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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831028
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-28
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1883
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S4SS Hunderte nur begonnen, aber keineswegs abgeschlossen worden ist. Er werden in diesem Sinne sieben Vorträge diesen Winter gestatten werten, drei vor Weibnachlen. vier »ach Weihnachten, ersterc anknüpscnd an die Luthcrseier, »entere anschließend an die Zivingliscicr, nämlich: am 3l. Oet ober: „Die innere Entnickelung Luther'- zum Re formator der deutschen Christenheit" von Diakonu» I>i'. Binkau; am 13. November: „Luther als deutscher Patriot" von Pfarrer Ziegler auS Liegnitz; am 4. De- cember: „Melanchthon" von Diakonu- vr. Karo au» Cheninitz. In rer zweite» Winterhälsle folgen dann Vorträge über Zwingli, Calvin, die Fortsetzung de- reformatoriscben Gange- bi- auf die Gegenwart, die Nothwenvigkeit der Fortführung der Reformation 'ür die Zukunft im Geiste Luther'- und ter Schweizer, lieber diese Vorträge bleibt Nähere- Vor behalten. ' vorbUdersammlung für Kuustgewerbr. (Am Johannesptat; Nr. 7, im Parterre »er Etidtlsche« Gewerbeschule.) Neu ausgestellt ist anstatt der Reihe von italienischen Fayencen eine erste Reihenfolge von Lichtdrucken au»: .Die Renaissance-Decke im Schlosse zu Jever. Heran»» gegeben von H. Boscher, Bildhauer in Oldenburg. Verlag von E- A. Seemann in Leipzig. Die Tafeln sind für diese Ausstellung stergeliehcn auS der Lehrmittelsammlung der Städtischen Gewerbeschule. Die prachtvollen, äußerst wechsel- vollen Details Vieler Decke dürfen alü eine reiche Fundgrube für eine große Reibe von Kunstgewerbcn, namentlich Tischler, Bildhauer. Decoraticn-malcr und sonstige Baugewerbe, be zeichnet werden. — Ausgestellt bleiben daneben die kunst gewerblichen Vorbilder von Kachel (2. Reihe), Entwürfe zu Maschinen- und Handstickereien au» Plauen und Beispiele ungarischer Hausindustrie in reichen Färbungen. — Wegen der Besuchszeiten re. wolle man den Tage-kaleuder unter „Vorbildersammlung" beachten. Kunst - Gewerbe - Museum. Neu ausgestellt ist in der Buchbinder-Abtheilvng eine groß« Collection silberner Buchbeschläge, be stehend sowohl in ganzen Decken als auch in Ecken, Schließen und Mittcl-Zierstücken auS dem 10. bi- 19. Jahrhundert. Unsere bis dahin schon reichhaltige Sammlung von Buch- beschlagen aus Bronze hat durch diese neueste Erwerbung eine wcrthrolle Bereicherung erhalten und bietet in jeder Beziehung eine Fülle von herrlichen Vorbildern. AlS besonders schön sind hervorzuheben eine Reihe süddeutscher Filiqran-Arbcilen. von mannigfaltigster Zeichnung. In der Mctall-Abtheilung, Schrank Nr. 14, sind ferner als neue Erwerbung 2 japanesische Metall- Zierplatten mit reicher erhabener Tauschirung in Gold »nv Silber von verschiedenartigster Färbung ausgestellt. Außerdem sind im Schranke Nr. IS noch einige derartige Platte» mit gleicher Tauschirung in Eisen und Bronze aus gestellt. ferner ei» Hävgekörbchen auS Bronze-Draht geflochten und 2 Metall-Serviettenringe mit schöner Lackarbcit. Letztere Gegenstände sind dem Museum leihweise zur Verfügung gestellt. Daneben verweisen wir nock aus die im Parterre- Saale der Buchhändler-Börse für dies« Woche täglich von 10—4 Uhr unentgeltlich geöffnete Ausstellung einer Wanvvertäfelung, welche nach den Entwürfen und Detail- zeichnungen deS Herrn Georg Weide nbach, Architekten am Kunstgcwerbc-Muscum, in der Werkstatt deS Herrn Tischler meister Nob. Arnemann hier, für Privat»Besitz nach Erfurt bestimmt, auSgesührt worben ist. Wege» Mangel- an Raum konnte die auS verschiedenen farbigen Hölzern ge fertigte. mit Intarsien und Schnitzereien geschmückte umfana- reiche Arbeit in unserem Museum leider nicht au-gestcktt werden. Musik. rn * Leipzig. 