentrumSpartei die .römische Frage", nachdem sie sich in derselben längere Zeit eine gewisse Zurückhaltung auscrlegt hatte, nunmehr wieder als einen der wichtigsten Bestandtheüe ihre» ActionS- programm» ausgenommen hat. ES kommt da» gerade noch recht, um die Beleuchtung de- CcntrumS für die beginnende Wahlbewegung zu vervollständigen. Die Ämberger Beschlüsse rufen zunächst die Hilfe der verbündeten Regierungen in der Frage der Propagandagütrr an. In der ultramontanen Presse und nickt minder in den Reden der CentrumSmänner erscheint diese Angelegenheit immer im Lichte einer schändlichen Beraubung der Kirche. In Wahrheit handelt e» sich um die Conversion der Liegenschaften der corporutio äe propsgLnäa üäo in italienische Rente. Da» gleiche Verfahren «st mit den Kiostergütern bereit» früher eingescblage». Die lick« ist «bisher nur deshalb verschont geblieben, weil ein Rechtsstreit darüber entstanden war, ob die Güter derselben überhaupt »ater da» italienische Conversion»- gcsetz fallen oder nicht. Dieser Proceß Hot ein große» Auf sehen dadurch gemacht, daß in ihm von demselben Gerichts höfe — freilich in thcilweise veränderter Besetzung — zwei grundverschiedene Urtheile ergangen sind. Jedensall» aber ist der Streit im letzten Winter gerichtlich endgiltig gegen die Propaganda zu Gunsten der Conversion entschieden. Es ist bekannt, daß in Italien selbst über die Zweckmäßigkeit der Conversion der Propagandagütcr verschiedene Meinungen be stehe», und eS erscheint angesichts der Verschmelzung de» ge mäßigten Liberalismus und der Rechten die Njöglichkeit nicht ausgeschlossen, daß bei freundlicher Verständigung der Propaganda bezw. der Curie mit der italienischen Re gierung die Erlaltung der Güter durch einen neuen gesetz geberischen Act sicheraestellt würde. DaS entspricht indcß nicht den Zwecken der eeclssiu rmlitun». Die Propaganda erkennt da» Urlheil der italienischen Gerichte, welche» sie selbst pro- vocirt hat, nick tan: vielmehr halber StaatSsecretair Jacobini die Angelegenheit ockanntlich bereit» im Winter den aus wärtigen Regierungen unterbreitet und da» Ccntrum fordert jetzt die „verbündeten Regierungen" Deutschland-, d. h. wohl das deutsche Reick, auf, Italien zur Annullirung eine» ord nungsmäßigen RickterspruchS zu zwingen. Damit aber nicht genug, verlangen die Amberger Resolutionen auch die Wieder herstellung der weltlichen Herrschaft de» Papste«. Wir lassen hier unerörtert, ob weltliche Herrschaft, wie die Resolutionen behaupten, für die Unabhängigkeit deS Papste» unerläßlich und ob, wie weiter gesagt wird, die Existenz de» Kirchenstaates eine Völkerrechtliche Nolhwendigkeit sei; von unserem Standpuncte auS können wir Beide- nur verneinen. Wie man aber auch darüber denken möge, da» kann jedenfalls nicht zweifelhaft sein, daß die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft de» Papste» nur möglich wäre durch die Zertrümmerung deS italienischen Einheitsstaates. Und da selbstverständlich Italien weder auf jenen Zwang in der Propagandafrage, noch aus diese Zertrümmerung freiwillig oder durch gütliches Zurede» eingehen würde, so könnte ein praktischer Erfolg nur durch Gewalt erreicht werden. DaS Centrum fordert also rund und nett vom deutschen Reiche einen Ver nichtungskrieg gegen Italien. Mögen sich die Wähler, mögen sich namentlich die deutschen Conservativrn überlegen, wie sie sich dazu stellen wollen. * Die Socialdemokraten sind in die Wahl bewegung mit ganz besonderer Energie und Rührigkeit ein- getreten, nickt nur in allen Wablkreisen, in denen sie einigs Au-flcht« haben durchzudringen, sondern auch in solchen, wo sie nur eine aus alle Fälle unzureichende Anzahl von An hängern besitzen, haben sie eigene Cgndidaten ausgestellt; sie sind in dieser Beziehung vielleicht allen anderen Parteien voran. Daß sie die Anzahl ihrer Vertreter im Reichstag wesentlich vermehren werden, dieser Erwartung werden sie sich wohl selbst kaum bingeben. Don großem praktischen In teresse wird aber die Frage werden, wie sich die Socialdemo- kraten bei den voraussichtlich zahlreich zu erwartenden