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Grste Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. m z«. Dienstag den 30. Januar 1877. 71. Jahrgang. erden oärtS :ei. l gut Tr. ell u. , ll- i» ä»s» er > nt»r sostü- ^inclle >e, ülligfi e Men, läge. find n. I» ckt. iilger- k'. I. :rleih! Gew und -.r-S. leihen dlS. ij»« aSken- Tr.!. billigst Tr. 2 e.nz vcr 1b vev- » sind lmk- .M.s. it -irr Ä a .«.v. er, ph'li«. ach«. :n mit aller iten. «n. aal heit Dund« Stage- Schwurgericht Leipzig. Die IahreSliste der Geschworenen und HülsSgeschworenensürl877 enthält die Namen folgender Herren: Musikalienhdlr. M. Abraham, Saufleute Emil Al brecht, Paul Rich. Arndt, Ernst Heinr. Ayrer, Rob. Herm. Böhme, DecorationSmaler Ioh. Anton Becker. Re staurateur Jos. C. Ed. Baarmann, GlaShdlr. u. Stadtv. Rob. Bley genannt Syrutschök, Hain, Freih. v Welck u. Rentier MangelSdors 1 ni Grimma, Gutsbesitzer Esche in BargiSdorf, Gutsbesitzer Gehrt in Schleenhein, Gutsbesitzer Winkler in Bcckwitz, Rittergutsbesitzer vo nacker in HauSdorf, Rittergutsbesitzer Born in Hohnbacb, Gemeindeältester Naumann in Ara- lapp, Rittergutsbesitzer Beyer in Weisenau, KohlenwnkSbisitz» Niescher in Scoplau, Ritter» utSbesitzer Steiger in Zschirla, Gutsbesitzer eich mann in Altmörbitz, Rittergutsbesitzer E. Otto Berger, Kausm. Adolf Brande-, Cigarrensabrikant Jul. Carl CichoriuS, Kausm. Alexander Crayren, Buchhändler Max Cyria- cuS, Buchhändler Alexander Danz, Buchdruckerei befitzer W. E. Drugulin, Kausm. Leop. Gottfr. Oskar Dähnert, Lehrer IuliuS Dörfer, Buchdruckereibesitzer Alexander Edelmann, Kauf mann Hermann Ernst, Buchhändler Hermann FrieS, Pianoforte-Fabrikant Gust. IuliuS eurich, Saufleute Herm. Traug. Fritzschejan, LouiS Goldschmidt, Privatier Philipp Gerst- seld, Kaufleute Gust. Ad. Geyer. Carl Götze, Ed. Herm. Hallberg, Carl Heinr. William Hofsmann, Adalbert HawSky, MechanikuS ThomaS Hauser, Buchhändler Wilh. Leop. Gust. Her re, Buchdruckereibesitz» I. Bernhard Hirschfeld, Saufleute Emil Rob. Hutter, Bernh. Ludwig Hüffer, Hutsabrikant Friedr. IuliuS Hoff mann, Commerzienrath Beruh. Wolsgana vr. Hübner, Kausm. Carl Heinr. Ferdinand Jung, Privatmann OSkar Iven, Buchhändler Albrecht Kirchhofs, Kausm. Heinr Kunath, Buchhändler Otto Klemm, Kausm. Carl Gottlob Kluge, Privatmann Carl Ferd. Kob, Kaufleute F. R. August Kli scher, Fr. Georg Kreyselitz, Buchhändler Felix List, Buch Händler Alfred Lorentz, Kausm. C- H. Leute mann, Buchhändler Felix Aug. Matth. Liebe- kind, Kauflmte Jul. Friedrich Meißner, Carl Theod. Mitscherlich, Carl Theodor Mirus, Ernst Gustav Metzner, HandelSgärtner Ioh Georg Friedr. Mönch, Maurermeister Friedr. Adolph Nolte, Kausm. Gustav Carl Platzer, Privatmann Carl Pohl, Kaufleute Conrad Georg Rödiger, Carl Otto Röhling, Wilh. L- Hermann Reifenstuhl. Ioh. Ludw. Ehrig Ro senkranz. Anton Raphael Röder,Schuhmacher meister C- Advlph Ludw. Riebrich, Kausm. Arwed OttoRoßbach, Buchhändler