27. Oktober. Nach dem Weihnacht-fest wird Leipzig ein neugebildetes Streichquartett an die Oefscntltckkeit treten. Kein Geringerer als Herr BrodSky, Lehrer deS Violinsviel» am königlichen Conservatorium der Musik in Leipzig, hat die erste Violine übernommen, ein junger hochbegabter ViolinvirtuoS, Herr Novacek, Schüler de» Herrn BrodSky. vertritt die Partie der zweiten Violine, Herr Capellmeister Sitt, bekanntlich ei» vorzüglicher Geigen- virtuoS, welcher als ein Bratschenspieler allerersten Range» geschildert wird, übernimmt die Violapartie und Herr Kammer virtuos A. Schröter, der exceUente CcllovirtuoS. fungirt al» Vertreter der Violonccllopartie. Wenn wir nicht irren, wird sich diese Quartettvereinigung sehr bald einen be deutenden Rus erwerben und vielleicht zu dem Berliner Quartett in Concurrenz treten. Vollständige Beherrschung der Technik und deS musikalischen Ausdruck», sowie jugendliche Kraft, Frische und Intelligenz werden jedenfalls diese» Streich quartett auSzeichnen. * Es wird uns mitgetheilt, daß im Juni nächsten Jahres in Leipzig ein große» internationale» Militair-Mufiksest, verbunden mit einem internationalen Militairmusik-Wcttstreit abgehaltcn werden soll. Al» Preisrichter siiid die hervor ragendsten Musik-Capacitäten in Aussicht genommen und haben bereit» Herr Cavellmeister Arthur Nickisch sowie der köuigl. preuß. Gencral-Musikdircctor H. Saro ihre Thätigkeit al« Preisrichter bereitwilligst zngesagt. Etwaige Anfragen in dieser Angelegenheit sind an Herrn B. Schröder, Königs straße 23, Leipzig, zu richten. -r. Leipzig, 27. Oktober. Mustkauffllhrung imInstttut de» Herrn Herrman» Katzsch. Den Reigen der musikalischen Unterhaltungen von den Musik-Jnstituten unserer Stadt begann gestern da« Institut de» Herrn Herrmonn Kapsch im Loncertsoale der Europäischen Börsenhaklc. Solche Leistungen der Schüler, die man in den Wintermonatcn Vorfahrt sollen, nud können keine Eon arte sei»; e« sind musikalische Gaben, die mau anaai unter den veihnachtltisch legt. So wie man nun einem von KindeShand dar- gebotene» Beschenke, wenn z. B. auch einige Maschen bei der Strickerei derautg. fallen sind, doch Freude und Anerkennung widmet, so muß e« auch bei diesen Musiknufführungm geschehe». Man sieht über wiederholt« Ansätze, unrichtig angebrachte Pause», Taktschwonkungen, nicht ganz gelungene Figuren gern binweg, wenn nur Fleiß und Streben zu erkennen ist aus den Borträgen. Und da» war gestern der Fall. Tie Schüler und Schülerinnen bewiesen, daß sie den Unterricht einer erfahre«!» und tüchtige» Lehrer» genießen, und zeichneten sich durch guten Anschlag, so wie überhaupt durch an- erkeuuenSwerthe Fertigkeit au«. Schade, daß da« verstimmte In strument st» nicht bester unterstützte. SS würben Stücke vorgetragen van Orsteu, Beethoven, Trainer, Mozart, Bargmüller, B » ß »c. viele der Vorträge wiez. B. Sonotenvon Mozart rmd Beethoven dergleichen wohlklingende Salonstücke offenbarten, daß die Schüler tüchtig geübt hatten, daß auch von Lehrer» Seite ein gut Stück Arbeit an sie gewandt worden war. Daß eine Schülerin ein Blnmenstriußchen bekam, war wohl mehr ein Scherz. ES erinnerte a» die Zackerdüten in den Schulen und wir möchten nicht dazu rothen, de» bescheidenen, harmlosen Sinn der Kinder oder über haupt jungen Eleven in solcher Weise zn verderben. Schon o t habe» wir ou«gesprochen, daß man auch da» Beifalls,«klatsch« lasten soll, wo« in den Toncertsaal, aber nicht in eine Schulprüsung gehört, ater da« Publicum ist nicht davon abzubringen, und so wird eben fortgeklatscht*). Die Musikaustührung verdiente gewiß olleAnerken and vor allen Dingen eine bessere Andacht ve« Publicum». Mag die Vorführung der Leistungen für alle, besonder» auch für die Ansanglschüler al» ein Sporn zum Weiterstreben sich erweisen! *) Da« Beifallklatschen bei Schüleraufführungen ist in der Lbat «ine Unsitte, welch« allenthalben, nicht allein in Kindermusik, fchnlen streng verbannt werden sollte. Die Red. . * Der vküthner'sche Gesangverein (»nter Dirrction de« Herrn Gustav Schmidt, welch' Letzterer dem genannten Vereine schon länge: al« 10 Jahre a!S bewährter Dirigent vorsteht), vre- anstLltet nächsten Sonnabend den 3. November n. o. im Saale der „Thalia" einen Neßler-Lieder-Abend, wo nur Eomvositioneo von dem Componistea B. E- Neßler zu», Bortrag kommen. Im klebrigen verweisen wir auf den Jns«ratenlh:il de» Blattes. L Mittweida, 26. Oktober. Zur Borieier de» LuthersesteS findet am ResormotionSseste Nachmittags '/,3 Uhr unter der Direktion de« Herrn Kircheiimusikdirecior Scnrich, unter Mitwirkung der hiesigen vereinigten Chorkräste und der LtavicapeUe cme geistliche Musikaussübruiig statt. Bon den Solopartien haben Frau M. Geist au« Sroßschönau und Herr Levrer Stein au- Frciberg den 1. Sopran und Tenor übernommen, während dir übrigen Partien, 2. Sopran und Baß, hiesigen