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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901220
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-20
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1890
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1. KilM W kchW WM Mil AltMl Ul. M. ZllMililkll- ilkll 2K. üttklilbkl IM prädeüinirt. Bon Meta Schoepp. R-idrruä »rrd»I^» Der Husarcn-Rittmeisier HanS v. Berstoff stand vor dem beben Benelianer, mit den, ib» die gnädige Frau Mama über rascht hatte, und betrachtete prüfend das Bild, da« der Helle Kryftall wahrbeitSgetreu reslectirte. Tadellos umschloß der lleitsame Waffenrock die bohe, kräftige Gestalt. kein Stäubchen zeigte sich aus den silbernen Schnüren und die hohen, spiegel blanken Lackstiefcl zogen Peter'S, des Burschen, bewundernde -licke aus sich, denn er war Schubmacher von Prosession und trachte jeglicher Art von Fußbekleidung ein lebhafte« Interesse entgegen. Und doch war „der schönste Ofsicier in Sr. Ma jestät Husarenregiment", wie seine Kameraden ihn allgemein nannten, beule nicht ganz mit sich zufrieden. E- schien ihm. als blickten die sonst siegesbewußten, schwarzen Augen, deren Feuer so leicht kein Frauenherz Stand hielt, heute etwas trübe und umflort, als ruhe auf dem offenen, frischen Gesicht ein Zug müder Erschlaffung Und da- gerade heute, heute, wo da- entscheidende Wort fallen sollte! Freilich, wer den Grund» die Tbeilnahme an dein Souper de- Grafen Tiefenbach kannte, wer tesieu alte feurige Weine gekostet, — den konnte das Aussehen deS Rittmeister« nicht wundern, aber die Anderen! Unk auch sie gehörte zu diesen „Anderen"! Seine weiße, gepflegte Hand, an der ein kostbarer Solitair funkelte, strich langsam den langen, schwarzen Schnurrbart. „Peter!" „Bcscbl!" Der scharfe Kommandoton schreckte den Burschen aus seinen beschaulichen Betrachtungen über Wichse und Ltieselbiirstcn, und die Hände an der Hosennaht, in strammster Haltung erwartete er das Weitere „Lage mal — hm", doch 'ne unangenehme Frage, „sage mal, Peter, sehe ich aus, als wenn ich — nun als hätte ich gestern lange gearbeitet?" .Beledl, Herr Rittmeister!" und Peter glotzte mit den runden Äugen in einem unbeschreiblich ausdruckslosen Gesicht in- Leere. Perstoff lachte ärgerlich, zündete sich eine Cigarre an, setzte deu Kolpai etwas schief auf ras dunkle, lockige Haar, stieg, eine Melodie hinsummend, langsam die Treppe hinunter und schlug den Weg zu der in der Nähe deS StadtschlosseS gelegenen Billa der Baronin Herzseld ein. Heute sollte, mußte sie sein werden! Vergeblich hatte er dersucht. zur Wahrung seiner goldenen Freiheit die Macht, die die schöne Wittwe über ihn erlangt, abzuschütteln, vergeblich waren seine Bemühungen, ihr Herz sich ihm zu unterwerfen: er, der Unwiderstehliche, der schöne HerzenScrobcrer, war zum ersten Male einer Frau begegnet, die, anstatt sich besiegen zu lasten, einen vollständigen Sieg über ihn errungen, deren Lächeln ihn beseligte, deren sieis gleich bleibende höfliche Ruhe nnd kühle Reserve ibn jedoch zu immer größerer Leidenschaft entsachte. Sie verstand e« meisterhaft, ein Gespräch stet- in den Grenzen zu halten, die sie bestimmte, stet- Da« zu umgehen, wa« ihm am Herzen lag, und wenn er mit deni feste» Entschluß zu ilir ging, ihre Handru begehren, kehrte