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Cap. I. Scheinbare und wirkliche Bewegungen. 2 ceffe stört, und nicht die Empfindungen von Stößen oder Erschütterungen zurückläßt, kann offenbar bestehen, ohne von unS bemerkt zu werden. Es giebt kein eigen- thümliches Gefühl, was uns benachrichtigt, daß wir uns in Bewegung befinden. Wir empfinden aller dings Erschütterungen oder Stöße, weil diese plötzliche Veränderungen der Bewegung sind, wel che, wie uns die Gesetze der Mechanik lehren, durch plötzliche und mächtige Kräfte erzeugt werden, die während kurzer Zeiträume wirken; diese Kräfte nun, auf unsere Körper angewendet, sind dasjenige, was wir empfinden. Wenn wir z. B. in einer zuge machten Kutsche, oder mit verschlossenen Augen fahren, (um keine äußern Gegenstände gewahr zu werden), so spüren wir eine Erschütterung, von den Unebenheiten des Weges herrührend, über welche das Fuhrwerk nach und nach steigt und fällt, aber wir haben keine Em pfindung der Fortbewegung. Ist der Weg ebener, so empfinden wir weniger von der Bewegung, obschon die Geschwindigkeit derselben zugenommen hat. Wer auf der berühmten Eisenbahn zwischen Manchester und Liverpool gereiset ist, versichert, daß außer dem Getöse des Wagenzuges und der Geschwindigkeit, mit welcher äußere Gegenstände vorüber zu fliegen scheinen, man fast keine andere Empfindung, als diejenige voll ständiger Ruhe, habe. 16) Aber an Bord eines Schiffes, wo ein großes Körpersystem in Bewegung erhalten wird, und wo wir von einer Menge von Gegenständen umgeben find, die mit »ns selbst, so wie auch mit einander an der ge meinschaftlichen Fortbewegung der ganzen Masse Tbeil nehmen, empfinden wir auf eine höchst genügende Weise die Identität des Gefühles zwischen einem Zustande der Bewegung und einein Zustande der Ruhe. In der Ca- jüte eines großen und schweren Schiffes, welches vor dem Winde bei ruhiger See sanft dahingeht, oder ei nen Kanal entlang gezogen wird, giebt es nicht die kleinste Anzeige, die uns den Weg verräth, den es ein schlägt. Wir lesen, sitzen, gehen und verrichte» jede gewöhnliche Handlung, als ob wir auf dem Lande wä-