Kräften, Frl. E. HeinsiuS und Herrn R. Krebs, übertragen sind. DaS Programm umfaßt dcn 61. Psalm sür Solo, Thor und Orchester von W. Bargiel und den „Lobgesang", Simonie-Cantate sür Solo, Chor und Orchester von MendelSsohn-Bartyoldq. * Der Erfurter „Allgemeine Anzeiger" bringt in Nr. 248 folgende Kritik über da» neue Oratorium „Luther in Erfurt": Erfurt, 25. Oktober. „Gesten, Abend veranstaltete der Barfüßer Kirchengefang-Lerein die Borführung deS Oratorium« „Luther in Erfurt", gedrchtet von Pastor W nkler. compouirt vom Lehrer und Organist Bernhard Schick. Al- Solisten sungirteu Frau Gcheide- mann, Fräul. Lehmann, Pastor AnSscld und Hofoperniänger Max Bürger. Wo« zunächst den Text anbetrifft, so muß zugestandeu werden, daß dem a» und für sich spröden Stoffe Leben und Beweglichkeit ein» >ehauchl ist. was hier keine leichte Ausgabe war. Mit geschicktem Griffe ührt der Dichter uns in die Zeit der erwachenden Morgenröthe, einer Erhebung der Geister aus einer todtähnlichen Lethargie, e« ist die Zeit de« heraubrechenden GeisteS-FrühlingS. Die Ouvertüre gikbt dieser Stimmung Ausdruck, die, der ganzen Situation entsprechend, mehr weltlicher al« geistlicher Art ist. Sie bereitet ein mittelalterliche« BolkSsest, von Studenten und Bürgern gestiert, entlprecheud vor. Eingrleitet wird diese« Fest durch eiu Soprausoto: „O schöne Zeit, voll Glanz und Segen! der Hauch des Herrn weht durch das Landl" da- durch Frau Scheideman» in gewohnter künstlerischer Abruuduug »ur Geltung kam. Diesem folgte eia recht wirkungs volle- Leaorsolo, an welche» sich ein vorzüglich errkutirter Männer- Lhor schloß. Bon schöner Wirkung war dal folgende Quartett Sänger-Chor: „Wissenschaft blühet re." da» auch contrapunkiisch >ut durchgesührt ist. Die Freude wird gedämpft durch ein lltsolo: „Ginget nicht allzulaut daS Lob der Zeit re.", ba< die Unzufriedenheit mit den bestehenden kirchlichen Verhältnissen zum vollen Ausdruck bringt und gleichsam die Nothwenvigkeit einer : zerbesstruiig derselben andeutet. Jetzt tritt Luther, vou einer Reise in die Heimath zurückkehrend, aus, von seinen Zeitgenossen jubelnd begrüßt. Mit einem gewissen Ernste verweist Luther den Jubel in eine Schranken; denn in ihm ist der Entschluß gereist, ein Münch zu werden und im Kloster Frieden in seiner Seele zu finden. Ver geben» wird er von allen Seiten gewarnt, diesen Schritt zu thun, vergeben« preist man ihm Frauealieb« al« da- Süßeste auf Erden, er hält es für Gottes Willen, ein Mönch zu werden. Sick fügend dem estauSgesprochencn Vorsätze ertönt der Chor: „Laßt ihn, es ist Gotte- Wille!" Bis hierher trägt die Musik im Großen und Ganzen einen mehr weltlichen Tharakter, ganz entsprechend der gedachten Situation. Ander- verhält es sich im daraus folgenden zweiten Theile, in welchem Luther im Kloster geschildert wird. Mit voller Orgel wird der gelungene Chor: ckies irire, üie, illa d. i. Tag de- Zorn» und der Gerichte eingeleitet und ihm folgt die Klage deS Goltestnannes, der nach dem Frieden seiner Seele ringt: „O, meine Sünde! wer wird mich erlösen von dem Leibe diese« Tode-?" Ganz der Anschauung seiner Zeit gemäß treten drei Teufel aus, die ihm begreiflich machen wollen, x>b im Kloster er nicht finden wird, was er suchet und im 6. Psalm euszt er ttefbetrüvt über den Zustand seiner Seele. Eine Steigerung rlährt derselbe in dem Vorlrage des Choral-: „AuS tieser Noch chre, ich zu dir" rc., woraus der Chor mit zwei folgenden Strophen antwortet. Zwei Engel bringen dem geängftigten Gemülhe den Trost: .Gott hat nicht Lust am Tode de» Sünders" und bereiten in lieblicher Weise das Aiislreteu des OrdcnSgcnerals und Freundes Lulher'S, Staupitz, vor, der ihn daraus verweist, daß der Gerechte stine« GlaubenS leben wird. I» Luther kommt der Glaube zuin Durch bruche und seine Stimmung spiegelt sich wider in dem vom Lhor wirkungsvoll unterstützten: „O Heller Glanz, o goldneS Licht, da» jetzt durch Nacht und Dunkel bricht". Ein Orchestersatz soll den angebrochenen geistigen Frühling veisinnbildiichril. Dem daraus olgenden bübschen Duett zwischen Lniher und Slaupitz schließt sich ein Schltißchor an. Solisten und Chor wetteiferten darin, da» Ganze zu wirkungsvollster Darstellung zu bringen und das ist ihnen auch ge- lu.igcn. Der Lhor trat sicher »nd bewußt aui, ein nicht geringes Verdienst eine- wackeren Dirigenten Canlor