Richard Otto Re iS land, Buchhändler Ioh. Aug Ludw. Staakmann, Kaufleute Friedr Wilh. Adolph Storme, Carl Schönberg, Fabrikant Herm. Sand, Kausm. Carl Gottfr. Schwarzburger, Holzbildhauer Franz Schneider, Kaufleute Wilh. Ed. Hugo Sckars, Max Adolf Seeger. Wilh. Rudolf Schütz, Fabrikbesitzer vr. Ml. Carl Schräder, Seifensabrikant Franz Stickel, Buchhändler Ernst Arthur Seemann, Kaufleute Ferdinand Wilh. Stütz, Conrad Alfred Thieme, Buchhändler T- O.Weiael, Kausm. Otto TheoborWinckler, smmermeister Friedr. Louis Wangemann und evollmächtigter der Leipziger Immobilien-Gescll- schast Hermann Apotheker K o Da th mann un- Braucrcibesitzer Rühl in VolkmarSdorf, Damps- mühlenbesitzer Eisen reich in Neuschönefeld, Guts besitz» Keilhaue, in GroßpöSna, Hausbesitzer Leibnitz in Llebertwolkwitz, Gutsbesitzer Fichtner in Sellerhausen, Mühlenbesitzer Born in Zehmen, Gutsbesitzer Staub in Göhren, Rentier Hahn in Holzhausen, Ziegeleibesitzer Oertel in Eutritzsch. Gutsbesitzer Schlippe u. Hutfabrikant Haugkin GohliS, Brauereibesitzer Offenhauer, Zimmermeist» Pätzig und Kaufmann Weber in Lindenau, Rentier Hornburg in Plagwitz, Gutsbesitzer Sperling in Großwiederitzsch, Guts besitz» Dönickein Lindenthal. Gut-besitzer Hucho in Seehausen. GutS- und Ziegeleibesitzer Schköl zig er in Gundorf, Rittergutsbesitzer Wein- schenk in Wachau. Mühlenbesitzcr Bauer in Connewitz, Fabrikbesitzer Schlobach in Böhlitz Ehrender«, Rittergutsbesitzer Weidlich in CoS Puden, Tastwirth Müller in Möckern, Guts besitzer Gärtner in Probstheida, Gutsbesitzer Altner in Taucha. Gutsbesitzer Kühne in Gottscheina, Gutsbesitzer Sander in Sommer seid, Rittergutsbesitzer Gontard in Mockau, Gutsbesitzer Wolf in Markranstädt, Ritter- gutSpachter Lehmann in Quesitz, GutSbe- zrtzer König in Kulkwitz, Gutsbesitzer Beyri chen in Knauthain, Rittergutsbesitzer Selt mann in Großdölzig, Rittergutsbesitzer Reinicke in Großdölzig, Hauptcollecteur Meyer in Geit Hain, Rentier Zwicker daselbst, Kaufmann Koch, Bäckermeister Lorenz und Dampsmü ^ WeiSke in Lausigk, MühlengutSbesitz» Pfeffer körn in RegiS, StadtgutSbesitz» Dietzmann in Rötha, Rittergutsbesitzer Freiherr v. Friesen in Rötba, Stadtrath Eckhardt, Fabrikbesitzer Trenkler und Oberförster Tittmannin Colditz; Kürschner Iohlige, Pianosortesabrikant Heyl und Lohgerber Jacob in Borna, RittergutS- vachter Töpfer in Böhlen, Gutsbesitzer Stein in Lobschütz, Schnitthändler Sittel in Frohburg, Buchdruckereibesitzer Ger lach und Oberförster Lomler in Zwenkau, Kausm. Heyneck und Schuhwaarensabrikant Altmann in Groitzsch. Rittergutsbesitzer vonGörschenin Auligk, GutS besitz» Poigt in Großprießligk, Gutsbesitzer Otto in Stöntzsch, Gutsbesitzer Dörstling in EberSbach, Gut-besitzer Gnäupel in Tauven- Burkhard in BrandiS, Kausm. Leichsenring in BrandiS, Gutsbesitzer Spenke in GerichS- hain, Lohgerbermeister Spenke in Mutzschen, Gut-besitzer Kraft in AlbrechtShain, Ritterguts- Pachter