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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930421010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893042101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893042101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-21
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
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BezugS-Preis k» der Houptexpeditio» oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- oabestellen ab geholt: vierteljährlich ^14^0, hei zweimaliger tägliche Austeilung in« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierl«l>ährlich > L—. Direkte tägliche Rrcuzbandsendnag in« Ausland: monatlich ^6 7chO. TieMorgNi-Aasgabe erscheint täglich '/,7U-th di» Adeud-Busgabe Wochentag« 5 Uhr. Led»rtion vnd LrpedMo»:/ Johanne»,affe 8. Die Ervedition ist Wochentag« ununterbrvchrn gross »et von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: cito kte»»'« Sorti«. («lsrrp HatznX Universitätsslraß» 1, L-uiS Lösche, Aatharinenstr. 14, patt, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgttve. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Arizeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfcft Reklame» unter dein Redactionsslrich («ge spalten) 50^, vor den Familieniiachrichtea (6 gespalten) 40/H. Größere Schrisien laut unjerein Preis- verzeichnih. Tabellarischer und Zifferojatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderuag 60.—, mit PostbrsörLerung 70.—. Annahmeschluß für Änzeizen: Abenh-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annadnicste.llen je eins halb« Stunde früher. Anreize« sind stets an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 201. Freitag den 21. April 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, di« LonutagSruhe im Handrisgewerbe während der Messen detr. Die Stunden, während welcher an den in di« hiesigen Messen fallenden Sonn- und Festtagen der Handel betrieben werden darf, werden in Folge mehrfach an uns gebrachter Wünsche mit Auf. Hebung unserer hierauf bezüglichen Bekanntmachung vom 8. t. Mls. festgesetzt wie nachsteht: Der Handel ist gestattet: », für Brod und weiße Backwaare ohne Beschränkung betresst; des Beginns bis Abends '-.tt Uhr, d. sür Milch mit alleinigem Ausschluß der Stunden von 9 bis 1l Uhr Vormittag«, unbeschränkt. e. sür Fleisch und Fleischwaaren, sowie sür Fische und Fisch- waaren von früh 6 bi« Mittag« 1 Uhr und von b bis 8 Uhr Nachmittag«, ck. für alle übrigen Waarea von 10'/, Uhr Bonnittags bis 8'/, Uhr Abends, soweit der Handel im Kleinen betrieben wird dezw. aus den Verkauf von Eiuzelstückcn gerichtet ist, dagegen von 8 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends, soweit er im Große« betrieben wird. Alle diejenigen Personen, welche zwar Groß handel betreiben, aber auch Einzelwaare verlausen, dürfen ihr Geschäft nach ihrer Wahl von 8 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Abends oder von 10'/., Uhr Vormittags bis 8'/, Uhr Abends ausübru, aber jedenfalls nur 10 Stunden lang und mit Festhaltuug einer der vorstehend geordneten Fristen. Zuwiderhandelnde verfallen nach tztz. 146» und bez. 151 der Reichsgcwerbeordauag in eine Geldstrafe bis zu 600 X, welche im Falle des Unvermögens in Haslstrafe zu verwandeln ist. Leipzig, den 20. April 1893. r. IlL Der Rath der Stahl Leipzig. böO Qr. Georgi. L. Mramoiltlme Correspondenzen aus Lachsen. n. Der