Sicffarly: auch das Orchester that eine Schuldigkeit. WaS nun den Totatcnidruck aiibctrifft, so muß derselbe al- ein befriedigender bezeichnet werden, in welchem Urtheile wir uns wohl mit sSmmilichrn Zuhörern, und die Kirche war bi- zum lebten Platze beietzt, begegnen. Ueber einzelne Piecen ließe sich wohl streiten, doch wollen wir die» nnterlasjen. Eins hat unS öfter gestört, da» war die hohe Gcigcnlage bei den Soli-, die meist zwei Octaven über per natürlichen Stimmführung war. DaS beeiuträchtigt die Weichheit der Klangfärbung ganz enifchiedeu; doch dem läßt sich ja leicht abliclsen. Auch wollte eS unS Vorkommen, als wenn uns zu viele Nilyepiincte in den Motiven vorhanden wären: doch darin können wir uns irren! Im Großen und Ganze» beseelt Referenten daS Gefühl dankbarster Freud: bezüglich der wacker» Leistung und — daß ein Erfurter Pastor und ein Erfurter Schulmeister die Ur heber des OratoriuniS sind. Es ist das gewiß ein nicht zu unter- schätzende- Zusammentreffen, einer Lutherstadt ganz entschieden würdig. Bei der hier herrschenden Sucht, nur immer ocm Fremde» den Vorzug cinzuräumen, ist die Veranstaltung de» ConeerteS durch den Barfüßer Kirchenvercm eine localpatriolisch- That, die nickt hoch genug aiizuschlagen ist! Dichter und Coniponist habe» sich aufs Nene als ihrer Vaterstadt würdige Männer bewährt — »iöchten sie Beide so viel Freude an ihrem Werke erlebe», als sie Reserenten und sicher vielen Zuhörern durch Vorführung desselben bereitet haben. * Die Stroiiß'sche Operette „Eine Nacht in Venedig" geht in Berlin im Neue» Fricdrich-Wilhclmsiärtischen Theater bereilS zum 25. Male in Scene, ohne an ihrer Zugkraft etwas eingebüßt zu haben. Die Partie de- Caramello vertritt jetzt Herr Swoboda. * Die Niederwald-Feier hat bei vielen Kunst, und Musik freunden de» Gedanken wachgerufen, durch eine Sammlung vaterländischer Compositionen gewissermaßen ein zweite-, und zwar ideale- Niederwald-Denkmal zu schaffen. ES sind nämlich die im Jahre 1870/71 entstandenen patriotischen Dichtungen durch Herrn Ernst Scyffardt i» Boppard zu einem Festjpiel zusammen gestellt worden unter dem Titel,,Deutschlands Wackt 1870—71", und diese Dichtungen sollen in Musik gesetzt werde». Soeben ergeht nun ein Ausruf an die deutschen Tonkünstler, die Com- vosiliou der Dichtungen anzugreisen und nicht nur Lieder, sondern auch größere Ensemblestücke zu liefern, damit man bei allen nationalen Festlichkeiten auch über eine entsprechende Musik verfügen könne. Die Herren Hofcapellmeister Robert Radecke in Berti», Hoscapellmeister vr. Franz Wüllner in Dresden und der köngl. Musikdirector August GrüterS haben nach einer Mittheilung der „Börsenzeitung" unter den eingogangeneu Manuskripte» (Termin 3l. Mürz 1884) eine Auswahl »u tressea und daun soll die Sammlung zum Besten des Niederwald-Denkmal-, bez. der allgemeinen Deutsche» Jiivalidensttsiung veröffentlicht werden. Die Aachen-Münchener Feuer-Versickerung--Gesellschaft hat bereit» 3000 -/l gespendet, damit die Samlung beim Druck hübsch auSge- stattet werde» könne. Hoffentlich findet der angeregte Gedanke die allgemeinste Thcilnahmc unserer besten Musiker; denn nur da» Beste ist gut genug, da» nationale Bewußtsein im deutschen Volke zu stärken und doch zu halten. Und darin kann die Musik — mit ihrer unbezwingbaren Macht über da« Menschenherz — wahrlich eiu wesentliche« Verdienst sich errringe». * ES geht durch die Presse die Nachricht, daß eine Messe van MSHnl, „la blosse cku 8aeio", welche im Jabrc 1804 entstanden, seitdem aber in Frankreich vollkommen in Vergessenheit gerathen ist, am kommenden Läcilientage in der Paris-r Kirche Saint Eustacke zur Aufführung gelangen wird. Interessant ist bei dieser Reprise hauptsächlich, daß die Noten zu diesem kirchlichen Opus des Lompo- nisten von „Joseph" in ganz Frankreich nicht mehr auszutrciben waren, während die Messe im Besitze mehrerer deutscher und öster reichischer Kirchen sich befindet. Ein französischer inuitre cke cbaveüe, d«r Sbb» Regent, hat sich denn auch gezwungen gesehen, in Preß- burg eine Lopie der Messe onzuscrtigen, welche daraus in Pari» in dem Verlag von Gigout auf« Neue erschienen ist. * Herr vouDasielewSki hat seine Stellung als städtischer Musikdirector in Bonn gekündigt und wird sie nach Beendigung der Wiiiterconcerte der Wmteriaison verlosten. Die baden Verdienste, welche