Aus dem Morgenlande. 191 j verschmäht hatten, mitten in das uralte Totenbuch eine ganze ! Reihe von Beschwörungen einzutragen, welche gegen die Bisse ! und Stiche des das Leben und die Gesundheit des Menschen bedrohenden Gewürmes gerichtet waren. Die Formeln schließen meist unverständliche Redensarten und Wörter in sich, wie sie nicht bloß in der ältesten Zeit den Zauberern eigen waren, um ein drohendes Übel fern zu halten und in wirksamster Weise abzuwehren. Und gerade dieser Zauber ist es, der dem ganzen übrigen Inhalt der Pyramidentexte ihren Grnndcharakter verleiht. Es I macht den Eindruck, als seien die unbekannten Verfasser der ! kulturhistorisch so merkwürdigen Überlieferungen aus der älte sten geschichlichen Vergangenheit Ägyptens wahre Hexenmeister gewesen, die nach der Volksmeinung cs verstanden, unter Priesterlichem Namen ihren Einfluß auf die beängstigten Ge müter der Menge auszuüben und unter dem Hellen klaren Lichte der ägyptischen Sonne die Mächte der Finsternis sich ihrem Willen unterthan zu machen. Das „Buch" der Pyra- Midentexte ist von diesem Standpunkte aus ein eigentliches Zauberbuch, mit welchem der ägyptische Gottesglaubc seinen ersten Einzug in die kaum gegründete älteste Kulturwelt hält. Der ägyptische Staat ist gestiftet, seine Provinzen, deren Hauptstädte sind fcstgestellt, der König trägt die Weiße Krone der Slldwelt und die rote der Nordwelt auf seinem Haupte, sein Hof ist von Edlen und Dienern bevölkert, die Bewohner beider Landesteile beugen sich vor seinem Throne und „be rühren die Erde zu seinen Füßen mit ihrer Nasenspitze," aber seine eigentliche Macht war in der Vorstellung begründet, daß er als Nachkomme und Vertreter des Lichtgottes auf Erden der Oberste aller Zauberer sein müsse, dem selbst »ach seinem Tode ein Dasein höherer Art beschicken sei. Über die Fragen nach dem Wo und Wie? sollte oas „Buch" in den Grabkammern der beschriebenen Pyramiden eine unfehlbare Antwort erteilen.