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Die Mahdisten nähern sich. Verrat allenthalben. 157 morgens ein Brand in bedenklicher Nähe der Magazine aus und zerstörte in kürzester Zeit einen großen Häuser- und Hüttenkomplex, welcher fast nur von koptischen*) Schreibern bewohnt war. Während bei solchen Gelegenheiten früher jedermann Hand angelegt hatte, erwies sich hier der Fanatismus von seiner schlimmsten Seite; ich war auf die Soldaten angewiesen, um löschen zu können, und als ich einen mohammedanischen Schreiber fragte, warum er uns nicht helfe, antwortete er mir: „Das sind ja Christen, lasse nur!" Angesichts solcher Anzeichen hielt ich cs doch für besser zu handeln und setzte in einer andern Versammlung den Leuten die Sachlage auseinander, erklärte ihnen, wie meine Abwesenheit nur Unheil an- richtcn würde, und schlug vor, statt meiner den Kadi zum Haupte der Gesandtschaft zu ernennen. Merkwürdigerweise unterstützte mich dieser dabei, und so wurde denn die Deputation entsendet." Die Abgesandten sollten den Mahdisten die Übergabe der Provinz unter folgenden Bedingungen anbieten: In der Provinz bleibt der alte Zustand so lange, bis diejenigen, welche nach Ägypten gehen wollen, hierzu Dampfer und Boote aus Chartnm erhalten; die Provinz bleibt von jeder Invasion frei; die Mahdisten ent halten sich jeder Ausschreitung gegen die sudanesischen Soldaten. Es hatten nämlich einige von Luptons Soldaten, die sich durch die Flucht nach der Äquatorialprovinz gerettet hatten, die Nachricht gebracht, daß unmittelbar nach Besetzung der Provinz Bahr-el-Ghasal die Danagla alle Bücher und Papiere verbrannt, die Magazine geöffnet und geplündert, die Waffen und Munition an sich genommen und meistbietend gegen Geld oder Sklaven ver kauft hätten. Die Soldaten selbst wurden in Ketten gelegt. An den folgenden Tagen wurden auch sie teils öffentlich verkauft, teils von den Danagla als frühere Sklaven zurückgefordert. Während der Gefangenschaft hatte man ihnen das Essen in Löchern vorge worfen, welche man in die Erde gescharrt hatte. Am 3. Juni verließ die Gesandtschaft Ladü, und wenige Tage später ging auch Junker nach dem Süden ab, um zunächst in Dufilv den Gang der Ereignisse abzuwarten und dann über Sansibar nach Europa zurückzukchrcn. So war Emin wieder allein, kein gleichdenkender und mit fühlender Freund stand ihm zur Seite, der ihn in den folgenden Tagen aufgcrichtet hätte, wo Treubruch und Verrat ihm so herbe *) Die Kopten bilden eine christliche Sekte.