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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840501
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-05
- Tag 1884-05-01
-
Monat
1884-05
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1884
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X- / ^ Erscheint täglich . früh S'/,Uhr. Lr-artiou und Lrpeditl«» Johanne-gaffe N. Sprechstunden der Krdaction: Lorniittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—L Uhr. dl» NüS»-d« k,«>,kjalldltr Manuscrixt« »»cht Ach dir Nrd«tioi> nicht vcrdmdkch. An,atz«e tzer für die nLchstsslge«»« Lummer bestimmten I «serate m» Wochentage« dis 3 Uhr Nachmittag«, a« Laau- und Festtagen früh di« ' ,v vtzr. 3» de« /ilialeu für Ins.-Annahme: Ott« Klemm, UniversilätSstraße 21, Laut« Lösche, Ääthariueustraße 18, p. nur di» '/,8 Uhr. MWMr.TasME Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nndGeMftsmkeh^ Meß-Auflage LSSVW. ^bonnementspreis viertelt- 4'/, Mlt. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gesalzt» ahne Postbesörderung W Mk. Mit Poslbejürderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Hetitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut unserem PreiS- verzcichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Kellamen unter dem lledartiansstrich die Spalrzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die Srpeditian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumernnäo oder durch Post. Nachnahme. 1LL. Donnerstag den 1. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. MrikenMlung. Aus Grund einer Generalverordnung IV. 3S0 der könig lichen Krcishauptmannschaft Leipzig vom 27. December 1882 ist auch am 1. Mai dieses Jahres eine Fabrikenzählunavor- zunehinen und »ach einer Verordnung deS königlichen Mini steriums deS Innern vom 6. December 1883 aus diejenigen Gerverbeuntcrnchmer zu erstrecken, welche 1) in ihren Gewerbcanlagen mindesten- 10 Arbeiter be- schasligen oder 2) Dampfkessel verwenden oder 3» mit Wind-, Wasser-, Gasmaschinen oder Heißlust- maschinenbetricb arbeiten oder 4) nach Z. 16 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Wir haben allen uns bekannten Gcwerbtreibenden dieser Art Fragebogen zufertigen lassen mit der Veranlassung, die- ^lben spätestens bis zum 5. Mai dieses JahreS an unser statistisches Amt zurückgelangen zu lassen. Diejenigen hiesigen Gewerbtreibenden der bezeichnet«» Art, welche noch nicht in den Besitz von Fragebogen gelangten, Wollen dieselben bis zum 1. Mai in unserem statistischen Amt (Stadthaus, Obstmarkt 3) abholen lassen. Leipzig» am 26. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. >asse. Bekanntmachung. Der diesjährige internationale Productennearkt wird Montag, den K. August d. I. in den Raumen des Krystallpalastes hierselvst abgehalten werden. Leipzig, den 25. April 1884. Der Rath de« Stadt Leipzig. Vv. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmenver Reparaturen wird die BranddrSeke am Eingang der Mahlniannstratze von» 8. dis nrit 7. Mat diese« Jahres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 29. