72 Aus dem Morgenland«. chronologisches Bild entwickeln, als es, bis jetzt wenigstens, die Angaben aus den Denkmälern Ägyptens zu liefern im stande waren. Aber auch an den Ufern des Euphrat und des Tigris bildete jede Einzelregierung eine besondere Ära für sich, wo bei die Summe der Regierungen der ganzen Dynastie als Probe für die Rechnung galt. Durch eine Liste assyrischer Könige, welcher ursprünglich die Angaben eines chaldäischen Priesters, Berossos, zu Grunde lagen und die sich in der armenischen Übertragung des Eusebius und beim Syncellus mit vielen Fehlern in der Abschrift erhalten hat, kann der Beweis geliefert werden, in welcher Art diese Verzeichnisse angeordnet waren, um einen chronologischen Gesamtüberblick bis in die mythischen Zeiten hinauf zu gestatten. Nach I. Opperts neuesten Berechnungen umfaßt diese Liste der assy rischen Dynastien, wie sie in dem verloren gegangenen Werke des Berossos verzeichnet standen, den Zeitraum von 2506 bis 606 v. Ehr. Wir lassen es natürlich dahingestellt sein, inwieweit die vorgelegten Berechnungen des französischen Akademikers zutreffen oder nicht. Wir verdanken erst dem Mathematiker und Astronomen Ptolemäus, welcher am Anfang des zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung in Alexandrien seinen gelehrten Studien lebte, die Kenntnis einer Ära, die nach dem Namen des babylonischen Königs Nabonassar als die nabonassarische be zeichnet wird und mit dem 26. Februar 747 v. Ehr. begann. Obgleich zunächst Nabonassar und seine unmittelbaren Nach folger dem Reiche von Babylon und von Assur angehörten, so hatte Ptolemäus dennoch seinem Kanon der Könige die Form des ägyptischen Wandeljahres zu Grunde gelegt, so daß das Jahr nur aus 365 Tagen ohne den überschüssigen Vierteltag bestand. In der Berechnung der Regierungen der einzelnen Könige folgte er außerdem dem Beispiel der Ägyp ter (wenigstens zur Ptolemäerzeit), indem er das Jahr der Thronbesteigung eines Königs jedesmal als ein volles be-