Stich wahlen verbalten werden; sie werden in einer ganzen Anzahl von Wablkreisen voraussichtlich den Ausschlag geben. Wir schmeicheln un» nicht, daß für die gemäßiglen Parteien dabei viel zu hoffen ist. Noch würdigt die socialdemokratisch gesinnte Ardriterbevölkerung die humanen und arbeiter freundlichen Ziele der Socialresorm nicht hinlänglich; noch glaubt sie durch Unterstützung de» politischen RädicaliSmu» auch ihre wirtbs»astlichen Interessen verhältnißmäßia «mH am besten wahrzuncbmen. In socialvemolratischen Kreisen wird noch immer die Parole auSgegeben, bei der Wahl zwischen einem link-liberalen OpvvsttionSmann und einem aus dem Boden der neueren Socialresorm stehenden Candidaten dem erfteren die Stimme zu geben, lediglich weil von diesem — aber, wie die Erfahrung gelehrt hat. — auch nicht in allen Fällen — die Verwerfung de» Socialistengesetze» zu erwarte» ist. E» wäre inicressant zu wissen, wie sich die Deutschsreisinnigen ihrerseits in der Wahl zwischen einem gemäßigt Liberalen oder Conservativrn und einem Social demokraten zu verhalten gedenken. Die .Frankfurter Zeitung" tritt bereits lebhaft für ein Zusammengehen der Enlschieden- liberalen mit den Socialdemokratcn ein und beweist, daß diese Taktik durchaus gerechtfertigt, ein Zusammengehen weiter recht» stehender Parteien mit Socialdemokraten aber höchst unmoralisch wäre. Bei den vorigen Wahlen ist noto risch die Fortschrittspartei an manchen Orten bei den Stich wahlen für die Socialdemokratcn rinaetretcn. Mau darf gespannt sein, wie e« die .freisinnige" Parteileitung diesmal zu halten gedenkt. * Die auf Veranlassung der englischen Admiralität seit längerer Zeit angestelllen vergleichenden Leuchtfeuer-Ex perimente haben, obwohl noch nickt abgeschlossen, inter essante Resultate geliefert. Es hat sich HeräuSgestellt, daß der BeleuchtungSeffect von Ga» und Parasfinöl nahezu der gleiche ist, und daß bei klarem Wetter das elektrische Lickt vor allen anderen Belenchtung»arten einen kolossalen Vorsprung besitzt. ES erübrigt nun noch, daS Verhalten der einzelnen Lichl quellen bei Nebel, Dunkelbeit und Regen zu stubiren, doch' haben einzelne, vorläufige Experimente 'bereu- dargethan. daß bei trüber Lust die elektrische Beleuchtung längst nicht den gehegten Erwartungen entsprochen hat, ja daS der Effect der selben hinter den Wirkungen der anderen Lichtquellen merklich zurückblieb. . . * Es hat sich HeräuSgestellt, daß sehr viele auf Grund de» Allerhöchsten Erlasses vom 22. Juli d. I. eingcreichte Gesuche, Jnvalidenpensionen betreffend, den Änlcntionen deS Erlasse» keineswegs entsprechen. In keinsclben ist nicht gesagt, daß Alle, welche den Feldzug 1870/71 mitgrmacht haben und jetzt krank oder kränklich smd. sich melden sollen, vielmehr muß gerade so, wie früher, nachgewiesen fein oder werden, daß die jetzige Krankheit eine Folge veS Feld züge» ist. ES ist somit nur beabsichtigt, solchen Leuten zu Hilfe zu kommen, bei denen eine innere Dicnsibeschädigung nachwei»bar, die aber au» Unkenntniß seinerzeit den fest gesetzten Meldelermin nicht innegehalten haben. * Ueber den Zusammenstoß de« „Hohenstaufen"! erhielten die Angehörigen eine» auf der Glattdeck-Corvette, .Sophie" dienenden Mannheimer» folgenden Brief, welcher der „Neuen Badischen LandeSzeitnng" zum Abdruck zur Verfügung gestellt wurde. DaS Schreiben lautet: - Wilhelmshaven, 4./9. 84. S. M. S. „Sophie" Im Dock.! Gestern Mitte-- *<»1 Uhr verließen wir nebst dem Geschwader die hiesige Rhede unsere Manöver fortzusetzen. AIS um V,2 Uhr- der proj<-cl>rtk".9^riss beendete^»«, dampfte da» Geschwader in Kiellinie, wie sisi'Kl) Panzere»k«eNe „Baden", Flggsch., 2) Panzer- corvette „Württl'coera", 3) Glattdcckcorvette „Sophie", 4l Panzer- corvette „Bayern", 5) Panzercorvctte „Snchleu", 6) Gkattdeck« corvette „Ariadne" »c. Wir fuhren mit 13'/, Knoten, als von Bremerhaven eia großer Passagierdampfer aus uns zukam. Nach allen Borschrislen des SeecechteS dars ein Dampfer nicht da» Fahrwasser mehrerer Kriegsschiffe durchkreuzen. Aber er kam direct aus uu« zu und wollte, Wie rS schien, zwischen uns