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Hennig Bekanntmachung. Nachdem bei dem Unterzeichneten Polizeiamt von ver schiedener Seite Beschwerde darüber geführt worden ist, daß in den letzten Tagen einzelne Personen in aufdringlicher Weise in Restaurationen, GeschästSläde» und sogar Fabriketablisse- nients für vie zur Zeit streikenden Maurer Unter stützungsbeitrage eingesammelt haben, wird hierdurch daraus hingewiesen, daß ein solches Sammeln ohne zuvor eingeholle polizeiliche Genehmigung nach H. 103 der sächsischen Armenordnung vom 22. Oclober 1840 verboten ist. Zuwiderhandelnde werden mit Geld« oder Haftstrafe bis zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 30. April 1884. DaS Polizeiaint der Stadt Leipzig. Bretschneider. Bekanntmachung. Hierdurch wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß mit dem heutigen Tage in dem Wächterhanfe im Johannisthal eine Polizeiwache errichtet worden ist und daß daselbst zu jeder Taget- und Nachtzeit Polizeimannscbasten anwesend sein werden. Eine Bezirksmeldestelle ist jedoch mit dieser Wache »icht verbunden. Leipzig, den 1. Mai 1884. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Bekanntmachung. Vom Unterzeichneten Armendireclorium ist der Preis für da- von der Armenbrodbäckerei zu liefernde Brod vom I. Mai dieses JahrcS ab aus 2tt Pfennige pro Kilo festgesetzt worden, was den Herren DistrictSvorstehern und Armcnpflegern hiermit bekannt gegeben wird. Leipzig, den 30. April 1884. DaS Armea-Directori««. Ludwig-Wolf. Auctionslocal des BSnigl. Amtsgerichts. Freitag, de« 2. Mai d. I. von 10 Uhr Vormittag- Her. 8 Uhr Nachmittag« an, gelangen eine große Anzahl Möbel, al«: KleiderschrSnke, Wasch, tische» Bettstellen mit Matrayrn, Tische, Stühle, SopbaS, Spiegel, ferner 4 Gcbett Belten. Teppiche, Kleidungsstücke, Wäsche, sowie eine größere Partie Haus- und Küchengeräthschaften zur Versteigerung. Leipzig, den 23. April 1884. Bielß, Gerichtsvollzieher. Auction. Konnahend, hen 8. Mai l. I.. von S Uhr vormittag« an, sollen im Grundstück Ncnmarkt Nr. 10 altzier. 1. Gtagk, eine Schausenstereinrichtting. zwei Ladentafeln, eine Glaswand mit Uhr, zwei große Waarenregale mit Spiegelscheiben, ein Waschtisch Mit WasserleitungSeinricbtung und ein Schirmständer, sodann von 10 Uhr vormittag» Hk» 8 Uhr Nachmittags an. t« Anctionslocale de« hiesigen Amtsgericht- verschiedene für Jriseurgeicköfte passende Möbel, GloeShondsckuhe, Schlipse, Parfümerien. Seifen und verschiedene andere Bestände eine« FrisenrgeschSste« versteigert »erden. Leipzig, den 29. April 1884. vielst, Gericht-Vollzieher. Nichtamtlicher Theil. Zur Sudanfrage. Berber ist von den cgyptischen Truppen verlassen und rin Theil derselben hat uiit den Anhängern des Mahdi gemein schaftliche Sacke gemacht, der Rest ist nach KoroSko unter wegs oder dort schon angelangt. Damit ist die Gefahr sür Egypten selbst um ein Bedeutende» näher gerückl. AlS General Gorbon Ende Januar seine abenteuerliche Reise nach Khartum anlrat. war der Weg dorthin nock frei, und waS auch über die Bewegungen der Rebellen berichtet sein mochte, erwies sich als grundloses Gerede. Der Mahdi hatte sein Standquartier in El Obeid und außerdem bestand nur noch ein zweiter Heerd deS Aufstandes in der Heeresmacht, welche OSman Digma unter seinem Oberbefehl vereinigte. Heule ist Khartum von den Aufständischen eingeschlossen und daS ganze Gebiet zwischen Khartum und Derber von den Truppen de- Mahdi überschwemmt. OSman Tignia steht mit seine» Schaaren bei Hanbuk, 7 Meilen von Suakim, jeder Zeil bereit, den Platz anzugreifen, und die Engländer haben ihre Kanonenboote kampssertig gemacht, um den Platz zu vcrthcidigcn. Die einzige Hoffnung, welche den Engländern bisher noch geblieben war, den König von Abessinien zum Kampfe gegen den Mahdi auszureizen, erweist sich jetzt als eine Selbsttäuschung, denn König Johannes wird sich über kurz oder lang genöthigt sehen, sich gegen die heranziehende Macht deS Mahdi zu verthcidigen. OSman Digma hat dem König melden lassen, daß