er mit lehrreichen Aufklärungen über Metaphysik, brabmanische Grundsätze oder die neuesten Entdeckungen in Troja halb verzweifelt zurück. Immer seltener trafen ihn seine Kameraden im Casino, mebr und mebr wich er ihren Gelagen au«, ja,, man wollte den übermülhigen, leben«froben Rittmeister sogar in Gedanken vertieft auf einsamen Pfaden gesehen haben. — Da hatte Tieienbach, der den Kummer des Freunde« Wohl kannte, Abschied« cg die stolze Festung morgen lgedenk, war sei» Entsch Entscheidung zu kommen, uncrschütlerlich. Er sah auf — da war er schon in dem redenden, kleinen Vorgarten, jetzt öffnete ein alter Diener die HauStbiire und nahm mit tiefer Verbeugung seine Karte entgegen, ihm nach dem Salon vorangehend. Dann vernahm er ihre angenehme Altstimme: „Ich lasse den Herrn Baron bitten!" und hatte im nächsten Augenblick ihre kleine Hand an seine Lippen ge drückt. ohne La« vcrrätberiscke Aufblitzcn ihrer blauen Augen, die leickue Rötbe, die bis in ihre Schläfe stieg, zu bemerken. Entzückt ruhten seine Blicke auf der zierlichen Gestalt, deren mattblaues, in graziösem Faltenwurf herabsallendeS Matinöe so angenehm zu dem mit Sammet anSaeschlagencn Mobiliar ihres BoudoirS contrastirtc. Wie kleidsam das blonde Haar geordnet war, wie neckisch die einzelnen Löckchen aus die weiße Stirn fielen —er konnte sich von ihrem Anblick nickst trennen, zeigte sich doch heute ein so anmisthiges Lächeln um den kleinen, seinen Mund. „Herzlich willkommen, Herr Rittmeister!" sagte sie, klappte ibr Buch zu »nb erhob sich von der Ottomane, auf der sie dis jetzt liegend geruht, in einer sitzenden Stellung, „doppelt willkommen, als Ihr Erscheinen fast die Antwort ans meine Frage ist, die ich soeben an eine ködere Macht gestellt, wozu mich die Lectürr dieser Schrift gewissermaßen berechtigte." ..Gnädige Fra» haben mir demnach die Ehre angelhan, sich mit mir zn beschäftigen?" fragte er und seine schwarzen Augen leuchteten glücklich auf, „und darf ich fragen —" „Wie ich Ihrer gedachte?" unterbrach sie ibn lachend, „nun, ich war neugierig, wie Gras Tiesenbach seine Gäste wohl bat scheiden jeden; meine Bermuthung bat sich durch Ihren Besuch aber als falsch erwiesen, und — ich freue mich, nun ein wenig mit Ihne» plaudern zu können" Obgleich Berstoff eine andere Antwort erhofft, war er dock froh, dir schöne Frau in so heilerer Stimmung zu srbrn, und ihre Kemstniß von dem gestrigen Liebe-maist beruhigte sein Befürchten betreffs seine« Aussehen«. Auf ihre Einladung ließ er sich ibr gegenüber auf einem niedrigen Tabonret nieder und sagte scherzend: „Und darf ich wisse», inwiefern meine Person mit den höheren Mächten in Verbindung steht?" „O gewiß; sehen Sie, e« ist dies ein Buch", und sie wie« aus da« neben ihr liegende, „in welchem verflicht wird, aller dings mit etwa« spiritistischem Beigeschmack, da« Uebernatür- lichc, das dem menschlichen Gemuthr Unverständliche durch da« Einwirken unsichtbarer Gewalten zu erklären." Der Rittmeister unterdrückte einen Seufzer, ohne unböslick' zu sein, konnte er da- Thema nicht ändern, da«, wie rr wußte, sie gestern eindringlich mit ihm gesprochen, und seiner A Worte: „Auf jeden Fall muß die stolze Festung capituliren!" eingedenk, war sein Entschluß, heute zn einer mit Vorliebe behandelte. „Dir heutigen Vrrstande«mtnschen haben für