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Mp) iger TaMM Anzeiger. AmtMM dl? KmA BkMzmchlS und dlS Rach» drr Stadt ÄipM W Lk«. Donnerstag den 17. September. 1863. Bekanntmachung. Die Königliche Kreis - Direclion bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß nach dem Ausscheiden des Herrn AmtShauptmannS von Oppel aus dem Staatsdienste die interimistische Verwaltung der AmtShauptmannschaft zu Borna bis auf Weiteres dem Herrn RegierungS-Rath vr. Platzmann übertragen worden ist. Leipzig, am 15. September 1863. Königliche Kreis - Direktion. . von Haugk. Martens. Bekanntmachung. Die Maurerarbeiten für Beschleußung des südlichen ^heiles der Bofenstraße an Stelle der in Wegfall kommenden Schleußt der früheren kleinen Gasse sollen an den Muidestfordernden vergeben werden. Wir fordern Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gesonnen find, hierdurch auf, die Zeichnungen und Anschläge auf dem Rath-bauamte einzusehen vnd ihre Forderungen bis 21». September d. I. Abends 6 Uhr daselbst versiegelt abzugeben. Leipzig, den 17. September 1863. Des Raths Bau-Deputation. Bekanntmachung. Der Inhaber des verlorenen Quittungsbuches Nr. 40628 wird hierdurch aufgefordert sich damit binnen 3 Monaten und längstens am 17. Deeember d. I. bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um sein Recht daran zu beweisen oder das Buch gegen Belohnung zmückzugeben, widrigenfalls der Betrag desselben dem Anzeiger, gemäß den Statuten der Sparcasse ausgezahlt werden wird. Leipzig, 1b. September 1863. Die Sparcaffe zu Leipzig. Fellr Mendelssohn in Leipzig. ii. Kaum hatte Mendelssohn sich in Leipzig einigermaßen einge richtet, als er seinen Vater verlor und er, wie er sich ausdrückt, ,zu« erstenmale recht im Innersten fühlte, was es heißt, das bitterste, schmerzlichste Unglück zu erleben. Mein Wunsch war, den ich mir vor allen jeden Abend neu gewünscht hatte, diesen Verlust mcht zu erleben, weil ich an meinem Vater so ganz und gar ge hangen habe oder vielmehr hänge, daß ich nicht weiß, wie ich mein Lebe« nun fortsetzen werde, weil ich nicht blos den Vater ent behre« muß (ein Gefühl, das ich mir schon seit meiner Kindheit al- da- herbste dachte), sondern auch meinen einzigen ganzen Freund während der letzten Jahre und meinen Lehrer in der Kaust und im Leben. Das Einzige bleibt da, die Pflicht zu thun und dahin suche ich mich zu bringen mit allen meinen Kräften, denn er würde es so verlangen, wenn er noch gegenwärtig wäre und ich will nicht aufhören, so wie sonst nach seiner Zufriedenheit zu strebe», wenn ich sie auch nicht mehr genießen kann." Dabei gesteht er, „daß die Leute hier freundlich und theilnehmend sind und «ir da- Leben so leicht zu machen suchen wie sie können. Meine Stellung ist hier von der angevehmflen Art: willige Leute, ein gute- Orchester, das empfänglichste, dankbarste musikalische Publi cum, dabei gerade so viel zu thun als mir lieb ist, Gelegenheit »eae Sachen sogleich zu hören; auch hübschen Umgang habe ich vollauf und das wäre wohl Alles, was man zum Glück braucht, »am — da- nicht tiefer säße. " 9« Frühjahr ging er «ach Düsseldorf und Frankfurt, und er schrieb seiner Mutter: „Die Art, wie man mich auf meiner Reise ausgenommen hat, ist so wie sich'- ein Musiker nur irgend wün sch« kan» und wenn da- Alle- auch wenig oder gar nicht- bedeuten mag, so ist eS doch ein Zeichen von