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92 Aus dem Morgenlande. Es ist eine auffallende Erscheinung, daß bei der Aufzäh lung von Metallen, edlen und unedlen, nicht nur dieselbe Reihenfolge von den Ägyptern beobachtet wurde, sondern daß sich mitten in dieselbe zwei Minerale eingeschoben finden, welche man zu den kostbaren Steinen rechnete und in den älteren Zeiten der Geschichte Ägyptens, nachweisbar bis zum sechzehnten Jahrhundert hinauf, wie Gold und Silber als Tauschmittel benutzte und deshalb wie die Edelmetalle nach ihren Gewichten in Pfunden und Loten in Ganzen und Bruchteilen näher bestimmte. Das waren der dunkelblaue Lasurstein und der grüne Malachit. Man begreift diese Ein- schiebung sofort, sobald man das Prinzip der alten Ägypter erkannt hat, Reihen von Mineralien nach ihrer Farbe zu ordnen, und zwar in der Folge von Weiß (Silber), Gelb (Gold), dunkelblau (Lasurstein), Grün (Malachit), Was serblau (Eisen), Rot (Kupfer) und dunkelgrau (Blei). Die Anordnung entspricht im allgemeinen der Folge der Farben auf einer Palette im ägyptischen Museum von Ber lin. Bon der Farbe selbst find die uralten Namen für das Silber als „das Weiße", und für den Lasurstein und den Malachit als „das Dunkelblaue" und „das Grüne" abge leitet. In bunten Abbildungen erscheinen in der That Waf fen, Schmucksachen, Geräte u. s. w. aus Metallen oder Edelsteinen in der angeführten Färbung: goldene Ringe gelb, silberne schneeweiß, eiserneKriegshelme, Schwerter, Beile, Lanzenspitzen hellblau, kupferne Helme und Waffen, Sägen, Sicheln, Messer, Spiegel u. s. w. rot ausgemalt. Für die Geschichte und das Vorkommen der Metalle bieten derartige buntfarbige Gemälde ein sehr wertvolles Material zur Be urteilung ihres ältesten Vorkommens und ihrer ältesten Ver wendung. DaS Zeichen für Gold stellt sich in der ägyptischen Hiero- glyphik in Gestalt eines langen zusammengelcgten Zeugstückes dar, das an den beiden Enden erfaßt wurde, um aus dem darin enthaltenen klein gestampften Golderz das Edelmetall