sich WasielcwSki schon bei seiner srüheren Thätigkeit in Bonn (1852—1854) und noch mehr seil seiner Berufung dorthin seit 1869 erworben hat, sind so allgemein anerkannt und gewürdigt, daß sein Weggang schwer empsunden wird. Der Grund lür diesen Entschluß Wasielcw-ki'S ist seine Absicht, sich sürderdin noch mcbr seinen musik. literarischen Arbeiten widmen zu können. Wir haben in diesem Fache von ihm außer den bekennte» hochgk-chntztcn Werken „Die Bioarephie Robert Schumann'«" und „Die Violine und ihre Meiner" noch a» anderen wcrthvollea, auf wistenlchastlich-musikalischcr Forschung beruhenden Arbeiten „Die Violine im 17. Jahiniiildcrr", „Die Aniängc der Jnstrunientaleoinvosmon" und die „Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrhundert". L. Wh. Turgenjew und die Musik. Der vor Kurzem in Paris verstorbene und durch ein nationale- Leichenbegänginß in Petersburg großartig gefeierte Dichter und Schriftsteller Turgenjew war seit Jahrzehnten aus- Innigste mit Frau Viardot-Garcio befreundet, wohnte sogar i» ihrem Hause, dort ereilte ikn auch der Tod. Frau Viardot wurde seine Erbin, soweit er über seinen Nachlaß freie Verfügung batte. Seine großen Besitzungen in Ruß- land lallen nach dem russischen Gesetz lediglick an seine Verwandte». Schülerinnen der Frau Viardot, die den Russen in deren Talon keiinen lernten, schildern ibn un« als einen der liebenswürdigsten, geist» und gemüthvollsten Menschen von den vornehmste» Manieren, einen schönen Grei«. — Die Musik hat bei Turgenjew'» Tode ihren Tribut dargebracht. ES liegt uns ein russische- Llavierstück, „Eine Throne sür Turgenjew" betitelt, vor, geschmückt mit der Bcr- biickencn Bildniß. Der Tonsetzer der elegückc» Lomvesition, deren Werth in ihrem opportunen Erscheinen gipfelt, ist ein Verwandter de- verstorbenen treffliche» Hosmusikalienhändler M. Bernord in Petersburg und heißt Alexander Vernarb. DaS hier erwähnte neueste Werk desselben (Verlag von M. Bcriiard, Stich und Druck derselben Firma) ist dessen opus 47. Der Titel und die meisten Bortrag«bezeichnungen sind russisch, eia Umstand, welcher der Verbreitung de« hübschen Gelegenheit-Werkes allerdings nicht be. sonders günstig ist. Berichtigung. I» dem Abdruck von vr. Luther'- Lobgedicht aus die Musik haben sich einige Druckfehler eingeschlichen. Zeile 4 v. u. ist statt „Dero" vielmehr zu lesen: Dem; Zeile 12 ». o. statt „solch"': solcke; Zeile 16 v. o. statt „Mord": Mörd. Leipziger Techniker-Verein. LH Leipzig, 26. October. Gleich allen vorangegangeaen VereinS- abende» bot auch der letzte reichen Stoff zur Belehrung und Er weiterung der technischen Sachkenntnisse, da d eSmal zwei Borträge aus die Tage-ordmrug gesetzt waren. Herr Strauch, ein Mitglied de- Verein«, Inhaber der Firma O. Bothner L Co., sprach zunächst über eine von ihm selbst construirte, patentirle „Farbemalzrost- Maschine". Um eia ganz gleichmäßig geröstete« Farbrnialz zu er- zielen, ist e« nämlich vor Allem nöthig, daß die die Röstirommel umspülenden Heizgase auf die Flächen derselben mit überall gleicher Intensität wirke», und den Körnern ein Anlegen au die Seiten- wande der Trommel nicht gestatten. Da- erste wird bei der neuen Maschine durch Anbringung zweier Abzugsrohre erreicht, die neben einander, jedoch in bestimmten Abständen angebracht sind, und mit RegukiruugSklappe» versehe» werden. Wird z. B. der Hintere Theil de- Trommelinhaltes dunkler als der vordere erscheine», so schließt man den Zug der Heizgase an dieser Stelle und zwingt so dieselben, um die Trommel herumzugehen, um durch das vordere Rohr zu entweiche», oder auch umgekehrt. Ein Anlegen de» RöstguteS au die Innenwände der Trommel wird zweiten? durch Anbringe» einer starke» Spiralfeder verhindert, die an einem Gehäuse a» der Hinter wand de- Ofen- angebracht ist. Die Lagerung der Maschine liegt außerhalb dcS Ofen- und geht die mit Stahlipitzen versehene Welle über dieselbe hinaus und endet in da» Gehäuse der Feder. Am vorderen Theil der Maschine, mit der Lagerung fest verbunden, befindet sich ein Ring mit zioei Stahlnaseu. Wird nun die Trommel in den Ofen eingcjchobcn, so drückt die Feder sie an die schielen Flächen de» Ringe» und durch Drehung an der Kurbel wird eine stoßende Wirkung hervorgebracht, die durch eine Re- gulirungSschrauvc an dem Federgeyäuie stark und schwach hergestellt werden