Aus dem Morgenlands. 65 einer angewandten Ära in keinem Falle nachweisbar. Die Chronologie ist deshalb auf Kombinationen angewiesen, welche heutzutage in der Geschichte der ältesten Völker der Erde: der Ägypter, Babylonier und Assyrer, den Gegenstand der gelehrten Untersuchungen bilden. Der Grund für diese Erscheinung ist leicht einzusehen. Die eigentliche Geschichtsschreibung hatte vor dieser Zeit »och keinen Vertreter gefunden. Wir besitzen nicht einmal die zu sammenhängende Darstellung irgend eines Teiles aus dem historischen Leben eines der vorher erwähnten Völker, und die Inschriften auf den noch erhaltenen Steindenkmälern, Papyrusrollen und Thontafeln lassen keine Spuren erkennen, welche, und am allerwenigsten, auf eine kritische Behandlung der Zeitgeschichte hinwiesen. Die Aufgabe des Historikers war von keinem gelöst worden, der in jenen ältesten Kulturreichen die Geschichte seines Volkes und seiner Zeit ans eigenem Augenschein kennen gelernt hatte. Erst mit Herodot, in der Mitte des fünften Jahrhunderts v. Ehr., bricht sich die Ge schichtsschreibung im höheren Sinne des Wortes ihreBahn und behandelt ihren Stoff mit selbständigem Urteil, wie es dem damaligen Zeitalter der Menschheit entsprach. Nicht mit Un recht wird Herodot deshalb als der Vater der Geschichte von seinen Nachfolgern bezeichnet. Die Denkmäler lassen es durchaus nicht an Nachrichten fehlen, Welche chronologische Bestimmungen enthaften, aber diese Bestimmungen reichen nicht aus, um für die zusammen hängende Chronologie als feste Grundlagen zu dienen. Die Zeitangaben, wenn solche überhaupt zum Vorschein kommen, werden nach Tag, Monat und Jahr des regierenden Königs angegeben, wobei nicht einmal die Sicherheit der Jahreszahl der Regierung in allen Fällen »»bezweifelt bleibt. Um mit den Ägypten: anznsangen, so ist es eine erwiesene Thatsache, daß bis zu den Ptolemäern hin nach einer gewissen Reihe von Jahren der Regierung des Vaters der Sohn als Mit regent austrat und die Jahre seiner späteren selbständigen 5