UV.. Correspondent wagt ferner zu sagen: ..Alles, Bekanntmachung. In neuerer Zeit werden hier Zuckerbackwaarca und Gegen stände von Ehorolapenmasse — menschliche Figuren, Trompeten, Pilrner, Thier« u. st w. — welche mit metallen«« veftanhthetleu, st»llagen oder Messingblättchca versehe« sinh, hergestellt und in den Handel gebracht. Da solche Gegenstände, insbesondere Kindern, denen sie als Spielzeug oder zum Genuß überlassen werden, sehr leicht gefährlich und der Gesundheit nachtheilia werden können, verbieten wir die iernere Herstellung, sowie den Verkauf und da- Feilbieten derartiger Zucker- and Tbocoladeuwaaren. Zuwiderhandlungen werdea außer mit Wegnahme der verbotenen Gegenstände mit Geldstrafe bi« zu 60 Mark eventuell Hast geahndet werden. Leipzig, dea IS. April 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 2003. vr. Georgi. Dietrich. Ausschreibung, den Reudau de« Grafst - Museum« betreffend. T» soll di« Ausführung der Ztmmrrarhrttrn für den Neubau des Aralst-Museum« in öffentlicher Submission vergeben werden. Tie Bedingungen und Kostenanschläge können bei unserer Hochban« Verwaltung, Nathhau», II. Obergeschoß, Zimmer Rr. a, gegen portvireie Ginsendung von 1 X 50 bezogen oder daselbst kosten- Io« Angesehen werden. Die Zeichnungen liegen im Vaubnrea« de« stlrasfi.Museum» — Eingang kramerstrafze — zur Einsicht- «ahme aus, auch wird daselbst nähere Auskunft ertheilt. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Grafst-Museum, Zimmerarbeiten ' versehen, bi- zum 29. d. M. Vormittags 10 Uhr im RathhauS, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5. portofrei «inzureichen. Ter Rath behalt sich di« Auswahl unter den Bewerbern und dir Theilung der Arbeiten, bez. die Ablehnung sämmtlichrr Angebot« vor. Leipzig, deu 20. April 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ " i. Lin! In. 1792. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung. Tie Lieferung der gußeisernen Säulen, Uaterlagsplatten, Träger zwischcnlagcn, der walzeisernen Träger und schmiedeeisernen Brr dindungsstücke zum Bau de- Grassi-MiiseumS ist vergeben. Die nicht berücksichtigte» Bewerber werden deshalb ihrer Angebote hiermit entlasten. Leipzig, am 18. April 1893. 1578 Der Rath der Stadt Leipzig. bOü vr. Georgü Lindner. I» Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Räum« bleiben die Schulkgst«, di« S<«l- erPedtttou und di« Schuigelperetuuahme Louaaveu», »en 82. April, Nachmittag» und Montag» Pen 84. April, geschlossen. Leipzig, am 14. April 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Mll. In einer hier anhängigen Erörterungssache hat sich der am 17. December 1850 geborene Schieferdecker Kranz Beyer daraus be> rustn, daß er Anfang December vorigen Jahre« von einem gewissen Map Brendel oder Vräudel in Leipzig «inen vierrSdertgen Hand- wagen gekauft Hab«. Ta der vorgenannte Brendel oder Brändel polizeilich nicht zu ermitteln gewesen ist, so wird derselbe hierdurch öffentlich «nsgesordert, zu seiner Vernehmung als Zeuge bei der Unterzeichnete» Behörde sich zu gestellt». Käntgl. Staatsanwaltschaft Leipzig den 20. April 1893. vr. «roß. Die unterm 6. d. Mt«, erlassen« Aufforderung, Ansrutholt«, anzeige de« Gast«» Poege brtr., hat sich rrtedigt. Leipzig, am 19. April 1893. Der Untersüchm^Srtchtrr bet« »gl. Landgerichte. «ff. Hora. Cv.-refonuirte Gemeinde. Der Unterricht der bet mir angemeldeten Consirmoadeu beginnt Lonnadead» dea 88. st. M., um IL Uhr vr. Mehlhorn, Pastor. OsffsnMeks ttanäslslskranZialt. 