Alle- ihre Gründe, nicht« ist, da« ihren Forschungen nicht verborgen, da« sie vermittelst ibrer Forschungen nicht al« natürlich zu deuten vermöchten. Mit MagaetiSmu« und HypnotiSmu« versuchen sie ihren Anhänger« gegenüber die gebeimnißvollrn Wunder in Verbindung zu bringen, deren Deutung ohne diese Kräfte unmöglich ist. Mit überlegenem, mitleidigem Lächeln weisen sie alle« Andere zurück und leugnen acht, da» Vorbandensein einer übernatürlichen Macht, w«il sie sie eben nickst kennen wollen. Ich stellte beim Schluß de- Buche« die Frage: „ob Baron Berstoff wobl heute vorsprechen wird? und im nächsten Moment standen Sie ans der Schwelle. Da« kann doch weder Magnetismus noch Hypnoti-mu« sein „E« ist ein Zufall, Gnädigste, oder besser eine die —" „Zufall?" ries sie lebhaft, ,wa« ist Zufall? Wissen Sie, daß Sie durch Ihre Worte Zweifel an der Religion kund tbun? Cs giebt keinen Zufall für Diejenigen, welche an der Heiligkeit der Religion sestbalten. Wir werden, je nachdem es der Glauben uns verschreibt, durch die Macht eine« oder mehrerer Wesen gelenkt, getrieben — gegen die sich aufzu- lehncn eben unmöglich ist!" „Wozu wäre aber dann dem Menschen der Wille gegeben? Ich weiß" — er warf stolz den Kops in den Nacken und seine die übernatürlichen Mächte, — nein, seine eigenen Laster und Leidenschaften, seine Willensschwäche Wersen ihn einem Spiel ball gleich rechts und links vom Wege, den er stolpernd und stürzend zurücklegt. Unmöglich ist da eine „höhere Macht" im Spiele!" „Dann glauben Sie auch nicht, daß cS im Wcltenraume Dinge giebt, von denen wir nicht« wissen!" sagte die Baronin erregt und ihre Wangen fingen an zu glühen. „Ick» spreche nickt von dem wilden Jäger, seinem geipenstigen Wesen, dem unheimlichen Hundegekläff und Peitschenknallen, den geister haften Hallorufen, dessen Nahen die Bewohner deS Taunu« mit Entsetzen erfüllt, bedeutet eS doch für Den, der dem tollen Spuk begegnet. Tod, Verderben! Nicht von den dunklen SeemannSgcschichten, die eine« sagenhaften UnglückSschiffcS erwähnen, das alles Lebende, der Erde Angchörende, da« in seinen furchtbaren Bannkreis gerätb, dem Untergang weiht — cS klingt unwahrscheinlich, weil e« nur als Sage zu un« gelangt. Die aber erkläre» Sie folgende von meinem Bruder verbürgte Thatsache, Sie wissen, er ist Realist und frei von ieglickem Aberglauben, man kann seinen Worten Glauben schenken. Auch er lächelte über die „Märchen", die er von den Seeleuten hörte, und um die Hinfälligkeit derselben zu beweisen, baute er ein Schiff, womit man am Freitag begann. Am Freitag wurde es gelaust und erhielt den Namen „Freitag", am Freitag ließ inan eS vom Stapel, am Freitag begann man mit der Ladung, und durch doppelte Löhnung gewonnen, stachen die ängstlich drcinschauenden Matrosen ain Freitag in See." Sie wartete einen Augenblick und sah in da« gespannt auf sie gerichtete Antlitz. „Natürlich erreichten sie ihr Ziel - „Nein, nnd hierin mögen Sie da« Walten jener Mackt erkennen: man bat das Schiff nicht mebr gesehen, es ist mit seiner ganzen Mannschaft verschollen. Vergehens waren die Nachforschungen meine» Bruder», der sich voll bitterer Reue den Tod so vieler Menschen, seine» besten Freundes nnd eines lieben Verwandten znm Borwurf macht." Cie schwieg rrarisfrn und ließ ihre Blicke auf einem in prächtigem