kann. Die Trommel macht also nicht nur eine rotirende, sondern auch schüttelnde B.wegnng. Zum Schluß brachte der Redner »och ein ebenfalls patentirleS sinnreiche» Rlidervorgclege zur Aor- sühruug. mit Hilfe dessen eS möglich ist, große Röllmaschnic» von 12» Kilo Inhalt lcickt mit der Hand zu treibe». Die Einfachheit der Maschine ermöglicht den Erbauern, dieselbe so billig zu sabriziren, daß sür die weite Verbreitung derselben gesorgt ist. Den zweiten Vortrag dielt Herr Bück mann über die Fabrikation der schwedischen Streickhölzer, der indessen wegen vorgerückter Zeit bedeutend gekürzt werd » mußte. Der Vortragende schilderte in kurze» Züge» die Enistchung de» Streichholzes bi« zur Vollendung und erläuterte die bei der Fabrikation verwandten verschiedenen Maschinen. Man konnte sick auS dem klaren, instruktiven Vortrag ein gutes Bild der betreffenden ausgedehnten Industriezweiges machen. Beiden Herren wurde sür ihre interessanten Borträge der wärmste Dank gespendet, woraus ein geselliges Brisanimcnscin de» Abend beschloß. königliches Landgericht. n. Strafkammer. * Leipzig. 27. October. I. Ter bereits wiederholt rückfällige Handarbeiter Karl August Anton aus Möckern war beschuldigt, sich in den rechtswidrigen Besitz einer fremden Leiter gesetzt zu haben, während dem Obsthändler Friedrich Wilhelm Stein auS Stahmeln eine Begünstigung der Handlungsweise Amon's zur Lost gelegt wurd.. Da bei der Aburtheiiung de- Falle- bei Anion mit dcrndc Umstünde auSgeichlossei, worden, io erhielt derselbe 1 Jahr Zuchthaus und 5 Jadre Verlust der Ehrenrechte, Stein dagegen 20 .ck Geld- event. 5 T-;ge Gciängniß'iraie zuerkannl. U.DcS Betrugs, des einfachen Bank-ruttS, der Beihilfe zum Betrug, der Untreue und der Uincrjchlagung angcklagtserickienen derMnller Fr ed rich Gustav Grub! aus Wurzen und der Mehlhändlcr Ludwig Herrn Heuschkel aus Tballwitz aus der Anklagebank. Nicht weniger alü 14 Zeugen waren vorgelade». Die Verhandlung dauerte bis gegen Abend, nachdem selbst Staat-auwalischafi und Vcrtheidigung gemein schaftlich aus die Abhörung einer Anzahl Zeugen verzichte! hatten Gruhl hatte in der Zeit vom November 1881 bis in de» April 1862 von verschiedene» Lieferanten größere Posten Getreide, Mehl re. nn Betrage von über 8000 .8! gekauft. Die Verkäufe Hane ih.» Hcuickkel zugewiesen. Anfang» haiteer theil«in Baar, theilS in Wechseln gezahlt. Im Juni 1882 stellte ec aber seine Zahlungen ein, und die Gläubiger sind in größere oder geringere Verluste gerathen. Die Anklage bezickiigte ih» nun deS Betrugs in der Ricktuug, daß er in Gemeinschaft mit Heuschkel jene Lieferanten durch falsche Vorspiegelungen zur Lieferung dcr Waare bewogen, ohne die Absicht oder doch die Möglichkeit gehabt zu habe», Zahlung zn leisten. Die» bestritt Gruhl entschieden, unter der Versicherung, daß ihm die Leute die Waare» selber ausgedruiigen hätten und daß, wenn er schließlich nicht mehr habe zahlen können, dies die Folge nachweisbarer Geschäft-Verluste gewesen sei. Gegen Gruhl war weiter die Anklage erhoben, daß er sich des einfachen BankeruttS schuldig gemacht habe, iiidem er e« unterlassen, Bücher zu führen, obwohl die« der Umfang seine« Geschäftsbetrieb« erfordert hätte. Auch hier bestritt Gruhl, schuldig zu sein, da er nicht mehr Gcschäste gemacht habe al« zum Betriebe seine« Gewerbes als Dindmüller ersordcrlich gewesen. Heuschkel dagegen war beschuldigt, sich außerdem einen Betrug zum Nochtheile eine« Bäckers hier und die Vergehen der Unter schlagung, bez. der Untreue einige» Committenten gegenüber, sür die er Mehlverläusr vermittelt hatte, verübt zu haben. Auch er bestritt die Anklage. Die Beweisaufnahme gestaltete sich nun im Wesentlichen dergestalt zu Gunsten Grnhl'S, daß die StaatSanwaltschast selber besten Freisprechung von der Anklage des Betrug-, vielmehr lediglich dessen Bestrasung wegen einfachen BankeruttS, dagegen und ab- gesehen von einigen Fällen, in denen sie die Anklage ebenfalls nicht ausrecht erhielt, die Bestrasung Heuschkel'- wegen Betrugs »nd Untreue beantragte. Hierbei betonte dcr Vertreter der kgl. StaaiSanwaliichait, daß, wenn auch zu einer str»srcchtlichen Uebersührung gegen Gruhl nicht zu gelangen sei. der moralisch« Werth der zur Sprache ge kommenen Geichäste aus alle Fälle sehr zweifelhaft sei. Der Ver- theidiger Gruhl'« acceptirt- die glänzende Rechtfertigung, die