er ihn bekriegen werde, wenn er nicht die in seinem Lande lebenden Christen zu Mohamedanern mache. Andererseits hat der General der englischen OccupationS- truxpen in Kairo sich außer Stande erklärt, dem Comman« danken von Berber Hilfe zu bringen, weil die Truppe» erst in 4 Monaten in Berber eintrefscn könnten. Unter solchen Umständen darf eS nicht in Verwunderung setzen, wenn der Mahdi die Garnison von Assuan aufsordert, in lO Tagen abzuzlehen, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetze» wolle, vernichtet zu werden. DaS ist in allgemeinen Umrissen da« Bild, welche- der Sudan gegenwärtig darbietet. Die Engländer können sich keiner Täuschung darüber hin» geben, daß mit jeder Stadt, welch« in den Besitz de« Mahdi übergebt, der Verlust Egypten« näher rückt. Als England den folgenschweren Entschluß faßte, den Sudan dem Mabdi preiszugeben, da scheint die englische Regierung alS sicher an genommen zu habe», daß sie nur die Grenze sür daS Vor rücken deS Mahdi zu bezeichnen brauche, um den Eroberer zu bestimmen, an dieser Grenze Halt zu mache». Daß diese Auffassung irrig war, kann den Engländern nicht verborgen geblieben sein, denn sie waren bereit- genöthigt, mit de» Waffen in der Hand diese Grenzlinie zu verthci- digen. Die englischen Waffen haben auch ihre Ucber- legciiheit über die Aufständischen bei El Teb und bei Tasinanieh wiederholt dargethan, aber trotz dieser Ueberlegen- heit haben sie eS vorgczöge», das Feld den Besiegten zu räumen und ruhmbckräiizl den Rückzug anzulretcn. Der be siegte Osman Digma spottet heute der Sieger und droht mit einem Angriff auf Suakim. Man ist deshalb zu der Annahme berechtigt, daß die letzte Expedition der Engländer am Rolhen Meere die Macht Englands nicht befestigt, sondern erschüttert hat. und die unter dem Oberbefehl OSnian Digma's vereinigte» Araber sind vollkommen befugt, auS dem Rück züge der Engländer zu folgern, daß sie auch Egypten räumen werten, wenn die Anhänger de- Mahdi in großer Zahl dort erscheinen. Das ist der Kern der gegenwärtigen Lage, daß mit dem Abzug der Engländer auS Suakn.i und der Räumung Berbers die Eroberung EgyptenS durch den Mahdi eingcleitet ist. Der Prophet geht vorsichtig und schrittweise zu Werke, er ist nicht einer jener Eroberer, welche durch einen glänzenden SiegeSzug die Welt in Staunen setzen wollen und Alle- vor sich her vernichten und verwüsten, wie einst die Tartaren und die Hunnen unter Timur und Attila, er geht viel mehr schrittweise vorwärts, gewinnt die Bewohner deS Landes, welche er seiner Sache dienstbar machen will, all- mälig und sorgt auf diese Weise dafür, daß er im Rücken keine Feinde zurückläßt. Er kämpft außerdem nicht für den Ruhm, sondern für eine Idee, er ver tritt die Sache deS JSlam und der eingesessenen Bevölke rung deS Landes gegen das Christenthum und die Fremden. Daher die Aufforderung an General Gordon, zum Islam llbcrzutrcten, daher die gleiche Zumuthung Oöman Digma's an die in Abyssinien wohnenden Christen. König Johanne« weiß auch ein Liedchen von den humanen Eigen schaften der Engländer zu singen und wenn er heute mit ihnen Freundschaft pflegt, so geschieht daS nicht an- beson derer Vorliebe sür die stolzen Söhne AlbionS. sondern auS Rücksicht aus den eignen Vortbeil. Seit Jahresfrist haben sich aber die Verhältnisse wesentlich anders gestaltet, und es wäre nicht unmöglich, daß König Johanne» heute die Freundschaft de« Mahdi und OSman Digma's höher schätzte,- als die der Engländer. Die Sieger de» Jahre» 1882 spielen heule in Nordasrika eine so klägliche Rolle neben