Kabitzsch in Altcnhain, Ritlergut-besitzer Schenkel in Böhlen, Gutsbesitzer Blankmeister in Glosten, Gutsbesitzer Buch heim in Golzern Gut-besitzer Schützenmeister in Großbardau, FreigutSbesitzer Flemmiger in Großbuch, Ritter- gutSpächter Kayser in Haubitz, GasthosSbesitzer Keil in Köhra, Rittergutsbesitzer von Abend - roth in Kösen, Rittergutsbesitzer Dietze in Pomßen, Gutsbesitzer Schippan in Rackwitz, Gut-besitzer Barth in Schkortitz, Guts besitzer und Gemcindevorstand Heyne in Threna, Postmeister Ibscher in Pegau. Seilermeister Apitzsch in Pegau,.Kausm. LamPr echt in Pegau, Schneidermeister Naumann in Kohren, Stadtr. Clemen, Hauptcollecteur Nitzsche, Cigarren- fabrikant Franz, Kausm. Meier, Fabrikant GlauSnitzer, Gastwirth Knobloch, Cigarren sabrikant Otto, Fabrikant Großsuß, Bank- director Mohrmann und Fabrikant Grieben in Döbeln, Fabrikant Seume in Technitz, Rittergutsbesitzer Lorenz in Keuern, Ritter gutsbesitzer Neidhardt in Kleinbauchlitz, Braunei besitz» Richter, Kausm. Iäfsing, Fabrik besitz» Breiter, Kaufm. von Lossow und Kausm. Lampert in Wurzen, Gutsbesitzer Kersten in Altenbach, Gut-besitzer Mettler in Böhlitz, Gut-besitzer Lehne in Dehnitz, Ritter gut-Pachter Zeitschel in Dornreichenbach, Guts besitzer und Bezirksausschußmitglied Seydel in Fremdikwalde, Gutsbesitzer Karnahl in Groß- schepa, Rittergut-Pachter Wobst in Heyda, ittergut-pachter Schneider in Leulitz, Ritter gutsbesitzer Schnetger in Machern, Rittergut-- Pachter Hosmann in Mühlbach, RittergutS- pachter Möller in Obernitzschka, Gutsbesitzer Möbius in Roitzsch, Gutsbesitzer Schöne in Kühren, Gutsbesitzer und Gemeinde-Bor stand Böhlig und Gutsbesitzer Schöne in Wasewitz, Kaufm. Barth und Bucbdruckereibesitzer Ulrich in LeiSnig, Gutsbesitzer Nitzsche und Gutsbe sitzer Kitzina in BeierStorf. Gutsbesitzer Däbritz in Dürrweitzschen, BraugutSbesitzer Reibetanz in Gcrsdorf, Rittergutsbesitzer Wetzig in Korpitzsch, Rittergutsbesitzer Mirus in Marschwitz, Ritter- gulSb sitz»ClauS, Polkenberg mit BockSdorf, Kgl. Oberförster Börner in Scidewitz, Mühlenbesitzer Prieme in Tautendorf. Ziegeleibesitzer Kicket- bayn in Strehla, Zieqeteibesitz» Bohle in Lcckwitz, Ziegeleibesitzer Michael in Mügeln, KalkwerkSbesitzer Michael in Patzschkowitz. Guts besitzer Gasch in Delmschütz, Rittergutsbesitzer Barth in Wiederoda, Rittergutsbesitzer Gade- gast in Niedergrauschwitz, Mühlenbesitzer Reif in Dahlen, Baumeister Dorn in Oschatz, Vor- werkSbefitzer Röber daselbst, Ritt»gutSpacht» Wetzig in Hahneseld, Gut-besitzer Köhler in Canitz, GutSbesitz» MöbiuS in Gänzig, Ritter- gutSpachter Patzschke in Hof, Gut-besitzer Thierbach in Kleinböhla, RittergutSpachter Odrich in LampntSwalde und GutSbesitz» Horst in Pulsitz. AlS HülfSgeschworene wurden aufgestellt die Herren Uhrmacher Ioh. Glieb. Albrecht, Kausm. Friedr. Otto BlaSberg, Kausm. P Gust- Böckelmann, Prokurist Carl Otto Beth mann, Schlossermeister