Go'.d- raymen gefaßten Bilde eine» ManneSkopfe- haften. „Und nennen Sie auch da« Zufall?" fragte sie. „Gewiß, eS war ein unglücklicher Zufall, um so nnglück sicher, als dadurch von Neuem ein unsinniger Aberglauben genährt wird, dessen Macht ein Mann der Aufklärung zu vrechen bemüht war." „Nein, die Vorsehung war'«!" rief die Baronin fast heftig, „die Strafe, daß ein schwaches Geschöpf, ein staub geborenes Menschenkind e» wagt, das Schicksal zu versuchen!' „Aber die armen Unschuldigen, die dock, gezwungen dem Rufe deS Rheders folgten und ibr nasse- Grab war eS auch für sie eine Strafe?" „Nein", sie zuckte leicht mit den Achseln, „so oder so — sie hätten ihrem Schicksal nicht entrinnen können ' „Pardon, ich verstehe nicht ganz —" „Nun, einem jeden Sterblichen ist sei» Weg vorgeschriebe», e» existirt keine Mackt, kein eigner Wille, wie Sie vorbin sagten, durch den man seinen Weg erzwingen kann. Wir gehorchen widerstandslos einer Gewalt, die zu ergründen der menschliche Verstand nickt hinreickt, der wir uns jedoch, ohne es zu wissen, beugen Sie lLcbesn?" „Ja, denn diese Ausstellung würde niir und manchem meiner Kameraden al« angenehme Entschuldigung dienen. Vorherbestimmung — brillant! Verzeihung. Gnädigste, daß ich Sie unterbrach, aber ick mußte meine Uebereinjtimmung mit dieser Hypothese zum Ausdruck bringen!" „ES freut mich, endlich einmal mit Ihnen eines Sinne« zu sei» — gewöhnlich stehen sich unsere Ansichten schroff gegenüber." „Dennoch", fuhr Berstoff fort und da» heftige Empor wirbeln der Schnurrbartspitzen zeigte seine Hobe Befriedigung über die Richtung, die daö Gespräch genommen, „dennoch wäre jede« Unglück, Freude, Ueberraschung bereit- vorher bestimmt?" „Gewiß!" — „Haß und —und Liebe?" — „Ganz gewiß!" „Wie aber, wenn der Gegenstand dieser unserer Empfin dungen glaubt, der rechte Zeitpunkt zur Erfüllung de« Schicksal-fpruche« sei noch nicht gekommen?" „DaS kann nie geschehen, weil nicht der Mensch, sondern da» Schicksal z» n»S spricht, dem — wir dock gehorchen müssen!" Er sab, wie dunkle Glutb plötzlich ibr Gefickt bedeckte und ihre Auge» bemüht waren, seinen heißen, ver zehrenden Blicken auSzuweichen. War da» nicht eine Sprache, beredter al- Worte? Seiner selbst kaum mächtig, kniete er neben ibr und ergriff ihre kleine Hand. „Dann spricht jetzt das Schicksal aus mir! Dann ist e« jenc höhere Mackit, unS unerklärlich, die mich zu Ihren, zu Deinen Füßen zwingt! Nun beuge da» stolze Haupt über Alle« Geliebte, vor jenem Willen der Mächte, die mich zn dem Glücklichsten der Menschen machen wollen!" Er erhielt keine Antwort, aber zwei weiche Arme legten sich um seinen Hals und der blonde Kopf ruhte an seiner Schulter. Und jubelnd zog er sie empor und preßte sie an sich, al- wollte rr sie nie wieder von sich lasten. Am nächsten Tage wikerballlcn die geräumigen Säle deS CasinoS von froben Stimmen, Gläserksingen und Knallen der Cbampagnerpsropsen, und die Hochrufe auf daS schöne Brautpaar wollten kein Ende nehmen. Fragte aber ein Un kingeweihter über da« schnelle Zustandekommen de» Vcrlöd- niffe«, so sagte man ihm mit einem Ton, der die Verbindung als selbstverltändlich hinstrllte: „Aber wissen Sie denn nicht? Sie waren für einander ja prädestinirt!" ^us der Landeskirche. * Wie in kirchlichen Kreisen allgemein bekannt ist, hat in den letzten