seinem D-sendenden dadurch zu Theil werde, daß die StaalSanwaltsckast selber die Freisprechung beanlragr, dielt e- aber dock um so mehr für seine Pflicht zu betonen und in Kürze nachzuwcisen, daß sein Defendent» auch moralisch nicht wohl angreifbar erscheine, weil er eine Untersuchungshast von 4 Wochen zu verbüßen gehabt habe, die durch die Freisprechung nicht gesühnt werde. Hierbei wie» er iiiö- besondere daraus hin, daß eS eine bedenkliche Wahrnehmung sei, die nicht im Intereste der Strairechtspslege liege, daß die Leute, wenn sie nicht zu ihren Forderungen gelangen, oft leicht geneigt sind, hierzu die Hilfe de« StaatSanwallS in Anspruch zn nehmen, wahrend doch heutzutage da« Nicktzahlenkönnen durckau« nock nickt aus be trügerische Absicht schließen läßt. Da« Urthcil laiitete dahin, daß Gruhl von der erhobenen Anklage freijusprechen, Heuschkel dagegen zu l Jahr 6 Monaten Gelängniß »nd 3Jahren Verlust der Ebreureckte zu verurtheilen sei. Der Gericht«hos bestand au- den Herren Landgericht» - Direktor Rein (Präsid.), LandgerichtSratb Bieter, Pros. vr. Binding, Division«. Auditeur Vr. Pechwell und Assessor von Soinmerlatt: die Anklage führte Herr StaatSanwallsckaltS Astcstor vr. Nagel, die Berlheidigung zu II. Herr Recht,'aiiwalt Broda. Nachtrag * L.eipzig, 27. October. Nacd der am 15. August d. I. vorgenominencii Crmillelung beträgt die Grsammtraht der Schüler und Schülerinnen in den hiesigen Volksschulen 19,426, welche sich aus 485 Elasten vertheiten, so daß durch schnittlich 40^ Schüler auf jede Elaste entfallen. Diese Schülermaste wird von 22 Direktoren, 324 ständigen Lehrern, l04 provisorischen Lehrern, 32 Fachlehrern, l Fachlehrerin und 32 Lehrerinnen sür weibliche Arbeiten, also inSgesammt 515 Lehrkräfte, unterrichtet. Der Äesammtaufwand für die Volksschulen betrug im Jahre 1882 die Summe von l,228,203^, zu welcher Summe au» der Stadtcaffe 932,050^! zugeschostrn werden »nißlen. Dabei ist die Verzinsung der Schulgebäude noch nicht mitgercchnet. Wie die Ausgaben iür da» Volksschulwesen in den letzten 20 Jahren gewachsen sind, erhellt daraus, daß in» Jahre 1862 der Gesammtaus- ivand für die Volksschulen in Leipzig nur aus 272,234 -ckl sich belief, also gegenwärtig fast fünf Mal so groß ge worden ist. * Leipzig, 27. October. Wie un» mitgetheilt wird, sind die in Folge einer an da» Stadtverordneten-Collegium gerichteten Petition de» hiesigen Droschkenverein» wegen Herabsetzung de» von auswärtigen Droschkenconcessio- nären zu entrichtenden Standgeldes von den Stadtverord neten m der Sitzung am 24. d. Mt», gefaßten Beschlüste, dem Rathe die Berücksichtigung dieser Petition zu empfehlen und da» Standgeld vcn monatlich 3 -Sk aus die Hillstc hcrab- zusetzen, in der heutigen Plenarsitzung de» Rathe» genehmigt worden und wird demnach von Äukrastlrete» de» neuen Droschkenregnlativs, am t. Januar 1884, monatlich nur noch l 50 ^ Standgeld sür jede außerhalb de» Stadtbezirks haltende Droschke zu entrichten sein. * Leipzig, 27. October. Die Vorarbeiten für den monumentalen Brunnen aus dem hiesigen AugiistuS- »latze sind derartig rasch gefördert worden, daß bereit» dcr größte Theil de» Erdreich», welche» bi» zu einer Tiefe von über zwei Metern auSgehobcn werden muß, beivlilligt ist; allerdings ist diese- günstige Resultat daraus zurückzusühren, daß man bei den Bodenbewegungen aus keinerlei Terrain- 'chwicrigkeiten gestoßen ist. * Leipzig, 27. October. Borbcl,ältlich der Zustimmung der Stadtverordneten hat der Rath beschlossen, da» Absall- waster des auszustellenden monumentalen Brunnen» aus dem AugustuSplatze mittelst eiserner Röhren nach dem Löwcnkops an der Terrasse de» Neuen StadlthcaterS zu leiten und al» Zuleitung nach dem Scbwauenteiche zu benutzen, wodurch eine wesentliche Ersparnis an Master au» der Wasserleitung gemacht wird. — Von dcn Mitgliedern dcr „PhoiteS Company" hat sich MrS. „FrancoiS" der Carricaturcnzcickner einen besonderen Namen geschaffen. Derselbe tritt heute im Verein mit den PhoiteS" im Nachmittagsconcert de» Krystall- palaste» aus und wird auch in der Abendvorstellung Mit wirken. DaS Ensemble de» Carolathcater« gastirt heute im Krystallpalasttheater mit dcn humorvollen Einactern „Dcr Zigeuner" und „Auö Liebe zur Kunst" und die PhoiteS mit den Cfsectpiecen „Tiabolin" und Satansstreiche", während im großen Parterresaale die B ückner'sche Capelle concertirt. — DieÄewinnziehnng derAuSstellung deutscher Drechlcr und Bildschnitzer im Krystallpalast wird Ende der beginnenden Woche staltfinden. Die stattlichen Gewinne, aus die wir nochmal» aufmerksam machen, stehen bi» dahin noch in der linken Parlerrecotonnade zur Arksicht au». Die Loose sind bi» aus einen geringen Rest verkauft. I Leipzig. 