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42 Aus dem Morgenlande. meinen Schema, wie ich es kurz vorher wiederholt habe, die hauptsächlichsten Unterabteilungen der ägyptischen Maße dar stellten, d. h. V-, Vi, Vs, Vi«, V-s, V«4 Kubikelle oder mit anderen Worten 160, 80, 40, 20, 10 und 5 Hin. Ich habe kaum nötig, darauf hinzuweisen, welche merk würdige Analogie das altägyptische System der Getreide- und Flüssigkeitsmaße mit unserem modernen darbietet, in welchem bekanntlich das Liter den Raum eines Kubikdecimeters oder den tausendsten Teil eines Kubikmeters bezeichnet. Der Unter schied liegt allein in der Teilzahl 320, welche wir durch die Decimalberechnung ersetzt haben. Die Zahl 320, welche bereits auf den beiden ältesten Rechentafeln aus der Mitte des dritten Jahrtausends v. Ehr. zum Vorschein kommt und deren Ursprung sicherlich in ein noch höheres Zeitalter zu versetzen sein dürfte, hatte ihre nachgewiesene Bedeutung nicht nur für das kubische Maß, sondern auch für die Berechnung der Flächenmaße, besonders der Feldmaße, in den Zeiten des ägyptischen Altertums. Er haltene Inschriften liefern die Beweise, daß die größte Grund einheit des Feldmaßes in Vs, V«, Vs, Vis, Vss geteilt, mit andern Worten, dabei dasselbe Prinzip verfolgt wurde, wel ches dem uralten System mit Hilfe der leicht teilbaren Zahl 320 zu Grunde lag. Einen merkwürdigen Gegensatz zu dieser Zahl und ihren Teilstücken bildete die von dem alten Kulturvolke der Baby lonier angewandte sexagesimale Rechnungsmethode, in welcher sich die Hauptstufen in der Ordnung 360, 60, 1, Vs», Vss» darstellten. Die geschichtliche Bedeutung dieses Systems, dessen Spuren sich bis in unsere Zeiten hin verfolgen lassen, ist weltbekannt. Es beherrschte die gesamte Kulturwelt des Altertums und verbreitete sich von Volk zu Volk auf den ältesten Handelsstraßen zu Wasser und zu Lande. Ob es auch Ägypten beeinflußt hatte oder ob im Verlaufe der späte ren Geschichte von Ägypten aus der Anstoß dazu gegeben worden ist, muß vorläufig als eine unentschiedene und schwe-