Aus dem Morgenlands. 77 „Ms sie diese spöttischen Reden hörte, da schickte sie zu ihnen, um sie zu einem für sie bereiteten Gastmahle einzu laden und legte einer jeden ein Messer vor und sagte dann zu Joseph: Komm und zeige dich ihnen! „Als sie ihn nun sahen, da priesen sie ihn sehr, schnitten sich in ihre Hände und sagten: Bei Gott! das ist lein menschliches Wesen, sondern ein verehrungswürdiger Engel!" „Darauf sagte sie: Seht, das ist derjenige, um dessent- willen ihr mich so getadelt." In denjenigen Ländern des Ostens, in welchen das Ver bot des Islam gegen die bildende und malende Kunst, in soweit sie die gotteslästerliche Nachahmung lebender Wesen betrifft, keine Beachtung mehr findet, und es dem Künstler frei steht, mit der einzigen Ausnahme des Gesichtes einer für heilig angesehenen Person, auch das Lebende mit Pinsel und Farbe wiederzugeben, bildet die angeführte Stelle des Koran einen sehr belicbtenVorwurfderkünstlerischenThätigkeit. Ich hatte oft Gelegenheit, auf meinen Wanderungen im Lande Iran in den Häusern selbst hochgestellter Personen von geistlichem Stande Wandgemälden gegenüberzustehen, deren Gegenstand mir anfänglich durchaus unverständlich war. Man stelle sich eine farbige Komposition von mindestens hun dert Personen vor, die sämtlich dem schönen Geschlecht an gehören und von denen jede, mit einem Messer in der Hand, damit beschäftigt ist, einen Apfel zu schälen und'in Stücke zu schneiden. Aus den Fingern fallen reichliche Blutstropfen zur Erde nieder. Aus Mangel an der richtigen perspektivi schen Auffassung sitzen die Gruppen der Frauen nicht neben einander, sondern übereinander. Die Augen der versammel ten Damenwelt sind auf ein schönes Pärchen gerichtet, das über den Köpfen aller nebeneinander sitzt. Eine vornehm ge kleidete Frau wirft einen süßzärtlichen Blick auf ihr Gegen über, einen schönen rotwangigen Jüngling, der bescheiden das Auge zu Boden senkt. Das alles, was der Künstler damit sagen wollte, sollte