Freundlichkeit, die immer wohlthut, und alle solche Zeichen sind mir lieb, weil ich »ir bewußt bin, nicht- gethan zu habe», um sie hervorzurufen. Ls »acht «ir überhaupt Freude, dir schreiben zu können, daß ich jetzt m Deutschland wohl festen Fuß gefaßt habe und nicht meiner Esistenz wegen nach dem Auslande zu wandern brauchen werde. Dr» hat sich eigentlich erst seit einem Jahre und namentlich feit »einer Stellung in Leipzig deutlich gezeigt." Sein Paulus wurde zum erstenmale aufgeführt und er schreibt darüber: .Ich Labe mich bei der ganzen Aufführung fast nur wie ra Zuhörer gestanden und mir den Eindruck de- Ganzen zu er hall« gesucht. Viele- hat mir gar viele Freude gemacht, AudereS nicht, aber an Allem habe ich sehr gelernt und hoffe eS besser zu machen, wenn ich mal ein zweites Oratorium schreibe." In Frankfurt traf er bei Hiller Rossini. „Er saß da groß und breit, in liebenswürdigster Sonntagslaune. Ich kenne wahrlich wenig Menschen, die so amüsant und geistreich sein können wie der, wenn er will. Wir kamen die ganze Zeit aus dem Lachen nicht heraus. Ich habe ihm versprochen, im Cäcilienverein ihm die Lwoll-Messe und einige andere Sachen von Seb. Bach Vor singen zu lassen. Da- wird gar zu schön sein, wenn der Rossini den Seb. Bach bewundern muß. Er denkt aber: ländlich, sittlich, und will mit den Wölfen heulen. Von Deutschland ist er ent zückt, sagt er. Bon Paris und allen Musikern dort, von sich selbst und seinen Compositionen erzählt er die lächerlichsten, lustigsten Dinge; er hat vor allen gegenwärtigen Menschen so ungeheuer» Respect, daß einer ihm wirklich glauben könnte, wenn man keine Augen hätte, um sein kluges Gesicht dabei zu sehen. Geist und Lebendigkeit und Witz in allen Mienen und in jedem Worte, und wer ihn nicht für ein Genie hält, der mag ihn nur einmal so predigen hören, er wird dann seine Meinung schon ändern." In diesem Sommer verlobte er sich in Frankfurt und am neuen Jahre 1837 schreibt er aus Leipzig: „Am Mittwoch war Fest bei Keil-, wo eS Weihnachtsgeschenke und Gedichte regnete und wo ich unter andern eins bekam, da- meine Verlobungsgeschichte im Ro manzenion besang „In Frankfurt auf der Zeit" und da- sehr be wundert wurde. Als sie nun bei Tische anfingen Lieder zu singen und ich einige betrübte Gesichter schnitt, fiel es Schleinitz ein, mir herüberzurufen, ich möchte doch meine Romanze gleich componiren, damit sie etwa- Neue- flngen könnten. Die jungen Damen brachten mir sofort Notenpapier und Bleistift; mich ergötzte die Anforderung und ich compouirte da- Lied unter der Serviette, während die Anderen Kuchen aßen, schrieb die vier Stimmen aus und ehe die Ananas aufgegeffeu war, suchten die Sänger ihr ^.-äur und sangen es so untadelig und von »mors, daß es allgemeinen Jubel erregte und die ganze Gesellschaft auimirte." „Ob es mir gefällt?" schreibt er an Ferd. Hiller. „Denk' Dir eS nur, wenn ich als Ehemann in einer netten, neuen, be quemen Wohnung mit freier Aussicht über Gärten und Felder und die Stadtthürme wohne, mich so behaglich glücklich, so ruhig froh fühle wie niemals wieder seit dem ähnlichen Hause, wenn ich dabei gute Mittel und guten Will« von allen Seiten zu Gebote stehen habe, ob mir eS hier nicht gefallen muß. Ich bin fast der Meinung: entweder diese Stelle oder gar keine. Freilich habe ich auch viele Tage wo ich denke: keine Stelle wäre doch das Aller-