Friedr. Aug. Ludw Beulshausen, Kaufm. A. Victor Emil Dreßler, Kausm Rud. Eichrodt, Kaufm Herm. Jul. Theodor Eckert, Schloffermeister Carl Anton Fiedler, Kaufm. Christ. Friedr. Grunert, Buchbindermcister Franz Ferd.Halle, Adv. Moritz Hentschel, Blumenfabrikant Friedr. AntonHüller.Kaufm. Louis Iosephson.Kaufm. LouiS Armand Knorr, Kaufm. Joseph Michael Leh maier, Privatmann Car! IuliuS Nitzsche, Kausm. Aug. Robert Präger, Privatmann Alex. BrunoR o st, Kaufm. C Conrad Ru s cbp ler, Adv. vr. zur. Otto Schill, Kausm. Jul. Ioh Alexander Söhlmann, Klempnermeister Paul Richard Schnabel, Maurermeister Franz Aug. Eduard Schirmer, und Kürschnermeister Franz Robert Schütz, sämmtlich in Leipzig. Neues Theater. Leipzig, 27. Januar. In der Oper waren die letzten Wochen lediglich Wiederholungen ge widmet, welche in Folge ihr» unveränderten Be setzung keine Veranlassung zu bksonderer Berück sichtigung boten. ES hatte die- seinen guten Grund darin, daß die Operndirection mehrere ganz neu zu besetzende große Werke mit besonder» Sorgfalt vorbereitet, und ebenso muß hervor gehoben werden, daß auS der viel müßigeren Zahl von Vorstellungen der ernste Wille d» Direktion »sichtlich: die Kräfte der Oper möglichst zu schonen. waS selbstverständlich aus die Qua lität dn Leistungen in d» Regel ton erheblich vortheilhaft» Rückwirkung ist. DaS Repertoire diese- MouatS bestand auS: „Lohengrin" 2 Mal, „Tanhäuser", „Rienzi" 3 Mal, „Abuhassan" und Häuslicher Krieg", „Prophet", 2 Mal, „Aida", „Faust", „Lustige Weib» von Windsor", „Schwar zer Domino" und „Waffenschmied", dinen sich mit Schluß des Monats Gluck'S „Ar- mida" hinzugesellen soll. — Erkältungen :c. machten in dem ursprünglich beabsichtigten Re pertoire so manche Querstriche, weSbalb z. B. Mozart leider keine Berücksichtigung zu Theil wer den konnte. — In der Vorstellung deS „Waffen schmied" war die Titelrolle neu durch Hrn. Baumann besitzt. Von unseren heutigen Opern sängern verlangen wir nicht nur, daß sie gute Sänger, sondern daß sie auch ebenso gute und vielseitige Schauspiel» sind. Am Schwersten ist bekanntlich Letzteres zu »reichen. Man kann ein recht guter Leporello, Figaro :c. sein und grade de-halb nicht da- für gravitätische Rollen geeignete Naturell besitzen. Wenn aber auS der sorgfältig durchdachten Ausarbeitung einer Rolle daS Be streben so sichtlich durchleuchtet, auch letzteren näher zu kommen und sich in Betreff zu großer Beweglichkeit zu beherrschen, so können wir dem strebsamen Künstler unsere Anerkennung nick t ver sagen und dürfen nicht Unterlasten, ihn aufzu- müntern: ähnlich, wie dem Bürgermeister von Saardam den Stempel gravitätischer Bornirtheit, dem angesehenen Wormser Meister Waffenschmied und Viehdoctor denjenigen würdevoll biederer Treuherzigkeit aufzvprägen, resp. ihn in Haltung und AuSdruck noch weniger jugendlich zu färben. VieleS erschien bereits recht gut getroffen, besonders gemüthliche Züge, und über