dem Mahdi, daß einem afrikanischen Machthaber die Wahl zwischen Heiden nicht schwer fallen kann. Die Anwesenheit des Admiral« Hcwctt in Massauah ist di, einzige plausible Erklärung sür de» Rückzug der Engländer auS Suakim, aber diese Erklärung hat ihren Werth schon heute vollständig ver löre»; Gladstone wird sich deshalb daraus gefaßt zu machen haben, daß die Welt sich ans die demnäckstigeRäumungEgyptenS durch die Engländer als eine unvermeidliche Thatsache vor bereitet. Einst wurde General Wolseley zur Bekämpfung Arabi'S auSgesandt und bat diese Aufgabe auch Dank der Erbärmlichkeit der egyptiscken Truppen gelöst, zwei Jahre später nahmen die siegreichen Engländer keinen Anstand, die selben wirerstandSiinsähiakn Truppen, welche sie bei Tel el Kebir in ihrer ganzen Elendigkcil kennen gelernt hatten, zu Vcrtheidiger» des Sudans gegen de» Mabdi zu verwenden. Und alS diese Truppen ihre Kampsunsähigkeil auch unter englischer Führung zweimal umvidcrlcgffck dargethan hatten bei El Obeib und bei Tokar unter HickS Pascha und unter Baker Pascha, da wußte die englische.Heeresleitung nickl- BesiereS zu thun, al« auch nech den Bewei» Hinzu,»fügen, daß die Tapferkeit der Araber trotz gänzlich un'ureickenver Bewaffnung selbst den Kerntruppen der englischen Arme« gewachsen sei. in Seit dem Siege der bei^ TNen^ > Anhängern des Mahdi , der Engländer sie schon die niohamedanlschcn - „„sehen und die Indien alS ihre Berbündeen °"Zu'>^anselM Engländer mögen al-^a^anpa^-. d k ^ ^ Waagschale zu legen haben. Leipzig, 1. Mai 1884. * In einigen Blättern ist von der Anlage einer Werst kur die kaiserliche Marine in Strachund die Rede, welche hauplsäcblick sür den Bau "°n Torpedobooten bestimm sein soll. Wahrscheinlich handelt cs sich nur uni Vorrichtungen zum Aufschleppen und Decken von Torpedobooten resp. um die Serüei iq von bedeckten Uiit-rkunstSrälimcn, wenn eS in der Absicht er Marineverwaltung liegen ^ eineTorpcd boot-Staticn anzulege». Der vorgeschobene Punct eignet sich, wie die „Vossische Zeitung- au-,uhrt. allerdings vortrefflich als Ausfallhafen sür leichte Torpedoboote, welche von Stralsund auS jeden vom Osten in die westliche Ostler ein dringenden Feind sehr ernstlich in der Flanke bedrohen k^nen. Ilm die Errichtung größerer Marine-Anlagen handelt cs sich schwerlich, während eine leistungsfähige Reparatur-Lerkstattc für kleinere Fahrzeuge, etwa in der Mitle ter Ostseckuste. sehr erwünscht sein könnte. Zunächst aber dürfte im laufe der nächsten drei Jahre mit einer Erweiterung der Werften vo>. Kiel. Wilhelmshaven und Danzig vorgegange» werden. Ta« hat auch bereit« die Denkschrift über die weitere Entwickelung der Marine in Ausnchl gestellt. Die schnellere Indienststellung der Schiffe im Mobilmachungsfalle sc dert eine handlichere Bereitstellung der Materialien, d. h derjenigen Gegenstände, welche, im Gegensatz von dem rum Gebrauche vorhandenen Inventar, zum Verbrauche an Bord bestimmt sind und erst bei der Indienststellung aus die Schiffe geschafft werken können. Für sein Inventar besitzt bereits jedes Schiff eine eigene Kammer. Die Materialien dagegen wurden bisber nicht schifss-, sondern gattung-weise aus bewahrt. So weit cs angängig, soll auch die schiffsweise Bereitstellung durcbgesührt werden. Ferner lasten die im Laufe der letzten 10 Jakre gemachten Erfahrungen und die erhöhten Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der WerstetablissemcittS im Kriegsfalle eine Anzahl anderer Einrichtungen vermissen, die mit den im FlottengründungSplan veranschlagten Mitteln nicht ausführbar