uud der ..Württemberg" durch, was ihm aber bei unserer sehr schnellen Fahrt und dem Abstande vou 200 Meter voraussichtlich unmöglich war. AIS unser Lapitain (Hut ab vor ihm!) die Gefahr, in der wir schwebten, sah, ließ er daS Ruder Backbord legen. Desgleichen that auch der Dampfer, und wären beide Ruder so liegen geblieben, so wäre der Zusammenstoß nicht so gefährlich gewesen. Aber der Dampfer (Hohenstaufen, 400 bi- 500 Passagiere) legte kurz darauf seine Ruder Steuerbord und wir mußte», um von ihm srcizukommen,, ebenfalls Steuerbord legen. Der Zusammenstoß war jetzt vorauS- zusehen, auSweichen war nicht mehr möglich. Unsere Maschine arbeitete schon eine ganze Weile mit „aller Kraft" rückwärts, aber ,S war vergeben- uud nach 1.44 Minuten folgte unter furchtbarem Bekrach uud Getöse der Zusammenstoß. Das Geschrei von den Passagieren aus dem „Hohenstaufen" werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Zuerst, wie die Eollision vorauszusehen war, strömten sie alle nach dem Achterdeck, fielen auf die Knie, hielten sich gegenseitig umschlungen und stießen ein Geschrei auS, welche- ohrenzerreißend war. Nach dem Zusammenstoß strömten sie alle nach vorn uud wollten zu uns übersteigen, was aber noch rechtzeitig verhindert wurde. Bei uu» herrschte während der Kata strophe die größte Ruhe und Ordnung: sämmtlichc Schotten waren dicht und die Pumpe» iu Tbätigkeit. Unser Leck war im Augenblick nicht zu sehen, aber binnen 1 Minute hatten wir 1.70 Meter Wasser. Im vorderen Heizraum mußten die Feuer auSgcmncht werden, uud bis es uns gelang, daS Leck mit Hängematten, Decken, Segeln re. »c. zu verstopfen, hatten wir 2 Meier Wasser. Die Backbord-Geschütze wurden nach Steuerbord geschafft, und da» Wasser stieg nicht mehr. Wir wurden von der „Württemberg" in Schlepplau genommen und nach hier geschleppt. Unterwegs traf uns der Pnmpcndampfer und hals uns die „Sophie" über Wasser zu halten. NacyiS halb 18 Uhr waren wir im Dock und die Gefahr war vorübcr. Dem „Hohen staufen" ist der Vordersteven abgebrochen. Hätte er uns einen Meter weiter hinten angcrannt, so wären die ganzen Kessel geplatzt und die „Sophie" hätte ausgehört zu rxistiren. Hätten wir den „Hohenstausen" so ai gerannt wie er uns, wir hätten ihn mitten durchgeichnitten. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der „Hohen- ftauscn" wurde von S. M. S. „MarS" nach Bremerhaven begleitet. Da- Conimando wurde dem Lapitain vom „Hohenstausen" sofort abgrnommen. * Wie e» heißt, wird die Voruntersuchung für die Ver handlung de» SeeamteS über die Cvllision deS „Hohenstausen" mit der .Sophie" mit Eifer betriebe». Vcrnebmungrn und Besichtigungen de» beschädigten Schiffes durch Sachverständige habe« bereits stattgesunven. Zur Orientirung bei den Verhandlungen ist der .Hohenstausen" von verschiedenen Seilen photographisch ausgenommen. * Bei den bayerischen Truppen werden während der diesjährigen Herbstübungen ausgedehnte Versuche mit der Conservenverpflegung ongestellt. So haben sämirt- tiche Mannschaften nach Art de» eisernen Bestände» auf zwei Tage berechnete Conservcn (Kaffee-, theil» Fleisch«, theil« Gemüse-Confe««n) vom Abmarsche au» der Garnison bi» zum Verbrauche bei sich zu tragen. Außer diesen sind zur Ausgabe gelangt bei der 1. Division Büchsenfleisch mit Erbs wurst, bei der 2. Division Rindfleisch mit Bouillon und Ge« müseconserven, bei der 3. Division Rindfleisch mit Bouillon, Erbswurst, Gemüseconserven mit Fleifchextract in Tafeln zu 500 Gramm und bei der 4. Division Gemüseconserven, Patent-Fleischgemkie mit Erbswurst und Hülsenfrüchten, lieber die Beschaffenheit und die keim verbrauche dieser Leben-mittel gemachten Erfahrungen werden eingehend« Be richte eingefordert. » * « * Der schweizerische Bunde»rath hat eine Ver fügung an die CantonSreqierungen erlassen, welche ganz den Charakter einer Kriegserklärung an die Adresse der Anarchisten trägt. E- sollen hinsorl in der Schweiz alle zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit nothwendigen Maßregeln getroffen werde», da» heißt mit anderen Dorten, c» soll nicht länger