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ri«4 Blutlaugen-, Fluß-, Fleck- und Leimsiedereien, Talgschmelzereien, Seifensiedereien und Kerzengießereien, Knochen- und Rußbrenne reien, Knochensiedereien, Knochen- und Wachsbleichen, FlachS- und Hanfröstanstalten, Schlachthäuser, Abdeckereien, Poudretten- und Düngerfadriken. Soll eine von diesen genannten Fabriken errichtet werden, so hat der Besitzer der OrtSobrigkeit dies unter Einreichung der Bau pläne mitzutheilen. Von Letzterer wird dies in dem AmtSblatte bekannt gemacht werden, damit Jeder, der sich in der Nachbarschaft durch eine solche GewerbSanlage irgendwie erheblich belästigt glaubt, binnen vier Wochen seine etwaigen Bedenken geltend machen und anbrinqen kann. Mit diesen hat sich denn der Fabrikbesitzer, so bald Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit damit verbunden sind, zu vergleichen, und kann sogar die Anlage ganz verweigert werden. Zeigen sich indeß erst später wirkliche Uebelstände und hat sich die Nachbarschaft innerhalb der gesetzlichen vier Wochen nicht zur Beschwerde gemeldet, so können von dieser nur Ansprüche auf Entschädigung gestellt werden, dem Verlangen, die Fabrik zu beseitigen, wird nicht mehr entsprochen. Ein nicht geringer Theil der Untersuchungskosten fällt dann auch den Beschwerdeführern zu, weshalb eS sehr gerathen erscheint, sich bei Aeitm vorzusehen. In ganz besonders gefährlichen Fällen ist zwar die Obrigkeit ermäch tigt, die Beseitigung eines solchen bereit- genehmigten GewerbS- locals zu verlangen; war der Besitzer aber früher allen Anforde rungen des Gesetzes nachgekommen, so muß er deshalb entschädigt werden und haben je nach Befinden die Obrigkeit oder die Nach barschaft, wenn nicht Beide die Entschädigungssumme zu zahlen. Die Anlagen zur Benutzung der Wasserkräfte sind gleichfalls nur mit Bewilligung der Behörden gestattet. Dasselbe gilt von der Anlage von Windmühlen in nächster Nähe von fahrbaren Wegen. Gewerbe, deren Ausübung viel Lärm verursacht, können in der Nähe von Kirchen, Schulen, Krankenhäusern untersagt oder so regulirt werden, daß für ihre Nachbarschaft möglichst wenig Be lästigung entsteht. Wir rechnen zu den ortspolizeilich requlirten Gewerben auch jene Erwerbszweiqe, die mit einem Fähigkeitsnachweis verbunden sind. Die Ausführung aller größer» Baulichkeiten und vorzugs weise aller derjenigen, welche mit Feuerungsanlagen versehen sind, ist in Zukunft nur geprüften Meistern gestattet. Dasselbe gilt von dem Beschlagen der Pferde. Da dies in der Regel die Ar beit der Schmiede ist, so haben wir, um Mißverständnissen vor- zubeugen, ausdrücklich zu erwähnen, daß die übrige Beschäftigung des Schmieds vollständig freiqegeben ist. Diejenigen Schmiede meister, welche bisher Pferde beschlagen haben, werden auch nach dem 1. Januar 1862 keiner Prüfung unterworfen werden. Für sie ist das Gesetz nicht rückwirkend. Umsatz bei ver Sparcasse und dem Leihhause im Monat November 1861. Es wurden bei der Sparcasse 33,990 Thlr. 23Ngr. — Pf. eingezahlt und 24,374 - 2 - 7 - zuruckgezogen, überhaupt aber 2077 Bücher expedirt, worunter 246 neue und 91 erloschene. Das Leihhaus hat auf 6,S21 Pfänder 22,898 Thlr. — Ngr. ausgeliehen und für eingelöste 14,272 Pfänder 44,266 Thlr. 15 Ngr. zurückempfangen. Euterpe. Die erste der drei Kammermusik-Aufführungen, welche das Direktorium der Euterpe für diese Saison angekündigt hat, ward am 3. December gegeben. Es war ein äußerst genußreicher Abend: das berühmte herzoglich Meiningensche Hof. Quartett der Herren Gebrüder Müller führte drei Streichinstrument-Quartette ersten Range- vor: von I. Haydn eins in v äur, das v moll von Franz Schubert und das moll von Beethoven. Es waren sonach mit den gegebenen Werken drei höchst bedeutungs volle Stadien der Kammermusik und der Tonkunst überhaupt bezeichnet. Wir lernten das Meiningensche Hofquartett bereit- bei Ge legenheit der Leipziger Tonkünstler-Versammlung im Jahre 1849 kennen. Ein Zusammentreffen verschiedener ungünstiger äußerer Umstände trat damals diesen Künstlern hemmend in den Weg und ließ uns daher auch nicht zu einem vollständigen Erkennen von deren Leistungsfähigkeit kommen. In dem vortheilhaftesten Lichte erschien unS dieselbe jedoch diesmal. Ein jeder dieser Brüder beherrscht sein Instrument mit der größten Sicherheit in technischer wie geistiger Beziehung, ist daher Virtuos im besten Sinne zu nennen. Die Art und Weise, wie die Herren Müller ihre Instrumente behandeln, entspricht vollkommen dem eigentlichen Wesen der Kammermusik und deS Quartettspiels insbesondere. Es ist hier rin glänzendes Beispiel gegeben, wie die