27. October. In seiner Werkstatt in der Kalharinenslraße entleibte sich beute Vormittag ein hiesiger Bürger und Posamentier durch Erhängen. Er war 52 Jahre alt und hinterläßt eine Frau mit 5 Kindern. Schlechter Geschäftsgang und damit verbundene NahrungSsorgrn sollen den Unglücklichen zu dem traurigen Entschlüsse geführt baden. — Am Iohannesplatz sielen gestern Abend zwei 10 jährige Knaben im Ringen mit einander zu Bodey. Der eine Knabe konnte nicht wieder ausstehen und sollte da» Bein ge brochen haben, weshalb er mittelst Droschke nach der elter lichen Wohnung gebracht wurde. Dort stellte sich später heran», daß der Knabe mit einer starken Fußverrenkung da vongekommen war. — Gestern Nachmittag wurde in der Plagwitzer Straße ein Kellner au» Erlangen wegen Führung gefälschter Legitnnationen und Zeugniß polizeilich angehaltrn und nachmals aus dem Naschinarkl in Hast genommen. — Am Grimmaiscken Steinwege siel beule Morgen ein fremder Handarbeiter in Folge eine- plötzlichen Krampf anfalle» auf da» Steinpflaster nieder und verletzte sich derart schwer am Kopse, daß sich seine Unterbringung im Krankcnbause nothwendig machte. * Leipzig, 27. October. Von der vierten Strafkammer de» hiesigen Königl. Landgericht» wurden in den heutigen Hauptverbandlungen verurtheilt: 1) der Buchbinder Max Heinrich Schwarzkopf hier wegen Diebstahls zu 8 Mo naten Gcsänaniß und 3 Jahren ChrcnrechtS-Lerlust, 2) Ver Buchbinder Johanne» Skulta aus MiSlowitz wegen de- in tz. 176, 3, des R.-Str.-Gcs.-B. bezeichneten Verbrechens zu 8 Monaten Gcsängniß; dahingegen wurde dcr Barbier Friedrich Wilhelm Louis Scheit hier von der Anklage der Entwenvung sreigesvroche». -a Lin dcn au. 27. October. Nachdem die Wintersaison eröffnet, sind auch in dem hiesigen Etablissement zn den „Drei Linden", einem seit Jahren auch von Leipziger Familien mit Vorliebe besuchten Ausflug»- und Erholungsort, die gesammten Saal- und andern Räume von dem Besitzer, Herrn Brandt, in Bereitschaft gesetzt worden, um ein zahlreiche» Publicum aufnmehmen. Die regelmäßigen Sonn tag»- sowie die Wochen-Abonnement-Concerte führt nach wie vor die Capelle de» 106. Infanterie-Regiments unter Leitung des Herrn Musikdirector Herrmann au», und da da» Etablissement sich auch zur Abhaltung von Vereins-, Gesellschaft»- und Familien-Fesilichkeiten vorzüglich eignet, so möge daraus noch besonder» Hingeiviesen sein. — Zum RescrmationSseste, Mittwoch, dcn 31. October. veranstaltet ver Gohliser Turnverein zum „Besten seine» Turnhallen-BausonLS" im „Neuen Gasthos" zu Gohli» eine Abendunlerhallung. * Markranstädt, 26. October. In dcr verflossenen Nacht haben Dieb« au» einem Stalle de» Häusler» V. in Priestävlich eine dreijährige Melkziege fort- und auf da» freie Feld geführt, dort da» Thier geschlachtet und wie au» den Spuren ersichtlich, mittelst Handwagen» in der Richtung nach Leipzig zu geiabren. Leider fehlt noch jeder Anhalt sür die Personen drr Spitzbuben. —r. Riesa. Am 24. d. M. ist Herr General v. Standt» fest, ) welcher sich vielsacke Verdienste um unser städtische» Gemeinwesen erworben hat, zum Ehrenbürger unserer Stadt ernannt worden. — Am Donnerstag, den 25. diese» Monat», Nachmittag kurz nach 6 Ubr wurde zwischen den Stationen Niederueu- kirch und Oltenkors durch einen vcn Bautzen nach Schandau verkehrenden Zug der Bahnarbeiter Brückner überfahren und sofort getövtet. v. Pirna, 26. October. Da» nunmehr vorliegende Programm sür unsere Lutherseier läßt erkennen, daß neben den schon früher an dieser Stelle erwähnten Arran gement» auch noch die wichtigsten Momente au» de» Resor- mator» Leben in lebenden Bildern vorgesührt werden sollen. Sehr bübsch dürsle sich ferner auch der geplante Umzug der Cborscbüler in altdeutscher Tracht gestalten, wobei die Intendanz der DreSvner Hosbübnc mit tankenSwerther Bereit willigkeit die nöthigen Costüm« zur Disposition stellt. Bei rer Pflanzung dcr Lnthercicbe aus dem Tischerplatz wird
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