2» äor um Sounudenck, San 22. llpril, VarauUozr» 10 vdr im Suul« äer Xootult »turrllncksockao keler 8« vehnrtota»«, Sr. Lpseotstt So, LSul^ weder stob im Nuam» 4« vohrmnollogium» ergubmmt mnmUuch Varl VoUttua, virootor waS im Protestantismus noch christlich glaubt, füblt und denkt, muß immer mehr das Gefühl der Arniulh und Ver lassenheit ergreifen, welches den verlorenen Sohn in die Heimath und in das Vaterhaus zurückdrängt." Wie mag er nur zu solcher Wahnvorstellung gelaugt sein? Ist ihm etwa die an einzelnen Stellen Mode gewordene Liebelei mit dem Ultrainontani-muS zu Kopf gestiegen, daß er auf ein dauernde» Kündniß der deutschen Volksseele mit diesem hofft'? Viag immerhin hier und da der RomanismuS einzelne Er- solge erzielt und kleinere Geschäfte gemacht haben, cs weiß doch Jedermann, daß er diese nicht dem überlegenen religiöse» Geist, sondern nur der geschickten Ausnutzung der politischen Lage durch das Eentrum zu danken bat; in dem Augen blick, wo diese» seine Stellung im Reichstag und seine Br- achlung durch die preußische Regierung verliert, kracht au.t> die ganze ultramontane Herrlichkeit zusammen. Sonderbarer Schwärmer dieser >V. WaS bei nnS noch christlich glaubt, so träumt er, soll Sehnsucht nach der römi sche» Kirche empfinden! Ist daS nicht tülui? Meinl er, daß das Schauspiel de» Trierer Rocks für einen ernsten evan gelischen Christen etwas Anheimelndes und Anlockendes hat'? Daß wir unS Christus durch Maria ersetzen lassen werden? Daß wir den Tbron de» himmlischen BaterS erst aufsuchen Werren, nachdem wir bei den Heilige» uns angemeldet und vor gesprochen haben? Daß wir die Äibel für den römischen Kate chismus hingeben möchten? Daß wir unsere rege protestantische Wissenschaft und Wahrheitsliebe gegen die Decrete deö Papstes, unsere freie GlaubenSüberzcngung und Glauben» sreudigkcit gegen die Unterordnung unter den Priester, unsere innerliche Frömmigkeit gegen die mechanischen Ucburigen drüben rinzutauschen Lust haben? Und wie sieht eS denn mit dem religiösen Leben de- Volke« in den Gebieten an», auf denen der römische Priester über die Gewissen herrscht? Nirgends sinket sich mehr Aberglaube bei dem ungebildeten Volke neben dem ausgesprochenen Atheis mus und JndifftrentiSmu» der höheren Stände als in den romanischen Ländern. Solcher Verfall des geistigen Leben» soll für die Glieder de» Protestantismus, per um seine» hoben GlaubenSguteS willen ungezählte Märtyrer aus sich erzeug! bat, Reiz und Anziehungskraft besitze» ? DaS kann nur ein Mann erwarteu, dem im engen Raume dcS Priesterseminars der Geist verdrillt und die Kennlniß de» wirklichen Lebens abhanden gekommen ist. Und nur ein solcher Mann kann die Behauptung hin chreiben, „daß die katholische Kirche in Priestern und Laien nicht die geringste Propaganda der Proselytenmacherei treibt, sondern lehrt und überzeugt nur durch den Einfluß deS sichtbaren Werkes". Als halte die Geschichte nicht« zu erzählen von dem wilden Bekehrungseifer der Jesuiten I Treffen wir nicht in allen Ländern Europas Rinnsale vom Blut hingemordrtrr Protestanten? Reden nicht die Quäle reien und Friedensstörungen in den Mischehen von den Versuchen der römischen Priester, Seelen zu sangen? Hat doch noch neulich erst in Täcksen ein katholischer Pfarrer dem evangelischen Bräutigam einer katholischen Braut ein Taus- zeugniß nur unter der Bedingung aushändigen wollen, daß dieser sich katholisch trauen lasse und dir katholische Erziehung der Kinder verspreche. Und ist nicht oft genug auch actenmäßig rstgestelt worden, daß die grauen unv barmherzigen Schwestern an Krankenbetten die grauiamste Bctebrungstortur vornehmen? Ja, das sind die „sichtbaren Werke" der Römischen, die in uns daS Heimweh nach dem KatholicismuS erwecken sollen! Aber eS kommt noch bester und — dreister. Der >V.