Erwarten lobenswerth wahrte Hr. Bau mann dem popu lären Liede im 3. Acte eine recht gewinnende Mischung von Warme und gesanglich» DiScretion. Die ganze Vorstellung athmete zenen »frischenden Hauch von Lust und Mühelosigkeit, von so unge zwungen» Freiheit bei prächtigem Ensemble in Gesang wie Spiel, daß eS ein wahre- Vergnügen war, derselben zu folgen, und man willig einzelne etwa- seltsame Zuthaten deS sehr ausgelassenen Knappen über sich »gehen lirß. Hier fühlen sich unsere trefflichen deutschen Künstler eben ganz anders zu Hause, alS aus dem glatten Parquet deS parfümirten Pariser SalonS. DaS Ehepaar Lißmann-Gutzschbach wie die HH. Rebling, Miller und Schubert sowie Frl. Löwy mit ihr» prächtigen Frische und Schlagfertigkeit, sie alle, nebst dem Chor und deni Orchester unter Hrn. Mühldorf»'- Leitung, hatten ihren Antheil an diesem wohlgelungenen Abend, und daS Publicum unterließ nicht, seiner animirten Stim mung lebhaften AuSdruck zu verleihen. — Gegenüber der noch immer ungewöhnlich tiefen Verstimmung eineS TheilS unseres PublicumS kann man im gegenseitigen Interesse nur wünschen, daß möglichst bald über allen Vorstellungen ein so guter Stern gegenseitigen sympathischen Ein verständnisses Watten möge, wie über der heutigen. Wenn die Kritik die Pflicht hat, auf eine unserer Stadt würdige Vervollkommnung der Leistungen zu dringen, so hat sie hiermit sicherlich auch die: das Publicum vor Schritten zu warnen, durch die e- sich selbst den Genuß gründlich verkümmert! Die- geschieht ab»i wenn eS Künstler einschüchtert, entmuthigt, ver bittert, welche (trotz mancher Schattenseiten) Aufmunterung, Anerkennung in erhöhtem Grade verdienen. Aufmunterung ist nun einmal die Lebenslust jede- strebsamen Künstlers, ohne die er schlechterdings nicht zu existiren vermag Kommen nun zumal solche Künstler zu unS, welche am bisherigen Orte ihres WirkenS nach weislich zu deu gefeierten, stark verwöhnten Lieblingen gehörten, welche glänzende Hoftheater antrtige lfloS de-halb ablehnten, um sich die Gunst deS Leipziger PublicumS zu gewinnen, oder sich durch eine so anregende Lust wie vie hiesige weiter zu entwickeln, so sind wir doch gewiß keineswegs bcrechtigl, über ihre guten Seiten den Stad zu brechen wegen einzeln» unserem Geschmack nicht zusagender Manieren. Gewiß ist eS unsere Pflicht, letztere so lange und» hohlen zu rügen, biS sie beseitigt sind; Nichts n aber ungeschickter, alS dieö in brüSk verletzend» Weise unaufhörlich thun zu wollen. Eingerostete Fehler legt man bekannt lich nicht so schnell ab, zumal bei so angestrengter Probenthätigkeit wie hier. Einigermaßen wirk sam läßt stch darauf ersahrungSmäßig nur bei geeigneten Gelegenheiten und in einer deS Künstlers würdigen, Wohlwollen und Interesse für ihn athmenden Weise einwirken. Selbstver stündlich ist unsre Bühne keine UebungSanstalt für Anfänger. Aber schließen etwa Hosbühnen ersten RangeS, wie Wien, Berlin, DreSden, An