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154 AuS dem Morgenlande. Gräber zu bauen nicht unterließen (noch heute sind diese Königsgräber vorhanden). Pyramiden konnte man nicht mehr errichten. Die West seite Thebens ist eingeschlossen von hohen Gebirgen, es war daher kein Raum vorhanden, um Pyramiden im Maßstabe der alten Grabdenkmäler der memphitischen Könige aussühren zu können. Denn es rücken die Felsen im Westen so nahe an den Fluß heran, daß die Pyramiden die ganze Westseite der Stadt ausgefüllt haben würden. Mer selbst in diesem Falle würde die Höhe der nahen Bergwände den Eindruck der Pyramidenbauten abgeschwächt haben. Man wählte des halb die Berge selbst als Gräberstellen und bohrte lange Schachte in einem Seitenthale des thebanischen Westgebirges, welches ausschließlich dazu bestimmt war, die Gräber der thebanischen Könige zu enthalten. Diese Schachte gehen tief in den Berg hinein, anfangs abwärts und dann in gerader Rich tung in die Tiefe des Felsens. Ich liefere die ausführlichere Beschreibung eines dieser Gräber, das noch heute von den Reisenden besucht wird, weil durch eine wunderbare Fügung des Schicksals sein alter Plan uns erhalten geblieben ist, welchen der ägyptische Architekt, der mit der Ausführung dieses Grabbaues beauftragt war, auf einen Papyrus hin gemalt hatte. Der Plan mit seinen Beischriften und Maß angaben ist fast vollständig erhalten. Die berühmte Papyrus rolle befindet sich im Museum zu Turin. Nach diesem Aufriß antiken Datums, der nur mit geringfügigen Ausnahmen mit dem vorliegenden Risse nach heutigen Aufnahmen überein stimmt, folgen zunächst vier Korridore in gleicher Richtungs- achsc. Der erste, welcher den eigentlichen Eingang in das Grab bildet, ist von geringer Länge. Von ihm aus geht der Weg abschüssig bis zum vierten hin, für den bequemeren Transport des Sarkophages hcrgerichtet; dann folgt ein fünftes Zimmer, sonderbarerweise das „Wartezimmer" be nannt (in welchen man etwas warten soll, bevor man das folgende betritt); hierauf Zimmer sechs, in welchem der