-Corrc- spondent nimmt an, daß dieses Heimweh in Sachsen künstlich zurückgehalten werde durch die Jesuilcnh asser; zu diesen rechnet er „alle Nichtgläubigen,nur nominell oder osftciell zur evangelischen Landeskirche gehörenden Elemente", und die oberste Stellung unter diesen weist er dem „Evan gelischcn Bund" an. Wir können uns beruhigen, wenn dieser ultainonlane Corre spondent unser religiöses Leben mit dem Maße seiner An schauunz vom Christenthum mißt; wir sind dann sicher, daß eS um so reiner und tiefer sein wird, je weiter eS sich vom UltramontaniSmuS entfernt. Man kann dem Herrn VV. nur empfehlen, sich einmal etwas in die heilige Schrift zu versenken, vielleicht geht ihm dann eine Ahnung auf von dem, was Glauben ist. Aber eS ist ein Zeichen dafür, wie dreist der VaticaniSmuS ge worden ist, wenn ein Vertreter desselben in solcher Weise über die Glieder des Evangelischen Bunde- zu reden sich heraus nimmt. Ick möchte fürchten, Tausende von ernsten Christen, tüchtigen Theologen und hervorragenden Männern zu bc leidigen, wenn ich einem solchen „>V." gegenüber nur ein Wort sür dea Glauben-ernst im Evangelischen Bunde ein- legen wollte. Auch damit ist di« Anmaßung de» Dresdener,,Gcr mania"-Corrcspondenten nickt zu Ende. Er macht in seinem Artikel der sächsischen Regierung den Vorwurf, daß sie die Katholiken tief verletzt habe, weil sie den Cultu« der „katholisch-apostolischen" Gemeinde gestattete; diese Bezeichnung sei nur für dir römisch-katholische Kirche berechtigt; und, fahrt rr fort, „auch da« säch fische KönigSbauS gehört in voller Gläubigkeit der einen hei 1i gen,katholischen, apostolischen Kirche Rom» an". Darüber wollen wir mit dem versasser nicht rechten, daß er die Prädicale „katholisch, apostolisch", nur der römischen Gemeinschaft zuerkennen will. Er hat e« nicht ander« gelernt- er ist ftt dem Jrrtbum großgezogen worden, daß sich die römische Kirche mit dem Begrifft der „einen, heiligen Kirche" decke. Jeder evangelische Eonfirmant könnte ihn eines Besseren belehren Aber da« muß öffentlich gerügt werden, daß rr zur Bekämpfung einer RrgierungSmaßregel sich aus die Zu gehörigkeit unsere« KönigSdauseS zur römisch-katholischen Kirche beruft. Schon neulich einmal wurde dieser Umstand von dem Leipziger „Germanis'-Corrrspondenten gegen den Evangelischen Bund geltend gemacht, als sei schon testen Existenz in Sachsen eine Verletzung der Treue gegen unsere Herrschersamilie. WaS will er denn von dem Vorhandensein der kränklichen Kirche sagen, zu der da« ganz« sächsisch« Dir kalten diese taktlosen Aeußerungen solcher klerikalen ^ Correspondenlen sür ein nicht unbedenkliches Experiment. Die evangelischen Sachsen sichen treu zu ihrem König; sie haben die« mehr als einmal bewiesen, nicht zuletzt gerade die evangelische» Geistlichen; sie Ihnen die» im Gehorsam auch gegen die Schrift und ihr evangelische- Bekenntniß. Diel Stellung der Confrssioncn in unserem Lande ist durch die j Verfassung und die Gesetze geregelt. Diese geben die unverbrüchliche