sänger gänzlich auS? Keineswegs, sobald sie zu der gegründeten Hoffnung berechtigen, sich in Kurzem zu angemessenen Leistungen auszuschwingen. Wie ungerecht, jene stattliche Reihe der jetzt hier oder an ersten Bühnen sich ehrenvoll behauptenden Künstlern» gessenru wollen, welche hier entweder als völlige Anfänger begannen oder doch erst durch ihre hiesige Entwickelung sich Ruf gewannen! Bessern wir ferner vielleicht irgend Etwa- da durch, daß wir unseren Behörden oder der jetzigen Direktion jene in Folge einer Verkettung feind lich» Umstände, unrichtiger Anschauungen, läh mender Gesetze :c. gewachten Fehler :c , welche jenen unheilvollen Riß in unsere frühere Be setzung brachten, unablässig nachtragen'? Haben vielleicht die früheren Pächter ihr Vermögen dem Kunstideal zum Opfer gebracht'? Oder hat etwa die jetzige Direction »klärt, die noch vor handenen Lücken nicht würdig auSfüllen zu wollen'? Sind denn ab» Künstler, wie wir sie trotz uns»» viel billigeren Preise bean spruchen, vielleicht so zahlreich selbst an ersten Hoftheatern, oder so fchneÜ auS ihren bisherigen glänzenden Stellungen zu lösen'? Wie gemüthlicd lange behalf man sich hi» früh» z.' B. ohne Heldentenor, od» muthete unS Sänger zu, die jedem fremden Besucher recht unsympathisch aus fielen, und zwar so lange. biS wir unS an ihre Fehler gewöhnten! Hat sich etwa der bessere Theil unseres jetzigen Personal- als nicht eignet »der nicht fortschritt-fähig ergeben? enn ferner, waS ich selbstverständlich niemals verschwiegen, Fehlgriffe vorkamen oder manche Vorstellung unbefriedigender auSfiel, und diejenigen Abonnenten allerdings unser Bedauern verdienen, welche zufällig imm» grade solche Vorstellungen trafen — kommt eS etwa nicht überall vor, daß über manchen Aufführungen ein Glücksstern schwebt, über anderen dagegen nicht ? Hat sich vielleicht unser jetziger Operndirector Hr. Neumann in seinen Inscenirungen nicht alS höchst vortrefflich bewährt, und d-gl. uns» neuer Capellmst. Hr. Sucher, namentlich in Wagner'scben Opern, alS ein Künstler von be sonder» Begabung ? Haben etwa unsere Chor- leistunaen trotz aller Mißlichkeit der jetzigen Ver hältnisse nicht bereit- in die Augen fallend ge wonnen (ich erinnere nur an die Frieden-boten im „Rienzi" oder an den Brautchor im ..Lohen grin", an die Chöre im „Häuslichen Krieg" und vieles Andere)'? Muß nicht ein seit 25 Jahren an den strengsten nord- und süddeutschen Fachblättern betheiligt» Berichterstatter, der sich bewußt, stet- jeden Künstler mit gleicher Gerechtigkeit behandelt, niemals Schattenseiten verschwiegen, son dern nachweislich jetzt mit größerer Strenge alS früher geurtheilt und z. B. im ersten Monat leid» mindesten- 8 neue Sänger so abweisend besprochen zu haben, daß von deren fernerem Auftreten abgesehen werden mußte; alle Lust ver lieren, seinen ermüdenden Mahnerpflichten im Interesse d» Vervollkommnung der Kunstlcistungen ferner