waren. Theils handelt es sich um Erweite rungsbauten, theilS um neue Einrichtungen. Hierunter, so heißt es in der oben erwähnten Denkschrift, nehmen diejenigen eine hervorragende Stelle ein. welche durch die neuerdings ausgekommene Verwendung deS StablS als Schiffsbaumaterial bedingt werden, die Vertiefung der Einsegelungsrinne aus der Danziger Rhede und deS WeicbselsahrwasscrS bis zur Werst, sowie die Vollendung der dortigen Slips nebst Aufscblcpp- vorrichtungen. In dem NachtragSelat sind nur die Mittel sür den Bau von 70 Torpedcboolen und von unterseeischen Torpedobatlerien bewilligt, sowie die Mittel sür die Anlage von elektrischer Beleuchtung aus den AuSrüslungSwcrsten Kiel und Wilhelmshaven. Die Forderung für die Erweiterung der Wersten wird wohl zunächst im Etat sür 1885/86 auf treten. Im laufenden ^ . der Bauten der Me Wilhelmshaven resp zur Verwendung. * Am 27. April war. wie die „Kölner Zeitung- berichtet, LaSnationalliberaleCentralcomitü sür dieRhein- provinz in Köln versammelt. ES galt zunächst Stellung zu nehmen zu den jüngst in Heidelberg und Neustadt a. d. H. erfolgten Kundgebungen der Partei in Süvdeutsckland und Vertreter sür den nationalliberalen Parteitag in Berlin zu wählen. In den Verhandlungen kam allgemeine Anerkennung und Freude über da- Vorgehen der Parteigenossen im Süden unseres Vaterlandes zum Ausdruck und nach vergleichender Durchherathiuig der Erklärung vom 29. Mai I88l und des HeidelbergerProgramms wurde folgende Resolution einmüthig beschlossen: Die Versammlung bekennt sich einstimmig zu der Erklärung vom 29. Mai 188l als dem anerkannten und unveränderten Programm der nationalliberalen Partei. Mit Genugthuung und Zustimmung begrüßt sie die Heidelberger Erklärung der liberalen und nationalen LandcSparleicn Süt- deulschla»dS als wesentlich übereinstimmend mit diesem Programm und beauftragt die Telegirten des Central- comilöS sür die nationallibcrale Partei des Rheinlandes in diesem Sinne auf den, Berliner Parteitage zu wirken. Die "^lte ,ü.,s Delegierte sür da« Ccntralcom.lü und beschloß weiter, die einzelnen Kreis- auszusordern. Delegirle nach Berlin zu g'''ommen war von dem Vorstande n t»n>» Fa"«,tag Berlin ein Parteitag '"i??'"' "och da der Vorschlag, auch Westfalen mit hinzu- zu,i-hen. allgemeinen Auklang fand, wurde al« Ort des Parteitage« Elberseld festgesetzt - In einer ebenfalls am 27. April m Frankfurt a. M. obqehaltenen Lande«. hessische» Fortschritt-Partei wnrde «den,alls einstimmig Beitritt zur Heidelberger Erklärung beschloifen Für die ReichStag-wabIrn sollen r Wablbezirkei, nationalliberale Canvidalen Werder.^- Am ,0. Mai s.ndet ,n Hannover die feierliche E'ithiilliiiig de« Provinzialkriegcrdenkmal« statt- * Mit Bezug auf die in der Reichrtaa«commik«i»n Dvnam . d."'°Ust-ngsetz »w«hn.!n°Be such"'' Diese Mittheilungen werden nicht eher vervollständigt werden könne», als bis die Unterfuchung wider Reinsdorfs, Bachmann und Genossen ihr Ende erreicht haben wird, was nun, wie wir hinzu- iusüqen vermöge», nicht mehr allzu laiige währen dürfte. Sowohl das eigentliche Willemfen'sche Atientat (in Elberfeld), welche- zu den ferneren Ermittelungen geführt hat, als auch diese dabei ausgcspürren übrigen Pläne der Uebclihäter sind nun ziemlich klar gestellt, so daß demnächst ein Mehr darüber bekannt weiden wird. Daß die Ver brecher u. A. auch an der Wiesenstraße hier daS Festzelt zu der Sedanseier haben in die Lust sprengen wollen, haben wir seiner rZcit berichtet. Soviel allerdings ist wahr und das kann schon heute gesagt werden, daß di? Pläne der