Norm. Vielleicht wünschen die Ullra- nionlanen, sie beseitigt zu sehen: vielleicht träumen si^ von dem Wiedcrauslcbc» des allen Grundsatzes: aujivi regio, esu8 roligiv. Aber der TcrritorialiSuiuS ist sür immer vor-1 bei — und lein römischer Stoßsenszcr wird ihn wieder er wecke». Wir Sachsen, da« tönule Herr >V. wissen, wenn er ein! Sachse ist, ballen nnerschütterl an der Treue gegen den Protestantismus und an der Treue gegen unser Königshaus fest; wir wissen nicht, wie aus dein Boden unserer Gesetze ein I Conflict zwischen beiden entstellen könnte; einen solchen! hervorzurusen, wird auch der römischen Taktik nicht gelingen. Weitere Versuche in dieser Richlung könnten den ttltramontanen ein entschiedenes Halt! von oben und unten «inbringen. LI. Deutsche- Reich. * Leipzig, 20. April. Die „Cvns. Corr." veröffentlichte in gesperrtem Drucke Folgendes: „Zu einer Zeit, wo alle politischen Parteien sich sür die nächsten Reichswgswaklen rüsten, ist es auch für die Eoniervativen geboten, mit aller Energie in die Wahlvorbereitungen einzutreten. Ist »»cd keineswegs schon heute mit voller Bestimmtheit aus eine demnächslige Auslosung des Reichstages zu rechnen, so werden unsere Gesinnungs genosse» im Reiche gleichwohl auch Liese Evenluaiität ins Auge zu fassen habe» und sich von vornherein gegen Ueberroschungeii sicher zu stelle» bestrebt sein müssen. Schon bei einem Theile der in der letzien Zeit staiigeyabten ErgänzungSmahlen Hai e» sich gezeigt, daß es nochivenbig ist. rechtzeitig die Candidatenfrage zu erledigen. Die Herren Delegieren und Vertrauensmänner unserer Partei ersuchen, wir darum, sich — angesichts der Gejchajligtcit unierer Gegner — ungesäumt mlt dieser Frage wie mit den Wahlvorbereitungen überdaupt belassen zu wollen. Nutzlos ist. auch wenn die deinnächstige Auslösung de« Reichstages nicht erioigt, eine solche Arbeit niemals: nollnoendig ist es immer, die Wühlarbeiten mit langer Hand vorzubereiteu und injouderheit die sogenannte klein« Arbeit, da- persönliche Einwirten auf die Wähler, beständig und nicht erst kurz vor dem Wahltermin« auszuuben. Auch das Sammeln von Wahl, sonds sür die «uizelneu itomiiös läßt sich viel leichter und erfolg reicher veranstalte», wenn es nicht erst im letzten Augenblicke geschieh!. Zum Sammeln der coniervaliven Elemente im Reiche bildet sur die Organisationen unserer Partei da- neue Programm die beste Grund- lag«. Was die CandiLalensrage betrifft, jo tritt dir nachstehende Bestimmung unseres Lrganilatiousslatuts, die zur Zeit der ILarteiadmachung gegenstandslos geworden war, wieder in volle Geltung. Diese Bestimmung lautet: Wünsche»Swerth ist es, daß auch i» solchen ttreisen, in denen die Sliminemnehrbeit sür einen conjervativen (Kandidaten voraussichtlich nicht zu erlangen ist, dennoch ein Landidat — sogenannter Zählcandidat ausgestellt wird." Da- „Vaterland" fügt dem Vorstehenden hinzu: „Wir bemerken ausdrücklich, daß wir diese Veröffentlichung lediglich registriren. Für da- Königreich Sachsen wird seinerzeit der konservative Landesverein einen Ausruf erlassen." Berlin, 20. April. Der frühere Jesuit Paul Graf von HoenSbrocch wird in den nächste» Lagen unter dem Titel: „Mein Austritt aus dem Jesniken-Qrden" in den „Preußischen Jahrbüchern" rine Denkschrist vcrössent- lichen, in der er die Gründe seines Austritts auseinander- setzl und eine eingehende Kritik an dem Orden übt. Die Denkschrift wird u. A. wie folgt cingelcitet: „Durch Veröffentlichung dieser Schrift bereite ich Vielen, denen ich in meiner Vergangenheit sehr nahe gestanden habe, deneu ich durch die innigsten Bande der Natur und der Frcundichast ver bunden geweie» bin, die mich aufrichtig geliebt haben und die ich noch liebe, einen großen Schmerz. Bielen Anderen wird die Schrift als ein öffentliches Aergerniß erscheinen, sie werden in ihr eine Schädigung der heiligsten Inleresse» erblicken. Noch Andere werde» diese Zeilen vielleicht mit hohmichem Jubel begrüßen; ein Streit innerhalb der katholischen Kirche; was kann es Erfreulicheres sür manche Geister geben I Alles dessen bin ich mir bewußt, und das Bewußtsein dieses Schmerzes, de» ich verursache, dieses Aergeruisses, das ich gebe, dieser hämischen, feindseligen Freude, die ich Hervor rufe, dies Bewußtsein drückt schwer ans mich und macht die Ausgabe, di« ich in dieser Schrift mir gesetzt habe, zur peinlichsten meines Lebens. Aber warum schreib« ich denn? Warum lasse ich die Feder »icht unberührt? Zwingt mir sie Jemand in die Hand? Ja. Ich glaub« mir selbst und »»einer Ehr«, meiner eigenen Persönlichkeit diese Schrift schuldig zu sein. Jahrelang habe ich dem Jesuitenorden angehürt; vielsach ist mein Name i» den literarischen Kämpsen für und gegen diesen Orden genannt worden: ohne eine authentische Erklärung meinerseits bliebe mein Ansintt nicht nur ein Rathsel, sondern die verschiedensten und falschesten Leutungsveriuche würden gemacht und Vermutklingen ausgestellt werden, die in gleicher Weis« für den Orden und sür mich kränkend und verleumderisch wären. Ta- kann und will ich »icht dulden. Ter Jesuitenorden und ich haben rin Recht aus Wahrheit." Es folgt hieraus rine Eharaklerislik des Jesuitismu»; die Richtung der Ausführungen kennzeichnen schon die Ueberjchrislen einzelner Abschnitte der Schrift, z. B.: „Ter Jesuitismus unicrdrücki, ja bis zu einem gewissen Grade vernichtet di« Selbstständigkeit, den Eva rakter, di« Judividualttät des Einzelnen." Oder: „Ter Jesuitisinus u>it«rdrückl, ja bis zu einem gewissen Grade vernichlet das bercch tigie Natiooaiitäisgrsühl, den berechtigten Patriotismus." HA- Bertt«, 20. April. Dem BundcSrath ist. wie wir bereits gemeldet, eine NachtragSforverung rum ReicdShaus- daltSetat sür 1893 9 t zuzcgangen.- Dir Nachfordcrung be ziffert sich auf l 468 000 und zwar 5,u 400 an dauernden und 14l7 600 -rk an einmaligen Ausgaben. Die Forderung von 50 400 wird Lurch die Erhebung der deutschen Gesandtschaft in Washington zum Range einer Botschaft veranlaßt und w,e folgt begründet: „Durch da« Gesetz für den diplomatischen und consularischen Dienst für daS Finanzjahr 1893,94 ist der Präsident der Vcr einigten Staaten ermächtigt morden, „für den Fall der runl sichen Mittkeilnnz. daß eine fremde Regierung i» den Ver einigten Staaten durch einen Botschafter, außerordcnt l ften Gesandten und bevollmächtigten Minister, Minister residenten, Specialgesandtcn oder Geschäftsträger vertreten ^ sei oder im Begrijs sei, sich vertreten zu lassen, nach eigener Erwägung anzuorbnen, daß der Vertreter der Vereinigten ! Staaten bei einer solchen Regierung dieselbe Rangstellung erhalte." Hieraus haben die Regierungen von Großbritannien und Frankreich Veranlassung genommen, ihre bisherigen Ge sandtschaften in Washington zuin Range von Botschaften zu erbeben, und eS steht die Ernennnng der amcrikäliiscl'cn Vertreter bei den gedachten Staaten zu Botschaftern, soweit