nachzukommen, wenn man, anstatt ihm dafür entsprechende- Vertrauen entgegcnzubringen, ihn mit Einschüchterung-Versuchen von feinem unparteiischen Standpunkte abzubringen bemüyt ist ? Wie vielsagend präcisirten die alten Meister singer ein solches Amt mit den schönen Worten: „Der Merker werde so bestellt, daß weder Haß noch Lieben das Nrtheil trübe, daS er fällt!" — vn. Herm. Zopfs. Altes Theater. Leipzig, 28. Januar. Viktorien Sardou'S „Letzter Brief" ist von früh» her alS ein lebendige- und muntere- Lustspiel bekannt, welches den Reiz einer durchaus eigenartigen Erfindung für sich hat. Die mnkwürdigen Schicksale eines Briefe- bilden den Inhalt de- Lustspiel- und daS Bühnenrcquisit kann in der Thal alS der Held desselben betrachtet werden. Ihm ergeht eS schlecht genug: er wird zu jederArt von Märlyrcr- thum veruri heilt. Zweimal wird » halb ver brannt, dann muß » alS Dülle für einen Hirsch käfer dienen; schließlich wird » zum zweiten Male für eine LiebeScorrefpondenz benutzt und geräth in die feuergesährliche Nähe de- eifersüchtigen Gatten, ohne indeß zu explodiren. Im Grunde ist daS Stück ein Schwank, ab» mit aller Feinbeit de- französischen ESprit durchgesührt und mit eiu-r um AuSkunftSmittel nie verlegenen Erfindungs gabe. „Des z'Lttes cke moucke", wie der fran zösische Titel de- Sardou'schen Stücke- ist, war vaS erste Lustspiel de- begabten Autor-, welche« Erfolg hatte. Sardou gehört nicht zu den Lust spieldichtern deS TltsLtre trLntzai.^, wie Augier; dazu fehlt sein» Dichtnweihe zu sehr die künst lerische Architektur und eine gewisse vornehme Reserve; seine Muse flanirt zu sehr od» stürzt kopfüber « die Handlung hinein; doch weiß » alle Fäden zu entscheidenden Situationen zusam menzuraffen und dadurch unterscheidet » sich von unseren deutschen Lustspielflaneur-, wie Rosen, welche nirgend- üb» ein ;»hackte- Ragout von Possenmotlven hinauskommen. Gespielt wurde ganz munter, abgesehen von einigen kleinen Stockungen im Dialog. Herr Senger konnte den Prosper von Block noch mit mehr geistiger Ueberlegenheit und paradoxen Sond»IingSmaninen auSstatten; er gab ihn ab» mit einer ergötzlichen Frische und arbeitete viele Pointen der Rolle gut heraus. Herr Con rad alS TituS von Vanhove zeigte fein Talent für komische Charakteristik, ab» ebenso eine gewisse Hinneigung zur Caricatur in den Othello- scenen. He» Eichenwald alS Thirion hatte trockenen Humor; » stellte deu geistesbeschränkten Fachgelehrten ganz entsprechend dar. Für den Käseisammler haken wir übrigen- auf deut scher Bühne ein früh» sehr keliebte- Origi nal: den „SkorrbanuS" in dem bekannten Lustspiele von Carl Schall. Der Bussoni» de« Herrn Tietz war ein gelungener Philist» und der Paul Temple de- Herrn Telchmann entsprach dem Bilde de- unauSgegohrenen jungen Burschen, der im Rausch der Liebe zwischen schüchternen Bedenken und kühnen Wagnissen hin und h» schwankt. Groß ist die Zahl dn weiblichen Charaktnköpse