186 Aus dem Morgenlande. gezählt, und neben dem Bier wird der Wein und die Milch als labendes Getränk genannt. Auch für Salben und Schmin ken und für die Bekleidung war schon damals reichlichst ge sorgt, und zahlreich sind die Bezeichnungen der ein- und buntfarbigen Zeugstoffe, welche die Weberinnen für den Be darf der Landesbewohner anfertigten. Aber die Wohlgerüche Arabiens kannte man damals noch nicht. Die Texte der Pyramiden stellen den Glauben außer Zweifel, daß der Dahingeschiedene in seinem Pyramidenhause nach seinem vollendeten irdischen Dasein sich eines neuen Lebens erfreute, das er körperlich auf Erden, seelisch im Him mel weiter führte. Aber die Seele vermochte nach ihrem Be lieben sich mit dem Leibe zu vereinigen und den erstarrten Gliedmaßen und dem stillstehenden Herzen Gelenkigkeit und Bewegung zu verleihen. „Du lebst und du stirbst nicht," rufen in mehrfacher Wiederholung die Inschriften aus und das Leben war ganz nach irdischen Vorbildern eingerichtet. Der wiedererweckte Tote ißt und trinkt, ohne je zu hungern noch zu dürsten, er empfindet alle Bedürfnisse des mensch lichen Leibes, er wandelt auf seinen Füßen einher, er ver richtet auf den elysäischen Gefilden die üblichen Arbeiten des Landmannes, er kämpft mit Speer, Pfeil und Beil gegen die Feinde an, er feiert an den Festtagen des ägyptischen Kalenders frohe Feste, er vergnügt sich an der Jagd, am Vogelfang, am Fischen und an sonstiger Kurzweil, er gleicht mit einem Worte dem frommen König Osiris, der nach seinem gewaltsamen Tode zum erstenmale den Aufgang zum Lichte am östlichen Himmel vollzog und dem Gerechten als Vorbild diente in Gegenwart und Zukunft, aus Erden und im Him mel. Der aus der irdischen Welt abgeschiedene Mensch ging geradezu in dem Wesen des Osiris auf und auch ihm sollte zu teil werden, was dem Gotte beschieden war, dem sein Sohn Horus (die neugeborene Sonne) als Rächer und seine Schwestern Isis und Nephthys (die Flügel der Morgenröte) als Schirmcriu und Schützerin alltäglich erstanden. Im