vier Jahre» im Epdoralamie der Landeskirche ein ganz be sonderer Personalwechsel statlgeiunden. Nicht weniger »IS siebe» Superintendenturen mußten »eu besetzt werden, da Dresden II durch da« Ausrucken deS Ephoru« Ift. Meier znm Oberhofpredigrr, Meißen durch da» Eintreten deS l)r. Ackermann iu da« LandeS- consistorium, Marienber^, Stollberg und Dippoldiswalde insolge Emerifirung der «uverintendemen «chaarschmidt. Stein- Häuser und Opitz, endlich Rochlttz und Fretberg durch den Tod ihrer Inhaber Ift Memel und Iw. Richter zur Erledigung kamen. Die Snperintendentur Fretderg muß bis zum Ablaui des Gnaden- genuise« der Erben des verstorbenen Sup Ift. Richter z. Z. noch uiibeh'ht bleiben, wogegen Dippoldiswalde demnächst in der Person de» seitherigen Diakon»« O«car Meier an der Krenzkirche zu Dresden einen neuen Ephoru« erhalten wird, da der Letztere, wie man uns berichtet, Montag, den 1ö. d- M., vor deni Landes- consistorium sein Colloquium gehabt, dasselbe muthmaßlich auch be- standen und »un nur noch der Bestätigung der Herren Slaatsmiiiisier io Lvancrelie», bez. der Einführung durch ein Mitglied des Landes- consistoriumS entgegen,cuschen hat Daß die mit den dcfignirtcii Superintendenten vor dem Landesconscstorium abzuhallenden Colloquien jedeSinat Montag- stallfinden, beruht aus besonderer gesetzlicher Anordnung, indem in dem Regulativ vom 22. Sep tember 1835, 8. 22, ausdrücklich bestimmt ist, daß jene Colloquien auf Montag Vormittag von 10 Uhr an unter Berücksichtigung der von dem Designaten am Sonntage vorher in der evangctiichcn Hof- kirchc gehaltenen Predigt anzubcrauine» sind Diese Prüfung findet in latciniicher Sprache cm SessionSzimmer de« LandesconsisiorimnS zu Dresden statt und ist öffentlich: auch werde» die Ceniurgradc je nach dem Krade der Zutriedenheil der Examinatoren mit den Leistungen des Designate» ertheill, nämlich: „ausgezeichnet, lobenS- wcrth und hinreichend." Der Besuch der Prüfungen richtet sich selbstverständlich nach der Persönlichkeit de« Designaten, doch düriie das Hauptconlingenk der Besucher stets nnS «meritirlen Geistlichen oder solchen geistliche» Herren bestehen, welche der künftigen Ephorie des neuen Superintcndenlcn angebören. Diesmal zog gewiß auch der neue, sehr geräumige und schöne Sitzungssaal des ConiistoriumS in der II. Etage bei Snperintendentnrgebäudrs an der Kreuzkirche bei der jüngsten Designatenprüsung de» Sup. Meier-DippoldiSwalde eine ausnahmrweiie zahlreiche Corona an. Designat, ein züngcrer Bruder des Herrn Oderhofpredigcr I>r. Meier, wurde am 6. Juli 1844 in Zwickau geboren, amlirte von 1868 bis 1875 al-Pfarrer zu Schmiede- berg in seiner nunmehrige» Ephorie, kam 1875 als DialonuS an die Stadlkirche zu Pirna, woselbst er gleichzeftia als Prediger der Heil anstalt Sonnenstein thätig war, nnd trat 18,9 al« fünfter DiakonnS in das Ministerium der Krenzkirche zu Dresden ei», in welchem er bis zu seiner jetzigen Wahl zu einem Epkoralamtc allmälig in die zweite Stelle ansgerückt war. chreite». Das Reichsgericht (3. Strafsenats hielt den Sachverhalt Ur nicht genügend aufgeklärt, hob dieses Urtheil aus und per- wie« die Sache a» daS Landgericht zurück. vermischtes. Berlin, 18. December. Die Geburt de- neuen Prinzen erfolgte im königlichen Schlosse zu Berlin. Die Berliner wurden nicht sofort in