Anarchisten hier und in Barme» in der Thal sehr weit auSschaucnder Natur gewesen sind. Die Ergreifung der Reiii-dorsf, Bachmanii uns Genossen hat man cherlei schlimmen Dingen ein wenigstens vorläufiges Ende bereiter. Auf welche Weise die Polizei bei der Gelegenheit auch hinter den Pta» betreffs deS Niederwalddenkmals gekommen ist und wie weil dieselben Verbrecher auch in dieses Vorhaben verwickelt sind, muß einstweilen ebenfalls noch daS Geheimnis; der Untersuchung bleiben. RcinSdorff und Sachmann, die beiden Hauptbelasteten, sind es jcden- jalls nicht, welche den Plan verrathe» haben. Uebrigens mag noch erwähnt werden, daß die in der Hauptsache ebenfalls mißglückic Explosion bei dem Niederwaldseste unten aus dem Festplatze nicht in, sondern an einem Zelie stattgcsunden hat. * Nachdem Herr Or. Barth einzuseheii beginnt, daß ihm der Boden in seinem jetzigen Wahlkreise in Gotha doch ein wenig zu heiß wird und seine Wiederwahl bei dem ge sunden Äffm der Thüringer bedenklich wird, sucht er sich ein andere« Königreich, an, Strande der Nordsee. Dort reisen, jetzt die beiden Gesinnungsgenossen Bartl, und Broemel, letztere/e immer noch ohne den Nimbus des „M. d. R.- herum, uch, ben Friesen da« Evangelium der deulsch-freisinnigen Par/tei zu bringen. Wie sie ausgenommen werden, das lehrt ein Bericht der „Emdener Zta.-, der ein wenig sehr von ^en Berliner Zeitungen fortschrittlicher Tendenz abweicht. Wir lassen denselben hier folgen: * Emden, 27. April. Die aus gestern Abend im Saale, des Simmering'schen Etablissements von dem Vorstand de- Derpkschen sreisiiinigen Vereins sür die Stadt Emden angesctzte üssezitliche Wählerver'ammlung war sehr zahlreich no» den W/ihlern sämmtlicher Parteien besucht. Herr Senaior B. Brons jun. er- öffnete um 6 Uhr die Verhandlungen mil einer Aniprosje, in welcher derselbe kurz die Bildung der neuen liberalen Leretzaigung beleuchtete und dieselbe als den alten friesischen Anschauungen ent sprechend darstellte. Daraus trai der Reichsiagsabgeordne«c Herr Vr. Barth auS Berlin uns und entwickelte in 1'/»stündiiy.-r Rede die parlamentar-geschichllichen Vorgänge, welche die Bildung tr» neuen Partei herbeigelührt hätten, und dieMaxi men, nach welchen die V/iiglleder derselben im Allgemeinen und bei den besonderen Angelegenheiten ihre politische Handlungsweise einrichten würden. Die maßvoll gehaltenen Ausführungen d«S Redner« wurden im Ganzen von der Versamm lung mit Beifall ausgenommen. Nach einer kurzen Pause nahm der ReichSwgSabgeordnete Herr Generalsecrelair Broemel da- Wort und versuchte aus dem Heidelberger Programm und der Rede Miquel'S nachzuweisen, daß die jetzigen Principien dieser Pariei vollständig nnt denen der früheren Nakionalliberalen im Widerspruch stände« und von derselben deshalb aus daS Prädicat „liberal" kein Anspruch mehr gemacht werden könne. Die heftigen Ausfälle d«S Redner« gegen die naiionalliberale Partei wurden schon von der Versamm lung mit sehr gemischten Gesülile» ausgenommen, besonder« als derselbe zum Schluß den offene» Kamps gegen sie predigen zu müssen glaubte. Sosort nach Eröffnung der Discussion erbat Herr Ober bürgermeister Fürbringer sich das Wort zur Erwiderung. Zunächst sprach derselbe seinen begründeten Zweifel aus, ob in der neuen Partei die seceisionistischen Anschauungen und Principien, wie Herr vr. Barth bestimmt behaupte, die Oberhand behallcn, ob nicht vielmehr die Ideen der Fortschritt-Partei sehr bald sür dieselbe maßgebend sein würden. Sodann wies er eine ganze Reihe von Bejmuldigungen, die gegen die Nalionalliberalen und