dieselbe nicht bereits erfolgt ist, in naher Aus sicht. Den zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten bestehende» srcundschafllichcn Beziehungen und der beständig wachsenden Bedeutung, welche dielclben in politischer wie handelspolitischer Hinsicht für uns besitzen, entspricht eS, nach dem Vorgänge Frankreichs und Großbritanniens auch die diesseitige Gesandtschaft in Washington zur Botschaft zu erheben." — 817 600 .3! werden zum Ankauf lind zur Einrichtung eines Botschaftsgebäudes in Madrid verlangt und 600 000 ^ als weitere Kosten der Betheiligung deü Reiches an der Ausstellung zu Chicago. Die letztere Forderung ist durch eine aussülirliche Denkschrift begründet. Es wird dargelegt, daß die bisdcr bewilligten 3 Millionen Mark nicht genügten. Der ReichScomniissar ist ans Grund seiner, nun schon mehrmonatigen Er fahrungen und Beobachtungen an Ort und Stelle zu der Ueber- zeiiguug gelangt, daß eine beträchtliche Erhöhung der Mittel unerläßlich ist, uni ein erfolgreiches Auftreten Deutschlands den verschiedenen gclvcrblichen und landwirlkschastlichen Theilcn der Aussttlliing zu sichern. Insbesondere baden sich an Ort und Stelle beträchtlich größere Aufwendungen für die Decoration der deutschen Räume in den einzelnen AuS- stelliiiigSgebäuden als geboten erwiesen, nm hinter einzelnen, mit Deutschland in Wettbewerb tretenden europäischen Staaten nicht zurückzubleibcn.WeitereAttswettdungen, welche nichtvoranS- gesehcn werden konnten, haben sich aus den abnormen W i l- terungSverhältiiissen dieses Winters, sowie aus den Bewegungen auf dem amerikanischen ArbeitSmarkt ergeben. — Der zweite Nachtrag zum Etat von >892/93, der dem BundeSrath zugegangen ist, beziffert sich auf 6 500 000 -6 und wird dadurch begründet, daß die der Veranschlagung des Bedarfs zur Beschaffung der Brod- und Fvuragcnaluralien, sowie zur Victualienvcrpflegung im Etat deS Reichsheeres für 1892 93 zu Grunde liegenden Durchschnittspreise in Folge der Preissteigerungen sich als unzureichend erwiesen habe». Ferner sind sür die auf Grund dcS Gesetzes vom 10. Mai 1892 zu gewährenden Familien-Unterstützungen aus Anlaß von Friedcnsllbungc», wofür der Bedarf aus etwa 2 Millionen Mark angenommen wird, im Etat Mittel überhaupt nicht vorgesehen. * Berlin, 20. April. Die Comödie, die Herr Abl- wardt im Reichstage aufsübrt, ist bi« zu einer ergötzlichen Scene gediehen, in der der Abgeordnete für Frickcberg zwar nickt den Beweis sür die von ihm erhobenen Beschuldigungen vorbringt, wohl aber den — Reichskanzler ersucht, durch eine umfassende Untersuchung zu beweisen, waS er selbst nicht beweisen kann. Der Reichskanzler soll ermitteln, ob nickt Herr Miguel vor bald zwei Jahrzehnten einen Falschcid geleistet, ob nicht Herr Geblscn — die Be rufung auf diesen Biedermann konnte nickt auSbleiben — ungerecht verurlheill worden sei, ob nicht die Dis kont o - G c se l l s ch a s t und andere Banken und Bank häuser durch „schlimme Anöwucherung" da« deutsche Volk um 70 Millionen und durch „alle in Be tracht kommenden Gründungen" um „viele Hunderte von Millionen" gebracht haben, ob nicht die Balm Hannover- Altenbeken nur vom Staate angekauft und 400 Prvcent zu tbeuer bezahlt worden sei, nm den JiivalitciisvndS zu retten. Auch die ganze Arbeit der Eisenbakn-UiilersuchuiigScoiinnission soll von Neuem beginnen. Der Antrag ist, daS betont die „Vossische Zeitung" mit Reckt, für den Herr» Ablwartt