der üblichen Weise durch Kanonenschüsse von dem Ereignisse in Kenntniß gesetzt; nur ein kleiner Theil der Bevölkerung erfuhr (wie schon kurz angesiibrts die Geburt de« Prinzen bereits gestern durch eine» Zufall in folgender eigenartigen Weise: Ter Kaiser hatte sich gestern Abend, nachdem er einem Diner beim englüchen Bolichaiicr, Sir Malet, beigcwohnt, in das Opern- ha»S begeben, um der Borstellung von „Lannhäusrr" deizuwohnen. Der Monarch »ahm in seiner Loge in der Milte des I. Rangs links Platz. Kegen 8 Uhr, gerade als der Pilgerchor im 1. Act auf der Bühne crichien, bemerkte man, daß dem Kaiser ein Schreiben überreicht wurde. Er siand sogleich auf und entfernt» sich, welcher Vorgang natürlich einige« Aussehen im Zufchauerraume hervorries und lebhaft bespracht» wurde. Die Aufklärung diese« Vorfalles erfolgte nach dem Ende de« zweiten Acte«: E« trat der Ober- regisseur der Oper. Herr Tetzlass. vor die Rampe und unter laut- loser Still» der envartungvollen Zuschauer sprach er etwa folgende Worte: „Se. Majestät der Kaiser haben befolgen, dem geehrten Publicum bekannt zu geben, daß Allerhöchstdemielben um 8Vi Uhr ein Prinz geboren worden ist." Run brach ein Jubel sondergleichen im dicht gefüllten Haust au«. Alle- erhob sicki von den Plätzen, e« wurden Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) si. Leipzig, 18. December. (L an d e« g e se tz li ch e B» st im mu n gen.) Außer den« deutschen Strasgesetzbuche und einer Anzahl anderer Rcich-geietzc, welche Strafbestimmungen enthalten giebt es im Deutschen Reiche, das heißt i» den einzelnen Bundes, stoalen eine Menge von Keiepen nnd gesetzlichen Bestimmungen welche für die verschiedensten Handlungen Strafe androde». Selbst wenn Jemand, um nicht in die Klippen der Kcietzes-Ucbertretung zu geraihcn, bemüht wäre, alle im Deutschen Reiche noch gütige» Strafbestimmungen kennen zu lernen, — eS würde ihm leicht paisiren können, daß ihm eine derartige Bestimmung in dem weit schichtigen Materiale dieses und des vorige» Jahrhunderts unver. sthcnS entschlüpfte. — Jedenfalls halte der Kaufmann Wilhelm Heinrich Cckenberg in Hannover nicht daran gedacht, etwas Strafbare» zu begehen, al» er ein Inserat, betreffend den von ihm hergeslelllen BluireinigungSIHee von Profk'svr Iw. Lallemand, für mehrere Hamburger Blätter ausgab. Trotzdem lag in seiner Handlungsweise eine KeietzeS-Uebertrrlung, denn er hatte di» hamburgüche Medicinal- Verordnung vom Jahre 1818 verletzt, welche in 8. 93 und 99 die „prahlerische Anpreisung untauglicher Heilmittel, durch welche dir Quachsalberei gefördert wird", verbietet und mit Straft bedroht. Er bekam zunächst aniVernnlaiinng des Amtsaiiwalls einen amtSricbler- tiche» Strasbeftht über 30 ./< Sodann befaßte sich das Schöffen gericht mit der Sache und schließlich auch die Strafkammer des Landgerichtes, welche wegen zweier Uebertretungen der Hamburger Medieinalverordnuna nnd des PreßgesetzeS auf 3ii^l erkannte. Dir Strafkammer, welche eigentlich als Berufungsinstanz entscheiden sollte, mar jedoch mit 5 statt mit 3 Richtern betetzt und erklärte da« Schöffengericht für unzuständig, io daß also das Urlheit der Straf kammer als i» erster Instanz gefällt anzusthen war. Hierdurch war es dem Angeklagten möglich geworden, auch noch da« Reichsgericht nnzurusen. Er war in der