Virtuosität des Einzelnen den höchsten Kunstzwecken dient, sich daher jeder Mitwirkende dem Ganzen unterordnet, ohne damit vie eigene künstlerische Selbstständigkeit aufzugeben. Keines der Instrumente tritt egoistisch hervor und sucht zu dominiren und dennoch kommt ein jedes in diesem musterhaften Ensemble zu vollster Geltung. Da- Kunstwerk kann unter solchen Umständen um so mehr mit seiner ganzen Kraft und Schönheit wirken, als auch das geistige Element in dem Spiel der Herren Müller dem Technischen adäquat ist. Wir fanden hier Eleganz mit Energie, Anmuth mit höherem poetischen Schwung vereint. Die äußerst feine Nuan- cirung ist bei diesen Künstlern keineswegs ein Tändeln mit pikanten äußeren Effecten, sie ist vielmehr stets auf rein künstlerische In tentionen begründet. AlS den Höhepunkt der diesmaligen Leistungen der Herren Müller müssen wir das v woll - Quartett von Kr. Schubert bezeichnen, ohne daß damit der vortrefflichen, ganz im Geiste deS Tonmeisters gehaltenen Wiedergabe deS Quartetts von Haydn und der technisch tadellosen und schwunghaften Ausführung be grüßen Beethovenschen Werks zu nahe getreten werden soll. Bewundernswerth war namentlich auch die Ausdauer der Künstler bei der Durchführung der drei Werke, von denen zwei alle geistigen und physischen Kräfte der Ausführenden in so ungewöhnlich hohem Grade in Anspruch nehmen. Etwas Außerordentliches leistete der zweite Violinist, als mitten im ersten Satz deS Beethoven- schen Quartetts die Quinte seines Instrument- sprang und er seine sehr schwere Stimme in ihren höheren Lagen mit höchster und vollkommenster Sicherheit und Reinheit auf der Saite weiter führte. Daß die vortrefflichen Künstler auch die größten äußeren Er folge errangen, bedarf kaum der Erwähnung. Wir glauben im Sinne aller echten Kunstfreunde zu handeln, wenn wir dem Direktorium der Euterpe einen besonderen Dank für die schönen und ungetrübten Genüsse dieser Aufführung aussprechen. F. Gleich. Zur Tageschronik. Leipzig, den 4. December. Gestern Abend nach 6 Uhr wurde der Handarbeiter Hegewald vor dem Tauchaer Thore von einem Kutschwagen überfahren. Derselbe war erst besinnungslos, kam jedoch bald wieder zu sich, und konnte, da er eine äußere Ver letzung nicht davon getragen hatte, nach seiner Wohnung in Neu schönefeld gebracht werden. — Die auf der hohen Straße Nr. 7 wohnhafte verw. Krabbe- hatte gestern Abend da- Unglück, in Folge eines Schwindel-, von welchem sie plötzlich befallen wurde, die Treppe herabzustürzen und sich dabei so bedeutend am Kopfe zu verletzen, daß sie in da- JacobShoSpital gebracht werden mußte. — Durch den heute früh 5»/« Uhr auf der sächsisch-bayrischen Bahn abgegangenen Schnellzug ist der bei Connewitz, in dem Bahn hause Nr. 4 ftationirte Bahnwärter Spihbarth überfahren worden. Ein die Bahn entlang gehender Bahnarbeiter fand denselben tobt zwischen den Schienen liegen. Jedenfalls hat Sp. in Folge be deute früh herrschenden starken Nebels das Herannahen de- Auge- übersehen. Nach den Verletzungen, welche an dem ganz entstellten Leichnam zu bemerken waren, muß sein Tod auf der Stelle erfolgt sein. — Heute Nachmittag i/, 4 Uhr wollte ein junger Mensch mit völlig durchnäßten Kleidern durch da- Rosenthalthor in die Stadt einpassiren. Derselbe wurde von dem in dem Thore stationirten Diener angehalten und erklärte Letzterem, daß er in dem wilden Rosenthale in da- Wasser gefallen sei. Sein ganze- Wesen ließ jedoch annehmen, daß er absichtlich in da- Wasser gegangen, au- irgend einem Grunde jedoch, vielleicht wegen der Kälte deS WasserS von seinem Selbstmordversuche abgestanden war. Der Diener brachte den jungen Menschen, einen condition-losen Kellner, nach dem Jacobshospitale. -7- Verschiedenes. Schmarda erzählt in seiner „Reise um die Erde* (I., 133) „Wie unsere Pferde- und Hundeliebhaber ihren Thieren die best klingenden Namen berühmter, am liebsten homerischer Helden und griechischer Götter beilegen, so suchen die Eseltreiber von Eairo den Werth ihrer Thiere in den Augen der Fremden und der eigenen Zunft dadurch zu erhöhen, daß sie ihnen die Namen berühmter Archäologen, die Aegypten bereisten, oder die der Mitglieder de- diplomatischen CorpS beilegen. DaS Verdienst findet als» auch auf ägyptischem Boden, der künftigen Apotheose unbeschadet, — schon bei Lebzeiten einige Anerkmnung, welche aber von den auf diese Weise populär Gewordenen, die sich von den abendländischen Vorurtheilen gegen ihre NamenSgenossen nur schwer lo-machen, nicht besonders geliebt wird." WM' Der vorläufige Bericht über die -estrige Sitzung der Stadtver ordneten bejmdet fich am Schluß de» Blatte».