166 Aus dem Morgenlande. tier einer der Prinzessinnen, fand sich in einem Sargkasten in dem unterirdischen Verstecke vor. Die sehr natürliche Frage, wie es komme, daß die Särge und Mumien der oben genannten Könige der ersten Gruppe, deren heute offen stehende Gräber von allen Reisenden in dem Königsgräberthale von Bab-el-meluk besucht und bewundert werden, in diesem unterirdischen Versteck neben den späteren Priesterkönigen der 20. Dynastie ihren letzten Ruheplatz ge sunden haben, wird von Herrn Maspero scharfsinnig in einer Weise beantwortet, der man seine Zustimmung nicht versagen dürste. Es ist bewiesen durch vorhandene schriftliche Zeug nisse, daß in den Zeiten der 20. Dynastie, zwischen 1200 und 1100 v. Ehr., mit dem beginnenden Verfall der ägyptischen Großmacht die zunehmende Verarmung der einst so reichen Bevölkerung Thebens ganze Banden von Diebsgenossen er zeugte, welche es sich zur Aufgabe stellten, die Gräber der alten Könige zu öffnen, die Mumien derselben ihrer Schmuck sachen zu berauben und die darin enthaltenen Gegenstände von Wert zu stehlen. Unter den letzten Ramessiden nahm diese Raublust bereits bedenkliche Dimensionen an. Die Diebe hatten sich in mehrere Gräber den Eingang zu verschaffen gewußt, daraus geplündert, was zu plündern war und selbst die Heiligkeiten der königlichen Leichen nicht geschont, indem sie dieselben in Stücke gebrochen oder mit sich sortgeschleppt hatten. Unter den Priesterkönigen stand das Diebsgewerbe in den Königsgräbern im höchsten Flor. Zeitweise wurden deshalb von den erwähnten Königen Kommissionen ernannt, welchen die Aufgabe zufiel, die Gräber zu untersuchen und die zerfallenen oder beschädigten Teile der Särge restaurieren zu lassen. Einzelne Inschriften auf den gefundenen Sargen der Könige der älteren Epoche bezeugen diese Thatsache aus drücklich. Schließlich blieb nichts anderes übrig, als die Särge und Leichen der Pharaonen, welche sich in dem weit abgelegenen, schwer zu bewachenden Totenthale von Bab-el- moluk in ihreni ehemaligen Hypogeen befanden, nach der