Verhandlung vor der Strafkammer vom Erscheine» entbunden worden und beschwerde sich nun darüber, daß man ihn nicht vorher davon in Kenntniß gesetzt habe, daß die Strafkammer in erster Instanz entscheiden wolle. Ferner behauptete er, die betreffend« Gesetzesbestimmung sti veraltet und durch das allgemeine Strafgeietz ersetzt. Der ToluS sei von der Strafkammer nicht binreichend sestgestellt, was nölhig gewesen wäre, da er wegen der gleichen Anzeige von anderen al» hamburgischen Gerichten wiederholt srelgeiprochen sti. —Da indessen da» Reichsgericht <3. Straf- fena«) eine Begründung für diese Beschwerden im Urtheile nicht zu finden vermochte, so erfolgte die Verwerfung der Revision. si. Leipzig, 18. December. (AuS der Schulstube.) Wegen vorsätzlicher Körperverletzung im Amte war der Lehrer Karl Schulz in Kotha zu Strafe verurtheü», weil er beim Durnunterricht einen Knaben erst geohrseigt und dann noch anderweitig geichlagen hatte. Ter Angeklagte batte Revision eingelegt und darin bestritten, daß er Beamter sti, denn er sei zur Zeit der Tbat erst Candidat und Hllsslehrer gewesen, das gothaische Volkslchulgtstp unterscheide aber scharf zwischen Eandidaten, widerruflich und unwiderruflich an- gesiclltcn Lehrern, auch beljauvtete er, rr sei sich nicht bewußt ge- wesen, die Grenzen der lanLeSgeictzlichen Vorschriften zu über .,Hochs" nnd „Hurrnhs" ausgebrocht, und man verlangte vom Orchester die preußische Nationalhymne. CapeUmeister Sucher erfüllte sofort den Wünsch der Versammlung »nd begann das „Heil Dir im Siegerkranz" zu dirigiren. Da» Publicum sang das L>ed begeistert mit. Danach wurde noch ein Tusch verlangt, die Zuhörerschaft deS Operiihantes stimmte ein und erst nach vielmals wiederholten Hoch- und Hurrabrusta konnte die Vorstellung ihren Fortgang nehmen und zu Ende geführt werden. In bewegter Stimmung verließ dann das Publicum nach Schluß deS „Tannhäuier" da« Opernhaus, um die Kunde von dem Ereignisse im Königshaus« in der Residenz weiter zu verbreiten. Es gebt schon aus den Bestimmungen, die für den gestrigen Tag getroffen waren und au» dem Aufenthalt de» Kaisers ini Opcrnkause hervor, daß das freudige Ercigniß früher ciugetrcten ist als erwartet wurde. Die Kaiserin selbst baue noch vorgestern eine Abordnung von Damen BrcSlauS cuipiaiigeii und denselben eine halbstündige Audienz ertheilt. — Heute ist folgender ärztlicher Bericht auSgegeben worden: „Nach einer leidlich vollbrachten Nacht befindet sich die Kaiserin beute recht wobl. Auch das Befinden deS könig lichen Prinzen ist normal. Berlin, den 18. December 1890. Ist. Olsbausen, l>r. Zunker." --- Berlin, 18. December. lieber die Kundgebungen aus dem Bahnhof Friedrich st raße wird noch werter gemeldet: Eine herzerquickende, erhebende, stürmische Ovation war »«. welche heute Abend 7 Uhr 6 Minuten dem Fürsten Bismarck auf dem Bahnhose Friedrich st raße von vielen Hundert Menschen dar- aebracht wurde. Der Fürst paisirtc um die genannte Zeit die dies seitige Station mit dem Berlin-Hamdurger Courierzuge aus der. Fahrt nach Friedrichsruh. Kaum war der Zug. in welchem der Lalonwagen BiSmarck's den vorletzten Wagen bildete, eingetausen, alS die bereits seit 6 « Uhr versammelt« Menge in brausende Hoch- rufe cinsbrach. „Hoch Bismarck", „Hoch Ew. Durchlaucht", „Es lebe Deutichlands erster