6 Aus dem Morgenlande. fördern; lehrte ihn die Arbeiten Champolions, die Entzifferung der Hierogihphenschrift und deren Grammatik, kennen. Mit dieser ver traut geworden, warf Brugsch sich aus das Studium der demotischen, d. h. der altägyptischen Volkssprache und Schrist, mit gleicher Leiden schaft. Bald lernte er diese Zeichen auf Steininschriften und Papyrus resten lesen und entziffern. Ja noch als Schüler des Gymnasiums verfaßte er eine Grammatik der demotischen Sprache der alten Ägypter. Alexander von Humboldt, der hochherzige Förderer aller geistigen Bestrebungen, unterstützte den jugendlichen Gelehrte» mit den zur Herausgabe dieser Arbeit erforderlichen Geldmitteln. Wenn Lepsius, der Berliner Ägyptologe, ein abfälliges Urteil über die selbe abgegeben haben soll, so fand sie dasür in Paris eine desto ehrenvollere Aufnahme. Eine der ersten Autoritäten, Vicomte E. de Nougö, spendete dem Werk des jungen Deutsche» die wärmste Aner kennung. Vor seinen Lehrern hatte dieser merkwürdige Gymnasiast jene Studien und Arbeiten vollständig geheim zu halten gewußt. Sie sahen ihn nur besonders auf den Gebieten der Sprachen, der Ge schichte, Geographie, Mathematik und Naturwissenschaften während dieser Zeit überraschend schnelle glänzende Fortschritte machen, ohne zu ahnen, welche Bedeutung er durch eigene Kraft, heimlich studie rend und arbeitend, in der Specialwissenschaft der ägyptischen Alter tumskunde erworben hatte. Das Glück gesellte sich dem Talent und dem Fleiß. Direktor Passalacgua machte Friedrich Wilhelm IV. auf Brugsch und seine Arbeiten aufmerksam. Der König gewährte ihm ein reiches Stipendium, um seinen Universitätsstudien obzu liegen, und nach deren Absolvierung eine neue königliche Unter stützung, um seinen sehnsüchtigsten Wunsch zu erfüllen, Ägypten zu bereisen und die gewaltigen Denkmale der Pharaonenzeit in ihrer Heimat mit eigenen Augen zu sehe» und zu studieren. Im Jahre 1852 trat Brugsch diese Reise an. Er hatte das Glück, in Kairo die Bekanntschaft des berühmten französischen Ägyptologen Mariette- Bey zu machen, der damals eben in der Nähe des Dorfes Sakkarah bei der Ungeheuern Totenstadt der Hauptstadt des alten Reiches, Memphis, die Ausgrabung des dort entdeckten grandiosen unter irdischen Felsengrabes mit den kolossalen schwarzen Granitsarko- phagen der heiligen Apisstiere leitete. Dabei wurde auch eine außer ordentliche Menge demotischer Jnschrifttexte ans Licht gefördert, welche dem Scharfsinn und dem gelehrten Wissen des deutschen For-