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Die Nadelhölzer Indiens. 8 erklärt manche Verschiedenheiten im Unterwuchs und in der Bodenbedeckung, die dem aufmerksamen Beobachter in den Wäldern dieser Himalaya-Kiefer auffallen. Auf gutem Boden, wie auf dem Schiefer und Gneis weiter im Innern des Gebirges, in den Thälern des Jumna, Ganges und ihrer Nebenflüsse, wo Bestände dieser Kiefer viele tausende von Quadratkilometer bedecken, findet man häufig einen viel dichteren Jungwuchs im Schatten des vollbestockten Bestan des, als mau dies bei unserer Kiefer zu sehen gewohnt ist. Wo aber die Waldfeuer der heißen Jahreszeit so heftig sind, daß der Jungwuchs nicht aufkommen kann, da ist statt dessen der Boden mit einem Teppich hoher Gräser bedeckt, zwischen denen schönblühende Stauden und ansehnliche Halb- sträucher, von denen manche, wie Vixna vsxiUata. mit großen, hellpurpur farbigen Blüthen, Arten von Tssxeäera und andern Papilionaceen wohl einen Platz in unseren Kalthäusern verdienen möchten. Auch der Unterwuchs von Sträuchcrn und Laubholz ist viel üppiger und mannigfaltiger im Schatten der I'inus lonxikolia, als in den deutschen Kieferwaldungen. Während das Unterholz unserer Kiefer-Bestände nur aus solchen Arten besteht, die wie die Buche viel Schatten ertragen, so finden wir in den Waldungen von Uinus lonxifolia, je nach der Erhebung über dem Meere, einen reichen Unterwuchs von Eichen, ^.näromeäa, L^mxlooos, ösrberis und anderen Sträuchern, unter ihnen den in unseren Gärten viel gezogenen und auch am Mittelmeer einhei mischen Perückenstrauch (Ulms Lotinus). Das Thal des Dehra Dün und die Berge, welche es einschließen, bilden die untere Grenze dieser Kiefer und hier finden wir in ihrer unmittelbaren Nähe eine Vegetation von ganz tropischem Charakter. Wie bekannt und schon erwähnt, liegt der Fuß des Himalaya-Gebirges außerhalb der Tropen, aber der Schutz, den das Himalaya-Gebirge und die im Norden sich an schließenden ausgedehnten Hochebenen von Tibet gegen alle nördlichen Luftströ mungen gewähren, giebt dem Klima der am Fuße des Gebirges liegenden Gegenden einen fast tropischen Charakter, und demgemäß sind in den aus gedehnten Waldgegenden, die sich am Fuße des Himalaya hinziehen, die Gattungen und Arten des tropischen Indiens vorherrschend. An die Bestände von Uimm tonAikolia grenzen unmittelbar die Wälder des Sal-Baumes (8borsa robasta). Man liest häufig in den Beschreibungen tropischer Gegenden, daß es dort nur Mischwaldungen gebe, in denen keine Art vorherrschend sei, wie dies in unseren Buchen- und Kiefernbeständen und in anderen Waldungen des gemäßigten Europa der Fall ist. Allerdings ist die Mannigfaltigkeit der Baumarten im Walde viel größer in den wärmeren Gegenden der gemäßigten Zone und in den Tropen als in unseren Breiten. In Europa zählt man gegen 190 einheimische Baumarten, während Indien mit einem nur halb so großen Areal weit über 1000 Species von Bäumen in seinen Wäldern beherbergt. Dennoch giebt es in den tropischen Gegenden Indiens ausgedehnte Wälder, in denen nur eine oder wenige Baumarten vorherrschen. Daß dies in den Wäldern von kinu8 loagikolia der Fall ist,