Kanzler", „Hurrah, Hurrah!" so tünft es fort und fort während der ganzen AusenthallSzett de« Zuge«. Es war ein mehr als fünf Minuten langes ununterbrochene« donnerndes Hoch. Alsbald erschienen sänimtliche Insassen de« Salonwagen« an den Fenstern, am letzlen, da» wie die übrigen heruntergelasse» war, Fürst Bi-morck seidsi. Ter große Staatsmann sah vortrefflich und außer ordentlich sri!ch und leicht rvthlich gebräunt an« Gr trug eine grau-braune Reiftmütze mit vorstehendem Schirm und seinen langen dunklen Reiftüberzieher. Kaum war er sichtbar geworden, al« ein hinreißender Aei spontanster Begeisterung geschah. Die Menge drängle sich hulichwenkend und hochrufend an hen Fürsten heran, und ein Jever trachtete Seiner Durchlaucht Hand zu erhaschen, die der Gefeierte bereiiwtllig gab. Vielen gelang es, «inen warmen Handdruck Le« greisen Kanzler« zu bekommen, und beglückt gingen sie von dannen. Fürst Bismarck lächelte freundlich zu diesen Be weisen mächtiger Hingebung und sprach liebenswürdige Worte, die aber durch das brausende Hochrusen verschlungen wurden. Man sah, wie ihm diese ans warmen Herzen kommende Huldigung wohl- that, die, je unvorbereiteter sie war, desto packender wirkte. Um 7 Uhr 10 Minuten machte die fahrplanmäßige Abfahrt des Zuges der Ovation ein Ende. Wieder und wieder stllrmiiche Hochs und Hüteschwcnkeii, dis der Zug die Halle verlassen hatte. Fürst Bismarck blieb am Fenster und dankte fortwährend, di« die begeisterte Menge seinen Blicken entichwunden war. ---- Hamburg, 18. December. Fürst BiSmarck's Gepäckwagen gerietst bei Scbwarzenbeck in Brand und mußte auSgesctzt werden. Der Fürst kam deshalb in Friedrich» ruh ohne Gepäck an. Der Friedrich-ruber Babnhof war illuminirt und die Feuerwehr bildete mit Fackeln Spalier dis zum Schloß. ----Petersburg, l 1. December. Sehr wichtige Beiträge zur Geschichte der Beziehungen Rußlands zu Westeuropa finden sich iu dem unlängst erschienenen ersten Bande deS „Archivs de» Fürsten Kurakin", dessen Herausgabe der Rcdactcur der leitenden historischen Zeitschrift „Russisches A1terlb»m", SemewSki, besorgt. Die Fürsten Kurakin haben nicht selten koste Acmler im russischen Staatsdienst beNeidet und sich durch hervorragende Begabung ausgezeichnet. Der vorliegende erste Band der Sammlung enthält u. dl. die auto biographischen Aufzeichnungen de» Fürsten Lori- Kurakin, eine« Vcrtrauicu Peter» de» Großen, der Rußland in Rom, Hannover, den Niederlanden, England und Frankreich vertrat und sich an verschiedenen diplomatischen Eonserenzen betheiligte, sowie verschiedene Denkschriften desselben, die sich init der politischen Lage Europas im Anfang des 18. Jahrhundert- beschäftigen Besonders wcrlbvoll sind Kurakin- Tagebücher au- den Jahren >705—1708, denen namentlich Uber die damaligen politischen, wirlkschastlichen, gesellschaftlichen und Knnslzuständc in de» Niederlanden und in Rom anstehend berichtet wird. Die Sammlung cntkält ferner mehr als sechzig biSbcr noch nickst veröfscnlucht gewesene Briefe Peter'S deS Große» auS den Jahre» 1711—172», die zum größten Tbeil im AuSlandc geschrieben sind und sich auf verschiedene politische Angelegenheiten beziehen. Ein Theil meiner Mtep-Koiilkvlloii, VoÄiims u. liimiklMüei'olik ist im Preise bedeutend herabgesetzt.
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