z» charakteristisch, als daß wir ihn nicht nach der „StaalSbürgcr- Zeilung" im Worllante wiedergcben sollten. Der Abgevidiicle sur Fricdcbcrg ArnSwaldc also sucht gegenwärtig Unterschriften im Reichstage sür folgenden „dringlichen Antrag": „Der Reichstag wolle beschließen: Den Reichskanzler zu ersuchen, über die nachfoigenden Puncte Erheb »»gen anzu- stellen und über das Ergebniß derselben sobald wie thunlichst dein hohen Hause zu berichten, beziehungsweise die gehellten Frage» zu beantworten: 1) In einem gegen den damaligen Redakteur Joachtm Gehlst» wegen Beleidigung gesührlen Proeeß beknudete der jetzige preußische Slaalsmmisler und Mitglied des Bundesraths, früher Direclor und Gejchäitsindaber der Tisconto-Gesellschast, sväier Aui- sichtsratb dieser und der Rumänischen Eisenbabn-Aciiengesellschast, Joh. Miquel, unter seinem Eide am 25. Januar 1876 vor der siebenten Eriininaldevutation des Berliner Stadlgericht« Folgendes: „. . . Im Ausjichlsrath selbst ist von der 5-Mttl>vne»-A>ilethe bei der Reichsliauptcasse und der Seehcindlung nie die Rede gewesen. ... Ich selbst habe von dieser ganzen Darlehnsjache überhaupt gar nichts gewußt, ich war zu jener Zeit in Thale und habe von der Existenz des Darlehns erst Kennlniß erdaiten, a>» hierüber im AiissichlSralh reserirt wurde; erst da habe ich erfahren, daß die Sechandlung das Geld gegen Bürgschaft vergeben wollte. Wenn behauptet wird, die Gesellschaft habe 14', Proc. an uns gezahlt, so kan» ich selbst aus eigener Wissenschaft nicht« sagen; nach den mir gewordenen Mit- ldeiluiigen aber ist eS völlig unrichtig: denn es sind im Gesammi- betrage 4 Proc. Zinsen gezahlt nnd die Bürgen haben ' . Proc. vro Quartal Bürgschaft-Provision erhalten." — Aus das Vorhalte», daß sowodl die Disconlo-Gesellschaft wie auch Bleichröder au die Gejellichast direct Vorschüsse zu wett höherem Zinssuhe hergegehen, deponirt Zeuge: „Es ist zuerst ein kleiner Vorschuß aus kurze Zeit gegeben, zu welchem Zinsfüße, weih ich nicht." — Dem gegenüber stehen beisolgende von Herrn Miguel gezeichnete Briese, denen noch mehr Belege hinzugesllgt werden könne» und aus denen hervorgeht, daß die TiSconlo-Gesellschast Inclusive der Provision, die stets voll ausgezahlt wurde, 12 bi» 35 Procent Zinsen von der Rumänischen Lisenbahn-Acliengesrllschast genommen hat. Tic Summe belief sich nach Ausweis der Semcslralbilanz pro I. Juli dlS 31. December 1872 ans 10 Millionen Mark, die fünf Jahre hintereinander z» ähnllchen Bedingungen prolongirt wurde. Ta auch noch zwei andere Bankhäuser, Bleichröber und Sal. Oppenheim, ähnliche Geschäfte mit der in Rede stehende» Eisenbahngrsell- schast machten, so verloren die deutschen Actionaire zum Theil in Folge dieser schlimmen Auswucherung circa 7o Millionen Mark. Herr Gehlsen, der diese Ausivucherung bebauvlet halt«, ober nicht im Besitz der anliegenden Briefe war. ist sonach wegen Be- leidigung der Nujsichtsraihr ;encr Gesellschast — unter andern der Herren H .Bl, Miguel,c. — unschuldig verurtdeilt worden. Da die im Jabre 1875 zum Zweckr der Untersuchung des Eisenbahn. Loncessionswesens zusainmeiigelrelene parloineniarijche Eommission von Geschälten, wie sie diese Vriese enthüllen, nicht« gewußt hat, so beruht ihr Gutachten aus irrthümlicher Grundlage. - Sonach ist es nothivtlidig, daß all« in Betracht kommenden Gründungen d teser «rt, bet denen dal deutsch« Volk viel» Hundert«
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