besonders gegen Miguel und die ganze jetzige Bewegung in Süddeutsch, land von den beiden Vorrednern erhoben waren, aus daS Ent schiedenste zurück und kritisirte in treffender Weise da- negirende Verhallen der Fortschrittspartei bei der Schaffung der gesammtea Grundlagen des deutichen Reichs von der Verfassung, dm Justiz- gesctze» und dem Militairgesetze an bis auf die neuesten handels politischen und socialen Vorlagen der Regierung herab. Während der Redner noch im besten Flusse war, seine Kritik der Fortschritts partei und seine Berichtigungen gegenüber den Borträgen beider Redner unter dem Bestalle der Versammlung fortzusetzen, wurde derselbe von dem Vorsitzenden unterbrochen mit dem Bemerken, daß nach der Absicht de- BureauS. die er inilzutheilen leider vergessen habe, jedem Redner in der DiScussion nur 10 Minuten gestattet werde» könnten, die bereits abgelausen seien; er müsse daher ersuchen» zu schließen. Diese Unterbrechung, welche auf die Versammlung den peinlichsten Eindruck machte, da die stundenlangen Vorträge der sorlschrittlichen Redner nicht einmal eine uubeschranttc Beantwortung sollte» finden können, führte zu einer für die Unternehmer der Ver sammlung überraschenden Wendung, indem der Herr Oberbürger meister die Versammlung aufforderle, durch ei» Hoch auf Kaiser und Reich und den großen Reichskanzler Bismarck einen würdigen Abschluß der Versammlung herberzusührcn. Begeistert stimmten fast alle Anwesenden in dieser Hoch ein, und daraus verließen die Meiste» den Saal, so daß von den etwa 300 Tbeilnehmern nur etwa 40 bl» 50 incl. deS Vorstände- der deutsch-freisinnigen Partei zurückblieben. * * * Während der Sprachenkamps zwischen Deutschen und Czechcn sich in Böhmen mit viel Geräusch vollzieht und da durch die Aufmerksamkeit deS ganzen deutschen Bolle« auf sich lenkt, geht der Kampf zwischen Deutschen und Slawen in Mähren in aller Stille vor sich; fass könnte eS scheinen, als ob in diesem Kronlande ein ebenso tiefer Friede herrschte, wie in Kärnthen, wo heute nock Deutsche und Slowenen ü, Eintracht neben einander wobnen. Leider stehen die Verhält nisse sur die Deutschen in Mähren nicht viel besser al« die der Teutschböhmen. Zur deulscken Sprache bekennen sich nur drei Zehntel der mährischen Bevölkerung, und diese 600,000 Deutschen bilden kein compactes Ganze, sondern sind weit über da- Land zerstreut und zum Theil von dem großen zusammenhängenden deutschen Sprachgebiete losgelöst. Die Beeinträchtigung, welche vaS deutsche Element nickt erst seit der VersöhnungSaera, sondern schon seit einigen Jahrzehnten m Mähren erfährt, geschieht wenig auffällig, aber dafür um so nachhaltiger. Sic vollzieht sich vorzugsweise aus dem Gebiete der Schule und aus dem der communalen Selbstverwaltung. Nicht wenige Volksschulen sind seit 1850 czecbisirt worden, namentlich m solchen Orten, wo die Czechcn durch eine ruhige Agitation oder, wie in den letzten Jahren, durch Begünstigung von oben her die Verwaltung an sich rissen. Während im Jahre 1882 nicht weniger als 53 neue czeckische Schulen eröffnet wurden, vermehrte sich die Zahl der deutschen Schulen um eine einzige! Auch einige deulscke Mittelschulen wurden den Czechcn ausgeliesert und verschiedene Städte gezwungen, für geringe czechiichc Minoritäten besondere ^echischc Schulen zu errichten. Em neuer Schlag droht dem Teutschthum Mährens durch die vom Unterrichtsministerium ui Erwägung gezogene Auslösung der technischen Hochschule m Brün». Jetzt richten die Czechen in Mähren ihre A»-
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